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Collage aus Plakaten der Wiener Jugendzentren, einer EU-Flagge sowie dem Sujet der Pass Egal Wahl auf der Homepage von SOS Mitmensch

„Kl_in_ Wi_ne_ Wa_lh_lf_“ – da fehlt doch was!

In knapp mehr als einer Woche, am 27. April 2025, findet die Wahl in Wien statt. Da die Bundeshauptstadt auch gleichzeitig eines der neun Bundesländer ist, sind Gemeinderat und Landtag praktisch ident – von den Mandatar:innen her, nicht von den Vorsitzenden. Gewählt werden nicht nur die Gemeinderät:innen = Landtagsabgeordnete über die bei der Wahl antretenden Parteien samt Möglichkeit, Kandidat:innen mit Vorzugsstimmen auszustatten, sondern auch die 23 Bezirksvertretungen. Für letztere sind auch die rund 265.000 Bürger:innen aus den anderen 26 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union wahlberechtigt. Was der 19-jährige Maturant Witold (polnischer Staatsbürger) vor kanpp einem Monat in einem Interview mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… „nur eine halbe Sache“ nannte „wenn ich nicht darüber mitbestimmen darf, wer in Wien Bürgermeister wird.“

Vier von zehn jungen Wiener:innen dürfen nicht wählen

Weder da noch dort wahlbrechtigt sind mehr als ein Drittel der Wiener:innen, die keinen österreichischen bzw. EU-Pass haben. Unter den jüngsten und jungen Bewohner:innen Wiens sind es gar 44 Prozent (16 bis 30-jährige) bzw. fast die Hälfte (46 Prozent bei den 31- bis 44-Jährigen), die oft jahr(zehnt)elang hier leben, oft schon hier geboren sind, aber nicht ihre Stimme abgeben dürfen.

Mehr als die Hälfte sei mehr als zehn Jahren hier

Im Vorjahr lebten mehr als die Hälfte (55 Prozent) jener Wiener:innen ab 16 Jahren (Wahlalter), die nicht wahlberechtigt sind, schon mindesten zehn 10 Jahre in Wien. Elf Prozent der bei der Wiener Gemeinderatswahl 2025 nicht wahlberechtigten 16 bis 30-Jährigen sind in Österreich geboren.

Yurdanur und Monsef – zwei Jugendliche, die das betrifft, kamen wie der oben schon zitierte Witold in Interviews auf dieser Seite hier vor als die Wiener Jugendzentren in einem Mediengespräch auf diese demokratiepolitische große Lücke und Ungerechtigkeit für die Betroffenen hinwies – alle diese Beiträge am Ende dieses Artikels verlinkt. In dem Überblicksartikel dazu sagen auch Expert:innen, dass Österreich eine der allerhöchsten Hürden beim Zugang zur Staatsbürger:innenschaft haben!

EU-Flagge
EU-Flagge

Kleine Wahlhilfe in einigen EU-Sprachen

In einer Aussendung am Gründonnerstag werden Vizebürgermeisterin und Integrationsstadträtin Bettina Emmerling sowie der für Umwelt, aber auch die Wahlen zuständige Stadtrat Jürgen Czernohorszky zitiert, die auf eine „kleine Wahlhilfe“ in einigen EU-Sprachen – der sieben größten Zuwanderungsgruppen – neben jenen aus Deutschland: Bulgarisch, Italienisch, Kroatisch, Polnisch, Rumänisch, Slowakisch und Ungarisch. Zusätzlich findet sich die „kleine Wiener Wahlhilfe“ auf der entsprechenden Rathaus-Website – Link in der Info-Box am Ende des Beitrages – auch auf Englisch für wohl alle anderen zugewanderten EU-Bürger:innen sowie auch in einer (deutschsprachigen) „Leicht lesen“-Version.

Die oben zitierten Fakten über die nicht-wahlberechtigten Wiener:innen finden sich übrigens ebenfalls auf einer Stadt-Wien-Site, wurden – abgesehen vom einfachen Link (ebenfalls in der Info-Box) – in der Aussendung „verschämt“ verschwiegen.

Sujet zur Pass Egal Wahl
Sujet zur Pass Egal Wahl

Pass Egal Wahl

Weil immer mehr Bürger:innen in Österreich, in diesem Fall in Wien, ihre Stimme nicht abgeben können, organisierten zivilgesellschaftliche Organisationen seit vielen Jahren „Pass Egal Wahlen“ in Vereinen und Einrichtungen – u.a. in der Kinderinfo im Wiener MuseumsQuartier und an einigen Schulen – Link zur Liste in der Info-Box Ende des Beitrages.

Erstmals machen Würstelstände als Wahllokale mit – Motto: „Gib deinen Senf dazu“ (21. und 22. April 2025):an fünf Wiener Würstelständen gewählt werden.

Außerdem gibt es am 22. April 2025 um 19 Uhr – in Kooperation mit dem Stadtkino – ein exklusives Screening des Films „Noch lange keine Lipizzaner“ (über den extrem hürdenreichen Weg zur österreichischen Staatsbürgerschaft und zum Wahlrecht) der Regisseurin Olga Kosanović mit anschließendem Publikumsgespräch.

Als Höhepunkt und Abschluss der Wiener Pass Egal Wahl veranstaltet SOS Mitmensch am Mittwoch, 23. April 2025, von 15 bis 20 Uhr am Yppenplatz ein großes Demokratiefest. Anschließend werden die Stimmen aus dieser Wahl, bei denen Staatsbürgerschaft keine Rolle spielt, ausgezählt und bekanntgegeben. Die Links zu diesen Events ebenfalls in der Info-Box am Ende des Beitrages.

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Erste der neu gesetzten Apfelbäume blühen schon und ein Foto aus einem Schwimmkurs in einem von Wiens städtischen Bädern - Bild-Montage zweier durch die Kinder- und Jugendmillion umgesetzten Projekte

Kostenlos Äpfel pflücken und schwimmen lernen

948 Plätze in zweiwöchigen Kursen, die auch mit einem Schwimmabzeichen absolviert werden können, sowie noch einmal 100 Wassergewöhnungskurse für Kleinkinder mit Eltern sind in den Sommerferien 2025 – erstmals – kostenlos. Die Idee kam von Kindern und Jugendlichen im Rahmen des großen Mitbestimmungsprojekts „Kinder- und Jugend-Million“. Ein einzelner Bub sowie Jugendliche des Jugendzentrums Just Wienerberg hatten diese Idee vorgeschlagen. Und so viel Unterstützung in der Online-Abstimmung dafür bekommen, dass es diese Kurse nun gibt. Immerhin zählt Ertrinken zu den meisten Todesursachen bei sehr jungen Kindern.

Erste Äpfel im Herbst

Ein weiteres – schon umgesetztes – Projekt, das Jugendliche aus einem der von Juvivo betreuten Treffs (Juvivo.06) vorgeschlagen hatten – Apfelbäume mit Früchten zum freien Ernten – wurde ebenfalls bei dem Medientermin Dienstagfrüh auf der Wiener Donauinsel – bei der U6-Station neue Donau – präsentiert. 40 junge Bäume – mit Schutzanstrich und Drahtgitter um den noch dünnen Stamm, damit sie vor Bibern und anderen Nagern geschützt sind (Gesamtkosten: 30.000 €), stehen nun auf der Wiese gleich bei der U-Bahnstation sowie einige weiter entfernt beim nahen Spielplatz: je zehn Elster- und Jonagold dazu jeweils fünf Bäume mit Notaris, Roter Boskop, Cox Orange sowie Schöner von Boskop. Nachdem einige der Bäumchen, die vor weniger als einem Monat gesetzt wurden, schon Blüten tragen, könnte es sein, dass schon im Herbst die ersten Äpfel verzehrt werden können.

Weil Ferien, keine Kinder

Da der Termin in den Osterferien stattfand, mussten die Medienmenschen Vorlieb nehmen mit verantwortlichen Politiker:innen – Vizebürgermeisterin und Stadträtin für Bildung, Jugend, Integration und Transparenz, Bettina Emmerling, Floridsdorfs (21. Bezirk, zu dem die Donauinsel in diesem Bereich gehört) Bezirksvorsteher Georg Papai, Gemeinderat Jörg Neumayer (SPÖ), dem Leiter der MA 45 (Wiener Gewässer) Gerald Loew sowie Vučko Schüchner, wienXtra-Geschäftsführer. Dieser Verein trägt die Mitbestimmungsprojekte wie Kinder- und Jugendparlament sowie die Million, die heuer in die dritte Runde geht. Neben den Genannten tummelten sich noch Mitarbeiter:innen aus den zuständigen Magistratsabteilungen 44 und 45 – Gewässer sowie Bäder – bei dem Medientermin und standen für konkrete Realisierungsfragen bereit.

Zwei aus zehn

Kinder und Jugendliche schlagen Projekte vor, die – eben bis zur genannten Höhe – auch tatsächlich umgesetzt werden. In der zweiten Runde waren 148 Projekte eingereicht, wovon es 49 in die engere Wahl schafften, über die dann online abgestimmt werden konnten. 4700 Stimmen wurden abgegeben – die ersten zehn Projekte wurden / werden realisiert, zwei davon sind die hier Genannten.

Zu den Schwimmkursen und Details dazu führte Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… ein Interview mit dem für die Öffentlichkeitsarbeit der Wiener Bäder zuständigen Leiter, Martin Kotinsky – das, zwecks Vermeidung langen Runter-Scrollens, in einem eigenen hier gleich untern verlinkten Beitrag zu finden ist.

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Szenenfoto aus "Karagöz Balıkçı“ (Karagöz, der Angler)

Karagöz und das Seeungeheuer

Nach heftigen Auseinandersetzungen, die nicht nur in Wortgefechten, sondern auch in einer Reihe von Schlägen, Kinnhaken und ähnlichem zwischen Karagöz (schwarzäugig heißt dieses türkische Wort) und seinem Nachbarn Hacivat (hässlich), macht sich erster auf, um mit einem kleinen Boot Fische zu fangen. Die beiden sind in der Türkei bei (fast) allen Kindern bekannt wie bei uns Kasperl, Petzi & Co.

Fische, Meerjungfrau und ein Ungeheuer

Für sein Boot verwendet Karagöz einen großen Bottich, aus einem Stock macht er seine Angel und auch sein Angelhaken scheint eine Notlösung zu sein. Dennoch gelingt es ihm nach und nach drei kleinen roten Fische zu fangen – oder ist es nur immer wieder ein und derselbe? Außerdem trifft er einen Hammerhai, einen Sägefisch sowie einen Delfin (yunus) und eine Meerjungfrau. Irgendwie erzählen die auch von einem Monster und plötzlich erscheint eine Art riesiger Drache als dieses See-Ungeheuer. Dieses lässt sich nur einigermaßen besänftigen, indem ihm Karagöz die roten Fische zuwirft, die sich durch die grünen Kugeln schlängeln und „verdaut“ werden.

Das Monster steht stellvertretend für Meeresverschmutzung erzählten die Künstler:innen zu Beginn.

Bunte Schattentheaterfiguren

In knapp mehr als einer halben Stunde spielen und erzählten Nazım Öney Olcaytu und Müzeyyen Aslan (Technik: Güçlü Aslan) von der Theatergruppe Karagöz’ün Kukla Atölyesi aus dem türkischen Çanakkale (wo einst das antike Troja lag) diese Geschichte (Karagöz Balıkçı /Karagöz, der Angler) mit den bunten Schattenfiguren beim Lesofantenfest von Wiens städtischen Büchereien.

Türkisch und Englisch

Gespielt wurde in der Hauptbücherei in türkischer Sprache mit kurzer deutscher Einführung. Einige Kindergartenkinder verstanden alles und manches Mal übersetzten sie gleich für die umsitzenden Kolleg:innen bzw. versprachen, danach im Kindergarten alles zu erzählen, was andere nur sehen konnten.

Nach der Vorstellung nutzten die jungen Besucher:innen die Chance, hinter die hell erleuchtete weiße Stoffwand zu kommen und selber die eine oder andere an Holzstäben befestigte Figur im Schatten spielen zu lassen.

Zwei Tage vorher hatte die Gruppe im Wiener Figurentheater Lilarum im Rahmen der zentral- und osteuropäischen Kooperation dieses Theaters eine Karagöz’sche Liebesgeschichte für Erwachsene – in englischer Sprache gespielt (Karagöz the swing operator).

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Plakat zum diesjährigen Lesofantenfest
Plakat zum diesjährigen Lesofantenfest

Puppen- und Objekttheater über die "Königin der Physik", Chien Shuing Wu

Kleines Theater macht große Forscherin bekannter

WTF – diese vor allem online bekannte und vielbenutzt Abkürzung steht für „Who the Fuck“, was im Deutschen am ehesten „Wer zum Teufel ist…“ entsprechen würde. Einer überragenden Persönlichkeit, die – hierzulande – viel zu wenig bekannt ist, widmet sich das jüngste Figuren- und Objekt-Theaterstück von „isipisi“, gebaut und gespielt von Alexandra Mayer-Pernkopf: Chien Shuing Wu. Weil sie hierzulande viel zu wenig bekannt ist, fügte die Puppenspielerin ihrem Stück über diese exzellente Wissenschafterin (1912 – 1997) noch einen ihrer informellen Titel hinzu: „Königin der Physik“.

Im Auftrag des Zirkus des Wissens an der Linzer Johannes-Kepler-Universität vertiefte sich die Künstlerin in die Biographie von Chien Shuing Wu, um daraus ihr neuestes, nicht ganz einstündiges Stück zu entwickeln.

Kamiashibai

Mit Schiebebildern in einem Rahmen (japanisches Papiertheater – Kamishibai) und unzähligen kleinen Objekten und Figuren, die die Künstlerin selbst ausgeschnitten, mit Hakerln und Magneten versehen hat, erzählt das Stück vor allem den beeindruckenden Lebensweg der Atomphysikerin. Geboren in einer damals noch Kleinstadt Liuhe, Taicang (in der Nähe von Shanghai), konnte sie nur deswegen Bildung erlangen, weil ihre Eltern schon Jahre vorher eine Schule für Mädchen, denen damals Schulbesuch noch nicht erlaubt war, gegründet hatten.

Eine Krone als Symbol für die
Eine Krone als Symbol für die „Königin der Physik“

Lerneifrige

Chien Shuing Wu war von Lernen, Lesen und vor allem Rechnen und Mathe so angefixt, dass sie weit über das Schulische hinaus Wissen aufsaugte, später in eine weiterführende Schule in ein Internat und anschließend an die Uni in Nanjing ging. Stets zählte sie zu den besten ihres Jahrgangs, war aber keine verstockte Streberin, sondern auch führend aktiv gegen ungerechte Regierungsmaßnahmen unter Marschall Tschiang Kai-schek und bei Demonstrationen federführend beteiligt.

Danach fuhr sie mit dem Schiff in die USA, studierte an der kalifornischen Universität von Berkely, übersiedelte nach New York wo sie Studierende unterrichtete und forschte, unter anderem am Manhattan-Projekt, das allerdings auch zum Bau der Atombombe führte.

Männliche Kollegen ausgezeichnet

So manche ihrer Forschungsarbeiten hätten – fanden schon damals und finden heute noch viel mehr – den Nobelpreis verdient. Den haben andere an solchen wissenschaftlichen Projekten eingeheimst wie Tsung-Dao Lee und Chen Ning Yang für den theoretischen Nachweis der Paritätsverletzung bei schwachen Wechselwirkungen, während sie die Experimente dazu machte. Viele sahen und sehen den Grund für die Missachtung ihrer Leistung darin, dass sie eine Frau war – und ihre Leistung damit weniger anerkannt worden ist. Was heute zwar weniger, aber doch auch noch immer wieder vorkommt.

Zwar hat sie letztlich doch etliche große Auszeichnungen bekommen, doch der Nobelpreis blieb ihr versagt. Was sie einmal – der Überlieferung nach, die die Künstlerin erst nach der Vorstellung zitiert – zu dem Ausspruch getrieben haben soll: Den Atomen ist es doch egal, ob ein Mann oder eine Frau an ihnen forscht.

Mut machende Forscherin

In China sowieso – wo auch einige Denkmäler ihr zu Ehren errichtet worden sind – aber auch in der Physik-Wissenschaftsgemeinde sind ihre Forschungen im Bereich der Teilchenexperimente sehr berühmt, aber erst die Puppen- und Objekttheater-Aufführungen von Alexandra Mayer-Pernkopf machen sie über diese Gemeinschaft hinaus bekannt. Trotz der vielen magischen Momente in der dunklen Atmosphäre, den verspielten Szenen der Biographie und Andeutungen des hochkomplexen Forschungsbereiches scheint die Altersangabe ab 6 zu niedrig angesetzt. Bei der ersten ihrer Vorstellungen im Rahmen des aktuellen Lesofantenfestes von Wiens städtischen Büchereien (bis 8. März 2025 – Details siehe Info-Box) begann sich etwa ab der Hälfte bei doch nicht wenigen der Volksschulkinder einigermaßen Unruhe einzustellen.

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Schüler:innen des Bernoulli-Gymnasiums

Mehr kleinere Tests statt Schularbeiten, mehr (Indoor-)Spielplätze, billigere Preise…

„Wir würden gern auch öffentliche Schulen haben, in denen wir eine Lehrberuf erlernen und Matura machen könnten“, berichten Schüler:innen des Bernoulli-Gymnasiums in der Donaustadt Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… bevor das jüngste Kinder- und Jugendparlament im großen Festsaal des Wiener Rathauses beginnt. „In ein paar Privatschulen gibt’s das, wieso aber in keinem öffentlichen Gymnasium?“, wundern sich die Jugendlichen einer vierten Klasse dieser AHS nahe dem Donauzentrum im 22. Bezirk. Die von ihnen auf Frage des Journalisten genannten Wunschberufe: Gärtnerei, Tischlerei, jedenfalls was Handwerkliches, einige würden gern etwas im Medizin-nahen Bereich erlernen und ein oder zwei auch im IT-Sektor.

Weiters hatten sich diese Jugendliche überlegt: „Mehr kleinere Tests zu bestimmten Themen statt der großen Schularbeiten; statt Noten nur bestanden oder nicht bestanden; Kennenlerntage am Anfang des Schuljahres, um die Klassengemeinschaft zu stärken und mindestens fünf Ausflüge pro Schuljahr.“

300 junge Abgeordnete

Mittwochvormittag diskutierten rund 300 Kinder und Jugendliche (235 Kinder, 60 Jugendliche) des aktuellen Wiener Kinder- und Jugendparlaments in mehreren Arbeitsgruppen ihnen wichtige Themen und Forderungen. Und diese werden in die neue, die mittlerweile zweite, Kinder- und Jugendstrategie 2025 bis 2030 der Stadt Wien einfließen. Das versprachen neun Stadt- und Gemeinderät:innen, die mit den jungen Delegierten gegen Ende der Arbeitsgruppen diskutierten und verkündete nicht zuletzt der (noch?) Wiener Vizebürgermeister und für Kinder, Jugend, Integration, Bildung zuständige Stadtrat (Christoph Wiederkehr, der in Medien heftig als neuer Bildungsminister gehandelt wird).

„Eure Ideen sind nicht nur wichtig, sie sind entscheidend! Ihr seid die Architekt*innen, Drehbuchautor*innen und Komponist*innen dieser Stadt. Heute geht es darum, eure Stimme zu erheben, um Wien zur kinder- und jugendfreundlichsten Stadt der Welt zu machen. Gemeinsam gestalten wir eine Zukunft, in der eure Visionen gehört werden und echte Veränderungen passieren. Denn Wien braucht euch – eure Kreativität, euren Mut und eure Entschlossenheit“, so der genannte Stadt-, vielleicht künftig Bundes-Politiker.

Öffis bis nach Niederösterreich

Zurück zu jungen Delegierten mit denen KiJuKU.at gesprochen hat: Aus dem Gymnasium Geringer Gasse (Simmering, 11. Bezirk) sowie der VBS Schönborngasse (private Handelsakademie im 8. Bezirk, Josefstadt) berichteten die vier Schülerinnen Warisha, Anna, Shivani und Nepheli, die sich für verschiedene Arbeitskreise mit Kolleg:innen schulübergreifend vorbereitet hatten:

Für die Themen Klima und Natur wollen wir mehr autofreie Zonen in der Stadt, den Ausbau von Öffis auch über die Stadtgrenze hinaus nach Niederösterreich wie es u.a. die geplante Straßenbahnlinie 72 war, die bis nach Schwechat fahren sollte. Außerdem sollen Klimaförderungen ausgebaut und nicht eingeschränkt, aber sozial gerechter gemacht werden. Und Öffis sollen nur grünen Strom, also aus erneuerbaren Energien verwenden.

Blick auf Kinderdelegierte auf den roten Sesseln im Festsaal des Wiener Rathauses
Blick auf Kinderdelegierte auf den roten Sesseln im Festsaal des Wiener Rathauses

Frauenrechte

Ganz wichtig und engagiert sprachen alle vier, auch die für andere Arbeitsgruppen, über Frauenrechte. Von Gratis-Hygieneartikeln in den Schulen bis zu mehr Forschung wie sich Medikamente und medizinische Behandlung auf Frauen auswirken. Für mehr Sicherheit für Frauen in der Stadt soll es mehr öffentliche Beleuchtung geben und vielleicht in den Öffis auch eigene Safe Spaces.

Poltische Bildung und Ethik-Unterricht

Politisch Bildung sollte ein eigenes Fach sein, war die Forderung an die Arbeitsgruppe Bildung – wo andere dem widersprachen und meinten, die Belastung für Schüler:innen wäre ohnehin schon genug, da würde ein weiteres eigenes Fach den Stress nur erhöhen. Eine andere Forderung dieses Quartetts in Sachen Bildung: Ethik als verpflichtendes Unterrichtsfach schon in der Unterstufe und dafür Religion als unverbindliche Übung – um das Gemeinsame in den Vordergrund zu stellen.

Gesundes statt Süßgetränke

Gesundheit war das Thema der Kinder der Offenen Volksschule Wagramer Straße, die sich für die Eröffnungsrunde aller Delegierten in den ersten beiden Reihen der mittleren Stuhlreihen platziert hatten. „Statt Süßgetränken sollte es Automatin mit gesunden Sachen geben, zum Beispiel Obst“, vertrauen diese Kinder dem Reporter an.

Mehr Grün, Spielplätze, billigere Lebensmittel

Groß und breit ist die Palette der Forderungen und Themen von Jugendlichen der Mittelschule Gundäckergasse (Favoriten, 10. Bezirk): Mehr Grün und mehr Spielplätze, Gleichberechtigung, keine Kinderarbeit und Preise für Lebensmittel sollen billiger werden.

Mehr Indoor-Spielplätze für Schlechtwetter, Spielplätze auch für ältere Kinder waren noch weitere Wünsche, die in der Eröffnungsrunde im vollbesetzten großen Festsaal des Wiener Rathauses erhoben worden sind.

Gruppenfoto einer Klasse im großen Festsaal
Gruppenfoto einer Klasse im großen Festsaal

Beteiligungsprozess

Seit einigen Jahren bringen junge Stadtbewohner:innen in regelmäßigen wienweiten Kinder- und Jugendparlamenten, aber auch in Bezirken, ihre Ideen ein – so manches davon fließt in die Arbeit der Abteilungen der Stadt Wien auch ein. Die Diskussionsergebnisse vom Mittwoch werden am 10. April im selben großen Festsaal des Wiener Rathauses vorgestellt und wie schon erwähnt Teil der nächsten Kinder- und Jugendstrategie der Stadt.

Die Teilnehmer:innen des aktuellen Wiener Kinder- und Jugendparlaments haben sich im Herbst online für die Teilnahme am Parlament angemeldet, bereiteten sich seit Dezember in zwei Sitzungen intensiv auf ihre Themen vor. Die Kinder des Kinderparlaments – Vertreter:innen von einem Kindergarten und jeweils einer Klasse bis zur 8. Schulstufe – entwickelten ihre Anliegen in jeweils drei Workshops an ihren Schulen und im Kindergarten.

Grundlage für die Themenschwerpunkte waren die Ergebnisse einer von Wienxtra beauftragten Kinder- und Jugendstudie aus dem Vorjahr.

Beim Abschlusstermin im Wiener Rathaus am 10. April 2025 werden die gesammelten, verschriftlichten Themen an die Stadtregierung übergeben und sollen in weiterer Folge in die neue Kinder- und Jugendstrategie der Stadt Wien für die Jahre 2025-2030 integriert werden.  Dieser Prozess wird von der Koordinationsstelle Junges Wien (Wienxtra und Stadt Wien) geleitet. „Mit dem Kinder- und Jugendparlament schaffen wir eine Plattform, die jungen Menschen eine echte Stimme gibt. Ihre Anliegen werden gehört und fließen direkt in die Stadtpolitik ein“, so Benjamin Schmid, Leiter der Koordinationsstelle Junges Wien bei Wienxtra.

Zusammenfassende Forderungen vom aktuellen Treffen

Um die Vielfalt der Themen aus allen Lebensbereichen der jungen Generation zu berücksichtigen, waren für die Ausschüsse Vertreter:innen aller Geschäftsgruppen der Stadtregierung anwesend und hier die Zusammenfassung aus der Rathaus-Medien-Aussendung
* Arbeit und Wirtschaft – Stadtrat Peter Hanke/ Gemeinderätin Katharina Weninger
Senkung der Lebenserhaltungskosten, bessere Bezahlung für Zivildienstleistende, sichere Arbeitsplätze für Jugendliche und vieles mehr (uvm.)
* Demokratie, Teilhabe und Inklusion – Gemeinderätin Nina Abrahamczik
Erleichterter Zugang zur Staatsbürgerschaft, Wahlen für alle, verstärkte politische Inklusion uvm.
* Frauen, LGBTQI+, Gleichberechtigung – Stadträtin Kathrin Gaál
Präventionsarbeit gegen Gewalt, Gutscheine für Menstruationsprodukte, Frauen und Behindertenquoten in Betrieben uvm.
* Gesundheit und Soziales – Stadtrat Peter Hacker
Zukunft des Gesundheitssystems sichern, einfacherer Zugang zu psychischer Hilfe, kostenlose Verpflegung für Jugendliche und bezahltes Mittagessen für Lehrlinge uvm.
* Klima, Natur und Umwelt – Stadtrat Jürgen Czernohorszky
Sozial gerechte Klimaförderungen, bessere Mülltrennung in Wohnanlagen, Erhalt der Donauinsel als frei zugänglichen Naturraum uvm.
* Öffentlicher Raum und Mobilität – Gemeinderat Jörg Neumayer
Mehr autofreie Zonen, Ausbau von Fahrradwegen, mehr Grünflächen für Sport, Ausbau von Spielstraßen uvm.
* Bildung und Schule – Gemeinderätin Dolores Bakos
Mehr Demokratiebildung an Schulen, ein eigenes Schulfach für Berufsorientierung, Stärkenförderung an Schulen, Maßnahmen gegen Leistungsdruck uvm.
* Freizeit und Kultur – Gemeinderätin Marina Hanke
Mehr Sicherheit im Internet, Ausbau von Treffpunkten für Jugendliche und Spielplatz-Angebote, zugängliche und bezahlbare Sportmöglichkeiten uvm.
* Gemeinschaft und Sicherheit – Gemeinderätin Dolores Bakos
Maßnahmen gegen Rassismus und Mobbing, bessere Beleuchtung öffentlicher Plätze für mehr Sicherheit.

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junges.wien

Unter anderem Dinos bevölkerten den Faschingsumzug

Steht er auf den Händen oder nicht?

Ein Clown im Handstand – oder täuscht das Kostüm das nur vor? Kleine reitende Dinos, eine Familie – Kind Schmetterling, Mutter Blumenkranz im Haar und Vater als Imker verkleidet -, Hexenhüte, Feuerwehrhelme und dann sind sehr viele Minions zu sehen (vor allem ehrenamtliche Mitarbeiter:innen der Wiener Kinderfreunde) bevölkerten den Platz nach dem Eingang des Wiener (Wurstel-)Praters Sonntagnachmittag. Und das trotz nasskalten Wetters. Und dann zogen sie – begleitet von einer großen lautstarken Gruppe von Trommler:innen mit mitreißenden Rhythmen.

In einem laaaaangen Zug wanderten die Verkleideten zwischen Geisterbahnen, Autodrom und Achterbahnen auf den Wegen durch die Praterbelustigungen, angeführt von einer Mini-Lokomotive auf Autoreifen mit vollbesetzten Anhänger-Wagen, mitten im Zug auch Traktoren mit Kostümierten. Ausgelassene Stimmung auch bein Abschlusskonzert mit Kinderliedermacher Bernhard Fibich.

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Schnappschuss vom Theaterhotel 2025

Mag, dass es jeden Tag neue Herausforderungen gibt

Theaterhotel – Verknüpfung von Kulinarik und Kultur, obendrein kommen die beachtlichen Einnahmen (in den vergangenen Jahren stets mehr als 30.000 Euro) sozialen Zwecken zugute. Schüler:innen nun erstmals der Tourismusschule Modul, davor eineinhalb Jahrzehnte der Bergheidengasse, verbinden ihre Ausbildungsschwerpunkte – vom Kochen und Servieren bis zum Organisieren – für dieses Projekt; seit weit mehr als einem Jahrzehnt immer im Austria Trend Hotel Savoyen am Rennweg (Wien). Reportage über die Vorbereitungsarbeiten in einem Beitrag, der Freitagnach online gegangen ist – Link am Ende des Beitrages. Hier nun einige Interviews mit federführenden Schüler:innen des Projekts sowie dem Direktor der Schule.

Anna Schaider ist gemeinsam mit Leopold Blazek oberste Finanzverantwortliche des TheaterHotels 2025. Dazu gehören Vorbereitung von Rechnungen bis zur Abrechnung, die Verwaltung der Abendkassa samt Buchhaltung mit Einnahmen und Ausgaben.

„Ich hatte schon Erfahrung aus einer Junior Company von vor zwei Jahren wo wir in einem kleinen Team ein Gschnas vorbereitet haben, aber dies hier ist dann doch eine viel größere Sache.“

Green Event

Auf die Frage, ob sich das alles im Maturajahr und mit den Vorbereitungen für die Abschlussprüfungen ausgehe, meint sie locker „Klar. Wichtig war uns auch, dass dies ein nachhaltiges Projekt wird. So empfehlen wir zum Beispiel den Besucherinnen und Besuchern, dass sie öffentlich anreisen oder wenn sie mit dem Auto kommen, Fahrgemeinschaften bilden. Wir hatten uns auch überlegt, die Anreise mit dem Fahrrad vorzuschlagen, aber als wir gesehen haben, dass es hier vor dem Hotel keine Fahrradständer gibt, haben wir das fallengelassen. Durch die Größe dieses Projektes haben wir alle und auch ich viel Erfahrung in Eventmanagement gemacht, weil so etwas Großes konnten wir vorher noch nie umsetzen. Außerdem finde ich gut, dass die Einnahmen sozialen Zwecken zu Gute kommen, einerseits einem der indischen Dorfprojekte des Entwicklungshilfeklubs und andererseits in Kooperation mit Ströck der Erforschung der Long Covid-ähnlichen Krankheit.“

Da bleibst du lebendig

Fast noch entspannter wirkt ihr Finanz Co-Chef Leopold Blazek, der gleichzeitig auch -gemeinsam mit Arina Ehmoser das gesamte Projekt leitet, und die Abendmoderation übernommen hatte. Auch er war im vorvorigen Schuljahr Teil einer Junior Company und konnte dort bereits Erfahrungen sammeln, damals schon als Geschäftsführer. „In so einer führenden Rolle ist es schön, jeden Tag mit neuen Herausforderungen umgehen zu müssen – bei so einem großen Projekt wie diesem kommt es immer wieder vor, dass von einem Tag auf den anderen sich viel ändert. Aber das ist schön da bleibst du lebendig.“

Blazek hat nebenbei auch noch die Regie für den diesjährigen Maturaball übernommen, „und ich hab 3 kleinere Geschwister“.

Auf die Frage, ob er seine Gelassenheit angesichts der großen Verantwortung und der ständigen Herausforderungen nur „gut spiele“, verrät der Schüler Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr, „ich habe auch wirklich gespielt, bei der Theatergruppe „Gut gebrüllt“ von Maria Köstlinger, die am Samstagvormittag hier auftritt.“

Benjamin Richter, Marlies Neuwirth und Viktoria Berger
Benjamin Richter, Marlies Neuwirth und Viktoria Berger

Gastfreundlich

Kurz lässt sich auch noch das Trio des Guest-Managements, Viktoria Berger, Marlies Neuwirth und Benjamin Richter, beim Interview-Tisch von der Arbeit abhalten – noch ist Zeit bis zum Beginn der Veranstaltung.
„Wir sind für die Akkreditierung das Ticket-Scannen, im Vorfeld für die Gästeliste bis hin zur Sitzplatzeinteilung zuständig. Gäste konnten per eMail ihre Wünsche für die Sitzplätze mitteilen und wir haben versucht, diese nach Möglichkeit zu berücksichtigen.“ Sollte – wie Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… wissen wollte, Samstagvormittag Änderungswünsche geben, so verraten die Drei: „Wir haben auch noch einen Reservetisch, wo wir ausweichen können.“

KiJuKU-Gespräch mit Modul-Direktor Werner Schnabl
KiJuKU-Gespräch mit Modul-Direktor Werner Schnabl

Auch andere Lebensrealitäten kennenlernen

Direktor Werner Schnabel, der das TheaterHotel schon von etlichen Besuchen in früheren Jahren kannte, entschloss sich ziemlich schnell das Projekt mit „seinen“  Schüler:innen und Lehrer:innen fortzuführen, nachdem die vorherige Schule Bergheidengasse es nicht mehr fortführen wollte. Jugendliche fast aller Klassen sind in das Projekt im Rahmen ihrer verschiedenen Unterrichtsfächer eingebunden, investieren aber darüber hinaus auch Freizeit. „Für mich war darüber hinaus noch wichtig, dass wir aus der Veranstaltung ein Green Event machen, sprich Zutaten möglichst regional beschaffen, die Garnelen zum Beispiel aus der Steiermark. Außerdem wollte und will ich mit diesem Projekt, dessen Einnahmen für soziale Projekte gespendet werden, meinen Schüler:innen, die gut aufwachsen, zeigen, dass es auf der Welt auch Kinder und Jugendliche gibt, denen es dreckig geht.“

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Aus dem vielumjubelten Auftritt von „Velvet Elevator Orchester“ beim Theaterhotel 2025
Video made by Renate Sponer

Schnappschuss aus dem Waggon mit Station zum Jahr 1867

250 Jahre in vier Runde im Riesenrad

In himmelblauen Jacken mit dem Schriftzug „Zeitenwalzer“ schon beim Zugang zum Riesenrad im Wiener Prater bringen dich Guides zu dieser speziellen Riesenrad-Tour im Wiener Prater. Vier Runden kreist du mit je einem anderen der roten Waggons in dem Stahlgerüst mit weiter Aussicht. Die gibt’s aber „nur“ obendrein. Denn in den Waggons bieten dir Performer:innen in unterschiedlichster Form szenische Zeitreisen an.

