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Standbild aus dem Kinofilm "Die Abenteuer von Kina & Yuk"

Die Klima-Erwärmung trennt das junge Polarfuchs-Pärchen

Unendliche weiße Weiten. Schnee und Eis. Kälte. Doch dieser nicht ganz 1½-stündige Kinofilm verströmt große Wärme. Wobei nicht diese der erzählten Geschichte, sondern die gestiegenen echten Temperaturen die Ausgangsbasis für „Die Abenteuer von Kina & Yuk“, einem Polarfuchs-Pärchen, bilden.

Sie schneeweiß, er grau-schwarz verlieben sich ineinander. Ganz nahe kommt die Kamera an die verspielte Füchsin und den Fuchs heran. Übrigens auch an viele der anderen Tiere – Eisbärin, Hermelin, Polarhase, Wölfe, weniger nahe an die Karibus (nordamerikanische Variante von Rentieren).

„Ungeheuer“

Die Grundgeschichte wird im Film – und in dessen Bewerbung – „frei erfunden nach wahren Begebenheiten“ genannt. Das Pärchen ist dabei sich zu vermehren. Doch eines Tages knarzt und kracht es im eisigen Untergrund – als würde ein Ungeheuer im Inneren sein Unwesen treiben“ heißt es im Film, der Mitte Jänner (2025) in die Kinos kommt. Das Eis spaltet sich, Yuk bleibt letztlich auf einer kleiner und kleiner werdenden Scholle zurück. Kann nicht mehr zu Kina. Natürlich vorerst, denn nach nicht ganz 80 Minuten gibt’s „natürlich“ ein Happy End.

Standbild aus dem Kinofilm
Standbild aus dem Kinofilm „Die Abenteuer von Kina & Yuk“

Überlebenskämpfe

Bis dahin muss sich die werdenden Mutter gegen einen Rotfuchs, der auch nur wegen der Klima-Erwärmung in diese nördlichen Regionen vordringt. In Wahrheit ist es dieselbe Ursache, die „ewiges“ Eis zum Schmelzen bringt. In der Suche nach Nahrung landet die Polarfüchsin in der nächsten menschlichen Ansiedlung, im Film Jack City genannt. In echt heißt die Stadt Dawson City im hohen Norden Kanadas wo 2023 gedreht wurde. Kina wird in der Stadt von den Wachhunden ebenso bedroht wie von Wölfen, die nachts in die Ansiedlung kommen. Also muss sie wieder weiter flüchten – folgt einer Herde von Karibu.

Parallel kämpft Yuk ums Überleben, seine Insel schrumpft, er droht ins eiskalte Wasser zu fallen bis ihn ein Jäger in seinem Boot rettet an „Land“, sprich zusammenhängendes Eis bringt, von wo aus sich der Polarfuchs auf die Suche nach seiner Lebensgefährtin macht – und auch so manche Abenteuer und Kämpfe bestehen muss, bis…

Standbild aus dem Kinofilm
Standbild aus dem Kinofilm „Die Abenteuer von Kina & Yuk“

Botschaft „nebenbei“

Neben der vielleicht gar zu märchenhaften Story spielen die teils überwältigenden Landschafts- und Tier-Aufnahmen die Hauptrolle. Amt der „nebenbei“ vermittelten Botschaft, sich für den Erhalt dieser von der Klima-Erwärmung bedrohten Natur einzusetzen.

Zeitungsmeldung

Guillaume Maidatchevsky, Regisseur und – gemeinsam mit Guillaume Lonergan – Drehbuch-Autor, dieses Kinofilms „verrät“ in einem Interview mit Ingrid Pohu, das sich in den Medien-Unterlagen findet, wie er zur Story gekommen ist: „Vor etwa fünf Jahren las ich in Kanada einen Zeitungsartikel mit dem Foto eines Polarfuchses, der auf einer Eisscholle gefangen war. Die Fischer, die ihn retteten, erzählten, wie sie das zitternde Tür gefunden hatten. Damit sich der unterkühlte Polarfuchs aufwärmen konnte, steckten sie ihn zunächst in eine Kiste, bevor sie ihn wieder freiließen.

Standbild aus dem Kinofilm
Standbild aus dem Kinofilm „Die Abenteuer von Kina & Yuk“

Beim Lesen fragte ich mich, woher dieser Polarfuchs kam, welchen Weg er zurückgelegt hatte und was wohl aus ihm wurde? Ich bin von dieser wahren Geschichte ausgegangen, um das Drehbuch zu schreiben. Für mich trägt dieses ausdrucksstarke Bild des Fuchses auf der Eisscholle bereits eine Dramaturgie in sich. Genau danach suche ich, wenn ich einen Film mache.“

Standbild aus dem Kinofilm
Standbild aus dem Kinofilm „Die Abenteuer von Kina & Yuk“

Ballett von Kameraleuten und Tieren

Der gelernte Biologe schildert in diesem Gespräch auch, wie es überhaupt gelungen ist, so nahe an die Tiere heranzukommen: „Am Set entstand vom Kamerateam um die Tiere herum ein „Kreis des Vertrauens“. Das ist wie ein Ballett zwischen den Tieren und uns. Je nachdem, wie sie sich verhalten, betritt man diesen Kreis oder tritt aus ihm heraus. Wenn ein Tier etwas gestresst ist, entfernt man sich, wenn das Tier cool drauf ist, nähert man sich ihm wieder mehr…“

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Szenenfoto aus dem Kinofilm "Alles Fifty Fifty" - Milan allein am Strand

„Lieber Freiheit, ich brauch keinen Schnickschnack“

KiJuKU: Zunächst, große Gratulation, du hast den Milan sehr überzeugend gespielt, es wirkte praktisch durchgehend, als wärest du genau dieser Typ.
Valentin Thatenhorst: Danke, das freut mich. Aber nee, ich bin gar nicht der Typ. Ich bin tatsächlich ganz anders als Milan, aber ich verstehe ihn.

KiJuKU:  Was war die lustigste, die beste und was die schwierigste Szene?
Valentin Thatenhorst: Die lustigsten Szenen waren die zusammen mit Mila, weil wir immer viel gelacht haben. Das hat es tatsächlich auch schwierig gemacht, weil wir nicht immer lachen durften. Die beste Szene war die in der Milan sich entscheidet ins Wasser zu gehen.

KiJuKU: Was an dem Charakter war leicht, und was nicht ganz so leicht zu spielen?
Valentin Thatenhorst: Generell finde ich Text-Szenen immer viel leichter zu spielen als Szenen, in denen man ganz ohne Text Emotionen zeigt – und davon gibt es in „Alles Fifty Fifty“ ein paar.

Szenenfoto aus dem Kinofilm
Szenenfoto aus dem Kinofilm „Alles Fifty Fifty“ – Gespräche am Poolrand beim „Schwimm“kurs

KiJuKU: Waren die Dreharbeiten insgesamt anstrengend?
Valentin Thatenhorst: Das Drehen an sich gar nicht, es hat mega Spaß gemacht. Anstrengend war es nach dem langen Drehtag noch Vokabeln zu lernen und Hausaufgaben zu machen.

KiJuKU: Wenn du selber wählen dürftest/könntest, wo und wie würdest du lieber urlauben – in dem feinen Hotel mit den Pools und dem eher komplizierten Verhältnis zwischen Vater, Mutter und deren Freund oder in den eher leicht chaotischen Umständen auf einem der Campingplätze?
Valentin Thatenhorst: Definitiv Campingplatz. Lieber Freiheit und ein gutes Verhältnis. Ich brauche keinen Schnickschnack.

Szenenfoto aus dem Kinofilm
Szenenfoto aus dem Kinofilm „Alles Fifty Fifty“ – Milan Cool am Pool

KiJuKU: Ist Schauspiel deine Berufsperspektive?
Valentin Thatenhorst: Ja, eigentlich schon – aber da muss ich noch viel üben und ausprobieren. Man muss da wirklich gut sein, um es als Beruf zu machen.

KiJuKU: Was sind deine liebsten Freizeitbeschäftigungen?
Valentin Thatenhorst: Mit meinen Freunden rausgehen, Basketballspielen, schwimmen, …

KiJuKU: Was magst du in der Schule am meisten – und was gar nicht?
Valentin Thatenhorst: Meine Lieblingsfächer sind Mathe und Sport. Am aller liebsten mag ich natürlich die Pausen, weil ich da mit meinen Freunden spielen kann. Und ich mag nicht, wenn manche Lehrer unfair sind.

