Am Rande der Prater Hauptallee – stadtauswärts nach der Kreuzung mit der Meiereistraße an der auch das Ernst-Happel-Stadion liegt – starten derzeit bis 10. Mai 2025 (Details Info-Box am Ende des Beitrages) theatrale Hörspiel-Abenteuer-Touren. Beim Treffpunkt der Performance „Ich bin der Wald“ (VRUM Performing Arts Collective für den Dschungel Wien) kriegt jede und jeder einen Kopfhörer, und wartet auf Tänzerin und Schauspielerin Jolyane Langlois, die als „Rotkäppchen“ (allerdings bis zu den Schuhen ganz in Rot, nur die Socken lugen schwarz hervor) die Gruppe auf eine rund 50-minütige Expedition mitnimmt.
Und was für eine. Selbst regelmäßige Läufer:innen, Radler:innen, selbst Spaziergänger:innen in der Hauptallee sind erstaunt und verzückt über diesen magischen Urwald zwischen den Baumreihen und dem nahegelegenen „Rosenwasser“. So manch knorriger Baum, urige in die Höhe ragende Wurzelgeflechte, quer liegende Totholz-Stämme und Äste, die fast aus illustrierten Märchenbüchern stammen könnten, tun sich vor allen Sinnen des mitwandernden Publikums auf.
Wäre allein schon das Schauen, Hören, Riechen, Spüren, bewusstes Ein- und Ausatmen dieses kleinen und doch so großen „Paradieses“ ein Erlebnis für sich, so passen die stimmungsvollen, fantasiereichen und doch auch informativen Texte (Cornelius Edlefsen) extrem angepasst an die Landschaft dazu. Die Performerin als Guide leitet die Gruppe an, lädt sie ein, sich mit der umgebenden Natur vertraut zu machen und zu verbinden. Kleine Baum-Sämlinge zu spielen, die nach und nach – natürlich trotz Langsamkeit viel schneller wachsen als deren echte Vorbilder. Oder, darauf zu achten, was sich unter den Füßen der Wanderenden (be-)findet, sich wie Wurzeln oder Pilzfäden miteinander zu verbinden…
Rotkäppchen will hier – wie in so manch anderen, neueren (Theater-)Versionen des alten Märchens – natürlich vom sogenannten rechten Weg abkommen und die Natur erkunden, den Wald und seine fast geheimnisvollen Kräfte samt dem vielfältigen Leben in ihm entdecken (Konzept: Sanja Tropp Frühwald, die auch Regie führte und für die Choreografie verantwortlich ist, sowie Till Frühwald).
Wie wichtig Bäume und Wälder für das gesamte Weltklima im Allgemeinen und für Menschen im Besonderen sind, mussten und müssen sich vor allem Stadtbewohner:innen schön langsam wieder aneignen. Das Wissen über die „grünen Lungen“ wurde nicht zuletzt über die vor allem junge Klimaschutzbewegung verbreitet – ob das zuletzt Fridays for Future war oder schon vor rund 20 Jahren die von Kindern gegründete Initiative Plant for the Planet. Deren kurz zusammengefasster Grundgedanke „Bäume sind DIE Maschinen gegen den Klimawandel“ führte auch zu ihren tatkräftigen Hands-on-Aktionen, selber für das Pflanzen möglichst vieler Bäume aktiv zu werden.
„Ich bin der Wald“ will durch die Verknüpfung des konkreten Wald-Erlebnisses mit Geschichte(n) rundum diese natürliche Gegend die Achtsamkeit auf diese unsere (externe) Lunge fördern – ohne belehrend zu sein oder Ver- und Gebote aufzustellen.
Einzige Schwäche: Diese Expedition kann nicht barrierefrei stattfinden, es müssen querliegende Baumstämme überklettert oder -stiegen, auf Wurzeln und Äste geachtet werden… Und – eine große Gruppe sowie vorgegebenes Hörspiel-Tempo verhindert individuelles Verweilen und Eintauchen in die natürliche Umgebung. Aber letzteres lässt sich ja bei einem späteren Wiederkommen nachholen.
kinder-pflanzten-baeume-fuer-klimaschutz <- damals noch im Kinder-KURIER
Wie kommt Brot auf den Teller – oder in die Jausenbox, wie Butter – oder auch Käse oder was auch immer aufs Brot? Anschauliche Grafiken – mit der Aufgabe in zweiterem Fall die einzelnen Stationen selber zu ordnen – vermitteln Zusammenhänge von Natur und Nahrung für Menschen. Was alles notwendig ist, bevor du kraftvoll und herzhaft zubeißen kannst. Und wieviel Ressourcen und Energie dafür notwendig sind.
Und wie das alles mit dem Klima auf der Erde zusammenhängt. Und dass die Menschheit derzeit schon fast zwei Erden bräuchte, es aber nur einen Planeten gibt, auf dem wir leben. Und auch nur den einen, auf dem Leben in unserem Sonnensystem für uns wirklich möglich und erträglich ist.
Klima, Verbrauch von unbebauten, natürlichen Bodenflächen, Verschmutzung der Luft, der Gewässer, zu viel Verbrauch von Rohstoffen… wurde in letzter Zeit in den Hintergrund gedrängt. Doch es wird für das Überleben der Menschheit immer wichtiger und dringender.
Manche wenden sich vielleicht von der Beschäftigung mit der Klimakrise ab, weil alles so kompliziert ist. Vieles davon einfach zu erklären – in Worten und Zeichnungen (roter Linoldruck) – hat sich Laura Bell unter ihrem künstlerischen Pseudonym Laura Feller zur Aufgabe gemacht. In ihrem Bilderbuch „Mit Händen und Füßen – Unseren Einfluss auf das Klima verstehen“ stellt sie Begriffe und Zusammenhänge sozusagen „kinderleicht“ dar. Entsprechend dem Untertitel: „Unseren Einfluss auf das Klima verstehen“ vermittelt sie eben auch, wie die Menschheit im Allgemeinen und jeder einzelne Mensch etwas zur Vergrößerung oder zur Verkleinerung des Problems beitragen kann. Das Problem, dass die Menschheit insgesamt – allerdings recht unterschiedlich verteilt – im Durchschnitt bereits schon nach knapp mehr als einem halben Jahr so viel verbraucht, wie die Erde in einem ganzen Jahr als Vorrat bereithält.
Das Buch kannst, darfst, ja sollst du als Arbeitsmaterial betrachten: Auf manchen Seiten gilt es Zeichnungen in die richtige Reihenfolge zu bringen – durch Ziffern in den leeren Kästchen, in einem Buchstabensalat sind Begriffe zu suchen und finden, die auf der Seite daneben abgebildet sind.
Ökologischer Fußabdruck, ein häufig gebrauchter Begriff wird erklärt und Links führen zu Websites, auf denen oder mit deren Hilfe du deinen eigenen berechnen kannst. Und auf einer Weltkarte siehst du, dass wir in Europa mehr als drei Erden (ver-)brauchen, in Afrika aber nur knapp mehr als eine ¾.
Leider funktioniert der Link zum vereinfachten ökologischen Fußabdruck des Kindermuseums Zoom nicht (mehr). Dieser dürfte dort überhaupt von der Website verschwunden sein, denn über die Suche auf der Kindermuseums-Website führt „fussabdruck“ zu „keinem Suchergebnis“ und mit „ß“ – wie zu erwarten – zu gar nix.
… dieser Begriff steht nicht für zusätzlich noch mehr Verbrauch von Ressourcen, sondern steht fürs Gegenteil. Jede Tätigkeit, jedes Handeln, das den ökologischen Fußabdruck kleiner macht wird seit ein paar Jahren als ebensolcher „Handabdruck“ bezeichnet. Auch wenn dies für viele ein ganz neues Wort sein sollte. Ein Professor der bekannten US-Harvard-Universität (Greg Norris) hat ihn vor rund zehn Jahren erstmals verwendet und die indische Organisation CEE ihn 2015 als Konzept erarbeitet: Also Rad- statt Autofahren, weniger Fleisch essen, Wasser und Strom sparen… Wichtig dabei ist aber nicht zuletzt, dass nicht nur Einzelpersonen was in diese Richtung machen, sondern auch große Unternehmen, Organisation, ja vor allem auch Staaten.
Durch das Buch führt dich ein Schaf. Warum das, wird auf einer der letzten Zeiten geschildert. Diese Tiere sind vielseitig, nachhaltig, sehr anpassungsfähig – können in verschiedensten Regionen leben – vom subtropischen Neuseeland, in Steinwüsten Marokkos, in mongolischen Steppen und sogar im sibirischen Norden. Sie stoßen weniger Methan aus als Rinder und Menschen können genauso deren Milch und Fleisch verzehren. Und obendrein wird ihr Fell für Wollproduktion verwendet.
