Romeo schnarcht lautstark vor sich hin, im Arm einen Kuschelhund, neben der Liege eine Gitarre. Auf der anderen Seite der Bühne büselt Julia in einem schmalen Himmelbett. Über sich ein großes Anarchismus-A im Kreis, neben dem Bett Pizzakarton, Playboy-Heft, eine Ananas und noch viel Zeug.
Ganz schön lange – bis sich die letzten Zuschauer:innen auf ihre Plätze begeben haben und noch ein bisschen länger – müssen Julia Edtmeier (Julia) und Stefan Lasko (Romeo) in diesen Positionen verharren. Bevor sie ihr schauspielerisches Spektakel in einer sehr, sehr, sehr freien Version von Kaja Dymnicki und Alexander Pschill (die auch Regie führten und sie noch für die üppige Bühne sowie die bunten Kostüme zuständig ist) nach dem berühmten Shakespeare’schem Liebesdrama, starten können.
Die Story ist hier so ziemlich anders. Die beiden sind schon deutlich überwuzelt, so um die 40, leben noch immer in ihren elterlichen, hier gar nicht zerstrittenen, Häusern – Hotel Mama, Beate Montague (Alexander Jagsch) und Hotel Papa, Renato Capulet (Doris Hindinger). Die wollen ihre Kinder schon längst aus dem Haus haben. Die beiden aber wollen nicht nur dieses bequeme, versorgte Leben nicht aufgeben, sie mögen auch einander so gar nicht. Hätten sie mehr Energie, würden sie sich vielleicht sogar aktiv hassen.
So weit die Ausgangsgeschichte dieser Volkstheater-produktion, die derzeit bis 26. Mai durch die Bezirke tourt und fast jeden Abend in einer anderen Volkshochschule über die Bühne geht – und gemeinsam mit dem „Bronski und Grünberg“-Theater entwickelt wurde. Beim Besuch in der „PAHO“ (Per-Albin-Hansson-Siedlung in Wien-Favoriten) sorgte dieses nicht ganz zweistündige flotte, abwechslungsreiche, schräge Schauspiel für viele Lacher auch beim durchwegs älteren Stammpublikum des Tour-Theaters.
Von der weiteren Entwicklung der Story sei gar nicht allzu viel verraten, so manch überraschende Wendung wäre doch schade vorweg gespoilert zu werden.
Preisgegeben werden kann sehr wohl, dass sich zu den Genannten noch als fünfte Akteurin auf der Bühne Agnes Hausmann gesellt, die wandlungsfähig sowohl in die Rollen von Romeos Kumpel Mercutio als auch die des kiffenden, dealenden Pater Lorzeno schlüpft und obendrein den diktatorischen, faschistoiden Fürsten gibt. Letzteres gibt Anlass für eine hin und wieder angesprochene zweite Ebene dieser Inszenierung – das Spiel um Demokratie und deren Gefährdung. Ebenso spricht vor allem die widerständige, aufmüpfige, Konventionen brechende Julia Macho-Verhalten an, auch wenn sie feststellt, dass sich das alles im Mittelalter abspielt.
Für die erste Irritation sorgt das E3 Ensemble mit dem jüngsten Stück, „Eine Ballettoper“ im Theater am Werk (wo die Gruppe erstmals spielt) schon mit der Beschriftung der Sitzplätze: „Prater“, „Ballon Mitte“, und ähnlich fast kryptisch wirkende Bezeichnungen. Die einen wundern sich, dass so viele Sitze schon reservierte seien, andere fürchten: „Oje, steht das für Sitzplatzgruppen, die je nachdem während der Aufführung in irgendeiner Form mitmachen müssen und dritte erhalten die Erklärung: „Parterre“, „Balkon“… sozusagen „verbuchselte Wechstaben“ eines großen Theater-, in dem Fall eher Opernhauses.
