Kinder Jugend Kultur und mehr - Logo
Kinder Jugend Kultur Und mehr...
Vorlesen aus dem Bilderbuch "Rosi in der Geisterbahn"

Mutige Häsin in der Geisterbahn

„Wie viele kommen denn da noch?“, tönt es aus einigen Mündern, der in einem großen Kreis sitzenden Volksschulkinder in einem Klassenzimmer in der Simmeringer Brehmgasse. Großer Auftrieb am 8. Vorlesetag (dieses Mal war’s in Österreich der 28. März, in Deutschland fand der bundesweite Vorlesetag im November statt). Aus den Dutzenden Schulen, die sich dafür angemeldet haben, hatten sich der neue Bildungsminister, die ebenfalls neue Wiener Vizebürgermeisterin und Stadträtin u.a. für Bildung sowie die auch noch nicht lange in ihrem Amt befindliche Wiener Bildungsdirektorin diese Schule ausgesucht, um Kindern aus einem gedruckten Buch vorzulesen. Dementsprechend stellten sich auch Medien ein, nicht zuletzt Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…

So, der Auftrieb füllte den Rest des Raumes hinter und rund um einige der Kinder der 2a und 2b. Die genannten Personen sprachen auch über die Wichtigkeit von Lesen im Allgemeinen und von Vorlesen im Besonderen. Das aber wussten die Kinder längst, wurde diese Schule doch ausgesucht, weil sie sich seit vielen Jahren „Leseschule“ nennt.

Schüler las den Schluss

Und so ging’s rein in das Bilderbuch „Rosi in der Geisterbahn“ von Philip Waechter (2008, Beltz Verlag). Rosi ist eine Häsin, die in der Nacht von einem Monster geträumt hatte, zitternd und klatschnass davon munter wurde. Und weil sie öfter ähnlich träumte, begann sie sich zu überlegen, wie sie gegen Monster vorgehen könnte. Den Schluss des Bilderbuches nach Christoph (Wiederkehr, Minister), Bettina (Emmerling, Vizebürgermeisterin) und Elisabeth (Fuchs, Bildungsdirektorin) las Stefan (ein Schüler).

Mut- nicht Angsthasen

Übrigens: Heinz Janisch und Helga Bansch, zwei vielfach ausgezeichnete österreichische Kinderbuch-Autor:innen, sie häufiger noch -illustratorin, haben Hasen, die oft mit Angst in Zusammenhang gebracht werden das Bilderbuch „Angsthase“ gewidmet. Hasen und Häsinnen aus allen Ecken und Enden kommen zusammen und veröffentlichen eine internationale Erklärung: „Der ganzen Welt muss ein für alle Mal gezeigt werden, wie unerschrocken, mutig, schnell, klug, geschickt wir Hasen sind.“ Am Ende ihrer Weltversammlung beschließen sie, „dass ab sofort alle Kinder, die so hasenschnell und erfindungsreich wie wir sind, den Ehrentitel „Muthase“ bekommen“.

„Haben wir schon gekannt“

Angst hatte übrigens keines der Kinder bei der Geisterbahn-Geschichte, auch die Spannung war schon davor weg. „Wir haben die Geschichte schon vorher gelesen und gekannt“, verrieten einige der Kinder nach dem großen Rummel dem KiJuKU-Reporter. Von dem sie sich die Kamera ausborgten und selber viele Fotos machten – die hier weiter unten veröffentlicht werden.