Und dieses Schaf nennt die Autorin und Illustratorin in Personalunion Aina. Diesen erfundenen ungewöhnlichen Namen erklärt sie zu Beginn dieses Sachbuches für schon sehr junge Leser:innen mit der englischen Bezeichnung für Nachhaltigkeit – SustAINAbility.
Dass und was jede und jeder Einzelne tun kann – dazu will das Buch anregen. Wenngleich die Autorin & Illustratorin selbst, diese offenbar ausreizt. Wie sie am Ende des Buches über sich schreibt, lebt sie teils in Graz und teils in Taranaki auf Neuseeland – ergibt wohl doch so manches an Flugkilometern und damit großen ökologischen Fußabdruck.
Chaos im „Ewigen Wald“, ohne Rücksicht auf die anderen, breiten sich einige der Tiere mit ihren Bauten aus, andere lassen alles stehen und liegen, wo es hinfällt. Ja, sogar ihre Ausscheidungen… Ob Bär, Füchsin und Fuchs, Eichhörnchen, Ameisen oder wer auch immer – alle jammern über den Zustand oder wie der alte Waldkauz es ausdrückt beklagen den „u-hunmöglicher Zuhu-stand“. Das ist zusammengefasst der Beginn der Geschichte „Wer fängt an?“, verfasst von Lena Raubaum. Sie, Kai Aline Hula, Sarah Michaela Orlovský, Sabina Sagmeister, Christoph Mauz und Heinz Janisch haben Beiträge für das rund 80-seitige broschürte Buch „Lesen, checken, Klima retten!“ verfasst. Herwig Holzmann hat es durchgängig bunt illustriert.
Das Buch gibt es in einer Auflage von 100.000 Stück kostenlos für Kinder der 3. und 4. Volksschulklassen, ab sofort zu bestellen – Link in der Infobox am Ende des Beitrages. Die Verknüpfung von Leseförderung und Klimawissen bzw. -handeln wurde vom Buchklub in kurzer Zeit in Teamarbeit mit den genannten Autor:innen – (finanziell) unterstützt von Klima- und Bildungsministerium – organsiert und die ersten Exemplare sind bereits an Schulen unterwegs.
Die genannten – allesamt bekannte heimische – Kinder- und Jugendbuchautor:innen haben sich jeweils einem Kapitle gewidmet: Von Klimawandel und -krise über Mobilität, Energie, Nachhaltigkeit, Innovation bis zu einem nachwörtlichen Gedicht von Janisch „Stachelbär hat’s schwer“ übers Zusammenleben – nicht nur stacheliger Tiere 😉
An die literarischen Text schließen sich jeweils Quiz- und Frage-Elemente zu Textsorten, Wörtern, aber auch Anleitungen zum selber aktiv-werden an.
Donnerstagfrüh wurde das Buch und die Aktion im Audienzsaal des Bildungsministeriums den Medien und damit der Öffentlichkeit vorgestellt – mit der eingangs schon genannten Autorin, einer Vertreterin des Ministeriums (Sektions-Chefin Doris Wagner – nicht verwandt mit dem KiJuKU-Herausgeber und -Journalisten) sowie dem Buchklub-Vorsitzenden Rudolf Köstler. Mit dabei auch der schon oben erwähnte Schöpfer der Zeichnungen des Buches – das übrigens privat nicht bestellt werden kann, auch wenn das auf der Website ein wenig verwirrend wirkt.
Lena Raubaum lässt natürlich in ihrer Startgeschichte dann tatsächlich eines der Tiere anfangen. „Der Buchfink flatterte hin und flatterte her … ohne einen weiteren Pieps“ am Rande der Jahresversammlung der Tiere „begann er, achtlos abgebrochene Äste aufzupicken und fein säuberlich in der Nähe des Flusses aufzuschichten…“
Bald schon nahmen sich andere Tiere des „Ewigen Waldes“ ein Beispiel, fingen auch an zu werken, mitzuarbeiten und das Leben zwischen den Bäumen aufzuräumen.
Aus Erfahrungen von Lesungen vor und mit Kindern wisse sie, dass „Vorstellungskraft ein sehr nachhaltiger Kraftstoff“ sei, meinte Raubaum bei der Vorstellung des Buches, „das Ergebnis einer großen, sehr schnell zustande gekommenen Teamarbeit“ ist. „Geschichten sind immer auch Ermächtigungen. Ich muss mir erst vorstellen können, dass ich wirklich etwas tun, etwas verändern kann“.
Auf Nachfrage von Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… wurde verkündet, wenn das Buch großen Anklang finde, könne man sich vorstellen Ähnliches auch für andere Schulstufen zu produzieren. Außerdem kündiget die Ministerialrätin an, dass für den Vorlesetag im März des kommenden Jahres ein Buch geplant sei, für das auch Texte von Schüler:innen gesucht werden.
„Überall auf der Welt wirken sich Klimaschocks auf die Gesundheit und Entwicklung von Kindern, ihre Sicherheit und ihren Zugang zu lebenswichtigen Dienstleistungen aus. Die Welt tut einfach nicht genug, um Kinder zu schützen“, schreibt das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, Unicef, anlässlich der aktuell laufenden Klimakonferenz COP29 in Baku (Aserbaidschan). Unicef-Vertreter:innen setzen sich – wie andere – bei der Konferenz ein, dass die Bedürfnisse, Rechte und Perspektiven von Kindern in die Klimapolitik, Maßnahmen und Investitionen auf allen Ebenen einbezogen werden.
„Kinder haben ein weiteres Jahr extremer Hitze, verheerender Überschwemmungen und lebensbedrohlicher Dürren und Hurrikans erlebt. Sie tragen die geringste Verantwortung für diese Krisen, aber die größte Last der Folgen“, sagte Unicef-Exekutivdirektorin Catherine Russell. „Bei COP29 und durch die national festgelegten Beiträge müssen Regierungen die Kinderrechte priorisieren. Kinder müssen in die Lösungen einbezogen werden, und die globalen Führungskräfte müssen Gesundheitsversorgung, Bildung, Wasser- und Sanitärsysteme – Systeme, auf die Kinder angewiesen sind – widerstandsfähiger gegen die Auswirkungen des Klimawandels machen. Jetzt ist es an der Zeit zu handeln.“
Parteien des Pariser Abkommens haben sich darauf geeinigt, dass bei Klimaschutzmaßnahmen die Rechte von Kindern sowie die Generationengerechtigkeit respektiert, gefördert und berücksichtigt werden sollen. Der „General Comment Nr. 26“ (Allgemeine Kommentar Nr. 26) des UN-Ausschusses für die Rechte des Kindes bekräftigt ebenfalls, dass die Mitgliedstaaten Maßnahmen ergreifen müssen, um das Recht der Kinder auf eine saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt zu wahren.
Zugegeben, rosig schauen die Perspektiven gerade für Kinder und Jugendliche nicht aus. Klimakrise und Maßnahmen dagegen, die nicht immer auf allgemeine Zustimmung stoßen. Vieles von dem, das die Erd-Erhitzung stoppen oder gar rückgängig machen könnte, wird gar nicht erst ergriffen. Kriege, die näher rücken. Eskalationen in Konflikten, die weitere Kriege heraufbeschwören. Steigende Arbeitslosigkeit, Teuerung, die das Leben für viele immer unleistbarer werden lässt. Rassismus, Ausgrenzung. Erstwähler:innen-Aktionen, die auch viele ausschließen – Jugendliche, die (fast) ihr ganzes Leben in Österreich verbringen / verbracht haben und dennoch nicht mitstimmen dürfen, weil sie den „falschen“ oder gar keinen Pass haben…
Um der Ohnmacht ein bisschen etwas entgegen zu setzen, lud wienXtra am Nachmittag vor der aktuellen Nationalratswahl (September 2024) ins Kinder- und Jugend-Kino Cinemagic in der Urania am Donaukanal ein und zeigte den Film „Tomorrow – Die Welt ist voller Lösungen“. Der vor rund zehn Jahren in vielen Ecken und Enden der Welt gedrehte Kinofilm zeigt lokale und regionale Initiativen von Menschen, die in ihrem unmittelbaren Umfeld das eine oder andere zum Besseren ändern konnten.
Sogar in Großstädten gelang es engagierten Menschen so viele Lebensmittel anzupflanzen, dass sich viele davon ernähren können. Gesund und preiswert – und letztlich sogar ertragreicher als in industrieller Landwirtschaft.
Oder sogar im stark auf Erdöl setzenden Texas ist es gelungen über Einbeziehung von Bürgerinnen und Bürgern mehr Windräder zur Energie-Gewinnung aufzustellen als in anderen US-Bundesstaaten.
