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Doppelseite aus dem Bilderbuch "Püttchen und der Himmelskönig"

Ein kleines Engelchen will so manches wissen …

Püttchen ist die Hauptfigur dieses Bilderbuchs. Ist das die Koseform eines Namens? Nein, das Wesen das über die Seiten flattern will, noch nicht so gut im Fliegen ist und deswegen eher klettert ist ein kleines Engelchen. Das neugierig – mit einem Schuss süßer Frechheit – im Himmel auf Entdeckung und der Frage nachgeht, warum der große, alte, weißhaarige Mann, an dessen Haaren es sich hochhangelt, Gott sein sollte.

„Nun ja … ich bin der, der ich bin. Mich gab es schon immer und mich wird es immer geben“, lässt die Autorin Maite Kelly den „Himmelskönig“ sagen.

So leicht gibt sich Püttchen aber nicht zufrieden und fragt zweifelnd „Dich gab’s schon immer?“

Die Antwort des alten Herren, den sich Menschen – wie andere Götter oder Göttinnen in anderen Religionen irgendwann einmal ausgedacht haben (aber das ist nicht Teil des Buches) – sei nicht verraten – weder in Text- noch in Bildform. Wobei die Doppelseite, in der die Antwort zur Sprache und vor allem zu Bildern kommt, die vielleicht beeindruckendste ist; illustriert wurde das Buch von Joëlle Tourlonias und Robert Scheffner.

Püttchen will aber noch mehr wissen, nicht zuletzt, wie – und warum – es selbst entstanden ist…

Übrigens, wahrscheinlich ist dir das Wort Püttchen vorher noch nie untergekommen. Es wird auch heute nur mehr sehr selten verwendet – im Buch ergibt sich vor allem durch die Bilder, dass du es vielleicht erraten hättest. Wobei du vielleicht vermuten würdest, dass das kleine Englchen so heißen könnte.

Aber nein, die vor allem in der Malerei und Bildhauerei für Engelsfiguren in Kindergestalt verwendete Bezeichnung leitet sich vom italienischen „putto“ (Büblein) ab. Sie wird aber sehr oft auch für geschlechtlich gar nicht zugeordnete Englein verwendet.

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Titelseitea des Bilderbuchs
Titelseitea des Bilderbuchs „Püttchen und der Himmelskönig“
Doppelseite aus dem Bilderbuch "Wie der kleine Fuchs die Liebe entdeckt"

Macht Liebe dumm oder doch nicht…?

„Liebe macht dumm“ – ist die erste Lektion, die der kleine Fuchs vom Dachs lernt, nachdem er zuerst meinte „Liebe muss schön sein!“ als er die beiden Turteltauben auf einem Ast so glücklich und zufrieden sah.

Der Dachs will dem kleinen Fuchs seine These beweisen, nimmt ein Eichel schießt sie in Richtung der verliebten Vögel und triumphiert: „Jeder gescheite Vogel würde wegfliegen…“

Natürlich wendet sich das Blatt und der kleine Fuchs – eine Figur mit der die Autorin Ulrike Motschiunig schon Glück, Mut und andere Gefühle ganz jungen Kindern nahebringen wollte/will – erlebt, dass Liebe zwar verletzen, aber auch ganz schön sein kann. Illustratorin Florence Dailleux „zaubert“ den Tieren die zum Text passenden Gefühle in ihre Gesichter – und auf die Titelseite sogar Glitzer in Schmetterlinge, Blumen und die Buchstaben.

Das Bilderbuch „Wie der kleine Fuchs die Liebe entdeckt“ – vor allem zum Schauen und Vorlesen gedacht – gibt es – via QR-Code auf der Innenseite auch als Hörbuch, gesprochen von Dietmar Wunder.

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Titelseite des Bilderbuchs
Titelseite des Bilderbuchs „Wie der kleine Fuchs die Liebe entdeckt“
Doppelseite aus "Otis & Otilie. Ein Pony zum Frühstück"

Kommt ein Pferd zu einer älteren, bunten Frau…

Zirkus wird (fast) immer mit Unterhaltung, Spaß und Witz verbunden. Doch es eine Reihe von (Bilderbuch-)Geschichten, in denen die eine oder der andere ganz dringend raus will aus der Manege und dem ganzen Rummel. Oder einfach „Nein“ sagt.