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Zu einer Filmbesprechung geht es hier unten

Szenenfoto aus dem Kinofilm "Alles Fifty Fifty" - Milan und die Mutter

Witz in und mit „Erziehungs-Lücke“

Die Eltern werden in der Schule vorgeladen, weil Sohn Milan eine arge Zeichnung gemalt hat, die eine Mitschülerin sehr verletzt. Mutter Marion und Vater Andi leben getrennt, Milan verbringt seine Zeit abwechselnde bei beiden. Und nutzt dies bis zu einem gewissen Grad aus, indem er die beiden gegeneinander ausspielt, Mutter und Vater jeweils sagt, die/der andere hätte ihm dies und jenes erlaubt. Das funktioniert, weil die beiden nicht miteinander reden. Übrigens auch nicht besonders viel mit Milan selbst.

Auf streckenweise sehr witzige Art spielt sich diese „Erziehungs-Lücke“ in „Alles Fifty-Fifty“ ab. Dieser Film startet Ende August in österreichischen Kinos.

Szenenfoto aus dem Kinofilm
Szenenfoto aus dem Kinofilm „Alles Fifty Fifty“ – Milan und sein Vater

Nach dem aufrüttelnden Termin in der Schule mit versuchten, hilflosen Ausreden der Eltern, beschließen diese, es müsse sich was ändern. Sie planen einen gemeinsamen, aber selbstverständlich getrennten Urlaub. Bei dem kommen sie drauf, ihr Sohn kann nicht schwimmen. Der Schwimmkurs… – naja

Szenenfoto aus dem Kinofilm
Szenenfoto aus dem Kinofilm „Alles Fifty Fifty“ – Mila und ihre Gang

Jedenfalls lernt Milan ein toughes Mädchen namens Mila kennen. Die wohnt mit ihrem Vater und der Oma auf dem nahegelegenen Campingplatz, während er und seine Eltern – die Mutter mit ihrem neuen Lebensgefährten – in einem Luxushotel logieren.

In dem mit vielen situationskomischen Szenen gespickten Film spielen der erst 13-jährige Valentin Thatenhorst und die gleichaltrige Aennie Lade sehr überzeugend. Ersterer kommt von der Geschichte her viel häufiger ins Bild und Spiel. Mehr über ihn und seine Rolle in einem – per eMail geführten – Interview mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… – hier unten geht’s zum Link dazu.

Szenenfoto aus dem Kinofilm
Szenenfoto aus dem Kinofilm „Alles Fifty Fifty“ – Milan – Mutter, ihr Freund und Milans Papa

Schade um den verworfenen ersten Ansatz

Für viel gespielt unfreiwilligen Witz sorgen auch Laura Tonke als Marion und Moritz Bleibtreu als Andi samt Aufwerfen und humorvollem Umgang mit Herausforderungen der (Kinder-)Erziehung. Schade aber, dass Alireza Golafshan (Regie, Drehbuch und Schnitt) sein – laut Medienheft zum Film – ursprüngliches Konzept verlassen hat. „Am Anfang stand ein Scheidungskind aus der Großstadt im Mittelpunkt, das gegen alle Erwartungen nicht davon träumt, dass die Eltern wieder zusammenkommen, sich nicht als Opfer wahrnimmt, sondern das System der Trennung mit doppelter Aufmerksamkeit in vollen Zügen genießt.“

Je länger er und sein Team am Film arbeiteten, desto stärker habe sich „der Stoff allerdings immer mehr zur Geschichte der Eltern entwickelt“. Noch dazu mit einem näher und sehr nahe Kommen von Marion und Andi ;(
Womit’s erst recht wieder auf „armes Scheidungskind“ und Happy End mit Familienzusammenführung hinausläuft. In einem der ersten Jahre im Kinder-KURIER – Vorläufer von Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… kritisierten Schüler:innen in einem Workshop, „dass Medien immer von armen Scheidungskindern berichten, viele aus unserer Klasse erleben nach guten Trennungen beide Elternteile nun ohne den vorherigen Dauer-Streit!“
 

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Zum Interview mit dem Darsteller des Milan geht es hier unten

Aus dem Doku-Kinofilm „Botschafter des Erinnerns“ / Ambasador Pamięci

„Wir leben so lange, solange diejenigen leben, die sich an uns erinnern“

In dichten 100 Film-Minuten erzählt Stanisław Zalewski in Baracken der Gedenkstätten der ehemaligen Nazi-Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, Mauthausen und Gusen ebenso wie in der wiederaufgebauten Altstadt von Warschau einen wichtigen Teil seines Lebens – jenen, in denen er als polnischer Hitler-Gegner insgesamt fast zwei Jahre eingesperrt war. Und einer der wenigen Überlebenden dreier KZ ist. Und sich vor allem in seiner Pension zum „Botschafter des Erinnerns“ / „Ambasador Pamięci“ geworden ist. So heißt der Film von Magdalena Żelasko (Regie/Drehbuch) und Michał Kozioł (Kamera/Drehbuch). Drei Jahre lang durften die beiden Stanisław Zalewski mit der Kamera begleiten – zu Gedenkfeiern in den genannten Mord-Orten der Faschisten ebenso wie ins Büro des Verbandes aller ehemaligen polnischen KZ-Häftlinge, wo der Protagonist in Mappen von Dokumenten und Fotos blättert, auch persönlichen zum Beispiel Klassenfotos aus seiner Kindheit.

Aus dem Doku-Kinofilm „Botschafter des Erinnerns“ / Ambasador Pamięci
Bild aus dem Film „Botschafter des Erinnerns“

Widerstandsparolen gemalt

Er schildert, wie er als angelernter Mitarbeiter in einer Autowerkstatt Militärfahrzeuge der Nazis so sabotierte, dass sie erst Hunderte Kilometer später an der Front den Geist aufgaben. Oder wie er im Warschauer Ghetto Widerstandslosungen auf Hausmauern schrieb. Und dabei erwischt wurde und dann ins KZ Auschwitz-Birkenau kam, von dort nach Mauthausen und ins Nebenlager Gusen kam, um als Mechaniker beim unterirdischen Bau des Kampfbombers Messerschmidt arbeiten zu müssen.

Nach der Befreiung der Konzentrationslager und der Welt vom Faschismus kam er in ein zerstörtes Warschau, machte seine Ausbildung fertig, studierte, wurde Ingenieur und Sachverständiger im Fahrzeugbau. Nachdem er – erst sehr spät – über die Vergangenheit reden konnte, begann er sich im genannten Verband zu engagieren und vor allem darum zu kämpfen, dass in Gusen, den Nebenlagern von Mauthausen, eine Gedenkstätte errichtet wurde.

Magdalena Żelasko (Regie und Drehbuch) mit dem zeitzeugen und Filmprotagonisten Stanisław Zalewski
Magdalena Żelasko (Regie und Drehbuch) mit dem Zeitzeugen und Filmprotagonisten Stanisław Zalewski

100 Stunden Film-Material

Żelasko und Michał Kozioł hatten am Ende rund 100 Stunden Filmmaterial, berichtete Erstere bei der Medien-Vorführung des Films am Montag – wo übrigens auch Stanisław Zalewski zum ersten Mal das fertige Produkt sah. Sie beide seien gar keine professionellen Filmemacher:innen, entschuldigte sich die Regisseurin, langjährige Leiterin des „LET’S CEE Filmfestivals“ (Zentral- und Osteuropa), für manche Ton- oder Bild-Schwächen. Sie hätte auch gar nicht glauben können, dass davor noch nie wer einen Film über den mittlerweile fast 99-Jährigen gemacht hätte. „Und so haben wir ihn gemacht, weil er gedreht werden musste.“ Mit derselben Intention wie Zalewski vor allem gern mit jungen Menschen spricht: Nicht nur über die Vergangenheit reden, sondern Schlüsse für die Gegenwart zu ziehen, damit sich so etwas niemals wiederholen dürfe.

Aus dem Doku-Kinofilm „Botschafter des Erinnerns“ / Ambasador Pamięci
Bild aus dem Film „Botschafter des Erinnerns“

Bewusst im O-Ton mit Untertiteln

Übrigens: Bewusst wurde und wird der Film nicht synchronisiert. So kann die auch immer trotz der Erzählungen hoffnungsvoll klingende polnische Originalstimme Stanisław Zalewskis gehört werden. Er kommt – wie schon in einem vorigen Bericht geschrieben – ab 1. September – dem Jahrestag des Beginns des 2. Weltkrieges in die Kinos der cineplexx-Kette (größter Kinobetreiber in Österreich). Da diese in mehreren Ländern, vor allem Südosteuropa, präsent ist, soll der Film auch Untertitel in all diesen Sprachen bekommen.

Magdalena Żelasko und Stanisław Zalewski im Kinosaal - im Hintergrund ein Bild aus dem Film sowie die Sponsor:innen
Magdalena Żelasko und Stanisław Zalewski im Kinosaal – im Hintergrund ein Bild aus dem Film sowie die Sponsor:innen

Botschaft

„Wir leben so lange, solange diejenigen leben, die sich an uns erinnern“, zitierte Stanisław Zalewski im Kino bei der Vorführung für Medien auch den Spruch aus dem Film, der auf der Fahne des Verbandes der ehemaligen Häftlinge der Konzentrationslagers Mauthausen/ Gusen steht. Und dies sei auch die Botschaft des ganzen Films.