Während des Einlasses laufen Buchstaben über ein altes Über-Kopf-Laufband in den früher bekannten roten Leuchtpunkten über der mit einer spiegelnden Folie ausgelegten Boden: „Erster Akt“.
Mit Betreten der ersten Protagonistin leuchtet „zweiter Akt“ auf. Wie später ihre Kolleg:innen ist sie mit einem – in ihrem Fall orangefarbenen – Tutu und einer mächtigen turmartigen Perücke (dazu noch weiter unten) ausgestattet. Von einem kleinen zerknitterten Zettel liest sie einen Text vor, der sich einerseits durch praktisch absolute Unverständlichkeit auszeichnet, andererseits so viele Anklänge an und Ähnlichkeiten zu hochgestochen pseudo-intellektuellem Sprech enthält, dass du ins Grübeln kommst, von wem könnte dieses Zitat stammen. Spoiler: Ein Produkt bei der Entwicklung von „Eine Ballettoper“ (Konzept: Isabella Jeschke, Gerald Walsberger, Sebastian Spielvogel, der auch für die Bühne verantwortlich zeichnet).
So viele und geballter Text kommt übrigens in der Folge – insgesamt 1¼ Stunden – nie mehr, da beschränken sich die Worte auf Satzfetzen – die pendeln zwischen Dadaismus und bekannten Allgemeinplätzen à la „da müsste man doch, aber…“ oder einem dann doch ganzen Satz: „wichtig, in der gestrigen Zeit ans heute denken“… Wer auch immer von den sechs Darsteller:innen – neben der schon genannten Isabella Jeschke noch Antonia Dering, Lilian Gartner, Leon Lembert, Michaela Schausberger und Gerald Walsberger – so ein Bruchstück ausspuckt – die anderen stimmen in eine Art „blablabla“-Chor ein.
Aber 😉 gesprochen Sprache spielt nur am Rande eine Rolle. Selbst die opernarienmäßig gesungene – mit Versatzstücken aus Französisch und Italienisch – tut nicht viel zur Sache. Über das oben erwähnte Laufband läuft mitunter korrespondierende verspielte Schrift – von GRA GRAZIE L über „Je suis le societe“ (ich bin die Gesellschaft – könnte übrigens auch Firma heißen!) bis zu „ICHICHICH…“ – letzteres übrigens gleich zehn Mal in Serie.
Ins Zentrum stellen Inszenierung und Performance höchst körperliches Schauspiel, tänzerische Bewegungen, Gesang und gekonnte künstliche und künstlerische Auszucker sowie immer wieder gleichzeitig den Kampf um den Platz im Mittelpunkt, um Aufmerksamkeit. Zu viel wurde und wird geredet – ist die Botschaft, die so „nebenbei“ damit transportiert wird. Was hier nun leider nicht so ganz möglich ist, obwohl: mehr als drei Dutzend Szenenfotos sowie das Trailervideo bieten auch Einblicke abseits von Worten 😉
Auch wenn jede Produktion wie vieles, ja das meiste im Leben mehr oder minder Teamwork ist, dreht sich (nicht nur) auf Bühnen nicht selten so manches ums große Ego von Stars und jenen, die gern solche wären. Satirisch und vor allem selbstironisch nehmen die sechs Protagonist:innen derartiges Verhalten und nicht selten sich selbst auf die Schaufel. Führen sich dabei heftigst auf – und haben ihren Spaß an dem (selbst-)zerstörerischen Spiel, beginnen nach und nach Fetzen aus der Spiegelfolie am Boden raus- und Perücken einander vom Kopf zu reißen.
Ruhepol an der Seite der Spiegelfläche: Clemens Sainitzer mit seinem Cello und selbst komponierter Live-Musik – die er nicht nur mit dem Bogen spielt, sondern auch zupfend, in der Art einer hochgestellten Gitarre fast rock-opernmäßig und dem Instrument nicht zuletzt auch mit Trommeln, Kratzen und anderen Behandlungen des hölzernen Resonanzkörpers Töne und Klänge entlockt.