Mehr Platz für Radfahrer:innen und Fußgänger:innen statt neuer Straßen für Autos ließen im dänischen Kopenhagen den Anteil der umweltfreundlicheren Fortbewegungsarten stark steigen.
Zwei engagierte Menschen aus Indien stehen für zwei unterschiedliche Initiativen. Die Quantenphysikerin Vandana Shiva startete eine Initiative sowohl für mehr Biodiversität und ökologische Landwirtschaft als auch zur Stärkung von Frauen(rechten).
Elango Rangaswamy aus der Kaste der „Unberührbaren“ wurde zwei Mal zum Bürgermeister von Kutthambakkam gewählt, wo er einerseits die Armut bekämpfte und andererseits auch die Barrieren zwischen den Kasten durchbrach und nach der zweiten Amtszeit begann, Hunderte (künftige) Bürgermeister:innen mit diesen Modell-Ideen „anzustecken“.
Einige Beispiele, wo zufällig ausgeloste Bürger:innen neben gewählten Abgeordneten demokratische Prozesse ergänzen – wie es in Österreich etwa der Klimarat war -, finden sich in diesem Film ebenso wie die Stärkung nachhaltiger, sehr regionaler Wirtschaftskreisläufe durch eigene nur in diesen engen Grenzen geltenden Währungen.
Unter dem Titel „Get active“ bietet wienXtra in den Herbstferien Ende Oktober einige Workshops an, die ebenfalls engagierte Jugendliche stärken wollen/sollen bzw. wo sie Neues erkunden und entdecken können. Die eigenen Rechte kennen zu lernen und dazu Videos zu drehen, Auseinandersetzung mit Demokratie, Aktivitäten gegen Rassismus und für Zivilcourage bis hin zu vegan kochen lernen – die Palette der Angebote ist breit – Link in der Info-Box am Ende.
Nach dem Film, der spannend aber mit zwei Stunden doch recht lang war, harrten nur mehr wenige Jugendliche im Kino aus, um mit der Schüler:innen-Vertreterin Miriam Messinger, die auch im Wiener Jugendparlament aktiv ist und Alexander Arndt vom MiLa (Mitmach-Supermarkt) ins Gespräch zu kommen. Erstere gestand, vor zwei Jahren habe sie eher noch den Klimawandel geleugnet, heute engagiere sie sich an allen Ecken und Enden, vor allem, um Schule zu einem cool(er)en Lernort zu machen.
Neben Kinder- und Jugendparlament haben in Wien alle Kinder und Jugendlichen – unabhängig von der Staatsbürger:innenschaft – auch die Möglichkeit, Projekte für die Kinder- und Jugendmillion einzureichen. Und im zweiten Schritt über die eingereichten auch abzustimmen. Und bis 18. Oktober kannst du deine Ideen, Forderungen und Wünsche bei der Umfrage für die neuen Kinde- und Jugendstrategie einbringen – Link zu junges Wien ebenfalls in der Infobox am Ende des Beitrages.
Unabhängig von der wienXtra-Aktion tummelten sich am Samstag vor der Wahl im Bildungshaus Urania als Märchen- und Anime-Figuren verkleidete junge Menschen herum. Sie versammelten sich zu einem Treffen der Charity-Heroes: Ehrenamtlich besuchen sie im Normalfall vor allem kranke Kinder, die einmal die Schneekönigin, Spiderman oder wen auch immer treffen wollen. Und machen als „Held*innen für benachteiligte Kinder“ so auch zumindest für einige Menschen die Welt schon heute zu einem besseren Ort – Link in der Info-Box am Ende.
„Hoch mit dem Klimaschutz – runter mit der Hitze“ skandierten vor allem ganz junge Teilnehmer:innen an der Spitze des Demonstrationszuges. Beim ersten Teil der Losung sprangen sie in die Höhe, beim zweiten Teil gingen sie in die Hocke. Sie und rund 13.000 andere Menschen praktisch aller Altersstufen zogen Freitagnachmittag in Wien vom Schwarzenbergplatz über die Ringstraße bis zum Maria-Theresien-Platz zwischen Kunst- und Naturhistorischem Museum.
Unter dem Motto #EineWeltZuGewinnen hat Fridays for Future für Freitag zur Wiener Demo sowie zu solchen in Graz, Linz und Klagenfurt und für Salzburg am Samstag aufgerufen. In Wien organisierte das „Klimaprotestbündnis“ dem Demo gemeinsam mit Global 2000 und ATTAC. Gedruckte breite, große Transparente wurden ebenso in der Demonstration – dessen Vorbeizug mehr als ¼ Stunde (17 Minuten) dauerte – getragen wie viele handgeschriebene und -gemalte auf Karton. So manche kreative Losung war zu lesen, etwa „Sind die Äcker alle tot – wo wächst dann das täglich Brot?“ Auf einem anderen war das untere Drittel mit blauer Farbe angemalt – sozusagen Wasser, das recht hoch steigt – der Spruch dazu: Klima„Hysterie“ – LoL. Das bekannte Kürzel steht für „Laughing Out Loud“ (laut auflachend) bezog sich auf den Widerspruch, dass so manche Politiker:innen die Warnung vor der Klimakatastrophe als „Hysterie“ abtun – und andererseits erst vor wenigen Tagen die heftigen Regenfälle zu krassen, flächendeckenden Überschwemmungen u.a. in Niederösterreich geführt haben.
Übrigens Überschwemmungen: Bei der Abschluss-Kundgebung zwischen den Museen vor dem Denkmal Maria Theresias sprach unter anderem ein Feuerwehrmann aus St. Pölten (Niederösterreich). Er berichtete von den eigenen Einsätzen und davon, dass noch immer Tausende Kolleginnen und Kollegen dabei sind, Keller auszupumpen und bei Aufräumungsarbeiten nach der Hochwasserkatastrophe zu helfen sowie von der großen Solidarität der Nachbarschaftshilfe. Darüber hinaus aber haben viele Angst vor dem nächsten Mal, dass solche Naturkatastrophen, immer wieder als Jahrhundert-Hochwasser tituliert, alle paar Jahre passieren. Und da packe ihn die Wut, die Wut auf Politiker, die so tun und reden, als müsse nichts gegen die Klimakrise unternommen werden.
Üblicherweise kannst du beim Lesen eines Romans in eine der Figuren hineinschlüpfen, mit ihr mitfühlen. Manche Bücher (auch Filme oder Theaterstücke, Hörspiele…) ermöglichen dir den einen oder anderen Perspektivenwechsel. Der (Jugend-)Roman „Climate Action“ dreht sich wie zu vermuten um junge Klima-Aktivist:innen. Gerade angesichts der aktuellen Aktionen auf einigen Flughäfen nicht uninteressant;)
Geschrieben hat ihn Christian Linker, der immer wieder gesellschaftspolitischer Themen in Geschichten mit Jugendlichen in den Hauptrollen verpackt. Dieses Mal zieht er dich mitten ins Geschehen – nicht nur weil die nicht ganz 140 ersten Seiten spannend geschrieben sind, sondern weil er dich danach einlädt, ja fast zwingt, selber zu entscheiden, wo du weiterliest und damit zu welchem von insgesamt acht möglichen Enden du kommst.
Und der Roman zieht dich sozusagen in zwei der Figuren hinein. Zunächst einmal in die eines namenlosen jugendlichen Menschen in der Straßenbahn. Zwei Kontrollore fragen nach den Fahrkarten, dein Blick fällt auf ein Mädchen, bleibt aus welchem Grund auch immer, an ihr haften. Sie steigt aus, rempelt dich an. Und erst später merkst du, dass sie dir etwas in deine Tasche gesteckt hat – ein Buch.
Zu Hause merkst du, es handelt sich um ein Tagebuch. Irgendwann verrät sie darin ihren Namen – Pauline. Die schreibt darin, dass sie gemeinsam mit ihrem Klassenkollegen Sadiq ein Referat zu Kima-Wandel und Aktionismus vorbereitet. Dass die Frage auftaucht, reicht darüber reden? Die beiden – und bald noch mit Vic eine dritte im Bunde planen Aktionen, führen sie durch. Erst Luft aus Autoreifen auslassen, dann vor allem gegen Billigstklamotten, die großteils von Kindern in Südostasien genäht werden…
Die geschilderten Aktionen werden zunehmend heftiger. Und nun hast du sozusagen Beweise für die bisher anonyme Gruppe unter dem Namen „Too hot“ (zu heiß) in der Hand. Was machst du damit? Gehst du zur Polizei und gibst das Beweismittel ab. Oder rufst du die Handynummer, die da steht an? Redest Pauline ins Gewissen? Oder machst du gar bei künftigen Aktionen mit?