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Aus dem Doku-Kinofilm „Botschafter des Erinnerns“ / Ambasador Pamięci - mit dem Hinweis auf die Voraufführung des Kinofilms am 7. Mai 2024 in Wien
Aus dem Doku-Kinofilm „Botschafter des Erinnerns“ / Ambasador Pamięci – mit dem Hinweis auf die Voraufführung des Kinofilms am 7. Mai 2024 in Wien
Stanisław Zalewski im Kino

„Es liegt an Ihnen und an mir, dass sich so etwas nie mehr wiederholt!“

Nach der Medien-Premiere des Films „Botschafter des Erinnerns“ / „Ambasador Pamięci“ im Village-Cinema Wien Mitte stellte sich der Protagonist Stanisław Zalewski auch gleich Fragen von Medien. Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… wollte folgendes wissen:

KiJuKU: Wann und wie haben Sie – nach Jahrzehnten des Schweigens über das Unvorstellbare – begonnen, darüber zu erzählen und vor allem mit Jugendlichen darüber zu reden?
Stanisław Zalewski: Darauf könnte ich auf zwei Arten antworten, die erste wäre eine lange, literarische; die zweite eine kurze, technische. Ich werde auf die zweite Art antworten: Wie Sie wissen bin ich gelernter Automechaniker und bevorzuge daher exakte Angaben.
Ich habe mich mit der Vermittlung meiner Vergangenheit zu beschäftigen begonnen nach einem Elternsprechtag meines Sohnes. Die Lehrerin hat die Frage gestellt, wie man Jugend zu erziehen hat. Deshalb habe ich begonnen von meinen Erlebnissen zu erzählen. Wie man Jugend zu erziehen hat hängt davon ab, je nachdem in welcher Situation man sich befindet – in einer Lage, in er man alles hat, alles im Überfluss da ist oder in einer Situation, in der es gerade so zum Existieren reicht. Ich habe kein Patentrezept für die Frage der Lehrerin, diese schreibt das Leben.
Aber jedenfalls geht es darum, dass der Mensch dem Menschen ein Mensch sein muss; kein Egoist, sondern für andere Gutes tun soll.

Stanisław Zalewski im Kino - im Hintergrund groß ein Bild von ihm aus dem Film
Stanisław Zalewski im Kino – im Hintergrund groß ein Bild von ihm aus dem Film

KiJuKU: Sie sagen im Film an zwei Stellen, dass Sie finden, die Menschen werden immer schlimmer und sie lernen nichts aus der Geschichte. Woher nehmen Sie die Kraft, die sie ausstrahlen, nicht aufzugeben und doch weiter als Botschafter des Erinnerns unterwegs zu sein?
Stanisław Zalewski: Was ist ein Mensch ohne Glauben? Und ich bitte hier, Glauben nicht mit Religion zu verwechseln. So wie es keine zwei Menschen unter den knapp mehr als acht Milliarden auf der Welt gibt, die den gleichen Fingerabdruck haben, wie es keine zwei gleichen Schneeflocken gibt, obwohl es schon ein paar Jährchen schneit, so gibt es auch keine zwei gleichen Charaktere.

Zu Beginn des Films: Einige der harten Fakten aus der Nazi-Zeit
Zu Beginn des Films: Einige der harten Fakten aus der Nazi-Zeit

Ich rede ja nicht nur über Konzentrationslager. So wie ich auch nur die Uhrzeit sage, wenn ich danach gefragt werde, so spreche ich mit Ihnen hier heute – wie bei anderen Gelegenheiten mit anderen -, darüber ja, damit sich das nicht mehr wiederholt. Und das liegt an Ihnen und an mir.

KiJuKU: dziękuję / danke.

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Making-of-Foto für den Kinofilm „Checker Tobi und die Reise zu den fliegenden Flüssen“

In der größten Höhle in Vietnam und auf dem höchsten Turm im Amazons-Regenwald…

Mitten im Sommer, zweieinhalb Monate vor dem Start des Kinofilms „Checker Tobi und die Reise zu den fliegenden Flüssen“ (5. Oktober 2023) durfte Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… – wie andere Medienvertreter:innen – den Film in einem digitalen Sichtungslink am Computer anschauen, um danach DEN Protagonisten, Tobias Krell alias Checker Tobi, seit zehn Jahren Wissenserklärer (nicht nur) für Kinder im TV, per Onlinevideo zu interviewen. Hier die verschriftlichte Form.

KiJuKU: Xin chào, sain baina, bom dia – ich find gut, dass ihr Begrüßungen und Dankes in den Sprachen der Hauptdrehorte eingebaut habt, leider nicht in der der Jupaú im brasilianischen Regenwald. Die ersteren kannte ich schon, das zuletzt genannte hätte mich brennend interessiert, weil ich das auch nirgends im Internet gefunden habe.
Tobias Krell: Das haben wir bestimmt auch gedreht, aber es ist offenbar dem Schnitt zum Opfer gefallen. Wenn ich es im Rohmaterial finde, lass ich es dir zukommen.

Tobias Krell alias Checker Tobi
Tobias Krell alias Checker Tobi

KiJuKU: Den Medieninformationen entnehme ich, dass durch die Pandemie einiges am Drehplan durcheinander gekommen ist. Gab’s dazwischen Überlegungen, Drehorte auszulassen oder wie die im Weltraum digital zu produzieren?
Tobias Krell: An dem Film haben wir jetzt insgesamt viereinhalb Jahre gearbeitet, und klar, auch, weil die Pandemie dazwischen kam und wir eine Menge ungeplanter Pausen einlegen mussten. Aber für die Naturaufnahmen haben wir nie daran gedacht, digital nachzuarbeiten. Die haben wir bewusst für die Kinoleinwand groß gedacht, und die sollten wirklich vor Ort entstehen, da gab es nie Zweifel. Mit Johannes Obermaier hatten wir dafür außerdem einen meisterlichen Dokumentarfilmer an der Kamera. Aber ja, eigentlich hätte der Film schon vor zwei Jahren in den Kinos sein sollen, nach dem ursprünglichen Zeitplan.

KiJuKU-heinz
KiJuKU-heinz

KiJuKU: So manches wurde mit Drohnen oder von Hubschraubern aus gefilmt?
Tobias Krell: Nein, kein Hubschrauber gab es keine. Aber wir hatten immer zwei Drohnen dabei. Was gut war, weil in der Mongolei in der Kälte die große Drohne schlichtweg nicht gestartet ist. Dort und in manchen anderen Situationen dann haben wir dann mit der zweiten, kleineren gedreht.

KiJuKU: Wieweit warst du selbst in die Konzeption eingebunden oder „nur“ Protagonist? Die Freundschaftsgeschichte mit Marina, die du suchst und findest und mit der du dann gemeinsam reist, hat ja – laut Presseheft – einen realen Hintergrund?
Tobias Krell: Wie in der TV-Sendung bin ich ja Teil der Redaktion und bringe auch Ideen mit ein. Ich bin nicht derjenige, der die Folgen schreibt und recherchiert, aber ich bin derjenige der sie am Ende umsetzt und deshalb muss da sehr viel von mir drinstecken. Das Format heißt ja so wie ich und deswegen wäre es komisch, etwas zu schreiben, was nicht aus mir selbst kommt. So war das erst recht bei dem Film, bei dem ich von der ersten Idee an das mit Johannes Honsell (Buch und Regie) zusammen entwickelt habe und wir uns – noch gemeinsam mit der Regie-Assistentin Judith Issig – die Geschichte ausgedacht haben. Da haben wir viele Wochen zusammengesessen, überlegt, was könnte noch passieren, wo wollen wir noch hin.

Die Recherche der Orte und Protagonistinnen und Protagonisten war dann wieder bei den beiden. Einiges ist teilweise meiner Biografie entlehnt, es gab diese Kindheitsfreundin und auch diese Ersatzoma, die gegenüber gewohnt hat. Die hat zwar keine Schnitzeljagden mit uns veranstaltet, aber sie hat mir beispielsweise beigebracht, wie ich meiner Mama zum Geburtstag als Überraschung einen Kuchen backen kann.