Seine Perücke erinnert an einen Turm aus Lockenwicklern – nur völlig glatt. So wie Carlotta Dering & Marlene van Dieken hier die inneren Kartonröhren von Klopapier-Rollen verarbeitet haben, so bauten sie auch alle anderen Turmfrisuren aus Recyclingmaterialien: Wischmobs, Drahtwascheln, einem Handtuch und die irgendwie an ein Herz – oder zwei Hörner erinnernde Perücke Gerald Walsbergers aus einer Vielzahl von BH – alle eingefärbt in orange, pink, lila Farbtönen wie die Tutus.
„Eine Ballettoper“ ist ein mehr als gelungener Mix aus systemischer Kritik in einer locker-leichten Art mit viel Humor, die mehr noch als den Kopf das (Bauch-)Gefühl adressiert – und in einer Szene rund um „outsourcing“ des Pumpens von Herzen noch deutlich metaphorisch anspielt. Bei den allermeisten Empfänger:innen kommt das auch an. Schade, dass es nur mehr Restkarten gibt – aber eine Zusatzvorstellung am 14. April, der allerdings leider schon in den Osterferien liegt.
Das Bilderbuch „Wenn du weinst wie ein Wasserfall“ beginnt schon auf der Titelseite mit einem eher lustigen Bild. Ganz oben auf einem mehrstöckigen Springbrunnen hat sich ein rosa Wurm mit roten Streifen zu einer Sitzposition aufgerichtet. Und weieieieieint. Sehr viel. Tränen als Wassertropfen sprudeln von Etage zu Etage nach unten. Vögel fliegen herbei und Frösche baden im Wasser des Brunnens. Halt, einer nicht, der schützt isch und seinen Sonnenhut mit einem gelben Regenschirm.
Auf der ersten Innenseite bevor das Buch richtig beginnt – im Verlagswesen Vorsatzseite genannt – tummeln sich die unterschiedlichsten Tiere, aber auch Bäume. Alle weinen sie. Die meisten schauen traurig drein – was üblicherweise ja auch mit Weinen verbunden wird. Bei manchen könnten’s aber doch Freudentränen sein.
Und dann beginnt das Buch ziemlich traurig – gebrochen nur durch die witzigen Zeichnungen. Der schon erwähnte Wurm, auf mehr als einem Viertel der ersten Doppelseiten die Haupt- und sehr oft einzige Figur der Zeichnerin und Autorin Noemi Vola, heult ganz traurig. Der knappe Text sind Anweisungen der Autorin an ihre eigene Schöpfung. Der Wurm möge doch wenigstens am Anfang ein wenig lächeln. Worauf der sozusagen erst recht drauflos heult. Da spritzen die Tränen nur so nach fast allen Seiten und Richtungen davon. Die salzige Flüssigkeit steigt und steigt. „Wenn du nicht zu weinen aufhörst, wirst du ertrinken.“
Ihre eigene Figur will justament nicht auf seine Erfinderin „hören“. So verfällt die auf einen Trick – oder hat sie gar umgedacht? „ich wollte sagen: Weinen ist super und total nützlich. Nur… wenn schon, musst du besser weinen.“
Und so wiederholt sie das Titelbild mit dem Springbrunnen. Ab dann kommen auch andere Tiere ins Spiel. Ein Schmetterling löscht mit seinen Tränen einen kleinen Brand. Ein Fantasietier, das ein wenig an einen Wal an Land erinnert steht am Herd und kocht Nudeln – Die Tränen ersparen die Zugabe von Salz ins Kochwasser. Ein Känguru stellt Salzteig und formt aus diesem wiederum Geschenke… und vieles mehr ließ sich Vola (Übersetzung aus dem italienischen: Andrea Grill) einfallen. Unter anderem, dass Weinen eine sehr internationale Sprache ist – das wird fast überall auf der Welt verstanden.
