Alles dreht sich um eine mysteriöse Puppe. Fotograf Sam Hendrix hat sie von einem Flug von Kanada nach New York von einer Sitznachbarin im Flugzeug ausgehändigt bekommen, mit der Bitte, dass sie diese bei ihm später abholen könnte. Plötzlich ist die Puppe weg. Die Frau, die sie holen wollte, liegt ermordet in einem Müllcontainer in der Nähe. Sam wird zu Fotoshootings am Rande der Stadt gerufen. Bei Susy Hendrix tauchen dauernd Leute auf, die ebenfalls die Puppe wollen.
Plötzlich scheint Sam verdächtig. Turbulentes Hin und Her, so manche der Figuren sind nicht solche für die sie lange gehalten werden… – das zu verraten würde aber schon einen Gutteil der Spannung des mehr als zweistündigen Abends mit so mancher Wendung samt einigen Leichen zerstören. Auch wenn manche vielleicht die Story von „Warte, bis es dunkel ist!“ von Frederick Knott (erste Filmversion: 1967; Regie: Terence Young; Drehbuch: Robert Carrington; u.a. mit Audrey Hepburn, die für ihre Hauptrolle für einen Oscar nominiert war; und Remake als „Das Penthouse“, 2013) kennen könnten.
Wer gehört zu den Guten, wer eher zu den Bösen, wer hat was getan oder nicht – das wogt bei Nicht-kennen der Story ganz schön hin und her. Die Schauspieler:innen, vor allem Marion Rottenhofer als Maggie Talman und Nagy Vilmos als Carlino, lassen da das Publikum aber auch ganz schön im Dunklen tappen. Nur Edward Lischka als Roat ist zwar wandelbar in seinem Auftreten, aber bald als einer der Bösewichte durchschaut.
Durchschaut vor allem von Elisabeth Kofler als Susy Hendrix. Sie ist die Ehefrau des Fotografen und als Figur (nicht als Schauspielerin) blind. Aber nicht, wie in der Version von vor mehr als einem halben Jahrhundert hilfsbedürftig, sondern sehr tough und eigenständig. Und so kann sie, was Menschen, die nichts sehen, zumeist sich angeeignet haben: Viel genauer hören. So checkt Susy, die erst vor recht kurzer Zeit bei einem Unfall erblindete, dass ein alter Mann, der bei ihr auftaucht, derselbe ist wie der junge, anfangs verklemmte musterschülermäßige und später forsche Böse Mister Roat – allein am Geräusch seiner Schuhe erkennt sie, dass es sich um ein und denselben Typen handelt. Kofler spielt diese Hauptfigur so, dass manche im Publikum zumindest zeitweise dachten oder wenigstens darüber grübelten, ob die Schauspielerin wirklich selber blind ist.
Ist sie nicht. Er habe aber, so Regisseur Christoph Prückner, nach der vielumjubelten Premiere im großen Saal des Theater Center Forum in Wien-Alsergrund, auf Frage von Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… „sehr lange gesucht, aber in Österreich keine einzige blinde Schauspielerin gefunden, es gibt nicht einmal eine in Ausbildung.“
Was der Regisseur – und das gesamte Team – aber gemacht haben: Hilfe geholt bei einer Expertin: Janine Zehe. Sie ist Sprecherin von Hörspielen, arbeitet in der Hörbücherei des BSVÖ (Blinden- und Sehbehindertenverband Österreichs), kommt aus Hamburg, wo sie „semiprofessionelle Schauspielerin für sehende Profis und blinde Laien“ war. Was übrigens noch immer – wie sie KiJuKU verrät – ihre Leidenschaft ist. Singen gehört auch dazu, und sofort gibt sie eine Kostprobe ihres Könnens, aus dem Sitz heraus, ohne Einsingen – dem Ensemble, das sich zum Nachgespräch mit dem Reporter auf der Bühne versammelt hat, stockt der Atem, der Journalist bekam, wie er gestand, Gänsehaut.
Janine Zehe fungiert in diesem Theaterstück als Erzählerin, hat die entsprechenden, getakteten Texte, als Sprecherin vorher aufgenommen und gegen Ende der proben auch als Korrektiv der Inszenierung agiert.
Denn diese Aufführung wurde vom Regisseur von Anfang an gedacht als eine, die blinde und sehende Menschen gemeinsam erleben können. So manches Theater bietet eine Handvoll Aufführungen pro Saison mit Audio-Deskription an. Blinde und sehschwache Besucher:innen kriegen einen Knopf ins Ohr und das Bühnengeschehen wird für sie beschrieben. Hier ist jede Vorstellung gleich – und für Sehende vielleicht anfangs gewöhnungsbedürftig.
So bleibt es gleich zu Beginn einmal zappenduster, sogar die Notbeleuchtung geht aus. Und für alle ist Zehes Stimme zu hören, die beschreibt, dass der Vorhang noch zu ist, nun aufgeht, ein wenig Licht angeht samt Beschreibung dessen, was auf der Bühne so herumsteht – von der Couch bis zum Kühlschrank, einigen Treppen bis zur Eingangstür und einer halb-offenen Tür zu einem weiteren Raum… (Bühne: Erwin Bail) – eine Art „bebildertes Hörspiel“ wie es der Regisseur nennt.
So und ähnlich spielt es sich den ganzen Abend ab, bis hin zur Ausstattung mit weißen Fotos an der Wand und einer unbedruckten Zeitung– und somit ist dieser ziemlich innovativ – für Österreich, Inklusion einmal von der anderen Seite angegangen. Aber, so Regisseur Prückner: „Selbst am Broadway wurde das Stück erst 2017 zum ersten Mal mit einer blinden Schauspielerin besetzt.“
Und er ist eine Wohltat für blinde Besucher:innen. Eine davon erzählt KiJuKU.at: „Ich gehe oft und gern ins Theater, leider gibt es noch nicht sehr viele Vorstellungen mit Audio-Description. Aber so wie da, das ist neu, sogar die Programmzettel gibt es in Braille-Schrift.“ Die tastbare Schrift aus erhabenen Punkten feiert übrigens heuer ihren 200. Geburtstag.
Von Anfang an war klar, Susy Hendrix ist Frau über ihr Leben – im Gegensatz zur Originalfassung. Sie checkt nicht nur alles, weiß, wie sie sich wo bewegen muss, kennt aber auch – da kommt aus den Dialogen hervor – natürlich zielsicher ihre Wege in der Stadt. Und sie lässt sich nie und nimmer bevormunden, verfolgt auch ebenso zielstrebig Auswege aus der verworrenen kriminalistischen Situation, selbst in den brenzligsten Situationen. So „nebenbei“ gibt sie dem Publikum über Szenen im Stück so manchen Alltags-Rat mit auf den Weg. Kommt es doch leider nicht so selten vor, dass Menschen im Gespräch mit Blinden mitunter lauter werden: „Ich kann ganz gut hören!“ löst so manches „Aha“-Erlebnis aus;)
Eine weitere wichtige Figur im gesamten Geschehen ist die der Gloria, einer ungefähr 12-jährigen Nachbarin mit dicker Brille und Augenklappe. Diese Pubertierende, glaubhaft gespielt von Iris Pollak, hat Auge(n) nur für den Fotografen Sam, himmelt ihn an und ignoriert Susy, ja mobbt sie sogar ein wenig an. Letztlich freunden sich aber die Frau und das Mädchen ziemlich an und tricksen die Gauner:innen aus. Auch mit demselben Antrieb: Wir sind selbstständig und auf keine der Männer angewiesen.
Florian-Raphael Schwarz als dieser Fotograf und Ehemann Sam hat eher nur kurze Auftritte zu Beginn und gegen Ende, ist aber nicht nur Liebender, sondern auch noch Lernender im Umgang mit seiner selbstbewussten Ehefrau und deren Handicap. Einen Kürzest-Auftritt hat Benjamin Lichtenberg ganz am Ende, den Großteil des Abends handhabt er Licht- und Tontechnik.
Ein geheimnisvoller Wald, ein Mädchen in langen roten Haaren – ein wenig schüchtern, Außenseiterin, weil sie mit ihrem Vater oft umziehen muss, dann doch ihr Zuhause findet. Den Wald erbt sie von ihrer Tante. Fühlt sich zu Bäumen und den Tieren hingezogen, dort ist sozusagen ihr Zuhause. Sie spürt – und erfährt dann –, dass sie magische Fähigkeiten hat, eine Hexe ist. Ihre Kräfte kommen aber erst voll zur Entfaltung, wenn sie drei weitere junge Hexen findet – jede für eines der vier Elemente. Sie selbst ist feurig. Und dann ist da noch der Wald von schmierigen Geschäftemacher:innen bedroht, die ihn abholzen und ein Einkaufszentrum hinpflanzen wollen.
Das ist der Kern der Geschichte von „Ein Mädchen namens Willow“, ein Buch mit dem Schauspielerin und Autorin Sabine Bohlmann (Illustrationen: Simona Ceccarelli) vor rund fünf Jahren den Samen einer sehr erfolgreichen Serie pflanzte. Das Buch ging sozusagen durch die Decke – bisher vier weitere Bände und eine Reihe von Sonder-Büchern (Waldtagebuch usw.) sowie Merchandisingprodukten – folgten. Im Sommer des Vorjahres wurde die Story – im Wesentlichen Band 1 – verfilmt und kommt nun Ende Februar in die Kinos.
Vier enge Freundinnen – wenngleich zwecks Spannungsbogen einmal mit einem kurzfristigen Bruch; eng verbunden mit Tieren und Natur. Kämpferinnen für diese und gegen die Bedrohung des Waldes. Die Botschaft „Hör auf dein Herz“, die auch als Spruch in der Wand des alten verwilderten hölzernen Hexenhauses mitten im Wald eingeritzt steht. Ein Fuchs, der Vertrauen zwischen der Hauptfigur und dem Wald einleitet… Da klinge(l)n kräftig Element aus Saint-Exupérys „Der kleine Prinz“ an. Dort geht’s beim Herzen nicht ums Hören, sondern um‘s Sehen. („Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“) Kinder, die gegen die Bedrohung eines Waldes durch Abholzen und Verbauen kämpfen, sind schon aus „Das Städtchen Drumherum“ von Mira Lobe und Susi Weigel (erstmals vor 55 Jahren erschienen) bekannt.
Nichtsdestotrotz ein immer noch wichtiges Thema und wahrscheinlich heute dringender denn je zuvor, noch dazu wo Klima- und Umweltschutz wieder in den Hintergrund zu treten droht.
Im Zentrum stehen die vier jungen Hexen – neben Willow (Feuer; Krafttier: Fuchs, der sie auch in den Wald führt), Valentina (Luft; Eule), Gretchen (Wasser; Schildkröte) und Lottika, meist nur Lotti genannt (Erde; Eichhörnchen). Ava Petsch, Cora Trube, Anna von Seld und Mary Tölle spielen diese vier überzeugend. Die erwachsenen (Mit-)Spieler:innen kommen „nur“ am Rande vor, allesamt allerdings – teils prominent besetzt – ebenfalls sehr passend zu ihren Rollen.
Ein wesentlicher Unterschied zwischen Buch und Film (Drehbuch: Gesa Scheibner; Regie: Mike Marzuk): Das sprechende Hexenbuch verwandelt sich für die Kinoleinwand in einen Menschen mit bedruckten Papierstreifen als Haare und Anzug im Stile bedruckten Papiers. Dafür zeichnet Regisseur Mike Marzuk verantwortlich. Sein Beweggrund dafür wird im Presseheft zum Film so beschrieben: „war es ein großes Anliegen, dass die Kinderdarstellerinnen eine echte Person zum Anspielen hatten. Wäre es bei einem schwebenden Buch oder ähnlichem geblieben, das erst in der Postproduktion digital hätte eingefügt werden können, hätten die Kids beim Dreh einen kleinen Ball anspielen müssen.“
Landschaft und Tiere sind im Wesentlichen echt. Nur das Eichhörnchen ist digital animiert und der große Baum, von Willow Waldtraud genannt, ist eine künstliche Schöpfung: „Waldtraud sollte bigger than life wirken, schließlich ist sie ein ganz besonderer Baum“, so der Regisseur. „Der Baumstamm entstand in echter Handarbeit, nur mit Naturmaterialien, unter grünen Produktionsvorschriften – wie die gesamte Produktion nach grünen Standards abgewickelt wurde. Die Äste und komplette Baumkrone wurden zudem digital, also mit VFX, ergänzt. Waldtraud sollte zwar natürlich ausschauen, aber übernatürlich wirken. Sie ist ein mächtiger, magischer Baum. Den hätten wir in Natura vielleicht schon gefunden. Da er in der Geschichte aber gefällt wird, hätten wir das mit einem echten Baum auf keinen Fall machen wollen“, so die Produzenten. „Unser gebauter Baumstumpf ist ein Kunstwerk geworden. Es war ein Riesenakt, den an die Drehlocation zu bringen. Er steht dort immer noch und ist sicher schon von Efeu und Moos bewachsen und in den Wald integriert“, ergänzt das SamFilm-Trio. (Ewa Karlström, Andreas Ulmke-Smeaton, Bernd Schiller).