Making-of-Foto für den Kinofilm „Checker Tobi und die Reise zu den fliegenden Flüssen“
Making-of-Foto für den Kinofilm „Checker Tobi und die Reise zu den fliegenden Flüssen“ Im Studio für die Weltraum-Trickaufnahmen

KiJuKU: Zur Kindheitsfreundin gleich eine Frage, die wahrscheinlich viele Kinder – abseits des Inhalts und der beeindruckenden Bilder stellen würden: Habt ihr – du und Marina – euch eigentlich verliebt?
Tobias Krell: Nee, aber wir haben uns angefreundet. Wir haben uns schon vor dem Dreh bewusst viel getroffen und sind Freunde geworden und durch den Dreh auch in extremen Situationen noch mehr Freunde geworden, treffen uns auch immer noch ab und zu. Aber spannend ist, du bist der dritte erwachsene Journalist, der diese Frage stellt, ich hab aber auch schon Kinderreporterinnen und -reporter getroffen, die haben diese Frage noch nicht gestellt. Aber ich hab auch oft schon gedacht, mal gucken, wieviel Kinder denken >aha, aha…<“

KiJuKU: Wie kam die Auswahl der Drehorte zustande? Ich kann mir vorstellen, es gäbe ja Dutzende spannende mögliche Schauplätze wie zum Beispiel den großen Wald auf einer Sandbank im Brahmaputra (Indien), der vor 40 Jahren mit dem Pflanzen von einigen Bambusstauden durch Jadav Payeng begonnen hat…?
Tobias Krell: Für diesen Film war zuerst das Überthema Luft da. Also haben wir nach spannenden Orten, Phänomenen gesucht, die damit viel zu tun haben. Wir haben dann entschieden mit einer Mischung aus >Uuuuh, da wollten wir unbedingt schon mal hin< und was ist das Beeindruckendste und hat man vielleicht noch nie oder selten gesehen. Was kennen Kinder, vielleicht auch Erwachsene noch nicht. Ich glaube nicht, dass viele Leute in Österreich und Deutschland den ATTO-Tower (Amazon Tall Tower Observatory, 325 Meter hoher Forschungsturm im Amazonas-Regenwald) in Brasilien kennen. Also ein idealer Ort, um dort das Finale des Films zu erzählen.

Making-of-Foto für den Kinofilm „Checker Tobi und die Reise zu den fliegenden Flüssen“
Making-of-Foto für den Kinofilm „Checker Tobi und die Reise zu den fliegenden Flüssen“

KiJuKU: Apropos zu diesem Turm, vielleicht aber auch zur Höhle: Hat man bei ersterem, selbst wenn man angegurtet ist, nicht doch Schiss, in dieser Höhe, wo der Turm doch sicher auch stark schwankt?
Tobias Krell: Ja, tut er.

KiJuKU: Raufklettern und gar dann nach unten schauen, wie ging’s dir da?
Tobias Krell: Tatsächlich hatte ich enorme Höhenangst als ich vor zehn Jahren als Checker anfing. In diesen Jahren hab ich so viel mit Höhen zu tun gehabt, dass ich das komplett überwunden hab. Mir war das angeleint sehr recht, ich konnt da hochlaufen und es einfach nur genießen. Es war zwar anstrengend in den Oberschenkeln und im Popo, aber ansonsten war das da oben fantastisch!
Marina hat echt Höhenangst, hat das aber erst dort gemerkt, die musste sich sehr überwinden. Teile auf dem Turm haben wir mit einem Double nachgedreht, weil sie sich nicht noch einmal dieser Angst stellen konnte.

Da gab’s schon echt Herausforderungen, die an die Substanz gegangen sind. Auch die Höhle war mit Abstand das Strapaziöseste, was ich in den zehn Jahren Checker Tobi je gemacht habe. Wir waren vier Tage unter der Erde, mussten drei Nächte dort verbringen. Wir mussten klettern und schleppen. Es war heiß und es war nass und es war kalt und alles fast gleichzeitig – echt anstrengend.

Making-of-Foto für den Kinofilm „Checker Tobi und die Reise zu den fliegenden Flüssen“
Making-of-Foto für den Kinofilm „Checker Tobi und die Reise zu den fliegenden Flüssen“

KiJuKU: Und Angst vor Schlangen, Tieren, die in der Höhle kriechen, fliegen…?
Tobias Krell: Das nicht, ich bin da angstfrei, oder sagen wir eher neugierig. Das einzige was ich wirklich unangenehm fand: Auf dem Weg zu dieser Höhle in Vietnam muss man ja durch Flüsse laufen, dann wieder durch den Urwald, wieder Flüsse… Da ist alles voll mit Blutegeln. Jede und jeder von uns hatte die überall. Ich hatte welche am Bauch, am Arm, sogar am Kopf festgesaugt. Die sind zwar nicht besonders groß, aber ich fand das so widerlich.

KiJuKU: War von Anfang an geplant, dass nach dem Schwerpunkt Wasser im ersten Film, im zweiten Luft und später vielleicht noch die anderen Elemente Erde und Feuer kommen? Oder war der Erfolg des ersten Films dann erst der Start für den zweiten und hängt ab, ob der auch viele Zuschauer:innen hat, bevor entschieden wird, ob’s weitergeht?
Tobias Krell: Zweiteres. Wasser war ein naheliegendes Thema. Nach dessen Erfolg hat der Redaktionsleiter gesagt: >Hej, Leute, denkt über einen zweiten Film nach!< Dann haben wir über ein ganz anderes Thema nachgedacht und sind erst beim Recherchieren draufgekommen, lass uns doch einen Film über Luft machen, was dann auch die Möglichkeit einer Reihe offen lässt. Und da war die Herausforderung, dass man Luft nicht sehen und damit auch nicht als solches gut zeigen, aber trotzdem erlebbar machen kann. Und das haben wir ja versucht.

Es ist aber nicht so, dass in der Schublade jetzt die Konzepte für Feuer und Erde liegen, sondern wir schauen mal, ob die Leute diesen Film sehen wollen und dann gucken, wie wir damit weitermachen.

Making-of-Foto für den Kinofilm „Checker Tobi und die Reise zu den fliegenden Flüssen“
Making-of-Foto für den Kinofilm „Checker Tobi und die Reise zu den fliegenden Flüssen“ Im Studio für die Weltraum-Trickaufnahmen

KiJuKU: Für den Fall, dass der jetzige ungefähr gleich erfolgreich ist, wird fortgesetzt?
Tobias Krell: Haben wir tatsächlich noch nicht darüber gesprochen – weder im Sender noch mit der Filmproduktion. Aber wenn, dann wäre ich gern dabei.

KiJuKU: Du hast vorhin erwähnt, ihr hattet auch durchaus eine andere Idee, was war die?
Tobias Krell: Ein Film, der sich geographisch mit Asien beschäftigt hätte, Ländern, Kulturen, insbesondere China wollten wir einen genaueren Blick widmen. Aber das war kein ausgereiftes Konzept, sondern nur so eine Art erster Idee.

KiJUKU: Wenn Fortsetzung mit den Elementen, dann nehm ich an, sollten auch andere Weltgegenden drankommen, zum Beispiel Afrika, oder?
Tobias Krell: Wenn wir bei diesem Konzept bleiben, dann finde ich, dass wir wenigstens in Teilen davon unbedingt den afrikanischen Kontinent und Kontext miterzählen sollten. Es gibt ja bei uns immer noch viele Leute, die oft Afrika so nennen als wäre es nur ein Land und nicht so viele unterschiedliche Länder.

KiJuKU: Als Klammer der beiden Filme geht’s doch auch darum, Rücksicht auf unseren Planeten, auf die Natur zu nehmen, gibt es dann aber bei solchen Filmen auch so etwas wie Flugscham? Einerseits zu vermitteln, passt auf die Natur auf, leistet jede und jeder einen Beitrag zum Erhalt der Welt, und wir fliegen jetzt mit Teams kreuz und quer um die Welt?
Tobias Krell: Total wichtiger Punkt, über den wir auch total viel nachgedacht und gesprochen haben. Wir machen einen Film, der sich zu großen Teilen mit der Klimakrise beschäftigt. Und um den Film zu machen, fördern wir durch krasse Flugreisen ans Ende der Welt die Klimakrise. Das ist ein Dilemma, das wir aushalten, aber natürlich thematisieren müssen. Natürlich haben wir die Flugreisen ausgeglichen und überlegt, so grün wie möglich zu produzieren was in weiten Teilen noch eine Illusion ist.

Aber, wenn wir es schaffen mit dem Film, der von einem Team von sieben Leuten produziert wurde, Hunderttausende zu erreichen, die dann anders oder umdenken, dann lässt sich das für mich erklären und ein Stück weit rechtfertigen. Und dann gehört dazu, dass wir uns in der ganzen Klimadebatte aus diesem Dilemma nicht ganz wegbewegen kann. Also, jede und jeder sollte und kann darauf achten, den eigenen ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich zu halten. Aber erstens sind es oft dann doch sehr große Entscheidungen, die unbedingt auf politischer Ebene getroffen werden müssen. Und wenn wir mit unserem Film erreichen, dass einige mehr sich aktiv engagieren, mit den Fridays auf die Straße gehen und Umdenken von der Politik einfordern, dann haben wir schon was geschafft.