In diesem Fall ist es ein superkleines Pferdchen namens Otis, das Vorstellung für Vorstellung aus einer Kanone durch die Luft geschossen wird. Das reicht dem PE-O-En-Üpsilon. Eines Tages beschließt es, eine andere, weitere Flugbahn zu nehmen, um aus dem Zelt hinaus und jenseits des Zauns zu landen. Und dann Freiheit – UND Apfel.

Diesen Traum verwirklicht sich Otis tatsächlich. Nur, wie’s weitergeht nach der Landung, das war nicht eingeplant. Und natürlich folgen Überraschungen. Mit Rückschlägen. Auch frei und selbstständig durchs Leben zu gehen, traben, galoppieren ist nicht nur einfach.

Außerdem braucht’s noch mehr zu einer dann doch rund 90 Seiten starken Geschichte, auch wenn die nicht nur von der Story, sondern mindestens genauso von den kunterbunten Zeichnungen, von denen viele wie Wimmelbilder wirken, lebt. Und natürlich muss es ja noch eine Otilie geben, heißt das comicartige Bilderbuch doch „Otis und Otilie. Ein Pony zum Frühstück“.

Alsdann, diese Otilie ist eine ältere, farbenfrohe Frau, die Tiere allerdings nur in der Pfanne oder möglichst weit weg mag. Und genau dort landet Otis. Wird von ihr – zum Glück nicht verzehrt, aber mehrfach vor die Tür gesetzt.

Was aber – siehe Titel und wie damit zu erwarten war – nicht so bleibt. Schließlich findet Otilie, zu zweit frühstücken ist weniger allein…

Bunt, fröhlich, witzig sind nicht nur die Bilder von Nina Dulleck, sondern auch so manche ihrer Formulierungen, nicht zuletzt die ausgeschriebene Schreibweise für das kleine Pferd – wie sie hier schon im zweiten Absatz verwendet worden ist.

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Titelseite von
Titelseite von „Otis & Otilie. Ein Pony zum Frühstück“
Doppelseite aus dem Bilderbuch "Seeräubermädchen uind Prinzessinnenjungs"

Seeräuberin und Prinzess

Dieses Bilderbuch hat zwei Hauptfiguren: Mara und Milo. Anfangs kennen sie einander noch gar nicht. Ihr Autor, Nils Pickert widmet die ersten beiden Abschnitte – illustriert von Lena Hesse – der Vorstellung von Mara und Milo.

Erstere ist Seeräuberin. Sie spielt fast nichts anderes, taucht voll in diese Welt ein. Von der Oma hat sie zum fünften Geburtstag sogar einen selber geschnitzten Holzsäbel gekriegt. Wo immer sie einen Überfall plant, versteckt sie erst die Waffe. Meistens will sie von ihrem Vater „Goldtaler“ rauben, köstliche Kartoffelpuffer, die er zubereitet. Ach ja, und sie hat drei Enterhaken – für unterschiedliche Zwecke.

Aller guten Dinge sind drei…

Drei von einem Lieblingsding hat auch Milo, und zwar glitzernde Krönchen – auch für verschiedene Anlässe. Überhaupt steht er auf bunt, glitzer, Röcke, Kleider und vor allem Tanzen.

Natürlich ist von Anfang an klar, dass Autor und Zeichnerin die beiden aufeinander treffen. Das passiert auf Maras Spielplatz, wo ihr liebster Platz ein großes hölzernen Schiff ist. Milo und seine Eltern sind neu in die Gegend gezogen und zum ersten Mal auf diesem Spielplatz, dem Begegnungsort der beiden. Die werden rasch so etwas wie ein Herz und eine Seele, beste Freund:innen.

Und damit ein bisschen Spannung in die Geschichte kommt, braucht’s was (fast) Dramatisches. Mara und ihr Papa verreisen für zwei Wochen. Und das führt bei beiden zu Trübsal, Traurigkeit – „eine schreckliche Vermissung“ steht als eines der wenigen doppelseitigen Bildern zwischen den Textseiten wie sich das für Mara bzw. Milo anfühlt – die über Mara sind übrigens immer himmelblau, jene über Milo lila gedruckt.

Und – wie zu erwarten – lassen Pickert und Hesse es natürlich nicht dabei bleiben. Wiedersehen folgt. Aber da wirkt die „Vermissung“ noch einige Tage nach.