Ob allerdings die salzigen Tränen gut fürs Wachstum der Birnen sind, sei dahingestellt. Jedenfalls ein witziger Dreh, dem Weinen viel Humor abzugewinnen. Sollte aber nicht dazu dienen, Sorgen, Nöte, Ängste, Ursachen und Anlässe kindlichen Weinens nicht ernst zu nehmen.
Im Stile von Kinderzeichnungen und oft auch ebensolcher Schrift, richtet sich dieses Büchlein eher an (junge) Jugendliche. Die Phase der Pubertät drängt sich als Hintergrund für diese Art Lebens-Ratgeber auf. Aber nie mit erhobenem Zeigfinger, sondern mit einer teils kräftigen Portion Humor, nicht selten auch Selbstironie einer erwachsenen Autorin und Illustratorin in Personalunion.
Marlene Droop stellt mit Texten und Bildern in „Echt das Leben … und ich“, den sie – oder der Verlag (?) – im Untertitel „Gedankenschubser für große Schritte und kleine Sprünge“ nennt, vieles in Frage. Einerseits schon erwachsen sein wollen, andererseits doch noch Kind sein dürfen – „Es ist doch gerade so, oder?“
Manche Seiten sind wie Tagebucheinträge oder Teile von Aufsätzen wie von Hand geschrieben – auch mit durchgestrichenen Wörtern. Andere setzen in wenigen Sätzen und passenden Zeichnungen große, hoch-philosophische Fragen und Gedanken in bildhafte Szenen – etwa auf der Doppelseite zur Forderung nach Freiraum. Oder die historisch interessante zu Sprüchen über die heutige Jugend – die sich in manchem seit Jahrtausenden sehr ähnlich sind.
Knapp vor der Hälfte findest du eine – dann doch nicht ernst gemeinte – Bastelanleitung, wie du dein Handy im Buch verstecken könntest. Und Gedanken, die du vielleicht haben könntest, aber genauso gut Tausende andere Altersgenoss:innen etwa zum Thema, was Glück bedeutet, finden sich ein wenig ausführlicher, aber nicht übertrieben lange ausgeführt – und mit so mancher Relativierung.
Das wichtige Thema Scham ist auch ganz brauchbar und gar nicht peinlich abgehandelt. Und sollte die Frage danach auftauchen, was unendlich sein könnte – so liefert dir das handliche Büchlein eine Bastelanleitung für die aus einem einfachen Papierstreifen und gar nicht kompliziert herzustellende Möbius-Schleife. Und die hat kein Außen und kein Innen 😉
Was aber könnte „ewig“ leben bedeuten? Auch dazu findest du eine Doppelseite mit Anregungen für spannende Gedankenspiele.
Scheinbar bemüht und doch gekonnt ein bissl Ohren quälend, blasen Lilian Klebow auf der Blockflöte und Gernot Haas auf der Melodica (mit Blas-Schlauch) festliche Liedtöne. Die beiden „Musikant:innen“ in späteren Szenen schauspielend mit rotem und grünem Weihnachtshüterl zwischen einem mittelgroßen Weihnachtsbaum und zwei Tischen mit einschlägiger Dekoration eröffnen so den Abend unter dem Titel „O Pannenbaum!“ im Theater Forum Schwechat – der bis zum entsprechenden Fest noch im Wiener Orpheum bzw. dem Kabarett-Lokal Kulisse wiederholt wird – siehe Info-Box.
