Umweltaktivistin aus Kenia, die im Vorjahr den internationalen „Alternativ-Nobelpreis“ (Right Livelihood Award) bekommen hat, beim Dramatiker:innen-Festival in Graz.
Erst machten österreichische Behörden zwei engagierten Umwelt-Aktivist:innen (Phyllis Omido und Anthony Kingi), von denen Erstere immerhin im Vorjahr den alternativen Nobelpreis (Right Livelihood Award) bekommen hatte, die Einreise schwer; es bedurfte etlicher Interventionen im Außenministerium bis Visa erteilt wurden. Dann mussten die beiden auf der Reise und noch in Graz, wo sie zum Dramatiker:innen-Festival gekommen sind, ständig via Smartphones darum kämpfen, dass Mitstreiter:innen von ihnen in der Nähe von Mombasa aus der Haft entlassen wurden.
Festgenommen wurden drei der Aktivist:innen im Zuge eines brutalen Polizei-Einsatzes gegen Demonstrant:innen, die gegen die geplante Errichtung eines AKW im Gebiet des Dorfes Uyombo in Kilifi County protestierten. Zwischen Tsavo Nationalpark und den Küstenwäldern bei Mombasa liegt dieses Dorf.
Phyllis Omido, studierte Betriebswirtin, arbeitete in der Verwaltung einer Recyclinganlage in Owino Uhuru, einem Slum in Mombasa. Recycelt wurden Batterien und Akkus. Die Mitarbeiter:innen mussten mit Blei und Säuren arbeiten ohne ausreichende Schutzmaßnahmen – für sich und die Umwelt. Die Kontaminierungen führten zu Vergiftungen, nicht zuletzt bei Kleinstkindern, deren Mütter, ohne es zu wissen, die Gifte über ihre Milche an die Säuglinge verabreichten.
Als Omido das feststellen musste, startete sie die ersten Aktionen betroffener Frauen und weitere Bewohner:innen. 2020 konnten sie und ihre Mitstreiter:innen 10 Millionen Euro Entschädigung wegen der gesundheitlichen Folgen der Arbeit in der Recycling-Anlage erkämpfen.
Sie selbst wurde bei einer Protestaktion auch festgenommen. Gab aber nie auf. „Wenn du erlebst, wie Kinder schwer krank werden, machst du, was du kannst, und wartest nicht, bis vielleicht irgendwer anderer aktiv wird!“, sagte sie auf der Bühne bei der Eröffnung des siebenten Dramatiker:innen-Festivals im Grazer Heimatsaal. Diese steht heuer unter dem Motto „Umkehrbar?“ und widmet sich diesem in Sachen Umwelt, Gesellschaft und menschlichen Beziehungen. Das internationale EU-geförderte Projekt „future.repair.machine“ ist Teil des Festivals.
Phyllis Omido wurde für ihr Engagement 2015 mit dem Goldman Environmental Prize ausgezeichnet, fünf Jahre später mit dem Blue Planet Award der Stiftung Ethecon. 2023 bekam sich schließlich den schon eingangs erwähnten Right Livelihood Award, der als „Alternativer Nobelpreis“ bezeichnet wird.
Gemeinsam mit Anthony Kingi, einem Community-Arbeiter in Uyombo in Kilifi County, kam sie nach Graz. Die beiden hatten davor mit den Dorfbewohner:innen in ihrem Kampf gegen die Pläne der Nuclear Power and Energy Agency (NuPEA, staatliche AKW-Gesellschaft), mit den Behörden vereinbart, dass nichts gegen die Uyombo-Gemeinschaft entschieden werden dürfe. Ein Gerichtsverfahren gegen das geplante AKW läuft und dennoch ging die Polizei brutal gegen Dorfbewohner:innen vor, verhaftete einige – die nun nach massiven Protesten der beiden, aber auch der medialen Öffentlichkeit, die sie herstellen konnten, wieder freigelassen wurden.
„Und wofür ein AKW – in Kenia scheint die Sonne an den allermeisten Tagen – lass uns doch Kollektoren auf die Dächer schrauben!“, so Phyllis Omido.
Mehr zur Eröffnung des Festivals in einem weiteren Beitrag, der demnächst folgt.
Compliance-Hinweis: Das Dramatiker:innen-Festival in Graz hat Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… zur Berichterstattung eingeladen.
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