Fußballbücher

Stefan vertraut dem Journalisten noch an: „ich wurde ausgewählt“. Offenbar, weil den Lehrpersonen klar war, dass er das gut auf die Reihe kriegt. „Ich lese gerne spannende Bücher, am liebsten, wenn es um Fußball geht“, beantwortete er die entsprechende KiJuKU-Frage. Im letzten das er gelesen hat, dreht sich vieles um einen Lukas, der in der Verteidigung seines Teams spielt. „Wir dürfen uns aus der Lese-Ecke immer Bücher für zu Hause mitnehmen und bringen das Buch zurück, wenn wir fertig sind.“

Lesen in allen Fächern

Leseschule sei die Brehmgassen-Volksschule schon vor ihrer Zeit als Direktorin gewesen, so Elisabeth Dirr im Gespräch mi Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… „Bei uns wird in jedem Fach immer auch Wert auf Lesen gelegt. Außerdem haben wir acht Lesepatinnen und -paten. Auch die Erstsprachen-Lehrer:innen für Türkisch und BKS sowie ein engagierte Mutter mit Arabisch kommen zum Vorlesen.“

Schon bisher arbeitet diese Volksschule, so die Direktorin, mit einem Kindergarten zusammen, eine Kooperation mit einem Senior:innenheim ist in Vorbereitung.

Macht Sinn und Freude

Zwei bis vier Stunden pro Woche verbringen die Lesepat:innen in den Klassen, um aus gedruckten Kinderbüchern vorzulesen. Stellvertretend für diese nahm Ursula Handl an dem medialen Rummel am Freitag um die Mittagszeit in der Brehmgasse teil. Von Beruf einst Sekretärin, „wollte ich in der Pension einfach etwas Sinnvolles tun. Und diese zwei Stunden, die ich hier in der 2a und 2b einmal in der Woche von 9 bis 11 Uhr bin, machen mir sehr viel Freude, wenn ich spüre, wie die Kinder Freude daran haben, dass ich ihnen vorlese.“

Klassenregeln
Klassenregeln

Lesegütesiegel und Leo-Lesetest

Ein weiterer Baustein der Leseförderung ist das bundesweite Lesegütesiegel, das ab diesem Schuljahr an engagierte Volksschulen verliehen wird, die Lesekompetenz gezielt fördern und Lesekultur im Schulalltag verankern. Die Leseschule im 11. Bezirk strebt klarerweise so eines an. Ergänzend dazu läuft die Pilotphase des Leo-Lesetests an 20 Wiener Schulen. Ziel ist es, die Lesefähigkeiten der Schüler:innen frühzeitig zu erfassen und gezielt zu stärken – die Evaluation folgt im Mai 2025.

Neue Lesepat:innen in Kindergärten

Eine Studie der Ohio State University besagt, dass Kinder, denen regelmäßig vorgelesen wird, bis zu 1,4 Millionen Wörter mehr hören, bevor sie in die Schule kommen. Das stärkt nicht nur die Sprachentwicklung, sondern auch die Lernfreude. Gerade in Wien, wo fast die Hälfte der Erstklässler eine andere Erstsprache als Deutsch spricht, ist Sprachförderung essenziell – wäre sie allerdings auch in allen anderen Sprachen!

Lesepat:innen besuchen einmal pro Woche für zwei Stunden auch Kindergärten. Ziel ist es, Kinder bereits im Kindergartenalter spielerisch an Bücher und Sprache heranzuführen. Das Projekt wird seitens der Stadt Wien-Kindergärten in Zusammenarbeit mit dem Wiener Roten Kreuz umgesetzt.

Lesemarathon als Videos

Zurück zum Vorlesetag: Mehr oder weniger prominente Persönlichkeiten lasen im Vorfeld eine halbe oder eine ganze Stunde aus Klassikern und / oder neuen Kinderbüchern vor. Als „Lesemarathon“ sind diese auf der Website des Vorlesetags auch danach noch anzuhören und als Videos anzuschauen – Link weiter unten.

kijuku_heinz

Vorlesetag

Titelseite von
Titelseite von „Rosi in der Geisterbahn“
Vor allem, aber nciht nur, Volkshochschulen sind die Spielorte

Viel Theater für Kinder und Jugendliche in fünf Wiener Außenbezirken – ab 2025

Wien wächst – an den Stadträndern. Nicht erst heute, sondern seit Jahrzehnten – und noch länger. Dennoch konzentrieren sich viele Angebote, gerade auch im Bereich der Kultur aufs Zentrum, die innerstädtischen Bezirke. Selbst wenn U-Bahnen flotte Verbindungen herstellen, ist das für viele oft gefühlt weit weg. Ist es auch, wenn Klassen sich zusammenpacken, Bim, Bus, U- oder S-Bahn nutzen, braucht’s schon mal (fast) einen ganzen Vormittag für rund eine Stunde im Theater.

