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Doppelseite aus "Links vom Mond steht ein kleiner Stern"

„Und wer jetzt noch weiter reimen will…“

Das Bett ist gemacht.
Gute Nacht.
Gute Nacht, großer Tisch.
Gute Nacht, großes Zimmer –
hallo, Fisch!
Du schwimmst ja noch immer!

Lang ist die Liste all der Dinge, die noch einen „Gute Nacht“-Sager brauchen – dies ist aus einem von jenen – nicht nur – Gute-Nacht-Gedichten von Friedl Hofbauer, das in einem ganz neu erschienenen Buch mit neuen Illustrationen (Cornelia Seemann) erschienen ist. Zu Ehren der 100. Wiederkehr ihres Geburtstages (19. Jänner 2024), den sie leider nicht mehr miterleben kann (sie starb vor rund zehn Jahren).

Doppelseite aus
Doppelseite aus „Links vom Mond steht ein kleiner Stern“

„Links vom Mond steht ein kleiner Stern“ gewährt ein bisschen Einblick in die fantasievolle Lyrik der Dichterin – etwa im Gedicht „Der Vorhang“ wo diese zum Zwergengarten, Zaubersee und Tannenwäldchen ebenso wird wie zur Wurstfabrik, Garage und Meer…

Neben den Gute-Nacht- und Einschlaf-(Versuch-)-Gedichten findet sich in diesem Band aber auch ein anderes, „Reimen“, das zum weiter-dichten einlädt, heißt es doch am Ende: „Und wer jetzt noch weiter reimen will,/für den ist das Gedicht/noch lange nicht/aus.“

Wie Hofbauer zu ihren Gedichten kam

Dieser Gedichtband enthält aber auch ein höchst interessantes Vorwort, verfasst von Friedl Hofbauers Tochter Anna Mellach, in dem sie sich daran erinnert, wie ihre Mutter zu so manchen ihrer Gedichte gekommen ist. Unter anderem schreibt sie: „Wir sind mit ihren Gedichten aufgewachsen, mein Bruder und ich, und konnten miterleben, wie sie entstanden sind. Mama ging so aufmerksam und neugierig durchs Leben, dass ihr vielerorts Gedichte begegneten: Wenn zum Beispiel im Badezimmer die Waschmaschine lief, hörte Friedl ihr genau zu und schrieb es auf: „Was die Waschmaschine sagt: Wischiwaschi wäschewaschen wischiwaschi wumm!“ Friedl Hofbauer liebte es, mit der Sprache zu spielen.“

Doppelseite aus
Doppelseite aus „Links vom Mond steht ein kleiner Stern“

Mellach zitiert aber auch die vielfachen Bemerkungen der großen Lyrikerin, behutsam mit Sprache umzugehen. „Die Redewendung „Alarm schlagen“ werde viel zu oft unüberlegt, geradezu inflationär benutzt. „Wenn du einmal erlebt hast, was ‚Alarm schlagen‘ im Krieg bedeutet hat“, erklärte sie, „wirst du es vielleicht nicht mehr so leichtfertig verwenden.“ Und bringt ein weiteres Beispiel ein, das sie selber aus dem Vorsingen eines Schlafliedes für ihre Tochter, also Friedl Hofbauers Enkelin, lernte. In „Guten Abend, gute Nacht“ gibt es ja die Liedzeile „Morgen früh, wenn Gott will, wirst du wieder geweckt!“ Ihre Tochter habe sich vor dieser Zeile „gefürchtet, denn „was ist, wenn Gott nicht will?“ Auf die Idee wäre ich nie gekommen! Aber es zeigt wieder einmal, wie behutsam man mit Sprache umgehen muss – und wie wichtig es ist, Dinge auszusprechen!“, schreibt Mellach in diesem ausführlichen Vorwort.

