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Doppelseite aus dem Bilderbuch "Farbe, Eule, Stift und Katze"

Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln können

Als wär’s tatsächlich ein erster Versuch einer gezeichneten Katze, erstreckt sich diese ausgewachsene Strichfigur über die zweite Doppelseite (siehe Bild oben) dieser kunstvollen Einladung zur eigenen Kreativität.

Die Geschichte, geschrieben von Claudia Gürtler, beginnt damit, dass Mina, ein Kind, zu Weihnachten als ihr letztes Geschenk ein „dickes Buch mit leeren, weißen Seiten“ und „dazu eine Schachtel mit Stiften, Farben und Pinseln“ auspackte. Und große Freude daran zu haben schien.

Kunstvoller Mix

„Nicht alles, was man zeichnet, gelingt auf Anhieb. Sie zeichnete eine Katze mit frechem Gesicht“, steht dann neben der eingangs beschriebenen Zeichnung. Renate Habinger verknüpft die zwölf Doppelseiten von „Farbe, Eule, Stift und Katze“ hinweg elaborierte künstlerische Zeichnungen mit kunstvoll gestalteten Elementen, als wären diese erste Malversuche.

Doppelseite aus dem Bilderbuch
Doppelseite aus dem Bilderbuch „Farbe, Eule, Stift und Katze“

Damit nimmt das Buch von vornherein all jenen Angst, selber zu malen oder zeichnen, denen eingeredet wird: „Das kannst du nicht“ oder die sich das selber vorsagen. Und dieses Bilderbuch animiert durch die Geschichte des offenbar sehr jungen Kindes Mina alle, die es lesen oder vorgelesen bekommen, sich mit Stift und Pinsel eigene fantasievolle Bild-Geschichten auszudenken.

Freiraum für Fantasie

In diesem Buch spielen neben Katzen natürlich – wie der Titel besagt – Eulen eine große Rolle – und die scheinen von Mina erschaffen, dann doch auf den Seiten die sie gestaltet ein Eigenleben zu entwickeln. Wie das recht oft auch bei Schriftsteller:innen und Illustrator:innen vorkommt, wenn diese ihren Figuren Freiraum für ihre Entwicklung geben.

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Titelseite des Bilderbuchs
Titelseite des Bilderbuchs „Farbe, Eule, Stift und Katze“

Doppelseite aus dem Bilderbuch "Solche Freunde"

„Gefährliche“ Tiere als Fantasie-Freunde

„Auf meine Freunde muss ich nicht lange warten. Wenn ich an sie denke, sind sie da. Und – sie sind meistens unsichtbar.“
Das sind die ersten der wenigen Sätze in dem brandneu erschienen Bilderbuch „Solche Freunde“. Ein sehr aufgeweckt und neugierig dreinschauendes junges Kind, das im gesamten Buch namen- und alterslos bleibt, aber von den Zeichnungen her noch gut zwei, drei Jahre braucht, bis es in die Schule gehen kann, spielt mit sehr fantasievollen Freundinnen und Freunden. Die meisten der Spielgefährt:innen sind irgendwie tierisch und würden in anderen Geschichten vielleicht als gefährlich, fruchteinflößend ja fast monströs auf der Bildfläche erscheinen. Wobei die Gesichter dieser „Monster“ Ungefährlichkeit signalisieren.

Die Erwachsenen in diesem Haushalt sind auf der ersten Doppelseite zwei nicht mehr ganz so jung wirkende Menschen – eine Frau und ein Mann, die jeweils an ihrem Computer bzw. Laptop konzentriert beschäftigt sind.

Doppelseite aus dem Bilderbuch
Doppelseite aus dem Bilderbuch „Solche Freunde“

„Wilde“ Tiere

Dieter Böge (Text) und Elsa Klever (Illustration) lassen dich – ob selber lesend oder vorgelesen bekommend und vor allem beim Betrachten der Bilder mit diesem Kind durch unterschiedlichste Welten reisen, sogar in die Tiefen des Meeres. Bunt und fröhlich, aufgeweckt und stets voller Lust auf neue Abenteuer – in einem laufen sogar die Bäume – bewegt sich die Hauptfigur, die sogar fliegen kann. Wolken werden zu einem Segelschiff, es bleibt aber auch eine Doppelseite lang Zeit, einfach auf einem Sofa herumzuknotzen…

Doppelseite aus dem Bilderbuch
Doppelseite aus dem Bilderbuch „Solche Freunde“

Erst seit rund 30 Jahren positiv gesehen

Jahrzentlang behaupteten Psycholog:innen, dass es ein Zeichen von Schwäche wäre, wenn Kinder sich Freund:innen ausdenken. Damit verunsicherten Fachleute Eltern und die wiederum versuchten, ihren Kindern diese Fantasie auszutreiben. Erst vor knapp 30 Jahren begann die Psychologie sich damit neutraler zu beschäftigen. Dabei kamen Expert:innen drauf, keine Spur von Störung oder Fehler, solche Kinder sind meist kreativer, fantasievoller. Nicht selten können sie damit auch Probleme, die sich aus Phasen großer, vielleicht auch verunsichernden Veränderungen ergeben (Übersiedlung, ein Geschwisterkind kündigt sich an…) spielerisch ver- und bearbeiten.

Recht rasch rund um diesen Sichtwechsel veröffentlichte Alan Ayckbourn, bekannter britischer Autor Dutzender komödiantischer Stücke zu ernsten Themen, viele für junges Publikum, sein Stück „Invisible Friends“ (Unsichtbare Freunde; 1989), das vielfach gespielt wurde, unter anderem in einer Version des Theaters der Jugend (Herbst 2008) in Wien (Theater im Zentrum).

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Titelseite des Bilderbuchs
Titelseite des Bilderbuchs „Solche Freunde“
Kreative, fantasievolle Unterwasser-Forschungsstationen und U-Boote bauten Teams von Kindern aus elf Volksschulen und stellen sie bei der First Lego League vor; hier ein Team von LEGO-Masterminds aus der VS St. Ursula (Wien-Liesing)

Mikroplastik aus Meeren einsammeln und daraus Bausteine herstellen

Alles dreht sich ums Meer, genauer um die Welt unter Wasser. Drehen – das ist aber auch Bestandteil aller elf Projekte, die Volksschulkinder aus Wien, Niederösterreich und Kärnten aus Legosteinen gebaut und die bewegten Teile via Tablets programmiert. In der Woche nach den Osterferien haben die Kleingruppen ihre Konstruktionen und die Ideen dahinter im Rahmen der First Lego League im Turnsaal von St. Ursula in Wien-Liesing vorgestellt. Hinter allen Gedanken stecken auch Umweltschutzideen.

Putzstation für Meerestiere

So kümmern sich die von der Küstenwache abfahrenden (U-)Boote der Bau AG von einer der drei Gruppen aus der gastgebenden Schule darum, Meerestiere zu einer Putzstation zu bringen, wo sie von Öl und anderen von Menschen verursachten Verschmutzungen gereinigt werden.

Unterwasserwelt

Ihre Kolleg:innen von „Masterminds“ – die Gruppennamen haben als Zusatz fast immer den bekannten Markennamen der genoppten bunten Bausteine aus Dänemark – haben eine ganze Unterwasserwelt gebaut. Mit Eingang durch Schleusen können Menschen dort auch von einem Comic- und anderen Läden, ja sogar einer Disco, die schützenswerte bunte Unterwasserwelt beobachten.

Fisch mit Heilkräften

Die Submarines haben ihren Gruppennamen auf der Plakatwand sogar mit Bausteinen geschrieben. In ihrer Unterwasser-Forschungsstation kümmern sich die Wissenschafter:innen vor allem um den sogenannten „Milch-Fisch“. Dieses Fantasiewesen sondert Flüssigkeiten ab, mit denen so manche menschliche Krankheit geheilt werden könnte.

Buch als Ausgangsbasis

Die beiden Gruppen aus dem Kärntner St. Andrä im Lavanttal, der Schule namens Lavantinum, gaben sich englische Tema-Namen mit Anspielung auf die Bausteine. Die „Burning Blocks“ (brennende Blöcke) stellten in ihre Unterwasserwelt aus Lego-Bausteinen zentral auch ein Buch auf: „Ozeane“ aus der Reihe „Wissen to go“. „Dort haben wir gefunden, dass der Dornenkronen-Seestern ein Problem ist, weil er Korallen frisst“, erklären die Kinder dem Reporter. „Nein, der ist nicht ausgedacht, den gibt es wirklich!“, ergänzen sie auf die Nachfrage von Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… und schlossen damit eine Bildungslücke und gleich noch die nächste: „Tritonshörner (eine Schneckenart) sind die natürlichen Feinde dieser Seesterne. Aber die sind vom Aussterben bedroht.“ Menschen sammeln sie gerne wegen ihrer wunderschönen, beachtlichen Gehäuse.
Das U-Boot der Burning Blocks sammelt also sicherheitshalber all die gefräßigen genannten speziellen Seesterne ein, um die Korallen zu schützen.

Unterwasser-Bühne

Ihre Kolleg:innen aus der selben Kärntner Volksschule, die sich den Gruppennamen „Flaming Bricks“ (lodernde, leuchtende Ziegel bzw. Bausteine) warteten mit der vielleicht größten Konstruktion aus, einer Art Unterwasserbühne mit einem U-Boot, das sie so programmiert haben, dass es auf mehreren Ebenen hin und her fährt. Schließlich sammelt es schwebende Mikroplastikteile an und am Meeresgrund hinabgesunkene größere Kunststoffteile. „Aus dem gesammelten Plastikmist werden übrigens Lego-Bausteine hergestellt“, schildern sie ihren Upcycling-Gedanken. Zwecks Kreislaufwirtschaft, wird das U-Boot sowie die Forschungsstation mit aus der Meeresströmung gewonnener Energie versorgt.

Tiefseeforscher…

… nennt sich die Gruppe aus der Volksschule Pressbaum. Da rauscht ein Hai per programmierter Bewegung aus einer Unterwasserhöhle, bewegen sich Korallen, auf Schienen in der Tiefsee fährt ein Wagen in ein kleines Königreich der Tiere. Der Schranken hält aber Menschen davor ab, denn die Tiere in diesem kleinen Reservat sollen vor den Zweibeinern geschützt werden.

Geschichten

Aus der Ganztags-Volksschule Carlbergergasse (Wien-Liesing) stellen gleich drei Gruppen – so wie aus der gastgebenden von St. Ursula – ihre Projekte vor. Allen gemeinsam: Sie haben sich jeweils ganze Geschichten rund um ihre Unterwasserwelt ausgedacht. Und sie alle tragen – englische – Tiernamen: Penguins (Pinguine), Owls (Eulen) sowie Bees (Bienen). Die haben sie aber nicht für die Teilnahme an der First Lego League erfunden, „das sind unsere Klassennamen“, erklären sie dem Journalisten.

Spuck-Qualle

Die  Erst-Erwähnten, die sich auf ihrem Plakat auch abgekürzt „Pingu’s“ nannten, ließen in ihrer Story ein Flugzeug mit sechs Forscher:innen ins Meer stürzen. Auf der Suche nach ihnen stoßen andere Wissenschafter:innen auf die 365 Jahre alte Spuck-Qualle mit erstaunlichen Fähigkeiten. „Diese Art kann Mikroplastik fressen und zersetzten. Außerdem „ist unsere Forschungsstation barrierefrei und unsere U-Boot hat Lichtsensor und kann drei Geräusche“, was die Kinder zwar vorführen, aber im Geräuschpegel aller elf ständigen Gruppenpräsentationen auch für die umhergehenden Juror:innen nicht leicht hörbar ist.

Müllfressender Fisch

Die Owls (Eulen) erfanden einen „Stierfisch“ – „seine Nahrung ist Müll, er ist 1,3 Meter groß und mit dem Putzerfisch verwandt“, erfahren Besucher:innen am Stand dieses Projekts.