Gilt übrigens auch für Erwachsene sogar umgekehrt. Warb doch das jetzige Theater am Werk /Kabelwerk noch als Werk X in Meidling mit dem Spruch „Theater am Arsch der Welt“; mit „Gebrauchsanleitung“ auf diesen Plakaten, dass via U6 – eine Station vom Umsteige-Kontenpunkt Meidling entfernt und ein paar Gehminuten – so weit doch nicht ist.

Seit dieser Saison zeigt das Volkstheater in den Bezirken, das seit sieben Jahrzenten (fast) alle Bezirke bespielt, auch Stücke für junges Publikum. Gruppen, die sich bisher bemühten „hinaus zu gehen in die Peripherie“ scheiterten – die Bezirke hatten zu wenig Geld dafür. Gut, es gibt auch die eine oder andere Gruppe, die durch Turnsäle tourt. Aber qualitativ hochwertiges Theater in all seinen Spielformen – auch Tanz, Performance, partizipativ und noch vieles mehr und mit Ansprüchen auch an professionelles Licht- und Ton-Umfeld – hat’s schwer.

Gute Gründe für Theater speziell für junges Publikum, Teil 1
Gute Gründe für Theater speziell für junges Publikum, Teil 1

Bezirke 10, 11, 21, 22, 23

Nun – oder besser gesagt, pardon geschrieben -, ab dem kommenden Frühjahr (2025 wo im Herbst in Wien Gemeinde- und Bezirkswahlen anstehen), soll es einen großen Wurf geben: „Junge Theater Wien“ – und anstelle von Wien dann die Namen für die Bezirke 22, 10, 21, 23, 11 (Donaustadt, Favoriten, Floridsdorf, Liesing und Simmering – alphabetische Reihenfolge) nimmt den Betrieb auf. Dies kündigten am Dienstag in der Pressekonferenz des Wiener Bürgermeisters Michael Ludwig himself, die Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler sowie Stephan Rabl an. Letzterer ist der Leiter dieses Projekts, war Gründungs- und dann 13½ Jahre lang Direktor des Theaterhauses für junges Publikum, Dschungel Wien im MuseumsQuartier, setzte viele Initiativen in diesem Bereich, verscherzte es sich aber auch mit so manchen in der Szene.

In diesen fünf Bezirken lebt übrigens fast die Hälfte der Wiener Bevölkerung (850.000 Menschen bzw. 43 %). Mit dabei auch die Bezirksvorsteher dieser fünf Bezirke sowie etliche aus der Theaterszene für junges Publikum, in der schon seit Monaten gemunkelt, getuschelt wurde, Gerüchte liefen, dass da was Neues im Busch ist.

Gute Gründe für Theater speziell für junges Publikum, Teil 2
Gute Gründe für Theater speziell für junges Publikum, Teil 2

Bus

Theater an Kinder und Jugendliche in nicht-zentralen Bezirken/ Regionen heranzubringen, war ihm schon früher ein Anliegen, gründete er doch vor mehr als 30 Jahren „Szene Bunte Wähne“ fürs Waldviertel und anfangs andere Gegenden in Niederösterreich. In der MQ-Zeit startete er den „Dschungel-Bus“, mit dem junge Besucher:innen direkt von der Schule in das Theaterhaus geführt werden sollten, bzw. gab es Produktionen im und rund um den Bus, die Station in Außenbezirken machten.

