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Doppelseite aus dem Bilderbuch "A wie Biene"

A wie Biene, S wie Löwe…

Der Buchtitel irritiert wohl auf den ersten Blick. Vielleicht auf den zweiten auch noch: „A wie Biene“. Der Untertitel hilft schon ein wenig auf die Sprünge: „Ein ABC mit tierisch guten Übersetzungen“.

So, also gleich zur Auflösung des Buchtitel-Wirrwarrs: Arı ist etwa das türkische Wort für Bienen. Auf dieser ersten der Bilderbuchseiten von Ellen Heck (Illustration und Text im englischen Original, Übersetzung: Regina Jooß) gibt’s noch drei weitere Bienen-Bezeichnungen: Abelha (Portugiesisch), Aamoo (Ojimbwe – so steht’s im Buch, dürfte aber eher korrekt Ojibwe heißen, und dies ist laut Wikipedia eine der größten indigenen Bevölkerungen in Nordamerika – Kanada und USA). Schließlich beginnt Biene noch in Igbo, einer der mehr als 500 Sprachen im westafrikanischen Nigeria, mit A – Aṅụ.

Doppelseite aus dem Bilderbuch
Doppelseite aus dem Bilderbuch „A wie Biene“

Reihenfolge: Deutsches Alphabet

Und so geht das weiter. Jede Seite ist einem anderen Buchstaben gewidmet – in der Reihenfolge des deutschsprachigen Alphabets. Wie bei Biene, die bei A zu finden ist, fliegen, krabbeln, schwimmen… die liebevoll und detailreich gezeichneten Tiere in ganz anderen Sprachen zu diesem großen Buchstaben. Bei L wie Kaninchen hätte vielleicht das aus dem altdeutschen Sprachgebrauch noch immer bekannte (Meister) Lampe neben Lapin (Französisch), Lepur (Albanisch) und Lāpaki (Hawaianisch) dazugepasst 😉

Ach ja, dass Löwe mit S was zu tun hat wie in der Überschrift dieses Beitrags zu lesen ist, kennst du vielleicht aus dem Film „König der Löwen“. Simba ist da nicht nur der Name eines „Königs der Tiere“, dies ist dessen Bezeichnung in Kisuaheli (Swahili), einer Sprache in Kenia, Tansania und Uganda (Ostafrika).

Doppelseite aus dem Bilderbuch
Doppelseite aus dem Bilderbuch „A wie Biene“

Auch hierzulande weniger bekannte Sprachen

Neben Deutsch – in dem die Tiernamen die Seiten zieren – kommen 67 andere Sprachen vor – von Afrikaans bis Zulu (übrigens beides Sprachen in der Republik Südafrika). So kannst du auf jeder Seite vielleicht das eine oder andere dir bekannte Wort finden, das aber immer mit einem ganz anderen Buchstaben beginnt als im Deutschen. Viel wahrscheinlicher ist, dass du viiiiele neuen Wörter findest. Und auch so manche Sprache, von der du möglicherweise noch nie etwas gehört hast. Da wäre es übrigens nicht schlecht gewesen in der übersichtlichen Liste der vorkommenden Sprachen zumindest bei nicht so bekannten das Land bzw. die Länder oder Regionen dazu zu schreiben, in denen diese verwendet werden.

Doppelseite aus dem Bilderbuch
Doppelseite aus dem Bilderbuch „A wie Biene“

Umschrift aus anderen Alphabeten

Da viele Sprachen unterschiedliche Schriften haben, musste alles ins lateinische Alphabet transkribiert werden. Da gibt es offenbar im Englischen andere Regeln als im Deutschen. Dass das Farsi (Persische) Wort für Bär unter X (Xers) auftaucht, ist merkwürdig, wird der Laut doch üblicherweise mit Kh umschrieben, es klingt wie ein hartes „ch“. Während das Mandarin (Chinesische) Xióng ebenso wie xie-xie (für danke) tatsächlich die gebräuchliche Transkription für diesen als „sch“ gesprochenen Laut ist.

Vorsatzseite aus dem Bilderbuch
Vorsatzseite aus dem Bilderbuch „A wie Biene“

Anhören über eine eigene Website

Aber, wie hören sich die Wörter im Original an? Nun dazu verweist das Buch nach allen Tiervorstellungen – am Ende steht übrigens ein Elefant auf einer Doppelseite (Zaan – Mongolisch), Zehon (Amharisch), Zilonis (Lettisch) und Zō (Japanisch) – auf eine eigene Website, auf der die jeweiligen Tiernamen beim Anklicken vorgelesen werden. Ein QR-Code wäre übrigens eine einfachere Variante (gewesen), die entsprechende Website zu erreichen.

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Titelseite des Bilderbuchs
Titelseite des Bilderbuchs „A wie Biene“

Eda vor dem Premierenkino

Vielsprachige junge Film-Protagonist:innen im Interview

Zur offiziellen Premiere des Films „Favoriten“ von Ruth Beckermann ins größte Kino Wiens, das Gartenbaukino gegenüber dem Stadtpark kamen neben Promis wie Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Justizministerin Alma Zadić, Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler natürlich auch die Regisseurin und fast ihr gesamtes Filmteam. Aber natürlich auch Lehrerin Ilkay Idiskut sowie einige ihrer ehemaligen Schüler:innen – Eda Dzhemal, Hafsa Polat, Manessa Lakhal, Majeda Alshammaa, Ibrahim Ibrahimovič und Dani Crnkić.

Vier davon gaben Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… kurze Interviews. Zunächst wollte KiJuKU von allen wissen, wie dies war, so häufig im Unterricht und bei Exkursionen gefilmt zu werden – und dann ein bisschen über ihre weitere schulische Laufbahn sowie ihre Pläne für danach.

Eda antwortete auf die Frage nach der (fast) ständigen Kamera-Begleitung so: „Das hat sehr viel Spaß gemacht. Die waren bis zu drei Mal pro Woche bei uns.

KiJuKU: Wenn ihr beim Lernen oder bei Prüfungen gefilmt wurdet, war das auch so einfach?
Eda: Manchmal war es schon schwierig, auch weil wir nicht genau in die Kamera schauen durften. Wir mussten so tun, als wenn die Kamera nicht da wäre. Manchmal konnte ich mich dann nicht so gut konzentrieren, wenn sie uns gefilmt haben. Und ich war so schüchtern und konnte dann nicht alles sagen, wenn die Kamera da war.

KiJuKU: Wurde es mit der Zeit leichter, weil sie – wie du gesagt hast – ja so oft da waren?
Eda: Schon, weil wir uns dann gut kennengelernt haben, die sind auch voll nett und ich mag sie alle.

Eda vor dem Premierenkino
Eda vor dem Premierenkino…

KiJuKU: Was machst du jetzt?
Eda: Ich gehe ins Laaerberg Gymnasium, schon in die zweite Klasse.

KiJuKU: War die Umstellung von Volksschule auf Gymnasium schwierig?
Eda: Nein, ich hatte alles 1er nur einen 2er.

KiJuKU: Welche Gegenstände magst du am liebsten?
Eda: Werken, Sport und Biologie.

KiJuKU: Gibt’s auch Fächer, die du weniger magst?
Eda: Deutsch – ich mag es, Deutsch zu sprechen, aber naja … – der Rest sei vom Mantel des Schweigens verhüllt.

KiJuKU: Sprichst du außer Deutsch noch andere Sprachen?
Eda: Türkisch und Bulgarisch, aber weniger Bulgarisch. Meine Schwester kann da mehr – sie hat sich sogar die Schrift selber beigebracht. Meine Eltern kommen aus Bulgarien aus einem Dorf, in dem Türkisch gesprochen wird. Sie haben oft Bulgarisch gesprochen, wenn sie etwas zueinander gesagt haben, das wir nicht hören sollten. Deswegen haben wir begonnen, es auch zu lernen, aber ich kann viel besser Türkisch als Bulgarisch.

