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Szenenfoto aus "Morbus Hysteria - Wir haben alle Recht" vom aktionstheater ensemble
Szenenfoto aus "Morbus Hysteria - Wir haben alle Recht" vom aktionstheater ensemble
03.06.2023

Gespielter, getanzter, ironischer Kampf ums Rechthaben

„Morbus Hysteria – Wir haben alle Recht“, der jüngste Streich vom aktionstheater ensemble jetzt noch in Wien, dann in Bregenz.

Die Welt ist diesmal im jüngsten Stück vom aktionstheater ensemble ziemlich düster, vor allem ins schwarz-weiß-Tönen gehalten – von den projizierten Kulissen bis zu den Gewändern (Bühne/Kostüme: Valerie Lutz, Video: Resa Lut). Die Welt ist zersplittert, denn „Wir alle haben Recht“ wie es im Untertitel von „Morbus Hysteria“ heißt – noch bis 4. Juni im Werk-X-Wien-Meidling und ab Mitte Juni im Bregenzer Theater Kosmos, siehe Info-Box; übrigens Kinder I Jugend I Kultur I und mehr… hatte schon vor eingier Zeit über eine probe des Stücks berichtet – Link am Ende des Beitrages.

Wobei „wir alle“ keine Gemeinschaft ist, eher jede und jeder für sich – in eigenen Bubbles, wie es sich in der wirklichen Welt vor allem im digitalen Raum abspielt 😉 Da prallen die rechthaberischen Positionen aufeinander, nicht um sie auszutauschen, zu diskutieren, sondern zu postulieren, hinzukleschen, mitunter sogar recht gewaltsam.

Fast alle Themen

Von versuchter, bemühter Interkulturalität bis zur Zur-Schau-Stellung wie wichtig einer/einem Diversität sei bis zum Zweifel daran, ob wirklich jede und jeder sich als das sehen können dürfe als was sie/er/they sich fühle, beispielsweise als Wal, Hase oder Wolf sowie vermeintlich schulterklopfendem „ja, der jüdische Humor…“ spannt sich der Bogen der angeschnitten, angespielten, (selbst-)ironisch durch den Kakao gezogenen Positionen des „Rechthabens“.

Das Team – schauspielend auf der Bühne Michaela Bilgeri, Thomas Kolle, Kirstin Schwab, Tamara Stern, Benjamin Vanyek und musizierend dieses Mal hinter dem Publikum, was den Dialog zwischen den unterschiedlichen Tönen über die Zuschauer:innen hinweg-schwabben lässt, – und Regisseur Martin Gruber entwickelt das Stück ja jeweils miteinander. Die Beteiligten bringen persönliche Erlebnisse und Erfahrungen ein, die in der gemeinsamen Arbeit zu einer runden Sache werden. Die übrigens fast immer sehr spontan wirkt, obwohl praktisch jedes Wort – samt seiner Betonung, jeder Schritt perfekt einstudiert sind – und trotzdem nichts an dieser Spritzigkeit verliert. Natürlich lebt – wie generell bei guten Theater – auch und gerade beim aktionstheater ensemble jeder Abend von der Durchbrechung der vierten Wand zum Publikum, bestimmt dessen Reaktion die Energie, den Flow der Aufführung, weshalb es hier – Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… erlebte genau diese – keine sogenannte Zweite gibt. Dies ist ein Phänomen so mancher Theater, dass nach der darauf konzentrierten tollen Premiere die nachfolgende Vorstellung abflacht.

Alle wechselnd gegeneinander, eine Außenseiterin

Wechselnde Koalitionen der Streitenden spielen sich ebenso ab wie die fast durchwegs die Außenseiterin gebende Kirstin Schwab, die oft suchend, herumirrend und vor allem in einem fast durchgehenden 1 ¼-stündigen Workout auf und mit dem schwarz-grau lackierten Sitzball auf und ab springt, ob sitzend oder liegend.

Vielleicht ein wenig untypisch für das aktionstheater ensemble (das übrigens mit einer übersetzten Version von „Pension Europa“ im Sommer zu einem Gastspiel in London eingeladen ist), das mit der Art und Weise seiner Stücke zwar Haltungen vermittelt aber Positionen fast immer in Frage stellt und das Publikum damit anregen will, selber Antworten zu suchen, endet „Morbus Hysteria – Wir haben alle Recht“ mit dem letzten konsumkritischen Abschnitt mit einer rasant getanzten, gesungenen, gespielten Version des mehr als 50 Jahre alten7jungen Songs der Band Ton Steine Scherben „Macht kaputt, was euch kaputt macht“.

Follow@kiJuKUheinz

INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Morbus Hysteria – Wir haben alle Recht

aktionstheater ensemble; 1 ¼ Stunden

Konzept/Inszenierung: Martin Gruber
Text: Martin Gruber und Ensemble
Mit: Michaela Bilgeri, Thomas Kolle, Kirstin Schwab, Tamara Stern, Benjamin Vanyek
Live-Musik: Nadine Abado, Andreas Dauböck, Pete Simpson

Dramaturgie: Martin Ojster
Bühne/Kostüme: Valerie Lutz
Video: Resa Lut
Regieassistenz: Johny Ritter

Wann & wo?

30. Mai bis 4. Juni 2023
Werk X Meidling: 1120, Oswaldgasse 35A
Telefon: 01 535 32 00

Werk X-Wien-Meidling -> Morbus Hysteria

15. bis 18. Juni 2023
Bregenzer Frühling: Theater Kosmos: 6900, Marihailferstraße 29
Telefon: 05574-44 03 413
bregenzerfruehling -> aktionstheater-ensemble