Auch die Klimaforschenden müssen immer wieder in den Flieger steigen, um nach Brasilien zu kommen und dort ihre Untersuchungen durchzuführen. In diesem Spannungsverhältnis bewegen wir uns ja alle irgendwie.

KiJuKU: Gab’s aber Überlegungen, anders zu reisen als zu fliegen, sozusagen wie Greta Thunberg dann mit dem Segelboot über den Atlantik gefahren ist? Oder ist so etwas völlig unmöglich?
Tobias Krell: Wir haben darüber nachgedacht und auch im Team nachgefragt, wer wenn es geht den Landweg nehmen würde. Aber, abgesehen davon, dass für den Dreh in der Mongolei in der Zwischenzeit ja Russland schon die Ukraine überfallen hatte, und daher das nicht in Frage gekommen ist, hätte man 14 Tage in eine Richtung gebraucht. Dann sind die Leute für diesen Dreh eineinhalb, zwei Monate weg – und dann erst die Kosten dafür!? Aber tatsächlich haben wir darüber nachgedacht.

KiJuKU: Aber selbst, wenn – also kein Krieg und schnellere Verbindungen am Landweg, ist ja das Absurde, dass Bahnreisen unheimlich viel teurer sind als Flugreisen.
Tobias Krell: Absolut, und da sind wir eben bei den Entscheidungen, die auf politischer Ebene in die Wege geleitet werden müssten. Wenn man immer noch mehr Geld ausgibt für den Ausbau von Autobahnen als für die Infrastruktur der Bahn, dann läuft meiner Meinung nach grundsätzlich was schief. Das ist dann auch etwas, das nicht Michael, 12 Jahre, und seine Familie verändern können, wenn sie sagen, sie wollen nicht mehr in den Urlaub fliegen.

KiJuKU: Apropos Kinder und Aktivismus. In dem Film kommen Kinder ja nur sehr am Rande vor. Ist daran gedacht, in möglichen Folgefilmen, (aktivistische) Kinder stärker bzw. überhaupt zu Wort kommen zu lassen und nicht nur als hustende Opfer wegen der schlechten Luft oder Fußball Spielende im Hintergrund?
Tobias Krell: Wir haben schon darüber nachgedacht, Jugendliche als Protagonist:innen noch mehr in den Mittelpunkt zu stellen. Wir haben auch bei dem Film zum Beispiel in der Mongolei mit der Familie und damit auch mit den Kindern viele Gespräche geführt. Im Endeffekt sind viele Dinge im Schnitt irgendwie entschwunden. (Anmerkung: In der Medieninformation steht, dass es 51 Stunden gefilmtes Material gibt.) Aber, ja, berechtigter Punkt. Ich dreh sehr gern mit Kindern und lass mir deren Welt zeigen. Das würd‘ ich mal mitnehmen in dieses mögliche nächste Kinoprojekt.

KiJuKU: cảm ơn, bayarlaa, obrigado – und hoffentlich irgendwann auch in der Sprache der Jupaú.

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Foto aus dem Kinofilm „Checker Tobi und die Reise zu den fliegenden Flüssen“

Können Flüsse wirklich fliegen?

Geheimnisumwittert – so vielleicht die kürzeste Beschreibung des jüngsten Kinofilms mit Tobias Krell, der seit rund zehn Jahren im (Kinder-)Fernsehen Wissen anschaulich erklärt.

„Checker Tobi und die Reise zu den fliegenden Flüssen“ führt zu wenig bekannten, aber faszinierenden Orte auf der Welt. Im Kino müssen die Bilder wohl noch viel beeindruckender sein, als auf dem Laptop-Monitor, auf dem Medienmenschen sie schon vorab sehen konnten, bevor es Mitte der Sommerferien Online-Video-Interviews mit dem Protagonisten gab.

Mit ihm und Abenteurerfreundin Marina steigst du ein in die größte Höhle der Welt in Zentralvietnam, Hang Sơn-Đoòng. Neun Kilometer lang, stellenweise so hoch, dass der Stephansdom in einer der „Hallen“ locker reinpassen würde. Und während du die mehrtägige Wanderung mitmachst, stoßen die Abenteurer:innen auf einen sozusagen unterirdischen Urwald, weil aus der Höhlendecke vor  Jahrhunderten ein großes Stück ausgebrochen ist und so die Sonne reinscheinen konnte und Pflanzen zu wachsen begannen.

Foto aus dem Kinofilm „Checker Tobi und die Reise zu den fliegenden Flüssen“
Foto aus dem Kinofilm „Checker Tobi und die Reise zu den fliegenden Flüssen“

Atembe-raub-end

Angesichts des vielen deutlich sichtbaren Atems kannst du fast mitfrieren in der Kälte der mongolischen Wüste Gobi, aber auch fast den Hustenreiz verspüren, unter dem die Kinder in der Hauptstadt Ulan Bator leiden, weil die vor allem Kohleöfen für die schlechte Luft sorgen.

Ebenso stockt der Atem bei den Anblicken des verbrannten Stücks Amazonas-Regenwald im brasilianischen Bundesstaat Rondônia, wohin der höchstens Mitt-20-jährige Bitate Uru Eu Wau Wau die Filmcrew bringt. Er, Angehöriger des nur 100 Menschen zählenden indigenen Volkes der Jupaú, ist auch ein Vorkämpfer für die Rettung des Regenwaldes. Was nicht nur im Interesse seines Volkes, sondern immerhin der ganzen Welt im Sinne eines erträglichen Klimas ist.

Die wunderbaren – noch Weiten – dieses Regenwaldes aus der Vogelperspektive erlebte Checker Tobi nach einem mehrstündigen Aufstieg auf den ATTO „Amazon Tall Tower Observatory“) Dieser Forschungsturm, 150 Kilometer nordöstlich der Amazonas-Hauptstadt  Manaus ist 325 Meter hoch. Hier oben kann die wahrscheinlich reinste Luft der Welt gemessen und untersucht werden. Bei den Einstellungen in den oberen Regionen des Turms können schon beim Zuschauen die Knie schlottern, auch wenn die Protagonist:innen wie Bergsteiger:innen angeseilt und -gegurtet sind.

Foto aus dem Kinofilm „Checker Tobi und die Reise zu den fliegenden Flüssen“
Foto aus dem Kinofilm „Checker Tobi und die Reise zu den fliegenden Flüssen“

Schnitzeljagd

Und erst von hier aus – gegen Ende des eineinhalbstündigen Films – wird auch das Geheimnis des Filmtitels gelüftet, das hier natürlich nicht verraten werden soll.

Apropos Geheimnisse: Die Reise in diese drei genannten Weltgegenden ist eingebettet in eine Art Schnitzeljagd, bei der Tobi anfangs mit der Post eine alte Kiste – aus dem Nachlass seiner früheren Nachbarin, Frau Vogelsang – bekommt. Aber keinen Schlüssel dazu. Dafür Fotos, auf einem entdeckt er seine beste Freundin aus Kindertagen mit einem kleinen Schlüssel um den Hals. Und so macht er sich auf die Suche nach dieser Marina. Die ist nun Weltenseglerin. Und hat „natürlich“ noch immer diesen Schlüssel. Die Gegenstände in der Kiste führen sie zu den genannten Orten, wo sich jeweils weitere Hinweise finden – auch wenn manche eher sehr unwahrscheinlich sind, wie das kleine Ledertäschchen fast an der Spitze des oben erwähnten Forschungsturms…

Foto aus dem Kinofilm „Checker Tobi und die Reise zu den fliegenden Flüssen“
Foto aus dem Kinofilm „Checker Tobi und die Reise zu den fliegenden Flüssen“

Aber jedenfalls sehenswert – und vielleicht auch dazu angetan, sich für den Erhalt solcher Stücke des Welt-Naturerbes zu engagieren. Wobei sich das ganze Team, wie „Checker Tobi“ im Interview auf eine diesbezügliche Frage sagte, schon lange und ausführlich überlegt hat, ob solche (Flug-)Reisen nicht auch widersprüchliches Verhalten zu einem klimaverträglichen Leben sein könnten.

Im Weltraum

In den ersten paar Filmminuten ist die Erde vom Weltall aus zu sehen, Checker Tobi steckt in einem Raumfahrt-Anzug und muss eine wichtige Reparatur an der Außenhaut der Raumstation vornehmen. Aber dieser Dreh fand so nie statt, er ist digital entstanden. Laut Medienheft zum Film arbeiteten 26 Leute insgesamt 1000 Arbeitsstunden an der Sequenz. „Die Herausforderung war, Tobis real gedrehtes Gesicht nahtlos in den vollständig computeranimierten Weltraumanzug einzupassen und Tobis charakteristische Bewegungen

auch im animierten 3D-Körper zu erhalten“, sagt Matthias Zabiegly, Senior 3D Artist bei Aixsponza (jenes Unternehmen, das diese computergenerierten Minuten produzierte). Mit Hilfe eines hochauflösenden Gesichtsscans wurde ein Körperdouble von Tobi erstellt, das in

den offeneren Einstellungen zum Einsatz kam. „Wir wollten ein Weltall erschaffen, das sich vor größeren Produktionen nicht verstecken muss“, so Zabiegly (Seite 26 im Presseheft).