Der Autor drängt dich durch die spannend geschriebene Geschichte dir schon auf den ersten 138 Seiten hin und wieder zu überlegen, wie würdest du an Stelle – vor allem von Pauline – handeln. Ab dann aber wirst du förmlich getrieben zu entscheiden, wo du weiterliest. Mit Ausnahme der Variante, Polizei und Tagebuch abgeben, bei der du nach drei Seiten am Ende angelangt bist, führen dich alle anderen Möglichkeiten immer wieder zu neuen Weggabelungen. Je nachdem was du tun würdest landest du bei einem und noch einem weiteren und vielleicht noch mehreren anderen Abschnitten. Immer wieder den einen oder anderen Cliffhanger eingebaut, um dich neugierig zu machen.
Ziemlich verwirrend wäre es, wenn du die fast 150 Seiten der 47 Abschnitte nach der Grundgeschichte in einem Zug durchlesen würdest. Aber natürlich ist’s auch nicht unspannend, immer wieder zurückzublättern und einen neuen möglichen Weg zu gehen, pardon zu lesen. Und so vielleicht auch – abseits der von Linke ausgedachten „Too hot“-Initiative zu reflektieren, wie du zu ganz echten Klimaaktivistischen Aktionen stehst.
Höchstens drei Finger passten durch die Öffnung des MUAC-Bandes. Und das schockt dann recht heftig. Wenn der Oberarm eines Kinds auch nicht dicker ist als drei Finger von Jugendlichen, bei Erwachsenen mitunter sogar nur von zwei Fingern, dann ist ein Kind (1/2 bis 5 Jahre) schwer mangel-, also unterernährt. Die Abkürzung steht für Mid-Upper Arm Cicumference (Mittlerer-Oberarm-Umfang). Und ist der erste/einfachste Hinweis für Mitarbeiter:innen von „Ärzte ohne Grenzen“, ob ein Kind unter Mangelernährung leidet. Das Band ist dann – bis höchstens 116 Millimeter (also allerhöchstens 11,6 Zentimeter) – im roten Bereich.
Über Hunger und Mangelernährung einerseits, wo beide am häufigsten in der Welt aktuell auftreten und diesen eingangs beschriebenen Test informierten Rafael, Stefan und Fırat im Festsaal der privaten Handelsakademie Hamerlingplatz (Wien-Josefstadt, 8. Bezirk) am letzten Februartag (Schaltjahr 2024). Es war dies einer von fünf informativen Ständen, die Schüler:innen der 1SBK (S für den Zweig Social Business hier an der VBS – Vienna Business School). Alle Jugendlichen dieser Klasse hatten sich für ein gemeinsames Projekt zu „Ärzte ohne Grenzen“ entschieden, in Gruppen aufgeteilt – „wie wir gut zusammenarbeiten konnten“, wie eine Schülerin Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr erklärt. Neben dem Ist-zustand in Sachen Ernährungskrise, Frauengesundheit, Flucht & Krieg, Medikamenten-Zugang und Naturkatastrophen & Klimakrise stand natürlich im Zentrum auch, wie und wodurch diese weltweit agierende NGO (Nicht-Regierungs-Organisation) vor Ort helfen kann und es auch tut.
Die genannten Gruppen hatten sich zwei Wochen lang im Unterricht – mit jeweils zwei Wochenstunden – vorbereitet, recherchiert, Präsentationen zusammengeschrieben und Plakate gestaltet. Verteilt über den Schultag kamen die Schüler:innen der anderen Klassen und informierten sich an den Ständen zu den genannten Themen.
Immer wieder holten die Jugendlichen dabei in „Vergessenheit“ geratene Katstrophen-Einsatzgebiete in Erinnerung. Dass in Syrien bereits ununterbrochen seit 2011 Krieg herrscht, kommt in Medien kaum mehr vor. Aber auch dies sind Einsatzgebiete für „Ärzte ohne Grenzen“ ebenso wie aktuell viel bekanntere kriegs- und Flucht-Schauplätze. Samanour, Lara und Meltem weisen aber auch darauf hin, dass von derzeit weltweit rund 100 Millionen Menschen, die aus ihrer unmittelbaren Heimat flüchten müssen, etwa 60 Prozent Zuflucht in anderen Gegenden ihres Landes suchen und finden.
Asa, Sandro, Fatima und Alina haben sich Naturkatastrophen und Klimakrisen gewidmet. Und auch da kommen neben den durch das große Erdbeben vor knapp mehr als einem Jahr bekannten Gegenden in der Türkei und Syrien so manche Regionen der Welt – und damit Tausende Menschen – in der Präsentation vor, die von der Weltöffentlichkeit kaum wahrgenommen werden – etwa das Erdbeben in der Provinz Herat in Afghanistan vor nicht einmal einem halben Jahr.
Wo und wie Ärzte ohne Grenzen dafür sorgt, dass Medikamente zu Menschen kommen, die vor Ort keine haben, das haben Anabella, Samantha, Jan, Sara und Leonardo recherchiert – und präsentiert. Vor ihnen auf dem Tisch lagen weiße Papiersackerln. Die Besucher:innen können daran riechen und versuchen draufzukommen, welche Kräuter sich da drinnen befinden – die oft Basis für helfende Tees sein können. Aktionistische Stationen, die mit ihrem jeweiligen Schwerpunktthema zu tun haben, ließen sich auch die anderen Teams einfallen. So durfte im Vorraum zum Festsaal eine Wasserschüssel mit Sand und Spülmittel verunreinigt werden – als Symbol dafür, dass in Katastrophengebieten die Menschen oft kein sauberes (Trink-)Wasser haben – Videos von drei der Action-Stationen in diesem Beitrag verlinkt.
Dass Frauen noch immer auch in der medizinischen Forschung zu wenig berücksichtigt werden, war der Ausgangspunkt für Lara A., Arthur, Selin und Elisabeth, sich dem Thema Frauengesundheit und wie und was Ärzte ohne Grenzen in ihren Einsatzgebieten sehr wohl berücksichtigen, zu widmen. Die symbolische Aktion hier: eine Baby-Puppe sowie ein Stück Stoff. Wie aus dem eine Windel gebunden wird, zeigte Arthur für die Kamera vor – siehe Video.
Neben den Informationen und Aktions-Ständen hatten die Jugendlichen der 1SBK der VBS-Hamerlingplatz für die Besucher:innen aber noch eine weitere interaktive Station vorbereitet. Unter dem Titel Ideenfabrik wurden alle eingeladen, auf Zettel, Vorschläge, Ideen und Gedanken aufzuschreiben, wie Frieden gesichert/geschaffen werden könnte. Die entsprechende Tafel wurde dicht gefüllt. Alisha, Enobong und Hana hatten das auf ihre Zettel geschrieben: „Helfen wo es geht“, „Love your neighbour as you love yourself“ (Liebe deine Nachbarn wie dich selbst) sowie „Durch Kommunizieren und verstehen“.
Rund zwei Wochen nach dem Informations-Aktionstag wurde Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… informiert, dass in einer Spendenbox an diesem Tag insgesamt 854 Euro und 37 Cent gelandet sind, die nun an „Ärzte ohne Grenzen“ übergeben werden.
Break-silence-aerzte-ohne-grenzen-macht-schule
Befinden wir uns in einer Wohnung? Georg kocht gerade Schwammerl-Erdäpfel-Gulasch. Oder doch eher in einem Labor? Viele kleine Pilzkulturen in mehreren Behältern auf einem Regal im Hintergrund, dazu Blumentöpfe, die auch eher nach Zuchtpflanzen wirken, Metallfolien, Wannen, Kübel, verschiedenfärbige Lichter, mehrere Monitore. Gut, die spielen nur – nach Sprachbefehl – Nachrichten ab; von einer KI-geführten Landwirtschaft, von einem bevorstehenden Prozess gegen einen Autofahrer, der eine Klima-Kleberin totgefahren hat, von geklonten Menschen in China…
Miranda kommt abgespannt von der Arbeit nach Hause. Schiebt den vorbereiteten Teller weg, klappt den Laptop auf, um nur noch schnell eine eMail schreiben zu müssen, und bittet ihren Lebenspartner genervt, diese grauslichen Nachrichten abzudrehen. Sie hatte ohnehin einen stressigen Tag, arge Verhandlung als Staatsanwältin und dann wurde ihr noch ausgerechnet der oben genannte Prozess entzogen, um ihn eher einem alten männlichen Staatsanwalt zu überantworten…
Dies ist das Ausgangsszene für „D.A.R.K. – Das All im Reiskocher“. Dies ist ein schräges, satirisches Stück rund um Klimakrise, Künstliche Intelligenz und mögliche dystopische Zukunftsszenarien der Welt, viel mehr der möglichen Vernichtung der Menschheit. Gespielt wird es nun – bis 13. Februar 2024 – im Zirkus des Wissens in Linz. Auf dem Gelände der JKU (Johannes Kepler Universität) spielt sich in diesem umgebauten ehemaligen Stadel ein Mix aus Kunst und Wissenschaft ab, meist in theatraler Form.