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Titelseite des Bilderbuchs
Titelseite des Bilderbuchs „Links vom Mond steht ein kleiner Stern“
Doppelseite aus dem Bilderbuch "Dunkel war's, der Mond schien helle"

Finster, gleichzeitig hell und andere Nonsens-Reime

Finster, oder in anderen Versionen „Dunkel war’s, der Mond schien helle“ ist ein über viiiiele Generationen, meist mündlich weitergegebenes sogenanntes Nonsens-Gedicht. Ein Widerspruch nach dem anderen reimt sich in Gedichtform aneinander. Blitzschnell und langsam ergeben im Normallfall gleichzeitig genau gar keinen Sinn. In der Fantasie, in der Literatur, speziell der Lyrik (Gedichtform) ist aber so ziemlich alles möglich. Gedanken- und Wortspiele sind nicht nur erlaubt, sondern in manchen gerade die Voraussetzung.

Uwe Gutzschhahn dichtet gern und viel. Weil er aus Erfahrungen in Schul-Workshops befürchet, dass dieses oben angesprochene wohl bekannteste Nonsens-Gedicht im deutschsprachigen Raum in Vergessenheit zu geraten droht, ergriff er eine Initiative. In der Coronazeit bat er digital einige Kolleginnen und Kollegen, sich neue Reime für das anonyme Gedicht einfallen zu lassen. Rund ein Dutzend Autor:innen, darunter so bekannte wie Paul Maar, Heinz Janisch und Elisabeth Steinkellner sowie Jens Rassmus sandten fantasievolle Widersprüche in jeweils vierzeiliger Reimform. Der zuletzt Genannte schuf auch die dazu passenden wunderbaren, ebenfalls fantasievollen Bilderwelten für jede der Doppelseiten, schon beginnend mit dem an einer Schnur baumelnden Mond als O in „seinem“ Wort über düsterem Durcheinander unter der Schrift.

Doppelseite aus dem Bilderbuch
Doppelseite aus dem Bilderbuch „Dunkel war’s, der Mond schien helle“

Was Lyrik alles kann…

Wenn Uwe Gutzschhahn über Kinderlyrik spricht, gerät er ins Schwärmen – darüber welche Welten sich in knappen, verdichteten Zeilen öffnen (können). Und wie scheinbar widersprüchliches doch voll und ganz passt. Anlässlich der Präsentation seines Buches „Der kleine Eiskönig“ – wunderbar illustriert von Linda Wolfsgruber (Links dazu unten am Ende des Beitrages) schildert Gutzschhahn dies am Beispiel eines Reimes von einem Schüler in einem seiner Workshops – Video-Link dazu ebenfalls unten am Ende dieses Beitrages.

Doppelseite aus dem Bilderbuch
Doppelseite aus dem Bilderbuch „Dunkel war’s, der Mond schien helle“

Als Herausgeber der nunmehrigen fortgesetzten – wobei sich, insbesondere zu Beginn, auch Reime aus dem Original finden – trug er natürlich auch selbst ein Gedicht bei, aber er holte auch vier Zeilen einer zwölfjährigen Schülerin aus einem seiner Workshops ins Buch, Laura Depperschmidt. Welches der gereimten widersprüchlichen Bilder von ihr stammt, wissen mehr oder minder nur die beiden. Als Herausgeber nennt er zwar alle Autor:innen, aber in keinem Fall eine Zuordnung. Beim Urgedicht weiß es ja auch niemand, von wem die Zeilen sind, so sein Argument im Nachwort.

Kleiner Wermutstropfen: Obwohl ein Drittel der Autor:innen weiblich ist, hat’s keine von ihnen auf das Buchcover geschafft, wo nur auszugsweise Männer genannt werden.

Am Ende des Nachwortes hofft der Herausgeber, dass Leserinnen und Leser sich von den Gedichtzeilen anregen lassen, selber weitere schräge (Wort-)Bilder zu finden…

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Titelseite des Bilderbuchs
Titelseite des Bilderbuchs „Dunkel war’s, der Mond schien helle“
Munira Mohamud trug mehrere Gedichte vor

Fällt leichter, mich künstlerisch auszudrücken

Fast ein Dutzend Jugendlicher und junger Erwachsener traten beim Abend „Wem gehört die Bühne“ im Theaterhaus für vor allem junges Publikum im Wiener MuseumsQuartier ins Rampenlicht. Eine 17-jährige Journalismus-Praktikantin bei Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… interviewte Munira Mohamud.