„Ein Mädchen namens Willow“ basiert auf dem 1. Band der Kinderbuchserie von Sabine Bohlmann: Willow ist die Erbin des Waldes ihrer verstorbenen Großtante und erfährt, dass sie wie diese im Besitz von Hexenkräften ist.
Die Handlung des Films ist eine Wiederholung von bereits vorhandenen Geschichten und absolut nicht innovativ. Sogar der Bösewicht wird von demselben Darsteller in einem anderen Film auf dieselbe Art dargestellt. Die Figuren sind nicht gut durchdacht, und es entsteht der Eindruck, es sind allgemein nicht viele Überlegungen gemacht worden, was den Soundtrack, die Kostüme und die Szenerie betreffen.
Den Wald, der den Mittelpunkt des Ganzen bildet, hätte man noch viel mehr charakterisieren können, denn da hätte es viel Potenzial gegeben, auch Figuren (z.B. Tiere oder Fabelwesen) hinzuzufügen, hätte den Film bereichern können. Was bedeutet es, eine Hexe zu sein? Im Film steht es symbolisch dafür, dass man anders ist, aber auch dieser Frage hätte man noch mehr nachgehen können.
Es soll wahrscheinlich „unterhaltend“ sein, obwohl das Thema „Freundschaft“ immer wieder aufgegriffen wird und zum Schluss gemeint wird, dass es sowieso immer schon darum gegangen ist. Das Finale wird schnell aufgelöst und es gibt kein gelungenes kohärentes Ende. Es fehlen Liebe zum Detail, gute (witzige) Dialoge, schöne Kostüme und das Mystische, was in vielen guten Kindergeschichten vorkommt. Das Beste am Film waren die schauspielerischen Leistungen der jungen Hexen.
Es gibt so schöne zeitlose Geschichten für Kinder wie z.B. „Der kleine Prinz“, „Der geheime Garten“, „Alice im Wunderland“, die voller Weisheiten, klug und mystisch sind.
Stefanie Kadlec, 19
Dort wo du vor ein paar Jahren schwimmen oder in seichtem Wasser relaxen konntest, spielt sich nun Theater ab. Alles ganz ohne Wasser. Im Dianabad, der vor fünf Jahren stillgelegten vierten Version desselben, spielt sich Nestervals „Fürst*in Ninetta“ rund drei Stunden lang ab. Rund zwei Dutzend Charaktere haben ihre eigenen Wege und Stationen – manche einzeln, viele zu zweit – und du folgst ihnen. Kannst aber auch dazwischen von einer der Lebenswege zu anderen wechseln, wenngleich strenge Guides das – obwohl zu Beginn verkündet – nicht so gern sehen.
In dem Bad, dessen Schwimmhalle in seiner ersten Version – ab 1810 – im Winter überdeckt und zum Ballsaal umfunktioniert wurde, fand am 15. Februar 1867 die Uraufführung des wohl berühmtesten Walzers statt. Dieser wird in „Fürst*in Ninetta“ auch gespielt – zum Jahreswechsel 1974 /75 in dem das Stück angesiedelt ist (als Hommage an den 50. Geburtstag von Anna Hötzeneder, Schwester von Martin Finnland, einem der Masterminds von Nesterval).
Inspirationsquelle ist die Operette „Fürstin Ninetta“ vom Pop-Star seiner Zeit, dem Walzerkönig und welche superlativen Zuschreibungen den Bekanntesten aus der Strauss-Dynastie auch immer begleiten (Libretto: Hugo Wittmann und Julius Bauer). Zur 200. Wiederkehr des Geburtstages von Johann Strauss Sohn und dem ihm gewidmeten Jahr mit dem Spruch „Wien in Strauss und Braus“ wurden neben klassischen Musikvorstellungen auch ungewöhnliche Performances gesucht – u.a. über den entsprechenden Escape-Room, Trickfilm-Workshops im Zoom Kindermuseum, sowie Zeitreisen in Riesenrad-Waggons hat Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… schon berichtet.
Die Handlung des Nestervals’schen immersiven Theaters – das Publikum sitzt nicht und verfolgt eine Aufführung, sondern verfolgt wie schon eingangs erwähnt, einzelne Protagonist:innen durch ein Gelände) orientiert sich an der besagten Operette. Alles spielt sich in und rund um ein Hotel im süditalienischen Sorrent ab. In die einstige Schwimmhalle – in der vierten Version wurde es zu einem Erlebnis- und Spaßbad mit Nischen, Grotten usw. hat die Gruppe jurtenartige Zelte (Bühnenbild: Andrea Konrad) gestellt, die die „Appartements“ darstellen, in denen einzelne der Protagonist:innen ihre Szenen haben.
Sorrent liegt in der Nähe Neapels und des Vulkans Vesuv – der im Stück auch eine Rolle spielt. Adelheid Möbius (Laura Athanasiadis) und Ferdinand Knapp (Fabian Tobias Huster) wollen heiraten und tun dies auch. Doch kurz nach der Trauung verraten seine Mutter Anastasia (Anne Wieben) und ihr Vater Hans (Christopher Wurmdobler), dass sie am Vorabend geheiratet haben. Womit das junge Brautpaar sozusagen zu Stiefgeschwistern geworden ist!
Dies ist aber nur eine der sich durchziehenden, verwickelten Handlungsstränge. Im Zentrum steht die titelgebende Fürstin. Ninetta (Mio Wendelin Riedl) taucht im Hotel – in das die Nestervals das einstige Bad verwandelt haben, das seit fünf Jahren nicht mehr in Betrieb ist, – zunächst als Mann namens Carlino auf und wird von vielen angehimmelt. Genauso wie später auch als Frau. Genau das dürfte die Nestervals, die viele ihrer Performances um Queerness, Genderfluidität usw. kreisen lassen, besonders interessiert haben, weshalb sie dem Adelstitel ein Genderstrenchen eingefügt haben.
„Bei Johann Strauss dient das Spiel mit den Identitäten vor allem der klassischen Verwechslungskomödie: Eine Frau, die sich als Mann verkleidet, sorgt für turbulente Verwirrung, romantische Missverständnisse und dramatische Enthüllungen. Doch während solche Rollen damals oft mit einem Augenzwinkern betrachtet wurden, liest Nesterval diese Thematik mit zeitgenössischem Blick – als tiefgehende Auseinandersetzung mit Geschlechtsidentität und gesellschaftlichen Erwartungen“, heißt es dazu auf der Homepage der Gruppe.
„Wer oder was ist Ninetta? Ist sie eine Frau, die sich als Mann ausgibt, um sich in einer männlich dominierten Welt zu behaupten? Ist Carolino eine eigene Identität, die sich nicht als bloße Verkleidung, sondern als gelebter Ausdruck einer anderen Geschlechtswahrnehmung verstehen lässt? Ist Ninetta trans, nonbinär oder einfach eine Person, die sich in keine der vorgegebenen Kategorien pressen lassen will? Nesterval lässt diese Fragen bewusst offen und stellt sie ins Zentrum der Erzählung. Es geht nicht darum, eine endgültige Antwort zu finden, sondern darum, das Recht auf Unentschiedenheit, auf Entwicklung und auf das individuelle Finden der eigenen Identität zu thematisieren“, findet sich in der Folge als Hintergrundinformation.
Wie die Gäste des Hotels – nicht die mitwandernden Besucher:innen, sondern die Charaktere und Figuren – unterschiedlich auf diese Figur, aber auch viele anderen der Szenen reagieren, ist Teil des Spiels, das beim Publikum, das selber auch immer in Bewegung ist (die doch langen drei Stunden ermüden allerdings mindestens einen Teil des Publikums), ebenfalls verschiedene Reaktionen auslöst.
Heftig ist die Szene rund um „Mitternacht“. Einem der Hotelgäste, Kassim Pascha (Chris Pfannebecker), wird das Verschwinden Ninettas angelastet. Er wurde als „Ausländer“ – obwohl ja wohl in dem Urlaubs-Hotel fast alle anderen auch nicht aus Italien kommen – schon zuvor für alles und jedes beschuldigt. Als er beim choreografierten Walzertanz der anderen zusammenbricht, lassen sich die Tänzer:innen nicht aufhalten, drehen weiter ihre Runden, steigen über ihn drüber… Fast nicht auszuhalten. Da würdest du am liebsten fast selber eingreifen, wenn du nicht wüsstest, dass dies Teil der Inszenierung ist.
Die der Gruppe wichtigen performten Gedanken zu Identitätsfragen kumulieren nicht nur in der Figur von Ninetta / Carolino. Hoteldirektor Josef Nesterval (Alkis Vlassakakis) spricht die ganze Zeit ausschließlich Griechisch – auch mit Besucher:innen. Wenn du doch von der einen zu einer anderen Gruppe wechselst, fällt dir auch auf, dass eine der Gruppen in Österreichischer Gebärdensprache durch das Geschehen geführt wird. Und den Infos ist zu entnehmen, dass Pam Eden, die Klärchen Wasén spielt, all ihren Kolleg:innen im Ensemble während der Proben so manche Gebärde beigebracht hat.
Neben Deutsch, Griechisch und Gebärdensprache spielt natürlich Musik eine große Rolle: Außer Donauwalzer, Pizzicatto-Polka usw. damit Johann Strauss Sohn sorgen Julian Muldoon (Gesang: Sarah Muldoon und Clara Pazzini) und viele bekannte alte Italo-Hits (u.a. Felicità – Al Bano und Romina Power; La bambola – Patty Pravo, Ti amo – Umberto Tozzi) für beschwingte Atmosphäre.
Die Krebserkrankung von Katharina Wagner (Astôn Matters) lässt ihren Mann, den Wissenschafter Dr. Anton Wagner (Martin Walkner) schier verzweifeln. Wissenschaft kann sie anscheinend nicht retten. Für die Schriftstellerin Marthe Schwerdtlein (Romy Hrubeš) hat sich die Gruppe gar fiktive Romanseiten einfallen lassen. Sie selbst kann sich von ihrem vor gut einem Jahrzehnt verstorbenen Ehemann nicht lösen, lenkt sich mit Weltreisen mit ihrer Begleiterin Cecely Bailey (Alexandra Thompson) ab, aber nur notdürftig. Selbst die esoterisch angehauchten Gesundungsrituale bei Linda Stölmayer (Eva Deutsch) – und nicht wie irrtümlich ursprünglich hier stand Siebel (Julia Fuchs – in einer Wellness-Oase des einstigen Bades helfen da nicht wirklich. Nesterval-Master-Co-Mind Martin Finnland himself tritt in mehreren Rollen auf – vom Bademeister bis zur wohl berühmtesten Disney-Figur Micky.
Übrigens: Die Hotel-Rezeption ist zu Beginn nicht besetzt, dahinter allerdings findet sich die Garderobe, wo du u.a. auch dein Handy abgeben musst – wohl eine der wenigen Theaterperformances wo es nicht dazwischen klingeln, vibrieren usw. kann Und dann steigst du in ein „Flugzeug“ mit Sicherheits-Video“ (Lorenz Tröbinger; Darstellerin: Laura Hermann), bevor du in der Hotel-Lobby von Herrn Brandner (Peter Kraus) empfangen wirst.