Neztwerke in den fünf Bezirken
Neztwerke in den fünf Bezirken

Dezentral

Spätestens seit dem starken Zuspruch für die Bühnen im – aus der Not der Pandemie geborenen – Kultursommer mit Bühnen quer über die Stadt verteilt, besonders in den Außenbezirken, nahmen Diskussionen um Kulturangebot speziell für junges Publikum in diesen Regionen zu. Als im Spätherbst des Vorjahres das Kinderkulturzentrum Floridsdorf für Zoom Kindermuseum und inklusive, diverse, mehrsprachige Kinder- und Jugendliteratur angekündigt wurde, fragte Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… die Kulturstadträtin, wieso nicht auch für Theater. „Da wird es was Eigenes geben, aber Genaueres darf und will ich noch nicht sagen, denn dem Bürgermeister, dem das ein großes Anliegen ist, will es persönlich im Frühjahr ankündigen“, antwortete Veronica Kaup-Hasler. Was nun erfolgt ist.

40 Produktionen, 25.000 Plätze

In jedem Bezirk werden mehrmals im Jahr für alle Altersgruppen im Herbst, Winter und Frühling Wiederaufnahmen, Premieren und Uraufführungen gezeigt – und dies an mehreren Tagen. In einer ersten Spielsaison werden in den genannten fünf Bezirken rund 40 Produktionen in bis zu 200 Vorstellungen gespielt. Damit können bis zu cirka 25.000 Plätze für die Kinder und Jugendliche im dezentralen Bereich angeboten werden. In erster Linie sind lokale Volkshochschulen, aber beispielsweise auch das Kulturzentrum F23 in Liesind oder Schloss Neugebäude in Simmering die Spielorte und Cluster-Ankerpunkte.

Auf die Geldfrage nannte Stephan Rabl „für die heurige Aufbauphase 300.000 Euro und dann für eine Saison eine Million.“

Die unterschiedlichsten Theaterformen, die angeboten werden sollen
Die unterschiedlichsten Theaterformen, die angeboten werden sollen

Neues soll entstehen

„Im Prinzip und in erster Linie sollen es Produktionen von in Wien lebenden Künstler:innen sein, die in den Veranstaltungsorten in den Bezirken gezeigt werden. Oft soll in dem einen oder anderen Bezirk die Premiere stattfinden“, erklärt Stephan Rabl in einem Telefongespräch – KiJuKU konnte nicht bei der Pressekonferenz sein, sondern war beim Kinder- und Jugendtheaterfestival spleen*graz.

Junge Theater Wien bzw. Favoriten, Simmering und so weiter soll aber, so Rabl, „nicht nur ein Tour-Management-Projekt sein. Überall wird großer Wert gelegt auf die Zusammenarbeit mit Bildungs-, Kultur- und anderen Einrichtungen in dem jeweiligen Bezirk. Daraus kann und soll auch Neues entstehen. Insbesondere auch für Sparten oder Altersgruppen, wo es dann jeweils aktuell zu wenig Angebot gibt.“

Die fünf Bezirke, in denen der dezntrale Spielbetrieb starten wird

Neben Theaterschaffenden, die in Wien tätig sind – und sei es auch „nur“ zeitweise – Rabl nannte beispielsweise die Gruppe IYASA aus Zimbabwe, die jahr(zehnte)lang hier gastierte, sogar gemeinsam mit heimischen Künstler:innen Stücke entwickelte, können und sollen auch Gruppen eingeladen werden, die Stücke mitbringen können, wo hier gerade nicht der Bedarf abgedeckt. Während es vor in paar Jahren viel für sehr junge Kinder gab, exisitere hier derzeit eine Lücke, so Rabl.

Pressekonferenz zu Junge Theater Wien: Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler, Bürgermeister Michael Ludwig (weitgehend vom Kamera-Stativ verdeckt) und Stephan Rabl
Pressekonferenz zu Junge Theater Wien: Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler, Bürgermeister Michael Ludwig (weitgehend vom Kamera-Stativ verdeckt) und Stephan Rabl

Er verstehe JTW nicht nur für das Publikum, sondern auch dafür, der lokalen Theaterszene mehr Spielmöglichkeiten zu bieten, aber auch als Impulse für Weiterentwicklung und Erarbeiten von Neuem – in Kooperation mit anderen Partner:innen in den Bezirken, vielleicht auch von neuen Formaten und Inhalten.