Wie es zu diesem Buch gekommen ist

„Seeräubermädchen und Prinzessinnenjunge“ ist sozusagen gegen noch immer vorhandene Rollenklischees „gestrickt“. Und eigentlich eine Folge dessen, dass der Autor sich schon lange dafür einsetzt, dass Buben auch Gefühle zeigen dürfen und sollen, unter anderem schreibt er seit Jahren gegen Rollen- und Geschlechter-Schubladen auf der Website pinkstinks mit Sprüchen über die eigenen Anliegen wie „Rosa für alle“ oder „Vielfalt ist schön“.

Berühmt wurde er vor rund zehn Jahren mit einem Foto, das er in sozialen Medien gepostet hatte. Es zeigte einen seiner Söhne und ihn von hinten – der Bub im rosa Kleid, der Vater in einem roten Rock. Der Bub mochte das wohl auch weil er seine ältere Schwester gern hat, die er in solchen Gewändern sah. Als der damals Fünfjährige eines Tages daheim klagte, dass er von anderen ausgelacht worden war, ging Nils Pickert – in einem Rock – mit ihm durch die Stadt. Ein Foto davon postete er. Das erregte Aufsehen. Und deswegen schreib er das Buch „Prinzessinnenjungs“ (Beltz Verlag), in dem er sich umfassend mit Erziehung, Rollenklischees, Frauen- und vor allem Männerbildern auseinandersetzt.

Und dann, so verriet er schon im Interview über dieses Buch – damals noch für den Kinder-KURIER (Links unter dem Beitrag) -, dass ihn der Carlsen-Verlag angesprochen habe, ob er nicht zu diesem Thema auch ein Kinderbuch schreiben wolle. Ja, und das ist eben die Geschichte um Mara und Milo sowie deren Hund Landratte und dessen Lieblingspuppe Lulu geworden.

Foto inspirierte einen aktuellen Kinofilm

Übrigens, das angesprochene Foto von Pickert und Sohn war Inspiration für den (Film-)Schauspieler Florian David Fitz, ein Drehbuch zu schreiben. „Oskars Kleid“ (Regie: Hüseyin Tabak) läuft derzeit in den Kinos. Oskar, die Hauptfigur mag gern Kleider und will außerdem Lili genannt werden. Was vor allem den Vater und dessen Männlichkeitsbild (über-)fordert.

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Sohn und Vater rock-en gegen Rollenklischees -> Kinder-KURIER

Interview mit Nils Pickert -> Kinder-KURIER

Titelseite des Bilderbuchs
Titelseite des Bilderbuchs „Seeräubermädchen uind Prinzessinnenjungs“
Doppelseite aus dem Bilderbuch "Applaus!"

Ein Zirkus der Tiere, nur der Tiere

Tiere – früher eine der Attraktionen in Zirkussen -, treten heute ganz selten in Erscheinung. Eingezwängt in enge Käfige die meiste Zeit des Tages, kaum wirklich Auslauf. Und die Dressur-Nummern hatten in der Regel genauso wenig mit artgerechtem Leben von Elefanten, Raubkatzen und anderen Tieren zu tun.

In diesem Bilderbuch ist alles aber ganz anders. Denn hier wird der Zirkus ausschließlich von Tieren bevölkert – in der Manege, hinter den Kulissen und im Publikum sind nur Tiere – gezeichnet von Verena Lichtsinn – zu erleben.

Die such(t)en sich ihre Kunststücke – ob Jonglage, Akrobatik in luftiger Höhe, Gewichtheben oder Gedankenlesen – auch selbst aus. Die Ansagerin ist beispielsweise die bunt bebilderte Katze Dora Doro, übrigens Cousine der drei Doros – Michaela, Frank und Bernd. Alle drei – unterschiedliche Tiere – aus dem Heim, bauen eine tierische Pyramide (siehe Bild ganz oben).

Doppelseite aus dem Bilderbuch
Doppelseite aus dem Bilderbuch „Applaus!“

Vielfältig sind nicht nur die vertretenen Tierarten – auf der ersten Innenseite (fast) vollständig aufgelistet, aber du kannst noch das eine oder andere nicht dort aufgezählte Tier in den bunten Bildern finden. So ganz nebenbei treten auch ein (fast) blinder Rehbock (Tarek) auf dem schwingenden Reifen und eine gehörlose Katze (Emma – gemeinsam mit Laya) auf.