Roboter „Helfi“

Die dritte Gruppe aus der genannten GTVS, die Bees (Bienen) dachten sich sechs Jugendliche aus, die im TV verfolgen, wie zwei Forscher:innen im Pazifik nach besonderen Meerestieren suchen. „Die haben Eis- und Feuerkräfte, wirkt vielleicht komsich, aber es geht um besonderes Feuer.“ Außerdem gibt’s hier eine Höhle mit besonderem Schatz und einen Roboter, den sie programmiert haben, „und der Helfi heißt und sein Propeller filtert Mikroplastik aus dem Wasser, saugt es ein und verwandelt es in irgendwas Gutes“.

Echtes Wasser

Ihren Schulnamen haben zwei Gruppen der offenen Volksschule Knollgasse (Wien-Favoriten) in ihre Team-Bezeichnungen eingebaut: Knollgenieure sowie Knollitasten. Und sie waren die einzigen, die echtes Wasser am Rande ihre üppigen trockenen Unterwasserwelt verwendeten. In einen durchsichtigen, oben offenen mittelgroßen Würfel tauch ihr kleines programmiertes U-Boot auch wirklich ein.

Ansonsten ist ihre Meereslandschaft eine Art Freizeitparadies für Menschen samt Konzerthalle. „Wir haben Spaß am Bauen gehabt, sogar als unsere Landschaft drei Mal zerstört worden ist, haben wir sie wieder aufgebaut. Es geht ja darum, Spaß dabei zu haben und am Leben überhaupt“, erklären die Knollgassen-Kinder dem KiJuKU-Berichterstatter.

Ein großer Monitor mit dem Hinweis auf die Veranstaltung der First Lego League
Ein großer Monitor mit dem Hinweis auf die Veranstaltung der First Lego League

Auszeichnungen für alle

Ach ja, irgendwann in diesem Bericht ist auch eine Jury erwähnt. Die Jurorinnen und Juroren schauten sich alle elf Projekte genau an, stellten Fragen und vergaben Auszeichnungen an alle – angepasst an die jeweilige Unterwasserwelten von „kreative Forschungsstation“ über „lebendige Unterwasserwelt“ bis zu „spannende Forscherreise“.

Jedenfalls zeigen die Teamarbeiten, was alles in Schulen so „abseits“ und oft „nebenbei“ passiert, Spaß macht, Kreativität und viel mehr fördert: Sich auf ein Thema einigen, dazu recherchieren, die Arbeit auf- und einteilen, sie konsequent auch durchführen und nicht zuletzt zu überlegen, was und wie präsentieren wir unsere Konstruktion und die Gedanken und Ideen dahinter.

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Doppelseite aus dem Sachbuch "Die ganze Wahrheit über das Lügen"

Wahrheit oder Lüge oder…

„Fake News“ (Fäik Njus) ist zum allgegenwärtigen Schlagwort geworden – sosehr, dass das gängigste Online-Übersetzungsprogramm bei der Eingabe dieser beiden Wörter sie gar nicht mehr als „gefälschte Nachrichten“, sondern auch auf Deutsch gleich als „Fake News“ anzeigt.

Spätestens seit der (wieder) neue US-Präsident Donald Trump schon in seiner ersten Amtszeit diesen Begriff besonders seriösen, recherchierenden Medien an den Kopf war und nun eine ganze ernsthaft arbeitende Agentur aus seinen Medienterminen aussperrte, hat er sich fast ins Gegenteil verkehrt. Vielleicht ist dir noch in Erinnerung, dass rund um die weltweite Corona-Erkrankungen immer auch die Beschimpfung „Lügenpresse“ für Medien gefallen ist.

Nicht alles Unwahre ist Lüge

Was ist nun echt, was falsch, was wahr, was gefälscht? Weit über Online-Medien oder gar Social-Media-Kanäle hinaus beschäftigt sich das nicht ganz 60-seitige, bunt und immer wieder auch witzig illustrierte Buch „Die ganze Wahrheit über das Lügen“ damit (Text: Johannes Vogt, Illustration: Felicitas Horstschäfer).

In kurzen, knackigen Geschichterln und Geschichten liefert das sich ergänzende Duo Beispiele dafür, dass nicht alles, was nicht wahr ist, schon eine Lüge sein muss. Besonders kommt dies auf einer Doppelseite rund um das Zusammenkommen einer ausgedachten Familie zu Weihnachten zum Ausdruck.

Höflich vs. ehrlich

So beginnt die erste davon mit der Sprechblase „Die lieeebe Verwandtschaft! Schön, dass ihr da seid!“, die aus dem Mund jener Person kommt, die die Tür öffnet.

Einmal umgeblättert und schon lässt die gleiche Person in der halboffenen Tür die Schultern sinken und in der Sprechblase steht: „Bin ich froh, wenn ihr alle wieder weg seid!“ Diese Doppelseite trägt die Überschrift „Seid ehrlich!“, die davor „seid höflich!“

Doppelseite aus dem Sachbuch
Doppelseite aus dem Sachbuch „Die ganze Wahrheit über das Lügen“

Fantasie

Aber auch Schauspiel, Fantasiegeschichten – ob in Filmen, Büchern, Comics, Serien oder auch „nur“ von dir ausgedacht und erzählt, für einen Schreibwettbewerb oder eine Schularbeit bzw. Hausübung geschrieben sind keine Lüge.

Anstrengend

Bei Ausreden wird’s schon enger – auch das zeigt das Buch anhand von Beispielen. Und es schildert auch, dass bewusstes Lügen ganz schön mühsam und anstrengend sein kann: So musst du dir merken, wem genau du was in allen Einzelheiten erzählt hast und darfst beim nächsten Mal, wenn du auf diese Story zurückkommst nichts erzählen, das der vorherigen Version widerspricht. Bei der Wahrheit weiß du ja, was sich wie, wann, wo abgespielt hat.

Und Lügen löst bei den meisten Menschen ganz schön viel Stress aus – der von anderen nicht selten auch bemerkt wird, wenn du übermäßig schwitzt, deine Augen nervös zucken, du dein Gegenüber nicht anschauen kannst…

Quatschnasi

Weil Lügen sehr oft mit der Figur des Pinocchio und seiner bei jeder Lüge länger werdenden Nase verbunden ist, hat sich die Illustratorin eine sprechende, von vornherein schon große Nase als Figur einfallen lassen, die immer wieder im Buch auftaucht: Professor Doktor Quatschnasi.

Auf einer Doppelseite gibt es eine Art märchenhafte Geschichte wie es zur Einführung von Hofnarren gekommen sein könnte, die Herrscher:innen – im Gegensatz zu allen anderen im Hofstaat – die Wahrheit in humorvoller Weise sagen durften / sollten.

Lebensretten vs. -gefährlich

Ist also gar nicht so einfach, immer ehrlich zu sein, kann auch ganz schön verletzend wirken. Oder sogar lebensgefährlich. Dafür, dass Anne Frank und ihre Familie im Amsterdamer Hinterhaus doch knapp mehr als zwei Jahre versteckt überleben konnte, bevor sie verraten wurden, durften die wenigen Eingeweihten nicht die Wahrheit sagen, das zählt eindeutig zu Notlügen.

Sehr ernsthaft

Neben den meisten doch recht humorvollen Episoden verweist das Buch unter anderem auf wichtige Wahrheiten, die du nie verheimlichen solltest. Auf Seite 29 sind sie rot unterlegt zu finden – siehe hier unten. Die beginnen damit, dass dir jemand Stärkeres Angst macht, aber ja nicht will, dass du es wem erzählst. Ganz im Gegenteil, du suchst dir eine Vertrauensperson, der du davon berichten kannst!…

Aussschnitt aus Seite 29 von
Aussschnitt aus Seite 29 von „Die ganze Wahrheit über das Lügen“

Fehler

Wenn sich wer verrechnet oder Fehler macht, fällt das natürlich – meistens – nicht unter Lügen, es sei denn, wer verlangt für etwas bewusst mehr als es kostet. Dies galt / gilt sicher nicht für dieses Taschenbuch, das auf der Website einer großen Buchhandelskette für 47.370,63 € zu finden war – nachdem KiJuKU dies via eMail sowie Social-Media verklickert hatte, fand es sich um 16,99 € (der fehlerhafte Preis hätte also mehr als dem von 2788 Exemplaren entsprochen). Wobei diese Kette übrigens die meisten gedruckten Bücher um fast immer um ½ Euro teurer verkauft als andere Buchhandlungen.

Collage aus der fehlerhaften und der korrigierten Preis-Angabe ein und desselben Buches einer großen (Online-)Buchhandelskette
Collage aus der fehlerhaften und der korrigierten Preis-Angabe ein und desselben Buches einer großen (Online-)Buchhandelskette

Ganze (?) Wahrheit

Und baut schon – wie fast alle Medien in einer Art Verkaufs-Schmäh – eine kleine Unwahrheit in den Titel: „Die GANZE (!?) Wahrheit“ über so ein großes Thema wie Lügen würde wohl ganze Bibliotheken füllen – mindestens. Auch praktisch alle Medien betiteln Sonderbeilagen oder -sendungen gern mit „alles über“ 😉

Übrigens ein auch sehr informatives – und ebenfalls witziges – Buch rund um Fake News und Hilfsmittel, sie aufzudecken ist „Angriff der Killer-Unterhosen“ – Buchbesprechung unten verlinkt.

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Titelseite des Sachbuches
Titelseite des Sachbuches „Die ganze Wahrheit über das Lügen“

Seiten aus dem Buch "Das Friedenstier"

Wo versteckt sich das Friedenstier?

Inspiriert von den berühmten (Friedens-)Tauben mit einem Ölzweig im Schnabel tummeln sich ganz viele – unterschiedlichste – Tiere in dieser bzw. ähnlicher Pose. Nicht selten auch Fantasie- und Fabelwesen. Am Beginn und am Ende des üppig, fantasievoll und immer wieder auch berührend illustrierten Buches – auch mit so manchen Texten – demonstrieren Tiere mit Tafeln für Frieden – in unterschiedlichsten Sprachen.

Doppelseite aus dem Buch
Doppelseite aus dem Buch „Das Friedenstier“

Initiative

„Das Friedenstier“ – Untertitel: „mit Stift und Flügel für den Frieden) ist ein Gemeinschaftsprodukt Dutzender Künstler:innen, initiiert von den bekannten Illustratorinnen Friederike Ablang, Merle Goll und Sabine Kranz. Gerade weil die aktuellen Zeiten alles andere als friedlich sind, wollten sie – in einem Gespräch auf der berühmten Frankfurter Buchmesse was dafür und gegen die – nicht nur eigenen – Ängste, Sorgen samt Ohnmachtsgefühlen tun. Ihrer Initiative folgten viele Illustrator:innen und dachten sich die unterschiedlichsten Friedenstiere aus, später folgten auch Autor:innen.

Seiten aus dem Buch
Seiten aus dem Buch „Das Friedenstier“

Geschichten

Die Texte reichen von Kurzgeschichten – etwa wenn Friede und Krieg aufeinandertreffen. Kristina Kreuzer lässt letzteren sagen: „Ich möchte Böses tun. Basta. Alle sind gemein zu mir, keiner versteht mich. Und ja, schlecht geschlafen habe ich außerdem. Aber umso besser, denn wenn es mir selbst schlecht geht, kann ich besser Böses tun.“

„Der kleine Friede fragt den Krieg: Was hältst du von einem Croissant? Komm, ich gebe dir einen Kakao dazu aus und wir setzen uns in die Sonne! Widerwillig stimmt der große Krieg zu und folgt dem kleinen Frieden zum Café am See…“

Seiten aus dem Buch
Seiten aus dem Buch „Das Friedenstier“

Im eigenen Umfeld

Mag diese Sichtweise vielleicht ein wenig naiv sein, blendet sie gesellschaftliche Faktoren und (wirtschaftliche) Interessen, die zu Krieg führen aus – übrigens durchgehend im Buch -, so setzt sie dort an, wo die oder der Einzelne, egal wie alt oder jung, etwas im eigenen Umfeld tun könnte für ein friedliche(re)s Zusammenleben.