Dass es sich nicht um ein besinnliches, sondern um ein witziges Programm handelt, legt der Titel ja schon nahe. Wobei die zwei Stunden (fast) nicht von Pannen gekennzeichnet sind. Häufig bitterböse kleine Geschichten und Geschichterln werden von der Schauspielerin und dem Kabarettisten in Szene gesetzt. Dafür verwandeln sie sich in viele verschiedene Figuren, mit unterschiedlichsten Dialektfärbungen aus Österreich und Deutschland: Ehepaare, die über den gekauften Weihnachtsbaum streiten, Christbaumkauf auf dem Parkplatz des ORF-Zentrums, ein Interview von Armin Wolf mit einer polnischen Blaufichte…
So manche der – von Autor:innen, u.a. Peter Meissner, Norbert Autenrieth und Loriot, verfassten – Episoden orientieren sich an gar nicht so unbekannten aufgeladenen familiären Situationen vor und rund um Weihnachten, wenngleich natürlich recht stark überspitzt, überhöht, übertrieben. Ein Highlight ist eine – angebliche Originalrechnung von Handwerksarbeiten im Stephansdom aus dem Jahr 1958 mit vielen recht witzig beschriebenen Arbeiten wie „der Maria ein neues Kind gemacht“. Er hab diese Rechnung, sogar noch in dieser Form von Elfriede Ott erhalten, beschwört Haas, der viele Promis stimmlich imitiert, im Gespräch mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr nach dem vielumjubelten Abend im vollbesetzten Schwechater Theater.
Die schräg-witzigen gespielten Duette mit den beiden wandelbaren Bühnen-Akteur:innen (Regie: Britta Isabel Lang) werden übertroffen von den jeweils zwei Impro-Szenen vor und nach der Pause. Jeweils einmal zu zweit, einmal die /den jeweils andere/n vor die Tür geschickt, um nichtsahnend einsteigen zu können / müssen, lassen sich Klebow und / oder Haas vom Publikum Figuren, Orte und Begriffe zurufen, um daraus ohne Vorbereitungszeit zu spielen. Ohne Vorbereitung gehören diese Szenen zu den Highlights des Abends.
Witze, parodistische Weihnachtssongs sorgen für einen amüsanten Abend mit viel zu Lachen. Bei einer Szene bleibt dieses – leider zu wenigen im Publikum – im Hals stecken: In einer Senior:innen-Residenz fühlen sich die alten Menschen von zwangsbeglückenden Sänger:innen mehr als genervt. Aber dass der Widerstand der Alten von einem Weltkrieg II-Veteran angeführt, militärisch organsiert und am Höhepunkt mit Schrotflinten-Gesten inszeniert wird – ist mehr als geschmacklos.
So lustvoll, lustig und verspielt kann Lyrik sein. Was der Ernst Jandl (1. August 1925 – 9. Juni 2000) in 15 sprachverspielten Zeilen einst dichtete, das setzen die Tänzerin Emmy Steiner und die Musikerin Mona Matbou Riahi rund eine ¾ Stunde lang in Szenen um. „Ottos Mops“, das vielleicht bekannteste und auch für Kinder oft verwendete Gedicht Jandls beginnt damit, dass ein Hund dieser sehr charakteristischen Rasse in Zeile zwei trotzt. Und gegen Ende, in der vorletzten Zeile kotzt.
Die Musikerin, sozusagen Frauerl dieses Hündchens betritt den mit hölzernen Parkettstreifen ausgelegten Boden samt Holz-Möbel der Bühne (Ausstattung: Michael Haller, Laura-Lee Jacobi) – in der Hand ein Einkaufssackerl und eine uuuurlange Leine. Nur der Hund daran kommt – noch nicht. Der hat seinen eigenen Auftritt. Ist eigen- und selbstständig und pfeift auch auf die geworfenen Spielsachen. Apportieren ist unter seiner Würde. Was Frauerl da will???!!!
Aus diesen anfänglich gegensätzlichen Rollen – zum Gaudium (nicht nur) des (sehr) jungen Publikums (angegeben ab 3 Jahren) – wird bald ein gemeinsames tänzerisch und musikalisches Spiel. Stofftiere geben Geräusche von sich, wenn sie gedrückt werden, Einzelne Luftballon-Würste einer ganzen in die Höhe ragenden Kette werden zum Dirigierstab der Musikerin, die oft auch Klarinette spielt. Oder mit Trommel-Schlegel ein hölzernes Regal sowie ein Riesentrommelartiges Holzgestell zu Percussions-Instrumenten umfunktioniert.