Um nicht eeewige Wartezeiten in Kauf nehmen zu müssen, kann nur ein Viertel der Besucher:innen die Rundreise in der chronologischen Reihenfolge absolvieren, die anderen drei Gruppen steigen in späteren Jahren ein und erleben die historische Station Nummer 1 – 1867, das Geburtsjahr des berühmten Donauwalzers – erst später oder gar am Ende. Zwei Gruppen starten sogar in der Zukunft.

1867

Die Besprechung der rund 1½-stündigen vierfachen Tour sei hier aber der Chronologie entsprechend beschrieben. Im Jahr als der Donauwalzer erstmals erklang bespielen die Musikerin Emily Stewart (alternierend bei anderen Touren Matthias Jakisić) nicht unbedingt das auch mit dem Jahreswechsel verknüpfte Musikstück, aber immer wieder Strauss’sche Klänge. Auch wenn einige auf einer „Strohgeige“ gefidelt werden, die es zu dessen Zeit noch gar nicht gab. Diese wurde erst in Strauss‘ Todesjahr (1899) in London von Johannes Matthias Augustus Stroh entwickelt. Statt eines Resonanzkörpers hat sie einen metallenen Schalltrichter. Andere Musikstücke werden auf einer eGeige gespielt. Gegenüber in der anderen Ecke des Waggons erzählt ein Herr in Frack und mit Zylinder über die Entstehung des Donauwalzers, den Bau der Ringstraße, über den er sich sehr freut, ist er doch ein Ziegelfabrikant und scheffelt damit viel „Kohle“. Nicht zuletzt, weil seine Arbeiter schlecht bezahlt werden…

„Die Figur des Ziegelfabrikanten hat einen historischen Hintergrund, ist für die Erzählung aber fiktionalisiert worden“, beantwortet Claudia Seigmann die entsprechende Frage von Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… Sie führte Regie beim „Zeitenwalzer“ und hat diesen gemeinsam mit Markus Zett konzipiert und die Stücktexte verfasst.

1973

Mehr als 100 Jahre später – 1973 – erzählt Miriam Fussenegger gekleidet und mit Accessoires im typischen 70er-Jahre-Stil (Kostümbild: Kollektiv Ruschka, Regula, Buffetrille) als Lehrerin und leidenschaftliche Autofahrerin, dass sie so gern mit dem Riesenrad fährt, weil sie – wie alle anderen in Österreich – ihren PKW einmal in der Woche nicht benutzen darf und dies per großem zweibuchstabigem Wochentagspickerl auch an der Scheibe des Vehikels anzeigen muss. Ölpreisschock, Energie-Krise – die ihr aber dafür immerhin die Energieferien (die heute manchmal noch so genannten Semesterferien) eingebracht haben.

2049

In einem Mix aus orientalisch und futuristischer Kleidung setzt Roxana Stern (Regie-Assistentin und Co-Produktion) den utopisch/dystopischen Text über Wien im Jahre 2049 in Szene (für die erkrankte Performerin Sarah Scherer). In der Rolle einer Klimasoziologin schildert sie die katastrophale Klima-Erwärmung, aber auch Gegenstrategien samt Pflanzung vieler kleiner Urwälder in der Stadt Wien – bei der „Einweihung“ immer begleitet mit Johann Strauss‘ Frühlingsstimmenwalzer.

2125

Noch krasser die Zukunfts-Story im vierten der Waggons. Der spielt im Jahre 2125. Die Performerin (Sophie Netzer) zieht sich hier auf die fast wortlose Begleitung der Runde. Die futuristische Geschichte kommt aus Kopfhörern, die die Rundreisenden aufsetzen. Und sie hören als Erzählerin Claudia Seigmann (Sounddesign: Abby Lee Tee, Christian GC Ghahremanian). Utopisch nachhaltig ist die Stadt in der noch heißeren Welt gestaltet samt Untergrund- sowie vertikal-Farmen, Energie kommt aus Thermosolar-Kraftwerken, technische Lösungen wie „Living Overalls“ – Gewand, das sich den Wetterbedingungen automatisch anpasst…

„Zeitenwalzer“ ist einen spannende Zeitreise durch rund 250 Jahre in eineinhalb Stunden – aufgeteilt auf vier Stationen in vier Waggons – mit unterschiedlichen Performance-Arten, immer wieder mit Anklängen an Johann Strauss Sohn bringt so manch Überraschendes.

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Szenenfoto aus Teil 1 von "Herbstfest auf dem Lande" - von einer Aufführung in Graz

Making of eines Hörspiels samt Brüchen in „heiler Familie“

Im Hintergrund in luftiger Höhe ein riesiger Kleiderständer, eigentlich -hänger bzw.  Kostümgarderobe. Davor sechs Notenständer. Links und rechts davon zwei ziemlich angeräumte Tische. Einer mit Keyboard und liegender eGitarre, der andere mit vielen, teils mit Wasser befüllten Gläsern. Und eine eher ältere Tonregler-Anlage. So präsentiert sich die Bühne im TAG, dem Theater an der Gumpendorfer Straße (Wien) bevor das Gastspiel von Theater im Bahnhof (Graz) mit „Herbstfest auf dem Lande“ startet.

Zwischen den Publikumsreihen eilt ein Mitglied der Theatergruppe zur Bühne, klopft an eine der Türen im Hintergrund, die Schauspieler:innen kommen raus und – nein, sie haben keine Blasinstrumente dabei. So viel darf sicher gespoilert werden. Obwohl Fest und Land im Titel dienen die Notenständer „nur“ als Halterungen für Texte.

Juliette Eröd, Gabriela Hiti, Lorenz Kabas und Martina Zinner nehmen Platz und starten in pathetisch-schwülstig formulierten Landschaftsschilderungen die Einleitung eines Hörspiels. Jacob Banigan und Frans Poelstra sorgen auf den seitlichen Tischen für die akustische Untermalung. Obwohl alles zu sehen, beginnt im Kopfkino tatsächlich ein Hörspiel. Auf der Bühne sozusagen das Making of desselben zu sehen, nein zu erleben.

Geschwister-WhatsApp-Gruppe

Und erst die Geschichte: Die vier Erzähler:innen schlüpfen in die Rollen vier erwachsener Geschwister. Ihr Vater wird demnächst 80 (Text: Monika Klengel und Ensemble; Regie und Konzept: Frans Poelstra, Monika Klengel). Zur Vorbereitung eines Geburtstagsfestes gründen sie ein WhatsApp-Gruppe. Samt gesprochener Verschreiber und deren Korrekturen: „Ich freude mich… nein freue mich“. Oder nachdem – auch ausgesprochen – Hochladen eines alten Familienfotos mit der mittlerweile verstorbenen Mutter: „Da hat sie das letzte Mal gelästert…“ – „Freud‘scher Fehler: gelächelt“. Die jüngste Schwester, offenbar schon eine mit Social Media aufgewachsene jüngere Erwachsene, die immer wieder englische Begriffe in ihre (Halb-)Sätze in die Gruppe schreibt und mit vielen Rufzeichen arbeitet, bei denen sie nicht immer die Caps-Lock-Taste (Shift, Feststelltaste, Großbuchstaben) und daher !!!111 verlesen wird.

Als wärst du im Wirtshaus

Wer organisiert was? Wo soll das Fest stattfinden? Viele Fragen und so scheint ein direktes, persönliches Vorbereitungstreffen notwendig – in einem Gasthaus: Da mischen sich Gesprächsfetzen mit Geräuschen von Teller- und Besteckklappern, Suppe löffeln und Bestellungen beim Wirtshauspersonal… und obwohl du nur die beschriebene Szenerie siehst und das Gesprochene hörst, fühlst du dich fast in diese Wirtsstube hineinversetzt, kannst fast den Geruch der genannten Speisen wahrnehmen. Köstlich und so perfekt gesprochen, szenisch gespielt und soundmäßig mit fast unbeschreiblichen „Tricks“ akustisch kreiert.

Wickel

Natürlich ist bald nicht alles eitel Wonne. Erst recht nicht beim Fest mit der Überraschung eines auf dem Dachboden gefundenen alten Super-8-Millimeter-Films und einem dafür aufgetriebenen Projektor. Was da als Bruch des Bildes der heilen Familie ins Bild kommt, wird hier aber nicht verraten. Dass es damit auch zum Wickel unter den Geschwistern kommt, drängt sich auf.

Teil 2: Hörspiel plus Tanz

Der genialen – trotz so manch bitterböser Familien-Auseinandersetzung über weite Strecken witzigen Live-Aufnahme des Hörspiels folgt nach der Pause ein zweiter, zunächst spartanisch wirkender Teil vor einem Schnürlvorhang. Wortlos bewegen sich die Protagonist:innen immer wieder tänzerisch zum Abspielen des zuvor Aufgenommenen. Mit ihren teils zeitlupenartigen Moves drücken sie die jeweiligen Stimmungen und Gefühle bzw. das Verhältnis zueinander aus – manchmal sehr eng, dann wieder ziemlich vereinzelt und abweisend.

Ameisen

Eine metaphorische „Nebengeschichte“ handelt von Ameisen, die sich im Falle einer Überschwemmung zu einer Art lebendigem Floß ineinander verhaken. Für die Illustration dieser Passage schlüpfen die zuvor fast ausschließlich schwarz gekleideten Schauspieler:innen nun in bunte Gewänder vom eingangs genannten Kleiderständer und werden zu der entsprechenden Einheit, die das Überleben der Gruppe sichert. Bevor sie – wieder in Menschengestalt – auseinanderdriften. Und – zumindest – einer die WhatsApp-Gruppe verlässt.

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Eine der Ausschuss-Sitzungen des jüngsten Kinder- und Jugendparlaments in Wien, Dezember 2024

Mehr Sport-, Spielplätze, Grün, Klos und Solidarität

2.008 junge Wiener:innen im Alter von 5 bis 20 Jahren haben im Herbst ihre Wünsche und Visionen eingebracht. Knapp vor Weihnachten begann die zweite Phase dieses Mitbestimmungsprozesses. Das Wiener Kinder- und Jugendparlament nachm in der Woche vor den Winterferien die Arbeit in neun Ausschüssen auf.

Große Zufriedenheit, aber…

Die Umfrage ergab, dass sich fast neun von zehn Kindern und Jugendlichen, die an der Befragung teilgenommen haben, wohlfühlen und gerne hier leben. Besonders positiv bewertet wurden die Infrastruktur und das Freizeitangebot der Stadt, vor allem Parkanlagen, Spielplätze, öffentliche Verkehrsmittel und Kulturangebote. Gleichzeitig wurden in diesen Bereichen auch die größten Verbesserungswünsche geäußert.

Schnappschuss aus dem jüngsten Kinder- und Jugendparlament in Wien, Dezember 2024
Schnappschuss aus dem jüngsten Kinder- und Jugendparlament in Wien, Dezember 2024

Wünsche

Als Herausforderungen wurden zudem die steigenden Lebenshaltungskosten genannt. Kinder und Jugendliche wünschen sich

Zu allen Ergebnissen der Umfrage geht es in einem Link am Ende des Beitrages.

Schnappschuss aus dem jüngsten Kinder- und Jugendparlament in Wien, Dezember 2024
Schnappschuss aus dem jüngsten Kinder- und Jugendparlament in Wien, Dezember 2024

Mehr als 300 Delegierte

Das Wiener Kinder- und Jugendparlament tagte zum dritten Mal. 90 Jugenddelegierte und 235 Kinder arbeiten ab nun an der Kinder- und Jugendstrategie 2025-2030. Auf Basis der genannten Umfrage und eigener Ideen formulieren sie Themen und Ziele für Wiens Zukunft.

Die erste Sitzung des Jugendparlaments im Musischen Zentrum Wien wurde eröffnet, während rund um diese Zeit auch die Kinderparlamente in Wiener Schulen und einem Kindergarten tagen. Womit sie auch unter Beweis stellen, dass sich junge Menschen gesellschaftspolitisch engagieren, wenn sie das Gefühl haben, echt gehört zu werden und mitsprechen zu können.

Schnappschuss aus dem jüngsten Kinder- und Jugendparlament in Wien, Dezember 2024
Schnappschuss aus dem jüngsten Kinder- und Jugendparlament in Wien, Dezember 2024

Ausschüsse

In neun Ausschüssen – Klima, Natur und Umwelt, Öffentlichem Raum und Mobilität; Freizeit und Kultur, Bildung und Schule; Arbeit und Wirtschaft; Gemeinschaft und Sicherheit, Gesundheit und Soziales; Demokratie, Teilhabe und Inklusion; Frauen, LGBTQI+ und Gleichberechtigung – diskutieren die jungen Delegierten der Kinder- und Jugendparlamente die Ergebnisse der Umfrage, tauschen sich mit Fachleuten aus und erarbeiten Ziele und Handlungsfelder. Die Ergebnisse werden in weiteren Sitzungen bis April 2025 vertieft und im Rathaus präsentiert.

Schnappschuss aus dem jüngsten Kinder- und Jugendparlament in Wien, Dezember 2024
Schnappschuss aus dem jüngsten Kinder- und Jugendparlament in Wien, Dezember 2024

Abschluss im April 2025

Die Delegierten vom Kinder- und Jugendparlament kommen am 26. Februar mit der Stadtregierung bei der Dialogveranstaltung ins Gespräch. Die finale Plenarversammlung findet am 10. April 2025 im Wiener Rathaus statt. Dort präsentieren die Kinder und Jugendlichen der Stadtregierung die Ergebnisse.

Umfassendes Beteiligungsprojekt

Das Wiener Kinder- und Jugendparlament wurde 2020 im Rahmen der ersten Kinder- und Jugendstrategie der Stadt Wien etabliert und tagt seit 2022. In den Plenarsitzungen entwickeln Kinder und Jugendliche zwischen 5 und 20 Jahren Handlungsempfehlungen und Forderungen für die Wiener Stadtregierung.

Dieses Jahr steht eine besondere Aufgabe im Fokus: Die Teilnehmer:innen erarbeiten gemeinsam mit Fachleuten und Vertreter:innen der Stadtregierung die zentralen Ziele und Handlungsfelder der neuen Kinder- und Jugendstrategie 2025-2030. Die Strategie bezieht sich auf zentrale Bereiche wie Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit und Stadtplanung sowie weitere wesentliche Gesichtspunkte städtischen Lebens. Sie stellt sicher, dass die Anliegen und Ideen von Kindern und Jugendlichen bei diesen Themen Gehör finden und aktiv in die Gestaltung der Stadt einfließen.

Schnappschuss aus dem jüngsten Kinder- und Jugendparlament in Wien, Dezember 2024
Schnappschuss aus dem jüngsten Kinder- und Jugendparlament in Wien, Dezember 2024

Echte Mitbestimmung

Der Prozess zur Erstellung der Kinder- und Jugendstrategie 2025-2030 wird von der Koordinationsstelle Junges Wien bei Wienxtra und der Stadt Wien geleitet. „Mit dem Kinder- und Jugendparlament und der Erarbeitung der neuen Kinder- und Jugendstrategie schaffen wir eine Plattform, die jungen Menschen in Wien eine echte Stimme gibt. Gemeinsam sorgen wir dafür, dass die Anliegen und Ideen der Kinder und Jugendlichen Gehör finden und direkt in die Stadtpolitik einfließen“, so Benjamin Schmid, der neue Leiter der Koordinationsstelle Junges Wien bei Wienxtra.

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junges.wien

Alle Ergebnisse der Umfrage unter Kindern und Jugendlichen – Herbst 2024

Doppelseite aus "Tatort Christkindlmarkt"

Sängerknabe und Christkindl als Entführungsopfer?

Junge Detektiv:innen lösen Kriminalfälle schon seit Jahrzehnten in Büchern, oft in der Folge auch in Filmen oder manchmal auch auf Bühnen. „The Three Investigators“ (die drei Ermittler aus den USA ab der ersten Hälfte der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts) wurden in den deutschen Übersetzungen zu „Die drei ???“. Seit fast 20 Jahren kommen „Die drei !!!“ dazu. Nächstes Jahr feiert Thomas Brezinas „Die Knickerbocker-Band“ ihren halbrunden 45. Geburtstag! Der Erfinder vieler Kinderbuchfiguren und -Serien dachte sich für seine Krimis vier junge Kriminalist:innen aus.

Neue Detektiv:innen

Im Ambiente des bekanntesten Wiener Christkindlmarkts, jenem auf dem Rathausplatz, spielt sich großteils ein neuer Kinderkrimi ab. In der Beschreibung erklären die Autorinnen Anna und Sarah Fröhlich (Mutter und Tochter) „Tatort Christkindlmarkt“ sogar zum 1. Fall der Wiener Wunderwuzzis (für Nicht-Kenner:innen des Wienerischen so etwas wie Tausendsassa).

Wienerisch geht’s auf den rund 130 Seiten vielfach zu. Bekannte und teils auch alte Ausdrücke dieses Dialekts haben die beiden – und das nie krampfhaft – eingebaut; und mit Fußnoten zur Erklärung versehen. Und sie verklickern die einen und anderen vielleicht gar nicht allgemein bekannten Fakten über die Bundeshauptstadt, wobei leider nicht alle stimmen – dazu weiter unten.

Doppelseite aus
Doppelseite aus „Tatort Christkindlmarkt“

Entführte Kinder

Der Kriminalfall spielt sich um (angebliche) Kindesentführungen an. Erst sorgt schon das Verschwinden eines der Wiener Sängerknaben namens Luis für große Aufregung – auch in den Medien. Klar, nicht gerade alltäglich. Und dann ist auch „Wiens Next Christkindl“, im Jahr des Kriminalfalls ist es Luise, wie vom Erdboden verschluckt.

Das aber darfst zwar du als Leserin oder Leser wissen. Vor der Öffentlichkeit aber muss das lange geheim gehalten werden, damit’s zu keiner vorweihnachtlichen Panik kommt. Du erfährst es natürlich von den Autorinnen, aber über die drei Kinder-Detektiv:innen, die sich am Ende „Wunderwuzzis“ nennen, davor aber lange Zeit keinen „Banden“-Namen haben. Die drei sind übrigens: Jenny, Herbert, genannt Harry, und sein Zwillingsbruder Roland, Spitzname Rowie (aus den Anfangsbuchstaben des Nachnamens).

Zufall

Dass das „Christkindl“ vielleicht (auch) entführt worden ist erfahren die drei zufällig. Jenny würde gern für die Schülerzeitung diese Luise und den Wiener Bürgermeister interviewen. Warum dieser in seinem gezeichneten Aussehen stark an den vorigen erinnert? Er war zwar 23½ Jahre lang Stadtoberhaupt Wiens, aber nur bis 2018, was auch schon so lang her ist, dass damals geborene Kinder heute in die Volksschule gehen. Wie auch immer, viele große und jede Menge kleiner Schwarz-Weiß-Zeichnungen von Irene Pöttler lockern den schon recht flüssig und einfach zu lesenden Text noch einmal auf.

Kein Spoilern

Wie die drei Detektiv:innen zufällig drauf kommen, dass das „Christkindl“ auch verschwunden ist, sei hier sicher nicht verraten. Auch wenn ein gut geschriebenes Buch an sich Lesevergnügen bereitet, bei einem Krimi spielen Spannung, zu der auch überraschende Wendungen gehören, klarerweise eine zentrale Rolle. Und fast nix ist öder, als wenn Leser:innen im Vorhinein schon wichtige Wendepunkte der Geschichte verraten bekommen haben.

Doppelseite aus
Doppelseite aus „Tatort Christkindlmarkt“

Schon gespoilert werden darf, was sich ohnehin jede und jeder denkt: Natürlich tauchen beide Kinder – und sogar noch ein vermeintlich drittes Entführungsopfer – wieder auf – aber Happy End versteht sich von selbst. Ebenso klar: Das Trio leistet einen Großteil der kriminalistischen Arbeit, wird dabei aber nicht unwesentlich, aber unfreiwillig, von einem eher faulen Hund, dem Rauhaardackel Falco, unterstützt.

Quiz-Erweiterung im Internet

Auf der Website zum Buch gibt es Leseproben – im Pressebereich – und drei Quizzes. Viele Fragen testen dein Wissen übers Buch, andere, was du über Wien weißt. Da bleibt allerdings bei Frage 3 der Quiz stecken, wenn du die eigentlich einzige richtige Antwort anklickst.

Fehlinformationen

Leider verbreitet das Buch manche falsche (Wien-)Informationen. Dass die Wiener Sängerknaben, auch wenn sie den Namen nicht verändert haben, seit 20 (!) Jahren den Wiener Mädchen-Chor – auch mit öffentlichen Auftritten – haben, wird ignoriert. Die Porträts der vormaligen Wiener Bürgermeister – übrigens erst nach dem jeweiligen Tod – hängen im Wiener Rathaus im Stadtsenatssitzungs-Saal und nicht im Büro des Bürgermeisters. Und Falco – nicht der Hund aus dem Buch – war zwar weltberühmt, aber nicht der erste Rapper weltweit.

Übrigens: Ein Hinweis, dass es die Aktion „Wiens Next Christkindl“ gar nicht mehr gibt, wäre auch nicht schlecht gewesen, es gibt nur mehr „Wiener Christkind“, aber ganz ohne Casting. Es „wird aber inzwischen intern ausgewählt“, lautet die Antwort von stadt wien marketing, Träger des Christkindlmarkts am Wiener Rathausplatz, auf die Frage von KiJuKU, ob es „Wiens Next Christkindl“ noch gebe, weil im Netz dazu nichts zu finden war.

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Titelseite von
Titelseite von „Tatort Christkindlmarkt“

Thomas Brezina nimmt sich in der Klinik Ottakring auch Zeit für einzelne Begegnungen mit kranken Kindern

Thomas Brezina als früher „Weihnachtsmann“

Ungewöhnlich früh, schon knapp nach dem ersten Adventsonntag gab es in diesem Jahr Buchgeschenke für kranke Kinder in der Klinik Ottakring, immer noch als Wilhelminenspital bekannt. So früh deshalb, weil der „Weihnachtsmann“, der Autor der Bücher himself, Thomas Brezina schon diese Woche in seine zweite Heimat, London, abdüst.

Posieren für ein Gruppenfoto unter und neben dem Weihnachtsbaum
Posieren für ein Gruppenfoto unter und neben dem Weihnachtsbaum

In den meisten der vergangenen 28 Jahre lag der Besuchstag des Erfolgsautors in der Kinderabteilung des Krankenhauses im 16. Bezirk knapp vor Weihnachten. Aber so wie schon vor dem Wiener Rathaus und nicht nur dort steht auch in der Klinik Ottakring schon jetzt der eine oder andere festlich geschmückten Nadelbaum, womit doch auch die passende Stimmung verbreitet wird. Brezina und Kinderfreunde besuchen kranke Kinder, bringen Bücher – und doch auch ein wenig Zeit für das eine oder andere Gespräch mit den jungen Patient:innen mit.

Foto aus einer Probe für das Musical
Foto aus einer Probe für das Musical „Die Omama im Apfelbaum“

Buch wird Musical

Brezina freut sich über die Freude der Kinder an den Begegnungen und den Büchern. Und an dem Engagement des Personals – ob Ärzt:innen oder Pfleger:innen. Neben den Büchern für kranke Kinder, schenken die Wiener Kinderfreunde einigen Tausend gesunden Kindern Jahr für Jahr ein Musical. Dieses Mal wird übrigens eine bekannte bebilderte Buchgeschichte des berühmten Duos Mira Lobe und Susi Weigel musikalisch in Szene gesetzt: „Die Omama im Apfelbaum“ im Raimundtheater; allerdings sind die meisten der 6000 kostenlosen Zählkarten schon weg, Restkarten gibt es noch für die Vorstellung (1¼ Stunden) am 28. Dezember um 14 Uhr – siehe Info-Box.

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brezina-schenkt-kranken-kindern-buecher-und-zeit <– damals noch im Kinder-KURIER

Gruppen-Posing bie einer Probe für das Musical
Gruppen-Posing bie einer Probe für das Musical „Die Omama im Apfelbaum“
Szenenfoto aus "Pettersson und Findus", Volkstheater in den Bezirken

Mit Fantasie gegen Einsamkeit

Ein Riesenhallo als es im größten Wiener Volkshochschul-Saal finster wird. Fast 500 Kinder sind in der Volkshochschule Floridsdorf aus dem Häuschen, ja toben in Erwartung was sich da auf der Bühne abzuspielen beginnt. Noch taucht weder der alte, leicht grantige, irgendwie schrullige Mann namens Petterson oder gar die Katze Findus auf. In Erscheinung tritt die Regisseurin dieser Version drei Geschichten dieses beliebten Duos von Sven Nordquist.

Geheime Freund:innen

Als Kind habe sei in einem Zimmer gewohnt, wo auch nicht viel mehr als Bett, Kasten und ein Tisch standen. Aber unter ihrer Matratze habe sie ein Geheimnis versteckt – ein Buch. Und dessen Geschichten haben ihre Fantasie angeregt. Aus einer Hose, Socken und allem möglichen Zeugs habe sie die unterschiedlichsten Wesen und Welten entstehen lassen und so viele Spielgefährt:innen gefunden, das heißt, selbst geschaffen.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Pettersson und Findus“, Volkstheater in den Bezirken

Und genau so inszenierte Mechthild Harnischmacher diese Stunde aus den Nordqvist-Geschichten „Wie Findus zu Pettersson kam“, „Findus zieht um“ und „Armer Pettersson“. Gleich zu Beginn und zwischendurch manches Mal erzählt die Regisseurin live auf der Bühne auch ein bisschen übers Theater, u.a., dass jene Abteilung und Räume, in denen Kostüme lagern „Fundus“ genannt wird. Aus dem U macht sie in I, schleudert ein Kapperl mitten auf die Bühne und so wird daraus Findus 😉

Einer spielte beide

Da ist natürlich der alte Grantler Petterson längst auf der Bühne. Samouil Stoyanov spielt den. Er würde sich so gerne einen Gefährten zum Reden und für gemeinsame Aktivitäten wünschen. Also kommt die Kappe. Und diese, sowie eine überdimensional große Version der Kappe (Bühne und Kostüm: Julia Rosenberger) bringt derselbe Schauspieler – in anderer Stimme, anderen Bewegungen, zum Reden und Leben. Gekonnt switcht Stoyanov sehr oft, nicht selten auch fast in Sekundenbruchteilen von der einen in die andere Rolle. Als Findus, manches Mal auch als Pettersson verlässt er die Bühne und tummelt sich zwischen und neben den Reihen der Zuschauer:innen.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Pettersson und Findus“, Volkstheater in den Bezirken

Publikum = Mucklas

Letztere werden übrigens kurzerhand zu „Mucklas“ ernannt. Solche bevölkern in den geschriebenen Geschichten des schwedischen Autors als kleine Wesen versteckt Petterssons Haus. Sie können unterschiedliche Gestalten und Farben haben. Und sie sind nicht selten ein bisschen schadenfroh, wenn Pettersson ein Missgeschick passiert. Der alte Mann kann sie übrigens nicht sehen – im Gegensatz zu Findus, der mit ihnen sogar befreundet ist.

Tour durch die Bezirke

Vor 40 Jahren erblickte das Duo sozusagen das Licht der Welt – der alte irgendwie kauzige, weil schon lange einsame, Mann und ein ihm zugelaufener Kater. „Pettersson und Findus“ (im schwedischen Original: Pettson och Findus) tourt seit kurzem – bis in den März des kommenden Jahres – durch Wiens Bezirke. Das Volkstheater tourt mit drei der millionenfach in Buchform sowie in Filmen und Theaterstücken umgesetzten Geschichten von Sven Nordquist durch Säle von Volkshochschulen bzw. Häusern der Begegnung – ein Loblied auf Fantasie und fürs Miteinander auskommen sowie gegen Einsamkeit. Wenngleich das Konzept, dass einer beide Figuren spielt – und das mehr als überzeugend – mehr für die Fantasie als gegen die Einsamkeit spricht 😉

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Pettersson und Findus“, Volkstheater in den Bezirken

Suboptimal sind die meisten Spielorte fürs (Kinder-)Publikum angesichts der einen Ebene an Sitzen. Immer wieder müssen die jungen Zuschauer:innen aufstehen, um halbwegs gut sehen zu können, was die Sicht der Kolleg:innen dahinter erst recht wieder behindert. Und: Nicht immer ist alles akustisch zu verstehen.

Am Ende bietet diese Aufführung eine lichtvolle Überraschung, wenn Pettersson und Findus beginnen, den Sternenhimmel zu betrachten.

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Filmbilder aus "Fußball am DAch", Lars ist LOL", "Young Hearts" und "Grüße vom Mars" sowie ein Foto der Kinderjury auf der Bühne des Gartenbaukinos und der eingeblendete Schriftzug vom Festival

And the winners are…

„Der diesjähriger Kinderjury-Preis geht an einen sehr schönen Film, der uns außergewöhnlich berührt hat. Er entführt uns auf einen anderen Kontinent und zeigt Kinder, die alleine klarkommen müssen. Ein wahrer Frauenpower-Film, in dem Geschlechterklischees keinen Platz haben. Aber auch Jungs spielen eine wichtige Rolle und wachsen letztendlich über sich hinaus.“ So begründeten Agathe, Alma, Keren, Luisa, Mila, Nils und Wenzel, die sieben Mitglieder der diesjährigen Kinderjury, die Entscheidung für den ihrer Meinung nach besten Film – „Fußball am Dach“ (aus China).

Mit den Entscheidungen endete das diesjährige internationale Kinderfilmfestival, das mittlerweile 36.in Wien; in der Steiermark hat das 16. erst am Sonntag begonnen (dauert bis 1. Dezember 2024).

Bild aus dem Film
Bild aus dem Film „Young Hearts“

Lobende Erwähnung

Die Kinderjury hatte aber noch für einen weiteren Film eine „lobende Erwähnung“ parat, für den belgischen Film „Young Hearts“ (Junge Herzen). „Ein herzerwärmender Film mit großartiger Filmmusik über die erste Liebe, die anders verläuft als gedacht. Besonders die Beziehung zwischen Elias und seinem Opa hat uns sehr beeindruckt. Es ist sehr schön, wenn man zu seinen Gefühlen stehen kann“, begründeten die sieben jungen Film-Auskenner:innen ihr Urteil.

Bild aus dem Film
Bild aus dem Film „Lars ist LoL“

Kinderrechte-Film

Seit vielen Jahren vergibt die Kinderjury auch einen Unicef-Preis. Unicef ist das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNO). Dieser Preis gebührt immer einem Film, in dem Kinderrechte eine wichtige Rolle spielten. Das Festival findet übrigens immer rund um den internationalen Kinderrechtetag (20. November) statt.

Die Juror:innen wählten für diesen Preis „Lars ist LOL“ (Norwegen) aus. „Lars wird aufgrund seines Down-Syndroms gemobbt und ausgegrenzt und dann sogar von einer Freundin verraten. Ein Film über Freundschaft, Ehrlichkeit und den Mut, zu sich selbst zu stehen. Wir finden es sehr schön, dass sich fast alle Figuren am Ende weiterentwickelt haben und füreinander einstehen“, lautet die Begründung für diese Wahl.

Bild aus dem Film
Bild aus dem Film „Grüße vom Mars“

Lob und Publikumspreis

Auch beim Unicef-Preis hatte die Kinderjury eine „lobende Erwähnung“. Und die deckt sich übrigens mit dem Publikumspreis: „Grüße vom Mars“. Während das Publikum natürlich keine Begründung hatte, sondern „nur“ mit Hilfe der Abschnitte der Eintrittskarten abstimmte, lieferte die Kinderjury natürlich auch ein Statement zu ihrer Entscheidung: „Wir konnten uns in den Hauptdarsteller von Grüße vom Mars sehr gut hineinversetzen. Dabei geholfen haben uns die Kamera aus Toms Perspektive, die verstärkenden Geräusche und auch die schauspielerische Leistung. Es hat uns sehr bewegt, in die Welt eines autistischen Jungen einzutauchen und zu sehen, dass seine Familie immer für ihn da ist.“

In diese Rolle hineinzuschlüpfen war übrigens für den 12-jährigen Darsteller Theo Kretschmer, der nicht Autist ist und davor auch keinen Kontakt zu Autist:innen hatte, nicht einfach, wie er in einem Interview mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… schilderte – Link dazu unten am Ende des Beitrages.

Gewinnerfilme nochmals zu sehen: 1. Dezember

Alle Preisträgerfilme sind am 1. Dezember nochmals auf der großen Leinwand zu erleben – Details siehe Info-Box.

kijuku_heinz

Mehr über den Film „Grüße vom Mars“

Beitrag über die Filme des Festivals – mit Infobox auch zu den noch verbleibenden Terminen in der Steiermark

Kinder verteilen Keks und machen auf Kinderrechte aufmerksam

Viele Kinderrechte-Partys + Besuche im Parlament und im Wiener Rathaus

Rund 150 kunterbunte, spielerische und doch inhaltsreiche Partys feierten Kinder in den Horten und Kindergärten der Kinderfreunde dieser Tage rund um den 20. November, den mittlerweile 35. Geburtstag der internationalen Kinderrechts-Konvention.

Kekse zum 35er

In Wien-Donaustadt, dem 22. Und bevölkerungsreichsten Bezirk der Bundeshauptstadt verteilen Kindergartenkinder selbstgebackene Kekse auf öffentlichen Plätzen als süße schon vorweihnachtliche Kinderrechte-Geburtstags-Grüße. Gleichzeitig fanden im Kindergarten Doningasse Stationentage zu den Kinderrechten für alle Kinder im letzten verpflichtenden Kindergartenjahr statt. Sie wissen also, worum es bei diesem Geburtstag geht.

Umzug

In Wien-Penzing zogen Kinder durch einen Teil dieses, des 14. Bezirks, um Passant:innen auf wenigstens einige der Kinderrechte aufmerksam zu machen. Mit dabei: Bezirksvorsteherin Michaela Schüchner sowie der Bundesvorsitzende der Kinderfreund und Umweltstadtrat Jürgen Czernohorszky.