KiJuKU: War das heute dein erster Poetry Slam oder hast du schon davor bei solchen Veranstaltungen mitgemacht?
Munira Mohamud:Das erste Mal war in diesem Jahr, aber ich kann mich nicht erinnern wann, weil ich so einen Abwehrmechanismus habe, wodurch ich durch Nervosität meine Performances vergesse. (Lacht) Ich kann mich erinnern, ich habe etwas vorgetragen, aber ich könnte nicht sagen, wann es war, aber ich weiß es war dieses Jahr das erste Mal.

Munira Mohamud trug mehrere Gedichte vor
Munira Mohamud trug mehrere Gedichte vor

KiJuKU: Wo war dein erster Auftritt?
Munira Mohamud: Es war bei „Salam Oida“, einem Verein, der viel mit Kunst und Kultur von Menschen mit Migrationsbiografie und muslimischen Personen macht.

KiJuKU: Welche Bedeutung hat Kunst generell in deinem Leben?
Munira Mohamud: Ehrlich gesagt wollte ich Kunst studieren und Skulpturen machen, aber ich habe realisiert, dass das ein Prestigestudium ist und war verunsichert. Ich habe auch nicht so viele Leute gesehen, die ausschauen wie ich und Kunst machen. Dann war ich so: Vielleicht ist das doch nichts für mich. Zum Glück interessiert mich vieles, ich habe Politikwissenschaften studiert und bin sehr zufrieden damit. Ich habe angefangen zu schreiben, weil es fällt mir sehr schwer, Emotionen zu „expressen“. Vieles unterdrücke ich, deswegen habe ich angefangen zu schreiben. Es ist mir viel leichter gefallen, sie in Schrift festzuhalten, als wirklich zu sagen, was das Problem ist.

KiJuKU: Ist Lyrik deine Lieblingsform des Schreibens?
Munira Mohamud: Lyrik ist meine Lieblingsform, weil sie viel einfacher zugänglich ist als Prosa. Prosa geht sehr oft in die Länge und muss grammatikalisch korrekt sein, auch die Zeichensetzung. Bei Lyrik hast du viel mehr Freiraum, auch Sachen auszulassen, falsch oder anders zu schreiben. Das hat mir voll gefallen, weil dann auch die Angst vorm Schreiben weg war.

KiJuKU: Hast du auch überlegt, etwas in die Richtung zu studieren?
Munira Mohamud: Ich studiere Politikwissenschaft und Chinesisch. Wenn ich Sprache studiere, habe ich Angst, dass mein Interesse verloren geht, weil ich es dann mit Prüfungen und Noten verbinde und dann meine Kreativität verliere. Ich habe oft überlegt, Sprachkunst zu studieren.

Munira Mohamud trug mehrere Gedichte vor
Munira Mohamud trug mehrere Gedichte vor

KiJuKU: Was brauchst du, um kreativ zu sein?
Munira Mohamud: Es hilft mir voll, wenn ich Ziele habe. Wenn ich zum Beispiel weiß, ich performe irgendwo, dann fällt es mir auch viel leichter, Gedichte zu schreiben, weil ich ein Ziel verfolge. Ich schreibe auch oft, wenn ich viel fühle. Oft gehe ich noch immer zu meinem Ursprung. Wenn ich Emotionen nicht verarbeiten kann, schreibe ich sie auf. Das sind meistens Gedichte, die nicht vorgelesen werden, weil sie sehr wischiwaschi und persönlich sind. Ich weiß nicht, ob ich Leuten diesen Teil meiner Selbst zeigen möchte – jetzt.

KiJuKU: Gibt es irgendwas Wichtiges, was du der Welt gerne sagen würdest?
Munira Mohamud: Ich möchte einfach Leuten motivieren, die schreiben wollen. Einfach schreiben. Am Anfang kann es Blödsinn sein, aber wenn du dann immer öfter zu deinen Gedichten zurückkommst, merkst du, es entsteht irgendwas. Schreiben ist generell so was Zugängliches von den künstlerischen Formen. Zum Beispiel Malen oder Skulpturen machen ist sehr elitär. Du brauchst Materialien und Geld. Fürs Schreiben kannst du einfach dein Handy herausnehmen und in deine Notizen tippen. Man kann Künstlerin sein, ohne Künstlerin zu sein.