Georg (Max J. Modl) nennt irgendwann am Beginn als aktuelles Datum 24. August 2026. Dabei bleibt es im Lauf des Stückes nicht – wir hören als weitest in der Zukunft liegendes Datum das Jahr 2120. Was Miranda (Julia Frisch) schon ziemlich anzweifelt, ist sie doch 1995 geboren, wäre dann also 125 Jahre alt/jung (?). Und wir hören Stimmen aus dem Reiskocher. Aber nicht dieser spricht, sondern „Das All“, das sich zweitweise dort niedergelassen hat, aber auch schon mal aus Mirandas Tasche, dem Kühlschrank oder wo auch immer her ihre Sprüche loslässt (Eszter Hollosi – live in jeder Aufführung und nicht voraufgenommen eingespielt).
Achja, Georg ist Forscher an Pilzkulturen (die höchst interessante, liebevoll bis ins kleinste Detail gestaltete Ausstattung stammt von Nora Scheidl). Am Tag mit dem das Geschehen beginnt, hat er eine spezielle Kreuzung erfolgreich gezüchtet, die er für DIE Abhilfe gegen den Klimawandel hält…
Dieser ist zentrales Thema der knapp 1 ¼ Stunden – aber immer wieder in einer fast kabarettistisch-paradoxen Variante – Details seien nicht gespoilert (Text und Regie: Michael Scheidl). So viel aber schon, dass zwecks Überleben der Menschheit die KI, die mehr oder minder die Macht übernommen hat, der (Selbst-)Zerstörung ein Ende setzen, oder sie wenigstens beschränken will und dafür eine eigene Sorte „Homo Utilis“ gezüchtet hat – ein solches Exemplar tauch auf (Eric Lingens). Und bringt das Leben des Paares noch mehr durcheinander als es ohnehin schon angesichts des Streits darum, Kinder in die Welt zu setzen oder nicht, der Fall ist.
Schon verraten wird hier: Neben dem Schauspiel im durchaus skurrilen Ambiente runden noch Musik und Klang (Komposition: Martin Kaltenbrunner, Klangskulptur: Michael Kramer) und Visuals im „großen Fenster“ nach draußen (Max Scheidl) „D.A.R.K.“ ab – ein Stück, das so gebaut ist, dass es keine Antworten geben will, sondern definitiv Fragen und Beschäftigung damit richtiggehend anstößt.
Die Eltern finden es gar nicht so toll, dass die Hauptfigur in diesem Bilderbuch sich mit dem Kind aus dem Nachbarhaus anfreunden. Mika heißt dieses Kind. Die Eltern des namenlos bleibenden Vögelchens aber können nur ihre Köpfe schütteln. „Naja, das ist eben ein Mensch!“
Und das mit den Menschen sei „so eine Sache“, sie seine jung auf der Erde, was Vögelchen kommentiert: „Naja, nur dass sie jung sind, spricht doch nicht gegen sie, oder?“
Aber was die alles aufführen, verbauen Wiesen, holzen Wälder ab. Fast jede Idee, die sie hatten und haben zerstört Natur, Lebensraum von Tieren… – in „Aaah, diese Menschen! – Und wie sie mit ihren Ideen fast alles versaut hätten…“ von Miro Poferl, die sich die Geschichte sowohl ausgedacht als auch getextet UND illustriert hat.
Vögelchen versteht, ist aber trotzdem traurig, Mika scheint doch so nett zu sein. UND das Kind hat auch viele Ideen – die in eine ganz andere Richtung gehen – Blumen und andere Pflanzen setzen. Andere folgen und pflanzen Bäume… worauf die Eltern zwitschern: „Du, da tut sich gerade was – die kriegen ja glatt noch die Kurve“ und den eigenen Nachwuchs bitten, doch das befreundete Menschenkind kennenlernen zu wollen.
Dieses Bilderbuch vermittelt – und das ganz und gar nicht belehrend – das wohl drängendste Problem, vor dem die Menschheit steht. Klimawandel, vielmehr -krise – das weltweit insgesamt drängendste Problem. Für die Erde? Ja und Nein, auch wenn die Menschheit den Planeten krass zerstört, wenn es kein Umdenken und vielmehr -handeln gibt, werden die Menschen viele Tier- und Pflanzenarten vernichten und sich selbst ausrotten. Die Natur wird sich danach erholen und sehr wohl überleben.
Wobei das mit der Hoffnung auf Änderung, weltverträglichem Verhalten der Menschheit so eine Sache ist. Schon vor fast 90 Jahren hat der jung im Konzentrationslager Buchenwald an Typhus verstorbene scharf analysierende und formulierende Schriftsteller Jura Soyfer in „Der Weltuntergang oder die Welt steht auf kein‘ Fall mehr lang“ bei einer Zusammenkunft unseres Planetensystems mit der Sonne geschrieben, das Problem der Erde sei, dass sie Menschen hat. (Übrigens ab 12. September 2023 im Theater Arche in Wien-Mariahilf.)
Und im „Lied des einfachen Menschen“ schrieb Soyfer: „Wir sind das schlecht entworf’ne Skizzenbild/ Des Menschen, den es erst zu zeichnen gilt…“
Die 86. Konferenz ist ergebnislos zu Ende gegangen, viel Papier. Wichtiges Papier. Das muss aufgehoben werden. Per Rohrpost landen die Unterlagen im Keller, wo ein, nein das wichtigste Archiv untergebracht ist. Die drei Archivar:innen haben es eigentlich satt. Wofür müssen sie das zu Papier gebrachte Geschwätz sortieren und aufheben, wenn die Politiker:innen, die sich zu den Konferenzen treffen, ohnehin nichts am Zustand der Welt zum Besseren verändern.
In diesem Setting beginnt die aktualisierte Fassung von „Die Konferenz der Tiere“ im Linzer Theater des Kindes, die am Vormittag des zweiten Schäxpir-Festivaltages umjubelte Premiere feierte. Frei nach – und erschreckend sehr ähnlich Erich Kästners Klassiker aus dem Jahre 1949. Damals ging’s – wenige Jahre nach dem 2. Weltkrieg – um Frieden. Denn trotz der schrecklichen Erfahrungen gab’s weiter in verschiedenen Ecken und Enden der Welt Kriege sowie einen enormen Rüstungswettlauf. Kästners „Trick“: Die Tiere der Welt berufen eine eigene Konferenz ein, richten Forderungen an die Menschheit. Und weil die nicht draufeingeht, verkriechen sich alle Kinder der Welt. Erst dann …
„Natür“lich geht’s heute neben Krieg ebenso um die Zerstörung der Umwelt und die Abschaffung von (Kinder-)Armut. Am Plott selber, ja sogar an vielen Textpassagen musste nicht sehr viel geändert werden. Was die Inszenierung in Linz – Regie & Raumkonzept: Henry Mason – so spannend macht sind vor allem die „Figuren“, Kulissen, Objekte bis ins kleinste Detail von Rebekah Wild und das blitzschnell sich verwandelnde Schauspiel von Simone Neumayr, David Baldessari (der auch die Musik beisteuert) und Katharina Schraml in den Kostümen von Anna Katharina Jaritz.
Da wird ein aufgeklappter alter Aktenordner zu den Ohren der Elefantin Oli, zwei Hälften eines alten Telefonhörers zu Ohren der Giraffe Yuki und ein zackig gefalteter Maßstab eine Löwenmähne, auch wenn diese sich Luana, eine Löwin aufsetzt 😉 Rebekah Wild hat so fast unendlich viele Details in das Archiv-Ambiente eingebaut, dass wahrscheinlich fünf Besuche der Vorstellung nicht ausreichen würden, um die zauberhaften fantasievollen tierischen und anderen Anspielungen alle entdeckt zu haben. Ein Locher wird Frosch, eine Klebeband-halterung mit Abriss-Vorrichtung zur Schnecke, die über ein schmales ausgezogenes Maßband kriecht, der Vogel Strauß steckt seinen Spagatknäuel-Kopf in den Mistkübel und lässt einen Staubwedel als Schwanzfedern in die Höhe recken…
In die Anreisen der Tiere bauen die Schauspieler:innen Aktuelles in ihre Texte ein – aus Umweltgründen eher nicht mit dem Flugzeug, lieber mit einem Wal. Klarerweise schrumpft der Eisberg, mit dem der Eisbär anschwimmt – seine Rettung erfolgt mit einem fliegenden Teppich.