Am Ende bei Übergabe deiner Garderobe kriegst du einen Brief – die „Rechnung“ mit QR-Code zum digitalen Programmheft mit viiiiielen Hintergrund-Infos, auf die hier zum Teil zurückgegriffen wurde bzw. aus denen zitiert wurde.
Am Samstag zur Eröffnung des 36. Internationalen Kinderfilmfestivals im Wiener Gartenbaukino – mit dem Film „Grüße vom Mars“ kam der 12-jährige Hauptdarsteller Theo Kretschmer aus Berlin. Es war / ist sein erster Wien-Besuch, aber nicht der erste eines internationalen Filmfestivals. Bei dem vielleicht bekanntesten im deutschsprachigen Raum, dem Festival „Goldener Spatz“ (seit 45 Jahren), das in den Städten Gera und Erfurt (Bundesland Thüringen) stattfindet, wurde er mit dem Preis als bester Darsteller ausgezeichnet – von Kinder-Juror:innen.
Übrigens, trotz der wirklich überzeugenden schauspielerischen Leistung war es Theo Kretschmers erster und (bisher) einziger Film – zu einer Besprechung des Films geht es im Link unten am Ende des Beitrages.
Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… durfte diesen Darsteller in diesem großen, ehrwürdigen Wiener Kino zum Interview treffen.
KiJuKU: Zuerst einmal Gratulation zu deinen sehr gelungen darstellerischen Künsten.
Theo Kretschmer: Danke.
KiJuKU: Wie kam’s überhaupt dazu, hast du vorher schon mit Freunden Filme gedreht oder Theater gespielt?
Theo Kretschmer: Das nicht, aber ich hatte schon immer Spaß daran, in Rollen zu tauchen, auch Theater. Dann hab ich gedacht, Film wäre was für mich und dann hab ich’s halt ausprobiert.
KiJuKU: Theater hast du in der Schule gespielt?
Theo Kretschmer: Nein, so zwischendurch, es hat einfach Spaß gemacht.
KiJuKU: War das schwierig, in die Rolle eines Jungen zu schlüpfen, der ganz anders tickt, als man’s meistens gewohnt ist?
Theo Kretschmer: Wir haben viel darüber geredet über Autismus, ich hab mir viel dazu angeguckt und gelesen. Vor Ort beim Dreh wurde mir auch vieles dazu gesagt, was ich wie vielleicht anders machen oder spielen sollte. Dann ist das schon wie von alleine gekommen.
KiJuKU: Hattest du vorher schon einmal etwas von Autismus gehört?
Theo Kretschmer: Nee, eigentlich gar nicht.
KiJuKU: Und bei der Vorbereitung auch niemanden mit Autismus getroffen?
Theo Kretschmer: Nee, aber beim letzten Filmfestival, dem in Zürich, war ein Mädchen mit Autismus im Publikum. Die hat mir gesagt, dass der Film sehr gut bei ihr angekommen ist. Das war die erste betroffene Person, die ich getroffen habe.
KiJuKU: Das ist ja dann die größte Auszeichnung.
Theo Kretschmer: Ja, das war ganz cool.
KiJuKU: Als du das Drehbuch gelesen hast, war für dich klar, dass du das schaffst?
Theo Kretschmer: Dadurch, dass ich bis dahin nichts von Autismus wusste, war’s schon aufregend. Und auch generell, weil’s ja der erste Film war. Aber ich hab mich halt ausprobiert, mir eine Chance gegeben und mit der Zeit ging’s immer besser.
KiJuKU: Wurdest du gleich ausgewählt oder hattest du mehrere Casting-Runden?
Theo Kretschmer: s gab zuerst ein eCasting, also digital und dann ein Live-Casting und noch eines. Beim letzten Live-Casting wäre ich eigentlich Zweiter gewesen, aber weil der Erste schon davor gedreht hatte und Kinder nur höchstens 30 Tage im Jahr drehen dürfen, konnte er diese Hauptrolle nicht übernehmen.
KiJUKU: Was hattest du beim eCasting eingeschickt?
Theo Kretschmer: Ich bin bei einer Frau, die hilft mir dabei (eine Art Schauspiel-Trainerin), gibt mir professionelle Tipps.
KiJuKU: Waren das schon Szenen aus dem Film?
Theo Kretschmer: Ja schon, aber die und auch aus dem Drehbuch wurden beim dreh Szenen immer wieder auch umgeändert.
KiJuKU: Wie viele Drehtage hattest du?
Theo Kretschmer: Ich glaub, es waren sechs Wochen – die ganzen Sommerferien im Vorjahr.
KiJuKU: War das schwierig, dann gar keine Ferienzeit zu haben, Dreh ist ja sicherlich zumindest teilweise ganz schön anstrengend?
Theo Kretschmer: Ja, schon. Wir haben teilweise auch sehr spät gedreht. Das war schon recht anstrengend. Ich hatte dann nur diese zwei Tage, das Wochenende frei. Da sind wir dann immer von Hamburg nach Berlin gefahren, das dauert nicht so lange. Aber trotzdem waren es auf jeden Fall ganz andere Ferien als ich sonst gehabt habe.
KiJuKU: Ist dir das dann abgegangen, als das nächste Schuljahr begonnen hat?
Theo Kretschmer: Nach den Ferien war ich schon sehr durch, weil ich keine wirkliche Erholung gehabt habe. Es war dann schon ein bisschen schwierig, wieder in die Schulzeit reinzukommen.
KiJuKU: Was sind deine Vorlieben in der Schule und was magst du gar nicht?
Theo Kretschmer: Ich mag ganz gerne Kunst, Sport mag ich auch. Mathe, Physik oder Chemie ist nicht so mein Ding.
KiJuKU: Also nicht so wie beim Tom im Film, eher so, wie dessen Bruder Elmar.
Theo Kretschmer: Ja so ungefähr.
KiJuKU: Was machst du in deiner Freizeit am liebsten?
Theo Kretschmer: Ich treff mich natürlich gern mit Freunden. Ich zeichne gern, ich male viel.
KiJuKU: Ist Schauspiel so etwas wie eine Perspektive, dass das einmal ein möglicher Beruf für dich werden könnte?
Theo Kretschmer: Ich weiß halt nicht, wie das weitergeht. Es wär schon ganz cool. Als Hauptberuf wäre es halt schon recht schwierig. Du bist halt dann darauf angewiesen, was machst du, wenn du keine Rollen hast?! Aber so nebenbei als Hobby wär’s schon ganz cool.
KiJuKU: Zurück zum Film. War der Dreh hauptsächlich anstrengend oder mitunter schon auch witzig?
Theo Kretschmer: Es war schon ganz schön, aber es gab dann auch so manche Szenen, wo’s anstrengend wurde. Umso mehr in einer Szene spielen, umso schwieriger wird es halt. Alle müssen dann alles richtig machen. Wenn auch nur eine oder einer etwas falsch macht, müssen’s halt alle wieder und immer wieder machen. Manches war schon sehr anstrengend. Und nach ein paar Stunden Dreh am Tag, ist manchmal auch die Konzentration draußen. Es gab aber auch ein paar Szenen, die haben voll Spaß gemacht. Aber auch einige, die ich gar nicht mochte.
KiJuKU: Und zwar welche?
Theo Kretschmer: Eine ganz am Schluss, die sah gar nicht so schwer aus, aber… Auf der Mauer, wo meine Mutter zurück aus China war, wo ich Apfelkuchen bekam. Die musste oft wiederholt werden und ich musste so oft Apfelkuchen essen, dass mir schlecht geworden ist. Und dann waren da im Sommer überall die Bienen. Das war so nervig und anstrengend. Am Ende hatte ich gar keinen Bock mehr auf Apfelkuchen.
Aber was sehr viel Spaß gemacht hat, war die Szene auf dem Schulhof. Da hat auch mein Bruder mitgespielt. Die ganze Familie war da, auch mein Hund.
KiJuKU: Deine echte Familie, nicht die aus dem Film?
Theo Kretschmer: Ja, mein Bruder hat da eben mitgespielt in der Szene. Dieser Drehtag hat auch nicht lange gedauert, so dass wir danach gemeinsam Zeit hatten.
KiJuKU: Wie oft hast du den Film selber schon gesehen?
Theo Kretschmer: Ich glaub drei Mal. Das erste Mal hab ich ihn erst bei der richtigen Premiere gesehen, weil ich so eine Überraschung haben wollte.
KiJuKU: Wie ist es dann ihn, beim zweiten, dritten Mal zu sehen? Wird das dann langweilige, weil du ja alle schon kennst?
Theo Kretschmer: Es ist schon noch ganz cool. Mir wird da nicht wirklich langweilig, es ist ja ein ganz guter Film.
KiJuKU: Wie haben Klassenkolleg:innen oder Freund:innen reagiert?
Theo Kretschmer: Meine engsten Freunde haben sich schon mit mir gefreut. Niemand war so richtig eifersüchtig. Aber ich häng das ja auch nicht so an die große Glocke, weil am Ende ist es ja auch nur ein Film. Was heißt nur, aber nur weil ich einen Film gemacht hab, bin ich ja nicht anders als andere Kinder.
KiJuKU: Danke sehr, thank you very much, dziękuję – nachdem im Agenturprofil von Theo Kretschmer steht: Englisch und Polnisch Grundkenntnisse.
Theo Kretschmer: Naja, eigentlich kann ich’s nicht. Meine Mutter wurde in Polen geboren, meine Eltern sind auch ein bisschen traurig, dass ich die Sprache nicht gelernt habe, ich find’s auch schade, aber vielleicht kommt das ja noch.
Zugegeben, rosig schauen die Perspektiven gerade für Kinder und Jugendliche nicht aus. Klimakrise und Maßnahmen dagegen, die nicht immer auf allgemeine Zustimmung stoßen. Vieles von dem, das die Erd-Erhitzung stoppen oder gar rückgängig machen könnte, wird gar nicht erst ergriffen. Kriege, die näher rücken. Eskalationen in Konflikten, die weitere Kriege heraufbeschwören. Steigende Arbeitslosigkeit, Teuerung, die das Leben für viele immer unleistbarer werden lässt. Rassismus, Ausgrenzung. Erstwähler:innen-Aktionen, die auch viele ausschließen – Jugendliche, die (fast) ihr ganzes Leben in Österreich verbringen / verbracht haben und dennoch nicht mitstimmen dürfen, weil sie den „falschen“ oder gar keinen Pass haben…
Um der Ohnmacht ein bisschen etwas entgegen zu setzen, lud wienXtra am Nachmittag vor der aktuellen Nationalratswahl (September 2024) ins Kinder- und Jugend-Kino Cinemagic in der Urania am Donaukanal ein und zeigte den Film „Tomorrow – Die Welt ist voller Lösungen“. Der vor rund zehn Jahren in vielen Ecken und Enden der Welt gedrehte Kinofilm zeigt lokale und regionale Initiativen von Menschen, die in ihrem unmittelbaren Umfeld das eine oder andere zum Besseren ändern konnten.
Sogar in Großstädten gelang es engagierten Menschen so viele Lebensmittel anzupflanzen, dass sich viele davon ernähren können. Gesund und preiswert – und letztlich sogar ertragreicher als in industrieller Landwirtschaft.
Oder sogar im stark auf Erdöl setzenden Texas ist es gelungen über Einbeziehung von Bürgerinnen und Bürgern mehr Windräder zur Energie-Gewinnung aufzustellen als in anderen US-Bundesstaaten.
Mehr Platz für Radfahrer:innen und Fußgänger:innen statt neuer Straßen für Autos ließen im dänischen Kopenhagen den Anteil der umweltfreundlicheren Fortbewegungsarten stark steigen.
Zwei engagierte Menschen aus Indien stehen für zwei unterschiedliche Initiativen. Die Quantenphysikerin Vandana Shiva startete eine Initiative sowohl für mehr Biodiversität und ökologische Landwirtschaft als auch zur Stärkung von Frauen(rechten).