Doppelseite aus dem Buch
Doppelseite aus dem Buch „Das Friedenstier“

Viele der Texte sind in Gedichtform. Manche utopisch, andere fantasiegetrieben, dritte auch ein wenig skeptisch: „Wo lebt es denn, das Friedenstier? / Bestimmt weit for von hier. Fernab / an einem streng geheimen Ort…“ (Text: Dirk Pope mit Zeichnungen von Svenja Kretschmer und Kathrin Rödl).
Die drei Initiatorinnen wollten aber gleich auch noch – über das Buch hinaus Gutes tun: „Sämtliche Erlöse aus dem Verkauf des Buches, auch die Honorareder Künstlerinnen und Künstler und die Arbeit des Verlags fließen als Spende an die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen.“

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Titelseite des Buches
Titelseite des Buches „Das Friedenstier“

Doppelseite aus dem Kinder-Detektiv-Buch "Andersgasse 7 - Ein fall für den fantastischen Flusenwutz"

In dieser Gasse ist alles mysteriös „anders“ ;)

Auftakt zu einer neuen Krimi-Reihe. Das junge Detektiv-Duo Elsa und Karl leben in einer „zauberhaften“ Straße, der „Andersgasse 7“, die der Serie von Christiane Schreiber auch den Titel gibt. Hier passieren weniger kriminelle, als vielmehr sehr merkwürdige und auch unglaublich magische Dinge.

So lebt in diesem Haus nicht nur eine Hexe, deren Schlüssel Beine hat und immer eigenständig den Weg nach Hause findet, sondern auch mindestens ein Geist sowie ein Klabautermann, eine Art böser Kobold. Und diese Phänomene der unsichtbaren Gesellen lassen sich nicht als mysteriös erscheinende natürliche Vorkommnisse erklären. Es gibt sie eben. Schließlich geht es hier nicht um Fakten, sondern um eine fantasievolle Geschichte.

Doppelseite aus dem Kinder-Detektiv-Buch
Doppelseite aus dem Kinder-Detektiv-Buch „Andersgasse 7 – Ein fall für den fantastischen Flusenwutz“

Die beiden Kinder halten übrigens auch nicht über Handys Kontakt, wenn es schon spät und Schlafenszeit ist oder wie in diesem Fall über viele Kapitel hinweg Karl Hausarrest hat. Sie verständigen sich über Funkgeräte.

Super-Pflanze

Ohne allzu viel zu verraten, im Zentrum dieses ersten Bandes steht nach einigen kleineren Erkundungen und Entdeckungen der Samen einer geheimnisvollen „Allwachspflanze“. Ein Wassertropfen und sie „explodiert“ förmlich. Was anfangs vielleicht spannend wirken mag, wird rasch sozusagen zur Albtraumpflanze, die alles überwuchert und zerstört. Daher darf so ein Samen niemals… aber Karl hat von seinen Eltern sozusagen Forscherdrang „vererbt“ bekommen. Das Unheil nimmt seinen Anfang.

Natürlich, aber das ist von Beginn an klar, kriegen die beiden Kinder-Detektive – sie „Adlerauge“, er „Riechnase“ – das am Ende in den Griff. Leider verrät schon der Untertitel des Buches „Ein Fall für den fantastischen Flusenwutz“ viel zu früh den Weg zur Lösung. Dennoch lesen sich die knapp mehr als 150 Seiten mit Zeichnungen, die auch die Autorin angefertigt hat, nicht nur leicht, sondern doch immer wieder auch spannend.

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Titelseite des Kinder-Detektiv-Buchs
Titelseite des Kinder-Detektiv-Buchs „Andersgasse 7 – Ein fall für den fantastischen Flusenwutz“
Doppelseite aus "Die Ampelchen", Band 1

Kleine grüne und rote Männchen und Weibchen

Gleich mit drei Bänden startet eine neue Buchserie – „Die Ampelchen“, das sind klein rote und grüne Figürchen, die sich mitunter auch unsichtbar machen können, vor allem sind die meisten von ihnen quirlig, abenteuer- und entdeckungslustig und nicht zuletzt lassen sie sich kaum einbremsen, Schabernack zu treiben und Streiche zu spielen.

Doppelseite aus
Doppelseite aus „Die Ampelchen“, Band 1

Band 1, „Aus den Ampeln, fertig, los!“ bringt auf rund 50 Seiten mit vielen kleinen – roten bzw. grünen – Zeichnungen auch jenseits der Ampelchen und hin und wieder riesengroß geschriebenen Wörtern die Geschichte wie es dazu gekommen ist. Clärchen, ein schusseliges Kind, stolpert auf dem Weg zur Schule bei einer Kreuzung, wo gerade Arbeiter dabei sind, die Ampeln zu reparieren. Eine Kettenreaktion – sie hält sich an der Leiter fest, ihr Schlüssel fliegt in hohem Bogen in den Sicherungskasten… und plötzlich sind die Kleinen wuseligen Wesen aus den Ampeln auf der Straße. Bei Clärchen landet der grüne Mo-Bert und bei ihrem neuen Mitschüler Emre ein rotes Ampelchen namens Mini.

Doppelseite aus
Doppelseite aus „Die Ampelchen“, Band 1

Aber da ist der fiese Finn, der meint die kleinen Figuren würden ihm gehören, sie seien aus einem seiner Handyspiele entlaufen. Gleichzeitig müssen sich Clärchen und Emre darum kümmern, auch die anderen zehn entlaufenen Ampelchen zu finden…

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Titelseite von
Titelseite von „Die Ampelchen“, Band 1
Doppelseite aus "Unterwegs mit Billy und Lilly"

Willy schickt Billy und Lilly auf Fantasie-Reise

Auch wenn es sich – noch dazu um bunte – Hasen handelt, beginnt diese fantasievolle Bilderbuchgeschichte zu Weihnachten. Da bekommt Anna auf der ersten Doppelseite (rechts die gemalten Bilder, links jeweils der wenige Zeilen starke Text) eine rote Häsin als Kuscheltier geschenkt – und nennt sie offenbar Lilly. Die kann sie aber nicht überall mitnehmen. Was tun, soll sich Lilly doch nie einsam fühlen.

Und da lässt der Autor und Illustrator in Personalunion, Willy Puchner, Anna im Traum einen Spielgefährten für ihre Lilly erscheinen, den roten Hasen Billy. Und da entfaltet Puchner – wie in vielen anderen Bildern und Büchern – seine Fantasie voll: Dieser Billy schwebt in einer Art Gondel, die von einem riesigen Wal getragen wird, über Annas Bett.

Bevor dieser Billy endlich gegen Ende auf Lilly trifft, lässt ihn Puchner auf vielen Seiten die ver-rücktesten Abenteuer erleben. So trifft der rote Hase unter anderem auf einen Mini-Tiger im Sonnenblumen-Wald, sieht ein vielköpfiges Monster, versteckt sich hinter Schnee-Eulen, trifft einen Clown sowie einen Zauberer und…

Gemeinsam mit Lilly tauchen sie dann in Musik ebenso ein wie ins Tanzen. Allerdings geht bei Vielem die Initiative eher von ihm aus als von ihr. Als hätte sie fast wie Dornröschen auf die Erlösung durch – in dem Fall einen tierischen – Prinzen gewartet.

Doppelseite aus
Doppelseite aus „Unterwegs mit Billy und Lilly“

Abgesehen von diesen eher überkommenen Geschlechter-Rollen nimmt der Autor und Illustrator dich mit Bildern und Texten mit auf eine (tag-)träumerische Fantasie-Reise. Du kannst die (Gedanken-)Bilder weiterspinnen und vielleicht auch Lilly aktiver werden und so manch schräge Abenteuer erleben lassen.

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Titelseite von
Titelseite von „Unterwegs mit Billy und Lilly“
Doppelseite aus "Kreidolf reloaded"

„Die Antwort steht nicht im Gedicht“

Blumenkinder in einem Getreidefeld mit langen schmalen, spitzen grünen Blättern sind begleitet von dem Vierzeile „Lilienkrieg“
Schwertlilien kämpfen hier
mit dem spitzen Blätterschwert.
Schöner wärs, das wissen wir,
wär das Leben unbe-Schwert.“

So wie der bekannte Schweizer Kinderbuch-Illustrator und -macher Ernst Kreidolf (1863 – 1956) mit Bildwitz arbeitete, so greift Lorenz Pauli, bekannter Schweizer Kinderbuch-Autor immer wieder zu Wortwitzen wie im obigen Zitat. Das ist dem 50 Seiten starken Bilderbuch „Kreidolf reloaded“ entnommen.

„Sprachkünstler trifft Malerpoeten“

Fein gemalte, genaue Naturbeobachtungen, deren Blumen, Tiere und die wenigen vorkommenden Menschen im Wechselspiel mit der Natur aber schon auf den ersten, noch viel mehr auf weitere Blicke Humor ausstrahlen. Das sind Illustrationen von Ernst Kreidolf. Zu vielen seiner Bilder schrieb er einst selbst Gedichte. Rund ein Dutzend seiner Bücher sind im engagierten auf höchste Qualität Wert legenden Nord-Süd-Verlag erschienen.

Der ebenso bekannte zeitgenössische Schweizer Kinderbuch-Autor Lorenz Pauli zu nahm sich in Zusammenarbeit mit Verlag sowie der Ernst-Kreidolf-Stiftung viele der Bilder her und dichte neue Texte dazu.

Doppelseite aus
Doppelseite aus „Kreidolf reloaded“

Während der „Malerpoet“ wie Anna Lehninger, Kunsthistorikerin und im Vorstand der genannten Stiftung, Kreidolf nennt, eher beschreibende Texte zu seinen Gemälden verfasste, wählte Pauli einen out-of-the-box-Blick auf die Zeichnungen.

Inspirationsquelle und viel Fantasie

Für ihn waren die Bilder Inspirationsquelle für gereimte kleine Geschichten, die er in den Illustrationen sah. Samt Texten, die Wesentliches der eigenen Profession preisgeben. So regte ein blondbärtiges reitendes Männchen mit großem Hut und grünem Frack auf einer Art Hund mit Fell, das offenbar einem anderen Tier abgezogen wurde, und auf dessen Rücken ein großes Schneckenhaus wackelt zum Text „Worum es geht“ an.

„Wenn dich das Bild hier interessiert,
wenn du dich fragst, was hier passiert,
….
wenn du mich fragst. Ja, wenn, wenn, wenn…
Glaubst du, dass ich die Antwort kenn?

Die Antwort steht nicht im Gedicht:
Die Antwort gibt es bisher nicht:
Vielleicht fällt dir dazu was ein?
Es darf nur eins nicht: logisch sein.“

Jedenfalls ein Bilderbuch von Fantasie gekennzeichnet, das solche auch weiter bei Leser:innen und Betrachter:innen anregen kann.

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Titelseite des Bilderbuchs
Titelseite des Bilderbuchs „Kreidolf reloaded“
Szenenfoto aus dem Musical "Die Omama im Apfelbaum" im Wiener Raimund Theater

„Sehr cool, weil viel Fantasie und Musik dabei ist“

„Sehr cool, weil so viel Fantasie dabei war“, fand Enzo die Musical-Version des Kinderbuchklassikers „Die Omama im Apfelbaum“ im Wiener Raimund Theater. Ariana wählte im Gespräch mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… die selben eben zitierten ersten beiden Wörter, aber ihr Argument war „die Musik, weil es eben ein Musical ist und auf der Bühne nicht nur geredet wird“. Lucy begeisterte vor allem, „dass Andi am Ende beide Omas hat – die ausgedachte und alte Frau, die jetzt seine neue Nachbarin ist“.

Die beiden zuletzt Genannten posierten auch mit dem Plakat des Programmheftes vor einem Banner der Wiener Kinderfreunde im mit roten Teppichen ausgelegten Gang des 1. Ranges des auf Musicals spezialisierten Theaters.

Neu konzipiert

Seit rund 40 Jahren schenken die Wiener Kinderfreunde Tausenden Kindern – und Begleitpersonen, so genug Tickets vorhanden, jeweils ein Musical. Meist waren es eigens dafür geschriebene und komponierte. Nun wurde dieses musikalische Bühnengeschenk neu aufgestellt – Bücher aus dem Jungbrunnenverlag dienen als Vorlage, ein weitgehend neues Team inszeniert, textet, komponiert, spielt, singt und tanzt.