Nach der Schule möchte Eda „entweder Make-Up-Artistin oder Tierärztin werden“

Interviewpartnterin Hafsa
Interviewpartnterin Hafsa

Wissenschafterin

Auf die Frage nach der Kamera-Begleitung antwortete Hafsa: „Es war spannend, weil ich die ganze Zeit gewusst habe, dass wir in einem Film sein werden. Aber bei Prüfungen hat es schon ein bisschen nervös gemacht. Falls ich was falsch mache oder sage, dann könnte das im Film sein!“

Befragt nach der weiteren Schullaufbahn erzählte Hafsa: „Ich gehe jetzt in die zweite Klasse im Gymnasium Waltergasse.“

KiJuKU: Wie war die Umstellung?
Hafsa: Es war ein ganz anderes Level.

KiJuKU: Schwieriger?
Hafsa: Volksschule war im Vergleich dazu ein kleines Teil, am Anfang war’s schon schwieriger, aber jetzt bin ich’s schon gewohnt.

KiJuKU: Was sind die Lieblingsfächer?
Hafsa: Sport, Deutsch mag ich nicht so sehr.

KiJuKU: Hast du noch mehrere Sprachen?
Hafsa: Ja, neben Deutsch kann ich noch Türkisch und Englisch.

KiJuKU: Was ist der Traumjob nach der Schule?
Hafsa: Mein Traumjob ist, Wissenschafterin zu werden.

KiJuKU: Und in welchem Bereich?
Hafsa: Physik und Chemie.

Interview-Duo Ibro und Dani
Interview-Duo Ibro und Dani

Manchmal peinliche Situationen

Dani erinnert sich an die drei Jahre Volksschule mit Kamera so: „Manchmal hat es schon nervös gemacht. Es gibt natürlich immer wieder peinliche Situationen und wenn du dabei gefilmt wirst und die Kamera sehr nahe kommt, ist das nicht nur angenehm.“

KiJuKU: jetzt besuchst du welche Schule?
Dani: Das Joseph-Haydn-Gymnasium im 5. Bezirk.

KiJuKU: Wie war der Umstieg?
Dani: Ein bisschen schwierig, weil man neue Freunde finden musste. Die Umstellung auf mehrere Lehrerinnen und Lehrer war am Anfang auch ein bisschen schwierig, aber ich hab mich schon schnell daran gewöhnt.

Büro, Polizei, Fußball

KiJuKU: Hast du schon Berufswünsche?
Dani: Ich will im Büro arbeiten oder Polizist werden.
Ibro: Ich will auch im Büro arbeiten – und Fußballer werden.

KiJuKU: Spielst du schon lange Fußball in einem Verein?
Ibro: Seit ich sechs Jahre bin und jetzt bin ich elf.

KiJuKU: Welche Position spielst du vor allem?
Ibro: Linker Flügel.

KiJuKU: Wie oft trainierst du in der Woche?
Ibro: Drei Mal – und am Wochenende hab ich noch ein Match.

KiJuKU: Das geht sich alles neben der Schule aus?
Ibro: Jaja.

KiJuKU: du gehst in welche Schule?
Ibro: Ins Gymnasium Pichelmayergasse.

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Hier unten geht es zu eienr Besprechung des Films „Favoriten“

Gruppenfoto der bei der premiere anwesenden Kinder aus dem Film mit Lehrerin und der Regisseurin
Gruppenfoto der bei der Premiere anwesenden Kinder aus dem Film mit Lehrerin und der Regisseurin…
Szenenbild aus dem Film "Favoriten"

Meist auf Augenhöhe mit den Kindern

Musik erfüllt das Klassenzimmer, alle sind in Bewegung – zu englischen Sätzen. Voll fröhlich, angespannt und doch entspannend – eine internationale Klasse in der größten Ganztags-Volksschule Wiens Quellenstraße (vormals Bernhardtstalgasse). Ein engagiertes Filmteam – Kamera fast immer auf Augenhöhe der Kinder – begleitete die rund zwei Dutzend Schüler:innen UND ihre engagierte Lehrerin über fast drei Jahre lang. – von der 2. bis zur 4. Klasse.

Szenenbild aus dem Film
Szenenbild aus dem Film „Favoriten“

Nun kommt „Favoriten“ wie der Film nach dem gleichnamigen Bezirk heißt, in dem diese Schule liegt, in die österreichischen Kinos. Premiere hatte er schon beim weltberühmten Festival in Berlin, hat aber auch das heimische Filmfestival Diagonale in Graz vor Monaten eröffnet, war bei Festivals in Argentinien, Korea, Mexico, Hong Kong, der Türkei und vielen anderen Ländern.

Szenenbild aus dem Film
Szenenbilder aus dem Film „Favoriten“…

Lernen, spielen, Exkursionen

Fast zwei Stunden lang sind die Kinder und ihre Pädagogin beim Lernen, Spielen, bei Ausflügen ins Hallenbad, aber auch in eine Moschee ebenso wie in die größte Kirche, den Stephansdom – zu erleben. Ihre Fragen, Berufswünsche, aber auch so manche Konflikte und Reibereien wie sie in jeder Klasse bzw. Gruppe vorkommen, sind zu sehen und hören – sowie der (versuchte) Umgang das jeweilige Problem zu lösen.

Szenenbild aus dem Film
Szenenbild aus dem Film „Favoriten“

Gelobt, ja gehypt wird der Film nicht zuletzt von vielen Menschen für die diese Einblicke in eine sehr multikulturelle Klasse recht neu sind. Die solche Kinder und Klassen nicht kennen, sondern sie nur – aus medialer Bezeichnung – als „Brennpunktschulen“ bzw. -klassen „kennen“ – oder eben nicht wirklich kennen. Aber auch jene, die solche Klassen und Schulen kennen, freuen sich, weil der Film die Kinder und ihre Lehrerin nicht als Problem behandelt, sondern sie – großteils – realistisch-positiv vor die Kamera holt; und nicht über sie sondern mit ihnen filmisch erzählt.

Szenenbild aus dem Film
Szenenbilder aus dem Film „Favoriten“…

Keine Nachfolgerin

Und so „nebenbei“ kommen so manche Probleme des Schulsystems zur Sprache – das Fehlen von Unterstützungskräften aus Bereichen wie Psychologie, Sozialarbeit aber letztlich auch Lehrkräften selbst. Monatelang ist bekannt, dass die voll-engagierte Lehrerin mit Herzblut, Ilkay Idiskut, schwanger ist und etwa drei Monate vor dem Ende der vierten Klasse in Mutterschutz geht. Dennoch steht gegen Ende des Films der tränenreiche Abschied mit dem Satz, dass sie den Kindern nicht sagen kann, wer sie ab dem folgenden Tag unterrichtet. Ganz am Schluss ein Insert, dass wenige Tage danach doch eine klassenführende Lehrkraft gefunden wurde! Und das, so ist aus der Schule mit 32 Klassen und rund 750 Schüler:innen zu hören, „wahrscheinlich auch nur, weil der Film gedreht worden ist, sonst hätt’s vielleicht bis zum Schulende keine klassenführende Lehrkraft gegeben“.

Szenenbild aus dem Film
Szenenbilder aus dem Film „Favoriten“…

Leider beschämende Momente

Trotz aller wertschätzenden filmischen Begleitung dieser drei Jahre muss kritisiert werden, dass es einige Momente und Szenen gibt, in denen Kinder sehr beschämt werden. Klar, sie kommen / kamen sich realistischerweise im Schulalltag mitunter vor. Aber muss beispielsweise minutenlang gezeigt werden, wie ein Kind verzweifelt unter deutlichem Prüfungsstress eine mathematische Aufgabe – trotz Hilfsversuchen – nicht lösen kann? Reicht es nicht, wenn so eine Situation in der Klasse passiert? Kann sie dann nicht besser wenigstens dem Schnitt zum Opfer fallen – gab es doch aus drei Jahren sicher Gigabyte an gedrehtem Material?

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Hier unten geht es zu einem Beitrag mit kurzen Interviews mit vier der Kinder aus dem Film

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Mehr Informationen
Plakat zum Film
Plakat zum Film „Favoriten“
Finalist:innen des zweiten Redeblocks am zweiten Tag im Wiener ORF-Zentrum - mit Juryvorsitzendem, ORF-Wien-Vertreterin, Moderatorin und einem Sponsor-Vertreter

Was wäre ein Regenbogen mit nur einer Farbe?