Foto aus dem Kinofilm „Checker Tobi und die Reise zu den fliegenden Flüssen“
Foto aus dem Kinofilm „Checker Tobi und die Reise zu den fliegenden Flüssen“

Erst das Wasser

Vor einem halben Jahrzehnt hatte der studierte Soziologe, Politik- und Medienwissenschafter, Moderator und Reporter Tobias Krell – gemeinsam mit der Redaktion und einem Dokumentarfilm-Team – den Kinofilm „Checker Tobi und das Geheimnis unseres Planeten“ entwickelt und gedreht. Der kam 2018 in die Kinos, mehr als eine halbe Million Menschen haben den Film, bei dem sich alles ums Wasser dreht, gesehen. Daraufhin wurde beschlossen, einen zweiten Kinofilm dem Thema Luft zu widmen. Hätte eigentlich der schon vor zwei Jahren in den Kinos sein sollen, aber dann kam – eh schon wissen, was mit C beginnt und orona endet, weswegen alles verschoben werden musste.

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Doppelseite aus dem Buch zum Film "Checker Tobi und die Reise zu den fliegenden Flüssen"

Das Buch zum neuen Checker-Tobi-Kinofilm

Wer sich vielleicht einen Vorgeschmack auf den Anfang Oktober in die Kinos kommenden Film verschaffen will, kann sich beim offiziellen Buch dazu „Checker Tobi und die Reise zu den fliegenden Flüssen“ einlesen. Damit ist allerdings viel an Überraschung weg. Aber der Film lebt nicht nur von der als Detektiv-Geschichte angelegten Handlung, sondern vor allem auch von den wunderbaren, beeindruckenden Naturaufnahmen – ob in der weltgrößten Höhle in Vietnam, der mongolischen Wüste oder im Amazonas-Regenwald.

Das Buch zum Film bietet auch ein paar Fotos aus dem Film sowie solche vom Making of und damit Blicke hinter die Kamera.

Aber auch wer nichts spoilern möchte kann nach dem Kinobesuch noch ein wenig nachlesen, die bewegten Bilder vielleicht beim lesen noch einmal vors geistige Auge „zaubern“ …

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Titelseite des Buchs zum Film
Titelseite des Buchs zum Film „Checker Tobi und die Reise zu den fliegenden Flüssen“
Patrick Dykstra und Wal(e) - Bild aus dem Kinofilm "Patrick and the Whale"

Kinofilm über den Mann, der mit Walen spricht

Es war sozusagen Liebe auf den ersten Blick. Als der jugendliche Patrick Dykstra (16 Jahre) im naturkundlichen Teil des Smithonian Museums in Washington D.C. den lebensgroßen Nachbau eines Blauwals sah, war’s um ihn geschehen. „Ich war geschockt, das war größer als alles was ich sonst im Museum gesehen habe, größer als das Flugzeug im nahegelegenen Luftfahrt und Weltall-Museum. … Ich konnte gar nicht glauben, dass dieses riesige Tier nicht wie die Dinosaurier ausgestorben ist. Es lebt – und das gleichzeitig mit mir…“, wird er in einem Artikel von Oliver Jarvis zitiert – auf uw360.asia, einer Website, die Unterwasserfotograf:innen und -filmer:innen protraitiert.

Heute ist er – und das seit etlichen Jahren – forschender Unterwasserfilmer und Freund so mancher Pottwal:innen. Dazwischen war er nach seinem Schulabschluss erfolgreicher internationaler Jurist – um sich sein „Hobby“ leisten zu können.

Patrick Dykstra und Wal(e) - Bild aus dem Kinofilm
Patrick Dykstra und Wal(e) – Bild aus dem Kinofilm „Patrick and the Whale“

Klick-Sprache

Am 8. September 2023 läuft „Patrick and the Whale – Eine außergewöhnliche Freundschaft“ in österreichischen Kinos an – sowohl in englischer Originalsprache (mit und ohne deutschsprachingen Untertiteln) als auch auf Deutsch synchronisiert. Beeindruckende Bilder des Tauchers oft ganz nahe an mehreren, vor allem aber einzelnen Pottwal-Individuen. Vor der Karibik-Insel Dominica kam Dykstra nahe an ein junges Weibchen heran, das er Dolores nannte, und das sich mit ihm tatsächlich austauschte – sie reagierte auf ihn, begann mit ihm u spielen, seine Bewegungen zu spiegeln und mit ihm sozusagen zu reden in „tick-tick-tick“- Klicklautsprache. Damit kam der Taucher zu Terra Mater-Chef Walter Köhler, der einst für den ORF „Universum“ entwickelte hatte. „Das war’s, das hat uns überzeugt und so haben wir uns entschlossen, mit ihm einen Kinofilm zu drehen.“

Laaaanges Waaaaarten

Wobei, so einfach war’s dann doch wieder nicht. „Eeeewig“ lang wartete das Filmteam, bis Dolores wieder auftauchte. Schon gaben sie die Hoffnung fast auf – wunderschöne, beindruckende bewegte Bilder konnten sie auch so ohnehin drehen. Wenn Pottwale schlafen, tun sie dies senkrecht. Der Taucher wie in einer Art „Wald“ außerirdischer Wesen mittendrin. Und dann tauchte Dolores tatsächlich wieder auf. „Nicht ich hab sie, sie hat mich gefunden“, sagt Patrick im Film. Noch näher ließ sie ihn an sich heran. Doch dann war Dolores weg – machte sich auf den Weg, eine eigene Familie zu gründen.

Patrick Dykstra und Wal(e) - Bild aus dem Kinofilm
Patrick Dykstra und Wal(e) – Bild aus dem Kinofilm „Patrick and the Whale“

Aber dem forschenden Wal-Filmer und dem Team, das ihn dabei auf hochauflösende Bewegtbilder bannte, schwamm noch eine weitere sensationelle Begegnung vor die Kameralinsen. Patrick hatte auch zu einem anderen Individuum eine intensive Beziehung aufbauen können: Can Opener. Obwohl sein Credo war, berühre nie einen Wal, lockte ihn – und sicher auch das Team – vielleicht Bilder aus den Tiefen des Ozeans zu bekommen, wo die Pottwale, die bis zu einer ¾ Stunde ohne Luftholen auskommen, sich ihre Nahrung holen.

Patrick Dykstra und Wal(e) - Bild aus dem Kinofilm

„Babysitter“

Dykstra konnte ihr sogar eine Kamera mit Saugnäpfen an ihrer Haut, nahe dem Kopf anbringen, womit wir im Kino nun Bilder sehen können, wie sich das Pottwal-Weibchen in der Tiefsee bewegt, Futter findet und verzehrt. Doch irgendwie war sie danach scheinbar beleidigt, wandte sich von ihm ab, er versuchte sich zu entschuldigen. Nichts half. Lange Zeit. Und doch präsentierte sie einige Zeit später dem Taucher ihr Baby. Bei einem weiteren Tauchgang brachte sie ihm das Walkind sozusagen zum Aufpassen, während sie selbst nach unten abtauchte – womit er sozusagen zum kurzzeitigen Babysitter gekürt worden war.

Material für mehrere Fassungen

Walter Köhler, gut drei Jahrzehnte lang erfahrener Natur- und Doku-Filmer, der heute nur mehr selten hinter der Kamera steht, sondern eher konzipiert, verriet Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… am Rande der ersten Pressevorführung, „wir haben genug Material und auch 3D-gefilmt, sodass wir daraus auch einen IMAX-Film schneiden werden und natürlich auch einen fürs TV.“ Er und Eva Schmidt, die – wie auch praktisch das gesamte „Universum“-Team damals den ORF verließ, gründeten Terra Mater, diesen beeindruckenden rund 1 1/4 -stündigen Kinofilm über „eine außergewöhnliche Freundschaft“ produzierte.

Faszinierende bewegte Bilder auch mit Botschaften

Der Film beeindruckt nicht nur durch sehr viele außergewöhliche, faszinierende Bilder, sondern auch durch die sozusagen zwischen den „Zeilen“ immer wieder durchkommende Botschaft, auch im Interesse dieser groß(artig)en Tiere, die Meere zu schützen. Und regt mit einem fast simplen Trick ganz am Ende und der damit angerichteten Verwirrung zu universalistischem Denken an.