Und wie bei Kästner erwecken die Forderungen der Tiere bei den Menschen wenig Eindruck, nicht einmal als die Motten die Uniformen der Konferenzteilnehmer:innen und Militärs auffressen. „Wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut“ – diesen Spruch der Fridays For Future-Bewegen borgt sich das Theater des Kindes aus – doch selbst das lauteste Rufen, Schreien, Kreischen der Kinder im Publikum lässt die Menschen-Konferenz’ler:innen nicht umdenken. Also doch der letzte Ausweg à la Erich Kästner: Alle Kinder verschwinden. Immerhin ist sogar Weltpräsident Ärgerhuber, pardon Zornmüller, Vater…
Wird es noch einmal 74 dauern, bis die Menschheit notwenigem Umdenken auch entsprechendes Handeln folgen lässt? So viel Zeit ist nicht mehr!
Übrigens praktisch zeitgleich mit dieser Version von „Die Konferenz der Tiere“ im Linzer Theater des Kindes blockierten Klimaaktivist:innen in Tirol die Brenner-Autobahn!
Compliance-Hinweise: Das Festival Schäxpir hat Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… für die ersten vier Tage dieses Theaterfestivals für junges Publikum nach Linz eingeladen.
Grünlich-bläuliche Bubbles bewegen sich im Hintergrund über die Leinwand. Meist wandern abstrakte Muster, hin und wieder re-mixed mit konkreten Fotos, selten auch mit Wörtern über die grafisch-künstlerisch von Experimentalfilmer Erich Heyduck gestaltete Video-Kulisse hinter der Schauspielerin und dem Musiker.
Letzterer liefert Musik, Sound, Geräusche aus einem Live-Studio unterschiedlichster Tasten-Instrumente und Regler. Hin und wieder greift Georg O. Luksch zu einer „Pipe“, einem ein wenig klobig wirkenden Blasinstrument samt Knöpfen zu elektronischen Verzerrungen. Mit seinem analogen, elektronischen Tonstudio fast in Form eines Cockpits schafft er durchgängig die akustische Atmosphäre für „Kassandra 4D“, das er gemeinsam mit Rita Luksch entwickelt hat und nun live performt. Die Schauspielerin lässt Texte lebendig werden, schlüpft in die Rolle der mythologischen Titelheldin, switcht mühelos über rund viereinhalb Jahrtausende – mit verbalen Ausflügen Millionen Jahre zurück.
Und lässt – wie natürlich viele neuzeitliche „Kassandra“-Bearbeitungen seit Jahrzehnten – aktuelle Themen mitschwingen. War’s bei der DDR-Schriftstellerin Christa Wolf nicht zuletzt „die Mauer“, die Troja angeblich schützen sollte, so finden wir in der Quadrophonie-Version bald nach Beginn folgende Sätze: „Jedenfalls Priamos, unser Herrscher, König von Troja, mein Vater – doch er hat sich verschlossen vor meinen Warnungen. Will nichts hören von der Gefahr, die uns bedroht, uns auszulöschen droht! Ihr schließt euch ängstlich ein, die Mauer um unsere Stadt wird größer und größer, die Gräben tiefer und tiefer zwischen den Völkern. Die Fremden auf der einen Seite und wir auf der anderen. Griechen gegen Trojaner. Habt ihr das gewollt?“
Zwischendurch lädt Rita Luksch einmal das Publikum ein, sich von den Sitzen zu erheben und zum Fest des Apollon mit ihr als neuer Priesterin zu tanzen. Das ist allerdings eher ein Tanz auf dem Vulkan oder der Titanic, haben wir doch schon davor von der Kassandra – in Vergangenheit und Gegenwart – düstere Vorhersagen erfahren; keine esoterischen durch Blicke in Glaskugeln oder via gelegter Karten usw., sondern „einfach“ aus der messerscharfen Analyse der Ereignisse. Die im einen Fall durch Machtgier zu unzähligen Todesopfern im Krieg zwischen Griechen und Trojanern führten und im anderen, im heutigen Fall zum möglichen Untergang der ganzen Menschheit.
Wobei zu letzterem kommen die heftigeren Fakten erst im Teil nach dem Tanz. Aber sie sind natürlich schon zuvor gegenwärtig. Die von Menschen angerichtete Klimakrise ist wohl mittlerweile jeder und jedem in irgendeiner Weise zumindest nicht entgangen. Auch wenn Rita Luksch vor allem gegen Ende vielleicht manch weniger bekannte Fakten – u.a. solche, die möglicherweise gerade noch Abhilfe schaffen könnten – rezitiert, wirkt das letzte Viertel doch zu sehr nach lehrhaftem Vortrag. Natürlich alles wichtig und richtig.
Eine Passage daraus: „Wenn wir Konsument*innen die Empfehlung der Österreichischen Gesellschaft für Ernährung beachten und statt pro Person 60 Kilo Fleisch im Jahr nur die empfohlenen 19 Kilo verzehren, reduzieren wir unseren Fleischkonsum um zwei Drittel, so braucht es in Österreich 64 Millionen weniger Nutztiere. Damit werden große Flächen für eine Umstellung auf Biolandbau oder zur Aufforstung frei. So würden im Ernährungsbereich 28 Prozent der Treibhausgase eingespart.“
Es gäbe sicher noch viel mehr solcher Fakten, aber das bisschen Overkill, wirkt, als hätte das Duo gar nicht an die Kraft der eigenen zuvor so konzentrierten und doch ent-dichteten, der poetisch-atmosphärischen, Performance geglaubt, die das Publikum sinnlich in diesen Wahnsinn der Ignoranz gegenüber analytischen bzw. wissenschaftlichen Warnungen mitnimmt.
Das kongeniale Zusammenspiel von Musik bzw. Geräuschen, die zeitweise voll durch den Raum wabbern, und der Schauspielerin, die übrigens fallweise auch mit auf einer runden Rahmentrommeln und darauf „tröpfeln lassenden“ Beluga-Linsen musiziert sowie dem auf die Szenen abgestimmten Experimentalvideo nimmt mit auf eine Reise, die zwischen Faszination und kaltem Schauer pendelt. So schön und doch so arg, wie die große Mehrheit oder gar wir alle sehenden Auges ins Verderben rennen, das die blinde Seherin voraussagt.
War’s, weil es sich bei Kassandra um eine Frau handelt(e), dass die Herrscher ihr nicht glaubten? Das war wohl (mit) ein Grund, aber nicht der alleinige. Warnungen auch vieler männlicher Wissenschafter, die seit Jahrzehnten auf Folgen von Ressourcen-Vernichtung und Erwärmung der Erdatmosphäre hinweisen – wir wissen, was mit ihnen passiert (ist).
Premiere, bei der vielleicht trotz wunderbaren Zusammenspiels der Schauspielerin und des Musikers vielleicht der eine oder andere Blickkontakt oder körperliches Zusammenspiel noch besser gewesen wäre, war in der ersten Mai-Woche im Gleis 21, einem Veranstaltungsraum im gemeinschaftlichen (Wohn-)Projekthaus im neuen Sonnwendviertel beim Wiener Hauptbahnhof. Dort wird noch zwei Mal im Juni und dann im September gespielt, einmal auch im niederösterreichischen Wilhelmsburg – siehe Info-Box.
Tiefblauer Tanzboden, himmelblaue Anzüge der Musiker sowie der Schauspieler:innen und auf dem Boden durchsichtig flüssige kreisrunde große und kleinere Klekse. Wasser kann’s nicht sein, dafür wirken sie zu wenig flach, eher zähflüssig. Kleister? Als Anspielung auf Klimakleber? Nein, es ist Gleitmittel (kübelweise bei Landwirtschaftszubehör gekauft) erklärt eine der Protagonist:innen später in der Performance „In Arbeit“ des E3 Ensembles in einem eigens in die White Box im Wiener Off Theater nochmals reingebauten Zelt-Bühne – mit zwei großen Ventilatoren als Windmaschinen (Bühne: Sebastian Spielvogel).
Zu Livemusik auf zwei E-Gitarren und einem eBass (Dominik Essletzbichler, Daniel Neuhauser, Tobias Pöcksteiner) führen sich die vier Schauspieler:innen Isabella Jeschke, Rinu Juniku, Leon Lembert und Gerald Walsberger wie in vielen der E3-Ensemble-Stücken ärgstens auf, mit vollem körperlichen Einsatz treten sie in die Gleitmittel-Klekse, hinterlassen Spuren, Fußabdrücke, rutschen, schlittern über die Bühne. Lösen Schrecksekunden beim Publikum – und vielleicht hin und wieder auch bei sich selbst aus, ob da niemand zu Schaden kommt.