Durch das Buch führt Puk, ein Hund, der unter anderem Scheinwerfer bedient und eben viel zu erzählen hat, das ihn Autor Dieter Böge schildern lässt.

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Titelseite des Bilderbuchs
Titelseite des Bilderbuchs „Applaus!“
Doppelseite aus dem Bilderbuch "Geburtstag ohne mich?"

Fantasie-Geschichte als Hilfsmittel

Nach der Schule sind alle Kinder zu einer Geburtstagsparty eingeladen. Alle? Nein, Traurig steht Mark zwischen allen anderen, den fröhlichen Kindern. Er dafür als einziger mit buntem Haaren. Nachdem alle beim Fest sind, steht er allein im Park. Doch nicht lange. Auch ein Mädchen mit roter Brille namens Jara ist nicht eingeladen und bald kommt noch der rotblonde Adrian. Und der bringt eine aufs erste für die beiden anderen unverständliche Idee mit. Aber sie machen mit, sie klettern auf einen der Bäume.

Und tauchen im Bilderbuch „Geburtstag ohne mich?“ von Susanna Isern (Text) und Adolfo Serra (Illustration) eine abenteuerliche Geschichte ein, in der viel Wasser, ein Wal und eine Reise in ein fantastisches Dorf mit bunt gewandeten Tieren im Zentrum stehen. Und schon ist die Nicht-Einladung kein Thema mehr.

Im echten Leben wird es wahrscheinlich doch nicht immer reichen, in eine Fantasiegeschichte auszuweichen, um den Schmerz darüber wegzustecken, von den anderen ausgeschlossen zu werden – wie die Autorin, die auch Psychologin ist, auf der letzten Seite den „Wal mit Hut“ sagen lässt.

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Titelseite des Bilderbuchs
Titelseite des Bilderbuchs „Geburtstag ohne mich?“
Doppelseite aus dem Bilderbuch "Ida und der Zauberspiegel"

Pfeif auf die Spiegelbilder!

Ida ist ein Igel – und wird auf der ersten Doppelseite dieses Bilderbuchs von ihrer besten Freundin Pippa, einem Eichhörnchen, aus dem Winterschlaf geweckt. Und schon fragt Ida auf der nächsten Seite, um welchen Spiegel es sich handelt – von einem solche war vorher aber noch gar nicht die Rede. Außer im Titel des Bilderbuchs „Ida und der Zauberspiegel“.

Jedenfalls pilgern alle Tiere zu diesem Zauberding – einfach einem kleinen See der sich aus dem in der Sonne dahingeschmolzenen Schnee gebildet hat. Alle betrachten ihre Spiegelbilder. Manche stolz, andere sind mit dem, was sie da zu sehen kriegen äußerst unzufrieden.

Ihnen hilft Ida – nicht durch nette Worte, sondern einfach, indem sie sich in den Teich fallen lässt, schwimmt, Wellen erzeugt und die anderen zum Nach- und Mitmachen animiert. Pfeif auf die Spiegelbilder, lass uns Spaß beim Plantschen, Schwimmen und Spielen haben!

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Titelseite des Bilderbuchs
Titelseite des Bilderbuchs „Ida und der Zauberspiegel“
Montage aus den Titelseiten dreier Bilderbücher von Erwin Moser: "Guten Morgen, Herr Kater!", "Guten Tag, lieber Bär!" und "Gute Nacht, kleiner Igel!"

Durch den Tag mit Tieren – und Reimen

Kinder lieben Reime. Und sie mögen Tiere. Mit beiden hat Erwin Moser zeit seines schriftstellerischen und zeichnerischen Lebens gearbeitet. Mit echten gezeichneten Tieren und Gedichten, aber auch mit schräg ausgedachten tierischen Protagonist:innen, berühmt etwa seine sprachverspielte Schöpfung vom Erdbären, der gemeinsam Abenteuer erlebt mit einem Eis- und einem Mausbären (1984).

Der Nord-Süd-Verlag hat 2022 eine kleine, handliche Trilogie neu aufgelegt bzw. zusammengestellt (der Autor und Illustrator ist 2017 viel zu früh verstorben), die dich durch den Tag begleiten kann: „Guten Morgen, Herr Kater!“, „Guten Tag, lieber Bär!“ und „Gute Nacht, kleiner Igel!“.