Elango Rangaswamy aus der Kaste der „Unberührbaren“ wurde zwei Mal zum Bürgermeister von Kutthambakkam gewählt, wo er einerseits die Armut bekämpfte und andererseits auch die Barrieren zwischen den Kasten durchbrach und nach der zweiten Amtszeit begann, Hunderte (künftige) Bürgermeister:innen mit diesen Modell-Ideen „anzustecken“.
Einige Beispiele, wo zufällig ausgeloste Bürger:innen neben gewählten Abgeordneten demokratische Prozesse ergänzen – wie es in Österreich etwa der Klimarat war -, finden sich in diesem Film ebenso wie die Stärkung nachhaltiger, sehr regionaler Wirtschaftskreisläufe durch eigene nur in diesen engen Grenzen geltenden Währungen.
Unter dem Titel „Get active“ bietet wienXtra in den Herbstferien Ende Oktober einige Workshops an, die ebenfalls engagierte Jugendliche stärken wollen/sollen bzw. wo sie Neues erkunden und entdecken können. Die eigenen Rechte kennen zu lernen und dazu Videos zu drehen, Auseinandersetzung mit Demokratie, Aktivitäten gegen Rassismus und für Zivilcourage bis hin zu vegan kochen lernen – die Palette der Angebote ist breit – Link in der Info-Box am Ende.
Nach dem Film, der spannend aber mit zwei Stunden doch recht lang war, harrten nur mehr wenige Jugendliche im Kino aus, um mit der Schüler:innen-Vertreterin Miriam Messinger, die auch im Wiener Jugendparlament aktiv ist und Alexander Arndt vom MiLa (Mitmach-Supermarkt) ins Gespräch zu kommen. Erstere gestand, vor zwei Jahren habe sie eher noch den Klimawandel geleugnet, heute engagiere sie sich an allen Ecken und Enden, vor allem, um Schule zu einem cool(er)en Lernort zu machen.
Neben Kinder- und Jugendparlament haben in Wien alle Kinder und Jugendlichen – unabhängig von der Staatsbürger:innenschaft – auch die Möglichkeit, Projekte für die Kinder- und Jugendmillion einzureichen. Und im zweiten Schritt über die eingereichten auch abzustimmen. Und bis 18. Oktober kannst du deine Ideen, Forderungen und Wünsche bei der Umfrage für die neuen Kinde- und Jugendstrategie einbringen – Link zu junges Wien ebenfalls in der Infobox am Ende des Beitrages.
Unabhängig von der wienXtra-Aktion tummelten sich am Samstag vor der Wahl im Bildungshaus Urania als Märchen- und Anime-Figuren verkleidete junge Menschen herum. Sie versammelten sich zu einem Treffen der Charity-Heroes: Ehrenamtlich besuchen sie im Normalfall vor allem kranke Kinder, die einmal die Schneekönigin, Spiderman oder wen auch immer treffen wollen. Und machen als „Held*innen für benachteiligte Kinder“ so auch zumindest für einige Menschen die Welt schon heute zu einem besseren Ort – Link in der Info-Box am Ende.
Optisch erscheint das Geschehen auf der Bühne – übergroße TV-Kameras ebenso wie die wichtigen Männer im Stile von vor einem halben Jahrhundert (Raum: Bruno Max, der Impressario himself; Kostüme in die Zeit passend: Anna Pollack) – wie eine Zeitreise in die Vergangenheit. Doch was sich abspielt ist leider brandaktuelle Mediensatire. In „Network“ im Theater Scala dreht sich selbst bei der Nachrichtensendung alles mehr um Einschalt-Quoten als um Inhalte. News müssen zur Show werden. Und wer‘s nicht bringt – Pech. „You are fired“ – du bist gefeuert, da magst du vielleicht sogar Jahrzehnte lang als seriöser Überbringer der Nachrichten sogar gefeiert gewesen sein.
Jetzt muss alles anders. Reißerischer, peppiger, show-iger. Und wenn das, was on air geht, zum (Fremd-)Schämen ist – wenn’s Quote bringt, dann wird’s eben gesendet! Quote ist ja auch (Werbe-)Kohle!
Das ist kürzest gefasst die Quintessenz eines bitterbös-vergnüglichen 2¼-stündigen Abends auf dieser zum Theater zum Fürchten gehörenden Bühne in der Wiedner Hauptstraße (Wien).
Howard Beale, Legende als Nachrichten-Moderator, steht nach einem Vierteljahrhundert vor dem Aus. Die Einschalt-Quoten befinden sich im Sinkflug. Obendrein gibt’s Intrigen im Sender-Management, die Programmdirektorin will den News mehr Show-Charakter verschaffen. Zusätzlich spielt sich einiges Undurchsichtige um neue Beteiligung von Medienkonzernen des Sender-Netzwerks ab.
Vor diesem Konglomerat beschließt Beale, sich bei seinem letzten Auftritt live auf Sendung eine Kugel in den Kopf zu schießen. Und kündigt das in der Sendung davor an.
Skandal für die einen – sofortiges Aus für den Moderator. Nein, das wäre doch die Chance, bringt – genau: Quote…
Wie auch immer, Beale darf doch noch einmal auf den Screen. Erschießt sich nicht, hält aber eine Brandrede gegen Wahrheits-verdrehende Medien – einschließlich etlicher Fäkalwörter. … – Und das wird zum Quoten-Hit. Die Zuschauer:innen-Zahlen schießen durch die Decke. Zumindest einige Zeit. Und als sich auch das abgenutzt hat … – das dramaturgisch-dramatische Ende (Inszenierung: Felix Metzner) sei nicht gespoilert.
Alexander Rossi spielt diesen einst seriösen Nachrichtensprecher und späteren Wutredner, der allerdings dabei eher noch an den Verstand appelliert als sogenannte Wubürger:innen der Neuzeit, die mehr mit Gefühlen und oft jenseits von Fakten operieren. Auch wenn er Emotionen durchaus mitschwingen lässt.
Gefühle scheinen Programmdirektorin Diana Christensen ziemlich fremd. Eszter Hollósi verkörpert sehr überzeugend die skrupellos auf Quoten – in heutigen Medien wären es Klicks – orientierte TV-Managerin. Geil findet sie nur, wenn ihre Ideen Rekord-Publikumszahlen bringen. Dafür tut sie alles, sogar mit der toughen Anführerin einer Terror-Bande (Prisca Buchholtz) dealt sie, um Exklusiv-Stories – und am Ende mehr.
Als Nebenhandlung spielt sich in „Network“ noch ein Liebes- und Ehedrama ab. Beales Chef, Max Schumacher (Leopold Selinger), verliebt sich in die Programmdirektorin, verlässt dafür seine Ehefrau Luise (Christina Saginth), wird aber mit Diana Christensen absehbar nicht glücklich, weil die ohnehin keine Gefühle zulässt. Außerdem ist er auch gegenüber seinem „Freund“, dem Star-Nachrichten-Moderator, nur ein opportunistischer Kantonist.
Eine Figur wie aus einer anderen Sphäre ist der Chef des Sender-Netzwerks UBS (United Broadcast Systems – übrigens ein fiktives), Mr. Jensen. Er erscheint nur via Screen und da meist nur von hinten zu sehen (Simon Brader, der wie einige andere auch Doppelrollen spielt).
Gunter Matzka agiert als Klischee-Vorstandsvorsitzender des Senders Ed Ruddy. Florian Lebek gibt den Sportnachrichten-Sprecher witzigerweise namens Jack Snowden (!), der fast bis zur letzten Sekunde bevor die Kamera auf ihn schwenkt, Wurstsemmeln frisst. Hendrik Winkler agiert als Sender-Manager und Christoph Prückner wechselt zwischen Regisseur und ebenfalls einem der Manager des TV-Senders. Philipp Schmidsberger und Rocco Baldari (alternierend in anderen Vorstellungen Manuel Hagemayer) mimen Kameramänner. Felix Frank ist einerseits Bildmeister und andererseits Assistent, vielmehr Zutritts-Kontrolleur zum UBS-Boss in anderen Sphären.
1976 nach dem Drehbuch von Paddy Chayefsky verfilmt und mit vier Oscars belohnt, machte der englische Dramatiker Lee Hall erst vor sieben Jahren aus „Network“ ein Theaterstück, das in London 2017 uraufgeführt wurde und seine deutschsprachige Erstaufführung 2020 im Thalia Theater erlebte.
Inspiration für den Fall war der echte Fall der Moderatorin Christine Chubbuck, die sich 1974 während einer Livesendung erschossen hatte. Allerdings nicht aus Quotengründen.
Die Satire greift die sich zunehmend verbreitende Haltung von Medienunternehmen auf, (fast) alles der Quote/ den Klicks unterzuordnen. Allerdings ist das ein Teufelskreis. Würden Medienkonsument:innen nach seriöser Information verlangen, Positiv-Geschichten den Bad News vorziehen, würden die Herausgeber:innen und Produzent:innen natürlich dem sofort Rechnung tragen.
Und die Wut über verlogene Berichterstattung des Protagonisten von „Network“ hat sich fast ins Gegenteil verkehrt. In seiner Präsidentschaft geißelte Donald Trump genau die seriösen Medien der „Fake News“. Nicht viel anderes spielte sich rund um die „Schwurbler“ in der Corona-Pandemie ab. „Lügenpresse“ schallte jenen entgegen, die versuchten, sich an Fakten zu orientieren. Verschwörungstheorien wurden hingegen gehypt.
„Wir sprechen viel über unsere Träume – was es heißt frei zu sein als Frau…“ So beginnt der Film, der nun im großen Urania-Kino, dem Kinder- und Jugendkino cinemagic seine umjubelte Premiere gefeiert hat.
Und genau darum geht es in den nicht ganz zehn folgenden Minuten von „Mein Kopf – Mein Kopftuch – Meine Entscheidung“. Mindestens genau so viel aber auch um Freundschaft, die Träume junger Frauen – und dass ihnen genau niemand irgendwelche Kleidungsvorschriften machen dürfe. Zumindest sollte das wohl ein legitimes Ziel sein.
Rahima Nasir Hersi als Leyla und und Fariza Bisaeva als Nour bringen auf den Punkt, was nicht nur sie, sondern einerseits unzählige und andererseits ganz konkret rund ein Dutzend junger muslimischer Frauen dieses Projekts oooooft erlebt haben und erleben: Die einen mit und die anderen ohne Kopftuch.
Viel zu oft geht es genau fast nur um dieses Stück Stoff, das sie tragen oder nicht (mehr). Nicht darum, was sie im Kopf haben, was sie können, was sie denken, meinen, wie sie handeln…
Vor mittlerweile drei Jahren hatte Ishraq Al-Ibraheem die Idee, dazu etwas, eventuell einen Film zu machen. Zu oft hatte sie bei Bewerbungsgesprächen – obwohl sie den Unterlagen ein Foto mit Hijab beigefügt hatte – gehört, sie könne den Job bekommen, aber…
Sie nahm damals an einer Bildungsmaßnahme von Interface Wien teil. Aus ihrer Idee wurde ein Filmprojekt – eingereicht für die erste Kinder- und Jugendmillion (knapp mehr als eine Woche läuft die Online-Abstimmung über Projekte für die zweite Million – Link zu einem Beitrag dazu am Ende dieses Artikels). Und so viele Kinder und Jugendliche voteten für das Projekt, dass es in Angriff genommen werden konnte.
Kontakt wurde aufgenommen zu BOJA (Bundesweites Netzwerk Offene JugendArbeit), Eşim Karakuyu übernahm die Projektleitung. Immer ging es darum – wie bei der Filmpräsentation in der Urania mehrfach betont wurde, die Jugendlichen selbst einfach bei der Umsetzung ihres Vorhabens zu unterstützen. Die beteiligten Mädchen diskutierten, was sie aussagen wollten. Die Profis von suna films – Susanne Knöbel und Folashade Lena (Kamera und Schnitt) halfen bei der Umsetzung und zeichneten für den Dreh sowie die Montage verantwortlich – immer aber in enger Absprache mit den Beteiligten. Dazu gehörte etwa auch, wer wie im Film zu sehen sein sollte und wer etwa das eigene Gesicht verbergen wollte – mittels Blumen – wie in der letzten Szene, die auch zum Plakat für den Film wurde.