Reihum thematisieren sie die großen Probleme und Herausforderungen der Klimakrise und die scheinbar kleinen, wie jede und jeder etwas dagegen unternehmen könnte, die Erwärmung der Atmosphäre zu stoppen oder geringer ausfallen zu lassen – und dies fast durchgängig in einer Kombination aus der erforderlichen Ernsthaftigkeit mit einem Schuss Humor, Sarkasmus, Ironie und Witz. Loben sich selbst dafür, Müll richtig zu trennen oder Bewegungsmelder im Haus organisiert zu haben, damit das Ganglicht nicht immer brennt. Finden Ausreden, warum sie dies, das oder jenes nicht können oder wollen – eine künstlerisch überhöhte Aneinanderreihung von Ausreden.
Und trotz des Ernstes schafft es das Ensemble ähnlich dem aktionstheater ensemble, das die Stücke auch immer im Kollektiv erarbeitet, allgemein politisch und gesellschaftliches stets in sogenannten kleinen Alltagserlebnissen und -begebenheiten konkret aufs Persönliche herunterzubrechen und diese beiden Ebenen sinnlich-spielerisch zu verknüpfen. Und trotz der Ensembleleistung sowohl der Schauspieler:innen als auch der Live-Musiker muss in diesem Fall wohl einer namentlich hervorgehoben werden: Gerald Walsberger, der die unterschiedlichsten Tiere, auch Dinosaurier-Arten in Gang und Körperbewegungen leibhaftig vor den Augen der Zuschauer:innen über die Bühne trampeln, springen, trippeln lässt.
Die Saurier sind längst ausgestorben, die Menschen als die angebliche intelligentesten Wesen, die je auf dem Planet Erde leb(t)en, sind dabei sich selbst auszurotten und in dem Zusammenhang fällt mehrmals der Satz: „Ich hoffe, wenn wir aussterben, bin ich schon davor tot!“
Mit „In Arbeit“ feiert das E 3 Ensemble – rund um seinen dreiköpfigen Kern (Isabella Jeschke, Gerald Walsberger und Sebastian Spielvogel) – den zehnten Geburtstag. In den bisherigen 14 Produktionen wirkten insgesamt mehr als fünf Dutzend weitere Künstler:innen mit, die nicht nur als Gäst:innen spielten, sondern das jeweilige Stück auch kollektiv mitentwickelt haben.
Schon im Hintergrund eine Art Schnürl-Vorhang – aus lauter aneinander geknüpften Plastikflaschen und an einem seitlichen Bühnenrand stehende aufblasbare Sitzmöbel deuten das Problem an, um das sich „Es zieht!“ drehen wird. 14 Kinder und junge Jugendliche bespielen – eingebettet in eine Geschichte rund um eine Party – das Thema Plastik(müll).
Die jungen Darsteller:innen haben mit ihrer Regisseurin die ganze Saison in einer der vier Theaterwild:Werkstätten – wie die anderen drei – das Stück gemeinsam erarbeitet. In dieser Werkstatt namens „Wildwuchs“ haben sie sogar für das Bühnenbild und die Requisiten gesammelt – die Flaschen – im Laufe der rund 50 Minuten werden fast Unmengen von solchen auf die Bühne rollen und fallen.
Auswirkungen dieser Vermüllung auf die Welt(meere) spielen sie in verschiedenen Szenen, die – durch Blacks getrennt – ins Party-Spiel eingebaut sind. So schwimmen die meisten der jungen Theaterleute als Fische über die Bühne und beißen sich an Plastikstücken – von anderen gespielt – tot.
Aber auch die Party selbst – mit Freund- und Feindschafften, dem Auftreten unterschiedlichster Typ:innen – einer Hilfsbereiten ebenso wie zweier reicher Schwestern, die allen zeigen wollen, was sie sich alles leisten und sozusagen auch die Welt kaufen könnten – hat einen bitterbös-sarkastisch-witzigen Höhepunkt: Eine der Gäst:innen bietet Luft in Sprayflaschen an, dafür gibt’s kein Trinkwasser mehr und das regionale Bio-Buffet bleibt praktisch unangetastet.
Trotz der Schwere der Themen ist „Es zieht!“ – der Titel klärt sich erst am Ende und soll hier natürlich nicht verraten werden – wird das Stück recht witzig werden – Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… durfte eine der letzten schon durchgängigen Proben sehen, weil zur Aufführungszeit nicht anwesend. Für den Humor sorgen einerseits der Spielwitz der jungen Darsteller:innen als auch die überspitzt präsentierten zugespitzten Auswirkungen menschlichen Handelns auf die Erde, von der es keinen Ersatz also keinen Planeten B gibt. Dass sich das Publikum aber nicht nur gedanklich damit auseinandersetzen soll, dafür sorgt ein aktionistisches Ende – das natürlich nicht gespoilert werden soll.
Auch die anderen drei Theaterwild:Werkstätten im Theaterhaus für junges Publikum haben sich intensiv mit der Klimakrise auf Menschen und Natur auseinandergesetzt. Die szenischen Ergebnisse der monatelangen Workshops sind nun beim Festival – bis 12. Mai 2023 (manche aber nur bis 6. bzw. 9. Mai) zu erleben – siehe Info-Box.
„Warum müssen wir uns hier hinstellen und demonstrieren!?“, stellte Anna, eine der Redner:innen – (fast) allesamt Jugendliche oder ganz junge Erwachsene – rhetorisch die Frage an Demonstrierende und Passant:innen auf dem Wiener Christan-Broda-Platz – schräg gegenüber dem Westbahnhof. Unter dem Hashtag Change fort he Youth und mit dem entsprechenden Kürzel CFY (Veränderung für die Jugend) haben sich in den vergangenen Wochen junge Leute zusammengefunden, die zu „mental health“ mehr wollen und fordern als darüber reden und einige Therapie-Einheiten für viel zu wenige Betroffene locker zu machen.
Zehntausende Jugendliche leiden an den Folgen der Pandemie mit ihrer über mehr als zwei Jahre immer wieder für Wochen und Monate aufgezwungenen Blockade analoger, realer sozialer Kontakte einerseits und oberndrein durch die Umweltkrise andererseits ausgelösten Zukunftsängsten und Perspektivlosigkeit. Leiden im Sinne auch manifester Depressionen bis Suizidgefährdungen.
Die schon eingangs genannte Rednerin – Auszüge in einem der beiden Videos – berichtete zu Beginn ihres Beitrags von einer Bekannten, die das Gesundheitssystem „fallen gelassen hat. An diesem Tag hab ich mich entschieden, nicht mehr leise zu klagen, sondern aktiv etwas dazu beizutragen, unserer Stimme Gehör zu verschaffen.“
Von dem LKW auf dem genannten Platz aus sprach auch Dr.in Monika Stark, psychotherapeutische Ärztin in Brunn am Gebirge (NÖ) und schilderte, dass sie genauso viele jugendliche Patient:innen mit Depressionen wie mit Grippesymptomen habe. Die Regierung hefte sich das Projekt „Gesund aus der Krise“ für das sie 30 Millionen Euro zur Verfügung stellt(e). Die reichen allerdings nur, damit rund 11.000 Jugendliche Therapien in Anspruch nehmen könnten, die Zahl der Betroffenen liege allerdings bei rund 700.000. Gleichzeitig bewunderte die Ärztin die Aktion der jugendlichen Initiator:innen dafür, dass sie sich selbst aus der Krise rausgerissen und aktiv geworden, also ins Handeln gekommen sind.
„Das System macht krank“ stand auf einem der wenigen handschriftlichen Plakate, die den massiven Regen überlebt hatten. Getragen auf dem anschließenden Demonstrationszug (bis zum Platz der Menschenrechte neben dem MuseumsQuartier) durch die Mariahilfer Straße von Anisha. Zu ihrer Losung sei sie gekommen, weil es viel zu wenige Therapieplätze gibt. Und weil das Problem viel zu wenig angesprochen wird. Sie selbst „war das Schlimmste damals, dass ich die Motivation für alles verloren habe und irgendwie nichts mehr wollte“, wie sie Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… schilderte. Auf die Frage, wie sie aus diesem Loch wieder rausgekommen sei, sagte die 14-Jährige: „Als die Schule wieder geöffnet war – und meine Mutter hat mich auch zum Rausgehen gedrängt.“
„Es gibt nicht nur zu wenige Therapieplätze, die müssten auch kostenlos sein“, erklärt die Ärztin noch dem Reporter, „denn auf Krankenschien, da müssen die Betroffenen erst recht wieder ungefähr die Hälfte der Kosten selber tragen und damit kommen Kinder von Menschen mit sehr wenig Geld gar nicht in den Genuss von Therapiestunden.