Alle Details seien nicht verraten – auch nicht was sich abspielt, um die angesprochene vorletzte Gedichtzeile zu spielen.
Gegen Ende wird das ganze berühmte Gedicht, das dieser Performance von Theater.Nuu (Regie & Stückentwicklung: Sarah Gaderer – letzteres gemeinsam mit den beiden Akteurinnen auf der Bühne) auch den Titel gab, gesungen. Allerdings sind leider nur Bruchstücke der lyrischen Erzählung gut zu verstehen.
ottos mops
ottos mops trotzt
otto: fort mops fort
ottos mops hopst fort
otto: soso
otto holt koks
otto holt obst
otto horcht
otto: mops mops
otto hofft
ottos mops klopft
otto: komm mops komm
ottos mops kommt
ottos mops kotzt
otto: ogottogott
Zitiert nach: lyrikline -> ottos-mops
Die Eltern werden in der Schule vorgeladen, weil Sohn Milan eine arge Zeichnung gemalt hat, die eine Mitschülerin sehr verletzt. Mutter Marion und Vater Andi leben getrennt, Milan verbringt seine Zeit abwechselnde bei beiden. Und nutzt dies bis zu einem gewissen Grad aus, indem er die beiden gegeneinander ausspielt, Mutter und Vater jeweils sagt, die/der andere hätte ihm dies und jenes erlaubt. Das funktioniert, weil die beiden nicht miteinander reden. Übrigens auch nicht besonders viel mit Milan selbst.
Auf streckenweise sehr witzige Art spielt sich diese „Erziehungs-Lücke“ in „Alles Fifty-Fifty“ ab. Dieser Film startet Ende August in österreichischen Kinos.
Nach dem aufrüttelnden Termin in der Schule mit versuchten, hilflosen Ausreden der Eltern, beschließen diese, es müsse sich was ändern. Sie planen einen gemeinsamen, aber selbstverständlich getrennten Urlaub. Bei dem kommen sie drauf, ihr Sohn kann nicht schwimmen. Der Schwimmkurs… – naja
Jedenfalls lernt Milan ein toughes Mädchen namens Mila kennen. Die wohnt mit ihrem Vater und der Oma auf dem nahegelegenen Campingplatz, während er und seine Eltern – die Mutter mit ihrem neuen Lebensgefährten – in einem Luxushotel logieren.
In dem mit vielen situationskomischen Szenen gespickten Film spielen der erst 13-jährige Valentin Thatenhorst und die gleichaltrige Aennie Lade sehr überzeugend. Ersterer kommt von der Geschichte her viel häufiger ins Bild und Spiel. Mehr über ihn und seine Rolle in einem – per eMail geführten – Interview mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… – hier unten geht’s zum Link dazu.
Für viel gespielt unfreiwilligen Witz sorgen auch Laura Tonke als Marion und Moritz Bleibtreu als Andi samt Aufwerfen und humorvollem Umgang mit Herausforderungen der (Kinder-)Erziehung. Schade aber, dass Alireza Golafshan (Regie, Drehbuch und Schnitt) sein – laut Medienheft zum Film – ursprüngliches Konzept verlassen hat. „Am Anfang stand ein Scheidungskind aus der Großstadt im Mittelpunkt, das gegen alle Erwartungen nicht davon träumt, dass die Eltern wieder zusammenkommen, sich nicht als Opfer wahrnimmt, sondern das System der Trennung mit doppelter Aufmerksamkeit in vollen Zügen genießt.“
Je länger er und sein Team am Film arbeiteten, desto stärker habe sich „der Stoff allerdings immer mehr zur Geschichte der Eltern entwickelt“. Noch dazu mit einem näher und sehr nahe Kommen von Marion und Andi ;(
Womit’s erst recht wieder auf „armes Scheidungskind“ und Happy End mit Familienzusammenführung hinausläuft. In einem der ersten Jahre im Kinder-KURIER – Vorläufer von Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… kritisierten Schüler:innen in einem Workshop, „dass Medien immer von armen Scheidungskindern berichten, viele aus unserer Klasse erleben nach guten Trennungen beide Elternteile nun ohne den vorherigen Dauer-Streit!“
Schon der Titel lässt eine Portion Ironie in der einstündigen Tanztheater-Performance über Horoskope anklingen: „Obstacles in our Sky“ (Hindernisse auf unserem Himmel). Zwischendurch zieht die Tänzerin und Choreografin des Stücks, Johanna Heusser aus der Schweiz, einen Zettel mit dem Schriftzug Horrorskop aus einer oben offenen Disco-Kugel.