So junge und schon so tough – der erste und Gesamteindruck der Rede des erst 13-jährigen Vincent Pellegrini am zweiten Wiener Finaltag des 15. Durchgangs von „SAG’S MULTI!“, dem mehrsprachigen Redebewerb. Auf Französisch und Deutsch versprühte der Schüler aus dem Lycée Français zu Beginn des zweiten Rede-Blocks, dem Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… beiwohnte, im Hugo-Portisch-Atrium des ORF-Zentrums auf dem Küniglberg Energie, Freude, Lust am Sprechen und an Sprachen. Nicht nur den beiden, die er verwendete – Französisch und Deutsch (letztere müssen alle Teilnehmer:innen verwenden).

Vincent Pellegrini (13) aus dem Lycée Français de Vienne mit Französisch - und Deutsch sowieso
Vincent Pellegrini (13) aus dem Lycée Français de Vienne mit Französisch – und Deutsch sowieso

Vielfalt ist unsere Tradition

Er selbst spricht auch noch Englisch, da in den USA geboren, sowie Spanisch, die Sprache eines seiner Urgroßväter. Latein und Altgriechisch zählt er auch zu seinem Repertoire, „aber erst, wenn ich dann noch Italienisch gelernt habe, werde ich ich selbst sein.“ Er fühle sich als Sag’s Multi und liebe Wien gerade, weil es so ein Mosaik aus vielen Sprachen und Kulturen ist. In seiner mitreißenden Rede interpretierte er die biblische Geschichte vom Turmbau zu Babel um: Nicht Zwietracht hätte Gott mit der „babylonischen Sprachverwirrung“ unter die Menschen bringen wollen, sondern er wollte sie dazu bewegen, sich in ihrer Vielfalt verständigen zu lernen.

„Unsere neue Tradition wird es sein, multikulturell zu sein, indem wir mehrsprachig sind – ich spreche, wir sprechen, also sind wir!“

Finalist:innen des zweiten Redeblocks am zweiten Tag im Wiener ORF-Zentrum - mit Juryvorsitzendem, ORF-Wien-Vertreterin, Moderatorin und einem Sponsor-Vertreter sowie allen Juror:innen dieses Blocks
Finalist:innen des zweiten Redeblocks am zweiten Tag im Wiener ORF-Zentrum – mit Juryvorsitzendem, ORF-Wien-Vertreterin, Moderatorin und einem Sponsor-Vertreter sowie allen Juror:innen dieses Blocks…

„Mitbestimmen, mitgestalten – Meine Stimme, mein Tun“…

… lautet das Thema des Bewerbs in diesem Schuljahr. 373 Schüler:innen – von der siebenten bis zur zwölften bzw. 13. (BHS) Schulstufe – hatten ihre Videos dazu eingesandt. Rund 100 Juror:innen – all der verwendeten Sprachen – sahen sich in Summe rund 40 Stunden der digitalen Reden an. Die besten 165 durften neue Reden im Finale und das live und analog (gleichzeitig digital gestreamt) halten. Seit der ORF Träger des Bewerbs ist (2020) und nach der Pandemie fanden/finden die Finalrunden jeweils in Landesstudios des öffentlich rechtlichen Rundfunks statt, in Innsbruck waren heuer erstmals auch Teilnehmer:innen aus dem benachbarten Italien, aus Südtirol mit dabei. Kassandra Steiner, Social-Media-Redakteurin im ORF Wien, moderierte die drei Finaltage auf dem Küniglberg, zitierte vor jeder Rednerin, vor jedem Redner Sätze aus deren Beiträgen in der Hauptrunde und führte danach kurze Live-interviews.

Tobias Gross (15) aus dem Lycée Français de Vienne sprach Tschechisch - und natürlich auch Deutsch
Tobias Gross (15) aus dem Lycée Français de Vienne sprach Tschechisch – und natürlich auch Deutsch…

Wien – Prag – Paris

Ebenfalls von der französischen Schule in Wien kommt der 15-jährige Tobias Gross, liebe Deutsch und Französisch, Wien und Paris, die Donau und die Sein, aber genauso Prag und die Moldau – erzählte er blumig in seiner Deutsch-Tschechischen Rede. Sprachen sind Brücken für das Zusammenleben. Und mit jeder Sprache komme man der jeweiligen Kultur viel näher als beim Lesen von in die eigene Sprache übersetzten Texten. Ähnlich wie sein Vorredner beendete er seinen Beitrag mit einem aus Star Wars entliehenen Spruch: „Möge die Kraft und Macht der Sprachen mit Ihnen sein!“

Alwaled Alkoud aus dem Bertha-von-Suttner-Schulschiff sprach Arabisch und Deutsch
Alwaled Alkoud aus dem Bertha-von-Suttner-Schulschiff sprach Arabisch und Deutsch…

Mitschüler:innen vertrieben seine Ängste

Bevor er mit acht Jahren das erste Mal in Wien in eine Volksschulklasse kam, habe er große Ängste gehabt, so gestand Alwaled Alkoud auf Arabisch und Deutsch. Doch binnen kürzester Zeit seien die völlig verflogen: Die Sitznachbarin habe etliches für ihn auf Arabisch übersetzt, seine Lehrerin – vom Balkan – und sein bester Freund, ein dunkelhäutiger Klassenkamerad, sowie andere Kinder mit weiteren Sprachen haben ihm die Integration leicht gemacht. Dies sei einer der großen Vorteile von Vielfalt, schlussfolgert der Schüler des Gymnasiums auf dem Bertha-von-Suttner Schulschiff in Wien-Floridsdorf (21. Bezirk).

Was er aber nicht verstehe, „dass so viele Kinder und Jugendlichen checken, dass Vielfalt schön und bereichernd ist, es aber Erwachsene gibt, die das noch immer nicht verstehen. Ein Regenbogen mit nur einer Farbe wäre doch auch nicht schön!“

Theresia Čarnogurský (17) vom Wiedner Gymnasium / Sir Karl Popper Schule mit den Sprachen Slowakisch und Deutsch am Redepult
Theresia Čarnogurský (17) vom Wiedner Gymnasium / Sir Karl Popper Schule mit den Sprachen Slowakisch und Deutsch am Redepult…

Gefahr, in schlechten Nachrichten zu ertrinken

Die 17-jährige Theresia Čarnogurský aus dem Wiedner Gymnasium/ Sir Karl Popper Schule widmete sich in ihrer Rede (Slowakisch) der Flut von Nachrichten nicht zuletzt dank Internet und Social Media. Einerseits fände sie es sozusagen super, dass du ständig Informationen aus aller Welt verfügbar hast, andererseits können – insbesondere Nachrichten und Bilder über Kriege und Katastrophen dazu führen, dass diese wie eine Last auf eine/einen drücke. Sie sei sogar einmal fast in der Fülle solcher geistig und psychisch ertrunken. Da brauche es Pausen – und Konzentration auf angenehme, positive Meldungen und Gespräche im eigenen Umfeld. Damit wolle sie aber keineswegs für ein „Abschalten“ plädieren. Es sei sehr wichtig zu wissen, was in der Welt los ist.

Florian Nehlich (16) aus dem Wiedner Gymnasium /Sir Karl Popper Schule mit Englisch (als Erstsprache) und Deutsch
Florian Nehlich (16) aus dem Wiedner Gymnasium /Sir Karl Popper Schule mit Englisch (als Erstsprache) und Deutsch…

Künftigen Generationen nicht die Zukunft stehlen

Florian Nehlich (16), auch aus dem Wiedner Gymnasium /Sir Karl Popper Schule, versuchte die Zuhörer:innen zu Beginn sich auf Perspektivenwechsel einzulassen. Wer im Raum sei die/der Wertvollste? Das käme wohl auf die Sichtweise an. Könnten Juror:innen sein, seine Mutter, genauso wie alle der jungen Redner:innen…

Den Hauptteil seiner Rede– auf Englisch und Deutsch –  widmete er kritischen Blicken auf eines der größten aktuellen Probleme, den Ressourcenverbrauch ohne oder jedenfalls mit zu wenig Rücksicht auf kommende Generationen.