Alle drei drehen sich aber nicht in jeweils einer Geschichte um die Titelgebenden Tiere. Auch die haben nur je eine Seite – in Bild und einer Textzeile – der Reim ergibt sich jeweils aus der gegenüberliegenden Seite unter der Zeichnung eines anderen Tieres. Manchmal sind es Verwandte – etwa verschiedene Vögel, sehr oft, nein eigentlich meistens aber gänzlich unterschiedliche Tiere – verbunden „nur“ durch die beiden Zeilen, die sich reimen. Und damit einen ganzen Kosmos eröffnen können. Und auch anregen können, weit über den eigenen Tellerrand zu schauen.

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Doppelseite aus dem Bilderbuch "Muskel, Furz und Superkraft"

Du hast Superkräfte – und bist dabei nicht allein

„Schau dir mal deine Füße an. Eigentlich sind sie recht klein und trotzdem tragen sie doch durch den ganzen Tag … schreibt die Autorin auf der zweiten Doppelseite des Bilderbuchs; auf der ersten, auf der es – das ganze Buch hindurch – um deinen, den menschlichen Körper geht. Dass es auch andere Körper gibt – zeigt dir die erste Doppelseite – ein ausgezeichnetes Zusammenspiel von knappem Text und großen, bunten Bildern, die den Horizont immer wieder ganz schön erweitern.

Sara Schausberger (Text) und Valerie Tiefenbacher (Illustration) haben mit „Muskel, Furz und Superkraft“ ein amüsantes, interessantes Sachbuch schon für sehr junge Kinder (angegeben ab 3 Jahren) zum Schauen, (Vor-)Lesen, und zum Überprüfen anhand des eigenen Körpers geschaffen. Wobei der Furz aus dem Titel im Buch selber dann „nur“ am Rande vorkommt – als eine der Zeichnungen über Töne und Geräusche, die du selbst mit deinem Körper erzeugen kannst 😉

Es finden sich aber auch – textliche und bildlich Anregungen, über das rein Körperliche hinauszu„sehen“ – etwa auf der Doppelseite wo es ums Sehen geht und der Satz steht: „Mach fest die Augen zu … – siehst du das Licht tanzen“. Sozusagen noch eine Superkraft, die der Vorstellung.

Und du findest vielleicht auch die eine oder andere überraschende Information über deinen Körper.

Ach, Superkräfte haben nicht nur unsere kleinen Füße, die uns herumtragen, angesprochen wird auch jene, dass kleine Verletzungen ganz von alleine heilen können – also wirklich super – die Körper der Menschen. Und zwar alle, ohne sie zurechtschnippeln zu müssen/sollen, übrigens auch, wenn bei dem einen oder der anderen manches nicht so funktioniert wie bei den meisten – das wäre ein Aspekt, der dem Buch auch noch gut getan hätte.

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Titelseite des Bilderbuchs
Titelseite des Bilderbuchs „Muskel, Furz und Superkraft“
Doppelseite aus dem Bilderbuch "Von weit her"

Junges Flüchtlingsmädchen als Co-Autorin für ein Bilderbuch

Flucht, weil krieg herrscht. Du musst weg. Bist noch sehr jung. Und verstehst sozusagen die Welt um dich herum so gar nicht. Kommst zwar in ein friedliches Land, sogar die Leute rund um dich sind nett. Aber dennoch: Was reden die? Und wie? Ich kann denen nicht einmal sagen, dass ich aufs Klo muss und fragen, wo das ist?

All diese Gefühle kennen sicher viele Kinder, die nicht mehr in ihrem Heimatland leben können. Saoussan Askar, die mit ihrer Familie vor dem Bürgerkrieg im Libanon in Kanada Zuflucht gefunden hatte, schrieb und zeichnete über diese ihre Gefühle. Und über so manche Missverständnisse. Beispielsweise als sie sich noch neu in der Schule über ein Papierskelett erschreckte. Als die Lehrerin versuchte, zu erklären, dass es sich um ein Requisit für ein Theaterstück handelt, herumzuhopsen und -tanzen begann, dachte die junge Saoussan, dass die Lehrerin verrückt geworden sei. Aber natürlich endet alles gut – sie fand sich zurecht – und am Ende des Buches ist zu lesen, dass sie Gesundheitswissenschaften und Soziologie studierte und nach wie vor lesen und Sprachen liebt, sogar neue lernt wie Spanisch und Hebräisch.

