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David Faraco als Qualcksalver

Witzige Entzauberung von Wundermitteln

Mit einer Art fahrenden Jahr- und anderem Marktstand – auf dem Gestell eines alten Puppenwagens mit vielen ausziehbaren Laden und Klappen – preist der Verkäufer seine kleinen Fläschchen mit „Wonder Tonic“ an. Wer auch immer welche Beschwerden, Schmerzen oder Sorgen hat – das Zaubermittel würde helfen. „The Quacksalver“ heißt das Stück, das zum Abschluss des diesjährigen Internationalen Figurenfestivals im Wiener Schubert Theater zu sehen war.

die beiden kannibalischen Wesen
Die beiden kannibalischen Wesen

David Faraco spielte den Anpreiser des Wunder-Saftes, bediente die Figuren – einen gar leidenden Glückspilz, der in den Genuss von „Wonder Tonic“ kommen darf, zwei furchterregende kannibalische Wesen, Fabeltiere (alle gebaut von Sofie Krog – nach der auch dieses dänische Figurentheater benannt ist) und nicht zuletzt den fast magischen Verkaufs-Schrank. Der Figuren- und auch Schauspieler setzt aber auch seinen Körper ein, um die angebliche Wirkung zu demonstrieren – und zunehmend auch zu demaskieren, dass sie immer weniger bis gar nicht hilft.

So soll Wonder Tonic wirken
So soll Wonder Tonic wirken

Das Stück ist eine witzig-sarkastische, leider zutiefst ernste Auseinandersetzung mit einem aktuellen Phänomen – erinnert sei nicht zuletzt an Politiker, die Entwurmungsmitteln eine heilende Wirkung bei Corona andichteten oder andere die Glückspillen auf den Markt brachten.

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Die Tiere aus "Die Villa Federfell"

Ob Feder oder Fell – wir alle sind das Waldhaus

Schon der Name des Hauses ist Programm: „Die Villa Federfell“, das neuestes Stück im Figurentheater Lilarum (Wien-Landstraße) beheimatet Bär, Fuchs, Katze, Maus, Eule, Eichhörnchen und ein kleines gelbes Vogerl. Egal ob Fell oder Federn: Wir alle sind der Wald, oder wenigstens die Bewohner:innen dieses ungewöhnlichen Baumhauses. Und das obwohl in freier Natur manche davon andere eher sprichwörtlich zum Fressen gern hätten.

Das Vogerl aus dem Figurentheaterstück
Kleines Vögelchen, großes Herz …

Wenig Streitereien

Viel mehr als ein wenig Streitereien zwischen Katze und Maus stört das friedliche Zusammenleben nicht. Und das auch nur, weil erstere meint, das kleine Nagetier aus der Nachbars-Wohnhöhle hätte sich bei ihr in der Vorratskammer bedient. Dabei hält die Maus der Katze vor, dass diese dort ja gar nichts von ihrer Lieblingsspeise – Käse – eingelagert habe.

Die Katze aus dem Figurentheaterstück
Katze lebt sogar mit Maus und Vögeln gut zusammen …

Das Lilarum produziert seit mehr als 40 Jahren künstlerisch anspruchsvolles Figurentheater vor allem für junge und jüngste Kinder. Sowohl vom Puppenspiel – diesmal wie meistens: Paula Belická, Carlos Delgado-Betancourt, Silence Conrad, Jo Demian Proksch, Evgenia Stavropoulou-Traska – als auch von den eigens für jedes Stück produzierten Figuren und Kulissen (Andrea Gergely) – bis hin zur voraufgenommenen und dann eingespielten Musik (Klemens Lendl & David Müller – Die Strottern) sowie den Schauspielstimmen – diesmal: Anna Böck, Theresa Eipeldauer, Annette Holzmann, Sven Kaschte, Karl Ferdinand Kratzl, Laura Laufenberg, Martin Schwab, Christian Strasser legt das Theater Wert auf künstlerische Qualität. Und vermittelt dennoch (pädagogische) Botschaften – siehe oben.

Ein Haus, hinter dem sich einiges versteckt

Für „Die Villa Federfell“ beauftragte das Lilarum den freischaffenden Figurenspieler, Erfinder fantasievoller Geschichten Christoph Bochdansky, ein Stück zu schreiben. Sein Ausgangspunkt – so erzählt er im Gespräch mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… – „war das Bild von einem Haus, das von außen wie ein solches ausschaut, sich dahinter aber öffnet zu einer Waldlandschaft, in der eben die unterschiedlichsten auch gegensätzlichen Tiere gut zusammenleben – stellvertretend für die Gesellschaft.“ Bochdansky spielt übrigens demnächst erst im Theater Hamakom, dann im Schubert Theater ein eigenes fantasievolles Waldstück – „Der Wald von dem wir träumen – Ein Traumspiel über wirre und vernünftige Welten“.

Fürchterliche Gewitterwolke

Und weil’s dramaturgisch mehr braucht als den oben beschriebenen Streit zwischen Katze und Maus und ein paar anderen wie der strengen Eule, die drauf schaut, ob das Eichhörnchen schon seine Rechen-Hausübung gemacht hat, braut sich am Himmel eine furchtbar dicke, schwere Gewitterwolke zusammen. Die könnte das Baumhaus – das von vorne eine wahre Hausfassade hat – gefährden. Das kleine gelbe Vogerl wird auserkoren, mit der Wolke zu verhandeln. Dazwischen trifft es – hochgetragen von einer kleinen, sanften Wolke – auf ziemlich grantige Wolken. Die sind auch grausam: Verschwind, du bist nicht von hier schreien sie aufs Vogerl „häusl“-mäßig ein.

Kleines Herz, großer Mut – obwohl’s auch die Gewitterwolke gar fürchterlich zwickt und sie gern das viele Wasser loswerden will, lässt sie sich dazu bewegen, erst über See abzuregnen.

„Wir wollten dieses Mal auch die Höhe der Bühne ausnutzen. Darum spielt sich einiges oben bei der Gewitterwolke ab“, so Paul Kossatz, Lilarum-Leiter, der schon als junger Jugendlicher (ab 12 Jahren) selber als Puppenspieler Figuren bewegt hat. Und er verrät, wie die Puppenspieler:innen da auch hinauf kommen. Hinter der Bühne ist in dem Fall eine Tribüne aufgebaut, auf der sie in der Höhe agieren.

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