Den Auftakt machte – wie schon erwähnt – „Die Omama im Apfelbaum“ vom Erfolgsduo Mira Lobe und Susi Weigel, die zu sehr vielen Büchern der genannten Autorin die Illustrationen kongenial anfertigte – Buchbesprechung hier unten verlinkt.

Übrigens innerhalb ganz kurzer Zeit und teils überschneidend: Klassiker mit ausgedachten Protagonist:innen. Während es hier die von Andi fantasierte Omama ist, spielt in Christine Nöstlingers „Rosa Riedl Schutzgespenst“ die Hauptfigur (bis Jahresende im Dschungel Wien). Und dort spielte kürzlich in „Südpol.Windstill“ der Geist des Antarktisforschers Robert Falcon Scott eine große Rolle.

Szenenfoto aus dem Musical
Szenenfoto aus dem Musical „Die Omama im Apfelbaum“ im Wiener Raimund Theater

Schon frühe Anti-Klischee-Oma

Obwohl vor 60 Jahren geschrieben, zeichnet sich auch dieses Lobe-Buch durch eine große Zeitlosigkeit aus – wirkt heut genauso modern und spannend wie 1965 als es erstmals erschienen ist. Und: In gewisser Weise war es der damaligen Zeit weit voraus: Diese Omama, die sich Andi ausdenkt und die er in seinem täglichen Rückzugsort im Apfelbaum eines Tages vorfindet, ist eine höchst moderne Frau, abenteuer- und lebenslustig allen – selbst heute oft noch verbreiteten Oma-Klischees zum Trotz.

Für die schwungvolle, kurzweilige, abwechslungsreiche und spannende Inszenierung sorgt das gesamte Ensemble auf und hinter der Bühne: Regisseurin Caroline Richards (auch künstlerische Leiterin), Choreograf Reinwald Kranner (der auch selbst zwei Rollen übernimmt – Andis emanzipierten, kochenden Vater sowie die schreckschraubige, kinderhassende Nachbarin Frau Säu(b)erlich, die Live-Musiker Michael Hecht (Keyboard und musikalische Leitung), Patrick Walter (Gitarre), Bassist Lukas Rappitsch und Schlagzeuger Lukas Schlintl und natürlich die singenden und tanzenden Schauspieler:innen:

Szenenfoto aus dem Musical
Szenenfoto aus dem Musical „Die Omama im Apfelbaum“ im Wiener Raimund Theater

(Fast) alle sind Pirat:innen – und ein Auto

Tania Golden taucht spät als die bei der Schreckschrauben-Nachbarin einziehende nette, liebevolle Frau Fink auf, die zur zweiten, der realen (Ersatz-)Oma für Andi wird. Golden spielt aber auch die Piratenkapitänin. In dieser Szene verwandeln sich mit Ausnahme des Andi-Darstellers Paul Clementi und der Apfelbaum-Oma-Spielerin Elena Schreiber alle anderen in Pirat:innen, sogar die Musiker.

Szenenfoto aus dem Musical
Szenenfoto aus dem Musical „Die Omama im Apfelbaum“ im Wiener Raimund Theater

Klima-Demo und Klage über zu viel Verbote

Stella Kranner wie ihr Vater Reinwald schon seit viiiiielen Jahren Teil des weihnachtlichen Kinderfreunde-Musicals, schlüpft vor allem in die Rolle von Christl, der älteren Schwester von Andi, die auch ein paar Eigenschaften von Andis nur im Buch vorkommenden Bruder Jörg übernimmt. Sie spielt aber auch eine Möbelpackerin und natürlich eine Piratin. Als Christl hat ihr Stephan Lack (Text der Bühnenfassung & Regieassistenz), der sich weitgehend an die Buchvorlage hält, eine neue Szene auf den Leib geschrieben. Es dreht sich in der Familie ja fast alles nur um Andi und seine (ausgedachte) Omama im Apfelbaum. Sie engagiert sich nun gegen die Klimakrise und organsiert eine Demo mit. Eine mitreißende Szene, die besonders viel Anklang beim Publikum fand.

Ungefähr gleich viel wie die Szene, in der die Omama singend beklagt, „Was Kinder alles nicht dürfen: / beim Trinken schlürfen; … / das Teller-Abschlecken, / das Zunge-Rausstrecken – / sind streng untersagt! / Und wem das behagt, / der soll ruhig brav sein / und ein folgsames Schaf sein! / Mir jedenfalls behagt es nicht. / Punktum. Hier endet das Gedicht.“

Bei der Premiere am 8. Dezember 2024 – gespielt wird an den Sonntagen bis 28. Dezember 2024 (Details in der Info-Box am Ende des Beitrages) – gab es übrigens mehrfach Szenenapplaus, am Ende großen fast nicht enden wollenden Applaus.

Szenenfoto aus dem Musical
Die Familie bei Tisch

Drohne?!

Auch wenn dieses – wie die meisten Mira-Lobe-Bücher zeitlos ist, manche (technische) Veränderung kann getrost ausgeklammert werden: Geschichten funktionieren durchaus auch ganz ohne Handys. Aber wenn der Begriff Drohne natürlich auch für männliche Bienen steht und das im Text auch erklärend vorkommt, heutzutage verbindet wohl (fast) jede und jeder damit die kleinen ferngesteuerten Fluggeräte meist mit Kameras. Da hätte eine dazu hergestellte vielleicht auch witzige Verbindung ganz gut getan – wie die ein wenig kopfschüttelnde Reaktion vieler im Publikum nahelegte. „War sogar geplant“, meinte Text-Autor und Regie-Assistent Stephan Lack zu KiJuKU.at – „haben wir dann aber wieder rausgestrichen, vielleicht bauen wir’s wieder ein“.

Szenenfoto aus dem Musical
Abenteuer mit der Omama

Wandlungsfähig

Wandlungsfähig zeigt sich auch Kathrin Fuchs als Andis Mutter, Piratin und Möbelpackerin. Last but not least: Elena Schreiber ist die wilde, fantasievolle, abenteuerlustige Großmutter im Baum, bei deren Aktionen das berühmte Lied „meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad in den Kopf einschießt. Und der 22-jährige Paul Clementi ist ein wunderbarer Andi, der seinen Glauben an die Kraft der Fantasie ausstrahlt – was er auch im Interview mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… verrät – Link dazu weiter unten.

Hunde-Puppe

Neben den menschlichen Schauspieler:innen gibt es auch einen „tierischen“: Eine von Rebekah Wild gebaute Hunde-Puppe, die abwechselnd von den Darsteller:innen als Art Stab-Marionette offen geführt wird (Puppencoach: Angelo Konzett). In Anlehnung an Frau Finks „Zwitscheriche“ (die Kanrienvögel) sowie – nur im Buch die Schwimmeriche im Aquarium – nennt Andi den Hund Bellerich.

Für Bühne, Kostüme und Maske ist Alois Ellmauer – und ein ganzes Team – verantwortlich. Wobei einen Teil des Bühnenbildes bauen die Schauspieler:innen mit ihren Körpern – etwa ein ganzes Rennauto 😉

Tisch mit Büchern auf denen das Musical aufbaut
Tisch mit Büchern auf denen das Musical aufbaut

Gewinnspiel

Alle Gratis-Karten sind vergeben, es gibt hin und wieder die Chance, dass Karten zurückgegeben werden, weil die entsprechenden Kinder dann doch nicht zur Vorstellung kommen können – das ist auf der unten verlinkten Kinderfreunde-Kindermusical-Site zu sehen (in der Infobox).

(Nicht nur) für jene, die keine Karte mehr bekommen, sondern für alle, vor allem auch Kinder, die zu weit weg vom Raimund Theater wohnen, haben die Wiener Kinderfreunde ein eigenes Gewinnspiel gestartet, bei dem insgesamt 50 Exemplare des Buches aus dem Jungbrunnen-Verlag verlost werden.

Zeichne, welches Abenteuer du gerne mit einer Fantasie-Oma erleben würdest. Scanne dein Bild oder mach – mit dem Handy – ein Foto davon und schicke es per eMail ein – Details siehe Info-Box am Ende des Beitrages.

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Hier geht’s zu einem Interview mit dem Andi-Darsteller

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Mehr Informationen

Hier geht’s zu einer Besprechung des Buches

Szenenfoto aus dem Musical "Die Omama im Apfelbaum" im Wiener Raimund Theater

„Habe selbst bis 11 an Weihnachtsmann, Christkind und Osterhase geglaubt“

KiJuKU: Haben Sie als Kind das Buch von Mira Lobe und Susi Weigel gelesen?
Paul Clementi: Ich hab’s auf jeden Fall gelesen, aber es war nicht eines dieser Bücher, die ich mehrmals pro Woche oder jedenfalls öfter gelesen habe. Aber ich kannte es auf jeden Fall.

KiJuKU: Als Sie dann gehört haben, dass Sie die Hauptfigur Andi hier spielen, singen und tanzen dürfen, kam da die Erinnerung hoch oder mussten Sie es noch einmal neu lesen?
Paul Clementi: Ich hab’s auf jeden Fall direkt noch einmal neu gelesen, weil ich wusste nur mehr so das Grundgerüst. Mich hat dann natürlich vor allem sehr interessiert, was der Andi in dem Buch für einen Weg geht.

KiJuKU-Interview mit Musical-Darsteller Paul Clementi
KiJuKU-Interview mit Musical-Darsteller Paul Valentin Clementi

KiJuKU: Haben Sie Anknüpfungspunkt zu diesem Andi in Sachen ausgedachter Figuren in der Kindheit?
Paul Clementi: Ich persönlich hab bis ich elf Jahre alt war an Weihnachtsmann, Osterhasen und so geglaubt. Ich war wirklich so ein Fantasiekind. Deswegen kann ich mich in den Andi total reinversetzen. Ich war immer in der Schule der, der gesagt hat: Nein, ich sag’s euch Leute, das Christkind gibt’s. Alle wussten schon seit Jahren, dass es diese Figuren nicht gibt. Ich aber hab immer noch dran festgehalten.

KiJuKU: Haben Sie’s auch wirklich geglaubt oder wollten Sie’s glauben?
Paul Clementi: Ich wollt’s so sehr glauben, dass ich’s auch geglaubt hab. Ich hab’s n nicht nur erzählt und wusste es insgeheim, dass es anders ist, ich hab einfach sehr lang sehr intensiv dran festgehalten und konnt’s auch schwer gehen lassen, als es so weit war.

KiJuKU: Ist dies mit ein Ausgangspunkt, dass Sie Schauspieler geworden sind, weil’s da ja meistens darum geht, dass du wen anderen spielst und den glaubhaft verkörpern musst?
Paul Clementi: Ja bestimmt. Mir hat das schon immer ganz viel gegeben, mich in andere Figuren rein zu begeben.

Szenenfoto aus dem Musical
Szenenfoto aus dem Musical „Die Omama im Apfelbaum“ im Wiener Raimund Theater

KiJuKU: Haben Sie also schon sehr früh gewusst, dass Sie Schauspieler werden wollen?
Paul Clementi: Schon sehr früh, mit drei Jahren hab ich den kleinen Sohn von Amadeus Mozart in Klagenfurt gespielt und stand das erste Mal auf der Bühne. Und danach stand ich gefühlt nie nicht auf der Bühne.

KiJuKU: Und Musical kam auch bald dazu oder ein neues Metier?
Paul Clementi: Ich hab Schauspiel studiert und war früher im Festspiel-Chor und hatte so auch schon Erfahrung im Musiktheater, in der Oper halt. Dann nur mehr Schauspiel. Und nach dem Studium war das totaler Zufall und Glück, dass ich diese Erfahrung im Musiktheater machen durfte – erst im Theater an der Josefstadt in „Alpenkönig und Menschenfeind“, jetzt hier im Raimund Theater und ab der nächsten Spielzeit darf ich dann als Jean Michel in „La Cage aux Folles“ (Ein Käfig voller Narren) im Gärtnerplatztheater (München) spielen. Das ist alles Musiktheater, das zu mir gefunden hat.