Follow@kiJuKUheinz

theaterstueck-im-bus <- damals noch im Kinder-KURIER

dschungelbus <- damals noch im Kinder-KURIER

jungetheaterwien.at

Gheorghe schreibt das Wort für Quelle auf Rumänisch

Sprachen ziehen für „Language of the day“

Bevor der Englisch-Unterricht mit Lehrer David losgeht, steht noch die Aktion „Language oft he Day“ (Sprache des Tages) auf dem Programm. Klassenvorständin Sladi hält die hölzerne Schüssel mit 14 zusammengefalteten Zettel Umut hin. Er war in der vorigen Stunde dran, ein Wort aus seiner mitgebrachten Sprache …. Vorzustellen und darf daher jetzt den nächsten Zettel mit einer der 14 Sprachen ziehen, die die Schüler:innen der 1B neben Deutsch mitbringen.

Rumänisch ist dran. Gheorghe meldet sich, geht zur Tafel, überlegt ein wenig und schreibt dann Fântână und darunter, dass dies auf Detusch Quelle bedeutet. Danach spricht er es – mit den beiden unterschiedlich klingenden „a“ aus. Dann zählt er – auf Rumänisch – bis drei (unu doi trei) und alle in der Klasse stimmen in den Chor mit ihm ein, Quelle nun auf Rumänisch zu sagen.

Zur „Feier“ des Tages, weil die Klasse Besuch von Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… hat, wird die Aktion noch zwei Mal wiederholt. Nun zieht Gheorghe. Somali ist dran, Sundus schreibt Iskool an die Tafel – und praktisch alle erraten schon, dass dies Schule bedeutet. Nach ihrem 1/2/3 (hal, lába, sáddex). Auch sie darf nun ziehen. Ungarisch ist der nächste Zettel und Laszlo sucht ebenfalls ein Wort aus, von dem sofort alle mehr als ahnen, wofür es steht. Radir = Radiergummi, also „Egy, kettő, hárum…“ und schon schallt es im Chor „Radir“ durch die Klasse.

Englisch könne er neben Rumänisch auch sehr gut, erzählt Gheorghe in der Pause dem Journalisten, „weil ich viele englische Videos schaue und noch mehr in Games lerne“. Für „Iskool“ habe Sundus sich entschieden, „weil es so ähnlich ist wie School auf Englisch“. Moamal, der dieses Mal nicht dran war, erinnert sich, „ich hab damals auch das Wort für Schule auf meiner Sprache, die ich neben Deutsch und Englisch kann, geschrieben und gesagt: Madrasa – das ist Arabisch“. Fatema fällt sogar der Satz ein, dass sie die Schule so gar nicht möge, den sie gesagt hatte, „aber das stimmt nicht, ich mag diese Schule schon sehr, aber ich wollte damals einfach diesen Satz sagen!“

Überraschungs-Sprache

In der nächsten Stunde darf der Journalist auch noch die 3A besuchen, in der Sladi die Englisch-Stunde hält. Auch hier noch die von ihr eingeführte Aktion „Language oft he day“, die damit allen Sprachen, die die Kinder und Jugendlichen mitbringen und somit auch ihnen, Respekt und Anerkennung entgegenbringt. Hier zieht Lehrerin Sümeyye einen Zettel aus einem Becher. Und es ist das höchstwahrscheinlich einzigartig von einem Schüler gesprochene Klingonisch. Alexander hat diese Sprache über YouTube-Videos vor zwei Jahren gelernt erzählt er. „Da war ich Star Wars und Star Trek-Fan, gelernt hab ich damals ungefähr ein Monat, manches hab ich schon vergessen.“ Unter den vielen Völkern des Universums gelten die Klingonen (vom Planeten Qo’noS) als besonders kriegerisch, weshalb ihr „Hallo“ eigentlich bedeutet: „Ich trinke dein Blut – Qual GAN Blug“, malt Alexander an die Tafel.