Silvia Petrová (17) aus dem Wiender Gymnasium / Sir Karl Popperschule hielt ihre REde auf Bulgarisch und Deutsch
Silvia Petrová (17) aus dem Wiender Gymnasium / Sir Karl Popperschule hielt ihre REde auf Bulgarisch und Deutsch…

Gegen Wissenschafts-Skepsis

Silvia Petrová (17) aus der Schule wie ihre beiden Vorredner:innen nahm die in Österreich weit verbreitete Skepsis gegenüber wissenschaftlichen Erkenntnissen aufs Korn – auf Bulgarisch und natürlich Deutsch. Als Beispiel führte sie Gentechnik an und sprach sich für – natürlich gut kontrollierten – Einsatz derselben an. Ohne diese hätte es beispielsweise bei Corona nicht innerhalb so kurzer Zeit den wirksamen Impfstoff gegeben.

Alwaled Alkoud aus dem Bertha-von-Suttner-Schulschiff sprach Arabisch und Deutsch
Alwaled Alkoud der schon viel hinter sich hat…

Weite „Reise“

Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… sprach in der Pause nach dem Block dieser sechs Redner:innen kurz mit Alwaled Alkoud. Er erzählte: Ich bin in Abu Dhabi geboren und die ersten fünf Jahre aufgewachsen, dann kam ich mit meinen Eltern nach Syrien, wo wir schon nach einem Jahr wegmussten. Aber auch in der Türkei bin ich in eine arabische Schule gegangen, daher hatte ich dann in Österreich wie ich in meiner Rede berichtet habe, zuerst Angst vor der neuen Klasse. Ich dachte, ich wäre der einzige mit Arabisch oder überhaupt einer anderen Sprache als Deutsch. Die Vielfalt in der Klasse und die vielen Sprachen der Kinder haben mir sehr, sehr geholfen.“

Julia Gapik aus dem Bertha-von-Suttner-Schulschiff sprach Polnisch und selbstverständlich Deutsch
Julia Gapik aus dem Bertha-von-Suttner-Schulschiff sprach Polnisch und selbstverständlich Deutsch…

Europäische Union

Neben ihm saß Julia Gapik (16), ebenfalls vom Bertha-von-Suttner Schulschiff. Und da sie schon im vorangegangenen Block dran war, fragte KiJuKu sie nach ihrem Thema und ihrer Rede. „Ich hab über Europa – die Zukunft braucht uns alle geredet (auf Polnisch und selbstverständlich Deutsch). Wir alle, egal wo wer herkommt, welche Hautfarbe oder Religion er oder sie hat – alle sind gefordert, an diesem gemeinsamen Europa zu arbeiten. Und es wird auch alle brauchen.“ Sie selbst habe sich durch einzelne herausragende junge Menschen zu ihrer Rede inspirieren lassen. Im Stream zum Nachhören beschreibt sie etwa Halin, die aus Indien kommt, auch Japanisch und Russisch kann, einen Buchklub auf die Beine gestellt hat, in einem Debattierklub ist, Psychotherapeutin werden will – und neben der Handelsschule samstags gearbeitet hat. Warum sollte so ein Mensch nicht an der Gestaltung Europas mitwirken? Und sie verweis auf das Motto der EU „In Vielfalt vereint!“

Anna Maria Sagmeister und Melisa Mete, vormalige Preisträgerinnen, bespielen nun als Social Media Team die Kanäle von
Anna Maria Sagmeister und Melisa Mete, vormalige Preisträgerinnen, bespielen nun als Social Media Team die Kanäle von „Sag’s Multi!“…

Gala im Wiener Rathaus am 17. Juni

Seit Anfang April hat es bereits sechs Sag’s Multi Veranstaltungstage in Graz, St. Pölten, Innsbruck, Linz und Eisenstadt gegeben. Am Freitag (26. April) findet – wieder im ORF-Zentrum auf dem Wiener Küniglberg der letzte Finaltag des diesjährigen Bewerbs statt. Und wie Jury-Vorsitzender und „SAG’S-MULTI!“-Erfinder Peter Wesely immer betont, „alle Finalist:innen haben schon gewonnen“, aber darüber hinaus kürt die Jury auch noch die Besten der Besten zu Preisträgerinnen und Preisträgern. Und diese werden bei der feierlichen Gala im großen Festsaal des Wiener Rathauses, zu der alle Finalist:innen eingeladen sind, geehrt – und auch erst dort bekanntgegeben. Diese steigt am 17. Juni 2024.

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Links zu den Streams der (meisten) bisherigen Finaltage des aktuelen, 15. Mehrsprachigen Redebewerbs „SAG’S Multi!“

tvthek.orf.at -> Wien, 25. April 2024

tvthek.orf.at -> Wien, 24. April 2024

tvthek.orf.at -> Burgenland

tvthek.orf.at -> Niederösterreich

tvthek.orf.at -> Oberoesterreich

tvthek.orf.at -> Steiermark, Teil 1

tvthek.orf.at -> Steiermark, Teil 2

tvthek.orf.at -> Tirol

sagsmulti.ORF.at

Doppel-Vorsatzseite mit Wolf in 54 Sprachen

Kurt, Lupo, Lang – ein kleiner Wolf in vielen Sprachen

Ein kleiner, freundlich und neugierig dreinschauender Wolf – aufrecht gehend – schleicht sich am Sonntag in das „Kinderhaus“, einen Kindergarten, schnuppert an Spielzeug, fühlt sich wohl und entschließt sich: „Hier will ich bleiben“.

Selbst als er auf der nächsten Doppelseite von einem Turm aus Bauklötzen auf den er klettert, runterfällt. Er bleibt. Und erlebt an den Tagen der folgenden Woche die Kinder bei unterschiedlichsten Spielen – stets aus einem Versteck heraus…

Achtsprachig im Bilderbuch

Die Geschichte „Besuch vom kleinen Wolf“, die sich die Autorin Silvia Hüsler einfallen hat lassen – und auch selber dazu bunte Bilder gezeichnet hat – weist noch eine Besonderheit auf. Spezialität der gelernten Elementarpädagogin ist seit Jahrzehnten die Förderung von Mehrsprachigkeit. Und so gibt es diese Geschichte vom kleinen Wolf im Kindergarten gleich auf jeder der Doppelseiten in acht verschiedenen Sprachen. Immer wieder wird die Reihenfolge von Albanisch, Deutsch, Französisch, Italienisch, Portugiesisch, Serbisch (in lateinischer Schrift), Tamilisch und Türkisch verändert. Jede der Farben ist schon zu Beginn mit einer anderen Farbe eines Wolfs-Pfoten-Abdrucks gekennzeichnet – und so im Buch auf den 17 Doppelseiten auch für all jene, die die jeweiligen anderen Sprachen nicht kennen zu verorten 😉

Screenshot der Homepage von Silvia Hüsler
Screenshot der Homepage von Silvia Hüsler

Zum Hören

Für jene, die lieber hören, als (vor-)lesen gibt es auch eine Audio-CD, die „nebenbei“ den Vorteil hat, auch die Melodien jener Sprachen vernehmen zu können, die einer/einem nicht geläufig oder ganz fremd sind; Wobei als „Bonustrack“ auf der CD die Geschichte zusätzlich auf einer „neunten“ Sprache erzählt wird, auf Schweizerdeutsch.

Auf der ersten und letzten Innenseite (üblicherweise auch als Vorsatzseiten bezeichnet) findest du das Wort für Wolf sogar in 54 Sprachen – und in jenen, die in anderen Schriften geschrieben werden steht es sozusagen in lateinischer Transkription (Umschrift) daneben. Und so stößt du vielleicht auf Verblüffendes: Kurt (Türkisch), Lang (Mandarin-Chinesisch), Ulv (Norwegisch), Hunt (Estnisch), Lupo (Italienisch) – sie alle stehen für Wolf in den in Klammern angegebenen Sprachen.

Text-Download in 22 weiteren Sprachen

Der Verlag bietet übrigens auf der Homepage – Link unten in der Info-Box am Ende des Beitrages – zusätzlich als (kostenlose) Download-PDF die Texte des Bilderbuchs in weiteren 22 (!) Sprachen an: Arabisch, Mandarin-Chinesisch, Englisch, Finnisch, Hebräisch, Kapverdisches Kreol, Kroatisch, Kurdisch Kurmanci, Kurdisch Sorani (in arabischer Schrift), Luxemburgisch, Farsi (Persisch), Polnisch, Romanisch, Rumänisch, Russisch, Schwedisch, Serbisch (Kyrillisch), Somali, Spanisch, Thai, Tigrinya (Äthiopien und Eritrea), Ukrainisch.