Bereits Auszeichnungen

Übrigens, schon vor dem Kinostart am 8. September 2023 konnte der Film eine große Auszeichnung verbuchen: Er läuft im offiziellen Programm des renommierten 47. internationalen Filmfestivals in Toronto (Kanada) – und das gleich eineinhalb Dutzend Mal in Gala- und fast vier Dutzend Mal in Sondervorstellungen. Schon zuvor erhielt „Patrick and the Whale“ Mitte August drei Nominierungen bei den international renommierten Jackson Wild Media Awards (Human Planet – Long Form, Onscreen Personality und Feature) und drei weitere bei den Wildscreen Panda Awards (Editing, Sound und Producer/Director).

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Franz (Jossi Jantschitsch), Gabi (Nora Reidinger) und Eberhard (Leo Wacha) verstecken sich.

Von wahren Freunden, Dieben und Schwindeleien

Die „Neuen Geschichten vom Franz“, die ab 7. September in Österreichs Kino laufen, basieren auf der zeitlosen Kinderbuchserie von Christine Nöstlinger und geben einen Einblick in das Leben dreier Freunde auf Verbrecherjagd im sommerlichen Wien.

Der 10-jährige Franz Fröstl (Jossi Jantschitsch) ist zwischen seinen Freunden Gabi (Nora Reidinger) und Eberhard (Leo Wacha) hin und hergerissen. Die beiden mögen sich nicht und in seiner Verzweiflung beschließt er: Ein gemeinsamer Feind muss her. Eine Einbruchserie in Wien kommt da ganz gelegen, denn Gabi möchte Detektivin werden und die Nachbarin Frau Berger (Maria Bill) verhält sich äußerst merkwürdig. Die drei Freunde brechen zu ihrer gemeinsamen Mission auf. Doch ihr Plan nimmt interessante Wendungen, an denen der Kaufhausdetektiv (Christoph Grissemann), der Lehrer Zickzack (Rainer Egger) und die verdächtige Frau Berger nicht ganz unbeteiligt sind.

Franz (Jossi Jantschitsch), Eberhard (Leo Wacha) und Gabi (Nora Reidinger) tauchen unter.
Franz (Jossi Jantschitsch), Eberhard (Leo Wacha) und Gabi (Nora Reidinger) tauchen unter.

Jossi Jantschitsch ist die Idealbesetzung für die Rolle des kleinen Franz und auch Nora Reidinger und Leo Wachen überzeugen mit ihrem schauspielerischen Talent. Wien wird von einer anderen Perspektive beleuchtet und führt die ZuseherInnen an altbekannte Orte, die besonders bei Älteren nostalgische Gefühle erzeugen könnten. Dazu passend ist der Soundtrack von Wanda am Ende des Films. Der Gastauftritt von Christoph Grissemann ist sehr erfrischend und humorvoll.

Die drei Freunde auf Tour: Franz (Jossi Jantschitsch) wird im Einkaufswagen von Gabi (Nora Reidinger) und Eberhard (Leo Wacha) geschoben.
Die drei Freunde auf Tour: Franz (Jossi Jantschitsch) wird im Einkaufswagen von Gabi (Nora Reidinger) und Eberhard (Leo Wacha) geschoben.

Die „Neuen Geschichten vom Franz“ sind voller kindlichem Charme und Witz, rücken aber gleichzeitig die oftmals unterschätzte Wichtigkeit von wahren Freundschaften in den Mittelpunkt. Ein Zitat, das in Erinnerung bleibt und von Franz‘ Mutter (Ursula Strauß) stammt, ist, dass bei wahren Freunden die Ehrlichkeit eine große Rolle spiele.

Stefanie Kadlec, 17

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Geschichtsstunde mit Annette Pommer in der Mittelschule St. Pantaleon

„Du kannst aus allem etwas für heute herausholen“

Sagst du, dass du aus Braunau kommst, fragen die (meisten) Leute sofort: „Ach, dort wo der Hitler geboren wurde!“ Das berichten viele Menschen, die aus dieser oberösterreichischen nicht ganz 20.000-Einwohner:innenstadt am Inn an der Grenze zu Bayern (Deutschland), kommen. Oder auch dort arbeiten, in die Schule gehen usw. „Auch eine Mitstudentin aus Madagaskar hat mich das als erstes gefragt. Für die Kinder, die ich in der Mittelschule St. Pantaleon (Bezirk Braunau, 3.200 Einwohner:innen) unterrichte ist das allerdings kein Thema – noch nicht, vielleicht später, wenn sie woanders arbeiten oder studieren“, sagt Annette Pommer. Die 31-jährige ist leidenschaftliche Lehrerin, vor allem für Geschichte, aber auch für Deutsch sowie Deutsch als Zweit- und Fremdsprache. UND – sie ist eine der Protagonist:innen des am 1. September in österreichischen Kinos anlaufenden knapp mehr als 1 ½-stündigen Dokumentarfilms „Wer hat Angst vor Braunau?“ von Günter Schwaiger; 99 Minuten. Zu einem Beitrag über diesen Film geht es am Ende des Artikels ganz unten; der geht erst am 21. Augsut 2023 um 11 Uhr online.

Familiäre Anknüpfungspunkte

Auch wenn sie weitschichtig mit der vormaligen, mittlerweile enteigneten Besitzerin des Hauses Salzburger Vorstadt 15 (vormals Vorstadt 219), Gerlinde Pommer verwandt ist, zur Protagonistin wurde sie als an ungemein von Klein auf an Geschichte interessiert, die seit drei Jahren mit Leib und Seele Lehrerin ist. „Ich hab ich mit meinem Vater viel und gern historische Dokus angeschaut“, erzählt sie in einem ausführlichen Telefonat mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… noch vor der Pressevorführung des genannten Films.

Die Pädagogon mit ihren Eltern
Die Pädagogon mit ihren Eltern

Als Kind hatte sie Postkarten eines ihr unbekannten Mannes im Haus gefunden mit einer Schrift, die sie nicht entziffern konnte. Es war die vor 100 Jahren verwendete Kurrentschrift. Die stammten, wie ihr gesagt wurde, von ihrem Urgroßvater, der als Knecht gearbeitet und dann als Soldat im ersten Weltkrieg an der Isonzo-Front (Italien) gestorben ist. Sein Sohn, also ihr Großvater, an den Grüße auf der Karte standen, war dann Soldat im zweiten Weltkrieg. Diese persönlichen Bezüge verstärkten ihr Interesse an Geschichte – daran was war. Und daran, wie es jeweils dazu gekommen ist. Und so studierte sie Geschichte, widmete ihre Diplomarbeit Kindeverschickungen im und nach dem ersten Weltkrieg. Dafür hatte sie 2018 auch in etlichen regionalen Zeitungen Aufrufe an Braunauer:innn gerichtet, ob diese Unterlagen über die Aufnahme von städtischen Kindern insbesondere aus Böhmen haben – mit, wie sie gegen Ende der Diplomarbeit schreibt, leider wenig Resonanz.

„Bis in die 1920er Jahre dominierten die Nachwirkungen des Ersten Weltkrieges das Leben der Kinder in Österreich und insbesondere in Wien. Unterernährung, Rückständigkeit in der physischen Entwicklung, sowie Krankheit, die sich durch die grassierende Spanische Grippe im Herbst 1918 in einer erhöhten Sterblichkeit zu Buche schlugen, zeichneten das von Hunger und Mangelwirtschaft geprägte Kinderelend in der Nachkriegszeit. Die humanitäre Not in Österreich rief internationale Hilfsprojekte auf den Plan, die sich als Hilfe vor Ort sowie durch Kinderverschickungen konstituierten.“ (S. 149 der Diplomarbeit „(Wiener) Kinder aufs Land!“)

Geschichtsstunde mit Annette Pommer in der Mittelschule St. Pantaleon
Geschichtsstunde bei Annette Pommer

Wissen vermitteln

„Ursprünglich wollte ich dann Archäologin werden. Aber als ich dann nach der Matura vor der Entscheidung stand, ist mir eingefallen, dass ich als Schülerin schon immer gern auch Kolleginnen und Kollegen geholfen hab, ob das Deutsch oder Italienisch war. Und ich hab mich schon in der Schulzeit gefragt, warum muss gerade so ein interessantes Fach wie Geschichte fad unterrichtet werden. Und so hab ich mich entschlossen, Geschichte – an der Uni Salzburg – zu studieren und Lehrerin zu werden. Deutsch mochte ich sowieso auch sehr.“

Von Anfang an wollte sie Brücken von der jeweiligen Geschichtsepoche zur Gegenwart schlagen. „Du kannst aus allem etwas für heute herausholen. Wenn’s um den 30-jährigen Krieg geht, dann diskutieren wir über Kriegsverbrechen heute. Die Kinder kapieren das sofort, wenn sie spüren, wofür sie etwas lernen. Wenn’s nur für einen Test ist oder sie nicht wissen, was ihnen das bringt, dann natürlich nicht.“

Zeitzeug:innen

Natürlich fuhr die Geschichts- und Deutschlehrerin mit Schüler:innen auch ins ehemalige Konzentrationslager Mauthausen, „aber viel mehr haben die Jugendlichen von Gesprächen mit Zeitzeuginnen und zeitzeugen. Auch wenn es von diesen kaum mehr welche gibt, wir haben Kinder von KZ-Überlebenden eingeladen. Da haben alle aufmerksam gelauscht und nachher gemeint, das hätte ihnen viel mehr gebracht.“

Nach solchen Begegnungen kommen auch viele Gespräche zustande, vor allem die darüber, wie es so weit kommen konnte. Da kommt – und das ist Pommer besonders wichtig – der Bogen vom ersten zum zweiten Weltkrieg ins Spiel. Arbeitslosigkeit, Armut, Schulden und dann kam jemand daher, der den Leuten Arbeit und Schuldenfreiheit versprochen hat. Obendrein Feindbilder erzeugt bzw. verstärkt, anderen Gruppen das Menschsein abgesprochen hat – da lassen sich auch (leider) leicht Bögen zum Heute herstellen.