Stefanie Kadlec, 17

Zu einem Überblicksbeitrag über die Veranstaltung, bei der Munira Mohamud aufgetreten ist, geht es hier unten

Der Autor und sein jüngster Gedichtband

König und Gesandter – Gedichte über die Welt, das Leben, Gefühle und Verstand

Auch wenn das Buchcover eine Dornenkrone in er Wüste unter dem Himmel mit leuchtendem Mond zwischen kräftigen Wolken ziert und das erste Gedicht mit den beiden Zeilen „König der Guten und Reifen/ Gesegnet sei dein Name“ beginnt, ist es kein religiöser Gedichtband. In „König“ fasst der Autor Ibrahim Rahimi, der auch gar nicht religiös ist, tiefschürfende, teils bis in die persönliche Verletzlichkeit reichende Gedanken über sich und die Welt in poetische Miniaturen von unglaublicher Größe.

Die 20 Gedichte – von „König“, „Gesandter“, „Pflicht“ über „Wunder“, „Vergangenheit“ und „Kosmos“ bis zu „Gebrochene Schicksale“, „Hauptstadt der Harmlosen“ … – ergeben wie Puzzleteile ein Gesamtbild eines hochsensiblen Menschen, der ein wenig daran (ver-)zweifelt, dass ihn die Welt kaum bis nicht versteht.

Rück- und Titelseite des Gedichtbandes
Rück- und Titelseite des Gedichtbandes „König“ von Ibrahim Rahimi, Gestaltung des Gesamtbildes Rück- und Vorderseite mit Spurn im Sand zur Leserin/zum Leser: Patricia Mustafić

Düstere Gedichte – fröhlicher Autor

Der Autor selbst strahlt – mehr noch als in einem früheren Gespräch vor mehr als sechs Jahren – praktisch das genaue Gegenteil aus: Fröhlichkeit, Optimismus, Freude am Leben und der Welt – auch wenn er einige von deren Schattenseiten mehr als zur Genüge kennt. Der 27-Jährige war vor rund sieben Jahren zum zweiten Mal in seinem Leben auf der Flucht. Als er zwei Jahre jung war, floh die Familie aus Afghanistan in den Iran, wo Afghan:innen als Bürger:innen zweiter Klasse, oft sklavenähnlich behandelt werden. Ab dem jungen Alter von acht Jahren musste er zu arbeiten beginnen und konnte nur so das Geld aufbringen, um dann ein Gymnasium zu besuchen. Nach der Matura begann er als Buchhalter zu arbeiten. Aber mit seiner Leidenschaft, Gedichte zu verfassen, in denen er sich kritisch mit allem Möglichen auseinandersetzte – von Religion bis zu weltlichen Herrschern, die sich auf erstere berufen – sah er keine Chance auf Veröffentlichungen in seiner zweiten Heimat. Nicht nur das, er sah sich sogar körperlicher Bedrohung gegenüber. So sah er sich gezwungen – diesmal allein – zu flüchten, landete in Österreich.

Der Deutschkurs allein war ihm zu wenig. „Ich wollte mehr verstehen und sprechen. Mich interessieren Menschen und deswegen wollte ich so schnell und gut wie möglich Deutsch lernen“, erzählt er im aktuellen Interview mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… im Dschungel Café, dem Restaurant im Foyer des Kinder- und Jugendtheaterhauses im Wiener MuseumsQuartier.

Der Autor und sein jüngster Gedichtband
Der Autor und sein jüngster Gedichtband

Erst Buchhalter, jetzt künftiger Kindergärtner

Seit vier Jahren ist er anerkannter Asylwerber, hatte bald nach seiner Ankunft einen WiFi-Kurs für Buchhaltung absolviert. „Das kannte ich ja schon und ich wollte möglichst schnell arbeiten und mein eigenes Geld verdienen.“ Rund vier Jahre arbeitete er als Buchhalter. „Das war mir aber irgendwann zu langweilig und deswegen mach ich jetzt die Ausbildung zum Elementarpädagogen an der BAfEP (BundesAnstalt für Elementarpädagogik) im 21. Bezirk von Wien (Floridsdorf). Ich wollte was Sinnhaftes machen. Diese Arbeit ist sehr wichtig – für die Kinder und die Gesellschaft. Und ich kann ganz gut umgehen mit Kindern. Die ersten Praxistage haben mir auch sehr viel gegeben und noch dazu Spaß gemacht. Du kriegst von den Kindern so viel zurück – Freude, Lachen … Ab dem nächsten Semester darf ich dann fast drei Tage in der Woche in einem Kindergarten arbeiten.“