Umschlag - Titel- und Schlussseite des Unterrichtsmaterials
Umschlag – Titel- und Schlussseite des Unterrichtsmaterials

Pädagogisches Material

Die Autorin, die gleichzeitig auch Illustratorin hat – gemeinsam mit Ursina Gloor – auch umfassende Unterrichtsmaterialien erarbeitet. Diese reichen von Kopiervorlagen über Bastelanleitungen bis zu Vorschlägen für pädagogische (spielerische) Einheiten, Rätsel, Gedichte, Lieder, Hinweise für den Unterricht Deutsch als Zweitsprache, (weiterführende) Literaturtipps und nicht zuletzt Inputs über Wolf in Mythologien, Sagen und Märchen verschiedener Sprach- und Kulturräume.

Tag der Muttersprachen

Diese Buchbesprechung erscheint übrigens nicht zufällig heute, am 21. Februar (2024). Seit dem Jahr 2000 wird immer am 21. 2. Der Internationale Tag der Muttersprache begangen. Die Unesco, die Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur der Vereinten Nationen (UNO), hat den ins Leben gerufen, weil rund die Hälfte aller weltweit verwendeten Sprachen vom Aussterben bedroht ist.  Dies betrifft die sogenannten Minderheiten-Sprachen, die von weniger als 10.000 Menschen (noch) gesprochen werden. Die Unesco will mit diesem Internationalen Tag aber auch Mehrsprachigkeit und Fremdsprachenunterricht ins Rampenlicht rücken. Noch immer gibt es ja (politische) Tendenzen, Mehrsprachigkeit als „Problem“ und nicht als Bereicherung zu sehen, dabei ist „Einsprachigkeit heilbar!“

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Titelseite des Bilderbuchs
Titelseite des Bilderbuchs „Besuch vom kleinen Wolf“ in acht Sprache
Die Alumnis, also vormalige Preisträger:innen, Tracy-Cindy Agbogbe, Arkadi Jeghiazarian, Melisa Mete, Sabiha Moradi und Banan Sakbani lasen Auszüge aus den Reden der diesjährigen Preisträger:innen – hier der mittleren Alters-Kategorie

Wenn ich Superkräfte habe, dann…

Zum 15. Mal bietet der mehrsprachige Redewettbewerb „Sag’s Multi!“ Jugendlichen die Chance, ihre Gedanken, Meinungen, Wünsche, Forderungen, Perspektiven in jeweils zwei Sprache – Deutsch und einer selbstgewählten, egal ob mitgebrachte Familien- oder erlernte Fremdsprache – zu Gehör zu bringen. Zum vierten Mal ist der ORF Host des Bewerbs, die Finalrunden finden in mindestens sechs der Landesstudios (Wien, Niederösterreich, Burgenland, Steiermark, Salzburg und Tirol) und möglicherweise in zwei weiteren statt – und werden dann live gestreamt.

Die Themen in diesem Schuljahr, zu denen die Reden Jugendlicher erwünscht sind:
* Mitbestimmen, mitgestalten – Meine Stimme, mein Tun
* Wir – unser(e) Leben, unsere Vielfalt, unsere Zukunft
* Wenn ich Superkräfte hätte, dann…
* Technologie und Digitalisierung – meine Welt von morgen
* Europa – die Zukunft braucht uns alle
* Menschenleben Menschenrechte Menschenpflichten
* Meine Sprache, meine Stärke, meine Welt
* Safer Spaces – Was gibt mir Sicherheit?

Ab sofort können Jugendliche – ab der 7. Schulstufe bis Ende der Schulzeit (12. Bzw. in BHS 13. Schulstufe) – sich für den Bewerb anmelden. Sowohl für die Vor- als auch die Hauptrunden senden die Jugendlichen – wie in den vergangenen drei Jahren – Videos ein, erst die Finalrunden finden analog und live statt. Die Preisträger:innen und alle Finalist:innen sind für den 17. Juni 2024 zur Abschluss-Gala im Wiener Rathaus eingeladen.

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sagsmulti.orf.at

Szenenfoto aus "Experiment Monstaschule"

Hapschu, Monstaaa

Wurden kürzlich in Wien Schüler:innen einer Handelsakademie mit einer Merkur-Statue dafür belohnt, dass sie einen Escape-Room entwickelten, aus dem nur das gemeinsame Lösen schulischer Aufgaben den Weg zum Schlüssel der verschlossenen Türe freimachten – zu diesem Artikel geht es hier -, so wurde im Rahmen des Schäxpir-Festivals der Großteil einer ganzen Schule zum Escape-Room.

Das Tor des (Real-)Gymnasiums in der Fadingerstraße war zwar in „Experiment Monsterschule“ immer offen, aber Schlosskombinationen mussten eine ganze Reihe herausgefunden werden, um Licht, Wasser und CO2 (Kohlenstoffdioxid, das für die Photosynthese wichtig ist (Pflanzen wandeln dieses in den lebenswichtigen Sauerstoff um; im Übermaß aber beim Klimawandel eine zentrale Rolle spielt) für Plata Planeta aufzutreiben. Denn diese Art Mischwesen aus Pflanze, Mensch und Monster im dunklen EDV-Raum auf dessen Monitoren Blätter und Wassertropfen zu sehen waren, drohte zu vertrocknen – und damit letztlich die Lebensgrundlagen für alle Wesen.

Szenenfoto aus
Szenenfotos aus dem Escape-Room-Game „Experiment Monstaschule“ im Fadinger-(Real-)Gymnasium…

Viele Aufgaben

In drei Gruppen – geführt von Monstaaa mit eigener Sprache, von der die Besucher:innen, die damit zu Mitspieler:innen des einstündigen Games wurden, einiges lernen konnten/ sollten /mussten – ging’s durch Physiksaal, Bibliothek und andere Räume der Schule nahe dem Linzer Ursulinenhof und O.K.-Platz (Offenes Kulturhaus). Beispielsweise waren im Physiksaal sowohl ein Planetensystem aufgebaut als auch das Periodensystem in Form von Karton-Quadern. Die zentralen chemischen Elemente der Sonne – Wasserstoff und Helium – gaben beispielsweise den Hinweis auf Ziffern bei einem Nummernschloss. Die richtige Farbkombination führte auf einem Keyboard zu Tönen, deren Buchstabenbezeichnung das Schloss einer Box (schuss auf Monstarisch) öffnete, in dem sich eine stilisierte, gebastelte Sonne – und damit das Licht – für Plata Planeta befand: Schlüssel heißt in der Kunstsprache kiki, und versperrt loca loca.

Szenenfoto aus
Szenenfotos aus dem Escape-Room-Game „Experiment Monstaschule“ im Fadinger-(Real-)Gymnasium…

Kunstkollektiv + lokale Künstler:innen + Kinder

Die aus der Schweiz kommende Künstler:innen-Gruppe Futur2 brachte das Konzept für das szenische Spiel (Konzept, Gamedesign: Melisa Su Taşkıran; Konzept, Regie: Stephan Q. Eberhard; Szenografie: Marie-Isabel Vogel; Kostüme: Karolína Jansová; Theaterpädagogik: Milena Kaute) mit. Und obendrein die Sprachen (Schweizer-)Deutsch, Französisch, Türkisch, Englisch, Spanisch, Tschechisch, Albanisch, Polnisch und Moré (die größte Sprachgruppe in Burkina Faso).

Zehn Tag vor dem Theaterfestival für junges Publikum in Linz reisten die Genannten und dazu noch Antonio Ramón Luque, Sabahet Meta an. Hier bei „Schäxpir“, übrigens tatsächlich nach Gehör geschrieben, wie es etwa auch in den Sprachen Bosnisch und Serbisch der Fall ist, dort halt mit den Sonderzeichen (Glyphen): Vilijam Šekspir – entwickelten sie mit den lokalen (erwachsenen) Künstler:innen Leonie Jacobs und Leni Plöchl (Schauspiel), Shuting Wang (Tanz) sowie Yaxin Wang (Flöte) und den jüngeren Kolleg:innen, den Kindern Johanna Lef (Bibliothekarin), Malak Yousef (Kunstlehrerin), Natalie Hofmann (Direktorin – bei jener Vorstellung, die kijuku.at besucht hat) sowie bei anderen Vorstellungen Arthur Dorn-Fussenegger, Karina Pavelescu, Lea Cena, Simon Wallner, Victoria Auberger die Details des Spiels UND vor allem die Sprache „Monstarisch“ – mit einer eigenen Schrift – aus verdrehten Buchstaben des lateinischen Alphabets und Fantasie-Zeichen. Die Zuschauer:innen, die gleichzeitig ja Mitspieler:innen sind, bekommen eine „Übersetzungs“-Scheibe.