Alles Gesprochene wird gleichzeitig als Untertitel eingeblendet – womit auch Menschen mit Gehörbeeinträchtigung die Aussagen mitverfolgen können. Außerdem sind den Filmemacherinnen viele verspielte grafische bei der Gestaltung eingefallen.
Zurück zum Film: Die eine Protagonistin mit und die andere ohne Kopftuch schildern und spielen Szenen, in denen sie diskriminiert werden – die beiden Filmnamen stehen auch dafür, dass es die Geschichten vieler anderer der Mitwirkenden und darüber hinaus sind. Die einen werden angestänkert, belästigt, nicht wahrgenommen, weil sie Kopftuch tragen., Die anderen wurden einst mit Kopftuch von der Community für ihren Mut, ihre Wortgewandtheit usw. gefeiert. Und gelten dort nun nach dem Ablegen des Stückes Stoff über den Haaren als Verräterinnen. (Link zum ganzen Film in der Info-Box ganz unten.)
Durch die Filmpräsentation mit kurzen Diskussionsrunden mit einigen der Beteiligten führte Anahita Neghabat. Munira Mohamud, studierte Politikwissenschaften und internationales Recht, Young European 2024 der Schwarzkopf-Stiftung, sowie im Vorstand der Doku-Stelle Islamfeindlichkeit & antimuslimischer Rassismus, ordnete die „Kopftuchfrage“ in den globalen Zusammenhang (u.a. Kolonialismus) ein.
Die junge Anna – irgendwas zwischen Anfang und Mitte 20 – verwaltet am Computer Unterlagen der Studierenden einer Schauspielschule, ist aber auch für alle möglichen anderen Dinge zuständig oder packt an, wo gerade helfende Hände erforderlich sind. In der Freizeit strebert sie für die Abendmatura. Die will sie absolvieren und danach Jus studieren. Eigentlich – so kommt es in manchen Szenen – am intensivsten in einer ohne Worte – zum Ausdruck, wollte sie als (sehr) junges Mädchen selber Schauspielerin werden.
Apropos ohne Worte. „Wer wir einmal sein wollten“, ein nicht ganz eineinhalb-stündiger Film, der in der vorletzten Maiwoche (2024) im Stadtkino im Wiener Künstlerhauskino in der neuen Reihe „New Voices“ (Neue Stimmen) zu sehen ist, kommt mit ziemlich wenig Worten aus. Lebt von langsamen, intensiven Bildern. Die unterstreichen große fast Sprachlosigkeit der überwiegend jungen Protagonist:innen. Und das obwohl praktisch nie wer in eine Handy-Display starrt. „Wie geht’s dir?“ – „Ja eh“ ist der vielleicht charakteristischste Dialog für diese Stimmung des Nebeneinander Lebens der Figuren. Selbst die Begegnungen Annas mit ihrem Freund Konstantin strahlen eher Abwesenheit als Liebe aus.
Der Film bringt diese Traurigkeit darüber, den eigenen Lebens- und Berufstraum nicht leben zu können, sondern über den Job diesem nur nahe zu sein, als Grundstimmung durchgängig zum Ausdruck. In meist langen Szenen, langsamen Bildern, spielen Handlungsstränge selber eine untergeordnete Rolle. Klar, da ist Patrick, Annas Bruder, der auftaucht und (wieder) einmal Geld braucht. Das ist er irgendwelchen Typen schuldig, die keinen Spaß verstehen und ihn offensichtlich verprügelt haben. Jetzt will er auch noch bei seiner Schwester wohnen. Will sie eigentlich nicht, fühlt sich aber doch verantwortlich oder wenigstens verpflichtet.
Mit „Wer wir einmal sein wollten“ für den Özgür Anil das Drehbuch geschrieben hat und bei dem er auch Regie führte, schloss er sein Studium an der Filmakademie Wien ab. Ungewöhnlich für diese Uni, dass es ein Langfilm ist, üblicherweise drehen Studierende als Diplomprojekt Kurzfilme.
Wie auch schon in – mindestens einem anderen, einem Kurzfilm – lässt Anil seinem Publikum viel Raum, sich mögliche Details oder Bezüge zu eigenen Erlebnissen selber auszumalen. Sein erster Langfilm, der nun in ausgewählte Programmkinos in mehreren Bundesländern kommt, hatte im Vorjahr den ersten öffentlichen „Auftritt“ beim renommierten Max-Ophüls-Filmfestival, vor zwei Monaten bei der diesjährigen Diagonale in Graz und beim Febio-Filmfestival in Bratislava (Slowakei).
Beim Max-Ophüls-Festival 2023 wurde Augustin Groz, Darsteller von Annas Bruder Patrick als bester Nachwuchs-Schauspieler ausgezeichnet. Wobei überhaupt die Besetzung aller Rollen als sehr gelungen bezeichnet werden muss: Anna Suk als stets funktionierende Anna, die sich nur ganz selten (Traum-)Bilder an ihren eigenen Wunschtraum erlaubt, Maya Unger als Clara, Schauspielerin, die schon einen Film gedreht hat, der hilfreiche Mitschüler Jakob (Phillipp Laabmayr) oder Gregor Kohlhofer als Annas Freund Konstantin, der mit den Gedanken meist eher abwesend ist…
KiJuKU: Was war die Ausgangs-Idee für diesen Film?
Özgür Anil: Ich find es tragisch, wenn Menschen ihre Träume nicht verwirklichen können. Das ist ein Zustand, der für den Großteil der Menschheit zutrifft. Diese Melancholie, die bei vielen dann ein ganzes Leben lang mitschwingt, wollte ich einfangen.
KiJuKU: Anna wollte Schauspielerin werden, das kam nicht zustande, jetzt arbeitet sie neben der Matura tagsüber in einer Schauspielschule – ein besonderer Kniff?
Özgür Anil: Zum Teil hat sich das aus praktischen Überlegungen ergeben. Da unser Film ein Langfilm werden sollte, waren wir budgettechnisch eingeschränkt, so hat es sich angeboten, dass der Film an der Uni (mdw – für Musik und darstellende Kunst, zu der die Filmakademie gehört) spielt. Aber damit war auch gleich der Gegensatz zwischen alltäglicher Arbeit hier und der großen weiten Bühnenwelt aufgespannt. Als Sekretärin und Portierin ist Anna auch noch so etwas wie eine Schwellenhüterin zwischen diesen beiden Welten – und gehört zu keiner wirklich dazu.
KiJuKU: Der Film lebt über weite Strecken von Sprachlosigkeit zwischen den handelnden Figuren, die aber wiederum sehr viel genau darüber aussagt.
Özgür Anil: Ja, die wichtigsten Dinge bleiben ungesagt, weil Anna viel in sich hineinfrisst, mit sich selber ausmacht.
KiJuKU: Selbst zwischen ihr und ihrem Freund herrscht eher Lieblosigkeit, empfand ich.
Özgür Anil: Beide haben ganz unterschiedliche Ansprüche an diese Beziehung. Anna hat Angst, ihre Bedürfnisse zu kommunizieren und für Konstantin ist es nichts wirklich Ernsthaftes, er will ja woanders hin.
KiJuKU: Was wolltest du mit der doch recht argen Beziehung zwischen ihr und dem Bruder zeigen, der so viel fordert und sie sich doch nicht abgrenzen kann/will?
Özgür Anil: Eine Idee war, als sie sich gerade intensiv auf die Abendmatura vorbereitet, um dann wenigstens zu studieren, holt sie ihre Vergangenheit wieder ein. Sie will einen Weg hinter sich lassen, spürt aber die Verantwortung, befindet sich in einem Spannungsfeld zwischen ihrem eigenen individuellen Weg und der familiären Solidarität.
Sie selbst hat sich so einen dicken Panzer im Laufe der Jahre aufgebaut, dass sie ihre eigene große Verletzung – ihren Traum schon nicht erfüllen zu können – meist gar nicht mehr wahrnehmen kann. Nur mehr in den wenigen Szenen, wo ihr jüngeres Ich auftaucht. Und in der wo sie beim Wegräumen von Requisiten auf der Bühne selber kurzfristig ins Schauspielen kommt. Und dann kollidieren wieder ihre Träume mit der Realität.
KiJuKU: Wie und wann bist du aufs Filmemachen gekommen?
Özgür Anil: Mit ungefähr 16 Jahren hab ich gedacht, ich will Filme machen und begonnen alles zu versuchen, um das zu erreichen.
KiJuKU: Und was war dafür ausschlaggebend? Einige oder ein Film?
Özgür Anil: Ich weiß es nicht mehr genau, wie es dazu gekommen ist. Aber rückblickend glaub ich, es war, weil ich viele Filme geschaut habe, die mich überwältigt, voll erfasst haben. Und diese Erkenntnis, dass Filme so etwas mit einem beim Zuschauen machen können, hat mich offenbar so fasziniert und in diese Welt reingezogen, dass ich selber etwas mit diesem Medium machen wollte.
KiJuKU: Das heißt, du hast im Gegensatz zu deiner Hauptfigur Anna in deinem aktuell laufenden Film, deinen Traum erfüllt.
Özgür Anil: Genau, dieses Privileg weiß ich auch zu schätzen. Es hätte ja auch ganz anders kommen können.
KiJuKU: Woran arbeitest du derzeit?
Özgür Anil: Ich bin gerade in der Schreibphase für einen Kino-Spielfilm, in dem es um den Generationenkonflikt eines Vaters und seiner Tochter geht. Unterschiedliche Moralvorstellungen sind da auf dem Prüfstand.
„Wir lachen auch sehr gern über uns selber“, sagte die in Österreich wohl bekannteste Austro-Tschetschenin Maynat Kurbanova unter anderem im Rahmen der Ausstellungseröffnung „Stimm*Raum“ Freitagabend (1. März 2024) im IFP (Institut für Freizeitpädagogik) von wienXtra).
Über Sprache, den mehrmaligen Wechsel der Schrift von Kyrillisch auf Lateinisch und wieder retour, die Zurückdrängung der Landessprache zugunsten der Amtssprache Russisch, was zur Folge hat, dass Tschetschenisch mittlerweile zu den vom Aussterben bedrohten Sprachen wurde, Bräuche, Witze und natürlich auch Folgen der zwei Kriege Russlands gegen das unabhängig gewordene Land, Flucht, Diaspora, Pendeln zwischen den Kulturen, Gemeinsamkeiten mit Österreich ebenso wie viele Unterschiede auch unter den hier lebenden Tschetschen:innen … gibt es mehrere Kartontafeln einer Ausstellung.
„Stimm*Raum“ lautet der Titel. Unter diesem laufen seit mehreren Jahren Kulturprojekte mit Jugendlichen. In Schreibwerkstätten verfassten junge tschetschenische Österreicher:innen oder österreichische Tschetschen:innen literarische Texte. Gemeinsam mit künstlerischen Fotos entstand daraus ein zweisprachiges Buch (Deutsch und Tschetschenisch – in kyrillischer Schrift). Im Vorjahr erarbeiteten Jugendliche ein gemeinsames Theaterstück und in diesem Jahr haben sie begonnen, an einem Film zu arbeiten.
Maynat Kurbanova leitete Schreibworkshops, drei der jungen Teilnehmer:innen – Rayana Cany, Sara und Fariza Bisaeva – lasen vor der offiziellen Ausstellungseröffnung Auszüge aus den jugendlichen literarischen Texten aus dem erwähnten Buch. Fariza Bisaeva las einen neuen Text – der in Band 2 erscheinen wird – und sich mit dem Leben in Österreich beschäftigt, das ihr die schönsten ebenso wie die schmerzhaftesten Momente beschert hat
Zwei kurze Text-Auszüge hat sie Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… für die schriftliche Veröffentlichung hier zur Verfügung gestellt: „Ich bin österreichische Tschetschenin. Also tschetschenische Österreicherin. Ich meine Österreicherin mit tschetschenischen Wurzeln. Oder doch muslimisch-tschetschenische Wienerin?…
… Gleichzeitig ein Land (Tschetschenien, Anm. d. Red.), das du Österreich, zu oft mit paar Schlagzeilen abtust, dessen Leid du nach Gebrauch instrumentalisierst, dessen Komplexität du zu selten würdigst. Und Stück für Stück, mit jedem Mal, indem du das machst, bricht mein Vertrauen in dich…“
Ein bisschen mehr ist Fariza Bisaeva im Originalton in dem am Ende des Beitrages verlinkten Video von der Veranstaltung zu hören und sehen. Wobei so manche dieser Gedanken, die auf ihren Erfarhungen und Erlebnissen beruhen für viele Menschen mit Wurzeln in vielen anderen Ländern ähnlich sind – konfrontiert mit Vorurteilen, nicht selten auch Rassismus.