Daneben schrieb er weiter – an seinem umfassenden Roman, der dennoch in poetischer Form verfasst, (fast) fertig ist. Von dem erzählte er schon im ersten kurz erwähnten Interview – damals noch für den Kinder-KURIER – siehe Link hier unten.

Interview und Porträt des Autors anlässslich eines Preises für ein Gedicht – damals im Kinder-KURIER

Schlimmes so am besten zu verarbeiten

Zurück zu den jetzt veröffentlichten 20 Gedichten: „Ehrlich, zuerst hatte ich die Geschichte, diesen ganzen Bogen, dann hab ich neue Gedichte geschrieben, aber auch ältere, die ich schon hatte, verändert. Dann alle Gedichte nebeneinander gelegt, hin und her geschoben, so dass sie nun die jetzige Form bekommen haben. Der König ist übrigens nur ein Teil einer Persönlichkeit und der Gesandte die zweite Hälfte. Es schaut am Anfang zwar religiös aus, ist aber nicht so, wenigstens nicht so gemeint. Natürlich hat einiges davon mit mir zu tun. Das gilt aber doch wohl für jede Autorin und jeden Autor, dass es eine persönliche Verbindung zu den eigenen Texten gibt. Aber ich selber bin recht glücklich, baue aber immer wieder auch Erlebnisse von Freundinnen und Freunden ein. Außerdem passieren in der Welt um uns herum so viele schlimme und schlechte Sachen und ich finde, die für mich beste Art damit umzugehen, ist darüber zu schreiben.“

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Homepage des Autors

Titelseite des Gedichtbandes
Titelseite des Gedichtbandes „König“ von Ibrahim Rahimi
Doppelseite aus dem Bilderbuch "Tut nimmer weh!"

„… kommt ein Reh, tut nimmer weh.“

„Der Hase frisst Klee,
die Tante trinkt Tee,
im Winter fällt Schnee;
und bald
sehr bald
tut das Knie nimmer weh.“

Einerseits heilen solche Reime nicht ganz wirklich Schmerzen. Andererseits aber doch. Auf Umwegen. Sie lenken die Aufmerksamkeit vom akuten Schmerz weg, entlocken das eine oder andere Schmunzeln. Vielleicht sogar Lachen. Und sie bringen vor allem Zuwendung zum verletzten Kind.

Zumindest sind die Reime von Gerda Anger-Schmidt – und die bunten, oft noch lustigeren, Bilder von Renate Habinger – im Buch „Tut nimmer weh!“ vor allem für Kinder gedacht. Und für Erwachsene, die sie vielleicht vorlesen. Oder das eine oder andere Gedicht auch auswendig gelernt bei passender Gelegenheit – hoffentlich kommen dennoch nicht allzu viele vor – aufsagen (können). 

Das Buch ist erstmals schon vor mehr als 30 Jahren (damals im Verlag St. Gabriel, Mödling) erschienen, mehr erhältlich gewesen und nun – im Oktober 2022 – neu gestaltet veröffentlicht worden. 

Manche Reime passen nicht mehr ganz so – das mit dem Schnee im Winter gilt in vielen Regionen Österreichs (fast) nicht, andere wären vielleicht zu überdenken – wie im Gedicht „Konrad“ der von Claudia einen Kuss fast erzwingen will. Aber insgesamt versammelt das Buch amüsante kurze und längere Gedichte, die – wenn schon nicht heilen, so doch trösten wie es im Untertitel auch heißt – können. Und gleich das erste erstreckt sich sogar über zwei Doppelseiten – mit Hasen, Ziegen, Kröten, Stieren, Katzen und neben einigen Vögeln kommt sogar noch ein Schwein vor.

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Titelseite des Bilderbuchs
Titelseite des Bilderbuchs „Tut nimmer weh!“