Szenenfoto aus
Szenenfotos aus dem Escape-Room-Game „Experiment Monstaschule“ im Fadinger-(Real-)Gymnasium…

Von hapschu bis schgutsi

So steht „hapschu“ im Titel dieses Beitrages für „hallo“. Monster heißen übrigens „monstaaa“ mit drei a; drei f alleine stehen wiederum für Direktorin, in deren Rolle beim KiJuKu-Besuch Natalie Hofmann geschlüpft war. Die begrüßte nicht nur die Gäste auf den Treppen nach dem Schultor sondern hielt nach Lösen aller Rätsel und der wieder erblühten Plata Planeta (Melisa Su Taşkıran) alle Mitspielenden im Festsaal, dessen Boden fast zu einem Bällebad wurden, die kurze abschließende Rede – mit der Erkenntnis, dass so unterschiedliche Wesen wie Menschen und Monster offenbar zusammenarbeiten können. Und wenn dies gelinge, dann könne wohl alles erreicht werden!

Danke, pardon schgutsi, sowie natürlich Thank’s a lot, Merci beaucoup, Gracias, teşekkür ederim, Falemenderit, Dziękuję, Děkuji, Barka wusgo

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Compliance-Hinweise: Das Festival Schäxpir hat Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… für die ersten vier Tage dieses Theaterfestivals für junges Publikum nach Linz eingeladen.

Szenenfoto aus
Szenenfotos aus dem Escape-Room-Game „Experiment Monstaschule“ im Fadinger-(Real-)Gymnasium…
Doppelseite aus dem Bilderbuch "wir"

Wir … – sind da und vielsprachig

Von mirmirrok (grantig auf Kurdisch) über le latsche gondi hi (einfallsreich, Romani) lekful (tierisch, Schwedisch) bis niezapomniany (unvergesslich, Polnisch) kannst du dich in diesem fast 100-seiigen Bilderbuch lesen – und vor allem schauen. Linda Woldsgruber, vielfach ausgezeichnete Kinderbuchillustratorin und oft auch -autorin, hat ihr Buch „wir“ nach mehr als einem halben Jahrzehnt ergänzt, erweitert. Und wie!

Sprachen zugelost

2017 standen nur deutschsprachige Adjektive (Eigenschaftswörter) bei ihren gezeichneten Gesichtern. Womit schon die Sichtweise auf eine Zeichnung verändert werden konnte. In der neuen, brandaktuellen Version wurden den 44 gemalten Porträts verschiedene Sprachen zugeordnet. Wobei das zuletzt genannte Wort so nicht ganz stimmt. Um möglichen Klischee-Fallen zu entgehen – Österreicher:innen sind so, Nigerianer:innen so… -, wurden die Sprachen den Bildern und ihren deutschen Adjektiven zugelost. Diesen Vorgang filmte der Verlag und stellt ihn als Video ins Internet (Link dazu in der Info-Box am Ende des Beitrages).

Doppelseite aus dem Bilderbuch
Doppelseite aus dem Bilderbuch „wir“

Es tauchten noch weitere Fragen auf, denen sich Autorin/ Illustratorin und Verlag stellten. Nicht jedes Eigenschaftswort lässt sich einfach 1:1 übersetzen, bzw. hat in manchen Sprachen eine andere, vielleicht negativere Bedeutung. Umgekehrt gibt es ja in den verschiedensten Sprachen auch (fast) unübersetzbare Begriffe, natürlich auch bei Eigenschaften. So würde das Finnische „humalassa syntymästä asti“ auf Deutsch „seit meiner Geburt betrunken“ heißen, was aber mit Saufen gar nichts zu tun hat, sondern ungefähr so viel wie kreatives Ver-rücktsein von Anfang an bedeutet.

Um „Fettnäppfchen“ zu vermeiden, kontaktieren die Verleger:innen einerseits Menschen, für die die entsprechende Sprache ihre Erstsprache ist und andererseits auch Wissenschafter:innen. Anhand einer speziellen Herausforderung schildert der Verlag (Tyrolia) die Vorgangsweise: „Da es für Gebärden kein standardisiertes, schriftliches Darstellungssystem gibt – vom Fingeralphabet allerdings schon“, entschlossen sie sich, zickig mit den sechs Buchstaben-Gebärden des Wortes darzustellen – und ein Video der dazugehörigen Gebärde aufnehmen zu lassen – der entsprechende QR-Code im Buch führt zu diesem. Wobei’s noch ein bissl komplizeirter war, aber das lässt sich im pädagogischen Begleitmaterial im Detail nachlesen – Link in der Infobox.

Doppelseite aus dem Bilderbuch
Doppelseite aus dem Bilderbuch „wir“

Ergänzungen, Erweiterungen im Internet

Dem Internet sei Dank, finden sich auf der Verlags-Homepage zum Buch darüber hinaus auch Kopiervorlagen, u.a. für Burgenlandkroatisch. Die lassen sich ergänzen – möglicherweise um weitere Sprachen oder solche, die sich aus Anregungen und vielleicht auch Kritik ergeben, so wurde „übersehen“, dass manche Sprachen in mehreren Schriften existieren, etwa Serbisch oder Kurdisch – bzw. bei letzterem es sogar mehrere kurdische Sprachen gibt. Und Alphabete, die nicht von links nach rechts, sondern umgekehrt geschrieben werden, hätten vielleicht auf den Seiten auch rechts statt links beginnen können.
Und cool wäre es auch noch: Begriffe in anderen Schriften vielleicht dort entweder in Lautschrift oder per QR-Code oder Audio-File zum Anhören zu platzieren. „Das Buch soll aber ja auch anregen, Leute zu suchen, die diese Sprachen können und es dann vorsagen“, heißt es auf die entsprechende kijuku.at-Anregung. Also auf zum Sprachen-Sammeln 😉

Wie auch immer – das Buch kann vor allem in Kindergärten und Volksschulen einen Gutteil der Sprachen, die Kinder aus ihren Familien mitbringen, zur Sprache bringen, zur Weiterarbeit anregen, zum Diskutieren und Spielen, wie mit Gesichtsausdrücken – oder auch Körperhaltungen – Gefühlen dargestellt werden können. Und „Wir“, das auf der Rückseite des Buches um „…sind da“ ergänzt ist, zeigt die Wertschätzung über vorhandene Vielfalt und den natürliche Umgang damit – und kann somit Einfalt verhindern.

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Titelseite des Bilderbuchs
Titelseite des Bilderbuchs „wir“
Die fünf Rednerinnen dieses Vormittags: Rachel Levy, Rebeka Jankulovski, Rihanna Husseini, Zehra Başdoğan und Ola Burhan

Mutmachende mehrsprachige reden starker junger Frauen

Starke junge mehrsprachige Frauen rockten sozusagen die Bühne. Nein, es war keine Band und deren Konzert. Rihanna Husseini, Rebeka Jankulovski, Ola Burhan, Rachel Levy und Zehra Başdoğan hielten ihre kämpferischen und gleichzeitig berührenden-persönlichen Reden aus der Hauptrunde des aktuell laufenden, 14. mehrsprachigen Redebewerbs „SAG’S MULTI!“. Sie lösten nicht nur begeisterten Applaus bei ihren rund 200 Alterskolleginnen und -kollegen aus mehreren Wiener Schulen aus, sondern auch u.a. bei der Bereichsleiterin für Bildung der Wiener Arbeiterkammer, Ilkim Erdost. Sie, die aus der Jugendarbeit kommt und zuvor die Wiener Jugendzentren leitete, war gekommen, „um zuzuhören, von euch zu lernen. Ihr seid die Expertinnen und Experten für Vielfalt und die Unterschiedlichkeit ebenso wie die Gemeinsamkeiten“.