Kurbanova würzte mit schwarzhumorigen Witzen, die dort auch im genannten Buch – siehe Info-Block – zu finden sind. Als Fun Fact nannte sie noch, dass Tschetschen:innen nicht ungern darauf hinweisen, dass der höchste Berg (Dakoh Kort) ihres kleinen Landes (1,3 Millionen Einwohner:innen, weniger als 16.000km2 (kleiner als die Steiermark) 4.493 Meter hoch ist – immerhin fast genau 700 Meter höher als Österreichs höchster Gipfel, der Großglockner (3.798 Meter).
Barkal – Danke für die Infos an die jugendlichen Autor:innen und ihre Mentorin!
Follow@kiJuKUheinz
Die meisten – begeisterten – Premieren-Besucher:innen von „Im Schatten von Wien“ (Filmbesprechung in einem eigenen Beitrag – Link unten am Ende) haben den großen Saal im Gartenbaukino schon verlassen, befinden sich im Foyer im Small-Talk, da setzen sich Yousef-Darsteller Abdulsattar Qasimi und Ali Saykhan Khazaev, der den Mo spielt, auf den Rand der Bühne vor der riesigen Leinwand. Davor steht der KiJuKU-Journalist und befragt die beiden Hauptdarsteller – von Yousef und Mo.
KiJuKU: Wie alt sind Sie, was machen Sie und war dies Ihr erster Film?
Abdulsattar Qasimi (jugendlicher Yousef-Darsteller): Ich bin 16, besuche die Lernwerkstatt und es war mein erster Film.
KiJuKU: War das so, wie Sie es sich vor dem Dreh vorgestellt haben?
Abdulsattar Qasimi: Nein, ich dachte davor, es wäre einfacher, würde schneller laufen. Wir haben manches Mal viele Versuche gebraucht, um eine Szene fertig zu drehen.
KiJuKU: Haben Sie da dazwischen dann einmal gedacht, boah, ich geb auf?
Abdulsattar Qasimi: Das war nie ein Thema. Ich hab immer gedacht, okay, ich nutz jetzt diese Möglichkeit, die ich bekommen habe und bau mir damit vielleicht was auf.
KiJuKU: Haben Sie schon vorher einmal als Kind gedacht, Sie würden gern einmal in einem Film mitspielen?
Abdulsattar Qasimi Immer schon. Das war schon ein Kindheitstraum von mir, aber gleichzeitig hab ich immer gedacht, das wäre unmöglich für mich.
KiJuKU: In der Lernwerkstatt, was mögen Sie gerne lernen und was vielleicht weniger?
Abdulsattar Qasimi: Ich geh dort erst seit Kurzem hin. Ich mag’s einfach so, alte Themen, wo ich schon einiges vergessen habe, wieder neu lernen, gerade jetzt bei Mathematik. Es ist so eine Art, altes Wissen ein bisschen aufzufrischen.
KiJuKU: Was interessiert Sie in Ihrer Freizeit?
Abdulsattar Qasimi: Eigentlich Kampfsport.
KiJuKU: Machen Sie selber Kampfsport?
Abdulsattar Qasimi: Bis vor Kurzem, dann hab ich abgebrochen, weil ich mich jetzt mehr auf die Lernwerkstatt konzentriere.
KiJuKU: Zurück zum Film: Sie haben ja auch selber einiges für die Story eingebracht, oder?
Abdulsattar Qasimi: Wir alle haben in den Workshops viel an eigenen Erfahrungen erzählt, das dann Teil der Geschichte geworden ist.
KiJuKU: gilt das auch für das, was Sie dann im Film sagen?
Abdulsattar Qasimi: Aus dem, was wir alle erzählt haben, haben die Profis dann das Drehbuch geschrieben – auch die Sätze, die wir sagen sollten. Aber Sie haben uns beim Dreh immer wieder gesagt, wir sollen es dann in unseren eigenen Worten sagen, so rüberbringen, wie’s für uns wirklich gut passt.
KiJuKU: Zuerst an Sie die selben Fragen: Wie alt sind Sie, was machen Sie und war dies Ihr erster Film?
Ali Saykhan Khazaev (Darsteller des jugendlichen Mo): Ich bin auch 16, bin Lehrling – im ersten Lehrjahr Bankkaufmann bei der Bank Austria und ja, auch für mich war es der erste Film.
KiJuKU: War Bankkaufmann schon immer Ihr Wunschberuf?
Ali Saykhan Khazaev: Zumindest schon seit der 2. Klasse Mittelschule. Damals hab ich mir überlegt, was ich als nächstes mache. Und entschieden, eine Lehre als Bankkaufmann anzufangen was auch sehr interessant ist. Die dauert drei Jahre
KiJuKU: Sind Sie mit Ihrer Berufswahl zufrieden?
Ali Saykhan Khazaev: Ja, ich bin sehr zufrieden.
KiJuKU: Können Sie also gut mit Zahlen umgehen und mögen Mathe?
Ali Saykhan Khazaev: Ich bin und war immer sehr gut im Rechnen, mathematisch begabt.
KiJuKU: Haben Sie auch schon als Kind davon geträumt, einmal in einem Film mitzuspielen?
Ali Saykhan Khazaev: Bei mir war das sehr spontan. Ich hab mir nie vorher einen Kopf darüber gemacht, ob ich überhaupt gut im Schauspielen bin. Dann haben wir uns in dem Workshop getroffen, darüber geredet und wir haben dann entschieden, okay, wir probieren’s. Jetzt gefällt mir das Schauspielen. Wir haben danach auch entschieden, weiterzumachen und freuen uns natürlich auf jede Art von Filmen, in denen wir mitspielen dürfen.
KiJuKU: Es gäbe ja auch die Möglichkeit, gemeinsam mit anderen Jugendlichen selber Filme vielleicht mit dem Handy zu drehen und für die Video- und Filmtage einzureichen?
Ali Saykhan Khazaev: Könnten schon, das wäre aber nicht so professionell. Wir möchten wenn schon, dann lieber mit Profis zusammen arbeiten – so wie mit denen von „Demokratie, was geht?“
Auch wenn der Sozialarbeiter freundlich und empathisch die beiden Buben zu fragen beginnt – die Szene in dem kahlen Büro mit kräftiger Schreibtischlampe vermittelt schon, die beiden haben Angst. Verstehen offenbar die Sprache nicht. Just als Fabian – der Einfachheit halber hat er im Film seinen echten Vornamen – versucht zu erfragen, welche Sprache die beiden mitbringen, stürmen zwei Polizisten in den Raum und nehmen die Jungs gewaltsam mit.
So beginnt der knapp mehr als 20-minütigen Film „Im Schatten von Wien“, entstanden im Projekt „Demokratie, was geht?“.
Gedreht von Profis hinter der Kamera, gespielt zum Großteil von Jugendlichen aus den beiden großen Wiener Gemeinde-Wohnhausanlagen Am Schöpfwerk (Meidling, 12. Bezirk) und Rennbahnweg (Donaustadt; 22. Bezirk). Diese Jugendlichen waren es auch, die in Workshops ihre Ideen für die Story sowie für viele der Szenen einbrachten. Aus den Inputs der Jugendlichen schrieben Ibrahim Amir und Mahir Yıldız das Drehbuch; Letzterer führte auch Regie.
Yousef und Mo – so die beiden Buben im Film – sind beide geflüchtet – und so manches aus der Story hat auch mit den jugendlichen Darstellern zu tun. Abdulsattar Qasimi, der den späteren jugendlichen Yousef überzeugend und ganz und gar nicht laienhaft spielt, obwohl dies seine erste Arbeit vor der Kamera war, hat afghanische Wurzeln. Die Familie seines Kollegen Ali Saykhan Khazaev, ebenso hervorragender Darsteller des jugendlichen Mo, kommt aus Tschetschenien. Zu Interviews mit diesen beiden geht es in einem eigenen Beitrag.
Die beiden eingangs geschilderten Buben – die Protagonisten im Kindesalter – wurden natürlich von anderen gespielt, von Yasir Arman sowie Valerian Vallant. Auch sie beeindrucken – insbesondere wie sich die Angst in ihren Augen, in ihrer Mimik spiegelt.
Die beiden Jungs im Film, schon kurz nach der Flucht trotz der dabei aufgesammelten Traumata brutal be- bis misshandelt, werden im Verlauf der Story Kleinkriminelle. Zentral dreht sich die Story trotz der Action-Szenen aber um die Frage von Ver- und Misstrauen.
Der Polizist in Zivil, der seinen Namen auf Antonio geändert hat, versucht erst im Verhör Mo dazu zu bringen, Yousef zu verraten. Als der sich nicht darauf einlässt, besucht der Polizist jene Moschee, in der er Yousef trifft und dessen Vertrauen gewinnen möchte. Er sei ja selber vor 35 Jahren nach Österreich geflüchtet…
Doch Yousef lässt sich darauf nicht nur nicht ein, er erkennt und sagt, dass Antonio ja zu einer ganz anderen Zeit geflüchtet wäre, wahrscheinlich sogar mit dem Zug angekommen sei und die Lage von Yousef, Mo und den anderen gar nicht verstehe. „Weißt du, wir haben keine Chance, wir waren schon tot, bevor wir überhaupt geboren worden sind…“
Apropos Antonio und Namensänderung. Als Yousef mit Mo neben den Abstellgleisen eines Bahnhofs dahingeht und sich über die „Drecksratten da“ beschwert, meinte Mo: „Ein bisschen Respekt, du bist zu Gast bei den Ratten, immerhin schauen sie nicht so komisch, wenn sie deinen Namen hören!“
Im Bühnengespräch nach dem Film erläuterte Mo-Darsteller Ali Saykhan Khazaev, dass es zu diesem Satz kam, weil er immer wieder erlebe, dass Leute komisch reagieren, wenn sie seinen Namen oder den so mancher Freunde zum ersten Mal hören… – Erlebnisse von Alltags-Rassismus.
Und das bezieht sich dann nicht nur auf die Namen – sondern auf das Gefühl, nicht dazugehören zu dürfen.
Die große Filmpremiere mit Hunderten begeisterten Kino-Besucher:innen bildete da übrigens ein Gegengewicht – ebenso wie schon die Arbeiten mit den Profis an dem Film.
Großer Jubel des vollbesetzten Saals für den Film und die darstellerische Leistung der Jugendlichen, die fast ausnahmslos zum ersten Mal vor der Kamera spielten. Immer wieder jedoch gab’s Bedauern, dass sich praktisch alles um Burschen drehte. Der Grund: Für die Workshops hatten sich fast ausschließlich solche gemeldet. „Demokratie, was geht?“ ließ jedoch anklingen, der nächste Film solle sich vor allem um Mädchen drehen.
Ein Soft-Start zieht das Publikum, das an den vier Wänden rund um das jüngste Mash-up von „das.bernhard.ensemble sitzen wird, schon beim Betreten der White Box im Wiener Off-Theater ins Geschehen. Schräge Figuren wandern, kriechen, umher, nähern sich den Zuschauer:innen, werden von einem Kollegen davon aber immer wieder abgehalten. Seit Jahren verbindet das Ensemble – meist nach einer Idee von Mastermind Ernst Kurt Weigel – einen Theater- mit einem Filmklassiker zu einer höchst intensiven theatralen Performance, selten auch mit Video-Einblendungen. Wie aber meist liegt auch dieses Mal die alleine Konzentration auf analoges, Live-Schauspiel mit starkem körperlichem Einsatz.