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Hier geht’s zu einer Besprechung des Musicals „Die Omama im Apfelbaum“ im Raimund Theater (Wien)

Hier geht’s zu einer Besprechung des Buches von Mira Lobe und Susi Weigel

Szenenfoto aus "Von wegen magisches Tier"

Sprechender Elefant in Clown-Gestalt

Rätselhaft gestaltet die Theater Schnitzlerei in Wien-Penzing (14. Bezirk) in einem ehemaligen Souterrain-Geschäftslokal ihre Märchen-Theater-Nachmittage. Und schon die Wartezeit wird mit Bilderrätseln verkürzt. Im aktuellen Programm „Von wegen magisches Tier“ verteilt der clownesk kostümierte Schauspieler Kopien von Seiten aus einem Rätselbuch. Finde die Katz, die friert – Dutzende gezeichnete Katzen und eine – hat einen Schal um den Hals. Wobei, damit friert sie ja offenbar nicht 😉 Ein Koala, der sich festlich aufbrezelt ist auf einem anderen Blatt zu suchen…

Der Großteil des Bühnenbildes ist in dem nicht allzugroßen Raum kreuz und quer verteilt: Umzugskarton mit Beschriftungen: Von Büchern I und II über Werkzeug, Küche, Musikinstrumente bis zu Uraltzeug II. Die werden später noch eine große Rolle spielen.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Von wegen magisches Tier“

Kannst du mich sehen oder hören?

Verwirrend ist vielleicht die Begrüßung des erwähnten Schauspielers (Christian Kohlhofer: „Kannst du mich sehen? Kannst du mich hören“, fragt er. Was sich erst nach Beginn des Schauspiels erklärt. Denn er spielt nicht alleine, seine Kollegin Petra Strasser tritt erst etliche Minuten nach Beginn in Erscheinung, als Anneliese Grieskramer – im Bademantel, ziemlich zerknautscht und nur „Achja, achja…“ bzw. „Auweh, auweh..“ jammernd.

Und sie kann ihren Kollegen weder sehen noch hören!

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Von wegen magisches Tier“

Elefant, Maul & Wurf

Dieser erklärt dem Publikum schon zuvor, eigentlich ein magisches Tier – und zwar ein Elefant, zu sein. Dank sauteurer magischer Tropfen könne er sprechen, wurde aber in die Gestalt eines Clowns verwandelt. Das sollte nur vorübergehend sein, aber…

… da melden sich via TV „Maul & Wurf“ (Valentina Kratochwil und Valentina Waldner) mit einem Sorry, es bräuchte nun noch weitere Tropfen eines Gegenmittels.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Von wegen magisches Tier“

Nach diesen ersten kurzen Szenen dreht sich der „Rest“ der Stunde (ziemlich genau) darum, Clown zu helfen, wieder Elefant zu werden und der Frau Grieskramer, aus ihrer Lethargie zu erwachen, ihr Gegenüber wahrzunehmen und (wieder) Spaß am Leben zu finden. Immer wieder müssen dazu verschiedene Bilder- Merk- und Zahlenrätsel gelöst werden – der Part für das Publikum, vor allem die Kinder. Womit eine fast noch magischere Dimension ins Spiel kommt.

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raetselkrimi-rund-um-maerchen <– damals noch im Kinder-KURIER

Doppelseite aus dem Bilderbuch "Na so was, wer war das?"

Herrlich chaotisch-farbenfrohe Ausreden

Kunterbuntes Chaos – sowohl von den Bildern her als auch in der höchst fantasievollen Geschichte – dies bietet das Bilderbuch „Na so was, wer war das?“.

Hauptfigur ist das Mädchen Niki das urgerne malte. Und eines Tages darf sie sich wie wild austoben in einem Kunsthaus namens „Kunterbunt“. „Lasst die Farben raus!“ stand auf dem Schild. Damit beginnt die Erzählung von Martin Klein, dem Autor dieses Buches. Wie wild beginnt sie tatsächlich zu zeichnen und malen – und sich Geschichten auszudenken.

Abenteuerliche Schuldzuweisungen, oder?

Und ab der zweiten Doppelseite tauchst du – nun sogar ohne sie – in die abenteuerlichsten Geschichten ein. Von umgestoßenen Farbtöpfen und dem größten, aber doch recht charmant wirkenden Chaos ist die Schreibe. Da taucht ein Bär auf, ein paar Seiten weiter sind es Außerirdische. Immer passiert etwas – und die Frage aus dem Titel „wer war das?“ wird recht ungewöhnlich beantwortet. Eine Ausrede fantasievoller als die andere – oder waren’s etwa wirklich in einem Fall Wichtelmännchen?

Doppelseite aus dem Bilderbuch
Doppelseite aus dem Bilderbuch „Na so was, wer war das?“

Eins gibt das andere – und du liest nicht nur den Fortgang der Geschichte sondern viele lautmalerische Begriffe wie du sie vielleicht aus Comics kennst wie „zong“, „bamm“, „plong“ und viele mehr. Und diese Buchstabenfolgen hat Sabine Kranz, die Illustratorin, genauso bunt und kreativ gemalt wie all die abenteuerlich-chaotischen Szenen.

Anspielungen

Der Autor liebt offenbar auch Anspielungen auf – eher deinen Eltern und Großeltern bekannte Persönlichkeiten bzw. Figuren aus Filmen. So heißt der Lehrer im Kunsthaus Friedenstag Tausendsee womit er wohl den Künstler Friedensreich Hundertwasser (1928 – 2000) meint. Und in der Klasse, in der das Chaos ausbricht, nachdem Außerirdische mit ihrem Raumschiff gelandet sind, wimmelt’s nur so von Star-Wars-Namensspielen – Darts Vetter, Obi Vollknobi, Siezwoerzwo… Da drehen sich übrigens die Antworten auf die Frage der Lehrerin, wer für das Durcheinander verantwortlich ist, um. Da beschuldigt keine und keiner wen anderen, sondern jede und jeder will die Schuld auf sich nehmen 😉

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Titelseite des Bilderbuchs
Titelseite des Bilderbuchs „Na so was, wer war das?“
Szenenfoto aus "Komm her!"

Staunen in einer dunklen, magischen (Unter-)Welt voller Schatten und Licht

Der große Saal im Pförtnerhaus am Ill-Ufer, in dem bei den vorangegangenen Vorstellungen eine große Tribüne stand, ist es an diesem letzten Nachmittag ziemlich dunkel, wenn die Zuschauer:innen hereinkommen. Höchstens mit ein bisschen Licht von dezenten Taschenlampen führen zwei Puppenspieler in schwarzen Overalls die Gäste in ein aus schwarzem Stoff abgehängtes Theaterzelt – nur knapp mehr als 70m² klein – und doch werden sich hier große Welten öffnen. Der Stücktitel „Komm her!“ (im Original Kom hier) wird sozusagen schon live vorweggenommen – oder sinnlich erfahrbar eingeleitet.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Komm her!“

Welt des Staunens

Dieses „Zelt“ beherbergt eine nicht ganz halbrunde Publikumstribüne und gegenüber stehen ein paar, teils filigran wirkende, Objekte, aber auch ein paar recht massive. Hier versetzten Sven Ronsijn und Rupert Defossez vom Ultima Thule aus Gent (Belgien) ihr Publikum immer wieder mit ihrem Puppen- und vor allem Objektspiel immer wieder in fast ungläubiges Staunen mit so manchen „Aaahs“, „Ooohs“ und manchmal auch so etwas wie „Huchs“. Die Grundstory, die sie in der nicht ganz einen Stunde spielen: Zwei Kinder-Figuren – dem Programmheft zufolge Marco und Kubo (im Stück fällt kein Wort und damit auch kein Name) spielen mit einem rot-weiß-gestreiften Ball, irgendwann landet dieser unerreichbar in den Ästen eines winterlichen Baumes ohne Blätter. Nicht nur der Ball – auch die beiden Freunde verlieren sich – aber nur räumlich. In Gedanken und Herzen bleiben sie verbunden.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Komm her!“

3D-Figuren und laser-ge-cuttete Häuser

Zwischen ihnen liegen aber Welten – ober und unter der Erde, von dort raucht es etwa auch durch die Häuser und ihre Rauchfänge raus – mit Hilfe einer kleinen Theater-Nebelmaschine. Letztere ist übrigens das einzige, das die Theaterleute gekauft haben. Alles andere haben sie selber nicht nur ausgedacht, sondern auch entworfen und hergestellt – vor allem tat dies Gestalterin Griet Herssens, die die meisten der bisherigen 200 Vorstellungen von „Komm her!“ auch gespielt hat – gemeinsam mit Rupert Defos. Sven Ronsijn spielte – nach kaum mehr als zwei Tagen Probenzeit – in Feldkirch das erste Mal. Allerdings hat er diese Produktion schon zuvor gecoacht und dramaturgisch begleitet – gemeinsam mit Kobe Chielens.

Inspirationsquelle aus der Literatur

Zu diesen Welten – Häuser und Objekte wie Strommasten, Schiffe, Vögel und vieles mehr aus Karton bzw. Holz per digital gesteuertem Leser ge-cuttet (ausgeschnitten), Skelette und Köpfe der Puppen 3D-gedruckt – ließ sich die Gruppe durch Italo Calvins Kurzgeschichtensammlung „Unsichtbare Städte“ anregen. Ein Abschnitt daraus findet sich auch im pädagogischen Begleitmaterial für Schulen und so manche Bilder entsprechen den Schilderungen Marco Polos über Städte und Gegenden in Kublai Khans Reich, das der Herrscher offenbar nicht selber erkunden konnte oder wollte. Weil der all das, das er in für ihn unverständlichen Sprachen gehörte hatte, nicht in einer für den Kahn wiederum unverständlichen Sprache erzählte, sondern „nicht anders als durch Gesten, Sprünge, Ausrufe der Bewunderung und des Entsetzens, Bellen und andere Tierlaute ausdrückte, oder durch Gegenstände, die er aus seinen Doppelsäcken hervorholte – Straußenfedern, Blasrohre, Quarze –, um sie dann wie Schachfiguren vor sich auszubreiten“, fand der eine Verständigungsebene mit dem Herrscher des Reiches im Osten. „Der Großkhan entzifferte diese Zeichen, doch die Verbindung zwischen ihnen und den besuchten Orten blieb ungewiss: Er wusste nie, ob Marco ein Abenteuer darstellen wollte, das ihm unterwegs widerfahren war, eine Tat des Gründers der betreffenden Stadt, die Weissagung eines Astrologen, ein Bilderrätsel oder eine Charade, um einen Namen zu nennen.“ (Italo Calvino, „Die unsichtbaren Städte“, übersetzt aus dem Italienischen von Burkhart Kroeber, Hanser Verlag).

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Komm her!“ – hier rechts Griet Herssens in Aktion

Vielfältige Szenerie

Das Duo, das fallweise trotz der Dunkelheit auch selber zu sehen ist, aber sich stets im Hintergrund hält – „es geht um die Figuren und Objekte, sie sind im Zentrum, auch wenn sie ohne uns nichts können“ – spielt mit klitzekleinen Objekten, von denen es so manches deutlich größere Ebenbild gibt, ebenso wie mit echt massiven. Beispielsweis betätigt Rupert Defossez mehrmals einen metallenen Kran- samt dreizackigem Greifarm – auch knapp über den Köpfen von Zuschauer:innen.

Natürlich kommen die beiden Freunde am Ende auch wieder physisch zusammen – das darf durchaus verraten werden, wenngleich dazwischen so manch durchaus gruselig anmutendes Abenteuer gespielt wird. Zum Spiel gehört noch Musik (Griet Pauwe) und nicht zuletzt dasjenige mit Licht und Schatten. So kommst du erst nach der Vorstellung, als die Puppenspieler dies erwähnen, drauf, dass die beiden Figuren keine Augen haben – sondern lediglich der Schatten den der obere Teil der beiden Löcher im Gesicht wirft, die Zuschauer:innen (!) Augen sehen lassen, weil sie dies in ihren eigenen Köpfen zusammen-Puzzlen.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Komm her!“

Langer, kreativer Prozess

Rund ein Jahr lang hat die Gruppe an der Entwicklung dieses Stücks gearbeitet, erzählt das Spieler-Duo im anschließenden Gespräch mit dem Publikum. „Was ihr hier auf der Bühne sehen konntet, ist ein Viertel, höchstens ein Drittel von dem was wir gebaut haben. Aber vielleicht können wir das eine oder andere ja einmal bei einem späteren Stück verwenden.“ Auch viele dramaturgischen Ideen wurden verworfen, weil die ausgedachte Szene im weiteren Verlauf nicht schlüssig gewesen wäre. Und so fantasievoll wie sie selber „Komm her!“ erarbeitet haben, so wollen sie im Idealfall, dass auch ihr Publikum nach Hause oder in die Schule geht. Sie verstehen – dem schon erwähnten Begleitmaterial zufolge – ihre Arbeit nicht nur, aber ganz besonders dieses Stückes, als Impuls fürs fantasievolle Weiterspinnen vor allem ihres jungen Publikums.