Kasperltheater

Die Aktionstage zu Kinderrechten beschließen die beiden Geschäftsführer:innen der Wiener Kinderfreunde, Alexandra Fischer und Daniel Bohmann, indem sie Kasperl und seine Gefährt:innen im Jugendzentrum friends zu diesen Themen spielen.

Besuche in Parlament und Rathaus

Die Kinder des Leuchtturmkindergartens in Sachen Inklusion in Wien-Favoriten machten am Tag der Kinderrechte selbst (20. November) einen Ausflug ins Parlament. Kinder aus anderen elementarpädagogischen Einrichtungen trafen im Wiener Rathaus den u.a. für Kinder und Bildung zuständigen Stadtrat und Vizebürgermeister sowie Gemeinderät:innen. Dort stand Inklusion, eines der Kinderrechte – Teilhabe aller Kinder – im Zentrum des Treffens; einschließlich des Hissens von Kinderrechtefahnen beim Eingang zum Wiener Rathaus – Bericht unten verlinkt.

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Gruppenfoto vor einem der Seiteneingänge des Wiener Rathauses mit Kinderrechte-Fahnen

Kinderrechtetag in Wien: Mehr Inklusion in Wiener Kindergärten

„Mit der Gesetzesnovelle zur Inklusion im Elementarbereich wird die Betreuung von Kindern mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen in Kindergärten, Kindergruppen und bei Tageseltern geregelt, damit auch abseits von speziellen Gruppen – etwa Integrationsgruppen oder Heilpädagogische Gruppen – Bildungs- und Betreuungsplätze angeboten werden können. Dies ist ein wichtiger Meilenstein hin zu einer inklusiven Stadtgesellschaft, in der Kinder mit und ohne Behinderungen von Anfang an miteinander lernen sollen. Damit stärken wir das Recht auf Inklusion!“, meinte Wiens Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr am Mittwoch, dem 35. Geburtstag der Kinderrechtskonvention (beschlossen am 20. November 1989 von der UNO-Generalversamlung).

Kinder plus Politiker:innen

Aus diesem Anlass wurde neben dem Eingang ins Wiener Rathaus auch zwei Kinderrechte-Fahnen aufgehängt. Gemeinsam mit Kindern aus Kindergärten der Wiener Kinderfreunde stellten sich der genannte Politiker sowie einige seiner Kolleg:innen (SPÖ-Gemeinderat und Bildungssprecher Jörg Neumayer, NEOS Wien-Klubdobfrau Bettina Emmerling) sowie der Wiener Menschenrechtsbeauftragten Shams Asadi und dem Wiener Kinder- und Jugendanwalt Sebastian Öhner für Gruppenfotos auf. 

Gruppenfoto vor einem der Seiteneingänge des Wiener Rathauses mit Kinderrechte-Fahnen
Gruppenfoto vor einem der Seiteneingänge des Wiener Rathauses mit Kinderrechte-Fahnen

„Kinderrechte sind nicht verhandelbar – sie sind das Fundament für eine gerechte und solidarische Gesellschaft. Wir in Wien arbeiten Schulter an Schulter daran, jedem Kind die gleichen Chancen auf Bildung, Schutz und Teilhabe zu ermöglichen. Denn nur, wenn Kinderrechte konsequent gelebt werden, können wir eine lebenswerte Zukunft für alle gestalten“, so SPÖ-Gemeinderat und neuer Bildungssprecher Jörg Neumayer. 

Gesetzesnovelle zur Inklusion im Elementarbereich 

Mit der oben angesprochenen Novelle wird es für private Kindergärten, Kindergruppen und Tageseltern leichter möglich, Kinder mit Behinderung und chronischen Erkrankungen betreuen und fördern zu können. Da diese Einrichtungen nicht über die personellen und fachlichen Anforderungen von Integrationsgruppen bzw. Heilpädagogischen Gruppen verfügen, wird eine finanzielle Förderung geschaffen, um in diesen Gruppen Unterstützungsmaßnahmen dem individuellen Bedarf und der Situation entsprechend umsetzen zu können.

Damit steht allen Kindern elementare Bildung gleichermaßen offen. Gleichzeitig wird die Anzahl an zur Verfügung stehenden Inklusionsplätzen in Regelgruppen erhöht. Die Maßnahme trägt so insgesamt zur Verbesserung der Betreuungsqualität bei und wirkt sich positiv auf die frühkindliche Bildung aus.

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Interview mit dem Hauptdarsteller des Eröffnungsfilms, Theo Kretschmer, (links) und KiJuKU-Heinz (rechts)

Macht Spaß in andere Rollen zu schlüpfen, der Dreh war aber ganz schön anstrengend

Am Samstag zur Eröffnung des 36. Internationalen Kinderfilmfestivals im Wiener Gartenbaukino – mit dem Film „Grüße vom Mars“ kam der 12-jährige Hauptdarsteller Theo Kretschmer aus Berlin. Es war / ist sein erster Wien-Besuch, aber nicht der erste eines internationalen Filmfestivals. Bei dem vielleicht bekanntesten im deutschsprachigen Raum, dem Festival „Goldener Spatz“ (seit 45 Jahren), das  in den Städten Gera und Erfurt (Bundesland Thüringen) stattfindet, wurde er mit dem Preis als bester Darsteller ausgezeichnet – von Kinder-Juror:innen.

Übrigens, trotz der wirklich überzeugenden schauspielerischen Leistung war es Theo Kretschmers erster und (bisher) einziger Film – zu einer Besprechung des Films geht es im Link unten am Ende des Beitrages.
Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… durfte diesen Darsteller in diesem großen, ehrwürdigen Wiener Kino zum Interview treffen.

KiJuKU: Zuerst einmal Gratulation zu deinen sehr gelungen darstellerischen Künsten.
Theo Kretschmer: Danke.

KiJuKU: Wie kam’s überhaupt dazu, hast du vorher schon mit Freunden Filme gedreht oder Theater gespielt?
Theo Kretschmer: Das nicht, aber ich hatte schon immer Spaß daran, in Rollen zu tauchen, auch Theater. Dann hab ich gedacht, Film wäre was für mich und dann hab ich’s halt ausprobiert.

KiJuKU: Theater hast du in der Schule gespielt?
Theo Kretschmer: Nein, so zwischendurch, es hat einfach Spaß gemacht.

Bild aus dem Film
Bild aus dem Film „Grüße vom Mars“

Viel darüber gelesen und angeschaut

KiJuKU: War das schwierig, in die Rolle eines Jungen zu schlüpfen, der ganz anders tickt, als man’s meistens gewohnt ist?
Theo Kretschmer: Wir haben viel darüber geredet über Autismus, ich hab mir viel dazu angeguckt und gelesen. Vor Ort beim Dreh wurde mir auch vieles dazu gesagt, was ich wie vielleicht anders machen oder spielen sollte. Dann ist das schon wie von alleine gekommen.

KiJuKU: Hattest du vorher schon einmal etwas von Autismus gehört?
Theo Kretschmer: Nee, eigentlich gar nicht.

KiJuKU: Und bei der Vorbereitung auch niemanden mit Autismus getroffen?
Theo Kretschmer: Nee, aber beim letzten Filmfestival, dem in Zürich, war ein Mädchen mit Autismus im Publikum. Die hat mir gesagt, dass der Film sehr gut bei ihr angekommen ist. Das war die erste betroffene Person, die ich getroffen habe.

KiJuKU: Das ist ja dann die größte Auszeichnung.
Theo Kretschmer: Ja, das war ganz cool.

KiJuKU: Als du das Drehbuch gelesen hast, war für dich klar, dass du das schaffst?
Theo Kretschmer: Dadurch, dass ich bis dahin nichts von Autismus wusste, war’s schon aufregend. Und auch generell, weil’s ja der erste Film war. Aber ich hab mich halt ausprobiert, mir eine Chance gegeben und mit der Zeit ging’s immer besser.

Drei Casting-Runden

KiJuKU: Wurdest du gleich ausgewählt oder hattest du mehrere Casting-Runden?
Theo Kretschmer: s gab zuerst ein eCasting, also digital und dann ein Live-Casting und noch eines. Beim letzten Live-Casting wäre ich eigentlich Zweiter gewesen, aber weil der Erste schon davor gedreht hatte und Kinder nur höchstens 30 Tage im Jahr drehen dürfen, konnte er diese Hauptrolle nicht übernehmen.

KiJUKU: Was hattest du beim eCasting eingeschickt?
Theo Kretschmer: Ich bin bei einer Frau, die hilft mir dabei (eine Art Schauspiel-Trainerin), gibt mir professionelle Tipps.

KiJuKU: Waren das schon Szenen aus dem Film?
Theo Kretschmer: Ja schon, aber die und auch aus dem Drehbuch wurden beim dreh Szenen immer wieder auch umgeändert.

KiJuKU: Wie viele Drehtage hattest du?
Theo Kretschmer: Ich glaub, es waren sechs Wochen – die ganzen Sommerferien im Vorjahr.

Bild aus dem Film
Bild aus dem Film „Grüße vom Mars“

Ganz schön durch ohne Ferien

KiJuKU: War das schwierig, dann gar keine Ferienzeit zu haben, Dreh ist ja sicherlich zumindest teilweise ganz schön anstrengend?
Theo Kretschmer: Ja, schon. Wir haben teilweise auch sehr spät gedreht. Das war schon recht anstrengend. Ich hatte dann nur diese zwei Tage, das Wochenende frei. Da sind wir dann immer von Hamburg nach Berlin gefahren, das dauert nicht so lange. Aber trotzdem waren es auf jeden Fall ganz andere Ferien als ich sonst gehabt habe.

KiJuKU: Ist dir das dann abgegangen, als das nächste Schuljahr begonnen hat?
Theo Kretschmer: Nach den Ferien war ich schon sehr durch, weil ich keine wirkliche Erholung gehabt habe. Es war dann schon ein bisschen schwierig, wieder in die Schulzeit reinzukommen.

KiJuKU: Was sind deine Vorlieben in der Schule und was magst du gar nicht?
Theo Kretschmer: Ich mag ganz gerne Kunst, Sport mag ich auch. Mathe, Physik oder Chemie ist nicht so mein Ding.

KiJuKU: Also nicht so wie beim Tom im Film, eher so, wie dessen Bruder Elmar.
Theo Kretschmer: Ja so ungefähr.

KiJuKU: Was machst du in deiner Freizeit am liebsten?
Theo Kretschmer: Ich treff mich natürlich gern mit Freunden. Ich zeichne gern, ich male viel.

Cooles Hobby

KiJuKU: Ist Schauspiel so etwas wie eine Perspektive, dass das einmal ein möglicher Beruf für dich werden könnte?
Theo Kretschmer: Ich weiß halt nicht, wie das weitergeht. Es wär schon ganz cool. Als Hauptberuf wäre es halt schon recht schwierig. Du bist halt dann darauf angewiesen, was machst du, wenn du keine Rollen hast?! Aber so nebenbei als Hobby wär’s schon ganz cool.

Theo Kretschmer (rechts) und KiJuKU-heinz (links) vor dem Plakat zum Film
Theo Kretschmer (rechts) und KiJuKU-heinz (links) vor dem Plakat zum Film „Grüße vom Mars“…

KiJuKU: Zurück zum Film. War der Dreh hauptsächlich anstrengend oder mitunter schon auch witzig?
Theo Kretschmer: Es war schon ganz schön, aber es gab dann auch so manche Szenen, wo’s anstrengend wurde. Umso mehr in einer Szene spielen, umso schwieriger wird es halt. Alle müssen dann alles richtig machen. Wenn auch nur eine oder einer etwas falsch macht, müssen’s halt alle wieder und immer wieder machen. Manches war schon sehr anstrengend. Und nach ein paar Stunden Dreh am Tag, ist manchmal auch die Konzentration draußen. Es gab aber auch ein paar Szenen, die haben voll Spaß gemacht. Aber auch einige, die ich gar nicht mochte.

Kein Apfelkuchen mehr!

KiJuKU: Und zwar welche?
Theo Kretschmer: Eine ganz am Schluss, die sah gar nicht so schwer aus, aber… Auf der Mauer, wo meine Mutter zurück aus China war, wo ich Apfelkuchen bekam. Die musste oft wiederholt werden und ich musste so oft Apfelkuchen essen, dass mir schlecht geworden ist. Und dann waren da im Sommer überall die Bienen. Das war so nervig und anstrengend. Am Ende hatte ich gar keinen Bock mehr auf Apfelkuchen.

Aber was sehr viel Spaß gemacht hat, war die Szene auf dem Schulhof. Da hat auch mein Bruder mitgespielt. Die ganze Familie war da, auch mein Hund.

KiJuKU: Deine echte Familie, nicht die aus dem Film?
Theo Kretschmer: Ja, mein Bruder hat da eben mitgespielt in der Szene. Dieser Drehtag hat auch nicht lange gedauert, so dass wir danach gemeinsam Zeit hatten.

KiJuKU: Wie oft hast du den Film selber schon gesehen?
Theo Kretschmer: Ich glaub drei Mal. Das erste Mal hab ich ihn erst bei der richtigen Premiere gesehen, weil ich so eine Überraschung haben wollte.

Nicht abgehoben

KiJuKU: Wie ist es dann ihn, beim zweiten, dritten Mal zu sehen? Wird das dann langweilige, weil du ja alle schon kennst?
Theo Kretschmer: Es ist schon noch ganz cool. Mir wird da nicht wirklich langweilig, es ist ja ein ganz guter Film.

KiJuKU: Wie haben Klassenkolleg:innen oder Freund:innen reagiert?
Theo Kretschmer: Meine engsten Freunde haben sich schon mit mir gefreut. Niemand war so richtig eifersüchtig. Aber ich häng das ja auch nicht so an die große Glocke, weil am Ende ist es ja auch nur ein Film. Was heißt nur, aber nur weil ich einen Film gemacht hab, bin ich ja nicht anders als andere Kinder.

KiJuKU: Danke sehr, thank you very much, dziękuję – nachdem im Agenturprofil von Theo Kretschmer steht: Englisch und Polnisch Grundkenntnisse.
Theo Kretschmer: Naja, eigentlich kann ich’s nicht. Meine Mutter wurde in Polen geboren, meine Eltern sind auch ein bisschen traurig, dass ich die Sprache nicht gelernt habe, ich find’s auch schade, aber vielleicht kommt das ja noch.

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Szenenfoto aus der Generalprobe von "Krieg der Knöpfe" in der Wiener Volksoper

Spiel- und sangesfreudiger Banden-Wickel

Versammeln sich die Jungs aus Longverne, um ihre Altersgenossen aus Velrans mit einem Transparent als „Hohsenscheisser“ zu beschimpfen – und sich nicht als die besten Rechtschreiber zu outen, so stürmen die Geschmähten zwischen den Publikumsreihen auf die Bühne der Wiener Volksoper.

Spielfreudig

Sonntagvormittag feierte eine spiel-, sanges- und musizier-freudige Version des französischen Klassikers der Bandenkonflikte, „Der Krieg der Knöpfe“ nach dem Roman von Louis Pergaud eine vielumjubelte Premiere mit standing ovations. Gegenüber dem Roman weist dieser musikalische „Krieg“ (Idee, Textfassung und Regie: Johanna Arrouas) einerseits eine viel stärkere, selbstbewusstere Rolle der Mädchen auf. Weder bei den Longvernern noch bei den Widersachern aus Velrans lassen sich die auf dienende Nebenrollen abschieben und glänzen mit mehr Schläue und Tatkraft.

Szenenfoto aus der GEneralprobe von
Szenenfoto aus der Generalprobe von „Krieg der Knöpfe“ in der Wiener Volksoper

Starke Kinder

Die 15 „Bandenmitglieder“ – Paulina Eder, Philippa Eisinger, Clemens Gruber, Camillo Kirchhoff, Michael Mocnik, Benjamin Ruzek, Hans Schmutzhard, Benjamin Wacks, Mara Westerkamp (Longverne) sowie Leon Forster, Maya Klipfel, Konstantin Pichler, Konstantin Scripcaru, Leopold Sommer, Leopold Wetter (Velrans) – stehen in Spiel- und Sangesfreude und -Können ihren erwachsenen Mitspieler:innen um nichts nach. Offenbar als Andenken an den Autor des Romans heißt der Lehrer hier übrigens Louis statt wie im Original Simon. Ihn verkörpert Nicolaus Hagg als den verständnisvollen unter den „Großen“, im Gegensatz zum strengen, verständnislosen Marcel Lebrac, Vater des Anführers (Peter Lesiak). Maries Mutter Jeanne (Julia Koci) ist im Dauer-Überlebenskampf und die Besorgte, die das aber nicht zugeben will. Den Gendarm Joseph (Florian Carove) hat die Regie – zum Gaudium des Publikums – als saufenden Dauerdeppen, aber doch – wie vieles andere mit Augenzwinkern – angelegt.

Szenenfoto aus der GEneralprobe von
Szenenfoto aus der Generalprobe von „Krieg der Knöpfe“ in der Wiener Volksoper

Chansons

Weil schon das Original – übrigens längst mehrfach verfilmt – aus Frankreich kommt, sind in diese Fassung mehrere französische Chansons, manche auch in Originalsprache eingebaut, unter anderem als vielleicht bekanntestes „Les Champs Elysées“ über die gleichnamige berühmte Straße in Paris – hier mit einem neuen Text über Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, die der Lehrer den Schülern vermitteln will.

Szenenfoto aus der GEneralprobe von
Szenenfoto aus der Generalprobe von „Krieg der Knöpfe“ in der Wiener Volksoper

Live-Musik

Musikalisch begleitet werden die Spieler:innen live von Musiker:innen, die sozusagen mitten im Dorf (Bühne und Kostüm: Christof Hetzer) sitzen bzw. wie der Kontrabassist (Antal Racz) zwischen Häusern stehen oder der Schlagzeuger (Michael Kahlig) am Rand zum Wald Platz nimmt: Akkordeon und musikalische Leitung: Helmut Stippich, Gitarre: Andrea Wild, Violine: Elena Krylova, Klarinette: Stephan Neubauer.

Szenenfoto aus der GEneralprobe von
Szenenfoto aus der Generalprobe von „Krieg der Knöpfe“ in der Wiener Volksoper

Warum?

Deutlich stärker noch als im Roman schwingt in den 1¼ sehr kurzweiligen Stunden aber auch die Sinnlosigkeit des Bandenkrieges mit. Warum sind wir eigentlich Feinde? Weil schon unsere Väter, … Ururururgroßväter und so weiter. Wobei hier in einer klitzekleinen Szene sich uralte Dorfbewohner:innen an den Ausgangspunkt erinnern: Haben die einen um Regen gegen die Trockenheit gebetet, so wollten die aus dem Nachbardorf mehr Sonne.

Szenenfoto aus der GEneralprobe von
Szenenfoto aus der Generalprobe von „Krieg der Knöpfe“ in der Wiener Volksoper

Bandenkriege…

… geistern immer wieder als Horrormeldungen durch Medien. Gewalttätige Auseinandersetzungen sind wirklich nicht lustig, gefährden Gesundheit, mitunter auch  Menschenleben und das gar nicht nur der Beteiligten. Dazu kommt, dass immer wieder Kinder nicht nur zivile Opfer in Kriegen sind, sondern nicht selten zu Gewalttaten gezwungen werden – Stichwort Kindersoldaten.

Vor diesen Hintergründen schwingt eine beträchtliche Skepsis mit, wenn „Der Krieg der Knöpfe“, DER Klassiker der fast romantisierenden Schilderung eines Banden-Konflikts, als Musiktheater auf die Bühne kommt. Aber wenig Anlass zur Sorge: In Wahrheit ist schon der Roman von Louis Pergaud aus 1912 trotz aller Lust an List, Hauerei und Kraftausdrücken keine Verherrlichung der Gewalt, sondern – mehr zwischen den Zeilen – ein ständiges Hinterfragen des Sinns dieses Konflikts, bei dem nicht zuletzt ums Abschneiden von Knöpfen geht. Die Volksopern-Version durchzieht das noch um einiges stärker.

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Szenenfoto aus "Alte Meisterin" von makemake produktionen im Wiener Kosmos Theater

Live-Malerei, -Musik, -Fotografie und Schauspielkunst

Die Bühne praktisch ein einziges üppiges Atelier. Schon gemalte Bilder hängen und stehen an Metallschienen. Ein Tisch voller Farben. Eine Frau (Eva Beresin) im weißen Mantel, versunken vor sich hin malend – auf weißem Leinen ebenso wie über schon vorhandene fast fotografische Bilder. Am vorderen Bühnenrand in „Alte Meisterin“ von makemake produktionen im Weiner Kosmos Theater die bekannte Musiker Clara Luzia vor einem kleinen „Cockpit“ an Instrumenten. In zwei Lehnstühlen die Schauspielerinnen Veronika Glatzner, Clara Liepsch.

Malerei

Diese beiden schlüpfen in die Rollen von Studentinnen und Models der – erst im Alter wirklich groß gefeierten Malerin Maria Lassnig, himmeln diese an, verfluchen mitunter aber auch deren Launenhaftigkeit. Und sie werden von der Malerin Eva Beresin kräftig bemalt – Gesicht und schwarze, hautenge Kleidung (Kostüm: Mave Venturin), die gleichsam den Eindruck von Akt-Modellen erweckt – und werden so zu lebendigen dreidimensionalen Bildskulpturen; voller Körpereinsatz!

„Nur“ stellvertretend

Schon hier ist Beresin aber nicht sozusagen eine Darstellerin Lassnigs, auch wenn es Anklänge an die vor zehn Jahren verstorbene, doch schon 1980 erste Professorin an der Angewandten und ihre Persönlichkeit gibt. Eher steht sie für die künstlerische Leidenschaft generell UND die – trotz Thematisierung – noch immer nicht gleichwertige Akzeptanz von Malerinnen. Und damit auch ihrer, Beresins, eigenen Kunst – und die Parallel zu Lassnig, auch erst spät „entdeckt“ worden zu sein.

Lassnig selbst wird in so manchen späteren Szenen von den beiden Schauspielerinnen verkörpert – wobei Veronika Glatzner eher die forsche Seite Lassnigs und Liepsch die mitunter frustrierenden Telefonate mit einem Galeristen spielt.

Fotografin

Und dann betritt noch die Fotografin Apollonia Theresa Bitzan in ihrer ureigensten Profession die Bühne (Bühne: Nanna Neudeck; Choreografie: Martina Rösler) – um im Atelier zu fotografieren – mit allen Einschränkungen, die Lassnig zugeschrieben werden (Text: Sara Ostertag, Anita Buchart).

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Alte Meisterin“ von makemake produktionen im Wiener Kosmos Theater

Musik

Clara Luzia bestreitet als Live-Musikerin einerseits eine Erzähl-Rolle, in dem sie Stationen von Lassnigs Leben in Songs verpackt und anderseits „untermalt“ sie musikalisch so manche Szene.

Spartenübergreifend

Die eineinhalb Stunden sind weit mehr als ein spartenübergreifender Theaterabend über die erst sehr spät gefeierte Malerin Maria Lassnig, sondern „nur“ ausgehend von dieser, ein Gesamtkunstwerk darüber, dass Frauen – auch – in der Kunst noch immer zu gering geschätzt werden.

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Großer Beliebtheit freuten sich auch analoge Spiele

Wiener Rathaus: Drei Tage Spielzentrale

Das Wiener Rathaus öffnet seine Tore und Säle seit gut zwei Jahrzehnten mehrmals im Jahr vor allem für Kinder und Jugendliche. Nachdem in der vorletzten Sommerferienwoche Kinder ihre eigene Stadt in der Volkshalle und im Arkadenhof bei „Rein ins Rathaus“ regierten, gehört dieses Wochenende den Spielerinnen und Spielern. In kürzeren Ferien gibt es u.a. das Ramba-Zamba-Spielfest (Winter) oder die Märchentage (Frühjahr) bei denen Kinder das Rathaus zu ihrem Spielplatz machen dürfen.

Zum 15. Mal steigt die Game City. Computer-, Konsolen-, Tablet-, Video- und Brettspiele können in Volkshalle, Festsaal und Nebenräumen getestet und / oder bewerbsmäßig gespielt werden. Und nicht nur nebenbei gibt es jede Menge an Infos rund um empfehlenswerte Spiele und mehr.

Cosplay

Nicht zuletzt tummeln sich Menschen in Kostümen – aus Computerspielen und Anime zwischen den Spielewelten. Samstagmittag wandern sogar Hunderte Cosplayer:innen in ihren meist liebevoll detailverliebten Kostümen – gemeinsam mit Vienna Comix bei ihrer Parade durch die Wiener Innenstadt und das MuseumsQuartier zum Rathaus. Anführen wird diese Parade Vanessa Radosztics alias Vanesh. Online wählte sie die Community zur Game-City-Bürgermeisterin. Im Kostüm von Zelda aus dem berühmten Spiel „The Legends of Zelda“ eröffnete sie gemeinsam mit Wiens Vizebürgermeister und Stadtrat für die Bereiche Kinder, Jugend, Bildung, Integration die Spielstadt im Rathaus, die seit einigen Jahren auch ein eigenes Ortsschild hat – mit dem Hinweis, dass die – im Vorjahr – 70.000 Besucher:innen somit die 7.größte Stadt Österreichs ergeben (Wien, Graz, Linz, Salzburg, Innsbruck, Klagenfurt). „Es ist eine Ehre, diese Position als Verbindungsstück zwischen der Gaming und Cosplay-Community zu übernehmen und gemeinsam mit meinen Freund:innen hier auf der Game City eine großartige Zeit zu erleben. Ich bin jedes Jahr dabei, und nachdem ich letztes Jahr schon kandidiert habe, freue ich mich umso mehr, dass ich dieses Jahr die Wahl gewonnen habe!“, wird sie in der Aussendung von wienXtra zitiert.

Harry Potter und Super Mario-Neuheiten

Bei der Game City erwartet die Besucher:innen die Österreich-Premiere von Super Mario Party Jamboree, das am Nintendo-Stand vor der offiziellen Veröffentlichung gespielt werden kann. Warner Bros bringt das magische Hogwarts-Feeling mit Spielen rund um Harry Potter in die Rathaushallen. In der FM4 Indie-Area gibt es zudem spannende Nachwuchs-Games von heimischen Entwickler:innen zu entdecken. In der Volkshalle geht’s e-sportlich zu – es ist der Ort der Turniere in digitalen Spielen. Auf der Bühne im Arkadenhof finden ebenfalls eSports-Wettkämpfe statt.

Sehr beliebt: Analoge Spiele

Neben dem Ausprobieren oder gar wettkampfmäßigem Spielen bietet die wienXtra-Spielebox aber auch jede Menge Brett-, Karten- und Ratespiele an – wovon beim Lokalaugenschein von Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… am ersten Vormittag, den vor allem Schulklassen nutzten, viel Gebrauch gemacht wurde. So saßen vier Jugendliche um einen Tisch – jede von ihnen hatte an einer Art Stirnband eine Karte befestigt, die sie vorher nicht sehen durfte. Über Fragen an andere muss jede erst draufkommen, was sie da trägt – und das reicht von einem Paradeiser (Tomate) bis zu einem Zug. Und sie hatten – nicht nur auf die Frage des Reporters – sondern offensichtlich nach ihren lächelnden bis lachenden, jedenfalls entspannten Gesichtern mindestens so viel Spaß wie bei Bewegungsspielen vor Monitoren oder beim Gaming mit Tastatur, Maus oder Controller.

Viele Infos

In den Gängen und kleineren Räumen des Rathauses warteten aber auch viele Info-Stände mit Wissenswertem zu Ernährung, Bewegung, mentaler Gesundheit oder auch Jobs und Ausbildungen. Suchtprävention – auch in Bezog auf digitale Medien durfte ebenso wenig fehlen wie Listen empfehlenswerter Spiele in verschiedenen Alterskategorien. Empfehlen statt verbieten ist das Motto der Bundesstelle für die Positivprädikatisierung von digitalen Spielen (BuPP.at) – und genau solche gab es auf den Tablets bzw. Computern oder Konsolen auch gleich zu testen. Gemeinsam ist vielen dieser Spiele: Förderung und Herausforderung eigener Kreativität – komponieren, Städte bauen.

Fachmesse und -diskussionen

Traditionell gehört zur Game City auch die internationale Fachtagung FROG (Future and Reality of Gaming). Das Thema der parallel laufenden Fachmesse lautet „Gaming the Apocalypse“. Diskutiert wird unter anderem darüber, welche Fähigkeiten man in Spielen lernen kann, um besser mit den Herausforderungen der Zukunft umzugehen oder ob Games als Bildungstool eingesetzt werden können, um über Krisen zu informieren.

Miteinander

„Im Mittelpunkt der Game City steht das Gemeinsame – miteinander zu reden, zuzuhören, Zeit zu verbringen und einfach Spaß und Freude zu teilen“, meinte wienXtra-Geschäftsführer Vučko Schüchner. „Gerade in Zeiten, in denen oft Trennendes betont wird, ist es umso wichtiger, das Verbindende zu stärken. Als Veranstalter der Game City legen wir großen Wert darauf, die Freude am gemeinsamen und verantwortungsvollen Spielen zu fördern. Dass die Stadt Wien dieses Event im Rathaus ermöglicht – und das alles bei freiem Eintritt – macht die Game City zu einem ganz besonderen Erlebnis.“

Kriegerisch?

Ein wenig befremdlich wirken dann allerdings doch viele Figuren mit martialischen Waffen oder auch das lustvolle Nachstellen von Szenen mit Schatten-Kriegern, war doch noch dazu am Freitag der Tag, an dem der Friedensnobelpreis vergeben wurde. Ohne allerdings in die falsche Kausalkette einzustimmen, Gewalt in Spielen würde Gewalt im wirklichen Leben auslösen, oft – richtig dosiert – hilft sie sogar, Aggressionen im Spiel abbauen zu können und nicht im echten Leben rauszulassen.

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Screenshot aus dem Video von Teil 1 des Konzerts von EsRap und Marino Formenti

So verletzlich und so kämpferisch

„Du hast Privilegien, ich hab Freunde dabei…“ ist mindestens so eine Hymne wie „OTK“ oder „Der Tschusch ist da!“ Das Duo Esra und Enes rappt seit eineinhalb Jahrzehnten kraftvoll und gibt Kraft – nicht zuletzt dem multikulturellem Wien. Die Rapper:innen haben aber immer wieder auch sanfte, leise Nummern. In der Woche vor der Nationalratswahl 2024 veröffentlichten sie eine neue Nummer, in der sie gestehen, nicht immer so stark zu sein: „Es tut so weh, anders zu sein“.

Im Rahmen eines Konzerts gemeinsam mit dem italienischen Pianisten Marino Formenti gaben sie die auf der Bühne des Wiener Volkstheaters zum ersten Mal zum Besten. Und dennoch war es letztlich ein ausgelassenes, Mut machendes Fest mit der neuen sanften vom Pianisten ins Mikro gehauchten ergänzenden Schluss-zeile: „Es ist so schön, anders zu sein!“

Das Konzert stand am Beginn der Reihe „Drei Tage für Österreich“, die am Wahltag selbst unter dem Motto „Bangen, wetten, hoffen“ zunächst im Café Liebig am Vormittag beginnen (ab 11 Uhr) und am Nachmittag mit einer „Wahlparty“ samt gemeinsam Hochrechnung schauen über di Bühne gehen werden, moderiert von Michael Ostrowski.

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volkstheater -> drei-tage-fuer-oesterreich

Schnappschuss vom 60. Geburtstagsfest des 5er-Hauses der Wiener Jugendzentren

Wiens ältestes Jugendzentrum feierte den 60er

Klassiker von Kinderfesten sind Kinderschminken und Hüpfburg. Auch die gab’s kürzlich in der Grünwaldgasse 4 in Wien-Margareten, nahe dem Matzleinsdorfer Platz. Dort steht Wiens ältestes Jugendzentrum – es feierte seinen 60. Geburtstag – für und mit Kindern, Jugendlichen und nicht zuletzt solchen Erwachsenen, die vor Jahrzehnten hier als Kinder und Jugendliche ein- und ausgegangen sind.

Neben den eingangs erwähnten Aktivitäten gab’s auch Palatschinken-Station, Quizrad, Fotobox und Street-Soccer, also Fußball. Auf der Bühne waren Breakdance, Rap und andere Gesangsauftritte zu bewundern.

Schnappschuss vom 60. Geburtstagsfest des 5er-Hauses der Wiener Jugendzentren
Schnappschuss vom 60. Geburtstagsfest des 5er-Hauses der Wiener Jugendzentren

Dani, Stammbesucherin der 90er Jahre, sagt laut Medieninformation des Vereins Wiener Jugendzentren: „Das 5erHaus gab uns ein Zuhause und war der größte emotionale Support in dieser Zeit.“ Auch Kemal, der das Haus schon als Kind besuchte, erzählt: „Alles, was ich jetzt mache, und den Mut, den ich jetzt habe, verdanke ich dem 5erHaus.“

Schnappschuss vom 60. Geburtstagsfest des 5er-Hauses der Wiener Jugendzentren
Schnappschuss vom 60. Geburtstagsfest des 5er-Hauses der Wiener Jugendzentren

An Gratulant:innen stellten sich die Bezirksvorsteherin Silvia (Janković), die Obfrau Marina (Hanke) sowie die Geschäftsführerin Manuela (Smertnik) des Vereins ein und nicht zuletzt Wiens für Kinder, Jugend, Bildung und Integration zuständiger Stadtrat und Vizebürgermeister Christoph (Wiederkehr) ein und hoben die Bedeutung dieser Einrichtung hervor. Auf 1.000 Quadratmetern können Kinder und Jugendliche ihre Freizeit verbringen – freiwillig, ohne Konsumzwang, begleitet von einem multiprofessionellen Team. Es gibt Kreativ- und Medienangebote, Sportaktivitäten, ein Tonstudio, Bandproberaum, Disco, Küche und ein Jugendcafé mit Tischfußball. Im Mittelpunkt stehen Spaß, Selbstorganisation, Mitbestimmung und Wertschätzung.

Schnappschuss vom 60. Geburtstagsfest des 5er-Hauses der Wiener Jugendzentren
Schnappschuss vom 60. Geburtstagsfest des 5er-Hauses der Wiener Jugendzentren

Medienschwerpunkt

Apropos Medien, das 5er-Haus bot schon früh Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, selbst Medien zu produzieren. Besonders beliebt ist etwa CUtv, die medienpädagogische Einrichtung im Haus. Die Jugendlichen gestalten Video-Beiträge für Sendungen auf Okto-TV, demnächst wieder über die Gala von Kids in Fashion, dem riesigen Modedesign-Nachwuchsbewerb der Wiener Jugendzentren – am 5. Oktober, übrigens die Jubiläums-Gala nach 30 Jahren – siehe Link unten über eine Reportage in der Schneiderei-Werkstatt in den Sommerferien.