„Medea“, dritter Teil der Trilogie „Das golden Vlies“ von Franz Grillparzer stand Pate für den Theater-Ausgangspunkt. Meist bekannt als Kinder-Mörderin, liegt in manchen Versionen der Schwerpunkt der Interpretationen auf dem Mobbing gegen die Zugewanderte. Oder auch darauf, dass sie sich an Iason rächen will, dem zuliebe sie das Goldene Vlies klaut und mit ihm und den Argonauten aus Kolchis abhaut, der sie dann aber zugunsten der Tochter von König Kreos verlässt.
Hier war’s was anderes. „Bei der Beschäftigung mit dem Medea-Stoff hatte ich sofort diese Roadmovie-Assoziation des mordenden Liebespaares. „Bonnie und Clyde“, „Wild at Heart“, „True Romance“ waren sofort präsent und natürlich auch NBK“, schreibt Weigel im Programmheft. Mit NBK meint er „Natural Born Killers“, einen Film von Oliver Stone nach einem Drehbuch von Quentin Tarantino. In einem Lokal im US-Bundesstaat New Mexico richtet Mickey ein Gemetzel an, nachdem ein Gast seine Freundin Mallory belästigt hat. Das Ungewöhnliche: Am unteren Bildrand ist eine Pistole eingeblendet – wie bei einem Ego-Shooter-Computerspiel – und das 1994.
Im Gespräch mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… erzählt Weigel noch, dass er sich noch etliche andere Medea-Versionen reingezogen habe. Aber es blieb bei der Grundstimmung: Vermixung der Zeit, in der das Paar gemeinsam unterwegs ist mit jener der Flucht des eben genannten Paares aus dem Film.
Auf dieser Flucht bringen M & M Dutzende weitere Menschen um. In Rückblenden stellt sich obendrein heraus, dass Mallorys Vater die Tochter unzählige Male sexuell ausbeutet, die Mutter schaut weg… Neben den Morden spielt in dem Film nicht zuletzt die mediale Sensationsberichterstattung über die Taten einer- und die polizeiliche Verfolgung andererseits eine große Rolle.
Und das mixte „das.bernhard.ensmeble“ zu einer heftigen, zweistündigen, immer wieder aber auch satirisch distanzierten/distanzierenden Performance zusammen. Die Originalnamen aus dem Film und dem Stück werden verändert – Mae (umwerfend: Rinu Juniku) und Jay (heftig: Andrzej Jaślikowski) statt Medea und Iason etwa – und alles als Theaterprojekt in einem Gefängnis angesiedelt, dessen Direktor Kajetan Dick sozusagen auch die „Show“ auf der Bühne dirigiert.
Als besessener und skurpelloser Kommissar Scagnetti (der auch im genannten Film so heißt) agiert Matthias Böhm, der auch den ekelerregenden, gewalttätigen Vater spielt. Als völlig schräge Figur hoppelt Yvonne Brandstetter als Hase durch die Szenen. Dazu gesellen sich noch die – wie alle ja ständig von allen Seiten beobachtet werdenden und damit immer präsenten Spieler:innen Anja Štruc (Gefängnis-Seelsorgerin Kreusa bzw. Geisel des mörderischen Duos sowie Jula Zangger als Schamanin und u.a. wegschauende Mutter).
Für Bühne mit so manchen absurd erscheinenden Utensilien sowie Kostüme zeichnete Julia Trybula, für die ausgefeilte Choreografie- wenn Menschen von allen Seiten zuschauen – sorgte Leonie Wahl. Wie immer schuf Bernhard Fleischmann Kompositionen und die den Szenen angepasste Musik. Und: Ernst Kurt Weigel sitzt als Regisseur erstmals bei einem Mash-up von „das.bernhard.ensemble“ am Spielfeldrand statt mitten im Geschehen zu agieren.
Witziges zeitliches Zusammenfallen: Zwei – komplett unterschiedliche – Theaterstücke nahmen Anleihe bei hierzulande vor allem durch Filme bekannte Profikillern. Während seit mehr als einer Woche im Theater Forum Schwechat „Die Nervensäge(n)“ läuft, gastiert im Dschungel Wien die Puppentheatergruppe „Das Helmi“ aus Berlin. Neben einem Stück für Kinder, „Der Schöne und die Biest“, spielten Florian Loycke, Brian Morrow und Emir Tebatebai (ab 15 Jahren) auch „Leon, der Profi“.
Hier ist die Hauptfigur ein sogenannter „Cleaner“ – Wegräumen und Wegputzen per Knarre ist sein Job (der gleichnamige Film von Luc Besson aus 1994). Kaltblütigkeit ist die dafür die Grundeigenschaft. Außer für eine leicht monsterartigen Pflanze zeigt er keine Empathie. Und dann das: Matilda, das 12-jährige Mädchen aus der Nachbarwohnung bewundert ihn – nicht wissend, was sein Job ist -, entwickelt Gefühle für Leon. Mathildas Mutter dürfte in einem ähnlichen Business tätig sein wie Leon. Die ganze Familie wird in einer Art Mafia-Clan-Kampf ausgerottet. Lediglich Mathilda überlebt. Und will Rache an der Bande, angeführt von einem korrupten Oberpolizisten namens Gary Oldman üben. Sie sucht Zuflucht bei Leon, will von dem dessen Handwerk, das sie mittlerweile kennt, erlernen. Im Gegenzug bietet sie ihm an, dem Analphabeten Lesen und Schreiben beizubringen.
Viel wichtiger als die Story sind in der Version von „Das Helmi“ einerseits die voll schrägen Puppen aus Schaumstoff und Stoffresten. Sie wirken alle irgendwie zusammengeflickt aus vielleicht achtlos weggeworfenen Resten. Sind mitunter nicht gerade stabil, können den einen oder anderen Körperteil auch schon einmal während des Spiels durchaus unabsichtlich verlieren. Re- und Upcycling – oder wie es so manche Kinder (noch) können – aus allem Möglichen, das sie umgibt, die ver-rücktesten Fantasiefiguren und -geschichten erfinden und spielen. Sofern sie nicht zu früh mit perfekt gestyltem Kunststoffzeugs zugemüllt und ihrer Fantasie beraubt werden.
Eine sehr charmant und immer wieder witzig inszenierte (seit 18 Jahren an die 100 Mal gespielt) – manchmal auch aus überspielten Hoppalas – Performance, die – in dieser Puppenversion – nicht zuletzt davon lebt, dass die 12-jährige Mathilda trotz ihrer Schicksalsschläge nie aufgibt und von Anfang an die treibende Kraft von „Leon, der Profi“ ist.
Klar, dass Theater ihre Stücke streamen, sozusagen als Filmformat ins world wide web stellen, das ist vor allem seit den fast drei Jahren Pandemie bekannt. Die einen taten’s besser, andere eher schlechter. Eine (kleine) Kamera in der Mitte der Bühne und … laaaangweilig wurde das meistens. Live, gleichzeitig mit den Schauspieler:innen in einem Raum sein, die Atmosphäre – gegenseitig – spüren ist weggefallen. Außerdem sind Theater und Film eben verschiedene Kunstsparten.
Damit nicht nur banal 1:1 abgefilmt wird, gab’s eine eigene Förderschiene des Bundesministeriums, in dem auch das Kunststaatssekretariat angemeldet ist ()Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport). Die Kindertheater- und -Performance-Gruppe „Grips‘n’Chips“ bewarb sich darum und engagierte professionelle Filme-Macher:innen, um die beiden bisherigen Stücke eben für dieses Medium umzusetzen. So ergeben sich für einzelne der Szenen ganz neue Perspektiven, nicht nur durch Heranzoomen. Bei „Buddeln Baggern Bauen“ beispielsweise war auch im kleinen ferngesteuerten Bagger eine kleine Kamera eingebaut!
Die beiden Filme – jeweils rund eine halbe Stunde (27 Minuten der erste, 35 Minuten der zweite) – wurden kürzlich im Wiener Top-Kino der Öffentlichkeit vorgestellt. Und sind ab sofort über die Plattform spectyou online anzusehen (ab 3 € aufwärts).
Hier geht’s zunächst zu den Stückbesprechungen – nach Live-Erlebnissen Die Links zu den Videos in der Info-Box, wo zunächst auch die kommenden Live-Termine aufgelistet sind:
Die Hauptdarstellerin ist mehr als 210 Jahre alt, 9000 Kilo schwer, fast 20 Meter hoch, einmal rund herum an ihrer dicksten Stelle: 11 Meter. Und sie ist Heimat für viele Tiere. Und du kommst ihnen mitunter ganz ganz nah, hörst (nicht nur) ihre Geräusche. Sie, das ist eine um 1810 gekeimte Stiel- oder auch Sommer- bzw. Deutsche Eiche.
In „Die Eiche – Mein Zuhause“, einem knapp mehr als 1 ¼-stündigen Film (81 Minuten) aus Frankreich kommt die Kamera ganz nahe an Eichhörnchen, Rüsselkäfer, Eichelhäher und andere Tiere heran, die in und rundum diesem Baum leben bzw. sich von dessen Früchten, den Eicheln ernähren. Die kannst du von ihrem Knospen bis zum Reifen und auf den Boden fallen erleben und in Großaufnahmen, wie sich manche der Tiere so eine Frucht schnappen, sie mit dem Schnabel aufzuhacken versuchen oder dem einen oder anderen so eine Beute wieder entgleitet und im nahen Wasser landet.
Es gibt aber auch abenteuerliche Verfolgungsjagden in der Luft, Angst auslösende Momente als Tiere vor dem vermeintlichen Angriff einer Schlange (Äskulapnatter) zittern, Coming-of-Age-Geschichten zu beschwingter Musik im Frühling wenn da und dort junge Vögelchen ihre Schnäbel aufreißen, um gefüttert zu werden oder die noch gestreiften Wildschweinkinder verspielt raufen.
Apropos Wasser: Ein wunderschönes, fast unglaubliches Bild ist der Blick auf zwei Schwäne, die nach dem Landeanflug auf einen See nahe dieser Eiche auf der Wasseroberfläche laufend dahingleiten bevor sie zu schwimmen beginnen.
Der Film – mit langer Vorbereitungszeit, genauen Recherchen, ja sogar Storyboards – zeigt das Leben an, im und rund um diese eine Eiche (von diesem Baum gibt es Hunderte Arten, in Europa rund 20) und natürlich des Baumes selbst. Außer den – speziell aufgenommenen – Originalgeräuschen gibt es „nur“ Musik, kein gesprochenes Wort. Was einerseits ein staunendes Eindringen in diese faszinierende kleine, große Welt bedeutet, die es zu schützen gilt. Andererseits wäre es hin und wieder nicht schlecht, Infos über das eine oder andere Tier gleich mit zu erfahren.
Eine große runde Scheibe schwebt im Hintergrund über dem Geschehen. Zwei gemalte f-Löcher (die Form der Schalllöcher von Streichinstrumenten) erinnern hier in ihrem Zusammenspiel entfernt vielleicht an ein Herz. Oder die Flügel eines Schmetterlings. Darunter begrenzen zwei gebogene Wände die kleine große Welt von Eva, ihrem nur fallweise in Erscheinung tretenden und doch präsenten Ehemann Viktor. Und vor allem Evas Mutter, Charlotte Andergast.
Letztere kommt – nach sieben Jahren erstmals – ihre Tochter besuchen. Und wie. Sie fährt glich mit einem riesigen Koffer, der gleichzeitig zum Bett und einer Art liegendern Telefonzelle wird (Bühne: Raoul Rettberg, Produktions-Assistenz: Alice Gonzalez-Martin) auf. Durchgestylt (Kostüme: Anna Pollack) ist die weltberühmte Konzertpianistin Andergast (Brigitte West) eine Erscheinung. Alles ist Bühne für sie. Die Tochter (Dana Proetsch) eher Statistin.
Das Verhältnis zwischen den beiden ist das bestimmende Thema von „Herbstsonate“. Erstmals ist dies nun als Stück im Wiener Theater Spielraum zu erleben. Grundlage ist das literarische Drehbuch von Ingmar Bergman, dessen gleichnamiger Film vor 45 Jahren erstmals im Kino zu sehen war – es war der letzte Film, in dem Ingrid Bergman (Charlotte) spielte, in der Rolle ihrer Tochter Eva war Liv Ullmann zu sehen, die übrigens eine Zeitlang mit dem Filmregisseur verheiratet war.