Rihanna Husseini aus der Mittelschule Selzergasse sprach Deutsch und Dari/Farsi
Rihanna Husseini aus der Mittelschule Selzergasse sprach Deutsch und Dari/Farsi…

Nicht einmal Radfahren

Rihanna Husseini, Mittelschülerin aus der Selzergasse, nahm die Zuhörenden mit in manche Details des Lebens von Mädchen in ihrer ersten Heimat Afghanistan, aus der sie vor sieben Jahren flüchten musste. Neben den bekannten Grausamkeiten wie, dass Mädchen und Frauen unter der neuerlichen Herrschaft der Taliban von Bildung ausgeschlossen werden, ja sogar Bildungszentren gebombt werden und Todesopfer fordern, nannte sie auch „banale Wünsche“ aus „Tagebucheinträgen eines jungen Mädchens“: „Gitarre spielen, Fahrradfahren lernen, am Abend im Regen spazieren oder auch nur eine Pizza essen.“ Alles nicht möglich.
Ihre Rede hielt sie in Dari/Farsi, einer der großen Sprachen Afghanistans und natürlich auf Deutsch.

Das ist Konzept des Redebewerbs – seit drei Jahren vom ORF getragen: Deutsch und eine andere Sprache, die Erst- oder Familiensprache ebenso sein kann wie eine erlernte Fremdsprache. Und alle Sprachen sind gleichwertig – genau dafür wurde „SAG’S MULTI!“ vor nunmehr fast eineinhalb Jahrzehnten ins Leben gerufen.

Rihanna Husseini aus der Mittelschule Selzergasse sprach Deutsch und Dari/Farsi
Rihanna Husseini aus der Mittelschule Selzergasse sprach Deutsch und Dari/Farsi …

Bacha posh

„In Afghanistan ist es mittlerweile oft so, dass sich zahlreiche Mädchen als Jungen verkleiden müssen, um nicht nur in die Schule zu gehen, sondern auch einkaufen zu gehen oder auf der Straße zu spielen. Das sind die sogenannten „Bacha posh“.“

Und genau darüber zu reden, viel bekannter zu machen, wie es Alterskolleg:innen und anderen Frauen in Afghanistan geht, hat sie sich mit ihrer Rede zum Ziel gesetzt. Wenn wir so viel über Menschen- und Frauenrechte reden, wieso machen wir dann nichts? … Bitte bleiben wir nicht mehr länger still und zeigen der Welt wie stark Frauen und Mädchen eigentlich sind.“

Rebeka Jankulovski vom Gymnasium 8, Albertgasse, sprach auf Deutsch und Kroatisch
Rebeka Jankulovski vom Gymnasium 8, Albertgasse, sprach auf Deutsch und Kroatisch …

Zwangsversetzt

Unter ganz anderen Umständen landete Rebeka Jankulovski vor rund einem Jahr in Wien. Die Schülerin der 6. Klasse des Gymnasiums Albertgasse schilderte auf Kroatisch und Deutsch, das sie erst in diesem Jahr lernte und perfekter beherrscht als so mancher Politiker, der von der Deutsch-Pflicht faselt: „Vor ungefähr einem Jahr hat sich mein Leben dramatisch verändert. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich ein unkompliziertes und schönes Leben in Pula. Ich war ausgezeichnet in der Schule, hatte viele gute Freunde, hatte eine große Sportskarriere vor mir und ich war sehr glücklich. In diesem Jahr hatten meine Eltern aber andere Pläne für mich. Ich sollte dort alles aufgeben und nach Wien ziehen. Ich fühlte so viel Wut, wie ich nie zuvor gefühlt hatte und stellte mir viele Fragen. Warum ich? … Wie können sie mir das antun?“

Rebeka Jankulovski vom Gymnasium 8, Albertgasse, sprach auf Deutsch und Kroatisch
Rebeka Jankulovski vom Gymnasium 8, Albertgasse, sprach auf Deutsch und Kroatisch…

Nun glücklich

Den Grund nannten ihr die Eltern erst nach den Schreckmomenten: Krebserkrankung der Mutter, Behandlung in Wien. Und Rebeka, anfangs überfordert, verschüchtert, verschlossen, begann zu kämpfen. „Es gab immer weniger schlechte Tage. Jeden Tag ging es mir besser und langsam spürte ich immer weniger Wut in mir. Die großen Steine, die ich getragen habe und die mich hinunterzogen, wurden leichter und leichter. Ich habe wieder angefangen Sport zu machen, mich mit Freunden zu treffen, all das wieder zu tun, was mich glücklich macht. … Endlich kann ich mit Sicherheit sagen, dass ich jetzt am glücklichsten bin. Ich bin bereit neue Wege zu gehen und neue Sachen auszuprobieren. … Jetzt stehe ich hier, ich bin bei einem Redewettbewerb weiter gekommen, vor über einem Jahr konnte ich noch kein Wort Deutsch sprechen. Ist das nicht großartig? Bist du stolz auf dich Rebeka? I made it mom.“

Ola Burhan von der privaten Handelsakademie, Vienna Business School Floridsdorf, sprach auf Deutsch und Arabisch
Ola Burhan von der privaten Handelsakademie, Vienna Business School Floridsdorf, sprach auf Deutsch und Arabisch …

Rassismus

„Einsamkeit, Verzweiflung, Sehnsucht sind, was jeder Flüchtling fühlt. Es ist aber nicht verwunderlich, dass sie Rassismus ausgesetzt sind, wenn man bedenkt, dass auch Personen mit Migrationshintergrund darunter leiden, obwohl sie schon lange in Europa leben, … Rassismus ist überall. Am Arbeitsplatz, in der Schule oder auch in den Öffentlichen Verkehrsmitteln. Und gleichzeitig frage ich mich, warum es Rassismus gegen uns gibt. Viele europäische Länder brauchen Migranten. Österreich beispielsweise wäre ohne Migranten ein Land mit einer geringeren Bevölkerung. Ohne Migranten würden Unternehmen unter Personalmangel leiden“, startete Ola Burhan aus der Floridsdorfer privaten Handelsakademie, Vienna Business School auf Arabisch und natürlich Deutsch ihre kämpferische Rede, in der sie nicht zuletzt davon berichtete, dass viele Geflüchtete oder Migrant:innen gar nicht ihre Qualifikationen und Kompetenzen einbringen können, weil diese nicht anerkannt werden.

Sehr nahe ging dann jener Teil ihrer Rede, in der sie schilderte wie so manch ungefähr 14-Jährige als jene in der Familie, die sich am besten auf Deutsch ausdrücken können und viele Spielregeln Österreichs durchschaut haben, viel zu große Verantwortung übernehmen müssen, Amtswege erledigen und mit Behörden verhandeln müssen.

Rachel Levy aus der Sir-Karl-Popper-Schule am Wiender Gymnasium sprach Deutsch und Englisch
Rachel Levy aus der Sir-Karl-Popper-Schule am Wiender Gymnasium sprach Deutsch und Englisch …

Ohne Gestern kein Morgen

Von einem Schockmoment berichtete Rachel Levy (15), Schülerin der 7. Klasse der Sir-Karl-Popper-Schule am Wiedner Gymnasium in ihrer Rede (Englisch/Deutsch). „Ich möchte nun, dass Sie sich in folgende Situation hineinversetzen: Ein Großteil Ihrer Familie wurde im Holocaust ermordet. Auf einmal tätigt Ihr Lieblingsrapper folgende Aussage in einem Interview: „I like Hitler“ and „I love Jewish people, but I also love Nazis“. … Kanye West, ein einflussreicher Rapper und Modedesigner, tätigte genau diese Aussagen. Er leugnete den Holocaust und verbreitete antisemitische Stereotypen. Diese Nachrichten waren für alle Betroffenen äußerst schockierend. Menschen sprachen mich auf diese Aussagen an und ich wusste wirklich nicht, was ich sagen soll. Es schockierte mich vollkommen, dass ein so einflussreicher Mann so grausame Geschehnisse verharmloste.“

Warum solche Aussagen eines Einzelnen so gefährlich sind, erklärte Rachel Levy nicht zuletzt damit, dass er mehr als 50 Millionen Follower auch Social Media habe, während es nur mehr geschätzt knapp mehr als 15 Millionen Jüdinnen und Juden auf der Welt gibt (rund 7 Millionen in Israel).

