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Nina arbeitet an ihrem Roboter - in Rio de Janeiro in Brasilien
Nina arbeitet an ihrem Roboter - in Rio de Janeiro in Brasilien
09.10.2021

Digitalen Graben zwischen Mädchen und Buben überwinden!

UNICEF ortet zum Weltmädchentag (11. Oktober) Zunahme des digital Gap und fordert wie das IHS mehr Förderung für Mädchen in MINT-Fächern.

„Während die Pandemie die Nutzung digitaler Plattformen zum Lernen, Arbeiten und Vernetzen beschleunigt hat, haben 2,2 Milliarden Menschen im Alter von unter 25 Jahren zu Hause immer noch keinen Internetzugang. Mädchen sind davon noch stärker betroffen“, schreit das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, UNICEF, anlässlich des Weltmädchentages am 11. Oktober, in einer Medieninformation.

Die Kluft wurde breiter

Die geschlechterspezifische Kluft bei der Internetnutzung nimmt weltweit zu. War der Unterschied im Jahr 2013 elf Prozent, so betrug diese sechs Jahre später bereits 17 Prozent – am größten ist die Differenz in den am wenigsten entwickelten Ländern – mit 43 Prozent und damit fast der Hälfte.

Mädchen haben auch vergleichsweise geringere Chancen, Geräte zu nutzen und zu besitzen sowie Möglichkeiten, technische Fähigkeiten zu erlernen und Arbeitsplätze, für die technische Kenntnisse notwendig sind, zu erhalten. Die im UNICEF Gender Report 2020 vorgestellte Analyse zeigt, dass das Leben von Mädchen heute zwar besser ist als vor 25 Jahren, dass diese Fortschritte aber in den einzelnen Regionen und Ländern ungleich verteilt sind.

UNICEF liefert zum Weltmädchentag über die digitale Kluft zwischen Mädchen udn Buben fotomäßig positive Beispiele, wo Mädchen in allen Ecken udn Enden der Welt sehr wohl Zugang zu Computern, handys und Internet haben
UNICEF liefert zum Weltmädchentag über die digitale Kluft zwischen Mädchen udn Buben fotomäßig positive Beispiele, wo Mädchen in allen Ecken udn Enden der Welt sehr wohl Zugang zu Computern, handys und Internet haben

Potenziale ausschöpfen

„Unser aller Ziel muss es sein, dass diese Generation von Mädchen als digitale Generation ihr volles Potential ausschöpfen kann“, wird in der Aussendung Corinna Geißler von UNICEF-Österreich zitiert. „Wer die Gesellschaft für die Zukunft rüsten will, muss Mädchen stärken und ihnen Chancen ermöglichen. Zugang zu digitalen Lernmöglichkeiten und Förderung ihres Interesses für technische und naturwissenschaftliche Fächer sind ein Schlüssel dafür. Denn das Recht auf gute Bildung gilt für Mädchen und Buben gleichermaßen! Der heurige Weltmädchentag zeigt uns, dass wir hier noch viel zu tun haben.“

Bildung befähigt Mädchen für ihr Leben und die Arbeit

Notwendig für gleiche Chancen in der Bildung und im späteren Berufsleben, ist die Sicherstellung des Zugangs von Mädchen zu einer zwölfjährigen Schulbildung und der Vermittlung der für die Arbeitswelt erforderlichen Fähigkeiten. Bei Mädchen mit Sekundarschulbildung sinkt außerdem die Wahrscheinlichkeit, dass sie schon als Jugendliche heiraten und schwanger werden. So verdienen sie später deutlich mehr als Frauen, die nur Grundschulbildung erhalten haben oder nie in die Schule gegangen sind.

Yasemeen (13) in Paris, die Schrift über dem Foto sind programmierzeilen für eine Website
Yasemeen (13) in Paris, die Schrift über dem Foto sind programmierzeilen für eine Website

Gender-Gap auch in Österreich

Weltweit liegt der Anteil der Frauen in den Bereichen Wissenschaft, Technologie Ingenieurwesen und Mathematik (MINT) in mehr als zwei Drittel der Länder unter 15 Prozent. Nur 22 Prozent der Fachleute für Künstliche Intelligenz (KI) weltweit sind Frauen. Das ist ein massives Geschlechtergefälle bei denjenigen, die derzeit die Algorithmen entwickeln, die unser aller Leben beeinflussen werden.