Saoussan Askan, ungefähr in dem Alter, in dem sie den ersten Brief an den Autor Robert Munsch geschrieben hat, der aus ihren Erlebnissen und den Briefen dann das Buch gemacht hat, in dem er sie auch als Co-Autorin anführt
Saoussan Askan, ungefähr in dem Alter, in dem sie den ersten Brief an den Autor Robert Munsch geschrieben hat, der aus ihren Erlebnissen und den Briefen dann das Buch gemacht hat, in dem er sie auch als Co-Autorin anführt

Die Entstehung des Buches

Mit sieben Jahren schrieb die Schülerin an den bekannten nordamerikanischen Autor Robert Munsch einen Brief. In dem erzählte sie, dass sie eineinhalb Jahre davon nach Kanada gekommen war, kein Englisch konnte und kannte und ihr deswegen eine Reihe, auch lustiger Dinge, passierten. Jetzt, wo sie schon gut Englisch konnte, habe sie immer wieder aus der Bücherei Lektüre ausgeborgt, darunter einige Bücher von Munsch, die sogar ihren Vater zum Lachen gebracht hatten, als sie ihm diese vorlas. Und sie bat ihn, in ihre Schule zu einer Lesung zu kommen.

Er fragte im Antwortbrief speziell nach den lustigen Dingen, die der Schülerin aufgrund sprachlicher Missverständnisse untergekommen wären. Saoussan Askar konnte sich – so ihre Antwort nicht mehr an alle, jedenfalls aber an jenes Erlebnis mit dem Papierskelett erinnern. Robert Munsch mochte den Briefwechsel (damals Anfang der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts wurden oft noch Briefe geschrieben, Internet war noch nicht so verbreitet) so sehr, dass er beschloss, aus der Beschreibung der Erlebnisse des Mädchens ein Buch zu machen. „Saoussan und ich sind beide die Autoren“, schreibt er dem Verlag, und dass auch die Lizenzgebühren geteilt werden.

Nun erstmals auf Deutsch

Der kanadische Verlag engagierte die Illustratorin Rebecca Green – das Bilderbuch „From Far Away“ war geboren. Erstmals 1995 in Kanada erschienen – gibt es seit diesem Jahr eine deutschsprachige Version: „Von weit her“ (Orlanda Verlag), übersetzt von Dützmann – kleine Anmerkung: „Ich konnte endlich genug Deutsch, um Freund*innen zu finden“, wirkt dann doch ein wenig komisch. Damit hätte sich Saoussan Askar in Kanada auch nicht gerade leicht getan.

Aber wie einfühlsam das Buch beschreibt und -zeichnet, wie es – am Beispiel von Saoussan Askar – Kindern in einer solchen Situation geht, kann nicht nur solchen Kindern helfen, sondern auch jenen, die sich gar nicht vorstellen können, wie es Kindern auf und nach der Flucht geht.

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Titelseite des Bilderbuchs
Titelseite des Bilderbuchs „Von weit her“
Doppelseite aus dem Bilderbuch "Das liebe Krokodil"

Wenn das Krokodil zum schützenden Freund wird…

Eine Reihe von Büchern versucht, das Image von Tieren die meistens als böse oder gefährlich beschrieben werden, zurecht zu rücken. Wolf ist ein solches Tier, das in den allermeisten Geschichten schlecht wegkommt. Mittlerweile gibt’s eine Reihe von umgeschriebenen oder neu gedichteten Märchen, in denen der Wolf dem wirklichen Vorbild als schlaues, soziales Tier nahekommt.

Auf ziemlich witzige Art und Weise lässt Leo Timmers in ganz wenigen Worten und Sätzen, oft nur Laut-Schreien „Das liebe Krokodil“ in neuem Licht betrachten. Die Schreie wie etwa GRRRRRRR! (7 R sind’s hier) gelten dem Geparden. Ihn versucht das Krokodil in die Flucht zu schlagen. Immerhin haben sich schon drei Tiere auf seinem Rücken aus Angst vor der gefleckten Raubkatze in Sicherheit gebracht.

Aber Halt! Wie geht’s der Echse, wenn sich auch noch das Nashorn ängstlich aufs Krokodil stellt?

Nun, in diesem Bilderbuch mit starken Kartonseiten wird nicht nur das Krokodil zum lieben, schützenden Freund für viele Tiere, sondern auch ein bisschen humorvoll mit Ängsten gespielt.