Szenenfoto aus

Ultima Thule

Nicht von ungefähr nannte sich die Gruppe bei der Gründung (1993 aus einer Fusion des Puppentheaters Joris Jozef und Wannepoe) „Ultima Thule“ (ab 2008 in Gent, davor in Antwerpen), weil dies schon in der Antike der Name eines Ortes war, der die Fantasie anregte. „Dichter, Philosophen und Weltreisende gaben mit Ultima Thule dem nördlichsten Land einen Namen. Die am weitesten entfernte Insel.“ (zitiert aus der Homepage der Gruppe).

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Komm her!“

Auf Wikipedia ist unter dem Begriff auch zu finden: „Am 26. Juli 2008 entdeckte ein Team, bestehend aus Brian Beatty, Friederike Castenow, Heinz und Lindy Fischer, Jörg Teiwes, Ken Zerbst und Peter von Sassen, eine Insel an der Position 83° 41’ 20.7” N, 31° 5’ 28” W. Sie war etwa 100 m lang, äußerst schmal und etwa 5 m hoch. Das Team errichtete einen Steinhaufen… Aus einem 2019 veröffentlichten Artikel von Ole Bennike und Jeff Shea geht hervor, dass seit 2008 offenbar keine Untersuchung der Geisterinseln vor der Küste mehr stattgefunden habe. Sie bewerten die Forschungssituation als mangelhaft, um feste Aussagen zur Beständigkeit der Inseln machen zu können, wofür vor allem genauere Beschreibungen und Untersuchungen von Gestein und Vegetation auf den Inseln nötig wären. Sie halten fest, dass die Inseln nicht dauerhaft an derselben Position liegen können, und vermuten anhand der Beobachtungen aus den letzten Jahrzehnten, dass vermutlich keine der bis 2008 beobachteten Inseln noch existiert.“ Womit der Begriff wieder der Fantasie gehört 😉

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Compliance-Hinweis: KiJuKU wurde von Luaga & Losna zur Berichterstattung nach Feldkirch (Vorarlberg) eingeladen.

Doppelseite aus "Milo Monster und die Schleimspur"

Neuer – fantasie-tierischer – Detektiv auf der ersten (Schleim-)Spur

Auftakt zu einer neuen Serie von Detektivgeschichten – in einem Fantasie-Tierland. Milo Monster, ein Mix aus Frosch, Schildkröte, Känguru und ein bissl Drachen ist Titelfigur – und von Beruf, gleichzeitig auch Berufung, ein Fall-Löser. Offenbar immer – es handelt sich ja erst um den ersten Band – auf Spurensuche.

Zum Start der Reihe eine deutlich sichtbare noch dazu, nämlich eine hellgrüne Schleimspur. Die gehört zu einer grauen Schnecke mit blauem Haus, eines der vielen Haustiere seines Freundes Junus. Plötzlich sei sie, die er Kassandra nannte, verschwunden.

Check – weg

So macht sich Milo Monster mit seinem Freund auf zu dessen Wohnung. Genauer Check – die Schnecke ist wirklich weg…

Doppelseite aus
Doppelseite aus „Milo Monster und die Schleimspur“

Im Verlauf der viereinhalb Dutzend leicht lesbaren Seiten mit großer, teils bunter Schrift und farbenfrohen Zeichnungen unterschiedlichster fantasievoller Tiere mit Hang zum liebevoll-Ungeheuerlichen kommt der Detektiv natürlich auf die richtige Spur – auch weil er sich mit einem Schneckenbuch eingedeckt hatte und nun wusste, was es mit Kassandra und deren – vorübergehenden – Verschwinden zu tun.

Am Ende finden sich noch zwei Seiten aus dem nächsten Fall, in dem es um ein Wesen namens Schreck geht, das schon in Band eins eine gewisse Rolle spielt.

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Titelseite von
Titelseite von „Milo Monster und die Schleimspur“
Doppelseite aus dem Papp-Bilderbuch "Ein kleines Geheimnis"

Verrät dir das Eichhörnchen sein Geheimnis?

Das Eichhörnchen auf der Titelseite von „Ein kleines Geheimnis“ schaut dich an. Genau dich. Hält eine Pfote an seine Schnauze und flüstert dir in einer Sprechblase zu „Spiel mit mir und ich verrat es dir!“ Und ergänzt damit den Titel dieses Papp-Bilderbuchs für sehr junge Kinder – und solche, die auch später noch gern in fantasievolle Spiele versinken wollen.

Auf der zwieten Seite spielt es verstecken mit dir. Findest du es. Nur ein wunzigkleiner Teil schaut aus den blauen Büschen raus. Aber Vorsicht – so ziemlich alles das da rausschaut, leuchtet im selben Rotbraun.

Auf einer anderen Doppelseite wünscht es sich, dass du ihm eine Haselnuss zuwirfst. Und nein, dieses Bilderbuch hat keine Ausklapp-, Rauszieh-, Schiebe-Elemente. Ob Nuss zuwerfen, Seifenblase hin-blasen – oder wie es deutsch-deutsch heißt „pusten“ – all das machst du vor allem mit der Kraft deiner Gedanken, deiner Vorstellung. Natürlich kannst du auch wirklich blasen oder das Eichhörnchen auf einer anderen Seite streicheln, vielmehr natürlich „nur“ das Bild davon.

Ja, und dann steht da am Ende auf der letzten Doppelseite ein wirklich spannendes Geheimnis.
Und da du, wenn du noch sehr, sehr jung bist, nicht selber lesen können dürftest, wird dir wer dieses vorlesen – und dann gilt das was das Eichhörnchen verrät, (hoffentlich) auch für die Vorleserin /den Vorleser 😉

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Titelseite des Papp-Bilderbuchs
Titelseite des Papp-Bilderbuchs „Ein kleines Geheimnis“
Foto einer der Doppelseiten aus einem der UMUT-Bände

Elefant Umut mit zwei verschiedenen Ohren…

Traumhafte Geschichten – sozusagen im wahrsten Sinn des Wortes, das sind die Bücher rund um den kleinen Elefanten namens Umut, oder wie ihn die Autorin Mirjam Ploteny manches Mal auf ihrer Website auch schreibt uMut (!). Ein Elefant aus der Fantasie, denn einen solchen gibt es im echten Leben gar nicht: Mama indische Elefantenkuh, Papa afrikanischer -bulle. Äußeres Unterscheidungsmerkmal der beiden Arten, die sich in Wirklichkeit nicht miteinander vermehren können: Erstere haben kleinere Ohren, dafür aber längere Rüssel als die Zweiteren.

Dieser Umut – ein türkisches Wort mit persischen Wurzeln (Omed) für Hoffnung, als Vorname sowohl bei Mädchen als auch Buben gebräuchlich und genau deswegen bewusst von Ploteny so benannt – hat ein rechtes überdimensional riesiges Ohr, über das er fast stolpern könnte, dafür aber ein recht kleines linkes Ohr. Vor allem aber hat er ein offenes Herz. So geht er ganz sanft und zart um mit einem kleinen Vögelchen, das in Band 5 (dem letzten) vor dem großen, grauen Riesen landet. Auch wenn Umut mit den Rufen „Afrika, Afrika“ des verletzten und damit viel zu früh zwangsweise gelandeten Langestreckenfliegers so gar nichts anfangen kann.

Was ist dieses Afrika. Umut kennt nur Manege, Zirkuszelt und das wenig Drumherum in den Orten, wo der Zirkus Halt macht. Jetzt beginnt er seine Eltern danach zu fragen, was das Vögelchen meinen könnte… Denn Umut will nicht nur Hoffnung verbreiten, sondern ist vor allem auch neugierig. In Band drei will er unbedingt wissen, was in einem geheimen, irgendwie unheimlichen Häuschen passiert, das neben dem Zirkuszelt versteckt ist. Und natürlich hat er auch genügend Mut, sich hineinzutrauen…

Anregung zu eigener Kreativität

Das Besondere an diesem Buch und seinen vier „Geschwistern“ ist nicht nur der wunderbar ausgedachte kleine Elefant – und seine warmherzigen Begegnungen mit unterschiedlichsten anderen Tieren, aber auch Menschen, sondern auch die Gestaltung der Bücher. Neben den Zeichnungen von Matthias Zech zeichnen sie sich auch durch das verspielte Zusammenwirken von Text in verschiedenen Schriften, Größen, Formen, manchmal wie bei Erstlesebüchern Bildchen statt Wörtern mit den Illustrationen aus (Grafikdesign/ Gestaltung: Florian Solly). Und mindestens genauso mit den Hinweisen und Bitten, selber Geschichten weiterzuspinnen oder etwas dazu zu zeichnen.

Für Letzteres bieten neben vier leeren Seiten am Ende auch noch die sehr ungewöhnliche Bindung der Bücher Gelegenheiten. Die sogenannte „japanische Bindung“ bedeutet, dass immer zwei Seiten zusammenhängen, vorne gefaltet sind, womit sich dazwischen eine Art Versteck bildet, wo du Zeichnungen hineinstecken kannst. Genauso gut kannst du aber auch die Verbindung der jeweils zwei Seiten aufzuschlitzen und auf den dann vor dir liegenden jeweils zwei inneren weißen Seiten malen.

Autorin mit einem ihrer Bücher und dem Stoff gewordenen Hauptdarsteller ihrer Umut-Geschichten
Autorin mit einem ihrer Bücher und dem Stoff gewordenen Hauptdarsteller ihrer Umut-Geschichten

Geträumt

Und jetzt kurz zurück zum ersten Wort dieses Beitrages: Die Autorin hat in einem Telefonat mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… verraten, dass „ich die Figur geträumt habe. Da war auch so mancher Blödsinn dabei, den hab ich dann immer aufgeschrieben“. Das ist schon ein Weilchen her. Es hat dann auch lange gedauert, bis sie sie eine Buchbinderei (Ira Laber, die immer wieder auch Buchmach-Workshops mit Kindern abhält) gefunden hat, die das Buch so herstellen konnte. Denn auch das hatte sich Ploteny in den Kopf gesetzt.

Autorin und Plüsch-Elefant
Autorin und Plüsch-Elefant

Als Kind wurde ihre Kreativität beschränkt

Auf die Idee des Weiterspinnens und vor allem -zeichnens sei sie gekommen, „weil mir als Kind Bilderbücher immer zu bunt, zu fertig zu plastisch waren und kaum bis keinen Platz für meine eigene Fantasie gelassen haben. Deswegen hab ich in diesen Umut-Büchern viel Freiraum gelassen, damit die Kinder ihre eigene Fantasie spielen lassen können.“

Seltsame Strafe

Mirjam Ploteny kommt aus dem Schauspiel, hat lange Zeit in Wien im Theater in der Josefstadt und auch in Mailand im Piccolo Teatro (später Teatro d‘Europa) bei Giorgio Strehler sowie für Filme gespielt. Weil sie, wie sie im Telefon-Interview erzählt, „eine schlechte Schülerin war, durfte ich in der Schule nicht am Schauspiel teilnehmen. Aber das schulische Lernen war nicht so mein’s. Ich hab lieber Wände angemalt, bin herumgelaufen und hab dabei Text für Stücke gelernt, die’s gar nicht gegeben hat.“

Autorin (Mitte) mit Illustrator und Grafikdesigner/ Gestalter der Bücher
Autorin (Mitte) mit Illustrator und Grafikdesigner/ Gestalter der Bücher

Doch sie hatte das Glück, dass ihre Eltern sie in ihrer Kreativität bestärkten, sie haben gesagt, „dann probier‘ halt Schauspiel“. Jetzt schreibt sie, organisiert auf einem renovierten Weingut mit kleinem Freilufttheater im Burgenland Kulturprojekte und hat rund um ihre Umut-Bücher die Website „Blog-Hupferl“ (Bücher Lesen Online Gestalten) gebaut, wo sie einerseits Umut als Plüschtier auf Fotos an verschiedenen Orten auftauchen lässt und dies mit Quizfragen verbindet und andererseits User:innen einlädt, ihr Zeichnungen oder Fotos zu senden, die sie dann dort veröffentlicht.