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Szenenfoto aus "Who cares what you wear"

Von der Schnäppchenjagd zur Kritik an Fast-Fashion

Vor gut einem Dutzend vertikalen Projektionsflächen in übergroßen Handyformaten setzen sich Nele Christoph und Crispin Hausmann al Mode-Influencer:innen in Szene. Das bekannte „Unboxing“ – also auspacken von Eingekauftem – steht am Beginn – da Schnäppchen, dort günstige Klamotten. Hin und wieder gefilmt sogar in stationären Kleidungs-Geschäften und nicht nur bei Online-Händlern.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Who cares what you wear“

Rasant wechselnde Projektionen von Mini-Clips im TikTok-Style mit teils tänzelnden Bewegungen des Duos bestimmen die Szenerie und (Regie und Bühne: Bianca Thomas; Media Design: Vince Varga) von „Who cares what you wear?“ (Wen kümmert’s, was du trägst). Diese Produktion für Jugendliche – eine Produktion der Austrian Fashion Association in Koproduktion mit Dschungel Wien basierend auf einer Idee von und in Zusammenarbeit mit Fashionclash (NL) und Mayke Roels (NL) – feierte am Eröffnungstag der neuen Saison, der 20., im Dschungel Wien umjubelte Premiere.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Who cares what you wear“

Wandel

Real agiert das Duo praktisch immer im selben Outfit, die wechselnden Gewänder (Kostüme: Lisa Knoll) kommen über die eingespielten Videos. Je länger die Show dauert, desto kritischer setzen sich die beiden mit den „Fetzen“ auseinander, verklickern Infos über Arbeitsbedingungen der Näher:innen – meist in Fernost. Genauso setzen sie sich mit den umweltmäßig schädlichen Folgen von Fast Fashion auseinander und vermitteln so vielleicht gerade Mode-Fans Nachdenk-Momente in Sachen Nachhaltigkeit.

Gerade unter Jugendlichen spielen Klamotten eine nicht geringe Rolle, gleichzeitig engagieren sich viele in Sachen Klimakrise!

Kryptisch

Warum zwischendurch ein ungarischer Spruch als Begrüßungsformel „verkauft“ wird, der das nicht ist, sondern eine Mutter-Beleidigung, erschließt sich nicht wirklich. Sollte es vielleicht eine Kritik an Fake News sein, so ist sie sehr versteckt – nur für jene verständlich, die diese Sprache kennen – oder wenigstens Grußformeln ;(

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Who cares what you wear“

Kleider machen Leute

Wobei Gewänder schon in längst zu Klassikern gewordenen literarischen und auch bühnenmäßig umgesetzten Werken zentrale Rollen spielen. Ob in Gottfried Kellers Novelle „Kleider machen Leute“ (1874) oder in „Des Kaisers neue Kleider“ von Hans Christian Andersen (1837). Wobei der dänische Märchendichter in seinen Notizen schrieb, dass er dazu von Karl Eduard von Bülow und dessen Märchen „Was einem Könige mit drei Schälken begegnet“ inspiriert worden war.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Who cares what you wear“

Kids in Fashion

Apropos junge Mode. Demnächst – am 5. Oktober 2024 – steigt die Jubiläums-Gala des größten Modedesign-Nachwuchs-Bewerbs „Kids in Fashion“. Seit drei Jahrzehnten rufen die Wiener Jugendzentren Kinder und Jugendliche (4 bis 21 Jahre) auf, eigene Entwürfe einzusenden. Fast jedes Jahr landen mehr als 2000 Zeichnungen in der Zentrale der Jugendzentren. Eine Jury wählt die rund fünf Dutzend kreativsten, ver-rücktesten, innovativsten aus, die in der Folge von Modeschüler:innen geschneidert und bei der Gala von jugendlichen Models vorgeführt werden – siehe Info-Box.
Nachhaltigkeit, Re- und Upcycling spielt in vielen dieser Mode-Entwürfe eine immer größere Rolle.

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Foto aus der neuen ORF-Serie "Demokratino"

Demokratie (nicht nur) für Kinder erklärt

Während ein derzeit häufig gesendeter Werbespot auf allen Kanälen bösartige Streitereien zwischen Vertreter:innen politischer Parteien als „Kindergarten“ scheinbar lustig zeigen will, versuchen einige Programme im ORF-Kinderfernsehen sachlich und doch spannend zu erklären, wie wichtig Wahlen und Demokratie sind.

Beginnend mit Montag, 23. September erklären fünf ZiB Zack Mini-Spezialausgaben vor der Nationalratswahl am Sonntag (29. September 2024) vieles dazu. Zwei Tage später startet eine zehnteilige fiktive Serie mit Schauspiel und Animationsfiguren namens „Demokratino“, einem vorerst unbekannten Land, in das die drei Kinder-Protagonist:innen während eines Besuches im österreichischen Parlament gebeten werden.

Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… durfte die erste Folge vorab sehen – und aus dieser hier schildern, sowie den Erfinder derselben, Thomas Brezina, per eMail einige Fragen stellen – dieses Interview in einem eigenen Beitrag – unten verlinkt.

Foto aus der neuen ORF-Serie
Fotos aus der TV-Serie „Demokratino“: Doro (Nora Riedl), Niko (Sam Göll) und Leopold (Matteo Haudeck) nehmen dich mit auf eine Entdeckungsreise durch das Parlament an der Wiener Ringstraße

Abenteuer

Zunächst sind Doro, Leopold und Niko mehr als unzufrieden. In ihrer Schulklasse hat die Lehrerin die Kinder in verschiedene Exkursions-Gruppen eingeteilt. Neben Team Tiergarten und Team Kanal gibt’s auch eine Spezialtour im Parlament. Die haben diese drei zugeteilt bekommen. Das stellen sie sich viel weniger abenteuerlich vor als das was ihre Kolleg:innen erkunden dürfen.

Natürlich kommt dann alles ganz anders. Aber mit diesem Trick startet die zehnteilige Serie im ORF-Kinder-Fernsehen. Mastermind hinter der Serie namens „Demokratino“ ist wie schon erwähnt der bekannte Autor, TV-Format-Erfinder und Ausdenker diverser Erlebniswelten Thomas Brezina. Für die drei Kinder, die durch die Geschichte führen, hat er drei unterschiedliche Rollen geschrieben. Doro (Nora Riedl) fotografiert alles – digital klarerweise. Ihr Kollege Leopold (Matteo Haudeck) schreibt die Notizen auf ein großes Tablet und Niko (Sam Göll) ist der Verträumte, der immer wieder da und dort stehen bleibt, sich Objekte in dem historischen Gebäude genauer anschaut. Und auf einmal etwas von einer bläulich schimmernden Lichtkugel erzählt. Die die anderen – natürlich – nicht sehen, du aber als Zuschauerin oder Zuschauer siehst sie sehr wohl 😉

Foto aus der neuen ORF-Serie
Foto aus der TV-Serie „Demokratino“: Magdalena Bönisch und Christian Dobler als Gurides durch das „Hohe Haus“, wie das Parlament in Wien oft auch genannt wird

Retter:innen gesucht!

Plötzlich beginnt’s aus der Kugel zu sprechen – eine animierte Zeichentrickfigur namens Max, die von ihren Kleidungsfarben ein wenig an Pinocchio erinnert -, versucht das Trio zu sich nach „Demokratino“ zu holen. Und so rasen sie wie durch eine Röhren-Rutsche in diese Welt.

Sie müssten dieses – für alle vorerst unbekannte – Land vor dem bösen Diktatos retten…

Einige dafür notwendige Informationen über das Parlament als Sitz der Demokratie in Österreich haben sie schon von den beiden Guides, gespielt von Magdalena Bönisch und Christian Dobler, erfahren. Andere werden sie in „Demokratino“ in den weiteren Folgen ausspielen können – die in Form von Rückblenden auch den Zuschauer:innen vermittelt werden – über Gesetze, Wahlen, politisch Parteien, Regierung, Abgeordnete, Opposition oder Steuern…

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Zum eMailigen Interview mit Thomas Brezina über „Demokratino“ geht es hier unten.

Foto aus der neuen ORF-Serie
Fotos aus der TV-Serie „Demokratino“: Leopold (Matteo Haudeck), Doro (Nora Riedl) und Niko (Sam Göll) sitzen auf den Stufen vor dem Parlamentsgebäude an der Wiener Ringstraße
Bildmontage aus einem Foto von Thomas Brezina bei der Vorstellung seines gereimten Buches über die Erde im Festsall der Universität Wien sowie einer Animation zur Serie "Demokratino"und das Logo dieser TV-Serie

„TV-Serie soll Demokratie erlebbar machen“

KiJuKU: Ging die Initiative zu Demokratino von dir aus oder wurdest du vom Parlament gefragt, dir etwas zum Thema einfallen zu lassen?
Thomas Brezina: Demokratino ist eine Geschichte, die ich schon vor vielen Jahren erfunden habe. Mir geht es darum, das Thema Demokratie auf eine Weise zu schildern und zu erklären, die nicht belehrend ist, sondern Demokratie erlebbar macht

KiJuKU: Wie bist du auf die Idee der „Entführung“ gekommen?
Thomas Brezina: Aus diesem Grund werden die drei Hauptpersonen in die Welt von Demokratino versetzt, wo ein Diktator versucht die Macht an sich zu reißen und sie ihre Erfahrungen von einem Besuch des Parlaments nun in diesem Land umsetzen müssen, damit es eine Demokratie bekommt und nicht Dikataturia wird. Ich freue mich, dass Demokratino jetzt auch auf den Bildschirm kommt.

KiJuKU: Wird ausgehend vom Konzipieren dieser Serie auch etwas in Buch-Form erscheinen?
Thomas Brezina: Dazu habe ich schon vor rund zehn Jahren ein Buch gemacht, es gibt aktuell Überlegungen, dass wir begleitend Demokratino auch in Buchform wieder zurückbringen – aber mehr kann ich dazu noch nicht sagen.

Einschub: Peinlich, gestehe als Journalist von Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… – und davor eben schon beim Kinder-KURIER – habe ich dies offenkundig versäumt – und auf Nachfrage beim Management erfahren, dass dies auch nicht mehr verfügbar ist ;(

KiJuKU: Das Parlament hat seit mehr als 15 Jahren die Demokratie-Werkstatt – hast du mit diesen Workshops bei der Arbeit an „Demokratino“ Kontakt gehabt, Erfahrungen ausgetauscht?
Thomas Brezina: Die Zusammenarbeit mit dem Parlament war großartig. In der Vergangenheit habe ich persönlich schon mehrere Videos zu verschiedenen Themen für das Informationsbüro auf Social Media gemacht.

KiJuKU: Kommen in den Folgen demokratische Möglichkeiten direkt für Kinder vor – von Klassen- über Schulsprecher:innen, Mitbestimmungsmöglichkeiten in Gemeinden und Städten wie Kinder- und Jugend-Million in Wien …?
Thomas Brezina: In diesem Jahr habe ich die Drehbücher für eine TV-Fassung geschrieben. Im Sommer wurde im Parlament und im Studio gedreht. Derzeit werden die Folgen fertiggestellt, die eine Menge Aufwand an Animation haben, da die Demokratino-Welt gezeichnet ist, die drei Hauptdarsteller aber real. Die TV-Serie soll für alle eine Möglichkeit sein, das Thema Demokratie zu erleben und zu erfassen. Daraus ergeben sich viele Möglichkeiten und ich sehe es als Aufgabe von Schulen etc. darauf aufbauend mit Schülerinnen und Schülern zu erarbeiten, was alles im eigenen Umfeld in die Tat umgesetzt werden kann.

Da das Interview nicht live – weder telefonisch noch online-video-mäßig möglich war, weil der Autor derzeit in London weilt, und dort viel am Schreiben ist, sondern es nur möglich war, Fragen per eMail über das Management zu übermitteln und auf diesem Weg auch die Antworten kamen, konnte hier nicht nachgefragt werden, weil die letzte Antwort auf einen Teil der Frage nicht eingeht – und nicht alle Folgen zur Sichtung vorlagen/ vorliegen, sondern nur die allererste.
Im Folgenden undauch schon weiter oben übrigens einige Links zu Storys über Aktionen und Möglichkeiten, wo Kinder Demokratie wirklich selber (mit-)erleben können.

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SOS-Kinderstimmzettel - von KiJuKU zerlegt und die beiden Hälften nebeneinander platziert

Auch Kinder sollen abstimmen können

Erwachsene sollen Kinder nach ihrer Meinung fragen und ernst nehmen. Menschen sollen Natur, Pflanzen und Tiere schützen. Es soll draußen genug Platz für Kinder und sichere Wege geben. – dies sind drei von acht möglichen Themen, die Kinder auf einem eigenen Stimmzettel mit bunten Zeichnungen ankreuzen können. Es finden sich noch Sätze und Bilder zu Schule und lernen, Familie und Freunde, Gesundheit, Spielen und Sport sowie Handy und Computer.

Erst ab 16 und das ist schon pionierhaft

In Österreich dürfen Menschen ab 16 Jahren wählen – das gilt in Europa nur noch in Malta; und für die EU-Parlamentswahlen im Frühjahr wurde das Wahlalter auch in Belgien und Deutschland gesenkt. Viele nicht nur 16-Jährige, sondern auch viel ältere Menschen, die schon laaaaange in Österreich leben, dürfen dennoch nicht wählten, sie haben sozusagen den „falschen“ Pass, einen anderen als den österreichischen.

Alle sollen wählen dürfen

Wer – unabhängig von der Staatsbürger:innenschaft – nicht wählen darf sind jüngere Menschen. Da sind auch Wünsche und Forderungen von Kindergipfeln und Initiativen wie den „KinderRÄchTsZÄnkern“ (Deutschland), die sich für das Wahlrecht ganz unabhängig vom Alter einsetz(t)en, längst in „Vergessenheit“ geraten. Damals verlangten Kinder immer wieder „alle sollen wählen dürfen“. Und so manch beispielsweise erst 12-Jährige stellten unter Beweis, dass sie sich mindestens so viele Gedanken über ihre und die Zukunft der Gesellschaft mach(t)en wie Menschen, die schon Jah(zehnt)e älter sind.

SOS-Kinderstimmzettel
SOS-Kinderstimmzettel – oben ist er von KiJuKU zerschnitten und die beiden Teile sind nebeneinander gestellt

Aktion

So wie es die „Pass Egal“-Wahl als zivilgesellschaftliche Initiative gibt, so startete beispielsweise auch SOS Kinderdorf die Aktion „Kinderstimmen-Wahl 2024“.

Auf bunten Stimmzetteln mit Text und Zeichnungen sind acht Felder angeführt, von denen Kinder drei ankreuzen können – siehe Bild – und in einem weiteren Feld ganz anderes dazuschreiben oder -zeichnen können.

Mitbestimmung

Darüber hinaus gibt es auch andere Möglichkeiten für Kinder und Jugendliche direkt in ihren Gemeinden und Städten mitbestimmen zu können – von Kindergemeinderät:innen bis zur Partizipation an der Wiener Kinder- und Jugendstrategie – siehe Link unten – oder beim Einbringen von Ideen und Abstimmen über Projekte zur Wiener Kinder- und Jugend-Million.

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Amy, Mia, Kiara (hinten von links nach rechts) sowie Noah, Alesia, Ibtisam und Michelle (vorne, v. li.) vom Gymnasium Am Augarten stellen die Idee ihres "Kultur-Balkons" vor

Alle Kinder und Jugendlichen Wiens dürfen mitreden

Seit 17 Jahren dürfen in Österreich bei allen Wahlen Jugendliche ab 16 Jahren wählen. Aber nicht alle. Selbst solche, die ihr ganzes Leben – vielleicht mit Ausnahme von Urlauben oder Sprachwochen – in Österreich verbracht haben, dürfen ihre Stimme nicht abgeben, wenn sie nicht die österreichische Staatsbürger:innenschaft haben. Und die ist nicht einfach und auch nicht billig zu kriegen.

Und wer vielleicht mit zwölf, 13 oder 14 und 15 sehr interessiert und engagiert ist, hat gar kein Wahlrecht – was übrigens schon in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts bei Kindergipfeln in Österreich vor allem im steirischen Mürzsteg – gefordert worden ist.

Großgruppenfoto der Abgeordneten des Kinder- und Jugendparlaments sowie der wienXtra-Mitarbeiter:innen und von Stadtpolitiker:innen
Großgruppenfoto der Abgeordneten des Kinder- und Jugendparlaments sowie der wienXtra-Mitarbeiter:innen und von Stadtpolitiker:innen

Seit fünf Jahren und für die nächsten fünf Jahre

Wo aber Kinder und Jugendliche sehr wohl – unabhängig von Staatszugehörigkeit und Alter – mitbestimmen können / dürfen / sollen ist unter anderem die erneuerte Kinder- und Jugendstrategie 2025 bis 2030 der Stadt bzw. des Bundeslandes Wien. Schon vor fünf Jahren hatten rund 22.500 Kinder und Jugendliche in mehr als 1300 Workshops der Aktion „Werkstatt Junges Wien“ ihre Ideen, Wünsche, Forderungen, Anregungen und Kritiken eingebracht, um die Stadt kinder- und jugendfreundlicher zu gestalten. Am 30. Geburtstag der Kinderrechtskonvention (20. November 2019) hatte die Aktion im großen Festsaal des Wiener Rathauses ihren demokratischen Abschluss gefunden.

Seither fanden als Ergebnisse und Fortsetzungen mehrmals Kinder- und Jugendparlament statt, ebenso konnten junge Menschen aus Wien über die Vergabe von jeweils insgesamt einer Million Euro bestimmen. Ebenfalls ein Ergebnis sind die Wiener Ehrenamtswochen und indirekt auch die Wiener Bildungs-Chancen.

Die Jüngsten im Kinder- udn Jugendparlament kamen aus einem Kindergarten
Die Jüngsten im Kinder- udn Jugendparlament kamen aus einem Kindergarten

Neue Gesamt-Strategie

Und nun haben alle Wiener:innen – wie schon erwähnt unabhängig von ihrem Pass – zwischen 5 und 20 Jahren die Möglichkeit, ihre Ideen einzubringen. Bis 18. Oktober 2024 werden über Fragebögen die Meinungen, Ideen, Anregungen und vieles mehr der Kinder und Jugendlichen zu Themen wie Freizeitangeboten, Mobilität, Klima, Sicherheit und vieles mehr erhoben – mehr dazu in der Info-Box.

Schnappschüsse am Rande des Kinder- und Jugendparlaments am 17. Oktober 2022 im Festsaal des Wiener Rathauses
Schnappschüsse am Rande des Kinder- und Jugendparlaments am 17. Oktober 2022 im Festsaal des Wiener Rathauses

Regelmäßiges Abklopfen und Ergänzungen

Die ausgewerteten Fragebögen sind dann in der zweiten Phase bei Kinder- und Jugendparlamenten die Basis für konkrete Wünsche, Forderungen, Anregungen, die in die „Kinder- und Jugendstrategie“ bis 2030 einfließen.

Dabei soll’s aber nicht bleiben – in den Folgejahren verpflichtet sich Politik und Verwaltung, „jährlich mit dem Wiener Kinder- und Jugendparlament konkrete Maßnahmen zu den in der Kinder- und Jugendstrategie formulierten Handlungsfeldern zu erarbeiten“.

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Abschluss von Werkstatt junges Wien <- damals noch im Kinder-KURIER

Screenshot der Startseite von Junges Wien zur Umfrage zur neuen Kinder- und Jugendstrategie
Screenshot der Startseite von Junges Wien zur Umfrage zur neuen Kinder- und Jugendstrategie
Caro, Bianca und Jolanda - Müllsammlerinnen aus Leidenschaft

Weil wir da zu dritt arbeiten können – und der Umwelt helfen

Dass der Job des Müll-Einsammelns und -Trennens neuerdings besser bezahlt wird, sein „nur ein klitzekleiner Mit-Grund“ gewesen, weshalb sich die neunjährige Caro und ihre Freundinnen Bianca und Jolanda (beide 10) für diese Arbeit entschieden hätten. „Wir wollten das machen, weil es der Umwelt hilft“, nennen sie als ersten Beweggrund im kurzen Gespräch mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… „UND“, so ergänzen sie sofort, „weil wir da gemeinsam zu dritte arbeiten können!“

Der fünfte und letzte Tag des diesjährigen einwöchigen Wiener Kinderstadt „Rein ins Rathaus“ brachte am Nachmittag vor allem viele Events im Arkadenhof – Sport-Turnier, Bewerb der Spiele-Box, Auto-Rennen mit den Tret-Fahrzeugen und vor allem voll überzeugenden Moderator:innen. Hier hätte vielleicht der eine oder andere TV-Sender auf Nachwuchs-Suche gehen sollen! 😉

Arbeitszeit-Begrenzung

Wurden tags zuvor höhere Löhne für weniger beliebte Jobs beschlossen, so drehten sich Diskussionen in der Versammlung von Regierung und Abgeordneten aus den Bereichen um neue Regelungen für sehr beliebte Arbeitsstellen (Stylingzone, Bank, Finanzamt, Gasthaus und Shop). Damit hier Arbeitsplätze frei werden, sollte die Höchst-Arbeitszeit der Mitarbeiter:innen auf ¾ Stunde (45 Minuten und damit drei Mal Mindestarbeitszeit) begrenzt werden.

Acht Parteien

Am letzten Tag gab es die Höchst-Zahl an Kandidat:innen für die Wahl: Acht Parteien traten an. Bürgermeisterin – die damit bis zum Nachmittag des ersten Tages in der Kinderstadt 2025 im Amt ist – wurde Zara von der Partei Kunterbunt. Ihre Stellvertreterin, also Vizebürgermeisterin ist Hannah von der Popcorn-Partei. Alma (alma für die kinderstadt) wurde Finazstadträtin, Leander (Die Lohn Partei) bekleidet die Funktion des Stadtrats für Stadtenwicklung und Bürger:innen-Beteiligung, Lion (YoungChampions) ist für Wirtschaft & Arbeit zuständig, Mia (DGP – Die Gerechte Partei) für Gesundheit, Soziales und Umwelt, Yebai (Hollicent Partei) wurde Stadtrat für Justiz und Konsument:innen-Schutz, Luan (DZDK – Die Zukunft der Kinderstadt) ist für Kultur und Wissenschaft verantwortlich.

Neu und anders, aber wie?

Vieles werde im kommenden Jahr „erneuert und verbessert“ sein bei „Rein ins Rathaus“ hörten Kinder beim Stadtplanungsamt. „Aber genauere Informationen gibt es nicht“, schrieb der zehnjährige Adrian Lorenz Koriska für die letzte – dünnere, weil glich am Nachmittag noch erschienene – Ausgabe der Stadt-Zeitung. Die gibt’s natürlich – wie auch schon die vorherigen – beim jeweiligen Artikel ganz am Ende als „Flip-Book“ zum Blättern; ganz unten auf „Inhalt laden“ klicken.

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Special-Service: Darunter gibt’s den Link zu einem Sammel-PDF ebenfalls zum Blättern – fast am Ende.

Noch ein paar Schnappschüsse vom letzten Tag

Über den QR-Code unten geht es zur Sammel-Ausgabe aller Zeitungen

QR-Code zur Sammleausgabe mti allen Zeitungen von
QR-Code zur Sammelausgabe mmit allen Zeitungen von „Rein ins Rathaus“ 2025 + Kandidat:innen-Plakaten + Regierungsplakaten

Hier unten geht’s zur Tageszeitung Nummer 5

(auf „Inhalt laden“ klicken – oder hier unten den Link anklicken)

Zur Zeitung Nr. 5 der Kinderstadt 2024

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Basteln und malen im Kinderzelt

Handliche Instrumente basteln – Upcycling von Wegwerf-Dingen

Adam (5), Dior (4) und Deni (11) sind die allerersten, die das kreative Kinderprogramm bei den diesjährigen Afrika-Tagen auf der Wiener Donauinsel in Anspruch nehmen. Knapp nachdem die Zugänge zum Jubiläums-Festival – heuer zum 20. Mal – geöffnet sind, beginnen sie mit den beiden Betreuer:innen der Kinderfreunde zu basteln.

Der Fünfjährige füllt vorsichtig Reiskörner in eine – unten natürlich zugeklebte – Kartonröhre zu füllen. Und upcycelt damit das Innere einer Klopapierrollen zu einem Musikinstrument.

Trommel und Gitarre

Einer seiner Kumpels überzieht eine leere runde Konservendose mit einem zerschnittenen Luftballon – was die wohl einfachste Form einer Trommel wird. Der andere bemalt das Innere und Äußere eines metallenen Deckels, der einmal Gläser verschlossen hat. Als die Farbe trocken ist, spannt er Gummiringerl über den Deckel und befestigt mit Heißklebepistole bemalte Holzspateln auf die Deckel-Außenseite und die dort befindlichen Gummiringerln. Die Innenseite des Deckels ist somit die kleinste, leichteste Gitarre.

Während Farbe trocknet, begeben sich die drei zu einem anderen Tisch, um Memory und anderes zu spielen. Der Jüngste malt dazwischen noch eine papierene Maske an, seine Mutter schneidet Löcher hinein – dort wo die Augen sind, sodass ihr Sohn auch durchschauen kann.

Erzähl-Zelt

In der Zwischenzeit kommen immer wieder Familien, um zu fragen, wo das Erzähl-Zelt ist. Das befindet sich gleich nebenan. Aber da der Autor und Erzähler eine weite Anreise – aus Linz – hat, öffnet es „aber nur am ersten Tag“ erst ein bissl später 😉

Dafür entschädigt Patrick Addai mit seiner ziemlich unnachahmlichen Art damit, dass er aus seinen Büchern nicht vorliest, sondern über Mimik, Gestik und mit dem ganzen Körper die Hauptfiguren, meist Tiere, richtiggehend lebendig werden lässt. Dazwischen trommelt er, reißt das Publikum zum Aufstehen und mittanzen oder zumindest im Sitzen zum mitfliegen – mit den Armen zu Adlerschwingen erhoben, wenn es um die Geschichte geht, dass ein Adler immer – im Herzen – ein Adler bleibt, auch wenn er im Hühnerhof landet.

Aus seinem jüngsten Buch „Sprich mit mir, Esel“ erzählt er auch noch eine Geschichte – Besprechung des Buches am Ende dieses Beitrages verlinkt.

Top-Musik und mehr…

Die Afrika-Tage bieten natürlich weit mehr als das Kinderprogramm – übrigens in der Nähe der Hauptbühne. Und auf dieser treten Abend für Abend musikalische Größen auf von Mamadou Diabate über Mjalisuso & Karo, Elvis Zjma & the Skypeace Band bis zu Oluchukwu Akusinana.

Und natürlich gibt es Kunsthandwerk bzw. Gewand aus den verschiedensten Ländern und Regionen Afrikas, Kulinarisches sowieso – und natürlich wollen die Afrika-Tage zwanglos und sehr sinnlich Vorurteile abbauen, friedliches Zusammenleben, Toleranz und Respekt (vor-)leben.

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Zu einer Buchbesprechung des in der Passage übers Erzählzelt erwähnten Eselbuches geht es hier unten

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Elida Çulhacı mit dem Stern auf dem Haarreifen vor dem Spiegel

„Nehme erst Farben und Material, dann zeichne ich meine Entwürfe“

Vor der Schule Hoefftgasse und dem Abgang zum Jugendzentrum (Wien-Simmering – 11. Bezirk) befindet sich aktuell eine Baustelle. Im Jugendzentrum – wie in den Jahren zuvor eine Werkstatt. Nähmaschinen, Tische mit Stoffen, Farben, Scheren, Nadeln. Ein Kleiderständer mit fertigen Kostümen. Schneiderpuppen mit halbfertigen Gewändern. Von einem Berg mit Stoffen und (halb-)fertigen Objekten schlängelt sich eine Stoff-Schlange bis auf den Boden und zu Füßen eines hellrosa luftigsten Kleides.

Regelmäßige Leser:innen von Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… kommt das Ambiente vielleicht aus Reportagen vergangener Jahre einigermaßen bekannt vor. Genau – wie auch schon dem Untertitel zu entnehmen -, Treffpunkt Werkstatt für die rund fünf Dutzend besten von 2300 Mode-Entwürfen von Kindern und Jugendlichen.

Phase 2 von „Kids in Fashion“ – in diesem Jahr übrigens zum 30. Mal – und daher findet die Gala, bei der jugendliche Models die kreativen Kleidungsstücke am Laufsteg vorführen, wieder einmal im Wiener Rathaus statt – in diesem Fall im Arkadenhof (5. Oktober 2024 – Details siehe Infobox am Ende des Beitrages).

Stern von und für Preisträgerin

KiJuKU darf den Schneider:innen aber nicht nur auf die Finger, Nähmaschinen, Scheren und so weiter schauen und mit ihnen reden. Zu dem Reportagenbesuch kommt auch eine Preisträgerin. Elida Çulhacı kommt – und wird überrascht. Leo Oswald, der Erfinder und künstlerischer Leiter dieses größten Modedesign-Nachwuchs-Bewerbs, wahrscheinlich nicht nur Österreichs, setzt der 12-Jährigen einen silbernen Haarreifen mit großem glitzernden Stern auf den Kopf.

Einen solchen hat sie dem Model auf ihrer Zeichnung ins Haar gezeichnet. Und flugs ziehen die Werkstätten-Leiterinnen – Verena Draxler und Nina Mittendrein – vom Kleiderständer auch schon das bereits genähte Kleid nach dem Entwurf der jungen Modeschöpferin aus der Reihe jener schon fertigen Gewänder auf dem Kleiderständer.

Auf dem dunklen Stoff finden sich kleine und größere runde, ovale aufgenähte Objekte, eine Art Bommel in verschiedenen Größen und Farben. Und dies entspricht ziemlich genau dem Entwurf.

Farben und Material zurechtlegen und dann…

„Im Jugendzentrum (einem anderen, dem Si:Ju, aber auch im selben Bezirk) hab ich mir Farben und Material geholt, zurechtgelegt und dann zu zeichnen und kleben angefangen“, schildert Elida Çulhacı dem Journalisten. „Ich hab auch noch zwei andere Entwürfe eingeschickt, aber dieser hat mir schon am besten gefallen.“ Eigentlich hätte sie, so erzählt sie später im Gespräch mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr aber auch den Schneiderinnen, „gern noch Teddybären-Schuhe für dieses Kleid gehabt, aber ich hab nicht gewusst, wie ich die zeichnen soll“.

Und, so verrät sie, „ich zeichne auch zu Hause und schon lange immer wieder Models mit eigenen Mode-Designs“. Ob sie dann nicht auch – wie sowohl die Werkstätten-Leiterinnen oder die Praktikant:innen – nach der vierten Klasse in eine Modeschule wechseln möchte, will KiJuKU wissen. Und schon beginnt sie die Fachleute zu fragen, wie denn die Schule sei, was sie da alles können müsse…

Schon mit der Klasse teilgenommen

Nina Mittendrein, eine der beiden Werkstätten-Leiterinnen in diesem Jahr, hat in Graz in der Modeschule auf dem Ortweinplatz maturiert und vor wenigen Wochen die Bühnen-Kostüm-Meisterklasse in der Wiener Herbststraße absolviert. „Das war richtig magisch, ich hab nicht nur neue Techniken gelernt, sondern auch eine neue Perspektive auf Material-Wahl und überhaupt aufs Nähen gewonnen“, strahlt sie richtig, als sie das dem Reporter erzählt. Und vertraut Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… auch an, dass sie schon mit ihrer Klasse in der Mittelschule Zeichnungen für Kids in Fashion eingeschickt hatte. „Wir haben zwar nichts gewonnen, aber es war für uns schon eine große Sache, Entwürfe zu einem Bewerb nach Wien einschicken zu können.“

Nicht immer einfach

Ihre Kollegin als Leiterin – die sind dafür zuständig, dass die Zeichnungen und das möglichst originaltreu und das noch dazu tragbar verwirklicht werden – ist Verena Draxler. Sie hat das Kolleg in der Modeschule Herbststraße abgeschlossen – und nebenbei noch geringfügig als Ankleiderin in der Volksoper gearbeitet. . Im Vorjahr war sie schon als Praktikantin in der Kids-in-Fashion-Werkstatt an der Umsetzung beteiligt. Sie näht gerade mit einer der Maschinen Teile für ein luftig-lockeres pinkfarbenes Tüll-Kleid. Dutzende Längsnähte gilt es in diesen so rutschigen Stoff zu nähen – auch wenn’s mühsam ist – das Kleid soll ja dem Entwurf entsprechen. Übrigens, neues Wort gelernt: Biesen heißen in der Fachsprache diese vielen Nähte, die fast unzählige lange, kleine Säumchen ergeben.

Rosen

Das sei aber noch gar nichts gegen – beginnen die beiden Leiterinnen und dazu noch von drei Praktikant:innen – und holen ein dunkelrotes Kleid mit schier unzähligen aufgenähten Stoff-Rosen hervor. „Das wird was ganz Spezielles, für eine special Guest, wir dürfen aber noch nicht verraten, wer das sein wird. Das soll eine Überraschung bei der Show werden!“

Jedenfalls haben – so berichten die drei – mehrere an den Rosen und diese auf das Kleid genäht. Ein paar hätten sie, gestehen sie, unten in Richtung Saum auch angeklebt. Und, so verraten sie ebenfalls, es hätten noch mehr Rosen werden sollen, aber erstens sei der Stoff ausgegangen und zweitens ist das Kleid so schon ziemlich schwer. Und immerhin muss ja jemand damit auch über den Laufsteg gehen können.

Taschengeld für eigenes Mode-Label

Die schon kurz erwähnte Praktikantin, Amelie Ullrich, besucht nun – nach der Matura an der Grafischen – das Kolleg an der Modeschule Herbststraße. „Da müssen wir 160 Stunden Pflichtpraktikum machen – und das mach ich jetzt eben hier, ich wollt immer schon was Kreatives machen. Als Kind hab ich mein Taschengeld gespart, weil ich später ein eigenes Modelabel gründen wollte“, erzählt sie Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…

Im Nebenraum sitzen zwei weitere Jugendliche von der Herbststraße. Sie malen Linien auf blaue Stoff-Quadrate. Auf einigen dieser Jeans-blauen Stoff-Quadrate klebt dünner, feiner, gitterartiger Stoff. Vanessa und Adrian bringen dem Journalisten noch einen weiteren Begriff bei: „Hexenspucke“. Eine spezielle Schicht auf diesem Stoff, auch Viledon benannt, haftet nach dem Bügeln auf einem anderen Stoff.

