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Szenenfoto aus "Eine Woche voller Samstage" im Theater Akzent
Szenenfoto aus "Eine Woche voller Samstage" im Theater Akzent
14.02.2024

Aufgewecktes, freches, fremdes Wesen bringt Schwung in fades Leben

„Eine Woche voller Samstage“ nach Paul Maars Erfolgsbuch in einer schwungvollen Inszenierung im Theater Akzent (Wien).

Auf einmal ist es da, dieses fremde Wesen. Affe nennen es die einen, Schwein, die anderen. Obwohl es mit diesen beiden Tieren eigentlich gar nichts gemein hat – im entferntesten könnte die clownartige Nase an das schlaue Haustier erinnern. In Wahrheit ist es am ehesten ein aufgewecktes, nicht auf den Mund gefallenes, schlagfertiges Kind: Das „Sams“ ist die wohl berühmteste Erfindung des erfolgreichen Kinderbuchautors Paul Maar.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Eine Woche voller Samstage“ im Theater Akzent

„Eine Woche voller Samstage“ (eigentlich ja Sams-Tage!) hat er vor 51 Jahren veröffentlicht. Wege des großen Erfolges verfasste er später noch so manche Folge-Bände rund um Sams.

Nun ist die „Woche“, die Maar selbst zu einem Theaterstück dramatisiert hatte, in einer schwungvollen Inszenierung (Kulturverein Auf den Punkt; Regie Florian Wischenbart, der bei einer Vorstellung auch als Erzähler einspringen wird) bis fast Ende Februar (2024) im Wiener Theater Akzent zu erleben. Im mit Volksschulkindern voll besetzten großen Theatersaal ging das junge Publikum Mittwochvormittag vor allem bei Musikeinlagen voll ab – klatschte spontan im Takt mit.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Eine Woche voller Samstage“ im Theater Akzent

Buch-getreu

Wer die Story nicht kennt, erlebt sie in dieser Inszenierung ziemlich buch-getreu: Der brave, biedere, durchaus fade Herr Taschenbier (glaubhaft verkörpert von Clemens Lüer) steht mit in der Runde jener Menschen in der Eingangs-Szene, wo alle rätseln, was oder wer das Wesen sei. Und nennt es spontan „Sams“ – weil gerade Samstag ist. Und schon ruft dieses springlebendige, freche unbekannte lebendige Etwas (energiegeladen Johanna Mucha) ihn spontan „Papa“. Was diesen ziemlich aus der Bahn wirft. Was tun mit Sams. Na, ich muss natürlich mit dir nach Hause gehen. Problem mit der Vermieterin, Frau Rotkohl, die der Autor leider recht eindimensional kinder- und lebensfeindlich geschrieben hat (Birgit Linauer).

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Eine Woche voller Samstage“ im Theater Akzent

Situationskomik

Taschenbier schmuggelt Sams in die Wohnung und will es aber bald loswerden – bei einem Ausflug in den Wald. Während er doch noch Gewissensbisse auf dem Heimweg hat, ist Sams schon da… Und verursacht in der Folge etliche heikle Situationen – ob beim Einkaufen von Gewand oder in der Schule. Neben der aufgeweckt-frechen Art ist es noch die Ernährung – Sams isst alles – egal ob Holz, Metall oder Stoff… Und so kommt es zu urkomischen Situationen, die immer wieder für herzhaftes Lachen im sehr jungen Publikum – aber auch bei einigen der erwachsenen Zuschauer:innen führen.

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Szenenfoto aus „Eine Woche voller Samstage“ im Theater Akzent

Mitspieler:innen in vielen Rollen

Stefan Krismann als unter anderem Verkäufer, Manuela Gnadenberger u.a. als Mitschülerin, die als einzige sich auf Sams‘ Seite stellt, Simon Heidegger (Lehrer Groll und andere) sowie Raffael Fritz als (Di-)Rektor spielen ihre meist perplexen Contra-Rollen entsprechend.

Neben den Mitspieler:innen findet sich auf der Bühne auch noch ein Live-Erzähler der verbindenden Geschichte, dargestellt von Adria Just-Font.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Eine Woche voller Samstage“ im Theater Akzent

Wunschpunkte

Für die Bühne, die zum Großteil aus Projektionen von Zeichnungen und Animationen besteht, zeichnet Vanessa Eder Messutat verantwortlich und für die Musikauswahl (aus etlichen Filmen) der Regisseur, der auch die Produktion leitete.