Sie und Jesse Inman, englischer Schauspieler, der unter anderem in sozialpädagogischen Theater-Projekten aktiv war, tauchen schon zu Beginn zwischen einem riesigen von der Decke schwebenden Sonnen- und einem kaum kleineren Mond-Ballon sowie vielen Discokugeln als diverse Planeten in Form eines Musical-Karikatur-Duos auf. Und stimmen DIE optimistische Hymne aus dem Musical „Hair“ an – über den Anbruch des Wassermann-Zeitalters an, das Frieden, Liebe, Harmonie und Verständnis bringe: When the Moon is in the seventh House and Jupiter aligns with Mars/ then peace will guide the planets and love will steer the stars…
Die folgende Stunde ist gekennzeichnet von teils skurrilen Szenen zwischen und mit den Ballons und Kugeln, pendelt zwischen Glauben an den Einfluss der Sternenkonstellation auf das Leben der Menschen auf der Erde und dem durch den Kakao ziehen dieses Glaubens. Immer wieder werden vor allem so manch geschäftsbringende Auswüchse des zuletzt genannten Glaubens aufs Korn genommen. Und doch eine (Hinter-)Tür offen gelassen, ob da nicht doch was dran wäre… Letzteres vor allem durch das Einspielen von Aussagen von Runa Heusser, der 71-jährigen Mutter der Tänzerin und Choreografin. Die Tochter meint auf der Bühne – und etwas ausführlicher im pädagogischen Begleitmaterial -, dass insbesondere an Wendepunkten im Leben sie die Sternenkonstellation zu Rate ziehe.
Für einige der zwölf Sternzeichen im westlichen Horoskop ließen sich die Performer:innen Lieder texten (Dennis Freischlad), die sie dann den jeweiligen Besucher:innen widmen; gegen Ende ein Sammellied für die zuvor nicht besungenen Tierkreiszeichen.
Letztlich eine humorvolle Stunde über ein Thema, über das sich einerseits viele Menschen lustig machen und andererseits viele – und nicht nur andere, sondern auch etliche der zuvor Angesprochenen, doch irgendwie dran glauben. Immerhin gehören die sogar eher billig gemachten und sehr, sehr allgemein gehaltenen Formulierungen in weit verbreiteten Medien zu den meistgelesenen Rubriken in diesen.