„Wen interessiert was du trägst?“

Dass Kleider Leute machen wie es der Schweizer Schriftsteller Gottfried Keller in einer Novelle vor 150 Jahren geschrieben hat, ist zwar nicht fein, eine Sache von Vorurteilen – und dennoch kommt es viel zu oft immer wieder vor. Da helfen auch die vielen kreativen Outfits, die sich Kinder und Jugendliche für Kids in Fashion einfallen lassen, nicht so viel wie es wünschenswert wäre.

Dem Thema widmet sich eine Performance im Theaterhaus für junges Publikum im Wiener MuseumsQuartier, dem Dschungel Wien, zur Saison-Eröffnung (21. bis 24. September 2024 – Details siehe Info-Box).

„Who cares what you wear?“ („Wen interessiert was du trägst?“) will die Zusammenhänge von Kreativität, Mode, gesellschaftlichem Wandel und gerechter Nachhaltigkeit sichtbar machen, wie es in der Ankündigung der Koproduktion mit der Austrian Fashion Association – basierend auf einer Idee und in Zusammenarbeit mit Fashionclash und Mayke Roels (Niederlande) heißt. Begleitend sollen auch Workshops mit Mode-Designer:innen stattfinden.

Ob da eventuell auch einige der (sehr) jungen kreativen Designer:innen von Kids in Fashion angefragt werden? KiJuKU hat dies jedenfalls beim Dschungel angeregt…

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Interview KiJuKU mit Marko Dimitrijević

„Wenn ich was lernen will, dann schaff ich’s!“

Nach der vielumjubelten Aufführung von „Beograd – Beč“ (Belgrad – Wien) beim Wiener Kultursommer im Mortara Park (Brigittenau; 20. Bezirk) musste Marko Dimitrijević zunächst einmal für viele Selfies mit Fans vor der und rund um die Bühne posieren. Dann aber konnte er sich doch Zeit nehmen für ein Interview mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… Übrigens nicht zum ersten Mal. Vor zwei Jahren – im Sommer 2022 – spielte, sang und tanzte er im teatro-Musical „Schneewittchen“ im Stadttheater Mödling sowohl den Jäger als auch den Prinzen (Link zum damaligen Interview am Ende dieses Beitrages).

KiJuKU: Wie war das bei der Anfrage der Regisseurin vor rund einer Woche, so eine große Rolle kurzfristig zu übernehmen?
Marko Dimitrijević: Es war eine sehr große Herausforderung. Ich hab mir sehr viel Mühe gegeben.

Szenenfoto aus „Beograd – Beč“ beim Wiener Kultursommer im Mortara Park (Brigittenau; 20. Bezirk)
Szenenfoto aus „Beograd – Beč“ beim Wiener Kultursommer im Mortara Park (Brigittenau; 20. Bezirk): Marko Dimitrijević als Đorđe tippt auf der Reise-Schreibmaschine

KiJuKU: Aber haben Sie sofort zugesagt oder zunächst einmal tief geschluckt und gefragt, wie soll das gehen?
Marko Dimitrijević: Ich glaub, ich hab insgesamt ungefähr zehn Minuten darüber nachgedacht. Dann hab ich zurückgerufen und gesagt: Ich mach’s! Ich versuch’s! Ich hab so etwas bisher in meinem Leben noch nie gemacht – ich mein auf Serbisch zu spielen. Das kann ich lang nicht so gut wie Deutsch. Aber: Wieso nicht?!
Eine Herausforderung kann nicht schaden. Ich wollt’s unbedingt probieren.

KiJuKU: Und wie ging das dann, dass Sie so schnell den Text gelernt haben – ist ja doch ziemlich viel?
Marko Dimitrijević: Ich hab mir das Video von der Aufführung im Ateliertheater angeschaut – mehrmals. Immer ganz genau aufgepasst und hingehört und zugeschaut, wie der Schauspieler (Dorijan Bakoš-Dodek) sich bewegt, was er beim Sprechen macht und die Regisseurin gefragt, was sie noch von mir sehen will in dieser Rolle des Đorđe.
Ich hab wirklich Tag und Nacht gelernt. Aufgestanden, gegessen, hab gelernt, war Duschen, hab wieder gelernt…

KiJuKU: Lernen Sie grundsätzlich so schnell – auch in der Schule?
Marko Dimitrijević: Wenn ich was lernen will, dann schaff ich’s. Ich bin okay in der Schule. Aber ich will wirklich Künstler – Schauspieler oder Sänger werden. Ich will auf der Bühne stehen können und Menschen Spaß bereiten.
Eigentlich lern ich wirklich nur schnell, wenn ich was lernen will.

Szenenfoto aus „Beograd – Beč“ beim Wiener Kultursommer im Mortara Park (Brigittenau; 20. Bezirk)
Szenenfoto aus „Beograd – Beč“ beim Wiener Kultursommer im Mortara Park (Brigittenau; 20. Bezirk)

KiJuKU: Sie sind 16 und kommen jetzt in die 7. Klasse, oder?
Marko Dimitrijević: Ja, ich geh in die Hegelgasse, in den Polyästhetik-Zweig, wo wir jetzt auch in der 7. Klasse ein großes Theaterprojekt machen. Aber bei der Projektwoche in der letzten Schulwoche, wo schon damit angefangen wurde, war ich nicht dabei. Ich will ehrlich sein, ich war da Vorsprechen bei der MUK (Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien) – ich war der Jüngste und bin von 300 Menschen immerhin in die zweite Runde gekommen, in die es nur 69 geschafft haben. Das ist schon ein großer Erfolg. Leider konnte ich deswegen nicht auf die Projektwoche mitkommen.

KiJuKU: Zurück zu diesem Stück, wie hat Ihnen die Rolle des Đorđe in „Beograd – Beč“ zugesagt?

Marko Dimitrijević: Der Charakter des Đorđe ist nicht so weit weg von mir – er ist nach Wien gekommen, um seinen Traum zu verwirklichen. Ich hab auch ein künstlerisches Ziel vor mir. Und deswegen hatte ich auf der Bühne auch so ein gutes Gefühl, ich war so locker. Und das, obwohl ich jetzt zum ersten Mal auf Serbisch gespielt habe – ein bisschen mit österreichischem Akzent, diese sch, dsch, tsch-Laute, die kann ich nicht so gut. Aber, ich darf im Oktober noch einmal ein anderes Stück auf BKS spielen.

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Besprechung des Stücks

Interview KiJuKU mit Marko Dimitrijević
Interview KiJuKU mit Marko Dimitrijević
Die vier Künstler:innen in einem Rahmen

Tanzende (Bilder-)Rahmen einer Ausstellung

Tanzende Bilder? Oder wollen einfach die „gemalten“ lebendigen Menschen raus aus ihrem Rahmen? Vielleicht auch „nur“ die Aufmerksamkeit der feinen Dame erregen, die dann in die Galerie stolziert? Und ist der Rahmen, den sie auf dem Boden findet, nicht zu klein für ihre große Persönlichkeit?

Mit „Galerie der Träume“ gastierte eine Kooperation aus der Gruppe Lemour (Miriam und Sarah Kerneza, Ben Petermichl) und dem Solo-Jonglage-Clown Marijan Raunikar beim Wiener Kultursommer – und ist mit diesem Programm diese Woche noch beim Kultursommer in Wr. Neustadt (Niederösterreich, wenige Minuten vom Bahnhof entfernt – siehe Info-Block) zu erleben.

Auch das Essen will eingerahmt sein
Auch das Essen will eingerahmt sein

Ganz ohne Wort kommen die vier Künstler:innen aus – erzählen mit ihren, teils akrobatischen, Bewegungen kunstvolle, verträumte, poetische Geschichten. In die können die Zuschauer:innen jeden Alters durchaus Unterschiedliches hinein-interpretieren oder aus ihnen herauslesen. So ziemlich alles ist möglich.

Jonglage mit clownesken Elementen
Jonglage mit clownesken Elementen

Da steigen die einen und anderen aus Rahmen heraus, in andere hinein oder hindurch. Neben ihren Körpern und deren Bewegungen erzählen sie viel aber auch mit ihren Augen – diese Blicke! Dieses lautlose Brüllen!

Ein Kind wird auf die Bühne gebeten für eine Nummer
Ein Kind wird auf die Bühne gebeten für eine Nummer

Neben den Rahmen-Handlungen, dreht sich eine lange Szene auch um – ebenso wortlose – Missverständnisse und Streitereien des Trios Lemour (ein Mischwort aus einem Lemur-Äffchen und dem französischen Wort für Liebe Amour) bei einem gemeinsamen Essen. Auch zu erleben: Über weite Strecken gekonnt ungeschickte Jonglier-Künste Marijan Raunikars, bevor er – wie zu erwarten – natürlich auch fünf Bälle gleichzeitig in der Luft halten kann 😉

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Die vier Künstler:innen in einem Rahmen
Die vier Künstler:innen in einem Rahmen
Fotoschootings mit einigen der Preisträger:innen

Mehrsprachige Feier der Vielfalt im Wiener Rathaus

Ein vor allem sprachliches Fest der Vielfalt war auh diese 15. Preisverleihung des mehrsprachigen Redebewerbs „Sag’s Multi“. Schon die Moderatorin Ani Gülgün-Mayr, jahrzehntelange ORF-Moderatorin begrüßte vielsprachig. Das ging ihr als Mehrsprachlerin auch leichter über die Lippen als der Wiener Kultur- und Wissenschaftsstadträtin Veronica Kaup-Hasler, die sich aber immerhin Willkommensgrüße in mehreren Sprachen aufschreiben hatte lassen und sie bemüht ablas.

Sieben Champions

Die wahren Champions waren natürlich jene sieben Jugendlichen, die stellvertretende für die 168 Finalist:innen und die 35 Preisträger:innen daraus, gekürzte Versionen ihrer Finalreden vom Redepult im großen Festsaal des Wiener Rathauses hielten: Ukrainisch (Dymtro Muliar), Dari (eine der großen Sprachen Afghanistans, Sediqa Saeedi), Italienisch (Miriam Allegra Clari), Mandarin-Chinesisch (Zumin Jost), Brasilianisches Portugiesisch (Ana Maria Haas da Silva), Arabisch (Rawda Al Rawass) und Englisch (als erlernte Sprache, Zara Ağtaş); immer in Kombination mit Deutsch – dies ist eine Bedingung des Bewerbs; ihre Reden sind im schriftlichen Wortlaut auf KiJuKU nachzulesen – unten am Ende des Beitrages verlinkt.

Das neue Sag's Multi-Logo riesig eingeblendet
Das neue Sag’s Multi-Logo riesig eingeblendet

7000 Redner:innen, 91 Sprachen

Reden der Sag’s-Multi-Teilnehmer:innen sind meist aber nicht nur eine Art Redeübung, um die Kenntnisse der Sprachen unter Beweis zu stellen, sondern gedankliche und oft auch tief berührende und bewegende Erzählungen, Schilderungen und Statements. Die geben Einblicke in viele Kulturen – in den 15 Jahren des Bewerbs haben immerhin rund 7000 Jugendliche in 91 verschiedenen Sprachen Fenster zu für viele unbekannte Welten geöffnet. Teils mit Erlebnissen, die eigentlich keinem Kind oder Jugendlichen zugemutet werden sollten – Flucht vor lebensbedrohender Verfolgung etwa.

Künstlerische Auftritte

Hochrangig – und Leerstellen

Die Stadt Wien war mit drei Stadträt:innen (neben der schon Genannten noch Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr und der für Wirtschaft zuständige Peter Hanke) ebenso hochrangig vertreten wie der ORF, der den Bewerb seit 2020 hostet – Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz, Stiftungsrats-Vorsitzender Lothar Lockl, Hauptabteilungsleiter Pius Strobl – und Interessensvertretungen (Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderle, Wirtschaftskammer-Vizepräsidentin Carmen Goby, Industriellenvereinigungs-Bereichsleiterin Bildung & Gesellschaft Gudrun Feucht) sowie Unternehmen, die Sag’s Multi sponsern. Sie alle wissen um den Vorteil von Mehrsprachigkeit und sprachen sich auch für diese aus und gegen die oft noch vorhandene Abwertung derselben.

Hoppla, da hat doch was gefehlt

Der ORF habe vor vier Jahren mit der Übernahme des Bewerbs eigentlich erst so richtig gemerkt, dass dem öffentlich-rechtlichen Sender, der immer mit „für alle“ wirbt, die Vielfalt der Gesellschaft doch fehle. Über die eloquenten jugendlichen Redetalente wolle man unter anderem da auch diese Lücken zu schließen versuchen.

Video-Grußbotschaft des Bundespräsidenten, Alexander van der Bellen
Video-Grußbotschaft des Bundespräsidenten, Alexander van der Bellen

Höchstranging auch eine – fast schon traditionelle – sehr wertschätzende Video-Botschaft des Bundespräsidenten Alexander van der Bellen.

Wer fehlt(e): Für Integration zuständige Politiker:innen im Bund ebenso wie jene, die Mehrspachigkeit nicht als Wert schätzen!

Überraschung

Als die Preisverleihung schon zu Ende ging, kündigte die Moderatorin noch eine Überraschung an: Es gab eine der – neu gestalteten – Sag’s-Multi-Trophäe auch für einen Erwachsenen: Den Erfinder des Bewerbs, der auch in diesem Jahr den Vorsitz der Jury führte, alle Reden hörte und federführend jene sieben auswählte, die bei der Gala Kurzfassungen ihrer Finalreden halten konnten; Peter Wesely wird heuer 65, verabschiedet sich in die Pension. Etliche Alumni – vormalige Preisträger:innen – hatten Video-Botschaften aufgenommen, Pius Strobl hielt eine Würdigungsrede und er selbst musste spontan um Worte in einer Dankesrede ringen.

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Schnappschüsse aus der und rund um die Sag’s-Multi-Gala 2024

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Gruppenfoto der (anwesenden) Preisträger:innen der ältesten Kategorie (11. bis 13. Schulstufe)

Preisträger:innen der Ältesten

Lassen Sie uns nicht in die Ignoranz verfallen, wo die Angst vor dem Anderen herrscht. Das 21. Jahrhundert, unser Jahrhundert, wird ein Jahrhundert der Vielfalt sein, oder es wird nicht sein.
Lernen wir, dass uns nichts und niemand fremd ist.“
Ferdinand Tschol, 16 Jahre; Lycée Francais de Vienne mit der erlernten Sprache Arabisch in Kombination mit Deutsch.

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„Ich bin für jeden eine andere Person. Ärgerlich für den einen. Talentiert für den anderen. Ruhig für ein paar. Unbekannt für viele. Aber wer bin ich, für mich? Für mich selbst. Wer definiert, wer ich bin? Ich bin Europäer. Ich bin Weltbürger. Und wissen Sie, was wir zwei gemeinsam haben? Wir sind Menschen, ein wirres Konstrukt aus Gefühlen und Konflikten und diese Menschlichkeit, die kann uns keiner nehmen.“
Alejandro Dario Tomeniuc
, 17 Jahre; HTL Spengergasse (Wien), Spanisch (eine seiner Erstsprachen) und Deutsch (erlernt).

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Insert zu den Almuni (vormalige Preisträger:innen), die Zitate aus Reden der
Insert zu den Almuni (vormalige Preisträger:innen), die Zitate aus Reden der „Ältesten“ (11. bis 13. Schulstufe) vortrugen

„Wissen Sie, was das Problem mit Zeit ist? Sie fragt nicht, welche Erinnerungen wir behalten wollen oder nicht. Sie fragt nicht, welche Details wir behalten wollen oder nicht. Sie beschließt es selbst und übrig bleibt nur ein Fragment jenes Glücks, das wir einmal verspürt haben. Aus diesem Grund will ich mit meiner Superkraft all jenen, die ihrer Jugendzeit nachtrauern, die Möglichkeit geben, den Geschmack ihrer Jugend erneut zu kosten.“
Arzu Akdemir, 18 Jahre; BRG Ettenreichgasse (Wien) mit Türkisch (Erst-/ Familiensprache und Deutsch.

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„Ich habe keine österreichischen Verwandten, meine Eltern sind ein paar Jahre vor meiner Geburt nach Wien gezogen. Manchmal fühle ich mich wurzellos. Manchmal habe ich das Gefühl, nirgendwo so richtig dazuzugehören. Aber dann tröste ich mich mit Wien. In Wien kenne ich mich aus.
Große Teile des U-Bahnnetzes kenne ich auswendig, freundliche Kellner irritieren mich und im „Motschgern“ bin ich auch nicht schlecht. In Wien geboren und aufgewachsen – born and raised in Vienna. Ich werde immer eine besondere Verbindung zu dieser Stadt haben. Hier sind meine Wurzeln. Ich bin nicht wurzellos. Ich bin eine Wienerin, durch und durch.“
Juliette – Jette – Heritage, 18 Jahre; GRG Franklinstraße in Wien-Floridsdorf mit Englisch (Ersts- /Familiensprache) und Deutsch. 

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Alumni, die die
Alumni, die die „ältesten“ Preisträger:innen präsentierten: Fatima Kandil, Jonathan Zarifzadeh, Eidel Malowicki, Banan Sakbani, Kamila Iliasova, Melisa Mete, Tracy-Cindy Agbogbe und Asja Ahmetović

„Und da fragen Sie sich noch, warum Schüler und Schülerinnen schon mit 14 Jahren oder früher anfangen zu trinken und zu rauchen. Warum Depressionen, Angststörungen und ADHS immer weiter in den Vordergrund rücken. Das sind Kinder! Und diese Kinder werden jetzt schon mit Themen konfrontiert, die gar nicht erst sein sollten.
Es scheint, als ob die Gesellschaft vergisst, dass Kinder und Jugendliche Zeit brauchen, um zu wachsen, sich zu entwickeln und ihre Identität zu finden.“
Noemi (Helena Faye) Märzinger, 18 Jahre; Bildungsanstalt für Elementarpädagogik de la Salle in Wien-Strebersdorf mit Englisch (erlernt) und Deutsch.

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„Jede Sprache ist wichtig, jedes Land ist besonders und alle sind gleich viel wert. Es wird höchste Zeit, dass Schulen die Vielfalt Europas besser abbilden und das Fremdsprachenangebot erweitern. Denn Europa besteht eben nicht nur aus Spanien, Italien und Frankreich, sondern umfasst viele weitere Länder und Sprachen. Durch die Freiheiten, die wir in Europa genießen, wachsen wir zusammen – politisch, aber auch in Wirtschaft, Kultur und Bildung. Die Brücke dafür ist die Sprache.“
Belma Bukva, 17 Jahre; Gymnasium Werndlpark, Steyr (OÖ) mit Bosnisch und Deutsch.

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„Wir sind alle Menschen, egal ob Mann oder Frau. Und daher sollen wir alle gleich behandelt werden und die gleichen Rechte haben – nicht nur auf dem Papier.
Eltern: Achtet darauf was Sie Ihren Kindern beibringen. Denn Sie sind ein Vorbild.
Frauen erinnert euch, dass ihr alles werden könnt. Lasst euch nicht von der Gesellschaft beeinflussen und hinterfragt eure selbstgesetzten Grenzen.“
Maria Anastasia Anghel, 17 Schülerin; HAK (HandelsAkademie) Wiener Neustadt (NÖ) mit Spanisch (erlernt) und Deutsch.

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Stellvertretend für die Preisträger:innen der
Stellvertretend für die Preisträger:innen der „ältesten“ Kategorie (11. bis 13. Schulstufe) hielten sie gekürzte Versionen ihrer Reden: Rawa Al Rawass und Zara Ağtaş – ihre Reden in eigenen Beiträgen – ganz unten verlinkt

„Ich habe mich gefragt: Was kann ich, eine in Italien geborene Albanerin, tun, um zu einem positiven Wandel in beiden Ländern beizutragen?
Die Antwort ist einfach: sprechen. Ich bin bereit, über die Herausforderungen zu sprechen, mit denen Frauen in beiden Ländern konfrontiert werden. Ich bin bereit, meine Stimme für diejenigen zu erheben, die vom Schweigen und der Angst unterdrückt werden. Aber seid ihr auch bereit? Seid ihr bereit?“
Marissa Hoxha, 17 Jahre; Liceo Scientifico Evangelista Torricelli in Bozen (Südtirol, Italien) mit Albanisch und Deutsch.

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„Aber Frauen sind so viel mehr, mehr als nur Körper und Schönheit, nicht nur Liebe, sondern auch Talent und Ambition, Kreativität, wir haben wundervolle Köpfe und Herzen. Genau deswegen ist es mein Recht und meine Pflicht, Veränderungen zu verlangen. Ich verlange eine grundlegende Veränderung in unserer Gesellschaft, Veränderungen in der Medizin, Veränderungen in der Politik, Veränderungen in der Sprache, aber vor allem fordere ich eine Veränderung unserer Grundeinstellung.
Es braucht zweifellos eine grundlegende Veränderung in unseren Köpfen.“
Greta Lintner, 17 Jahre; Liceo Scientifico Evangelista Torricelli in Bozen (Südtirol, Italien) mit Italienisch und Deutsch.

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„Meine unmögliche Liebesgeschichte ist die mit der Nacht. Verliebt bin ich in sie. Unerreichbar bleibt sie für mich. Und eins ist mir mittlerweile klar geworden – ich und die Nacht sollen nichts miteinander zu tun haben. Denn ich bin ein Mädchen, eine junge Frau, und das bedeutet, dass die Nacht für mich nicht sicher ist, so sehr ich sie auch lieben mag.“
Sofia Elena Borghesi, 17 Jahre; Liceo Scientifico Evangelista Torricelli in Bozen (Südtirol, Italien) mit Italienisch und Deutsch.

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„Der Wald ist eine Generationensache, er geht uns alle etwas an. Denn in dem Wissen, dass aus einem einzelnen Sprössling, etwas so Mächtiges, Eindrucksvolles und Widerstandsfähiges entspringen kann, finde ich Sicherheit und finde ich Hoffnung.
Liebe Mitbewohner dieses Planeten! Bedenkt, dass alle heutigen Handlungen der Menschheit nicht morgen, auch nicht übermorgen, sondern erst in zwei bis drei Generationen wirksam werden.“
Katja Kronberger, 17 Jahre; BORG Deutschlandsberg (Steiermark heuer) mit Englisch und Deutsch.

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„Wir denken so weit, manchmal über das Ziel hinaus. Aber nicht an das Wesentliche: Unsere vergessene Superkraft namens Verstand. Der Mensch ist blind für das Greifbare. Dennoch ich bin ich der Überzeugung, dass der Verstand des Menschen allein die notwendige Superkraft darstellt, um aus diesem Abgrund hinauszukommen.
Es geht nicht darum, dass es keine Auswege gibt. Keine Lösungsansätze. Wir wollen sie nur nicht annehmen, durch unsere Blindheit nicht sehen. Ignoranz ist bekanntlich eine gute Eigenschaft des Bösen.“
Luisa Muchitsch, 18 Jahre; BORG Deutschlandsberg (Steiermark) mit Englisch und Deutsch.

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„Als Migrantin heißt es, mit meinem Opa durch die Stadt zu fahren und zu sehen das Funkeln in seinen Augen, und zu hören den Stolz in seiner Stimme, während er erzählt welches Gebäude er mitgestaltet hat. Wohin sein Blut und sein Schweiß geflossen sind.
Doch Migrantin zu sein heißt auch auf derselben Straße unsere Tränen fließen zu sehen, denn wir hören die Stimmen, die uns sagen, dass wir hier nicht hingehören. Und da stehen wir, auf der Straße wo hin geflossen sind sein Blut, sein Schweiß und seine Tränen.“
Nil-Zara Agtaş, 20 Jahre; Phoenix Realgymnasium (Wien) mit Englisch (erlernt) und Deutsch.

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Ich möchte nicht im Herbst, nach dem ich mir die Ergebnisse der Nationalratswahl anschaue, feststellen, dass wir der Leitkultur, der Festung Österreich und dem Öxit näher gerückt sind. Meine persönliche Erfahrung zeigt mir, dass eine multi-kulturelle Gesellschaft eine Bereicherung für Europa ist, nicht eine Bedrohung.“
Fedir Bragar, 17 Jahre; Wiedner Gymnasium / Sir Karl Popper Schule (Wien) mit Russisch (Erstsprache) und Deutsch.

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„Meine Identität ist kein Mantel, den man beliebig an- und ablegen kann. Sie ist vielmehr ein Mosaik, zusammengesetzt aus tausend Splittern meiner Erfahrungen und Erinnerungen. Für mich ist es schwierig, diese Identität zu bestimmen. Ich weiß ganz genau, dass ich keine Österreicherin bin und keine werde. Ich weiß aber genauso, dass ich keine 100%ige Syrerin bin und keine werde.“
Rawda Al Rawass, 19 Jahre; GRG10 Laaerberg (Wien) mit Arabisch (Familiensprache) und Deutsch.

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„Für eine Zukunft mit weniger Rassismus und Diskriminierung sollte jeder und jede von uns stolz auf seine Kultur sein und diese auch richtig präsentieren, damit jeder merkt wie viel schöner eine vielfältige Gesellschaft eigentlich ist. Ein Regenbogen mit nur einer Farbe wäre doch auch nicht so schön.“
Alwaled Alkoud, 18 Jahre; Bertha-von-Suttner-Schulschiff in Wien-Floridsdorf mit Arabisch (Familiensprache) und Deutsch.

Zara Ağtaş bei ihrer Rede im Festsaal des Wr. Rathauses

„Wir sollten niemanden das Gefühl geben, Vielfalt sei was Schlechtes“

Mein Name ist, meine Pronomen sind sie/ihr, ich habe einen türkischen Migrationshintergrund, meine Muttersprache ist Zaza (kurdisch). Und meine Sexualität, die ist nicht hetero. In dieser Welt ist es oft verwirrend und gruselig für mich, aber wisst ihr wie es sich wirklich anfühlt?

Do you know what it feels like being me in this world. I am afraid as a woman, constantly navigating a landscape where gender-based violence remains pervasive, with one in three women experiencing physical or sexual violence in their lifetime.
I am afraid as a migrant, my heart trembles with uncertainty, knowing that globally, migrants face discrimination in employment, housing, and education, often relegated to the margins of society despite their contributions.
I am afraid as a queer person, the shadows of fear loom large, with over 70 countries criminalizing same-sex relationships, subjecting LGBTQ+ individuals to persecution, imprisonment, and even death simply for being who they are.
Do you know what it feels like being me in Austria

Insert zu Zara Ağtaş und ihrer Rede
Insert zu Zara Ağtaş und ihrer Rede

Als Frau heißt es, jahrelang zu kämpfen damit wir Seite an Seite, Hand auf der Brust zusammen singen „Heimat großer Töchter und Söhne“ anstatt nur Söhne, aber jetzt mit anschauen zu müssen wie wir europaweit nicht mehr das Land der Berge, Äcker, Dome sind, sondern das Land der Femizide. 

Als Migrantin heißt es, mit meinem Opa durch die Stadt zu fahren und zu sehen das Funkeln in seinen Augen, und zu hören den Stolz in seiner Stimme, während er erzählt welches Gebäude er mitgestaltet hat. Wohin sein Blut und sein Schweiß geflossen sind. Doch Migrantin zu sein heißt auch, auf derselben Straße unsere Tränen fließen zu sehen, weil wir hören die Stimmen, die uns sagen, dass wir hier nicht hingehören. Und da stehen wir, auf der Straße wo hin geflossen sind sein Blut, sein Schweiß und seine Tränen.

Zara Ağtaş bei ihrer Rede im Festsaal des Wr. Rathauses
Zara Ağtaş bei ihrer Rede im Festsaal des Wr. Rathauses

Als queere Person heißt es, ganz genau zu wissen, wann und wo ich selbst sein kann. In Österreich, einem Land, das sich oft für Toleranz und Vielfalt feiert, bleibe ich dennoch oft im Schatten der Unsicherheit. Es ist ein ständiger Balanceakt zwischen Offenheit und Zurückhaltung, ich begebe mich auf den schmalen Grad von Angst und Akzeptanz.

But it’s not just me. The challenges I face are merely fragments of a larger narrative where diversity is systematically marginalized and erased. Instead of celebrating our differences as strengths, we live in a society where identities are dismissed, where voices are silenced, and where the vibrant tapestry of humanity is muted to shades of conformity. Our society should be a mosaic of colors, each shade contributing to the richness of our collective experience.

In einer Zeit, in der unsere Vielfalt von einigen als Bedrohung wahrgenommen wird, sollten wir sie als Quelle der Stärke und Inspiration betrachten. Wir sollten die Vielfalt nicht fürchten, wir sollten sie feiern. Wir sollten Vorurteile überwinden, wir sollten uns gegenseitig unterstützen. Wir sollten gemeinsam für eine gerechtere Welt kämpfen, wir sollten niemanden zurücklassen. Niemanden das Gefühl geben Vielfalt sei was Schlechtes. 

Um die Zukunft mitzugestalten und sie zu verändern, in eine Welt wo Vielfalt gelebt und gefeiert wird, müssen wir zuerst empört sein.
Jedes Mal, wenn das Wort „schwul“ beleidigend gemeint ist, müssen wir empört sein. 
Jedes Mal, wenn wir Rassismus erleben, müssen wir empört sein.
Jede Hand, die erhoben wird, jede Faust die geschlagen wir jeder Tritt der getreten wird, muss mit Empörung begegnet werden. 
Wir müssen aufhören diese Sachen als normal anzusehen.
Wo ist die Empörung, wenn Politiker in der Öffentlichkeit zu Schüler:innen sagen können, Wien wäre noch Wien ohne euch.
Wo ist die Empörung, wenn die Regierung nichts unternimmt gegen das Sterben von Frauen, gegen Gewalt an Frauen. 
Wo ist die Empörung?

Let us stand together in solidarity for diversity! For within our differences lies our greatest strength. Every background, every culture, every opinion enriches our world. By fostering and respecting diversity, we create a society where every individual has the opportunity to fulfill their potential.

Unsere Vielfalt ist das Schönste, was wir haben, aber auch nur solange wir sie noch haben.
Kämpfen wir zusammen für Vielfalt, Seite an Seite, Hand in Hand. 
Seien wir zusammen empört! Wir müssen zusammen empört sein!

Rawda Al Rawass bei ihrer Rede bei der "Sag's-Multi"-Abschluss-Gala 2024

„Österreich ist eine Vielfalt – keine Einfalt“

Vor zwei Wochen entbrannte eine hitzige Diskussion in meiner Umgebung. Eine Person versuchte, mir ihre Ansicht aufzudrängen, und behauptete mit Nachdruck, dass jede Person, die in Österreich geboren ist, auch eine Österreicherin oder ein Österreicher sei. Sobald man die Staatsbürgerschaft erhält, gehört man ihr zufolge nach Österreich und lässt automatisch seine Wurzeln hinter sich. Da habe ich mir die Frage gestellt: Wer oder was bestimmt über die Zugehörigkeit? Wer bestimmt über meine eigene Zugehörigkeit? Wer gibt jemandem das Recht, die Linien meiner Heimat neu zu zeichnen? Wer gibt jemandem das Recht, meine Wurzeln zu entwurzeln?

أعزائي المستمعين

Sehr geehrtes Publikum!

Meine Identität ist kein Mantel, den man beliebig an- und ablegen kann. Für mich ist es schwierig, diese Identität zu bestimmen. Ich weiß ganz genau, dass ich keine Österreicherin bin und keine werde. Ich weiß aber genauso, dass ich keine 100%ige Syrerin bin und keine werde.

لهذا السبب أجد نفسي بين متناقضات الثقافات والقيم، وكأنني ضائعة بين الأفكار المتضاربة، فأنا مزيجٌ لا يُمكن تصنيفه بسهولة

Insert zu Rawda Al Rawass und ihrer Rede
Insert zu Rawda Al Rawass und ihrer Rede

Ich, Rawda Al Rawass, wie ich gern angesprochen werden würde, ehemalige Schülerin des GRG10 Laaerberg Gymnasium, gehöre zu einer Generation, die es geschafft hat, dazwischen zu sein. Ich gehöre zu einer Generation, die einen kleinen Teil ihres Lebens in ihrem ursprünglichen Heimatland verbringen durfte, um dann hierher zu kommen und sich fremd zu fühlen. Um hierher zu kommen und in erster Linie aufgrund des Namens, meines Namens, nicht akzeptiert und gleich einer Kategorie zugeordnet zu werden. Aufgrund meines Aussehens, meiner Kultur, meiner Sprache, meines Glaubens. Aufgrund meiner Herkunft. Syrien.

من الطبيعي جدا أن نتوقع من بلاد الغرب التقبل التام، فإننا دائما ما نسمع عن تطور الإنسانية عندهم. ومن الطبيعي جدا أيضا ان نشعر

بالصدمة عندما لا نرى شيء من هذه الإنسانية

Ich weiß, dass wir hier nicht für alle willkommen sind. Ich weiß, dass es Syrer gibt, die sich hier unmenschlich verhalten und aufgrund ihres Verhaltens alle in einen Topf geworfen werden. Ich weiß, dass man damit nicht Unrecht hat. Ich weiß aber auch, dass das Bild dieser Bevölkerungsgruppe aufgrund einzelner Menschen nicht verallgemeinert werden darf. Denn: Es gibt die, die sich bemühen und integrieren wollen. Und daher auch die, die gekränkt sind, wenn sie das Gefühl bekommen, hier ungewollt zu sein.

مهما بذل المرء من جهد، مهما فعل، فإنه لا ولن يمكنه ارضاء الجميع. لأن هذا الجهد لا يكاد يرى بالمجهر حتى

Rawda Al Rawass bei ihrer Rede bei der
Rawda Al Rawass bei ihrer Rede bei der „Sag’s-Multi“-Abschluss-Gala 2024

Der syrische Flüchtling verspürt enorme Frustration, extreme Traurigkeit und den großen Wunsch, sich wie ein Mensch zu fühlen. Wie ein Mensch, nicht wie ein Flüchtling behandelt zu werden. Wussten Sie, ehrenwerte Zuhörerinnen und Zuhörer, dass der syrische Flüchtling nicht freiwillig in Ihr Land kam? Er würde Sie auf jeden Fall lieber als Tourist besuchen. Der syrische Flüchtling kam zu Ihnen auf der Suche nach Wärme. Nach Wärme, die er im Laufe der Geschichte jedem verliehen hat. Der syrische Flüchtling kommt aus Syrien, aus dem Land, das in der alten syrischen Sprache „Das Land der Sonne“ heißt. Doch leider ist es mittlerweile die Sonne, die ihre Wärme verloren hat.