Statistiken aus Österreich zeigen, dass deutlich weniger Frauen (13%) als Männer (33%) ein Studium in einer MINT-Studienrichtung abschließen. Karriereentscheidungen bzgl. MINT Fächern fallen oft schon in der Schulzeit, durch die Schulwahl von weiterführenden Schultypen oder Wahlfächern.

Hala im Flüchtlingscamp Za'atari spricht via WhatsApp mit Schukolleg:innen
Hala im Flüchtlingscamp Za’atari spricht via WhatsApp mit Schukolleg:innen

Feldexperiment

Problematisch ist dieser Gender-Gap in MINT-Fächern laut der Studie „MINT-Interesse bei Kindern steigern: Ein Feldexperiment an Volksschulen in Österreich“ des Instituts für Höhere Studien sowohl weil dadurch wertvolles Talent für Fachkräfte verloren geht, um gesellschaftliche Herausforderungen wie den Klimawandel oder Digitalisierung zu bewältigen, als auch deshalb, weil er in weiterer Folge zu einem Gender-Pay-Gap führt.

„Wir haben in unserem Feldexperiment basierend auf verhaltensökonomischen Erkenntnissen auf spielerische Art und in relativ kurzer Zeit Wettbewerbsvorlieben und Selbstbewusstsein in technisch-mathematischen Wissensgebieten substantiell bei Mädchen steigern können. Die gute Nachricht lautet also: Veränderung und damit die Verbesserung der Chancengleichheit von Mädchen und Burschen ist möglich. Unsere PraxispartnerInnen des MINT-Projekts werden nun Schritt für Schritt die Maßnahme in Österreich ausrollen – beginnend mit Oberösterreich im Winter diesen Jahres“, so Kerstin Grosch (Senior Researcher am IHS).

Nina aus Rio de Janeiro beobachtet die Aufzeichnung einer Diskussion zwischen ihr und Gabriela Mora von UNICEF Brasilien über digitale Sicherheit.
Nina aus Rio de Janeiro beobachtet die Aufzeichnung einer Diskussion zwischen ihr und Gabriela Mora von UNICEF Brasilien über digitale Sicherheit.

Das Ergebnis der Studie zeigt, dass durch das Verwenden einer verhaltensökonomisch ausgestalteten App, die Wettbewerbsvorlieben von Mädchen und auch ihr MINT-Interesse gesteigert werden konnte. Fühlen Mädchen sich in einem kompetitiveren Umfeld wohler, haben sie Interesse am Wettbewerb, erhöht sich auch ihr Interesse für (als kompetitiv geltende) MINT-Fächer.

Haben Pädagog:innen ein höheres Interesse an Naturwissenschaften wirkt sich das positiv auf das MINT-Interesse der Schüler*innen aus. Die Befragung unter den Schüler:innen zeigte außerdem, dass sich Mädchen in Bezug auf Mathematik weniger von ihren Eltern unterstützt fühlen, als Buben.

Dies entspricht auch dem globalen Bild laut UNICEF, dass Eltern, Lehrkräfte und politische Entscheidungsträger:innen bei allen Kindern grundlegende Fähigkeiten im Lesen und in Mathematik fördern können.

Carine, Software-Ingenieurin in Kigali, Ruanda
Carine, Software-Ingenieurin in Kigali, Ruanda

Schlussfolgerung

Es sollte ein besonderer Fokus auf Mädchen gerichtet werden, denn sie sind nicht weniger begabt als Buben in Mathematik. Sie haben – global betrachtet – einen schlechteren Zugang zum Internet bzw. Endgeräten oder benötigen andere Herangehensweisen der Wissensvermittlung in MINT Fächern, was wiederum auch in Österreich gilt. Wichtig ist vor allem hier nicht voreingenommen zu sein, sondern zielgerichtete Maßnahmen zu entwickeln, die diese „soften“ Faktoren miteinbeziehen und somit die Chancen von Mädchen auch in Bezug auf ihre berufliche Karriere erhöhen. Darüber hinaus ist Geschlechtergerechtigkeit bei der digitalen Kompetenz auch ein Motor für wirtschaftliches Wachstum, ein wettbewerbsfähiges Unternehmen und ein nationaler Vorteil.

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