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Karikatur von KiJuKU-heinz
23.07.2021

Hört endlich auf Kinder und Jugendliche, lasst sie mitreden und -bestimmen!

Was geht, liebe Politik. Mehrmals versprochen, endlich Kinder und Jugendliche und ihre Bedürfnisse in der Pandemie zu berücksichtigen, wird die junge Generation noch immer weitgehend ignoriert.

„Ja, aus Sorge um ältere und sehr schützenswerte Gruppen von Menschen hätte man schon lange Zeit auf Kinder und Jugendliche und deren Bedürfnisse zu wenig geachtet, gestand der Gesundheitsminister (damals noch Rudolf Anschober, Anm. der Red.) im … Interview mit (nach einer speziellen Pressekonferenz, in der Kinder ihre Fragen an ihn richten konnten) mit dem hier schreibenden Journalisten, damals noch für Kinder-KURIER und schauTV tätig. „Nicht zuletzt deswegen habe diese spezielle Online-Sprechstunde stattgefunden und künftig sollten Kinder und Jugendliche auch mehr selber zu Wort kommen – so sein Versprechen.“ Dieses Zitat stammt vom 27. Mai – 2020, also vor 14 Monaten.

KiKu-Bericht über die Anschober-Kinderpressekonferenz

Fast auf den Tag genau 13 Monate später antwortete sein Nachfolger, Wolfgang Mückstein auf meine Frage bei einem Mediengespräch mit Jugendlichen, „ob und wie künftig gesichert werden könnte, Kinder und Jugendliche auch von Anfang an zu berücksichtigen, sie eventuell im Sinne der Kinderrechte auch einzubinden, … ausweichend – trotz Nachfrage. Aber er versprach, künftig auch in Nicht-Pandemiefragen wie Kinderarmut mehr Augenmerk darauf zu legen.“

Dazwischen brauchte es u.a. eine Onlinepetition mit mehr als 25.000 Unterzeichner:innen und eine Videobotschaft Grazer Schüler:innen Anfang März bis sich der Unterrichtsminister dazu bequemte, im abgelaufenen Schuljahr für die (mündliche) Matura dieselben Erleichterungen (Freiwilligkeit) zu erlassen wie im Jahr davor, obwohl die Jugendlichen da schon ein Jahr Lockdowns usw. in den Knochen und Hirnen hatten.

KiKu-Bericht über diese beiden Initiativen

Immer wieder formulier(t)en Kinder und Jugendliche – und viele Fachleute – Forderungen, Vorschläge, Wünsche, was Kinder und Jugendliche brauchen (würden). Mit Ausnahme von oben zitierten und ein paar anderen Sätzen ist die verbreitetste Reaktion von Seiten der Politik gegenüber den Jungen: Ignoranz, um nicht den Titel des Sonderheftes der deutschen taz (TagesZeitung) zu bemühen „Voll am Arsch – Generation Corona“.

Nicht lost, sondern im Stich gelassen

Keine Lost Generation, sondern eine die im Stich gelassen wurde/wird – so bezeichnete es Schulsprecher und Mitglieder der Landesschülervertretung Theo Haas auf den Punkt gebracht die Lage bei einem der Young Speaker’s Corner im Rahmen des Wiener Kultursommers.

Dabei haben sich Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in der Pandemie mehr als diszipliniert und solidarisch gegenüber der älteren Generation verhalten – zum „Dank“ dafür wurden sie immer wieder als Corona-Party-People beschimpft, als sie sich dann getroffen haben als es schon erlaubt war.

Ein Drittel

Wobei vor allem die Schere zwischen geförderten und benachteiligten Kindern und Jugendlichen durch die Corona-Krise nochmals weiter aufgegangen ist. Zu den im Stich gelassenen zählt dem deutschen Jugendforscher Hurrelmann rund „ein Drittel, darunter überwiegend junge Männer“, das „kumulativ (also angehäuft, Anm. der Red.) von schlechter Schulbildung, prekärem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt und den lebensweltlichen Beschränkungen der Pandemie betroffen“ ist „und diese Gruppe wird – so die Aussichten – möglicherweise der Gesellschaft verloren gehen, also empfänglich für populistische und ausgrenzende Botschaften sein.“ (siehe Infobox)

Kinderrechte!

Im Sinne der Kinderrechtskonvention sollte aber nicht nur auf Kinder und Jugendliche Rücksicht genommen werden, um sie zu behüten und beschützen, sondern wie vor allem Artikel 12 dieses sozusagen internationalen Kinder- und Jugend-Grundgesetzes festhält, diese selbst zu Wort kommen zu lassen, sie zu fragen, miteinbeziehen und mitbestimmen zu lassen in Dingen und Fragen, die sie betreffen. „Wer, wenn nicht wir? Wann, wenn nicht jetzt?“, hatte das Leitthema des mehrsprachigen Redebewerbs „Sag’s Multi!“ in diesem Jahr gelautet.

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Voll am Arsch

Sind die Jungen die großen Verlierer der Corona-Pandemie?
Mit Isolde Charim, Lorraine Hellwig, Klaus Hurrelmann, Zino I., Diana Kinnert, Wolf Lotter, Jagoda Marinić, Jean Peters, Johannes Vogel und Harald Welzer.
7,50 €
taz FUTURZWEI Ausgabe 17