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Der Elefant auf dem Schuber mit allen fünf Bänden
Der Elefant auf dem Schuber mit allen fünf Bänden
Am Ende des Workshops nehmen Kinder ihre eigenen Nachrichten - oft in Interviewform - auf

Interview der Kuscheltiere…

„Leonie, lebst du lieber zu Hause oder im Dschungel?“, fragt Löwe Simba. Diese Leonie ist ihre Gegenüber in der Nachrichtensendung, und eine Stoff-Fledermaus. Zwei der Teilnehmerinnen des Theater-Workshops „Nachrichtensendungen von Kindern für Erwachsene“ verleihen ihren Kuscheltieren die Stimmen.

Fast ein Dutzend Kinder, darunter Mara, Elvira, Liam, Max, Helena, Maximilian, Lolek, Maximilian suchen sich nach Aufwärmspielen ihre eigenen Themen aus und bereiten sich auf Interviews vor einer Kamera vor. In der großen Runde schlagen sie mit Monika und Celine, die den Workshop leiten, viel mehr Themen vor, als sie je bearbeiten können – wie auch in jeder Redaktion viel mehr an Nachrichten einlangen als verarbeitet und veröffentlicht werden können.

In Gegenstände reinversetzen

Dann geht’s eben darum, was ist möglich, wer kann – und in dem Fall jedenfalls will – was bearbeiten. Die beiden hier zu Beginn zitierten Reporterinnen fanden zueinander, weil sich beide für Kuscheltiere interessierten. Meist im Liegen oder wenigstens im gemütlichen Sitzen auf dem Tanzboden von Bühne 3 im Dschungel Wien, dem Theaterhaus für junges Publikum im MuseusmQuartier schreiben sie mit bunten Stiften ihre Fragen auf, die Löwe und Fledermaus, in die sich beide hineinversetzen, aneinander haben.

Helena stellt in der Sendung „Zwergi Silbi“ vor, eine von ihr, gemeinsam mit einer Freundin selbst gebasteltes Nadelbaum-Pockerl neben einer – mittlerweile leergebrannten Kerzenhalterung vor. Ein weitere Solo-Reporter widmet sich dem Thema Sport, vor allem Ballspielarten. Klima ist das Thema eines weiteren Nachrichtenduos und Süßigkeiten das von zwei anderen Reportern. Wobei sie mehrmals in die Kamera sagen: Eltern sollten ihren Kindern vor allem Süßes geben, damit sie ihre Ruhe haben.

Thema wird zum Gegenstand

Ein Trio hat sich das Thema Comic ausgesucht. Einer der beiden Max ist da wahrer Experte. Er faltet gleich einmal das Papier, auf dem sie ihre Ideen für die Nachrichten sammeln zu einem kleinen Comic-Heft. Was brauchen derartige Bücher. „Jedenfalls eine Handlung“ steht sofort fest. Nach und nach fällt allen drei ein, welche weiteren Elementen erforderlich sind. Nicht zuletzt fügt der federführende Max noch einige Zeichnung im Comic-Stil seinem kleinen Heftchen hinzu.

Am ersten von drei Workshoptagen – im Rahmen des wienXtra-Winterferienspiels – kamen die Gestalter:innen der Kindernachrichten allerdings in heftigen Stress – die Aufwärmspiele hatten zu viel Zeit in Anspruch genommen.

Schlimm, kompliziert, aber auch fröhlich, gut und lustig

Apropos Nachrichten: Bevor die Kinder ihre eigenen Themen sammeln, wollten die Workshopleiterinnen wissen, welche Nachrichten die Kinder kennen und welche Eigenschaften sie damit verbinden. Das erste was fiel war „schlimme“, auch mehrfach genannt wurde „kompliziert“ später noch gesteigert durch „sehr, sehr, sehr“. Dabei blieb’s dann doch nicht, es fielen viele Themen – und auch gute, fröhliche, lustige, interessante neben nervigen (weil zu oft wiederholt), aber auch falsche (Fake News) sind den Workshop-Teilnehmer:innen schon untergekommen.

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Arbeit an Themen und Nachrichten

Aufwärmübungen und weitere Schnappschüsse

Bildmontage aus zwei Titelseiten: Links: Bilderbuch "Wo die wilden Kerle wohnen" und rechts des Romans "Bei den wilden Kerlen"

Ausführlich und lange bei den „wilden Kerlen“

Weil es derzeit – bis 27. Dezember 2023 – in der Opernversion im Wiener MuseumsQuartier (Halle E) zu erleben ist, ein kurze Besprechung eines fast Uralt-Bilderbuch-Klassikers: „Wo die wilden Kerle“ von Maurice Sendak ist – im Original – vor 60 Jahren erstmals erschienen, wenig später auch die erste deutsche Ausgabe, die letzte ist auch schon zehn Jahre alt.

Max ist offenbar gerne wild, tobt in seinem Wolfskostüm zu Hause herum. Das nervt die Mutter, sie schickt ihn auf sein Zimmer – droht ihm allerdings gleich an, er kriege nichts zu essen. Sein Zimmer verwandelt sich in einen wilden Wald, er findet an einem Ufer ein Boot, segelt weit und lang und landet auf einer Insel bei wilden Kerlen. Die machen ihm gar keine Angst, er fordert sie sogar zum Krachmachen auf und sie krönen ihn zu ihrem König…

Maurice Sendak, der die Geschichte erfunden hat, ganz, ganz knapp textete und vor allem mit bunten, wilden Bildern zeichnete, lässt den physisch und psychisch unverhältnismäßig bestraften Buben die Rettung in einer wilden Fantasiewelt finden. Diese positive Besetzung kindlicher Wut führte anfangs zu heftigen Reaktionen Erwachsener bis hin zu teilweisen Verboten in US-Büchereien. Aber in der Folge zu vielen Preisen für dieses Buch.

Roman mit Vorgeschichte und umfangreichen Insel-Erlebnissen

Dave Eggers, der gemeinsam mit Spike Jonze das Drehbuch für eine Real-Verfilmung (2009) geschrieben hat, gesteht im Nachwort seines Romans „Bei den wilden Kerlen“, dass im Sendaks Bilderbuch in seiner Kindheit Angst eingejagt hat. Als junger Erwachsener hätte er sich mit dem Buch versöhnt und sich gefreut als er für das Drehbuch angefragt worden war.

Für den Kinofilm braucht es deutlich mehr als die Grundgeschichte – eine längere Vorgeschichte, eine umfangreichere Familie – Schwester, getrennte Eltern, guter Kontakt auch zum Vater, neuer Freund der Mutter. Und eine ganz lange Zeit bei den wilden Kerlen – mehr von dieser Sorte…

Während der Arbeit am Film fragt Sendak himself Eggers, ob er nicht danach noch einen Roman schreiben wolle. Ausgehend vom Drehbuch mit Änderungen und Ergänzungen entstand dieser auf neudeutsch am ehesten als Page-Turner zu bezeichnende Abenteuerroman.

Max baut schon zu Hause aus Schnee ein Fort, um Freund:innen seiner Schwester Claire zu bekämpfen. Fühlt sich zu Hause mehr als ungeliebt, ja oft nicht einmal wahrgenommen und haut ab – über den Wald (dieses Mal nicht in seinem Zimmer), Boot, Meer, Insel und viele wilde Kerle. Dort beansprucht er aber hier selber die Rolle des Königs. So manches, das er für seine Untertanen vorschlägt, geht allerdings schief. Der Bau eines großen Fotos scheint die Lösung. Macht lange Spaß, scheitert aber schließlich wieder – nachdem der „König“ einen eigenen Geheimraum beansprucht. Erst sein Plan, auch hier wieder abzuhauen, vereint die „wilden Kerle“. Aber er bleibt dabei und landet doch recht schnell wieder zu Hause…

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Doppelseite aus dem Bilderbuch "Der Zauber der Bücher"

Blättern statt klicken: Rein in magische Welten

Ein riesiger Bär recht einem kleinen Kind mit Teddybär gaaaanz sanft seine Pfote. Dahinter fliegt ein Wal durch die Luft – mit einer kleinen, glänzenden Krone auf dem Kopf. Ein Stück weiter reitet ein winziges Wesen mit menschlichem, aber grünem Kopf und einer Schwanzflosse auf einem Seepferdchen, das auf einer Mischung aus Wasserfall und Sonnenstrahlen dahinschwebt.

Wie geht das alles zusammen?
Nun, einerseits ist ein in der Mitte stehendes Mädchen mit aufgeschlagenem Buch ein Hinweis. Zum anderen schon der Titel dieses verzaubernden Bilderbuchs: „Der Zauber der Bücher“.

In wenigen, knappen Reimen – im englischen Original von der US-Amerikanerin Caroline Derlatka geschrieben, auf Deutsch von Cornelia Boese übersetzt – werden große, weite, magische Welten eröffnet. Das beginnt so: „Komm öffne ein Buch/ und zeih in die Ferne, / ins Tiefste der Meere, / zum höchsten der Sterne!/ Enthüll sein Geheimnis, / der Zauber ist groß: / Schlag bloß Seite eins auf/ und schon geht es los!“

Die Illustratorin Sara Ugolotti aus Italien hat sich von dem Text zu den fantasievollsten Bildern anregen lassen – die eingangs geschilderten und noch ein paar mehr, vor allem Blumen und andere Pflanzen, versammeln sich um die zitierten Reim-Zeilen.

In dieser „Tonart“ geht’s sowohl textlich als auch bildlich weiter – und sie können oder wollen (?) auch dich inspirieren, dir vielleicht sogar andere Bilder dazu (auszu-)malen 😉

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Titelseite des Bilderbuchs
Titelseite des Bilderbuchs „Der Zauber der Bücher“
Szenenfoto aus "Elefanten in Blutadern"

Sich in die (eigene) Kindheit tanzen

In einem alten Haus am Linzer Pfarrplatz mit leicht abgefuckt, aber irgendwie heimelig wirkenden Wänden, dem sogenannten „Raumschiff“ führen sich Edith Buttingsrud Pedersen und Sarah Plattner im kleinen Performanceraum auf dem weißen Tanzboden mehr und mehr auf. Was sie mit zeitgenössischem, akrobatischem Tanz beginnen, lassen sie gekonnt, geplant und manches doch sehr improvisiert ausschauen lassend, in wildes Spiel „eskalieren“.

Wand

Der Titel der Performance „Elefanten in Blutadern“ deutet schon das Schräge, Ver-rückt-verspielte an. Beginnt Sarah Plattner bald nach dem Start – ineinander „verknotet“ – ihre Tanz-Kollegin Edith Buttingsrud Pedersen sozusagen an die Wand zu drücken, drängt sich das sprichwörtliche elterliche Diktum von „manchmal könnt ich dich an die Wand picken“ auf. Was die Vorab-Beschreibung ankündigt, dass die Performance sich um den Versuch dreht, als Erwachsene sich wenigstens einige Stückerln Kindheit zurückzuholen, „zaubern“ die beiden in der nicht ganz ¾-Stunde mit wenigen dosierten Sätzen auf die Tanzfläche.

Wind

Sarah Plattner erzählt, dass ihre Kollegin sozusagen in die Rolle einer Frau schlüpft, die ein Rabenmädchen war, das von allen bewundert wurde, sie sich aber beschloss, ein Wind zu werden. Und so spielen neben dem Tanz der beiden auch Ventilatoren immer wieder eine gewisse Rolle. Wie Wind beginnen daraufhin die beiden eng aneinander zu tanzen ohne einander direkt zu berühren, sondern wie ein Windhauch aneinander vorbei zu fliegen. In dieser Phase – so am Beginn des zweiten Drittels, agiert auch die Technikerin ähnlich und lässt ihre Finger berührungslos über die Regler „tanzen“.