Als Gerhard Werdeker, Co-Leiter des Theaters Spielraum (Wien-Neubau), den Film damals sah, „wusste ich, daraus will ich einmal ein Stück machen. Manche Idee brauchen Zeit für die Umsetzung. Und die richtigen Schauspieler:innen, in dem Fall vor allem für die Rolle der Charlotte“, verriet er am Rande einer der letzten Proben Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…
Es ist übrigens das erste Mal, dass dieses Theater ein Stück nach einem Film produziert. Ansonsten sind es vorhandene, oft ein wenig in Vergessenheit geratene, Theaterstücke oder literarische Texte, die die Basis für die Stücke hier bilden – praktisch immer mit einem auch in die Gegenwart reichenden wichtigen gesellschaftspolitischem oder gesellschaftlichem Thema. Hier nahm sich Werdeker, der das Stück inszenierte, übrigens die englische Übersetzung des Drehbuchs und das schwedische Original her, um daraus die viel getreuere Spielfassung als die vorhandene deutsche Übersetzung, zu schreiben.
Charlotte rauscht an nachdem ihr Lebensgefährte Leonardo gestorben ist. Die Tochter hat zwar Angst vor dem Zusammentreffen nach so langer Zeit, freut sich aber trotzdem. Freude auch bei der Mutter, aber nur gespielte. Gleichzeitig strahlt sie aus, dass ihr dieser Besuch lästig ist. Zuhören kann und will sie ohnehin schwer. Gibt es überhaupt jemanden außer ihr?
Sehr krass auch jene Szene relativ zu Beginn des Besuchs, in der Charlotte ihre Tochter bittet, am Klavier zu spielen. Während – aus dem Off – Frédéric Chopins Prélude Nr. 2 in a-moll ertönt, schafft es Brigitte West in der Rolle der Charlotte mit allerhand Grimassen mehr als überdeutlich zu signalisieren, wie ihr das Spiel der Tochter missfällt. Aber auch jede andere nur halbwegs bemüht nette Floskel konterkariert sie durch ihre Körpersprache und Mimik. Einfach arg, fast unerträglich spielt West das – wenngleich doch mit einer leichten Nuance von Distanzierung. Aber doch so heftig, dass sich insbesondere die Mitspielerin nach der gelungenen Hauptprobe, die der Journalist besuchen durfte, bemüßigt sah, zu versichern: „In Wahrheit ist die Brigitte wirklich eine ganz liebe Kollegin“. Und alle anderen – vom Regisseur bis zur Theater-Co-Leiterin Nicole Metzger, die in diesem Fall das – wie immer umfangreiche, hintergründige – Programmheft gestaltet hat, pflichteten ihr bei.
Allein schon die Tatsache, dass Eva ihre Schwester Helena aus dem Behindertenheim nach Hause geholt hat, nervt die Mutter. Diese Tochter tritt übrigens immer nur indirekt – durch den leuchtenden Mond – das Licht (Tom Barcal) verwandelt den eingangs beschriebenen Kreis zu einem solchen sowie den Erzähler auf. Den verkörpert – ebenso wie Evas Ehemann Viktor -, Christian Kohlhofer.
Natürlich schaukelt sich die Situation auf. Nach und nach ringt sich Eva durch, zu sagen, wie sie als kleines Kind und später als Teenager die Mutter erlebt hat. In einer Szene sagt sie klipp und klar: „Ich weiß nicht, was schlimmer war: die Zeit, die du zu Hause warst und Ehefrau und Mutter gespielt hast oder die Zeit, wenn du auf Tournee warst.“
Zunehmend traut sich die Tochter die Mutter dafür anzuklagen, was sie erleiden musste – und dabei leidet sie die Ignoranz, die psychische Vernachlässigung nochmals durch, was Dana Proetsch insbesondere in einem der längeren Monologe auch definitiv spüren lässt.
Doch wirklich berühren lässt sich die Mutter davon nicht. Es wird ihr nur zunehmend unangenehm, so dass sie einfach früher wieder abhauen will. Dafür ruft sie ihren Agenten an, der möge doch ein Telegramm schicken, in dem ein gaaaanz wichtiger neuer Termin für die Pianistin anstehe. Und obwohl Eva offensichtlich dieses Telefonat unabsichtlich mitbekommt, fühlt sie sich am Ende schuldig, die Mutter vertrieben zu haben – fast das Drama eines begabten Kindes, wie es die populärwissenschaftliche Psychologin und Autorin Alice Miller immer wieder nannte, wenn Kinder zwanghaft unausgesprochen Wünsche ihrer Eltern (über-)erfüllen.
Rettungssirenen, die Füße eilender Pfleger:innen im Krankenhaus. Insert: Die Geschichte beginnt in Deutschland. Die alte Frau, die ihr ganzes Leben lang niemanden um irgendwas gebeten hat ruft einen Namen. „Worte, die wie ein Gedicht klangen: Mein Bruder Hussein!“
Niemand konnte damit was anfangen, alle dachten, sie sei schon irgendwie in anderen Sphären. So beginnt der kurdische Film „Lêger/Arayişçi/Seeker/ Suche“ von Esin Akgül Güneş & Ömer Leventoğlu. Am Samstag, dem 26. Februarer 2023 ist dieser im Wiener English Cinema Haydn zu sehen – auf Kurdisch mit (deutschen) Untertiteln (16 Uhr), Link zum Facebook-Event unten.
Die 95-Jährige Sultan stirbt zum Glück nicht gleich, hat noch ein bisschen zu leben, ihre Tochter Çiğdem erfährt – nicht mehr viel, aber dass ihre Mutter im Südosten der Türkei auf einer langen – nicht immer freiwilligen Reise – den genannten Bruder verloren hat. Çiğdem, die in der Türkei Einreiseverbot hat, versucht ihre Nichte Gulan in Istanbul zu aktivieren, sich auf Spurensuche zu begeben. Was dieser anfangs so gar nicht taugt. Widerwillig, der Tante zuliebe macht sie sich auf in den Osten, zunächst nach Konya woher sie mit ihrer Familie in die Stadt auf zwei Kontinenten am Bosporus gekommen ist.
Gleichzeitig kontaktiert Çiğdem in Deutschland Fachleute für kurdische Geschichte und Sprache. Und erfährt nach und nach immer mehr, dass es „DIE“ Kurd:innen so gar nicht gibt, dass es sich um verschiedene Stämme handelt. Immer mehr Namen und Begriffe sowie Orte und Städte fallen in den Gesprächen. Sie kennt sich immer weniger aus und fürchtet, all das bringt die Familie auch nicht näher an das Schicksal des verschollenen Bruders von Sultan.
In der Zwischenzeit kippt Gulan doch in die Neugier um ihre Vorfahr:innen, wobei es ihr anfangs ähnlich geht wie der Tante: Noch und nöcher die Namen von Gegenden, Wanderungszügen, verschiedene kurdische Zweige…
Mit eindrucksvollen Landschaftsbildern – mitunter meditativer Hirtenflötenmusik – und spannenden Gesprächspartner:innen in den Interviews lädt der genannte Film ein, mehr als die Suche nach einer Lebensgeschichte mitzuerleben.
Frisch aufgemotzt – und doch in good old style – das ist die neue Verfilmung von „Der Räuber Hotzenplotz“ (ab 8. Dezember 2022 in den Kinos), gedreht von den jener Filmfirma, die auch schon „Die kleine Hexe“, „Das kleine Gespenst“ und „Krabat“ – alles Bücher von Otfried Preußler – fürs Kino produzierten. Und auch wenn ein so berühmter Theater- und Film-Schauspieler wie Nicholas Ofczarek in die Titelfigur des Bösewichts mit dennoch einem Schuss Selbstironie schlüpft, die eigentlichen Hauptrollen spielen Benedikt Jenke als Seppel und Hans Marquardt als Kasperl. Sie spielen sehr überzeugend.
Die heute 13- und 14-Jährigen – gedreht wurde allerdings vor eineinhalb Jahren – trafen Kinder I Jugend I Kultur I und mehr … zu einem Online-Video-Interview. Und beginnen gleich mit einem Schabernack. Wie sie den Räuber verwirren als sie ihre Mützen tauschen und für Hotzenplotz damit die Identitäten, so stellen sie sich sozusagen kreuzweise vor. „Ich bin Hans und ich habe den Kasperl gespielt“, sagt – genau Benedikt und das gleich nur mit umgekehrten Vorzeichen. Das heißt, bitte nicht „Vorzeichen“ – Mathe mag Hans Marquardt (Kasperl-Darsteller) so gar nicht. Aber dazu später ein bisschen mehr.
Nach dem kleinen Verwirrspiel drängt sich natürlich die erste Frage auf: „Seid ihr in den Szenen, wo ihr jeweils – für den Räuber – in die Rolle des anderen schlüpft, durcheinandergekommen?
„Nein, gar nicht, ich war ja auch mit der Kasperlmütze noch immer der Seppel“, so Benedikt Jenke und sein Kollege Hans Marquardt empfand das genau so.
So wie sie hier Wort- und Satz-Ping-Pong spielen, so strahlen sie im Gespräch das aus, was sie bald nach Beginn auch verraten: „Seit dem Dreh sind wir echt gute Freunde“, so Jenke. „Wobei, kennen gelernt haben wir uns beim zweiten Casting“, ergänzt Marquardt.
Beide schwärmen auch vom guten Teamgeist während der Dreharbeiten und auf die Frage, ob Film nicht sehr oft aus langen Wartezeiten besteht, schildert Seppel-Darsteller: „Das Gute ist, dass wir noch Kinder sind, da dürfen wir nicht so lange drehen und deswegen schaut die Regie, dass wir in der Zeit, wo wir da sind und arbeiten dürfen, möglichst viel von unseren Szenen drehen können.“
„Und wenn wir warten musste, dann haben wir oft auch mit Erwachsenen gespielt, meistens Stadt – Land -Fluss. Das kennt jede und jeder“ (Hans Marquardt). „Ich habe seither immer Stifte und Papier dabei. Das macht Spaß und so haben wir uns auch alle im Team besser kennen gelernt“, meint Benedikt Jenke.
Ob sie sich jetzt als Jugendliche schon zu „groß“ für die im Vorjahr gedrehten Rollen fühlen“, verneinen beide im Brustton der Überzeugung. Sie haben auch schon vor dem Dreh nicht nur Hotzenplotz, sondern auch viele andere der Otfried-Preußler-Geschichten gekannt und geliebt, selber die Bücher gelesen, als Hörspiele gehört und Filme angeschaut.
Benedikt Jenke tanzt zeitgenössischen Ausdruckstanz. „Und in einer Aufführung saß ein Mann von einer Filmproduktionsfirma, der mich danach gefragt hat, ob ich mir vorstellen könnte in einem Film mitzuspielen. Da habe ich zugesagt und dann in „Dogs of Berlin“ für Netflix mitgespielt. Und dann habe ich mir eine Agentur gesucht. Vor Räuber Hotzenplotz habe ich schon in weiteren Film- und Fernsehproduktionen mitgespielt – insgesamt in bisher zwölf.“
Sein Kollege rutschte über den Dreh für einen Werbespot ins Schauspielgeschehen vor der Kamera. „Und in der Schule hab ich in der Theater-AG gespielt. Das hat großen Spaß gemacht.“
Mit heftigem Kopfnicken und einem fast jubelnden „Ja“ beantworten beide (fast) gleichzeitig die Frage: Können Sie sich vorstellen, Schauspiel auch zum Beruf zu machen?“
Neben Tanz, den Jenke weiter betreibt und Schauspiel, liebt Benedikt Jenke in der Schule Erdkunde und Geschichte. Letzteres mag auch Hans Marquardt „und ich spiel Basketball, Schlagzeug und Gitarre“ – „er macht wirklich gut Musik“, lobt ihn sein Hotzenplotz-Kollege, die sich natürlich am Ende aus des Räubers Gefangenschaft befreien und der Großmutter die geraubte zauberhafte Kaffeemühle zurückbringen können.
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