„Die Kinder und Jugendlichen merken sich oft viele der Wörter in den anderen Sprachen ihrer Mitschüler:innen, auch wenn das normalerweise nur so eine kleine 3-Minuten-Einheit am Beginn der Stunde ist“, freut sich Sladi, auf welch fruchtbaren Boden diese Wertschätzung all der Sprachen ihrer Klassen fällt.

Follow@kiJuKUheinz

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

nms-cob.schule.wien.at

Kinder vom Bildungscampus Heidemarie Lex-Nalis vor der offizellen Eröffnung

Nun ist ihr Bildungscampus offiziell eröffnet ;)

Lorina und Gabriel waren die ersten beiden Kinder, die vor ihren Bildungscampus – Ganztags-Volksschule plus Kindergarten – an der Simmeringer Rappachgasse kamen, wenige Minuten später gesellten sich Ahnef, Nefeli, Anna, Seline, Miriam und Juno dazu. Vor ihnen wurde ein breites rotes Band aufgespannt, hinter sie stellten sich etliche in Wien für Bildung zuständige Menschen wie Bildungsstadtrat, Bildungsdirektor, Magistrats-Verantwortliche und die beiden Leiterinnen von Volksschule und Kindergarten. Medien-Auflauf, denn der Bildungscampus, seit einem Monat in Betrieb, wurde offiziell eröffnet. Also schnitten Kinder und einige der Erwachsenen – wer gerade eine Schere ergatterte – das Band durch. Somit ist der Bildungscampus offiziell „eingeweiht“.

Schrittweise

Im Endausbau werden hier 825 Kindern bis 10 Jahre lernen und spielen. Das neue Bildungsgebäude das sich mit seinen drei Geschoßen wie ein Schiff mit Landungsbrücken in die Umgebung einpasst, umfasst 12 Gruppen im Kindergarten, eine 17-klassige Ganztagesvolksschule und 4 Sonderpädagogik-Klassen für Kinder mit Behinderungen. Es wird aber erst nach und nach „besiedelt“, derzeit gibt es außer den vier genannten sonderpädagogischen nur wenige Klassen und Kindergartengruppen. Im Echtbetrieb wurden sie vor dem großen Andrang vieler Kameras und noch mehrerer Erwachsener geschützt, weshalb nur die oben genannten Kinder beim Band-Durchschneiden fotografiert und gefilmt werden durften und sich aus jenen Räumen – beispielsweise auf weitläufige Terrassen zurückzogen als der Besuchs-Tross antanzte.

Katzenbild

Dafür schnappte sich die Leiterin der für Kindergärten zuständigen Magistratsabteilung 10, Karin Broukal, Stift und Papier, um sich an eine der Kinderstaffeleien zu setzen und „das einzige zu malen was ich kann – eine Katze von hinten“.

Kinder einer Klasse auf der Terrasse mit viel Bewegungsmöglichkeiten
Kinder einer Klasse auf der Terrasse mit viel Bewegungsmöglichkeiten

Vorkämpferin

Dieser – wie jeder andere Bildungscampus – löst auch die Barrieren an den Schnittstellen zwischen Kindergarten und Volksschule praktisch auf. Und er ist nach Heidemarie Lex-Nalis benannt. Diese vor fünfeinhalb Jahren verstorbene langjährige Leiterin der damals noch BAKiP (BundesAnstalt für Kindergarten-Pädagogik) genannten (Aus-)Bildungsstätte für angehende Kindergärtner:innen war eine der Vorkämpfer:innen in der Elementarpädagogik in Österreich. Es geht ja nicht um „Betreuung“, sondern um die erste Stufe in der Pyramide des Bildungssystems. Kinder haben ein Recht darauf, dass dies von professionell ausgebildeten Fachkräften bewerkstelligt wird, sind Pädagog:innen und keine (Bastel-)Tanten – was noch immer nicht in allen auch verantwortlichen Köpfen angekommen zu sein scheint.