هؤلاء السوريون اللاجئون.. هم لا يأتون بلدا ويأخذون حقوقها، هم لا يؤذون أهلها ويفسدون فيها، ولو فعلوا لكنت اول من عاداهم، إنما

هم هنا ليبنوا حياتهم من جديد

Stellen Sie sich vor, wie Sie von Ihrem eigenen Land, von Ihrem eigenen Besitz vertrieben werden. Wie Sie mit über 300 anderen Menschen Ihre Reise auf den Fluchtweg durch das Mittelmeer beginnen und zusehen, wie manche ertrinken. Nach vier Tagen kommen Sie endlich an der Küste Italiens an und dürfen im Gefängnis ausruhen. Eingesperrte Minderjährige. Ein bitteres Willkommen, nicht wahr?

هذا هو الموقف الذي لا يمكن أن ينسى، ابتسامة خفيفة وتوجيه إلى السجن ببرودة أعصاب

Die Reise wird fortgesetzt. Nach dem Ankommen im Zielland Österreich folgen die Schwierigkeiten der Integration. Doch was kann man tun? Denkt man an die Rückkehr, begegnen einem weitere Schwierigkeiten und viele Fragen. Wie viel ist dort noch übrig? Werde ich mein Land, meine Verwandten, meine Wohnung, meine Freunde, wiedererkennen? Existieren sie überhaupt noch?

هذا حالي وهذا حال أمثالي.. احلم باليوم الذي يأتي فيه طفل سوري ويسأل أمه: ماذا كان الحرب؟

Verehrtes Publikum: In den letzten Jahren habe ich gelernt, offen zu sein. Mit Menschen zu reden. Sie kennenzulernen, bevor ich sie in einer Schublade einordne. Ich habe gelernt, stark zu sein. Meine Ziele zu verfolgen. Spuren zu hinterlassen. Zu zeigen, wer ich bin.

In einer Woche erhalte ich mein Reifezeugnis. In einer Woche zeige ich, dass ich reif bin. Dass auch syrische Menschen reif sind. Dass sie trotz Schwierigkeiten weiterleben können. Ich habe vor, Pharmazie zu studieren. Ich habe vor, Österreich, dem Land, das uns aufgenommen hat, etwas zurückzugeben.

اشكر كل من استقبلنا من بلاد العالم.. اشكر كل من استضافنا بلطف واشكر كل من شعر بنا وحاول مساعدتنا

Ich erhebe somit meine Stimme für viele Menschen, die diese Möglichkeit nicht haben. Ich erhebe meine Stimme, weil ich nicht mehr schweigen kann. Denn: Worüber man nicht schweigen kann, darüber muss man reden. Die gesamte Menschheit muss begreifen, dass jede Person selbst bestimmen darf, wer sie ist, und nicht das ist, was andere aus ihr machen. Österreich ist eine Vielfalt – keine Einfalt.

شكرا لاستماعكم

Danke für Ihre Aufmerksamkeit!

Großgruppenfoto (fast) aller Preisträger:innen, Ehrengäst:innen...

Ach, hätten diese Jugendlichen doch nur das Sagen!

„Lassen Sie uns nicht in die Ignoranz verfallen, wo die Angst vor dem Anderen herrscht. Das 21. Jahrhundert, unser Jahrhundert, wird ein Jahrhundert der Vielfalt sein, oder es wird nicht sein. Lernen wir, dass uns nichts und niemand fremd ist.“

Diese Sätze stammen aus einer der Reden der 35 Preisträger:innen, die Montag am frühen Nachmittag für die besten der besten mehrsprachigen Reden ausgezeichnet worden sind. Damit wurde der 15. Durchgang von „Sag’s Multi“ feierlich im großen Festsaal des Wiener Rathauses beendet.

Sieben Redner:innen der drei Alterskategorien (7./8., 9./10. sowie 11. bis 13. Schulstufe) durften vor rund 500 Gäst:innen – viele der 168 Finalist:innen, drei Wiener Stadträt:innen, hochrangige Vertreter:innen des ORF (seit 2020 Träger dieses mehrsprachigen Redebewerbs), von Kammern, Interessensvertretungen und Sponsor:innen – gekürzte Versionen ihrer siegreichen Reden nochmals halten.

Live-Reden im Festsaal des Wr. Rathauses

Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… wird all diese sieben Reden veröffentlichen – beginnend heute mit den beiden aus der jüngsten Gruppe – von Dymtro Muliar und Sediqa Saeedi. Ersterer sprach seine Erstsprache Ukrainisch und verblüffte die Zuhörer:innen vor allem genauso mit seinem gediegenen Deutsch wie seine Kollegin, die Dari, eine der großen Sprachen Afghanistans mitgebracht hatte. Ersterer seit zwei, Zweitere seit drei Jahren in Österreich – beide nicht freiwillig. Krieg im einen bzw. bildungsfeindliche Diktatur im anderen Fall zwangen die damals noch Kinder zur Flucht.

In einem weiteren Beitrag veröffentlichen wir Auszüge aus allen Finalreden der Preisträger:innen (samt übersichtlicher Liste) – heute zunächst ebenfalls aus der jüngsten Kategorie.

Ganze Reden bzw. Auszüge aus den besten der besten Reden der beiden älteren Gruppen folgen in den nächsten Tagen.

Ach, noch schnell die Aufklärung: Das Eingangszitat stammt von Ferdinand Tschol. Der 16-järige Schüler des Lycée Francais de Vienne trat bei Sag’s Multi mit der erlernten Sprache Arabisch an – natürlich in Kombination mit Deutsch (das ist eine der Bedingungen des Redebewerbs vom ersten Jahr an.

Spoiler: Wer alle Reden bzw. die Zitate aus den Reden liest – oder auf ORF.on gar alle 168 Finalreden nachschaut und hört – könnte gut meinen: Dürften diese Jugendlichen nicht nur Reden halten, sondern hätten auch das Sagen im Lande, Vielfalt würde stärker sein als Einfalt, Weltoffenheit Festungsdenken an den Rand drängen…

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Ana Maria Haas da Silva bei ihrer Rede im Wiener Rathaus-Festsaal

„Fördert man Mehrsprachigkeit, so fördert man auch Toleranz, Respekt und Offenheit gegenüber anderen Menschen“

Ich kann mich noch genau an meinen ersten Schultag in Österreich erinnern. Es war der 12. September 2022 und ich zitterte am ganzen Körper, als ich meine neue Schule, das Europagymnasium Auhof in Linz betrat. Viele Gedanken schossen mir durch den Kopf: Hoffentlich sind alle nett zu mir, hoffentlich finde ich meine Klasse und hoffentlich kann ich alles verstehen. Alles war mir fremd, das Gebäude, die Lehrkräfte, die Mitschüler und Mitschülerinnen und ich dachte mir nur wie verrückt es eigentlich war, dass ich an diesem grauen Montag in der Schule war, da ich genau 2 Wochen zuvor noch in einem anderen Land gelebt hatte.

Meine sehr geehrten Zuhörer und Zuhörerinnen! Senhoras e Senhores! Mein Name ist Ana, ich bin 16 Jahre alt und vor fast 2 Jahren zog ich mit meiner Familie von Brasilien nach Österreich. Ehrlicherweise war der Anfang meines neuen Lebens in Linz schwer, Umzüge sind ja nie leicht. Aber ich hatte einen Vorteil, denn ich bin mehrsprachig.

Senhoras e Senhores, meu nome é Ana, tenho 16 anos e há quase dois anos atrás me mudei de Curitiba, no Brasil, para Linz na Áustria. Após somente duas semanas morando no novo país eu também tive que ir para a minha escola nova. Parece loucura, não? Mas tem um detalhe: Eu falo duas línguas, sou como dizem, multilíngue e eu consegui, mesmo sendo extremamente difícil. Senhoras e Senhores, das ist meine Geschichte und das ist meine Welt, essa é a minha história e esse é o meu mundo.

Meine Welt ist der Treffpunkt von zwei Sprachen: brasilianisches Portugiesisch und Deutsch. Und ich wusste schon immer, dass meine Mehrsprachigkeit meine größte Stärke ist. Seit ich klein bin, fühle ich mich mit zwei Kulturen verbunden, kann mich in zwei Sprachen ausdrücken und, ja, rede natürlich doppelt so viel. Aber ist das nicht wunderbar? Ich sehe unsere Welt, verschiedene Welten von mehrsprachigen Menschen, die sie auch so sehen wie ich. Die auch Hoffnung haben, sie zu einem besseren Ort zu machen, an dem alle, wirklich alle, sich respektieren und zusammenarbeiten. Daher ist es so wichtig Mehrsprachigkeit zu fördern. Fördert man Mehrsprachigkeit, so fördert man auch Toleranz, Respekt und Offenheit gegenüber anderen Menschen. Und eins ist klar: So können wir gemeinsam die Welt verbessern.

Minhas duas línguas, português e alemão se encontram, se misturam, se unem no meu mundo. Sempre soube que o meu multilinguismo era a minha maior qualidade. Cada dia as minhas línguas me fortalecem, me ajudam e enriquecem a minha vida. Foram elas que me ajudaram quando eu me mudei para o outro lado do oceano atlântico. Mas sabem, isso não é só sobre mim, isso é sobre todos nós. O nosso multilinguismo faz do mundo um lugar melhor, onde as pessoas se respeitam e trabalham juntas. Temos que continuar promovendo o nosso multilinguismo. Juntos. Por que somente juntos podemos mudar o mundo. Pouco a pouco.

Aber wie kann ich mir so sicher sein, dass wir es wirklich schaffen werden, die Welt zu verbessern? Weil es schon passiert. Vor 644 Tagen, vor ca. 1 Jahr 9 Monaten war mein erster Schultag in Österreich. Vor 644 Tagen schlug ich zittrig und ahnungslos ein neues Kapitel meines Lebens auf. Ich hatte Angst, Heimweh und fühlte mich unwohl. Und wissen Sie was? Heute, nur 644 Tage später, bin ich hier und halte eine Rede in meinen zwei Sprachen. Heute feiern wir alle die Mehrsprachigkeit. Wir verbessern somit die Welt. Zusammen. Und lasst uns sie weiterhin verbessern!  Alle mehrsprachigen Menschen in Österreich, in Brasilien, überall auf der Welt möchte ich bitten, dass wir zusammenhalten. Dass wir uns gegenseitig helfen und zusammenarbeiten. Stehen wir zu unserer Mehrsprachigkeit, zu unseren Wurzeln, zu unseren Farben, zu unserer Welt. Von unseren Eltern, Lehrern und Lehrerinnen wünsche ich mir, dass ihr unsere Mehrsprachigkeit weiterhin fördert. Unsere Zukunft gehört uns. O nosso futuro está em nossas mãos. Und ich glaube an uns. Eu acredito em nós. An unsere Zusammenarbeit. An unsere Zukunft. An unsere größte Stärke, o nosso Multilinguismo, unsere Mehrsprachigkeit. Muito obrigada! Vielen Dank!

Zumin Jost bei ihrer Rede im Festsaal des Wiener Rathauses

„Wenn morgen in China ein Sack Reis umfällt, dann rollen uns hier die Reiskörner vor die Füße und wir rutschen auf ihnen aus!“

Sehr geehrte Jury, liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer, Freunde der Mehrsprachigkeit!
Gestern ist in China ein Sack Reis umgefallen. Interessiert Sie nicht? Mich auch nicht. War ja nicht mein Sack. Und vor allem ist China echt viel zu weit weg, muss einen also nicht interessieren, oder? Mir gibt an der Sache eher zu denken, dass wir China in diesem Sprichwort einfach so als Inbegriff für etwas maximal Irrelevantes benutzen. In China leben 1,4 Milliarden Menschen, aus keinem Land der Welt importieren wir in der EU mehr Waren als aus China. Und außerdem komme ich zur Hälfte da her, habe fünf Jahre lang dort gelebt und natürlich spreche, denke und träume ich immer wieder gerne auf Chinesisch, auch heute, hier, vor Euch!

中国和欧洲之间相距万里,似乎毫不相关。但是真的是这样吗?中国有14亿人口,是欧盟最大的进口国。就我自己来说,我是半个中国人,在中国生活了五年,我说中文,用中文思考。今天,我也用中文演讲。

Insert zu Zumin Josts Rede
Insert zu Zumin Josts Rede

Ich freue mich immer sehr darauf, jedes Jahr ein paar Wochen in China zu verbringen, meine Verwandten zu treffen, das leckere Essen zu genießen und zu sehen, wie schnell sich dort die Welt verändert. In Europa gewinnt man aber oft den Eindruck, China sei die Hölle auf Erden. Wir hören und lesen von Umweltverschmutzung, der aggressiven Außenpolitik, einer katastrophalen Menschenrechtslage und so weiter… Manches stimmt natürlich schon und ich spüre auch, wie in China zum Beispiel die Regierung versucht, alles und alle zu kontrollieren, wenn ich nicht einmal meine eigenen Mails ohne VPN-Software abrufen kann. Doch immer wieder spüre ich selbst hier in Europa Augen auf mir, die fragen wollen „Wie könnt Ihr Chinesen nur so schlimm sein?“

可是,在欧洲,人们对中国的印象往往很差:环境污染、外交强硬、人权问题等等……我感觉有人瞪着我,问:“你们中国人怎么这样?“

Ich weiß, dass in China vieles schief läuft, gleichzeitig möchte ich manchmal einfach schreien: „Ich bin nicht 1,4 Milliarden Chinesen, ich bin nicht die chinesische Regierung. Steckt mich nicht immer in einen Sack! Ich bin nicht für alles verantwortlich!“

我知道中国有很多问题,但同时我真想大喊一声:“我不代表14亿中国人,我不是中国政府,我不需要负责!“

Eigentlich fühle ich mich aber doch in gewisser Weise verantwortlich. Ich sehe, dass es zwischen meinen beiden Welten immer mehr Probleme gibt. Je länger ich von beiden Seiten auf diese Probleme schaue, desto mehr wird mir klar, wie kompliziert sie sind und wie schwierig es ist, sie zu lösen. Ein Grund dafür ist, dass die Menschen, die die Entscheidungen treffen, in ganz unterschiedlichen Kulturen aufgewachsen sind und ganz selten in den gleichen Sprachen sprechen, denken und träumen.

但是,我觉得自己有责任。我可以看到,在我的两个世界之间存在着越来越多的问题,原因之一是这两个世界的人不能用相同的语言说话、思考和构想未来。

Ihr alle, die Ihr auch mit jedem Bein in je einer Welt steht, kennt das gut. Diese Probleme gibt es natürlich nicht nur zwischen Europa und China. Überall auf der Welt, oftmals sogar zwischen ganz nahen beieinander liegenden Ländern, lässt sich keine gemeinsame Sprache mehr finden und es funktioniert nur noch die Sprache der Gewalt und des Hasses! Der eskalierende Konflikt im Nahen Osten ist das jüngste, erschreckende Beispiel.

Zumin Jost bei ihrer Rede im Festsaal des Wiener Rathauses
Zumin Jost bei ihrer Rede im Festsaal des Wiener Rathauses

这些问题不仅仅存在于欧洲和中国之间,而是在世界各地,甚至在距离很近的国家之间,也常常找不到共同语言,只有暴力和仇恨,中东地区的冲突就是最新的例子。

Wir alle wollen nicht, dass die Welt im Chaos versinkt. Wir alle wissen, dass die Menschheit dringende Probleme zu lösen hat, die sie nur gemeinsam lösen kann. Und gerade wir, die wir gewohnt sind, zwischen zwei Kulturen, zwischen zwei Sprachen zu leben, wissen genau, dass in solchen Konflikten keiner gewinnen kann, dass sie auf lange Sicht nur durch Sprache, durch Vermittlung gelöst werden können. Ob es uns gefällt oder nicht: Wir sind die Sprecher, wir sind die Vermittler und wir werden jeden Tag mehr. Die Welt wird jeden Tag kleiner und vernetzter. Kein Ort ist mehr zu weit weg, um uns zu interessieren. Wenn morgen in China ein Sack Reis umfällt, dann rollen uns hier die Reiskörner vor die Füße und wir rutschen auf ihnen aus!

我们都不希望世界变乱。人类的问题只能共同解决。而在两种语言、两种文化之间生活的我们,知道在这种冲突中,没有人会赢,只能依靠语言、依靠调解。而我们是发言人,是调解人,而且我们的人数会越来越多。未来世界会变成什么样子,是我们的责任。

Liebe Mehrsprachler, liebe Wanderer zwischen den Kulturen, macht Euch klar, dass es gerade unsere Verantwortung ist, die Welt von morgen zu gestalten. Wir werden es sein, die die scheinbar Unversöhnlichen miteinander versöhnen, damit sie sich auf das Wesentliche konzentrieren können. Die Welt wird noch froh sein, dass sie uns hat!

Gruppenfoto der Preisträger:innen der jüngsten Gruppe (7. und 8. Schulstufe) und Preisüberreicher:innen

Die jüngsten Preisträger:innen

„Unsere Welt von heute ist voller falscher Information, aber wir haben die Macht, das zu überwinden, wenn wir uns nur die Mühe machen, zur Wahrheit zu gelangen. Lasst uns alle gemeinsam die Mühe machen, dass die Wahrheit ans Licht kommt, indem wir selber herausfinden, was wahr oder nicht wahr ist.“
Rupert Grischany, 14 Jahre;BG 8 / Wien-Josefstadt, mit seinen beiden Familiensprachen Englisch und Deutsch.

Insert mit den Namen aller Preisträger:innen der jüngsten Altersgruppe (7. und 8. Schulstufe)
Insert mit den Namen aller Preisträger:innen der jüngsten Altersgruppe (7. und 8. Schulstufe)

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Ich möchte nicht, dass wir auf dem Weg zum technologischen Fortschritt unsere Menschlichkeit, unsere Freundlichkeit, und unser Mitgefühl verlieren. Und ich möchte nicht in einer Welt leben, in der wir verlernt haben, kritisch zu denken, in der Maschinen anstelle von Menschen denken, in der wir Angst vor unseren eigenen Erfindungen haben.“
Marharyta Zaretska, 13 Jahre; GRG 11, Gottschalkgasse, Wien-Simmering) mit Ukrainisch und Deutsch.

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„Ich beschloss die deutsche Sprache zu erlernen…. und so war ich fit in drei Sprachen: Tigrinya, Englisch und Deutsch. Ich wurde stark, schaffte es zunehmend besser, mich nicht mehr über die rassistischen Äußerungen meines schulischen Umfeldes zu kränken. Klein beigeben, nur weil ich anders aussehe und aus einem anderen Land komme? Nein, das war nun keine Option mehr für mich. … Endlich konnte ich die Merci sein, die ich eigentlich tief in meinem Inneren schon immer war: Mehrsprachig, stark, mutig und lebensfroh.“
Merci Bekuretsion,14 Jahre; Mittelschule 12, Kneippgasse in Klagenfurt/ Kärnten; in zwei ihrer drei Sprachen – Tigrinya (Äthiopien) und Deutsch.

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Worauf warten Sie? Wir leben nur entweder in der Zukunft oder in der Vergangenheit. Die Zeit jetzt wird zur Vergangenheit. Und dann werden wir traurig sein. Wir können nicht zurück. Also müssen wir jetzt leben. Gestern war gestern. Morgen ist morgen. Jetzt leben Sie.
Warum rede ich darüber… Vor zwei Monaten ist meine Mutter gestorben. Trotz ihrer Krebserkrankung war sie immer glücklich mit dem Leben. Sie hat mir beigebracht, die kleinen Freuden im Leben wahrzunehmen und vor allem zu schätzen. In meinem Leben habe ich noch nie einen so fröhlichen Menschen getroffen wie sie. …
Ohne die Probleme des Lebens werden wir keine Leichtigkeit und kein Vergnügen erfahren.“
Milana Babii,14 Jahre; Mittelschule St. Peter in Klagenfurt (Kärnten) mit Ukrainisch und Deutsch.

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Was bedeutet das überhaupt Menschenrechte? Und was sind Menschenplichten? Ich habe dazu mit Freundinnen und MitschülerInnen gesprochen. Zuerst in Österreich: Meine MitschülerInnen haben gesagt: Weiss ich nicht, was das ist? Ich kenne das nicht.
Und dann habe ich meinen Freundinnen in Afghanistan geschrieben. Und die haben das sofort gewusst: Menschenrecht bedeutet, dass wir die gleichen Rechte wie Männer haben, dass wir in Freiheit, in Sicherheit und in Frieden leben dürfen, und dass wir zur Schule gehen dürfen.
Wissen wir und schätzen wir erst dann, was Menschenrechte sind, wenn sie unsnweggenommen werden?“
Sediqa Saeedi, 15 Jahre; MS (Mittelschule) Feuerbachstraße in Wien-Leopoldstadt Dari (Afghanistan) und Deutsch.

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Reden der jüngsten Kategorie (7. und 8. Schulstufe)
Reden der jüngsten Kategorie (7. und 8. Schulstufe)

„Um in SICHERHEIT leben zu können, bin ich mit meiner Familie im Jahr 2015 aus Syrien zuerst in die Türkei geflüchtet und ca. 5 Jahre später nach Österreich gekommen. Meine Familie musste mir sehr früh beibringen, wem ich NICHT vertrauen durfte und wo ich nicht in Sicherheit war. Das heißt der Begriff „Sicherheit“ ist für mich immer mit dem Gefühl der „Unsicherheit“ verbunden.
Kriege, politische und wirtschaftliche Missstände, Naturkatastrophen, fehlende Schulbildung und Rassismus nehmen den Kindern ihre Kindheit und ihre Sicherheit.“
Nawar Idlbi, 14 Jahre; MS Junior High School Carlbergergasse in Wien-Liesing mit Türkisch und Deutsch.

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Menschen werden bewundert und beneidet, wenn sie eine andere Sprache können – wie zum Beispiel Französisch oder Spanisch. Doch wenn es zu meiner Sprache kam, war dies nie so. Niemand würde jemanden bewundern, der Türkisch kann. Es schien mir so, als müsste ich es gar nicht erwähnen dass ich Türkisch kann, wenn mich jemand fragte wie viele Sprachen ich sprach.
Doch, heute habe ich den Wert meiner Sprache erkannt, denn es ist ein Teil von mir. Es ist eine Stärke von mir.“
Zeren-Rukiye Ekinçi, 13 Jahre; Phönix Realgymnasium in Wien-Simmering mit Türkisch und Deutsch.

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Die „Sag’s-Multi“-Alumni (vormalige Preisträger:innen) Fatima Kandil, Banan Sakbani, Jonathan Zarifzadeh, Berina Kulas, Kamila Iliasova , Eidel Malowicki präsentierten Zitate aus den Preisträger:innen-Reden der Jüngsten (7. und 8. Schulstufe)
Die „Sag’s-Multi“-Alumni (vormalige Preisträger:innen) Fatima Kandil, Banan Sakbani, Jonathan Zarifzadeh, Berina Kulas, Kamila Iliasova , Eidel Malowicki präsentierten Zitate aus den Preisträger:innen-Reden der Jüngsten (7. und 8. Schulstufe)

„Tradition statt Multikulti? Nein! Unsere neue Tradition wird es sein, multikulturell zu sein, indem wir mehrsprachig sind. Denn ich spreche, wir sprechen, also sind wir. Vor kurzem sagte man in Frankreich im Namen der Meinungsfreiheit: „Je suis Charlie“, „Ich bin Charlie“; also sage ich es, also sagen wir es heute laut und deutlich: „Ich bin Sag’s Multi“, „Je suis Sag’s Multi“. Multikulturell, multilingual, das ist unsere Stärke, unsere Macht.“
Vincent Pellegrini, 13 Jahre; Lycée de Francais de Vienne mit Französisch und Deutsch.

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„Wenn es auf der Straße zu Explosionen und Schüssen kommt und sie zu Hause sind, gehen Sie nicht an die Fenster. Wenn eine Raketengefahr besteht und Sie es nicht bis zum Luftschutzbunker geschafft haben, gehen sie in einen Raum ohne Fenster, so dass zwischen Ihnen und der Straße zwei Wände sind.
Ich möchte, dass alles was sie hören, in Ihrer Fantasie bleibt und nie einen Platz in ihrem wirklichen Leben findet.“
Dmytro Muliar
, 13 Jahre; Mittelschule Fels-Grafenwörth in Niederösterreich, mit Ukrainisch und Deutsch.

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„Wir müssen achtsam sein und genau hinsehen! Psychische Probleme, Depressionen, Essstörungen, und, und, und haben nicht nur die anderen: Es gibt unter uns viele Freundinnen und Freunde, die leiden, ohne dass wir es merken. Oft kommt die Erkenntnis, dass etwas nicht stimmt, ganz einfach zu spät. Öffnen wir also unsere Augen und Herzen!“
Lena-Sophie Romirer, 13 Jahre; Mittelschule Ebenfurth (NÖ), wechselte zwischen der erlernten Fremdsprache Englisch und Deutsch.

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„Es ist gut, dass wir Burgenlandkroaten Fernsehen, Radio, Zeitungen und auch den Unterricht in unserer Muttersprache zugestanden bekommen haben, doch leider kam das alles wegen der Assimilation in den 70er- und 80er-Jahren zu spät. Unsere Sprache stirbt also offenbar langsam aus.
Daher appelliere ich an alle Burgenlandkroatinnen und Burgenlandkroaten, die sich ihrer Sprache und ihrer Identität bewusst sind, von ganzem Herzen: Sprecht und bewahrt eure Sprache!
Und das Wichtigste: Seid stolz auf eure Sprache, denn sie ist der größte Reichtum, den euch niemand nehmen kann.“
Lorenz Palatin
, 13 Jahre; Zweisprachiges Bundesgymnasiums in Oberwart/Felsöör/Borta – im Burgenland mit Burgenlandkroatisch und Deutsch.

Alphabetisch sortierte übersichtliche Liste dieser Preisträger:innen in der Info-Box unten am Ende.

Dymtro Muliar bei seiner Rede im Festsaal des Wieenr Rathauses

„Das ist eine schwierige Rede, aber es ist meine Mission“

Sehr geehrte Damen und Herren!

Mein Name ist Dmytro, ich bin 13 Jahre alt. Дуже дякую за ще одну можливість бути почутим.
Ich kam zu Beginn einer umfassenden russischen Invasion im Jahr 2022 von der Hafen-Stadt Odessa nach Österreich.

Jetzt möchte ich Ihnen erzählen, wie es ist, in meiner Heimatstadt zu leben, die unter Beschuss von Raketen und Drohnen steht. Я б не хотів щоб в мене був такий досвід військового часу. Ich habe viel Wissen über den Krieg gewonnen, über Maßnahmen, die unter Beschuss Leben retten können, über das Überleben – dieses Wissen würde ich am liebsten vergessen.

Ich möchte, dass alles, was Sie hören, in Ihrer Fantasie bleibt und nie einen Platz in Ihrem wirklichen Leben findet.

Dymtro Muliar bei seiner Rede im Festsaal des Wieenr Rathauses
Dymtro Muliar bei seiner Rede im Festsaal des Wieenr Rathauses

In Odessa waren bereits am Morgen des 24. Februar 2022 die ersten Explosionen von Fliegerbomben und Raketen zu hören. В нашому сонячному, південому місці люди зрозуміли, що прийшла смерть і війна. Я вперше бачив, що мої рідні, мої дорослі – НАЛЯКАНІ.  Весь час, як фон, твої думки супроводжує небезпека.

Alle versammelten sich, unser Volk und das Militär stoppten den russischen Angriff 100 km von Odessa entfernt und stoppten die Landung vom Meer aus. Було дуже небезпечно.Meine Mutter und ich kehrten erst im Sommer 2023 nach Odessa zurück, zu meinem Vater. Das Treffen war sehr emotional, da unsere Familie vor dem Krieg glücklich lebte und nie getrennt war!
Doch der Beschuss durch Raketen und Drohnen hörte nicht auf. Jeden Tag liefen wir zur Tiefgarage und saßen dort. Alarme traten 4 bis 5 Mal täglich für 1 bis 2 Stunden auf. Manchmal warteten wir nur auf zusätzliche Informationen darüber, WAS flog und WO wurde angegriffen.
WARUM fragen Sie sich vielleicht? Es ist logisch, sich zu verstecken, wenn Gefahr droht … Dazu gehört Erfahrung,

Dymtro Muliar bei seiner Rede im Festsaal des Wieenr Rathauses
Dymtro Muliar bei seiner Rede im Festsaal des Wieenr Rathauses

Der heftigste Beschuss findet meist nachts statt. Aber Sie verstehen, dass es unmöglich ist, JEDE NACHT wach zu bleiben. Der menschliche Körper hat seine Grenzen. Manchmal habe ich tief und fest geschlafen. Mein Vater legte sich neben mich und umarmte mich mit seinem Körper, als würde er mich mit einer Decke zudecken.

Kürzlich ereignete sich in meiner Stadt eine Tragödie – eine russische Drohne stürzte in ein Hochhaus. Als die Toten unter den Trümmern hervorgeholt wurden, lagen die Leichen so, dass die Eltern die Kinder mit ihren Körpern zudeckten. Damals starben 5 Kinder und 16 Erwachsene – normale, friedliche Familien.

Dymtro Muliar bei seiner Rede im Festsaal des Wieenr Rathauses
Dymtro Muliar bei seiner Rede im Festsaal des Wieenr Rathauses

Das ist eine schwierige Rede, aber es ist meine Mission, dass möglichst viele Menschen erfahren, wie die Ukrainer jeden Tag leben. In Odessa gibt es Flugabwehrmaßnahmen. Ohne diesen Schutz gäbe es meine Stadt nicht mehr. Es gibt viele Beispiele – als von ehemals blühenden Städten nur noch Ruinen übrig blieben.

Mein Vater bleibt in Odessa und hilft dem Militär, ich lerne online an der Schule in Odessa und sehe jeden Tag Informationen über Gefahren, Unterrichtsausfälle und Videos aus dem Luftschutzbunker der Schule. Die Situation wird von Tag zu Tag schlimmer. Die Russen bombardieren unsere friedliche Stadt mit Streubomben. Friedliche Menschen sterben, Familien sterben, Kinder sterben.

Diesen Sommer beschlossen meine Eltern, mich nicht mit nach Hause zu nehmen. Ich werde meinen Vater diesen Sommer nicht umarmen können.

Lesende Kinder

Lesen – bewerten – Pickerl sammeln und gewinnen

Nicht nur für die Fußball-Europameisterschaft der Männer können derzeit Pickerl gesammelt werden. Wiens städtische Büchereien starten mit 17. Juni (2024) den „SommerLeseClub“. In jeder der drei Dutzend Bücherei kannst du dir – wenn du zwischen 6 und 14 Jahren bist – ein Pickerlheft mit dem Titel „Auf der Suche nach dem Mut“ (gestaltet von Esma Bošnjaković) holen.

So geht‘s

Um dir ein Pickerlheft holen zu können, brauchst du eine gültige Büchereikarte – die für alle bis 18 Jahre gratis ist. Dann suchst du dir in der Bücherei etwas aus – das muss gar nicht nur Gedrucktes (Bücher, Comics, Zeitschriften) sein, auch eBooks, Hörbücher, Musik, Konsolenspiele, Filme oder Veranstaltungen zählen.

Titelseite des Sammel-Pickerlheftes
Titelseite des Sammel-Pickerlheftes

Du gibst deine Meinung ab, wie dir das Ausgesuchte gefallen hat – in einem Bewertungsbogen. Für jede Bewertung kriegst du ein Kuvert mit drei Überraschungspickerl für das Heft.

Lesende Kinder
Lesende Kinder

Am Ende nehmen alle, die bis 14. September eine Bewertung in einer der Büchereien abgegeben haben, an einer Verlosung (kleine Preise, darunter natürlich viele Bücher) teil. Um das Heft leichter zu füllen, finden Tauschbörsen in den Büchereien statt. Gewinnen wirst du sowieso jedenfalls – Spaß beim Lesen, hören, spielen, kleben, vielleicht auch tauschen 😉

Jury der jungen Leser*innen

Übrigens: Diese Woche – am 19. Juni 2024 – gibt die Jury der jungen Leser*innen ihre Buch-Favoriten bekannt. Das ganze Schuljahr über haben lesefreudige Kinder bzw. Jugendliche in zwei Altersgruppen viele Bücher gelesen, darüber diskutiert und je ein Lieblingsbuch ausgewählt. – Link zu einem Bericht von einem Besuch bei dieser „Literaturbagage“ vor einigen Wochen unten.

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buechereien.wien -> SommerLeseClub

Live eröffente und beschloss das Tocuyito Trio - Dalina Ugarte (Geige), Joseph Avila (Keyboard, ansonsten Klavier) und Santo Scala (Cello) - das Mediengespräch

Wiener Kultursommer erreicht neues Publikum

Dalina Ugarte an der Geige, Joseph Avial an den Keyboardtasten und Santo Scala am Cello eröffneten als Tocuyito Trio (nach der venezolanischen Geburtsstadt der Geigerin) im Arkadenhof des Wiener Rathauses das Mediengespräch zum diesjährigen Kultursommer. 500 Veranstaltungen mit insgesamt 2000 Künstler:innen auf neun Bühnen bzw. mit dabei auch „Gartenkonzerte“ in den 29 „Häusern zum Leben“, die die Senior:innen-Heime heißen.

Das Podium applaudiert dem live aufspielenden musikalischen Tocuyito Trio
Das Podium des mediengesprächs – Esra Özmen, Michael Ludwig, Veronica Kaup-Hasler, Sebastian Berger – applaudiert dem live aufspielenden musikalischen Tocuyito Trio

Aus der Not eine Tugend

Geboren aus der Not der Pandemie – in erster Linie um Künstler:innen doch unter den engen Rahmenbedingungen Auftritte zu ermöglichen – hat der Kultursommer Wien die Corona-Zeit überlebt. Kultur in viele unterschiedlichen Bezirke bringen räumlich nahe und kostenlos – dieses niederschwellige Angebot wird nun zur Dauer-Einrichtung. Nicht mit gerechnet ist da übrigens das kreuz und quer durch Wien auf Plätzen und in Höfen spielende Utopia-Theater (heuer mit Dario Fos „Bezahlt wird nicht“).

Der Kultursommer Wien bespielt dieses Mal neun Bühnen – sechs „alte Bekannte“ und drei neue: Hyblerpark (Simmering; 11. Bezirk), Wilhelmsdorfer Park (Meidling, 12. Bezirk) und Großfeldsiedlung (21. Bezirk). Vor allem in den flächenmäßig großen Bezirken würden immer wieder Standorte gewechselt, hieß es auf Nachfrage von Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… von Caro Madl, Co-Geschäftsführerin des Wiener Kultursommers.

