„Wildtheatre“ spielt „Die Seiltänzerin“, ein Stück, das auf einer wirklichen Geschichte basiert, beim Kultursommer in Wien.
Zirkus – das ist die, oft auch wild-romantisch verklärte, Welt von Künstler:innen, die um die Welt reisen. Schon die Luft-Akrobatik verkörpern irgendwie die Träume vom Fliegen sowie von der Freiheit. „Die Seiltänzerin“ erzählt – mit wenigen Figuren auf kleinem, fast intimem Raum – die Geschichte des Mädchens Jenny.
Als sie mit vier Jahren gemeinsam mit ihrem Vater einen kleinen Zirkus, der gerade in ihrer Stadt halt gemacht hat, besuchte, war’s um sie geschehen. Da oben auf das Seil, da will sie hinauf. Auch wenn der strenge Zauberer oberlehrerhaft mit drohendem Zeigefinger das verbietet. Dann erst recht. Und sie schafft’s. Sie klettert als Kinder auf das hohe Holzgestell und schwebt als junge Frau tanzend über ein langes Seil.
Die beiden Figurentheaterspielerinnen Rebekah Wild und Nenè Lazarić erwecken mit wenigen Handgriffen und noch weniger Utensilien Jenny zum Leben – in drei Größen taucht die Puppe, die sicher nicht zufällig ein wenig an Pippi Langstrumpf erinnert, in drei Lebensphasen auf (Regie: Steve Tiplady). Lazarić schlüpf auch noch in die Rolle des strengen, klischee-betonenden Zauberers, der Jenny eine rosa Haarmasche verpasst und will, dass sie auf dem Boden bleibt. Doch unbeirrt geht, klettert und balanciert Jenny ihren Weg.
Das Duo, das auch die Figuren baute, haucht nicht nur Jenny, sondern auch aus einem Zylinderchen und aus dem Sakko gezauberte drei weiße Kaninchen (Puppendesign: Lyndie Wright) Leben ein und erzeugt mit reduzierten Mitteln poetische Bilder, in denen mitunter eine kleine Kopfbewegung vor allem der Figur der Jenny Großes andeutet und die Geschichte in den Köpfen der (jungen) Zuschauer:innen weiterspinnen lässt.
Was Rebekah Wild auf der Bühne in einer Art Vorspann erzählt, führt sie nach der Vorstellung im Karl-Marx-Hof – eine weitere findet am Samstag, 23. Juli 2022 im Mühlschüttelpark statt – gegenüber Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … weiter aus: Jenny Anderson, ursprünglich Whiteside, gab es wirklich in Neuseeland vor 150 Jahren. Fast in jeder Stadt, in der sie mit dem Zirkus aufgetreten ist, hatte sie sich einen anderen Namen gegeben.“ Sie sei zufällig zu der Geschichte gekommen. Eines Tages habe ein alter Zauberer bei ihr, die damals noch in Neuseeland gelebt hatte, geklopft und ihr die Geschichte erzählen wollen. Was sie erst gar nicht interessiert habe, aber beim Namen Whiteside sei sie hellhörig geworden. Das ist ihr bürgerlicher Name. Sie habe dann recherchiert, keine Verwandtschaft festgestellt aber Gefallen an der Geschichte gefunden …
Die beiden Spielerinnen bauen vor der „Seiltänzerin“ in einer Art Aufwärmrunde auch ihre eigenen fahrenden realen Geschichten ein – die eine aus Neuseeland, die andere aus Kroatien. Nenè, eigentlich Snježana, fasste die Einleitung im Karl-Marx-Hof auch auf Kroatisch zusammen, weil eine der angereisten Kindergruppen diese Sprache mitgebracht hatte.
Puppenbau/Spiel/Regie: Rebekah Wild
Regie: Steve Tiplady
Spiel/Assistenz Puppenbau: Nenè Lazarić
Puppendesign: Lyndie Wright
Soundtrack: Hannah Marshall
In Kooperation mit dem Figurentheater LILARUM und Aspern Stadtteil Management
wildtheatre
23. Juli; 10.30 Uhr
Mühlschüttelpark
direkt am Ufer der Alten Donau im 21. Bezirk, erreichbar beispielsweise mit der Buslinie 33A (Mühlschüttel) und auch fußläufig – einige Zeit einrechnen – von der U6/S-Bahn Floridsdorf
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