Ach ja, die blauen Punkte verschwinden einer nach dem anderen – mit jedem Wunsch – denn Sams regiert nicht auf Befehle, nur auf Wünsche – kann aber auch andere Wünsche erfüllen. Ohne allzu viel zu spoilern: Natürlich freundet sich vor allem Herr Taschenbier mit dem nicht nur aufmüpfigen, sondern von Beginn an ja auch liebenswürdigen Sams so an, dass er ganz traurig ist, als es nach einer Woche, wieder am Samstag, verschwinden muss.

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Szenenfoto aus „Eine Woche voller Samstage“ im Theater Akzent

Umweg

Paul Maar hat übrigens das freche Wesen mit den blauen Punkten im Gesicht ursprünglich für das Theaterstück „Der König in der Kiste“ erfunden. Dort gefiel es dem Regisseur nicht, es flog aus dem Stück – und so dachte sich der Autor bald danach die eigene Geschichte für dieses Sams aus – ein halbes Jahrhundert vor der aktuellen Woke-Debatte um Geschlechter ein Wesen jenseits von Mädchen oder Bub!

Laut Wikipedia-Eintrag haben Maars Kinder das Aussehen von Sams mitbestimmt, „die erst nach mehr als zwanzig Entwürfen mit dessen Aussehen einverstanden waren“ (Link zum Wikipedia-Artikel am Ende des Beitrages.

Zufällig blau

Die Wunschpunkte hatte er ursprünglich als Sommersprossen geplant, aber „wenn ich eine Figur erfinde, male ich sie mit Wasserfarbe und hänge sie auf. Ich hatte gerade den blauen Taucheranzug gemalt, als das Telefon klingelte und ein Buchhändler mich zu einer Lesung überreden wollte. Als ich wieder an den Platz kam, dachte ich, dass das Sams vielleicht mit ein paar Sommersprossen frecher aussehen würde. Ich tauchte also meinen Pinsel in Ocker und begann Sommersprossen zu malen. Die ersten waren ockerfarben, doch dann setzte sich das Blau durch – ich hatte vergessen, den Pinsel auszuwaschen. Und ich dachte: Warum soll es keine blauen Sommersprossen haben? Das wurden dann die Wunschpunkte. Wenn mich nicht in einer bestimmten Sekunde meines Lebens ein Buchhändler angerufen hätte, dann hätte das Sams keine blauen Wunschpunkte. Verrückt.“ (aus dem Interview mit den „Welt-Online“-Redakteur:innen Philip Cassier und Britta Stuff; 11. Mail 2007; – Link zum ganzen Interview ebenfalls unten am Ende dieses Beitrages.

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wikipedia -> Paul_Maar

welt.de -> So-kam-das-Sams-zu-seinen-Punkten

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INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Eine Woche voller Samstage

von Paul Maar
Auf den Punkt. Kulturverein
1 ¼ Stunden (keine Pause

Erzähler: Adria Just-Font (17. Februar 2024: Florian Wischenbart)
Das Sams: Johanna Mucha (17. Februar 2024: Adria Just-Font)
Herr Taschenbier: Clemens Lüer
Frau Rotkohl: Birgit Linauer
Verkäufer / Schüler / Mann 1 in der Menge: Stefan Krismann
Verkäuferin / Schülerin / Frau in der Menge: Manuela Gnadenberger
Herr Groll / Kunde im Kaufhaus: Simon Heidegger
Herr Oberstein / Abteilungsleiter im Kaufhaus / Schulrektor / Mann 2 in der Menge: Raffael Fritz

Produktion: Auf den Punkt. Kulturverein
Regie, Produktionsleitung, Inspizienz: Florian Wischenbart
Regieassistenz, Inspizienz: Barbara Pillinger
Bühne & Videodesign: Vanessa Eder Messutat
Assistenz: Kristian Achtsnith

Aufführungsrechte: Verlag für Kindertheater Weitendorf, Hamburg

Wann & wo?

Bis 27. Februar 2024
Theater Akzent, großer Saal: 1040, Theresianumgasse 18
Ticket-Hotline: 01 501 65-13306
akzent -> Eine-Woche-voller-Samstage
florianwischenbart