„Ich hab meine Schülerinnen und Schüler auch gebeten, selbst in der eigenen Familie und / oder der Nachbarschaft nach alten Geschichten zu fragen und diese aufzuschreiben. So wurden sie zu jungen ForscherInnen der Geschichte der näheren Umgebung. Da sind auch wahrhaftige Begegnungen zustande gekommen. So hat sich ein alter Mann gefreut, dass ihm eine junge Schülerin zuhört und die wiederum, dass er ihr so viel erzählt hat.

In St. Pantaleon gibt’s übrigens eine kleine Gedenkstätte für ein ehemaliges Arbeitslager, das es dort gegeben hat, wo die Gefangenen ein Moor trockenlegen sollten.

Das Gelände des Familien-Gasthauses Pommer in Handenberg (1300 Einwohner:innen), in dem die Lehrerin - vor allem in den Sommerferien - arbeitet

Deutschunterricht

Auch den Unterricht in Deutsch bzw. DAZ/DAF (Deutsch als zweit- bzw. Fremdsprache) versucht Pommer „gern mit Geschichte zu verbinden. Wenn wir Bücher lesen, dann besprechen wir, wieso hat jemand genau diesen Text und vielleicht auch warum geschrieben. Es macht doch einfach mehr Spaß, wenn man etwas versteht, woher es kommt und wozu es da steht. Und heute haben wir doch auch so viele medialen Möglichkeiten im Unterricht – so viele brauchbare Videos – da ist die Digitalisierung wirklich ein Geschenk!“

DAS Haus

Und damit zum besagten Haus, das zum Ausgangspunkt des oben angekündigten Films wurde. Und wie die Lehrerin zu einer der Protagonist:innen wurde. Als Günter Schwaiger 2018 zu drehen begonnen hatte, kam zufällig Annette Pommers Vater beim Haus vorbei, „und er ist sehr kontaktfreudig, hat den Filmer gefragt, was er drehe und nicht zuletzt, weil die Vorbesitzerin über mehrere Ecken mit meinem Vater verwandt ist, kam Schwaiger zu uns nach Hause, hat mein historisches Interesse bemerkt und so ist das zustande gekommen. Für mich war es ja immer ein Armutszeugnis, aus Angs vor der Herausforderung sich ausführlich und gut mit der Geschichte auseinanderzusetzen lieber Pläne zu haben, das Haus einfach abzureißen. Als Studentin an der Uni war ich bei einer Diskussionsrunde, wo viele Menschen aus Braunau dabei waren, die sehr enttäuscht waren, dass aus dem Haus nicht in Museum, ein Begegnungs-, Informations- und Lernort werden sollte.

Schwieriger Einstieg, noch gröbere Probleme jetzt Der Einstieg als Lehrerin war nicht der einfachste, sie startete im Februar 2020. Wenige Wochen später brach der erste Lockdown über die Welt herein. „Da war ich verwirrt, ob das der richtige Beruf für mich ist, da konntest du kaum was machen, aber schon im nächsten Schuljahr, auch wenn’s da auch Lockdowns und Schulschließungen gegeben hat, ging’s dann richtig los“, freut sie sich, doch die richtige Berufswahl getroffen zu haben – offenbar nicht nur für sich, sondern auch für ihre Schüler:innen wie Feedbacks, die sie jeweils am Ende des Schuljahres einsammelt. Besonders in lebensnahe Geschichten verpackte Geschichte kommt sehr gut an.

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Zu einer Besprechung des Films geht es hier unten!

(ab 21. August 2023, 11 Uhr)

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Szenenfoto aus dem Kinofilm "Lou - Abenteuer auf Samtpfoten"

Berührender Tierfilm mit sehr jungem großem Schauspieltalent

Ach wie süüüüüß – so viele kleine Kätzchen. Zu Beginn des Films ist noch nicht ganz klar, welches der Katzenbabys Lou (oder wie’s im französischen original heißt Rrou) sein wird. Naja, insofern schon, weil auf Plakaten und Ankündigungen immer neben einem sehr ausdrucksstarken jungen Mädchen auch eine gestreifte Katze zu sehen ist. Und deren Geschwisterchen sind alle einfärbig grau bis schwarz. Und die sind alle ungefähr die ersten sieben Minuten unter sich, schnell wachsen sie, gehen, springen, schleichen auf erste Abenteuer – unter anderem auf dem glatten schrägen Dach beim Ausflug durchs Fenster des Dachbodens.

Szenenfoto aus dem Kinofilm
Szenenfoto aus dem Kinofilm „Lou – Abenteuer auf Samtpfoten“

Katze – Kater

Bis dann für das kleine Kätzchen riesengroß erscheinende Menschenfüße und -beine auftauchen. Die im Film zehnjährige Clémence traut sich in diese Rumpelkammer, geht in die Hocke, ihr Gesicht wird sichtbar – und sozusagen Liebe auf den ersten Blick zwischen der nun hier übrig gebliebenen Streifenkatze und dem Menschenmädchen.

Die Katze wird zum Streitpunkt mit den Eltern, mehr mit der Mutter als dem Vater. Der übrigens mit vorgeblichem Kennerblick Lou für eine Katze hält. Was später die in einer Waldhütte nahe des Ferienhauses von Clémences Familie zurückgezogen lebende alte, griesgrämige Nachbarin Madeleine für lächerlich findet und erkennt, dass es sich um einen Kater handelt.

Nicht nur das Verhältnis zum Haustier der Tochter entzweit die Eltern, die haben schon längst ihre Liebe zueinander verloren. Der Aufenthalt im Ferienhaus ist ihr letzter gemeinsamer, die Trennung steht bevor, beide versichern der Tochter jedoch, für sie jederzeit da zu sein. Trost bietet dieser der kleine Kater.

Szenenfoto aus dem Kinofilm
Szenenfoto aus dem Kinofilm „Lou – Abenteuer auf Samtpfoten“

Überzeugende sehr junge Schauspielerin

Der allerdings – beim nächsten Aufenthalt im Ferienhaus, dem letzten, weil das Haus verkauft werden muss, ausbüchst und im Wald verschwindet. Wieso Lou überhaupt dort wochenlang überleben kann, obwohl er sich selbst vor Vögeln fürchtet, bleibt ein wenig schleierhaft.

Der Film beeindruckt einerseits durch die wunderbare junge Darstellerin Capucine Sainson-Fabresse, für die es bereits ihr dritter Film ist. Sie wirkt extrem natürlich, schafft dabei aber besonders berührende Momente, in denen sie Trauer – über den Trennung der Eltern, den abgehauten Kater und später als der wieder von Madeleine gefunden wird, dessen schwere Verletzung spielt. Und vor allem das Schwanken zwischen den Gefühlen, das erwachsen gewordene Kätzchen für sich behalten zu wollen oder Lou in die Freiheit zu entlassen – das gut in ihrem Gesicht ablesbar wird.

Szenenfoto aus dem Kinofilm
Szenenfoto aus dem Kinofilm „Lou – Abenteuer auf Samtpfoten“

Offenbar viel Geduld

Mindestens so beeindruckend sind die vielen Szenen, in denen Tiere fast unter sich sind (Regie: Guillaume Maidatchevsky; Drehbuch: Guillaume Maidatchevsky, Michaël Souhaité; Kamera: Dan Meyer). Da muss auch viel Geduld hinter der Kamera stecken, zu warten, bis die eine oder andere Katze sich so bewegt wie es gut zur Story passt oder der gewaltige, eher furchteinflößende nicht besonders liebe, aber gut zu Madeleine passende, riesige Hund von seinem Gesichtsausdruck traurig wirkt als Lou dem Tod nahe scheint. Das ist fast zu Tränen rührend.

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