Rachel Levy aus der Sir-Karl-Popper-Schule am Wiender Gymnasium sprach Deutsch und Englisch
Rachel Levy aus der Sir-Karl-Popper-Schule am Wiender Gymnasium sprach Deutsch und Englisch

Herdplatte

„Aufgrund der unvorstellbar großen Anzahl an Opfern im Holocaust sollten doch alle über die Verbrechen Bescheid wissen, doch das ist leider nicht der Fall. Obwohl 70% der niederländischen jüdischen Bevölkerung während des Holocausts ermordet wurden, gaben mehr als 50% der Teilnehmer (einer Studie der Jewish Claims Conference) an, dass der Holocaust niemals in den Niederlanden stattgefunden hat. …Ich möchte jetzt wieder zur eigentlichen Frage kommen: Was bringt es an die Vergangenheit zu erinnern? Ich möchte das mit einem einfachen Bild aufzeigen“ und dann nannte sie – auf Englisch das Beispiel, dass sich jemand an einer heißen Herdplatte die Finger verbrannt hätte und sich an die Schmerzen erinnert, „Wer von Ihnen würde jetzt bewusst ein zweites Mal auf eine heiße Herdplatte greifen?“

Und dennoch äußert sie die Befürchtung, dass sich die Vergangenheit wiederholen kann … Wir müssen uns immer daran erinnern: Ohne Gestern gibt es kein Morgen“.

Zehra Başdoğan von der Mittelschule Kauergasse sprach Deutsch und Türkisch
Zehra Başdoğan von der Mittelschule Kauergasse sprach Deutsch und Türkisch …

Mut machend

„Wir müssen uns stark fühlen, um Sachen die wir uns eigentlich nicht zutrauen, ausführen zu können. Meiner Meinung nach entsteht Erfolg aus Stärke und Ausdauer. Ich glaube, dass ein Mensch immer alles erreichen kann, was er will, sowohl in der Schule als auch in der Arbeit. Wer kämpft kann erfolgreich sein!“, machte Zehra Başdoğan aus der Mittelschule Kauergasse mit ihrer Rede (Türkisch/Deutsch) voller Power allen Zuhörenden Mut, sich auf diesen Weg einzulassen.

„Wenn ich über mich selbst nachdenke, glaube ich, dass ich mittlerweile zu einer starken Persönlichkeit geworden bin. Ich bin mir sicher, dass dabei viele Faktoren eine sehr große Rolle gespielt haben.  Selbstverständlich hat mich die Schule auch stark gemacht, indem sie mir eine gute Ausbildung vermittelt hat, und mir beigebracht hat zu recherchieren und kritisch zu denken. Außerdem hatten meine Lehrer und Lehrerinnen immer ein offenes Ohr für meine Sorgen und tolle Lösungsvorschläge für mich.

Zusätzlich sind meine Freunde immer eine große Unterstützung. Wenn ich mit ihnen Zeit verbringe, viel lache  und mich unterhalte fühle ich mich als ein starkes und soziales Mädchen, das genug Anerkennung bekommt.

Zehra Başdoğan beendete ihre Rede mit einem 7-Punkte-Plan, die sie allen anderen auch empfahl:
* Wenn ich Angst habe, kann ich niemals mein Ziel erreichen!
* Wenn ich mich nie ändere, kann ich mich nicht weiter entwickeln!
* Wenn ich immer wieder neue Wege ausprobiere, kann ich Erfolg haben.
* Erst wenn ich stark genug bin, mich selbst glücklich zu machen, habe ich auch die Kraft die anderen um mich herum glücklich zu machen.
* Wenn ich viel lese, weiß ich auch viel!
* Stehe auf und bekämpfe die Hürden, die vor dir stehen!
* Ohne Vertrauen fühle ich mich klein und unwichtig!“

Zehra Başdoğan von der Mittelschule Kauergasse sprach Deutsch und Türkisch
Zehra Başdoğan von der Mittelschule Kauergasse sprach Deutsch und Türkisch …

Viel-Leserin

Die zuletzt genannte Rednerin hatte noch etwas genannt, das sie stark mache: „Natürlich haben mich auch meine Bücher, die ich in meiner Freizeit leidenschaftlich lese, geistig und emotional gefestigt. Ich denke, einer der sichersten Wege, um auf dem Weg der Stärke voranzukommen, ist das Lesen von Büchern. Während Menschen ein Buch lesen, lernt das Gehirn und nimmt es auch als Erholung wahr. Das Lesen fördert, aber nicht nur unseren Sprachschatz, die viel wichtigere Aufgabe beim Lesen ist, dass wir unsere Fantasie und Gedankenwelt erweitern. Wir können verschiedene Persönlichkeiten als Vorbilder nehmen und uns an ihnen orientieren, unser Handeln und Denken neu gestalten. …“

Als Viel-Leserin sei sie manchmal schon eine Außenseiterin, sagte sie nach der Rede zu Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… „Aber ich kann immer wieder Erkenntnisse aus Büchern auch in Gespräche mit meinen Freundinnen und Freunden einbringen.“ Als kleines Kind hätten ihr die Eltern viel vorgelesen „auf Deutsch und auf Türkisch. Als ich dann lesen konnte, hab ich es von Anfang an geliebt. Am liebsten lese ich Fantasievolles, aber auch Comedy und manchmal Horror. Meistens lese ich auf Deutsch.“

Zweite Panel-Diskussion: Geleitet von Tracy Cindy Agbogbe diskutierten Rachel Levy und Zehra Başdoğan (2. bzw. 1. von rechts) und wieder Ilkim Erdost und Anne Schlack
Zweite Panel-Diskussion: Geleitet von Tracy Cindy Agbogbe diskutierten Rachel Levy und Zehra Başdoğan (2. bzw. 1. von rechts) und wieder Ilkim Erdost und Anne Schlack …

320 Jugendliche

Die fünf genannten sind Teil der 320 Jugendlichen (mit damit insgesamt rund 40 Stunden Redezeit) die in diesem Jahr an „SAG’S MULTI!“ teilnehmen. Ab Mitte April stehen die Finalrunden – meist in den ORF-Landesstudios an. Die Finalist:innen sind alles Gewinner:innen, dennoch stehen die Juror:innen vor der Aufgabe dann noch nicht ganz zwei Dutzend Preisträger:innen – ja es gibt auch Burschen, sie sind nur in der Minderzahl – auszuwählen.

Apropos Preisträger:innen – vier solche aus früheren Jahren – moderierten die Veranstaltung im Bildungszentrum der Arbeiterkammer Wien: Tracy Cindy Agbogbe und Fatima Kandil von der Bühne aus sowie Banan Sakbani und Melisa Mete die Online-Kommentare – die Veranstaltung wurde live gestreamt – sowie mit dem Auditorium.

Modhsa Kheram/Kheli Mamnoon/Tasakkor, Hvala lepo, Shukran gazilan, Thank you very much, Tesekkür ederim, Daaaaaaanke Ihnen/ecuh allen!

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Hier noch jede Menge Fotos von der Veranstaltung und weiter unten der Link zum Video zum Nachsehen und -hören der wunderbaren Reden und Diskussionsrunden.

Melisa Mete und Banan Sakbani moderierten die Diskussion mit dem Publikum - und zitierten aus online eingegangenen Kommentaren, auf der Bühne - im Hintergrund - moderierten Fatima Kandil und Tracy Cindy Agbogbe - alle vier waren in früherenJahren Preisträgerinnen des mehrsprachigen Redebewerbs
Melisa Mete und Banan Sakbani moderierten die Diskussion mit dem Publikum – und zitierten aus online eingegangenen Kommentaren, auf der Bühne – im Hintergrund – moderierten Fatima Kandil und Tracy Cindy Agbogbe – alle vier waren in früherenJahren Preisträgerinnen des mehrsprachigen Redebewerbs „SAG’S MULTI!“…
Ilkim ERdost leitet in der Arbeiterkammer die Bildungsabteilung
Ilkim Erdost leitet in der Arbeiterkammer die Bildungsabteilung …
Gruppenfoto der Beteiligten auf der Bühne
Großgruppen-Foto mit den Beteiligten auf der Bühne …

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Mehr Informationen

https://sagsmulti.orf.at/