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Titelseite des Bilderbuchs
Titelseite des Bilderbuchs „Das liebe Krokodil“
Doppelseite aus dem Bilderbuch "He, ihr da oben"

Mit einer Maus auf Baum-Erkundung

Wenn du winzigklein wie eine Maus bist, dann wirkt ein ausgewachsener Baum ganz schön riesig. Und „Autsch!“ sieht sich der kleine Titu genötigt zu schreien. Schon wieder ist ihm da was auf den Kopf gefallen.

Den Mäuserich ärgert nicht nur das. Auch Pflaumen (Zwetschgen), die er gesammelt hat, sind auf einmal verschwunden. Wer macht denn so etwas? „Die da oben!“ Aber er sieht Flugzeuge nur noch weiter oben über den Himmel fliegen. So etwas bräuchte er, um da hinauf zu kommen. Oder?

Aus lauer Ärger, weil ihm schon wieder was auf den Kopf gefallen ist, beginnt Titu den Stamm hinauf zu klettern. Ob Marienkäferchen oder Eule – wen auch immer er trifft, schon beschuldigt er das Gegenüber, böse zu sein und ihm Zeugs auf den Kopf geschmissen zu haben. Das weisen die Tiere im Baum nicht nur zurück, sie fragen Titu, ob er glaube, dass sie nichts Besseres zu tun hätten.

Wer’s dann letztlich wirklich war? Und ob Titu es bis ganz hinauf schafft? Neieiein, nicht verraten. Selber „He, ihr da oben“ lesen/ vorlesen lassen und schauen – so „nebenbei“ kannst du entdecken, was sich so in den Ästen eines Baumes finden lässt 😉

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Titelseite des Bilderbuchs
Titelseite des Bilderbuchs „He, ihr da oben“
Mit dieser Papier-Maske zum Ausschneiden kannst du selber GepardIn werden...

Mit „zählen“ Ängsten begegnen

Zählen spielt eine große Rollen in diesem Bilderbuch. In der Er-zähl-ung über die Begegnung mit der Angst vorm Fremden, Unbekannten. Etwa. Oder im Tipp, kommt dir ein Gepard nahe, bleib ruhig und fang an, die schwarzen Punkte auf seinem Fell zu zähl-en.

Na, nicht so ganz wirklich. Der Gepard steht hier als Sinnbild für alles – oder wenigstens vieles, das dir Angst bereitet, weil es fremd und gefährlich scheint oder vielleicht auch ist. Schau’s dir genau an – wollen die kurzen, knappen Texte und die üppigen, bunten, farbkräftigen Bilder von Magda Hassan und Raffaela Schöbitz dir sagen. Das tun sie in den kurzen Sätzen auch direkt.

Je mehr du den Gepard und seine Flecken kennen lernst, umso weniger gefährlich kommt dir dieses fremde Wesen vor. Und vielleicht entdeckst du ja sogar auf oder in dir ähnliche Punkte?

Jedenfalls kannst du in diese Bilder richtiggehend versinken. Und am Ende gar mit der beigelegten Papier-Gesichtsmaske zum Ausschneiden selber zur Raubkatze werden 😉

Ach ja, noch ein „zählen“ gibt’s – gleich auf der Titelseite, denn das Bilderbuch heißt: „Was zählt, bist du“.

PS: Wobei Autorin und Illustratorin auch gut und gern auf ihre Geschichte in Bildern und Worten vertrauen hätten können – auch mit etwas weniger „pädagogischer“ Einleitung und Nachwort, wie das buch zu verstehen sei.

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Doppelseite aus dem Bilderbuch "Tut nimmer weh!"

„… kommt ein Reh, tut nimmer weh.“

„Der Hase frisst Klee,
die Tante trinkt Tee,
im Winter fällt Schnee;
und bald
sehr bald
tut das Knie nimmer weh.“

Einerseits heilen solche Reime nicht ganz wirklich Schmerzen. Andererseits aber doch. Auf Umwegen. Sie lenken die Aufmerksamkeit vom akuten Schmerz weg, entlocken das eine oder andere Schmunzeln. Vielleicht sogar Lachen. Und sie bringen vor allem Zuwendung zum verletzten Kind.

Zumindest sind die Reime von Gerda Anger-Schmidt – und die bunten, oft noch lustigeren, Bilder von Renate Habinger – im Buch „Tut nimmer weh!“ vor allem für Kinder gedacht. Und für Erwachsene, die sie vielleicht vorlesen. Oder das eine oder andere Gedicht auch auswendig gelernt bei passender Gelegenheit – hoffentlich kommen dennoch nicht allzu viele vor – aufsagen (können). 