Kleine Anmerkung: Da in der Performance mehrfach der Zusammenhang zwischen unserer irdischen Existenz und dem Universum angesprochen und -gespielt wird, wäre es fein gewesen, wenigstens ein wenig über den Tellerrand zu blicken. Etwa, dass astronomisch seit der „Erfindung“ der Sternzeichen die Sternen- und Planetenkonstellation so verändert hat, dass sie gegenüber der Astrologie um fast ein ganzes Sternzeichen verschoben ist. Oder dass es auch ganz andere als das westliche Horoskop gibt, das chinesische mit Jahres-zeichen ist nur das bekannteste; indische Astrologie baut auf Wiedergeburt und den Einfluss des Wirkens im vorigen Leben auf das jetzige; die keltische Mythologie setzt auf Bäume neben 13 Tierzeichen am Himmel…
Tiefblauer Tanzboden, himmelblaue Anzüge der Musiker sowie der Schauspieler:innen und auf dem Boden durchsichtig flüssige kreisrunde große und kleinere Klekse. Wasser kann’s nicht sein, dafür wirken sie zu wenig flach, eher zähflüssig. Kleister? Als Anspielung auf Klimakleber? Nein, es ist Gleitmittel (kübelweise bei Landwirtschaftszubehör gekauft) erklärt eine der Protagonist:innen später in der Performance „In Arbeit“ des E3 Ensembles in einem eigens in die White Box im Wiener Off Theater nochmals reingebauten Zelt-Bühne – mit zwei großen Ventilatoren als Windmaschinen (Bühne: Sebastian Spielvogel).
Zu Livemusik auf zwei E-Gitarren und einem eBass (Dominik Essletzbichler, Daniel Neuhauser, Tobias Pöcksteiner) führen sich die vier Schauspieler:innen Isabella Jeschke, Rinu Juniku, Leon Lembert und Gerald Walsberger wie in vielen der E3-Ensemble-Stücken ärgstens auf, mit vollem körperlichen Einsatz treten sie in die Gleitmittel-Klekse, hinterlassen Spuren, Fußabdrücke, rutschen, schlittern über die Bühne. Lösen Schrecksekunden beim Publikum – und vielleicht hin und wieder auch bei sich selbst aus, ob da niemand zu Schaden kommt.
Reihum thematisieren sie die großen Probleme und Herausforderungen der Klimakrise und die scheinbar kleinen, wie jede und jeder etwas dagegen unternehmen könnte, die Erwärmung der Atmosphäre zu stoppen oder geringer ausfallen zu lassen – und dies fast durchgängig in einer Kombination aus der erforderlichen Ernsthaftigkeit mit einem Schuss Humor, Sarkasmus, Ironie und Witz. Loben sich selbst dafür, Müll richtig zu trennen oder Bewegungsmelder im Haus organisiert zu haben, damit das Ganglicht nicht immer brennt. Finden Ausreden, warum sie dies, das oder jenes nicht können oder wollen – eine künstlerisch überhöhte Aneinanderreihung von Ausreden.
Und trotz des Ernstes schafft es das Ensemble ähnlich dem aktionstheater ensemble, das die Stücke auch immer im Kollektiv erarbeitet, allgemein politisch und gesellschaftliches stets in sogenannten kleinen Alltagserlebnissen und -begebenheiten konkret aufs Persönliche herunterzubrechen und diese beiden Ebenen sinnlich-spielerisch zu verknüpfen. Und trotz der Ensembleleistung sowohl der Schauspieler:innen als auch der Live-Musiker muss in diesem Fall wohl einer namentlich hervorgehoben werden: Gerald Walsberger, der die unterschiedlichsten Tiere, auch Dinosaurier-Arten in Gang und Körperbewegungen leibhaftig vor den Augen der Zuschauer:innen über die Bühne trampeln, springen, trippeln lässt.
Die Saurier sind längst ausgestorben, die Menschen als die angebliche intelligentesten Wesen, die je auf dem Planet Erde leb(t)en, sind dabei sich selbst auszurotten und in dem Zusammenhang fällt mehrmals der Satz: „Ich hoffe, wenn wir aussterben, bin ich schon davor tot!“
Mit „In Arbeit“ feiert das E 3 Ensemble – rund um seinen dreiköpfigen Kern (Isabella Jeschke, Gerald Walsberger und Sebastian Spielvogel) – den zehnten Geburtstag. In den bisherigen 14 Produktionen wirkten insgesamt mehr als fünf Dutzend weitere Künstler:innen mit, die nicht nur als Gäst:innen spielten, sondern das jeweilige Stück auch kollektiv mitentwickelt haben.
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