Das Budget – mittlerweile im regulären des Kultur-Ressorts – beträgt wieder vier Millionen Euro, in manchen Bezirken, sagte die zuständige Stadträtin Kaup-Hasler; manche Bezirke schießen für Zusatzangebote aus ihrem Budget dazu.

Neu: Programm-Folder für jede einzelne der neun Bühnen
Neu: Programm-Folder für jede einzelne der neun Bühnen…

Gartenkonzerte bei und in Senior:innen-Heimen

Auf dem Stadtplan hinter dem Podium des Mediengesprächs zum Programm des diesjährigen sechswöchigen Veranstaltungsreigens (27. Juni bis 11. August, immer donnerstags bis sonntags) waren deutlich mehr als neun der 14-zackigen gelben Sternderln zu sehen. Weil es nicht nur die neun Bühnen, sondern wie schon eingangs kurz angeführt, zusätzlich „Gartenkonzerte“ bei den Senior:innen-Häusern geben wird – niederschwellig ohne Anreise.

Die bekannte Rapperin Esra Özmen - beim Kulturesommer Mitglied des Künstlerischen Boards für die Genres Rap, Pop & Rock
Die bekannte Rapperin Esra Özmen – beim Kulturesommer Mitglied des Künstlerischen Boards für die Genres Rap, Pop & Rock

Vielfältiges Programm

Das Programm – von Theater, Lesungen, Musik unterschiedlichster Genres, Tanz, Performance bis (zeitgenössischem) Zirkus – wurde von der bekannten Rapperin Esra Özmen (EsRap) und Sebastian Berger, Vertreter des zeitgemäßen Zirkusses, im groben Überblick vorgestellt. In allen Genres und Sparten gibt es sowohl Bekanntes bzw. von bekannten Künstler:innen als auch Neues, Experimentelles, Kunst und Kultur von Newcomer:innen. Vielfalt in Ausdrucksformen, Sprachen… ist den künstlerischen Boards der verschiedenen Sparten wichtig – wurde betont.
Neu: Für jede der neuen Bühnen gibt es einen übersichtlichen Programm-Folder.

Bunte Schuhe zweier auf dem Podium des Mediengesprächs ...
Bunte Schuhe zweier auf dem Podium des Mediengesprächs …

Studie: Neue Kulturkonsument:innen

Pilothaft befragten vier Sozialswissenschahfter:innen – Daniele Karasz, Slađana Adamović und Mark Scherner vom Institut „Search+Shape“ – im Vorjahr knapp mehr als 2000 Besucher:innen der Kultursommer-Bühne Reithofferpark im 15. Bezirk sowie Bewohner:innen des Grätzels. Mehr als die Hälfte (58%) waren extra für den jeweiligen künstlerischen Act zur Bühne gekommen, knapp mehr als vier von zehn (42%) wohnten in der Nähe; 7 Prozent waren zufällig vorbeigekommen und hatten zumindest zeitweilig das Bühnengeschehen verfolgt. Mehr als die Hälfte (54%) gab zudem an, das Programm konsumiert zu haben, weil es kostenlos ist.

In der Zusammenfassung der „Resonanzstudie als Evaluation und Potentialanalyse“ (so der Titel) heißt es: „Unsere Erhebungen zeigen, dass Personen, die sich regelmäßig im Park aufhalten, auch diejenigen sind, die sonst sehr wenig Berührungspunkte mit institutionalisiertem Kulturangebot haben. Fast keine dieser Personen gab an, sonst an Lesungen und zeitgenössischen Zirkusprogrammen teilzunehmen. Gleichzeitig besuchen sie kaum institutionalisierte Bühnenaufführungen, wie Theater, Kabaretts oder auch Konzerte in Wien. Der Kultursommer war für diese Personen einer der ersten Kontaktpunkte mit den angebotenen Formen der Bühnenkunst.“

Begrüßung in sehr vielen verschiedenen Sprachen - und Schriften - von wienXtra, DEM Wiener Programmangebot für Kinder und Jugendliche, auch Partner des Kultursommers
Begrüßung in sehr vielen verschiedenen Sprachen – und Schriften – von wienXtra, DEM Wiener Programmangebot für Kinder und Jugendliche, auch Partner des Kultursommers

Mehrsprachigkeit erwünscht

Im weiteren Verlauf der Studien-Zusammenfassung heißt es allerdings auch, dass „Orte der Kultur in den Interviews nie auf geschlossene Räume beschränkt (waren). Ganz im Gegenteil, erscheint die Zugänglichkeit des Raumes als Schlüsselmerkmal vieler genannter Orte der Kultur. So gaben Bewohner*innen des Stadtteils verhältnismäßig oft an, nicht genug Zeit und Geld für kostenpflichtige kulturelle Veranstaltungen zu haben…

Hierbei spielen die Präferenz für die Muttersprache und die Verfügbarkeit von Kulturprogrammen in verschiedenen Sprachen eine entscheidende Rolle. Viele der befragten, indirekten Besucher*innen bevorzugen Veranstaltungen in ihrer Muttersprache oder zumindest in mehreren Sprachen. Dies unterstreicht, welches Potential darin liegen könnte, stärker auf die kulturelle Vielfalt im Park und im Quartier einzugehen und in unterschiedlichen Sprachen zu kommunizieren.“

Nun ja, zumindest spielt unter anderen das Jugendtheater Stanislavski „Belgrad – Wien; Beograd – Beč“ auf Bosnisch/Kroatisch/Serbisch im Mortarapark (20. Bezirk; 19. Juli), das vor zwei und einem Jahr mit anderen Stücken beim Birdie 15-Festival neben der Stadthalle aufgetreten ist.

Programm für junges und jüngstes Publikum

Nicht ganz 100 Stunden umfasst das Programm für Kinder – und ihre Begleiter:innen – auf den neun Bühnen – meist Donnerstag bis Sonntag jeweils 10.30 bis 11.30 Uhr, manchmal auch nachmittags. So manches war schon im Vorjahr zu sehen – oder in Indoor-Bühnen, vor allem dem Dschungel Wien (Theaterhaus für junges Publikum im MuseumsQuartier). Und wurde hier auf dieser Website schon besprochen – viele Links hier unten.

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Über „Farbenreich“ <- damals noch im Kinder-KURIER

Über „rundum eckig“ <- damals ebenfalls noch im KiKu

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Szenenfoto aus "Wir spielen die Spielrein rein" von Theater Delphin

„Die Spielrein“ erkämpft sich ihren Platz neben Freud, Jung & Co

Aufs erste wirkt der Titel des Stückes, das im bekannten Café Landtmann neben dem Burgtheater beginnt und in einem kleinen Theater in der Blumauergasse im 2. Wiener Bezirk endet, wie ein Wortspiel. Eines, das Fragezeichen auslöst. „Wir spielen die Spielrein rein“. WTF ist „die Spielrein“?

Und genau darum dreht sich vieles in den Szenen des Inklusiven Theaters Delphin sowohl in jenem Saal im berühmten Kaffeehaus, in dem oft Pressekonferenzen stattfinden, als auch in der Delphin-Homebase. „Die Spielrein“ ist keine fiktive Figur, sondern die Ärztin und Psychoanalytikerin Sabina Naftulowna Spielrein (1885 bis 1942). Geboren im russischen Rostow am Don, als eines von fünf Kindern einer Zahnärztin und eines Kaufmannes, kam sie mit 19 Jahren in die Klinik Burghölzli in Zürich (Schweiz) mit der Diagnose „Hysterie“. Der bis heute bekannteste Arzt dort war Carl Gustav Jung, ein früher Schüler des Wiener Erfinders der Psychoanalyse, Sigmund Freud.

Ein Jahr später schon begann Spielrein in Zürich Medizin zu studieren und promovierte sechs Jahre später mit einer Arbeit über den psychologischen Inhalt eines Falles von Schizophrenie zur Doktorin. Danach verbrachte sie auch einige Monate in Wien und wurde zu den legendären „Mittwochsgesellschaften“ der Wiener Psychoanalytische Vereinigung mit Freud eingeladen und dort erst als zweite Frau aufgenommen. 1923 kehrte sie mit ihrer Tochter in ihre Geburtsstadt, dann schon in der Sowjetunion, zurück, wo einige Jahre später Psychoanalyse verboten wurde, sie dann als Pädagogin und Ärztin arbeitete. Und 1942 im Zuge des Überfalls von Nazi-Deutschland gemeinsam mit Tausenden anderen Jüdinnen und Juden ermordet wurde.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Wir spielen die Spielrein rein“ von Theater Delphin

Der Vergessenheit entreißen

Dennoch ist auch heute ihr Name weitgehend unbekannt. Das wollte Theater Delphin ändern. Bei Diskussionen, welche Stück als nächstes in Angriff genommen werden sollte, war – so die künstlerische Leiterin und Regisseurin dieses Stücks, Gabriele Weber, zu Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… „klar, wir wollen eine starke Frau ins Zentrum stellen. Wir hatten verschiedene Vorschläge, Valentina nannte dann die Spielrein.“

Und diese Valentina Himmelbauer, die mehr über die in Vergessenheit geratene Pionierin in der Psychoanalyse, schrieb dann einen Text fürs Stück und schlüpft auch selber in die Rolle der Sabina Spielrein.

Streit um Platz im Stück

Die Inszenierung ist aber keine einfache Biographie dieser Wissenschafterin, die wichtige Aufsätze zur Kinderpsychologie geschrieben hat, vor allem aber auch zu Sexual- und Todestreib forschte. Das Stück ist einerseits rund um den Kampf um Anerkennung ihrer Arbeit gebaut. So beginnen zuerst vier Männer auf grauen Podesten: Sigmund Freud (Georg Wagner), C. G. Jung (Ante Pavković), Prof. Bleule, Leiter der Klinik Burghölzli (Rigel Flamond) sowie Dr. Otto Gross, ebenfalls ein Psychoanalytiker aus dieser Zeit rund um Burghölzli (Stefan Musil). Gscheit daherreden. Die Spielrein will sich – es soll doch um sie gehen – endlich Platz auf der kleinen Bühne im Landtmann verschaffen. Nix da. Kein Durchkommen. Irgendeine Randfigur soll sie spielen, wird ständig unterbrochen… Tragisch, dass dies – obwohl alle in Kostümen (Sigrid Dreger), die historisch wirken – gar nicht nur so vergangen wirkt!

„Nur eine Frau…“

Selbst Anna Freud (Ivana Veznikova; Anna als Kind wird von Anna Freud als Kind: Sinah Stamberg gespielt und getanzt) wird eher auf die Rolle als Tochter Sigmunds reduziert und der Schwerpunkt ihrer Arbeit auf Kinderanalyse als „eh kloar, weil Frau…“ abgewertet. Und wenn überhaupt dann herrscht der Tenor „für eine Frau bist eh intelligent…“

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Wir spielen die Spielrein rein“ von Theater Delphin

Spiel im Spiel

Das Stück spiegelt nicht nur diesen damaligen – und heute gar nicht so viel weniger nötigen – Kampf von Frauen um Anerkennung ihrer Leistungen. Die Dynamik des Spiels lebt davon, dass die Schauspieler:innen immer wieder aus ihrer Rolle aussteigen und eben als Theaterleute agieren, die für ein Stück, ja eher sogar für einen Film proben. „Na geh, jetzt stört die schon wieder“, „so kommen wir nicht weiter“, „wir wollen doch auch fertig werden“. Wobei manche wie „halt doch endlich die Klappe“ oder „spar dir den Kommentar“ dann doch wieder gleich für beides gelten könnte. Immer wieder „muss“ die (Film-)Regisseurin im Stück (Bianca Bruckner) mahnen, dass, und wo jetzt weiter geprobt werden müsse.
Dieses Spiel im Spiel ist erst – so verraten Mitwirkende – erst bei den Proben entstanden.

Was vielleicht im Stück dann doch ein wenig zu kurz kommt, sind die Leistungen von Sabina Naftulowna Spielrein. Könnte aber sein, dass – angefixt von dem spannenden, vielschichtigen Spiel auf mehreren Ebenen, Besucher:innen das doch ausführliche Programmheft mit Zitaten aus Spielreins Tagebüchern genau zu lesen, bzw. danach zu suchen und lesen – Link zu einem wikipedia-Artikel, der einen guten Überblick verschafft, unten am Ende des Beitrages.

„Beziehung“ oder Missbrauch

Was jedenfalls im Klinik-Teil im Theater dezidiert angespielt und -gesprochen wird ist die Legende von der sehr oft verbreiteten Geschichte, dass Spielrein Geliebte von C. G. Jung gewesen sein soll. Dies ist nicht sicher, basiert auf Tagebuch-Aufzeichnungen von engen, vertrauten Kontakten und auf Briefen von Jung mit Freud, in denen ersterer von sexuellen Begehren seiner Patientin schreibt. Aber was ist mit ihm? Als ihr Therapeut hätte er in so einem Fall ja das Autoritätsverhältnis missbraucht…

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Sujetfoto zu
Sujetfoto zu „Wir spielen die Spielrein rein“ von Theater Delphin
Kevin Trau zwischen Brettspielen und Gaming-Computer - in einer Riesenrad-Gondel

Spielerischer Neustart für das Spielefest in Wien

„Ich wollte schon mit sechs Jahren Spiele-Erfinder werden“, beginnt Kevin Trau seine Leidenschaft zu schildern, die ihn dazu führte, dem jahrzehntelang traditionellen Spielefest im Austria Center Vienna neues Leben einzuhauchen. Es findet am 15. Und 16. Juni 2024 in dem bekannten riesigen Veranstaltungsort statt. Im Zentrum stehen wird gleich im Erdgeschoß die Spielothek, wo 2000 Spiele darauf warten, von den Besucher:innen ausgeborgt und auf 750 Tischen auf dieser und der darüberliegenden Ebene ausprobiert werden können. Eine Ebene darüber findet das eSports-Festival statt. Und vor dem Eingangsbereich des Austria Centers gibt’s ein Open Air Food Festival, wo fahrende Essens-Händler:innen Speisen – wie es heißt zu „familienfreundlichen und fairen Preisen“ anbieten.

Keine Erfindungen, dafür Events-Checker

Beim Mediengespräch – in einer Gondel des Riesenrads am Eingang des Wiener Praters – wurden unter anderem die Fakten bekannt gegeben. Der neue Veranstalter, der schon genannte Kevin Trau, wurde als nicht Erfinder, blieb aber seiner Leidenschaft treu. Die bekam er vor allem von seinen Großeltern, die immer mit ihm spielten, mit auf den Lebensweg. Später gesellten sich zu Brettspielen Gambeoy und Co. dazu. Er selbst machte eine Ausbildung zum Jugendarbeiter und betreibt seit Jahren die Gaming Lounge Area 52, eine Wochenend-Jugendeinrichtung mit Schwerpunkt Spielen – Brett, Karten und eSports ums Eck vom Floridsdorfer Hallenbad – wenige Gehminuten vom S-/U-Bahnknotenpunkt Floridsdorf entfernt.

Für ihn steht der gemeinsame Spaß am Spielen, das Miteinander im Vordergrund betont er mehrfach und seine Augen leuchten dabei in der Riesenrad-Gondel kaum weniger als würde er wirklich gerade spielen. Natürlich sind auch alle möglichen Vereine und Einrichtungen wie etwa die wienXtra-Spiele-Box mit an Bord beim neuen Spielefest, erwähnt Trau noch.

Martin Lenzenhofer mit seinem Spiel, mit dem Atzgersdorf entdeckt werden kann
Martin Lenzenhofer mit seinem Spiel, mit dem Atzgersdorf entdeckt werden kann

Junge Erfinder

Mit an Bord vom Waggon mit der Nummer 28 – auch wenn das bewegte Wahrzeichen nur 15 Wagen im Kreis führt – waren doch einige junge Spiele-Erfinder, die in der Enge, aber vor allem nach der Rund-Fahrt, am Boden mit doch mehr Platz ihre Kreationen den Medienleuten präsentierten.

Mit Martin Lenzenhofers „Unterwegs durch Atzgersdorf“ kann dieser seit 1954 zum 23. Wiener Bezirk gehörende Teil erkundet werden. Beim Würfelspiel kannst du auf Adressen landen, an denen es Parks, Schulen oder Unternehmen gibt – und dazugehörige Karten geben dir mehr Informationen dazu an. „Ich wohne schon lange in Atzgersdorf, spiele gern und hab mir gedacht, dann erfinde ich ein Spiel, in dem es um diesen Teil von Liesing geht. Er hat es im Eigenverlag (Red Caps – weil das sein Markenzeichen ist, das er allerdings beim Medientermin nicht aufhatte) herausgebracht. In den lokalen Buchhandlungen und Spielzeuggeschäften ist es erhältlich.

Raphael mit dem Prototyp-Spielfeld, das er gemeinsam mit Aaron und Thomas in Südtirol entwickelt hat
Raphael mit dem Prototyp-Spielfeld, das er gemeinsam mit Aaron und Thomas in Südtirol entwickelt hat

Prototyp

Raphael neben ihm zu ebener Erde unter dem Riesenrad hält eine graue Kartonschachtel in Händen. „Wir haben erst einen Prototyp“, beginnt er zu berichten. Gemeinsam mit Aaron und Thomas hat er sich – alle drei aus Südtirol (Nord-italien) – ein Strategie-Kampfspiel auf einer fiktiven Insel ausgedacht. „Unsere Idee dahinter: Ein Tech-Milliardär lässt seine Nachkommen um sein Erbe kämpfen. Zu Beginn ist das ganze Inselreich das Spielfeld und je länger das Spiel dauert, um so kleiner wird der Bereich, in dem sie einander bekämpfen.“

Holzpyramide mit Tierknochen-Spielsteinen

Simon Allmer hat zwei Kartenspiel-Kartons in Händen. „Futory ist eine Zusammensetzung aus Future und History, also Zukunft und Vergangenheit“, erklärt der Mehrfach-Erfinder. „Es ist ein intergalaktisches Deckbildungs-Kartenspiel. Du ziehst zum Beispiel aus der Zukunft eine Raumschiff-Karte und steckst sie in die Vergangenheit zu archaischen Kreaturen.“

Sein zweites Kartenspiel heißt „Elements“ und „funktioniert so ähnlich wie UNO nur mit anderen Symbolen (kreis, Drei-, Vier-, Sechs-Eck), aber es ist dynamischer, weil du mehr Karten ablegen kannst, und sonst sich noch mehr im Spielverlauf ändern kann.

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Als drittes packt Allmer eine hölzerne dreistufige Pyramide samt weißen und braunen Scheiben aus, die an solche aus dem bekannten Dame-Spiel erinnern. Im Prinzip ist es eine Art dreidimensionales Dame-Spiel – mit dem Ziel vier der eigenen sieben Spielsteine auf die oberste Fläche der Pyramide zu bringen. Die Spielsteine sind übrigens aus Tierknochen, womit das gesamte Spiel aus natürlichen Materialien gestaltet ist.

Susanne Trau
Susanne Trau

Brettspiele auf Social Media vorstellen

Von Beruf ist sie Gesundheits- und Krankenpflegerin, übt die erlernte Tätigkeit auch in einem Wiener Krankenhaus aus – derzeit Teilzeit, weil der Sohn erst zwei Jahre ist. Als Kind habe sie zwar oft mit den Eltern gespielt, aber später waren Spiele kein Thema mehr für sie. Bis – bis Susanne Trau mit 18 Jahren ihren späteren Ehemann Kevin (genau, da war doch was mit diesem Namen, siehe oben) kennengelernt hat. „Als er mich auf eine Wochenende mit Brettspielen eingeladen hat, war ich anfangs skeptisch“, erzählt sie Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… bei dem besagten Medien-Event im und rund um das Riesenrad. Aber dann habe sie nicht nur erlebt, wie er im Spiel aufgegangen ist, sondern begeisterte sich selber wieder dafür. Die gemeinsame Tochter ist 13. „Und wir machen gemeinsames Brettspielen immer zu einem richtigem Miteinander-Event mit Snacks und allem Drum und Dran. Das ist jedes Mal – und das sehr oft – eine kleine Familien-Party.“

Vor zwei Jahren kam Susanne Trau dann „auf die Idee, Brettspiele anders zu präsentieren“. Auf ihrem Instagram-Account – smartboardgaming – stellt sie kurz und knackig auf Englisch Spiele vor, wie sie funktionieren, wie lang sie dauern…

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Susanne Trau mit dem tragbaren Logo des neuen Spielefestes - auf ihrem Insta-Kanal
Susanne Trau mit dem tragbaren Logo des neuen Spielefestes – auf ihrem Insta-Kanal
Riesiger Chor, Musiker:innen, Solo-Sänger:innen und Thomas Brezina, der wichtige Teile der Bibel in Reime übersetzte und eigene Lieder für Konzerte im Stephansdom schrieb

Fast 100 Kinder singen mit Profis Froh-Botschaften im Stephansdom

Die Stimmen der beiden Solist:innen sind ebenso wie die des Erzählers mit Mikrophonen verstärkt. Die fast 100 Kinder und Jugendlichen im Chor lassen die Luft in der riesigen Halle des Wiener Stephansdoms – ohne Stimmverstärkung – um nichts weniger erzittern. Was da Montagnachmittag zu hören ist, klingt – zumindest für den Journalisten – schon sehr rund und fertig. Noch ist es „nur“ eine Probe von Schul-Chor, Musiker:innen (Violine: Ewa Joanna Skrzypacz, Katharina Hammerl; Viola: Elisabeth Basoff; Bass: Werner Laher; Schlagzeug: Bernhard Welz, Cello: Tristan Feichtner), Solo-Sänger:innen und dem Autor dieser Welt-Uraufführung – „Die Bibel im Reimen“.

Die von Brezina gereimte Bibel in einer der Kirchenbänke und dahinter Chor und Orchester, die für die Konzerte hier im Stephansdom proben

Thomas Brezina hat das gleichnamige 360-Seiten-Buch (mit Illustrationen von Pablo Tambuscio vor drei Jahren veröffentlicht; jetzt in der 4. Auflage – Buchbesprechung siehe Link am Ende des Beitrages). Die Musik hat Reinhold Hoffmann komponiert.

Für dieses Konzert hat der bekannte Hundertfach-Autor zentrale Kapitel nochmals neu getextet: Zum einen sind das Erzählpassagen, die er selbst live auf dieser Bühne im vordersten Teil des Domes zwischen Musiker:innen und Chor rezitiert. Außerdem hat er eigene Liedtexte verfasst, die Anetta Klakow und Franky Schirz als Solist:innen abwechselnd singen – im Wechselspiel bzw. gemeinsam mit dem Chor aus Schüler:innen des Sacré Coeur Pressbaum.

Einige der Künstler:innen bei der Probe
Einige der Künstler:innen bei der Probe

Liebe baut Brücken über Gräben

Bibel-Geschichten erzählen nicht selten von sehr harten Prüfungen, durchaus Ungerechtigkeiten, die Menschen durchleben, ja leiden müssen. Die fürs Buch – und noch viel mehr für die Konzerte ausgewählten Geschichten und die daraus getexten Liedzeilen Brezinas sind von stark positiver Stimmung und Botschaften sowie Lebensfreude getragen.

„Wenn ich auf mich wütend bin,
bin ich trotzdem lieb zu mir.
Wenn ich auf dich sauer bin,
bin ich trotzdem lieb zu dir.
Hass zerstört / die Liebe heilt,
weshalb si so viel besser ist.
Liebe ist die größte Kraft im Leben.
Liebe macht leicht, so leicht,
man könnte schweben:
Liebe baut Brücken über Gräben.
Liebe wird – probier es aus –
Liebe wird doppelt groß beim Geben.“

Chorsänger:innen im Gespräch in einer kurzen Pause
Chorsänger:innen im Gespräch in einer kurzen Pause

„Proben schon das ganze Schuljahr“

Daniela, Danielle und Laurene, drei dieser fast 100 jungen Sänger:innen spendierten eine der Pausen zwischen den Proben, um Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… zu berichten: „Wir proben schon seit Beginn dieses Schuljahres, also seit  Herbst für diese beiden Konzerte.“ Sie und ihre Kolleg:innen aus dem Oberstufen- und dem Auswahl-Chor haben aber viel öfter unterschiedlichste Auftritte – in der Schule und auch in unterschiedlichsten Orten, sogar international. „Einig von uns waren in Estland, wo Kinder- und Jugend-Chöre aus mehreren Ländern zu einem Festival zusammengekommen sind. In Belgien haben wir in einem Altersheim gesunden. Das machen wir auch hier in Österreich öfter. Und andere waren in Kroatien. Und wir haben auch schon im Goldenen Saal im Musikverein gesungen.“ Aber das hier im Stephansdom sei schon auch was ganz Besonderes – große Halle, gute Akustik und obendrein sind viel Aufmerksamkeit und Wertschätzung den jungen Sänger:innen gewiss.

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Leidenschaft

Gesangsunterricht und Musikerziehung ist im Musisch-Kreativen Zweig ein wichtiges Fach. „Da haben wir sogar Schularbeiten – zu Theorie, aber auch Hörbeispiele, die wir erkennen müssen – wie auch in einer Fremdsprache“, berichtet das Trio dem Journalisten. Danielle will „auf jeden Fall etwas mit Musik machen, wenn ich erwachsen bin“. Daniela meint darauf angesprochen „vielleicht“ und Lauren: „Das weiß ich noch nicht“ mit einem durchklingenden nicht ausgesprochenen Zwischenton, dass es durchaus sein könnte etwas mit Musik auch beruflich tun zu wollen. Was dieser zweig im Übrigen nicht sei – „leicht, das glauben manche, aber Schularbeiten und Prüfungen sind ganz schön schwer“, verraten die drei noch am Rande.

Apropos am Rande: Bei den Proben ließen Organisator:innen anklingen, dass nach den beiden Konzerten am 16. und 17. Mai (2024; Details in der Info-Box samt Links zu Tickets) im Stephansdom es möglicherweise in einigen Bundesländern solche Konzerte mit dortigen Schul-Chören geben könnte.

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Alle können zu bösen Wölfen werden - nachgestellte Szene aus dem Stück "Hannah Arendt auf der Bühne" von Theater Agora Belgien) beim Gastspiel im Parlametn (Wien)

Das Ende kann ein neuer Anfang sein – ständiger Kampf um Demokratie

Vorwiegend grau gekleidet, Bühne und Saal düster bis dunkel. Schauspieler:innen und Musiker wandern vor drei verschiebbaren, durchscheinenden Elementen kreuz und quer, besprechen, diskutieren, wer wen spielen soll / darf. Wie das mit dem Wolfsgeheul ist. Ob das so kommen soll, dass sich die Zuschauer:innen fürchten oder gar, dass sie bitten, das Heulen zu wiederholen…

Ein etwas ungewöhnlicher Einstieg für das folgende Theaterstück. Natürlich war von Anfang an klar, wer wen spielt, aber so manche Überlegungen bei der Entstehung eines Stückes wurden dabei transparent. Warum sollte nicht auch ein Mann (Roland Schumacher) eine Frau spielen, oder ist die Jugend der Schauspielerin (Ninon Perez) vielleicht sogar ein Hindernis, die junge Hannah zu spielen – weil sie dann weniger spielt als in der Tat noch (fast) ein Mädchen ist?

Das Theater Agora aus der Region der deutschsprachigen Minderheit in Belgien spielte „Hannah Arendt auf der Bühne“ für vor allem Jugendliche des anderntags folgenden Lehrlingsparlaments.

Illustriertes Buch als Basis

Basis für das Stück war/ist das gleichnamige bebilderte Buch von Marion Muller-Colard (Text, deutschsprachige Übersetzung aus dem französischen Original: Thomas Laugstien) und Clémence Pollet (Illustration) – Buchbesprechung am Ende dieses Absatzes verlinkt.

Am letzten Tag im Leben der kritischen Philosophin und Politikwissenschafterin (4. Dezember 1975 in New York) lassen Buch – und Stück – ein junges Mädchen namens Hannah auftauchen. Im philosophischen Diskurs zwischen den beiden und den Szenen, die sie spielen nachdem sie auf eine Theaterbühne gegangen sind, wird Hanna Arendts (gespielt von Karen Bentfeld) Denken – und Handeln, das ihr genauso wichtig war – sicht- und spürbar – Stück-Idee: Sascha Walters, Text: Ania Michaelis, die auch Regie führte, und Felix Ensslin.

Große und kleine Hannah und dem Fuchs als Symbol für jene, die sich zurückziehn und nicht einmischen wollen
Große und kleine Hannah und dem Fuchs als Symbol für jene, die sich zurückziehn und nicht einmischen wollen

Warum nur Männer auf der Agora?

Was das Theaterstück mehr bietet als das Buch ist einerseits das Live-Erlebnis samt wunderbar eingebauter Musik (Wellington Barros), die Teil des Geschehens wird, indem sie Stimmungen und Atmosphären nicht nur unter„malt“, sondern oft auch erst erzeugt. Und andererseits Ergänzungen, die die erzählte/gespielte Geschichte gegenüber dem Buch erweitern. Zunächst einmal fragt das Mädchen Hannah das Selbstverständlichste: Was ist auf der griechischen Agora mit den Frauen und den Kindern, wieso fehlen sie, warum reden und entscheiden nur Männer?

Alle können Wölfe werden

In dem Theaterstück von Agora – nicht in jenem im Buch – werden übrigens in einer Szene alle Spieler:innen zu Wölfen, stülpen sich die entsprechenden Masken (Céline Leuchter, die auch für Szenografie und Live-Technik zuständig ist und zeitweise mitspielt) über die Köpfe. Das könnte als Anspielung an den Gedanken gesehen werden, dass durchaus jede und jeder zur/zum Bösen werden könnte. Auch mit feinem Anzug und sogar vordergründig gesittetem Benehmen können Feinde der Demokratie ins Herz derselben stoßen – insofern auch ein sehr aktuelles Stück.

Als – nach dem Krieg – angeklagte Wölfe bringen sie eine Vielzahl von Ausflüchten, einige mehr als im Buch, alle aber laufen darauf hinaus, „nur“ den Befehlen von oben gehorcht zu haben, eigenständiges Denken oder gar Handeln – keine Spur.

Es war/ist mehr möglich

Keine Spur? Erfreulicherweise wird aber auch von Roland Schumacher ein Gegenbeispiel erzählt. Mit den Worten „ich steige hier aus“, schlüpft er aus seiner Rolle und schildert den Fall, dass ein Einwohner in der Gegend, aus der er selber kommt, in der Nazizeit einerseits Mitglied der mit den Nazis verbündeten „heimattreuen Front“ war, aber andererseits ein jüdisches Kind gerettet hat. Ein Beispiel dafür, dass der Sager davon, man hätte nicht anders handeln können, eine Ausrede ist – anderes Handeln war doch möglich – auch wenn es riskant bis lebensgefährlich war.

Demokratie immer wieder erkämpfen

Mit den genannten und noch vielen weiteren Szenen – nicht zuletzt um/mit dem Kuscheltier-Fuchs – dreht sich Stück (wie Buch) um Hanna Arendts ständige Auseinandersetzung mit Tendenzen und Ausprägungen von autoritären Strukturen, diktatorischer Herrschaft und dem Gegensatz dazu, dem erforderlichen ständigen Kampf um Demokratie, Diskussion. Nicht zuletzt auch mit sich selbst:
Große Hannah: „Ich bin nicht immer meiner Meinung.“
Kleine Hannah: „Aber – du bist doch du!“
Große Hannah: „Ja, und ich bin die geworden, die ich bin.“

Und noch lange nicht am Ende. Auch wenn ihr Leben an diesem 4. Dezember 1975 endete – sie lebt weiter – in ihren Schriften, Gedanken, die von anderen weitergetragen wurden und werden, nicht zuletzt der „kleinen“ Hannah – und dem Palindrom dieses Namens. „Ein Vorname, den man von links nach rechts und von rechts nach links lesen kann. Wenn ihr wieder angekommen seid beim ersten H, könnt ihr wieder anfangen zu lesen bis zum letzten H. Und so weiter, bis ihr nicht mehr wisst, ob nicht das Ende ein neuer Anfang ist.“

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Fürs Publikum suboptimal

Technisch vielleicht der optimale Raum im Parlament, ist er doch fürs Publikum nicht ideal, weil es keine Tribüne gibt und die Zuschauer:innen in den hinteren Reihen manches nicht gut sehen konnten/können. Auch das – und offenbar kam Vorbereitung – sorgten für doch einigermaßen Unruhe. Gebannt und konzentriert wurde es in jener Szene, als neu Wolfs-Herrscher die anderen autoritär zu „Juden!“ erklärten und sie damit sozusagen zum Abschuss freigaben.

Elise Richter

Die Bühne war aufgebaut im „Lokal 2“, einem Veranstaltungssaal im Parlament, das nach Elise Richter (1865 – 1943) benannt ist. Sie war die erste Frau, die sich an der Universität Wien zur Uni-Professorin habilitiert hatte. Die Unterstützerin der österreichischen Version der Diktatur (Austrofaschismus) wurde als Jüdin gemeinsam mit ihrer Schwester von den Nazis 1942 ins Ghetto Theresienstadt (eine Form der Nazi-Konzentrationslager) zwangsverschickt, wo sie im Jahr darauf zu Tode kam.

Käthe Sasso

Übrigens: Die Aufführung fand zufällig an jenem Tag statt, an dem bekannt wurde, dass am Vortag die bekannte österreichische Widerstandskämpferin Käthe Sasso (geborene Smudits) im Alter von 98 Jahren gestorben war. Smudits wurde als 16-Jährige von der Gestapo (Geheime StaatsPolizei) der Nazis erstmals gefangen genommen, landete später im Konzentrationslager Ravensbrück und überlebte den „Todesmarsch“ in ein weiteres KZ (Bergen-Belsen) knapp vor Ende der faschistischen Diktatur und des zweiten Weltkrieges. Als Zeitzeugin trat sie unermüdlich in Schulen und Diskussionen mit Jugendlichen auf.

