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Szenenfoto aus (Gehäuse) G'Spinst
Szenenfoto aus (Gehäuse) G'Spinst
09.06.2023

Philosophisch-poetischer Text verwoben mit Musik, Puppenspiel und KI

„G’Spinst“ der Gruppe „spitzwegerich“ als Performance-Teil des Zyklusses (GEHÄUSE) in einer ehemaligen Klein-Weberei in Wien.

Philosophisch-poetische Gedanken zu Arbeit – und Vernetzung – deklamiert bis sie – in Kombination mit live erzeugter Musik und ebensolchen Geräuschen wie im Klang einer Maschine „verschwinden“ – das erleben jeweils wenige Zuschauer:innen (der Platz ist sehr begrenzt) in „(GEHÄUSE) G’Spinst“ der Gruppe „spitzwegerich“.

Am Ende der Sackgasse, knapp vor dem Eingang zu einem – in dieser Gegend ganz schön großen Park (Alois Drasche) findet sich einer der wenigen in der Stadt noch anzutreffenden Rollbalken. Das Schild darüber deutet auf eine alte Hand-Webe-Teppiche-Produktionsstätte eines gewissen Jakob Himmelspach. Seit Jahren ist es Werkstatt für Künstler:innen der genannten Gruppe und an zwei Tagen auch Spielort dieser – in Kooperation mit anderen Kunstschaffenden – oben genannten und kurz beschriebenen Performance. Die ist wiederum Teil eines Zyklusses unter dem Übertitel (Gehäuse). Der jeweilige Ort gibt sozusagen das Thema vor. Waren’s bei „Eau-O“ in einer ehemaligen Parfumerie Gerüche, so ist es hier Arbeit.

Größer und weiter denken

Autorin Natascha Gangl hatte dafür einen ihrer oft sehr assoziativen Texte verfasst, der ausgehend von dem Raum einen viel größeren eröffnet, der tiefgründig und weitreichend grundsätzliche Dimensionen von Arbeit thematisiert oder wenigstens da und dort antippt – durchaus zum eigenen Weiterdenken danach anregt. Während ihn Anna Hauf performativ rezitiert, mitunter in einer Art Maschinengeräusch übergehen lässt, werden Stoff-Streifen zerrissen, ertönen Klänge aus einer Mini-Drehorgel (Spieluhr). Parallel stanzt Manfred Engelmayr einen Lochstreifen für das kleine Instrument. Und der Text dreht sich um Lochkarten für Webstühle – sozusagen Vorläufer für automatisierte, computergesteuerte Maschinen. Und in Punktschrift wird das Wort Loch in Großbuchstaben an die Wand projiziert. Gleich daneben wiederum befüllt Christian Schlechter mit einer gelblichen Flüssigkeit einige Blasen einer riesigen Luftpolsterfolie so, dass sich nach und nach die Buchstaben URL ergeben (Uniform Resource Locator – Website-Adresse). Um in der nächsten „Zeile“ um AUB ergänzt zu werden ;). Einige der Text-Passagen schallen – teils durch ein Megaphon – auf Spanisch von Norma Espejel.

Einbau von KI-Text

Nach einer Puppenspiel-Einlage mit den Ebenbildern auf Hampelfrauen und -männern aller am Projekt beteiligten Künstler:innen, die an Fäden gezogen einen an der Wand hängenden 2D-Tanz vollführen, bemachen wollige (Blut-)Egel die Rezitatorin bevor eine neue Dimension der Performance eröffnet wird. Die Autorin hat – das wird transparent gemacht – von einer der derzeit gehypten Künstlichen Intelligenzen gebeten: „Schreib mir einen Theatertext im Stil von Natascha Gangl (also ihrem eigenen) über Jakob Himmelspach (den einstigen Werkstatt-Herren hier).

Und dieser – in den die KI auch die Autorin als Figur einbaut, die in einer Art Zeitreise den alten Webermeister trifft – wird als Mini-Figurentheater in einer Miniatur-Guckkastenbühne mit fast einem Dutzend Kulissen-Ebenen gespielt. Und die KI baut sich auch gleich selbst ein, denn sie textete u.a. „Jakob Himmelspach schuf eine Zukunft, in der die Textilherstellung durch die Automatisierung modernisiert und verbessert wurde. … Und nicht nur das. Jakob Himmelspachs Innovationen dienten als Inspiration für die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz…“

Gewebe

Die Betrachtungen zu „Arbeit“ einerseits und dem Dialog zwischen Performer:innen und Publikum rundet – diesmal die menschlichen – Autorin mit den Sätzen ab: „Meine Arbeit heißt: Euch Eure Arbeit vergessen zu lassen und ein Gewebe in Zeit und Raum herzustellen, das Euch herausfischt aus Eurer Routine oder Eurem Marathon. Ein Gewebe, das uns auffängt, gemeinsam jetzt hier.“

Follow@kiJuKUheinz

INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

(GEHÄUSE) G‘spinst

eine Hyper-Textil-Performance

Konzept: spitzwegerich
Text: Natascha Gangl
Musik: Manfred Engelmayr
Performance: Manfred Engelmayr, Norma Espejel, Anna Hauf, Christian Schlechter
Raum, Objekte: Birgit Kellner, Christian Schlechter, Rebekah Wild

Outside Eye (dramaturgische Beratung): Aslı Kışlal
Produktion, Licht: Felix Huber

Wann & wo?

9. Juni 2023
Zusatzvorstellung: 20.30 Uhr
Hand–Webe–Teppiche Jakob Himmelspach: 1040, Seisgasse 8
Tickets ausschließlich gegen Voranmeldung: info@spitzwegeriche.at
Eintritt gegen freie Spende

spitzwegeriche -> gspinst

(GEHÄUSE)

G’spinst ist der zweite Teil des Projekts (GEHÄUSE) des Teams von Spitzwegerich, in dem Zuordnungen und Geschichte von Räumen in bild- und wortgewandte Performances „übersetzt werden. Teil 3 erfolgt beim „Hin & Weg“-Festival in Litschau und alles zusammen plus einem vierten Teil wird zu einer Gesamtperformance im Herbst 2023 im Werk X-Petersplatz.
Teil 1 war: Eau-O im März 23 in einer ehemaligen Parfümerie in Wien Hernals.
(GEHÄUSE) ist ein Projekt von spitzwegerich mit Flora Besenbäck, Simon Dietersdorfer, Manfred Engelmayr, Franziska Füchsl, Natascha Gangl, Anna Hauf, Max Höfler, Felix Huber, Aslı Kışlal, Birgit Kellner, Christian Schlechter, Emmy Steiner, Rebekah Wild.