Vierundachtzig (84) – hat sich als DIE Zahl für Dystopien etabliert. Weil George Orwell seinen Roman „1984“ über einen auf totale Überwachung und schönfärberische Umbenennungen basierenden Staat 1948 fertig geschrieben hatte, verwendete er den Zahlendreher für seinen Titel. Vor knapp einem Jahrzehnt veröffentlichte Jostein Gaarder (bekannt nicht zuletzt von „Sofies Welt“) „2084 – Noras Welt“, das er in einem Interview mit dem hier schreibenden Journalisten und zwei jugendlichen Schnupperschülerinnen „nicht meine bestes, aber mein wichtigstes Buch“ nannte. Klimawandel, dystopische Vorstellungen vernichteter Natur und ein Brief aus der Zukunft an die vor zehn Jahren lebende Urenkelin Nora, um aufzurütteln – Link zu diesem Artikel am Ende dieses Beitrages.
Nun switchen wir mit „Theater Ansicht“ ins Jahr 4084 zur Performance „Coming Soon“. In den Ottakringer SoHo-Studios (Details siehe Info-Block) spielen, singen und tanzen zwei Darsteller:innen in goldenen großen „Babystramplern“ (Christoph-Lukas Hagenauer und Johanna Ludwig) und in der selben Farbe geschminkt zwischen künstlerischen Ausstellungsobjekten und Bildern von archäologischen Ausgrabungen unserer Gegenwart. In federnden Gängen und einer mit englischen Einsprengseln irgendwie vorarlbergisch gefärbten Sprache, begrüßen sie das Publikum und beziehen es in der Wanderung zwischen den Bildern und Skulpturen immer wieder mit ein.
Die Besucher:innen sind Menschen aus der mehr als 2000 Jahre zurückliegenden Vergangenheit, also der Jetztzeit. Lange tiefgefroren, eben wieder aufgetaut, sollen sie für die beiden Forscher:innen das Mysterium erklären, haben sie den Planeten zerstört (Ökozid) oder konnten sie das doch aufhalten?
Wobei dieses „Vehikel“, um auf die aktuelle umweltzerstörerische Handlung – eines Teils der Menschheit vor allem des globalen Nordens – aufmerksam zu machen, aufzurütteln, zum Handeln, um die Klimakatastrophe zu verhindern, vielleicht doch ein bisschen zu pädagogisch kommt (Konzept und Co-Regie: Julia Meinx, Flo Staffelmayr). In mehr als 2000 Jahren wird es wohl zu sehen, merken, erleben sein – was der Menschheit ge- oder misslungen sein wird. Die Anstupser zum Nachdenken sind hin und wieder aber auch ironisch verpackt.
Als dritte im Bunde schieben die beiden eine – nicht gold-gefärbte – Kollegin (Katja Herzmanek) in einem durchsichtigen Kobel – von den Theaterleuten „Mama-Mobil“ (als Gegenstück zum päpstlichen Papa-Mobil) genannt – ins Geschehen. Die aus ihrer Vitrine vor allem fast ohrwurmartige Songs liefert, die draußen aufgenommen werden und mitunter recht sarkastisch den Weg in den Weltuntergang besingen. Aus dem Ton-Regiepult im Hintergrund löst sich gegen Ende auch die Musikerin und Co-Regisseurin Julia Meinx, um mitten im Geschehen einen Song mit Gitarre zu begleiten.
Das Publikum wird immer wieder direkt angesprochen, in 1, 2 oder 3-Manier gebeten sich zu entscheiden – etwa ob die Welt an Kriegen, Krankheiten oder der Klimakrise zugrunde gehen werde. Wobei die Welt, der Planet wird so und so noch Milliarden Jahre überleben – die Frage ist nur, ob mit Menschen oder ohne – und damit einer Reihe von Tierarten, die wir, wie schon viele, mit-ausrotten.
Interview mit Jostein Gaarder – damals noch im Kinder-KURIER
Vorbei am Heeresgeschichtlichen Museum, weiter am Rande des riesigen Geländes Arsenal liegen die von Art for Art. Bekannt vor allem dafür, dass hier für die Bundestheater Kulissen, Requisiten gebaut, Kostüme geschneidert werden, eben Kunst für (Bühnen-)Kunst angefertigt wird. Hier gibt es auch Proberäume.
In einem solchen fällt beim Besuch einer Probe von „Zoes sonderbare Reise durch die Zeit“ vor allem eine riesiger Kleiderberg im Mittelteil der hohen „Bretter, die die Welt bedeuten“ auf. Davor ein Haufen Kunststoffteile, aufs erste einmal als „Klumpert“. Allerdings nicht ganz versteckt auch ein kunstvoll gestaltetes Objekt, das an eine Sauerstoffflasche für Taucher:innen erinnert.
Nach und nach trudeln Schau- und Figuren-Spieler:innen in den Proberaum, begeben sich auf die hohe Bühne vor der eine laaaaaaaaaaaaange Tischreihe steht, an der Regisseurin, Regie-Assistentin, Übersetzerin – Das Stück ist ursprünglich englisch und in dieser Sprache kommuniziert auch die Britin mit dem Team -, Souffleurin Platz genommen haben.
Aufwärmen ist angesagt. Im Gegensatz zu vielen anderen Theater(gruppen) scheint hier niemand den Ton dafür anzugeben. Das Bühnen-Team lockert Körper(-teile) zwar im Kreis, aber eher selbstbestimmt – natürlich aufeinander eingehend und reagierend. Schließlich geht’s bei einem Stück ja nicht nur daran, dass alle Muskeln gelockert, alle Beine, Arme usw. aufgewärmt sind, sondern der Kopf sich nicht nur als Körperteil entsprechend der Szene dreht und bewegt, sondern Text aus dem Mund kommt und aufeinander reagiert wird, um miteinander agieren zu können…
So, bevor’s nun weiter zu Eindrücken von der Arbeit an Szenen geht, zunächst einmal knappest zusammengefasst, worum sich das Stück dreht. Die Hauptfigur sieht sich 100 Jahre in die Zukunft versetzt, auf eine Insel – voller Plastik. Aus dieser Erfahrung – Lebewesen, die zu einem Großteil aus Kunststoff bestehen – will/muss sie zurück in die Gegenwart, um zu warnen, aufzuklären, zu retten …
Ein Stück mit dringender Aufforderung, ihr dabei zu helfen, sozusagen zu verstärken, was Fridays For Future seit rund drei Jahren, „Plant für the Planet“ seit fast 15 Jahren, Wissenschafter:innen seit Jahrzehnten machen. Nachdem bisher – wie derzeit zu befürchten bei Cop26, der 26. Klimakonferenz der Vereinten Nationen, im schottischen Glasgow, – viel zu wenig getan wurde/wird, um den Planeten als Lebensraum für Menschen und viele Tiere zu bewahren, will auch dieses Stück mithelfen. Dazu mehr im Gespräch mit der Co-Autorin (gemeinsam mit Jimmy Osborne) und Regisseurin Sue Buckmaster – hier unten.
So, jetzt aber, rauf auf die Bühne. Zwischen dem schon oben beschriebenen Kleiderberg – vieles aus Mikroplastikfasern –, den Kunststoffteilen und einer hölzernen Waschmaschine – deren Trommel das Portal für die Zeitreise ist, trifft Zoe (Safira Robens) auf Tupperware (Dorothee Hartinger) und Oil Man (Wolfram Rupperti) – und auf einen Pelikan. Wie und wo der auftaucht – das ist ein Geheimnis, das auf Wunsch nicht nur der Regisseurin noch geheim bleiben soll. Jedenfalls müssen sich die Schauspieler:innen mit dem – von Figurenspieler:innen (Teele Uustani, Maximilian Tröbinger und Stellan Torrn) bewegten großen Vogel „anfreunden“. Ihre Bewegungen mit ihm abstimmen.
Schrittweise nähern sich Robens, Hartinger und Rupperti dem von den jeweils zwei aus drei (Uustani, Tröbinger und Torrn) geführtem, gehaltenem, getragenem Kunststoffwesen an. Ganz zufrieden zeigt sich Buckmaster trotz immer besserer Synchronisierung nicht. „Lassen wir doch einmal den Pelikan weg“, schlägt sie vor, dass Schau- und Figuren-spieler:innen alleine miteinander agieren. „Wir müssen in ein gemeinsames Atmen kommen“, gibt sie dem Sextett auf der Bühne mit auf den (Flug-)Weg. Schritt, Schritt, Schritt, Arme ausbreiten wie Flügel. Immer und immer wieder. Nach einigen Wiederholungen stellt sich der gewünschte Effekt ein: Wie ein fast riesiges gemeinsames Lebewesen bewegen und atmen die Bühnen-Akteur:innen. Und jetzt mit dem Vogel. Juhuuu, es klappt.
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