Über ihre Arbeit in der Elementarpädagogik (mittlerweile heißen die Schulen auch BAfEP – BundesAnstalt für ElementarPädagogik) hinaus war Lex-Nalis als Fachbereichsleiterin beim PSD-Psychosoziale Dienste Wien sowie in der Beratung, Aus- und Weiterbildung in Einrichtungen für behinderte Menschen tätig.

Bild für den Bildungscampus

Ihr Witwer, Johannes Maria Lex, der die Plattform „Bildung ist Zukunft für alle Menschen in Österreich“ weiter betreibt (Facebook), überreichte den beiden Leiterinnen von Volksschule, Gabriele Kapeller, und Kindergarten, Barbara Tryfoniuk, ein Bild, das Kunst-Professor:innen der BAKiP Ettenreichgasse anlässlich der Pensionierung ihrer langjährigen Leiterin gemalt hatten. Es stellt Heidemarie Lex-Nalis umgeben von einem bunten Schmetterling, Blumen, einer Mandorla (Glorie und Aura rund um eine ganze Figur) sowie von chinesischen Schriftzeichen dar. Letztere stehen für Himmel, Freiheit, Weite, grenzenlos. Dazu in lateinischer Spiegelschrift der Satz: „Nimm den Schatten in deine Mandorla! Das Feuer und die Rose sind eins – Herzmüde, Grenzerfahrung, Langsamkeit: Damit war eine leise Veränderung, eine sanfte Bewegung, unerschöpfliches Leben – wie Wasser unter dem Karst für DICH. Nimm den Schatten in die Mandorla – unerschöpfliches Leben für dich, Heidemarie!“

Wenige Minuten später hing es schon an einer der (vielen) hölzernen Wände im Schuleingangsbereich.

Nachhaltige Architektur

Das Siegerprojekt des Architekturbüros „POS Architekten“ wurde im 18.500 m² großen Areal in den ehemaligen Donauauen entlang der Rappachgasse errichtet. Das Team verfolgte dabei einen ganzheitlich nachhaltigen Ansatz: das Gebäude fügt sich mit seinen drei Geschoßen wie ein Schiff mit Landungsbrücken in die Umgebung ein. Auf den „Landungsbrücken“ finden Spielplätze, Kletterparcours und sogar ein Rodelhügel Platz. Eine Besonderheit sind die vielfältigen Grünverbindungen entlang und quer zum Gebäude. Diese gehen auch durch das Gebäude hindurch.

Das neue Bildungsgebäude besteht aus sechs Bildungsbereichen („BIBER“) und umfasst zusätzlich einen Therapiebereich, ein vielfältiges Angebot an Kreativräumen, eine Bibliothek und einen Veranstaltungssaal. Multifunktionale Arbeitsbereiche tragen dazu bei, dass sich die Vernetzung von Kindergarten, Schule und Freizeit einfach umsetzen lässt. Den Kindern stehen dabei 13.780 m² an Freiflächen zur Verfügung – davon können rund 4.250 m² auch von Anrainer:innen genutzt werden.

Lösung fürs Verkehrsproblem

In der Zwischenzeit bahnt sich auch eine Lösung des Verkehrsproblems vor der Schule an, wo beim Kreisverkehr fünf Straßen zusammenkommen. Für die Rappachgasse ist eine 30er-Zone schon beschlossen, in der Bezirksvertretung sprachen sich kürzlich alle anwesenden Mandatar:innen auch für die gleich Geschwindigkeitsbeschränkung vom und zum Kreisverkehr bis zur Unterführung in der Haidestraße aus. Auch das übrigens erst nach vielfacher Initiative von Johannes Maria Lex, der sich auch für die Benennung des Bildungscampus nach seiner Frau stark eingesetzt hatte.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Erneuerbare Energien

Unter der Projektleitung der der Abteilung Bau- und Gebäudemanagement der Stadt Wien wurde der neue Bildungscampus ist als Niedrigst-Energie-Gebäude geplant: Sowohl die Fotovoltaik-Anlage am Dach als auch das Grundwasser und das Erdreich liefern die notwendige Energie.

Follow@kiJuKUheinz