Rutschpartie

Die Technikerin macht danach kurzfristig einen Schritt auf die Bühne, um einen Zahnputzbecher zu reichen. Die Kinder werden sozusagen schlafen geschickt – und beginnen beim Zähneputzen damit ausgedehnt zu spielen, die Zahnpasta als Mittel zu nutzen, um sich Bärtchen und anderes zu schminken. In den letzten Minuten spielen die beiden mit bunten Wackelpuddings, „bauen“ daraus samt Wasser eine Art Rutschbahn, auf der die zuvor eher den zurückhaltenderen Part tanzende Sarah Plattner ärgstens ausgelassen dahinschlittert. Die beiden sind spätestens in diesen Momenten zu wilden Kindern geworden.

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Compliance-Hinweise: Das Festival Schäxpir hat Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… für die ersten vier Tage dieses Theaterfestivals für junges Publikum nach Linz eingeladen.

Doppelseite aus dem Bilderbuch "Minu und der Geheimnismann"

Gras wachsen hören und Wünsche im Schick-Saal

„Hörst du etwa wieder das Gras wachsen?“ Dies Frage stellt Papa seiner Tochter Minu. Und er meint es liebevoll. Meist wird der Spruch im Alltag verwendet, um anderen der Spinnerei zu bezichtigen, etwas zu sehen oder hören, das es gar nicht gibt.

Aber der Vater in dieser fantasievollen, einfühlsamen Bilderbuchgeschichte „Minu un der Geheimnismann“ – ausgedacht und verfasst von Andrea Karimé und illustriert von Renate Habinger – hat selbst seinen Arbeitstisch auf dem er am Computer schreibt, in die Wiese gestellt. Zwischen bunten, fantastischen Blumen, Käfern, Insekten und Vögeln fühlt sich Minu wohl. Hier kann sie auch mit der Oma, die weit weg lebt, gedanklich und gefühlsmäßig in Kontakt treten.

Jenseits der Mauer entdeckt Minu ein kleines Männlein, das ähnlich tickt wie sie, den Geheimnismann. Mit dem freundet sie sich an, der lädt sie und ihren Papa ein, nachdem sie ihm eine wunderbare, mysteriöse Handtasche, die er verloren hat, zurückbringt.

Was es mit dieser Tasche auf sich hat, sei hier nicht verraten, höchstens so viel, sie treibt Karimés Wortspiellust an, den sie veranlasst den Geheimnismann Minu von einer Wunschblume und Feen zu erzählen, die Wünsche in den „Schick-Saal“ tragen.

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Titelseite vom Bilderbuch
Titelseite vom Bilderbuch „Minu und der Geheimnismann“
Doppelseite aus dem Bilderbuch "Fang - eine Tiergeschichte aus dem achten Stock"

Wie kommen all die Tiere in den achten Stock?

Bevor die Geschichte noch beginnt, findest du auf den sogenannten Vorsatzseiten (erste innere Doppelseite) handgezeichnete Skizzen von einem Elefanten, einem Affen, einem Krokodil und weiteren Tieren – und vergrößerte Details, etwa vom Rüssel-Anfang (oder Ende), das weit aufgerissene Maul des brüllenden Affen…

Die alle – und noch einige – kommen vor. Und das in Darkos Zimmer. Dabei liegt dieses im achten Stück eines der Häuser, die in den Himmel wachsen.

Und das kam so: Darko wollte eigentlich runter und rausgehen, um einen Regenwurm – oder mehrere – zu fangen. Nix da, sagt die Mutter zum jungen Tierforscher, weil es draußen fürchterlich schüttet.

Das ärgert Darko sehr, vor lauter Wut schmeißt er sein bebildertes Tierlexikon aus dem Fenster, bastelt sich mit einem Ast und einer langen Schnur eine Angel. So will er trotz alledem einen Regenwurm eben fangen.

Natürlich klappt das nicht auf Anhieb. Dafür fliegt ein kleiner Pelikan in Darkos Zimmer, gibt ihm Tipps, besser zu zielen. Doch … stattdessen klettert ein Brüllaffe ins Zimmer. Auch er will beim Angeln helfen. Und … – Autor Jonny Bauer und Illustrator Stephan Lomp setzen in „Fang – Eine Tiergeschichte aus dem achten Stock“ der Fantasie keine Grenzen. Doppelseite für Doppelseite taucht ein weiteres Tier auf. Genau, auch der schon oben erwähnte Elefant. Der ist übrigens blau.
Und? Fängt Darko irgendwann einen Regenwurm?

Das wird hier sicher nicht verraten 😉

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Titelseite des Bilderbuchs
Titelseite des Bilderbuchs „Fang – eine Tiergeschichte aus dem achten Stock“
Szenenfoto aus "Cosma Superheldin" im Dschungel Wien

Lehrerschreck 2.0 und andere Erfindungen verleihen Cosma Superkräfte

Na bumm. Ein spannender Turmbau aus Bretter, Sofas, Kasten- die zu Wohnungstüren werden, einem dicken Schlauch, Rohren, die wie der Weg eines Labyrinths über die verschiedenen Stockwerke der Bühne führen (Ausstattung aus viel Recycling-Material: Karoline Hogl). Ein altes, breites Sofa auf der mittleren Ebene. Ziemliches Chaos dazwischen und rundherum.

Noch viel größer ist das Chaos, dem sich die zentrale Protagonistin in „Cosma Superheldin“ ausgesetzt sieht. Das nicht Sichtbare ist viel heftiger. Cosma – irgendwo zwischen Kind und Jugendlicher angesiedelt – hat eine Mutter, die ständig beruflich tourt. Und vielleicht noch heftiger, nicht wirklich da ist, wenn sie sich rein körperlich in der gemeinsamen Wohnung aufhält. Fragen an die Tochter stellt, doch nie auch nur ansatzweise Raum lässt für eine Antwort. Der Vater ist zwar bemühter, schon präsenter, aber taumelt zwischen hochfliegenden Erfindungs-Experimenten und Phasen, in denen er sich als französischer König Ludwig XIV. (römische Ziffern für 14) fühlt. Was abfärbt, weil auch Cosma immer wieder (halb-)französische Floskeln in ihre Sätze einflicht. Drittes Vater-Daseins-Element: Verzweiflung, Depressionen.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Cosma Superheldin“ im Dschungel Wien

Fantasie

Und das alles soll das Mädchen aushalten. Sie muss die Erwachsenen-Rolle übernehmen, die Verantwortungsvolle sein. Klingt mega-heftig. Ist es auch. Und dennoch wurde aus dieser Grundkonstellation ein starkes, immer wieder auch recht lustiges Stück der Gruppe „Theater foXXfire!“. Wie das Vorgängerstück „Cosmo Superheld“ hat Alexandra Ava Koch den Text geschrieben und Richard Schmetterer Regie geführt.

Gleich ist auch, dass die Superheld:innen-Kraft die Fantasie ist. Cosma rettet sich in den Begegnungen mit der Nachbarin, die sich nur Hexe nennen lässt, bei der sie ein bisschen ihr Herz ausschütten kann und vor allem Ernst genommen wird. Ob es diese in echt gibt oder sie nur in der Vorstellungswelt Cosmas existiert? Nicht so wichtig. Wie auch immer, hier holt sich Cosma die Kraft und Energie. Vielleicht stellt sie sich auch die anfangs blöd, fast karikaturhaft mobbenden Mitschüler:innen auch „nur“ vor.

Diese beiden eröffnen aber auch dem Vater-Darsteller Franz Quitt eine weitere andere Rolle und der Spielerin der Mutter, Lisa Kärcher, noch eine dritte Figur, denn sie switcht von der abwesenden Mutter immer wieder in die sehr präsente „Hexe“.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Cosma Superheldin“ im Dschungel Wien

Erfindungsreichtum

Die Fantasie beflügelt ihre Sinne – angesteckt von ihrem Vater wird sie auch zur Erfinderin, bringt nur – auch wenn wie beim lehrerschreck 2.0 nicht alles auf Anhieb so funktioniert wie geplant – doch einiges mehr weiter als der in seiner eigenen Welt lebende Herr Papa.

Grandios die erst 14-jährige Emma Filipović, die mit überzeugender, ziemlicher Leichtigkeit die schwere Last der Cosma trägt. Viel Text und den noch zwischen all dem Herumturnen auf den vielen Ebenen der Chaos-Wohnung. Dabei gelingen ihr auch die Gratwanderungen zwischen der an sich überfordernden Situation, der Meisterung dieser und dem nötigen Schuss Humor, Witz, Ironie und das nie auch nur annähernd irgendwie aufgesetzt.

Schon immer…

… wollt Emma Filipović singen, tanzen, schauspielen, erzählt sie nach der umjubelten Premiere des beschriebenen Stücks im Dschungel Wien, dem Theaterhaus für junges Publikum im MuseumsQuartier Kinder I Jugend I Kultur I und mehr… Vor fast vier Jahren hat sie dann erstmals bei einem der X-Mas-Musicals des Performing Center Austria die Bühne erobert, „später hab ich dann im English Theatre gespielt, aber das hier ist meine erste Hauptrolle – mit so viel Text. Das war schon aufregend und gleichzeitig herausfordernd, so viel zu sprechen, auf der Bühne herumzuturnen ohne zu erschöpft zu wirken.“

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Cosma Superheldin“ im Dschungel Wien

Der starke Applaus am Ende so wie die vielen Gratulationen im Foyer des Theaters, vor allem von einer sehr jungen Fanin, die sie sichtlich anhimmelte, lassen die 14-Jährige ziemlich entspannt im Interview wirken.

Vielsprachig

Die französischen Wörter und Floskeln kamen ihr leicht über die Lippen, habe ich in meiner Schule, dem AKG (Akademisches Gymnasium in der Wiener Innenstadt), diese Sprache schon seit der ersten Klasse. Außerdem bin ich – in Wien – zuerst mit Bosnisch aufgewachsen, dann hab ich im Kindergarten, wo nur Englisch gesprochen wurde, diese Sprache gelernt. Mit Deutsch hab ich erst in der Volksschule angefangen. Und in der Schule lernen wir auch noch Latein.“

Schauspiel, Gesang und Tanz ist ihre Leidenschaft, das will sie später auch einmal zum Beruf machen, „am liebsten beim Film, aber Theater find ich auch sehr gut“, verrät Emma Filipović dem Journalisten ihre – fast naheliegenden – Träume.

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Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Cosma Superheldin“ im Dschungel Wien
Doppelseite aus dem Bilderbuch "Geburtstag ohne mich?"

Fantasie-Geschichte als Hilfsmittel

Nach der Schule sind alle Kinder zu einer Geburtstagsparty eingeladen. Alle? Nein, Traurig steht Mark zwischen allen anderen, den fröhlichen Kindern. Er dafür als einziger mit buntem Haaren. Nachdem alle beim Fest sind, steht er allein im Park. Doch nicht lange. Auch ein Mädchen mit roter Brille namens Jara ist nicht eingeladen und bald kommt noch der rotblonde Adrian. Und der bringt eine aufs erste für die beiden anderen unverständliche Idee mit. Aber sie machen mit, sie klettern auf einen der Bäume.

Und tauchen im Bilderbuch „Geburtstag ohne mich?“ von Susanna Isern (Text) und Adolfo Serra (Illustration) eine abenteuerliche Geschichte ein, in der viel Wasser, ein Wal und eine Reise in ein fantastisches Dorf mit bunt gewandeten Tieren im Zentrum stehen. Und schon ist die Nicht-Einladung kein Thema mehr.

Im echten Leben wird es wahrscheinlich doch nicht immer reichen, in eine Fantasiegeschichte auszuweichen, um den Schmerz darüber wegzustecken, von den anderen ausgeschlossen zu werden – wie die Autorin, die auch Psychologin ist, auf der letzten Seite den „Wal mit Hut“ sagen lässt.

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Titelseite des Bilderbuchs
Titelseite des Bilderbuchs „Geburtstag ohne mich?“