Das Buch ist erstmals schon vor mehr als 30 Jahren (damals im Verlag St. Gabriel, Mödling) erschienen, mehr erhältlich gewesen und nun – im Oktober 2022 – neu gestaltet veröffentlicht worden. 

Manche Reime passen nicht mehr ganz so – das mit dem Schnee im Winter gilt in vielen Regionen Österreichs (fast) nicht, andere wären vielleicht zu überdenken – wie im Gedicht „Konrad“ der von Claudia einen Kuss fast erzwingen will. Aber insgesamt versammelt das Buch amüsante kurze und längere Gedichte, die – wenn schon nicht heilen, so doch trösten wie es im Untertitel auch heißt – können. Und gleich das erste erstreckt sich sogar über zwei Doppelseiten – mit Hasen, Ziegen, Kröten, Stieren, Katzen und neben einigen Vögeln kommt sogar noch ein Schwein vor.

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Titelseite des Bilderbuchs
Titelseite des Bilderbuchs „Tut nimmer weh!“
Doppelseite aus dem Bilderbuch "Die Schlacht von Karlawatsch"

Rote gegen blaue gepanzerte Menschen

Rot gepanzerte gegen blau gepanzerte Menschen werden von ihren Feldherren aufeinander in „Die Schlacht von Karlawatsch“ (Atlantis-Verlag) gehetzt. Eine knappe, treffende Antikriegs-Bilderbuch-Geschichte, geschrieben von Heinz Janisch. Nochmals überhöht illustriert, um die Absurdität bewaffneter Auseinandersetzungen zu zeigen, von Aljoscha Blau. Das leider so brandaktuelle lesens- und nicht minder sehenswerte Buch ist vor nicht ganz vier Jahren erschienen.

Unter der Uniform alles „nur“ Menschen

Erst werden sie in Uniformen gesteckt, dann bewaffnet, um gegeneinander in diese Schlacht zu ziehen, deren Ort wahrscheinlich nicht zufällig an das Wienerische Pallawatsch erinnert, das für Durcheinander und Wirrwarr steht. Bis sich die mit feinen Strichen gezeichneten Menschen ihrer monströsen Ummantelungen entledigen und draufkommen, darunter sind sie Mensch wie du und ich, haben Hunger, sind müde, wollen miteinander in Frieden auskommen. Was ihre Feldherren nicht so bald checken.

Der Illustrator und das Bilderbuch gegen jedeweden Krieg
Der Illustrator und das Bilderbuch gegen jedeweden Krieg

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Titelseite vom Bilderbuch
Doppelseite aus dem Bilderbuch "Fips Feuerwehr"

So groß: Fips, die kleine Feuerwehr!

„Geboren“ als Missgeschick in der Autofabrik, wurde Fips, die kleine Feuerwehr von den großen Löschfahrzeugen eher geringschätzig belächelt. Eines Tages wurde sie dann doch von einer der Gemeindevorständinnen des Ortes Oberbach gekauft, aber „nur“ als Zugabe zu einem großen Feuerwehrauto. Und so wurde noch immer auf „Fips Feuerwehr“, geschrieben von Michael Engler und gezeichnet von René Amthor, herabgeschaut.

Brannte ein Mistkübel oder war ein Kätzchen zu retten, dann durfte sie ran, aber Großes traute ihr niemand zu. Natürlich haben sich die Macher:innen dieses Bilderbuchs was überlegt, wie das eines Tages anders würde.

Und es wurde. Als dunkle Rauchwolken über dem Ort hingen, weil der Wald in Flammen stand, rückten alle Feuerwehren aus. Der kürzeste und damit schnellste Weg zum Brandort führte über eine kleine, schmale, alte Holzbrücke. Da konnten die dicken, fetten Brummer nicht drüber, aber… genau. Und so wurde Fips, die natürlich auch draufkam, dass sie Wasser aus dem Fluss pumpen könnte, zur Heldin.

Womit das Bilderbuch auch allen Mut machen kann, die sonst als „dafür bist du noch zu klein“ abgekanzelt werden.

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Titelseite des Bilderbuchs
Titelseite des Bilderbuchs „Fips Feuerwehr“