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Kinder- und Familienkonzert mit Rina Kaçinari, Sakîna Têyna und Özlem Bulut im Stand 129 auf dem Viktor-Adler-Markt in Wien-Favoriten (10. Bezirk)

LaLaLa-Konzert: Türkische, kurdische, albanische Lieder und das bekannte La-Le-Lu…

Obst, Gemüse, Pistazien, Süßspeisen, Fleisch, aber auch Blumen, Taschen, Lokale und am äußersten Ende des Marktes auch viele Stände mit Gewand. Das ist bei vielen Märkten so. Der Viktor-Adler-Markt in Wien-Favoriten (10. Bezirk) hat aber auch wie der Brunnenmarkt in Ottakring einen ganz besonderen Stand. Ist es im 16. Bezirk die große zur Brunnenpassage umgebaute Halle, so in Favoriten Stand 129, in dem – auf kleinerem Raum – ebenfalls viel Kultur stattfindet.

Kinder- und Familienkonzert mit Rina Kaçinari, Sakîna Têyna und Özlem Bulut im Stand 129 auf dem Viktor-Adler-Markt in Wien-Favoriten (10. Bezirk)
Kinder- und Familienkonzert mit Rina Kaçinari, Sakîna Têyna und Özlem Bulut im Stand 129 auf dem Viktor-Adler-Markt in Wien-Favoriten (10. Bezirk)

Mitte April lud die Initiative „Kulturen in Bewegung“ zu einem der „LaLaLa – Überall Musik!“ Kinderkonzerte für die ganze Familie. Dieses Mal gab’s eine Premiere. Noch nie zuvor waren die drei in Wien lebenden Musikerinnen Rina Kaçinari, Sakîna Têyna und Özlem Bulut gemeinsam aufgetreten. Sie hatten ein rund einstündiges Programm zusammengestellt, bei dem sie immer wieder Kinder zum Mitsingen und -Tanzen animierten. Die sehr junge Zeynep, ein wahres Springinkerl tat dies fast von Anfang an von sich aus – mit den ersten Tönen der Musikerinnen.

Kinder- und Familienkonzert mit Rina Kaçinari, Sakîna Têyna und Özlem Bulut im Stand 129 auf dem Viktor-Adler-Markt in Wien-Favoriten (10. Bezirk)
Kinder- und Familienkonzert mit Rina Kaçinari, Sakîna Têyna und Özlem Bulut im Stand 129 auf dem Viktor-Adler-Markt in Wien-Favoriten (10. Bezirk)

Rina Kaçinari am Cello, Özlem Bulut mit Gitarre und manches Mal Cachon sowie Sakîna Têyna mit ihrer umwerfenden Stimme sangen und spielten Lieder aus ihren Herkunftsregionen – Kosovo, Türkei bzw. in der Kurd:innen-Region der Türkei – aber auch Selbst-Komponiertes. Und so erklangen Lieder auf Albanisch, Türkisch und Kurmandscho

Kinder- und Familienkonzert mit Rina Kaçinari, Sakîna Têyna und Özlem Bulut im Stand 129 auf dem Viktor-Adler-Markt in Wien-Favoriten (10. Bezirk)
Kinder- und Familienkonzert mit Rina Kaçinari, Sakîna Têyna und Özlem Bulut im Stand 129 auf dem Viktor-Adler-Markt in Wien-Favoriten (10. Bezirk)

Zum Drüberstreuen lud das Trio alle Kinder und ihre erwachsenen Begleitpersonen auch noch zum bekannten deutschsprachigen Gute-Nacht-Lied „La – Le -Lu, nur der Mann im Mond schaut zu…“ ein. Was Noah, der sich bei manchen Liedern das Mikrofon mit seinem Mutter Özlem teilte, zu Beginn zur Bemerkung veranlasste, dass jetzt ja noch gar nicht Abend sei, dann aber doch auch eifrig miteinstimmte.

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kultureninbewegung -> lalala-ueberall-musik

Szenenfoto aus "Biloxi Blues" im Renaissancetheater

Unterschiedliche Reaktionen unter autoritärem Kommando

„Biloxi Blues“ von Neil Simon über Jungsoldaten, die in den USA auf den Kampfeinsatz im zweiten Weltkrieg vorbereitet werden, im Wiener Theater der Jugend.

Im militärischen Ton herrscht die Stimme des Ausbildners aus dem Off das Publikum an, elektronische Lärmmacher auszuschalten – Zuwiderhandelnde müssten 100 Liegestütze absolvieren. Der erste Gag gelandet. Wiewohl sich das Stück „Biloxi Blues“ fast durchgängig ums Erlernen militärischer Disziplin der neuen Soldaten für den Ernstfall dreht, bleibt in der Inszenierung im großen Haus des Theaters der Jugend (Wien) doch auch hin und wieder Zeit und Raum für Schmunzeln oder Lachen. Insbesondere zu Beginn, als eines der Stockbetten der Kaserne (Bühnenbild: Ulv Jakobsen; Kostüme: Irmgard Kersting) noch vor dem eisernen Vorhang Abteil des Zuges ist, der die neuen Soldaten nach Biloxi im Süden des US-Bundesstaates Mississippi bringt.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Biloxi Blues“ im Renaissancetheater

Vorbereitung auf den Ernstfall

Viel öfter aber reißt’s dich in den folgenden zwei Stunden, wenn der Kommandant, Sergeant Toomey (Mathias Kopetzki), die Rekruten anbrüllt, niedermacht, fies und falsch nett die einen gegen die anderen ausspielt, aufhetzt… Doch selbst diese Figur ist im Stück von Neil Simon (Deutsch: Andreas Pegler; Regie: Folke Braband) nicht eindimensional angelegt. Selbst im Einsatz schwer verletzt (halbes Hirn weg), gelingt es ihm, zu vermitteln, dass – so krass es ist und so hart es klingt – im Schützengraben keine Zeit für Nachdenken und Diskussionen bleiben wird. Und diese Soldaten werden – 1943 – vorbereitet für den Einsatz zur Beendigung des zweiten Weltkriegs.

Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… durfte übrigens schon vor mehr als einem Monat in einer frühen Probenphase der Erarbeitung der ersten beiden Szenen zusehen – Links zur Reportage und vielen Interviews am Ende dieses Beitrages.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Biloxi Blues“ im Renaissancetheater

Unterschiedlichste Charaktere

Stück, Regie und Besetzung sowie Spiel der Soldaten-Darsteller erlauben unterschiedlichste Charaktere. Vom vordergründigen Loser, dem Hirn des Zimmers und auf seine Art Widerständigsten Arnold Epstein (Ludwig Wendelin Weißenberger) über den immer wieder aus der Soldatenrolle rausschlüpfenden Chronisten, der an seinen Memoiren schreibt (und damit eine Art Alter Ego des bekannten Theaterautors ist), Eugene Morris Jerome (Robin Jentys), den  Zurück- und sich Heraushaltenden Don Carney (Christian Dobler), weil er ohnehin schon mehr als genug rassistische Attacken erlebt hat sowie Joseph Wykowski (Clemens Ansorg), der sich immer wieder besonders stark und männlich geben will/muss bis hin zu Roy Selridge (Curdin Caviezel), dem nicht gerade Hellsten der kleinen Truppe, der damit aber mehr Freiraum für sein Handeln hat.

Frauen nur in Nebenrollen

Neben dem Übermaß an Testosteron kommen in diesem Stück zwei Frauen nur in Nebenrollen vor. Im zweiten, kurzen, Teil tauch Sophia Greilhuber als Klosterschülerin beim Ausgang in den Tanzpalast als Daisy Hannigan auf. Zwischen ihr und Eugene Morris Jerome, der so gar nicht tanzen kann und will knistert es vor allem intellektuell – und ein bisschen mehr.

Simone Kabst schlüpft in die Rolle von Rowena, einer Prostituierten, die ihre Dienstleistung den Soldaten verkauft – und in der einzig zu sehenden Begegnung mit dem schüchternen Chronisten humorvoll diesen aus der Reserve lockt.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Biloxi Blues“ im Renaissancetheater

Wie würde ich…

Eine der spannendsten Szenen spielt sich gegen Ende ab, als der stockbesoffene Sergeant Toomey seinen intellektuell und moralisch haushoch überlegenen Widersacher Arnold Epstein zu einem gefährlichen (Gedanken-)Spiel herausfordert. Da bleibt immer wieder der Atem als Zuschauer fast stocken – doch Details seien hier nicht gespoilert.

Nur so viel – jenseits dieser Szene – immer wieder provozieren Stück und Inszenierung durchaus die innerliche Frage, wie würde ich da selber reagieren – in dieser oder einer anderen Zwangslage. Die so oder anders wohl unter weniger dramatischen Umständen und ohne Uniform, aber dennoch in einem Autoritätsgefälle, nicht so selten sind.

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Kinder der VS Vorgartenstraße 42 kamen mit etlichen Vorschlägen für Verbesserungen in Parks

Trampoline und Klos für Parks, Jugend-App, Mental Health und noch viele Ideen

„Trampoline in Parks“ und „mehr Spielstraßen“ dringt es fast in kleinen Chören von Kindern der 2c der Volksschule Vorgartenstraße 42 (Wien-Brigittenau; 20. Bezirk) an die Ohren des fragenden Reporters. Sie sind eine der ersten Klassen, die am vorletzten Tag vor den Osterferien den großen Festsaal im Wiener Rathaus bevölkern. Sie und weitere rund 250 Kinder und Jugendliche sind zum Abschluss des aktuellen Wiener Kinder- und Jugendparlaments gekommen.

In den vergangenen Monaten haben junge Bürgerinnen und Bürger – übrigens, egal welchen Pass sie oder ihre Eltern haben! – Ideen, Vorschläge und Forderungen eingebracht. Wie ihr Leben und das ihrer Altersgenoss:innen (weiter) verbessert werden kann und soll / könnte und sollte. Aus den einzelnen Abteilungen der Stadt Wien kamen Antworten – und die wurden nun von Kindern und Jugendlichen mit Stadt- bzw. Gemeinderät:innen oder Beamt:innen diskutiert.

Sogar aus einem Kindergarten

Die Allerjüngsten kamen übrigens von einer Kindergartengruppe – KiWi Floridusgasse (Floridsdorf; 21. Bezirk). Hier strahlt Nicole, als sie Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… als sie einen der Wünsche ihrer Gruppe anvertraut: „Wir hätten gern in einem Park eine Rutsche, die bis unter die Erde geht und über eine Treppe kommst du dann wieder rauf.“ „Außerdem hätten wir gern, dass es in Park Hasen gibt für Kinder, die keine Haustiere haben“, und „Karussells und Trampoline“ kommt es von verschiedener Seite. Als eine der begleitenden Elementarpädagoginnen fragt „ihr habt doch noch etwas Wichtiges vorgeschlagen, was viele brauchen könnten?“ schallt aus mehreren Mündern: „Klos!“

Letzteres war übrigens eine häufige Forderung: Klos für alle Parks – und zwar solche, die dann auch regelmäßig gereinigt werden! Ebenso vielfach gefordert: Alles sollte barrierefrei zugänglich sein – müsste es laut Behinderten-Konvention der UNO ohnehin schon längst. Da Parks aber nicht bei jeder Witterung der ideale Aufenthaltsraum sind, an dem nicht konsumiert werden muss, wünschen sich vor allem viele Jugendliche geschlossene, ebenerdige Räume etwa in Bauten von Wiener Wohnen oder Genossenschaften, die kostenlos benutzt werden können.

Hilfe für Ärmere und Jugend-App

Mehr öffentliche Sportplätze und vor allem Hilfe für ärmere Menschen sowie ausreichend Informationen über schon bestehende Angebote direkt an die Betroffenen, wünsch(t)en sich die Volksschulkinder der 4d der Waldschule in der Nähe des Lainzer Tiergartens. „Und dass alle Menschen lieb zueinander sind!“

Jugendliche der Mittelschule Brüßlgasse (Ottakring; 16. Bezirk) schlagen eine eigene Jugend-App vor, „in der alle Angebote, die es für Jugendliche gibt, übersichtlich zu finden sind, und wo rasch Hilfe geholt werden kann. Oder wo Rechte, die wir haben, angezeigt werden“, schildern sie Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… „So eine Jugend-App ist in Arbeit, wurde uns geantwortet.“

Eine solche App soll übrigens „in verständlicher Sprache wichtige Infos für Kinder und

Jugendliche auch ohne Profil-Registrierung zugänglich machen, digitale Beteiligung an Abstimmungen und Umfragen ermöglichen, Anreize schaffen, sich zu beteiligen“ und „Kinder und Jugendliche sind bei der Erstellung dabei. Die App informiert über Rechte. Videos statt Texte.“

Gewalt und Vorbeugung

Eine Runde engagierter Mädchen wünschte sich „mehr Hilfsangebote, zum Beispiel auch Selbstverteidigungskurse für Mädchen“ (Gamze). Oder „mehr Sensibilisierung in Schulen für das Thema Gewalt. Zum Beispiel gibt es in unserer Schule zwar rund 60 Peer-MediatorInnen, davon sind aber nur ungefähr vier bis 5 Burschen“, machte Sabrina aufmerksam. Womit der Handlungsbedarf klar sein müsste. Samantha, Mohadisa, Mia und Beyza ergänzen unter anderem, dass „Mental Health (psychische Gesundheit) ein dringend wichtiges Thema ist, das in Schulen behandelt werden müsste“.

Mehr Fairness

Tara, Elias und Aleksei aus dem Gymnasium Wasagasse (Alsergrund; 9. Bezirk) nennen im Gespräch mit KiJuKU einerseits Digitalisierung und andererseits Integration als ihre wichtigsten Themen, wo viel mehr getan werden müsste. Gerade was Schüler:innen mit Migrations-Biographie betrifft, bräuchte es mehr Ressourcen und fairere Verteilung. Und Rassismus müsste angesprochen werden, hatte zuvor schon Aanab Mohamed, Schulsprecherin des Gymnasiums Geringergasse (Simmering; 11. Bezirk) in der Bildungsrunde eingebracht und berichtet: „Wir haben selber eine Ausstellung dazu erarbeitet.“

Auf dem Weg zur kinder- und jugendfreundlichsten Stadt

Das Kinder- und Jugendparlament ist ein Element, um Wien (noch) kinder- und jugendfreundlicher zu machen – und nicht nur paternalistisch sozusagen von oben Gaben zu verteilen, sondern die Expertise der Betroffenen miteinzubinden. Partizipation ist das Fremdwort dafür, dass – in dem Fall eben Kinder und Jugendliche selbst mitbestimmen. Schon im Jahr vor der Pandemie – ohne natürlich davon zu wissen – haben rund 22.500 Kinder und Jugendliche in Workshops „Werkstadt Junges Wien“ Ideen, Wünsche und Forderungen eingebracht.

Frag doch eigentlicht Jugendliche

Aktuell läuft etwa die Abstimmung über die zweite Runde der Kinder- und Jugendmillion. Die ersten Projekte der ersten Runde wurden /werden derzeit umgesetzt. Das Kinder- und Jugendparlament ist ein weiteres Element dieser Mitbestimmung der jungen und jüngsten Bürger:innen der Stadt – auch schon vor dem Wahlalter (16 Jahre) und vor allem unabhängig von der Staatsbürger:innenschaft.
Und der Prozess dieser Mitbestimmung hat auch bewirkt, dass derzeit die unabhängige Kinder- und Jugendanwaltschaft – gemeinsam mit jungen Menschen – tüftelt, einen Beirat aus 14- bis 21-Jährigen einzurichten und wie dieser zusammengesetzt und arbeiten soll. Motto: „Frag doch eigentlich Jugendliche!“ Das wurde beim Kinder- und Jugendparlament in der Vorwoche bekanntgegeben.

Und dieses Pilotprojekt soll dann auch – nach Rückmeldungen der Stadt-Abteilungen – Vorbild für die Mitbestimmungs-Elemente in der zu entwickelnden Jugend-App sein.

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Reportage über eine der Werkstatt-junges-Wien-Workshops <- noch im KiKu

Abschluss des Mitbestimmungsprojekts mit 22.500 beteiligten Kindern und Jugendlichen <- noch im Kinder-KURIER

Junges.wien.gv.at/projekte

Newroz - kurdisches Neujahrsfest in der Volkshalle des Wiener Rathauses

Frühlingsbeginn bringt Neujahr für rund 300 Millionen Menschen

Aus dem Rathauskeller hinauf zu ebener Erd – in die große Volkshalle des Wiener Rathauses – wanderte in diesem Jahr die traditionelle Feier von Newroz, dem kurdischen Neujahr. Kurdischen Klängen von einem Buzuq-Spieler (Langhals-Laute), zu denen spät aber doch einige der Festgäst:innen zu tanzen begannen, verbreiteten Feststimmung. Kopien gemalter Bilder des Künstlers Doğan unter anderem über die Zerstörung der kurdischen Stadt Nusaybin  durch türkisches Militär, verbreiteten aber auch die nicht-festlichen Hintergründe von Newroz.

Kurd:innen verknüpften das Neujahrsfest zu Frühlingsbeginn seit ewig mit ihrem Kampf gegen Tyrannen und für ein selbstbestimmtes, gleichberechtigtes Leben in Freiheit.

Schmied gegen Tyrann

Der Legende nach soll an diesem Tag im Jahr 612 v. u. Z., also vor 2636 Jahren, ein Schmied namens Kava (Kaveh) sich dem Tyrannen Dehok widersetzt haben. Feuer auf Berggipfeln gaben das Signal zum Aufstand gegen die Willkürherrschaft. Und weil Kurd:innen auch heute noch in den meisten Ländern ihres Siedlungsgebietes (Türkei, Syrien, Irak, Iran, Aserbeidschan…) unterdrückt sind (nur im Irak Autonomie haben), ist für sie auch heute noch Newroz ein Tag des politischen Widerstandes (Anmerkung: dieser Absatz entstammt einem – eigenen – Artikel aus dem Vorjahr, Link unten).

Und so fanden auch die – von der Weltöffentlichkeit kaum beachteten – ständigen Angriffe und Bombardements türkischer Militärs gegen die in demokratischer Selbstverwaltung befreiten Gebiete in Nordsyrien (Rojava), die Inhaftierung demokratisch gewählter Abgeordneter und Bürgermeister:innen in der Türkei, Handshakes westlicher Politiker, auch des Wiener Bürgermeisters mit dem Autokraten Recep Tayyip Erdoğan Eingang in die Reden im Wiener Rathaus – unter anderem von Ewa Dziedzic-Ernst (Menschenrechtssprecherin der Grünen im Nationalrat), Andreas Schieder (EU-Parlamentarier, SPÖ), Walter Baier (Vorsitzender der Europäischen Linken und Spitzenkandidat bei der kommenden EU-Wahl).

Frau – Leben -Freiheit

„Jin îyan, Azadî“ (Frau – Leben – Freiheit), die Demonstrations-Losung, die nach dem Tod der kurdischen Iranerin Jîna Mahsa Amini weltweit bekannt wurde, war und ist schon jahrzehntelang eine Kampfparole in kurdischen Gebieten, wo auch stets bei Wahlen Frauen und Männer gleichberechtigt als Doppelspitze antreten.

300 Millionen Menschen feiern nun Neujahr

Newroz, Nouruz, Nawriz, Nevruz – in den verschiedenen Regionen und Ländern des kurdisch-persischen Kulturbereichs – feiern rund 300 Millionen Menschen mit Beginn des Frühlings auch ihr neues Jahr.

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Stavros Papageorgiou, Andreas Christou, Kirill Eni, Christos Loizou, Aris Pitsillides und Petros Loizou aus der Stavros Grundschule in Nikosia (Zypern) mit ihren Pinien-Nadel-Natur-Leim-Behältnissen

Schüler:innen machen Re- und Up-Cycling zu ihrem Business

Re- war die häufigste Vorsilbe für Produkte der Schüler:innen-Firmen bei der internationalen Handelsmesse in einem Wiener Einkaufszentrum am letzten (kalendarischen) Winter-Wochenende. Re- für RE-Cycling, was oft nicht (nur) wiederverwertet, sondern von den Jugendlichen sogar zu höherwertigen Produkten gemacht worden war, also Up-Cycling.

Zwar kein Re- im Titel aber PLANt Be deutet auch schon das Prinzip der Junior Company der Allerjüngsten bei dieser Handelsmesse an. Stavros Papageorgiou, Andreas Christou, Kirill Eni, Christos Loizou, Aris Pitsillides und Petros Loizou aus der Stavros Grundschule in Nikosia (Zypern) sind jeweils elf Jahre jung. Sie begannen vertrocknete Pinien-Nadeln zu sammeln, sie zu waschen, desinfizieren, trocknen, zerkleinerten sie und mischten sie mit einem „Kleber“, den sie selber aus Mehl, Wasser und Essig mischten. Dieses Gemisch füllten sie in Formen und produzierten so Schüsseln, Häferl, Flaschen, Löffel, Behälter mit Deckel. Manche davon bemalten sie mit ökologischen Farben. Die Teile sind somit lebensmittelecht und obendrein wärmedämmend.

Mit ihren Produkten schlugen sie sozusagen gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: „Erstens wollten wir was herstellen, das Plastik vermeidet, weil das ein großes Umweltproblem vor allem für die Meere und ihre Tiere ist“, erklären sie Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… „Außerdem sind die vielen trockenen Nadeln auf dem Boden und an den Pinien eine große Gefahr für Waldbrände. Wenn wir die einsammeln und nur die frischen Nadeln an den Ästen bleiben, breiten sich bei einem Feuer die Brände nicht so leicht aus.“

Die Jury belohnte übrigens die Bühnen-Präsentation der Jungs aus Nikosia mit dem „Pitch Award“.

Tascherln bis Rücksäcke

Ebenfalls einen Preis mitnehmen durften Jugendliche der Höheren Berufsbildenden LehrAnstalt (HBLA) Ferrarischule in der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck. 17 Schüler:innen schneiderten aus übrig gebliebenen Reststoffen für Markisen und Jalousien Reise-behälter – von der Passhülle über kleine Täschchen, Kulturbeutel in beachtlicher Größe bis zu großen Rucksäcken, die sich leicht in Umhängtaschen verwandeln lassen, wie Dina Elsawaf, Theresa Schlenker und Lena Kraler dem Reporter erklären und teilweise vorführen. Für einen Rucksack, der so konzipiert ist, dass beispielsweise ein Anzug so eingepackt werden kann, dass er nicht zernknittert, brauchen die Jugendlichen im Schnitt schon so sechs bis acht Stunden, schildern die drei Vertreterinnen von „mar.kess“ wie die 17 Jugendlichen ihr Unternehmen nannten.

Dafür bekamen sie den „Alumni-Award, vormaliger Junior-Company-Betreiber:innen.

Taschen aus Werbebannern

Ebenfalls Taschen aus Alt- bzw. Wegwerf-Material verkaufen 15 Jugendliche aus dem tschechischen Hradec Králové in ihrer Junior Company „ReBan“. Lucie Fiedlerová, Daniela Kulhanková und Apolena Hejná vertraten ihre Kolleg:innen bei der internationalen Handelsmesse in dem Einkaufszentrum in Wien-Rudolfsheim-Fünfhaus (15. Bezirk). „Wir verwenden alte Werbebanner, aber wir hatten nur die Idee, organisieren alles und verkaufen die Taschen. Wir lassen sie aber herstellen von Menschen mit Behinderung in einer Werkstätte.

Alte Blumen

Ausgangspunkt für die Gründung des Unternehmens „ReBloom“ von elf Jugendlichen der alternativen Oberstufenschule W@lz (Wien-Penzing; 14. Bezirk) waren einige Mitschüler:innen, die an Wochenenden in Blumengeschäften gearbeitet haben. Und miterleben mussten, wie am Ende des Tages so manche Blumen drohten in den Mist zu wandern. Die Jugendlichen wollten den Pflanzen ein Weiterleben ermöglichen, baten darum, jene Blumen haben zu dürfen, die weggeschmissen worden wären. „Wir haben uns im Internet informiert, was und wie wir damit machen könnten, haben dann beschlossen sie zu trocknen und zu neuen Sträußen für Veranstaltungen zu binden.“ Stellvertretend für ihre Kolleg:innen, die einander am Messetag schichtweise abwechselten, berichten Julius Boesch, Emma Kulnigg und Wenzel Richard den Journalisten die Vorgangsweise. Und auf Nachfrage schildern sie, „dass wir in zwei Stunden so 14 oder 15 solcher üppigen Sträuße schaffen.“

ReBloom wurde mit dem Sustainability Award, also dem Nachhaltigkeitspreis, ausgezeichnet.

Papier zum Anpflanzen

Als erstes fiel einigen der Gründer:innen von „Paperi²“ in ihrer Schule, der Chemie-HTL in der Wiener Rosensteingasse auf, „dass Unmengen von Fehldrucken im Chemie-Labor anfallen, Labor- und Experiment-Berichte und so weiter. Also wollten wir irgendwas mit papier-Recycling machen“, schildern Maya Knsut, Ekaterina Mazets, Sophie Willinger und Dorian Jarosch den Ausgangspunkt für diese spezielle Wiederverwertung. „Wir haben aber nicht nur das Altpapier zerschnipselt und mit Wasser vermengt, um es dann handzuschöpfen und zu verschiedenen Formen als Geschenkanhänger zu schneiden. Wir haben auch Blumensamen – Katzengras, Vergissmeinnicht und andere – und Naturdürfte wie Zimt, Zitrone, Rosen oder Lavendel hinzugefügt.“

Dieses Papier wird somit – hochwertig – wiederverwendet. Wenn die Grußkarte, der Geschenkanhänger oder was auch immer nicht mehr erwünscht ist, kann dieses Ding in kleine Futzerl zerrissen, in einem Topf mit Blumenerde geschmissen werden und – genau… Und deshalb fügten die insgesamt zehn Schüler:innen dem Namen ihrer Junior Company einen hochgestellten 2er hinzu – weil gleich noch ein Weiterleben in dem Fall im wahrsten Sinn des Wortes mit dem Altpapier verbunden ist. Und „Paperi“ selber ist das finnische Wort für Papier, und das hatte eine der Beteiligten mit in die Namensfindung eingebracht.

Eierschalen …

… verwendeten Jugendliche aus einer weiteren Schule in Zypern als Zusatz für Reinigungs-Schwämme – sowohl für Geschirr als auch für menschliche Haut. Bei Letzterer kombinieren wir die – natürlich gereinigten und sterilisierten Eierschalenteile mit einer Aloe Seife und einem naturschwamm“, erklären Aleksandra, Gerasimos und Konstantin für ihre Junior-Company „EGGSclusive“, ein Wortspiel, das in dem Fall nur im Englischen (Egg = Ei) funktioniert 😉

Lampenfieber…

… ein Wortspiel, das in dem Fall im Deutschen eine ganz andere Bedeutung als das Produkt selbst hat, aber jedenfalls mindestens so auffällt wie die Verkleidung eines der Schüler für die Präsentation als wandelnde sozusagen Geh-, und fallweise Steh-Lampe. Acht Jugendliche der schon bei „Re-Bloom“ vorgekommenen alternativen Oberstufenschule W@lz (Wien 14) sammelten alte, formschöne Flaschen aus Bars ebenso wie alte Lampenschirme. Jeweils zwei solcher Teile kombinier(t)en sie, brachten sich vorher bei, wie sie da die Elektrik hineinbringen, wie Laurids Corti und Paul Fellner Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… erklären und zeigen. Und schon bringen Produkte von „Lampen-Fieber“ Licht ins Dunkel.

Zerschnittene Flaschen

Verwenden die zuvor genannten Jugendliche ganze Flaschen, um sie als Teil eines Re- bzw. eigentlich Up-Cycling-Produkts einzusetzen, so zerschneiden Dima, Natalia, Krishna, Uliana – sie waren in Wien – und ihre Kolleg:innen im westukrainischen Ternopil fein säuberlich Flaschen. Die unteren Teile mit dem Boden verwenden sie als Gefäße für Kerzen, die sie aus natürlichem Soja-Wachs mit einem dünnen hölzernen Docht befüllen. „Svitochary“ (ukrainisch für Kerzenhalter) nannten sie ihre Junior Company und bewerben ihre Produkte, dass sie Licht ins Dunkel des Lebens bringen, was in ihrem Fall ja noch eine tiefere Bedeutung hat.

Zerbrochene Flaschen

Nicht nur, aber viele Flaschen sind das Material für die Produkte von „Reborn Art“. Die wiedergeboren Kunst kommt aus dem italienischen Milano (Mailand) 18 Schüler:innen machten vor allem aus Falschenteilen und Scherben Kunstwerke in Bilderrahmen. „Wir mussten schon vorsichtig arbeiten, aber wir wollten von Anfang an etwas kreatives aus Trash (Mist) gestalten“, gestehen Matteo Maldis, Gian Pablo Andrade, Andrea Merlad und Marco Bassi dem skeptischen Journalisten angesichts der vielleicht doch hohen Verletzungsgefahr.

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Weitere Berichte über die Schüler:innen-Firmen bei der kürzlich abgehaltenen internationalen Junior-Companies-Handelsmesse – meist thematisch zusammengefasst – erscheinen in den folgenden Tagen.

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Szenenfoto aus "Dantons Tod" im Wiener Burgtheater: Felix Rech (Camille Desmoulins), Johannes Zirner (Lacroix), Maximilian Pulst (Philippeau), Andrea Wenzl (Marion), Nicholas Ofczarek (Danton)

Volk und Frauen sind für die Revolutionäre zweitrangig

Die Revolution – ein Trauerspiel in vorgeblich lustiger Maske. (Traurige) Clowns spielen seit Kurzem im Wiener Burgtheater Georg Büchners „Dantons Tod“ – angereichert um Heiner-Müller-Zitate (Regie Johan Simons). Das Drama des Schriftstellers und Mediziners (1813 bis 1837), der selber wegen revolutionärer Flugblätter aus Deutschland ins französische Straßburg flüchten musste, konzentriert sich auf eine kurze Phase (24. März bis 5. April 1794).

Szenenfoto aus
Michael Maertens (Robespierre) und Nicholas Ofczarek (Danton)

Danton (Nicholas Ofczarek), der an der zum Terror ausgearteten Revolution mit massenhaftem Köpfe-Rollen zweifelt und dies kritisiert, steht auf der Abschussliste seines Gegners Robespierre (Michael Maertens), des „Blut-Messias“. Der sich als der wahre Revolutionär und seinen vormals Verbündeten nun als „Verräter“ sieht. Wobei auch der – das ist nicht mehr Teil von Büchners Drama – dreieinhalb Monate später selbst guillotiniert wird. Eine Ahnung davon spricht Danton jedoch schon an. Der berühmte Sager von „Die Revolution frisst ihre Kinder“.

Szenenfoto aus
Maximilian Pulst (Philippeau), Felix Rech (Camille Demsoulins), Johannes Zirner (Lacroix), Nicholas Ofczarek (Georg Danton)

Köpfe statt Brot

Apropos „Fressen“- das Volk, in dessen Namen die Revolutionäre einst begonnen hatten, scheint ihnen ziemlich gleichgültig geworden zu sein. Während das Volk dringend nach Brot verlangt, bekommt es stattdessen Hinrichtungs-Spektakel serviert.

Die – auch heute noch – hehren Ziele, die sich in der Losung „Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit“ manifestiert haben, wurden von den Revolutionären zwar heftig, ausführlich, grundsätzlich diskutiert, aber praktisch immer mehr missachtet.

Szenenfoto aus
Felix Rech (Camille Desmoulins), Maximilian Pulst (Philippeau), Ole Lagerpusch (spielender Souffleur), Jan Bülow (St. Just), Michael Maertens (Robespierre)

Aufstand aus der Soufflage-Box

Das Volk vertritt in dem Fall ein Einzelner, ein Regie- und Dramaturgie-Trick, der Anleihe nimmt, dass Büchner als einen aus dem Volk auch einen Souffleur nennt: Aus einem diesfalls relativ groß und glänzend gestalteten Souffleur-Kasten windet sich immer wieder ein – ebenfalls als (Weiß-)Clown geschminkter Schauspieler (Ole Lagerpusch) und konfrontiert die (anderen) handelnden Figuren mit den Nöten jener, in deren Namen die anderen ihre Kämpfe austragen. Gegen Ende lässt er sich aus der Soufflage-Box Teile eines Fahrrades reichen, die nie zu einem ganzen fahrbaren Untersatz werden und damit die Revolution auch nicht weiterbringen.

Szenenfoto aus
Felix Rech (Camille Desmoulins), Johannes Zirner (Lacroix), Maximilian Pulst (Philippeau), Nicholas Ofczarek (Georg Danton)

Politik und Theater

Alles spielt sich auf der großen Bühne, die eine kalte Atmosphäre aus einem Mix an Arena, Sporthalle und Manege ausstrahlt (Bühne und Video: Nadja Sofie Eller). Einige wenige Klappsessel an der halbrunden hölzern wirkenden Wand im Hintergrund, vorne spielen sich die Debatten, Dialoge, Konfrontationen ab – verbale Schlagabtäusche, durch die clowneske Schminke und Kostüme (Greta Goiris) – verfremdet aber durch das Spiel aller Schauspieler:innen nie auch nur ansatzweise ins Lächerliche gezogen. Wenngleich auch die Parallelen zwischen Politik und Theater, öffentlicher Darstellung wie auf einer Bühne, Masken hinter denen die wahren Gesichter verborgen werden usw. spielerisch und verbal thematisiert werden.

Szenenfoto aus
Nicholas Ofczarek als Danton

Welche Freiheit, was ist Gleichheit – das fechten die Kontrahenten Danton und Robespierre mit ihren Adjutanten Camille Desmoulins (Felix Rech), Jean-François Lacroix (Johannes Zirner), Pierre Philippeau (Maximilian Pulst) einer und Louis-Antoine-Léon de St. Just de Richebourg (Jan Bülow) andererseits aus – selten übrigens direkt, meist in Abwesenheit des/der anderen. Da das Ende feststeht, ergibt sich die Dynamik – wenngleich es insbesondere zu Beginn der zweiten Stunde (ohne Pause) Längen gibt – aus den Grundsatzdiskussionen. Und gegen Ende krass symbolisch als sich die Bühne zu drehen beginnt und die Dantonisten beim Voranschreiten gegen die Drehrichtung somit praktisch nicht vom Fleck kommen.

Szenenfoto aus
Annamária Láng (Julie), Felix Rech (Camille Desmoulins), Andrea Wenzl (Marion), Marie-Luise Stockinger (Lucile), Nicholas Ofczarek (Danton)

Frauen bleiben an den Rand gedrängt

Georg Büchner hat für sein Stück, das zu seinen Lebzeiten (er wurde nur 23 ½ Jahre alt) nur zensuriert veröffentlicht wurde, viel Originalmaterial übersetzt verwendet – was die männlichen Haupt-Protagonisten betrifft. Die Frauenfiguren kamen bei ihm nur am Rande vor, teils auch historisch verfälscht; so folgte Julie nicht ihrem Mann Georg Danton freiwillig in den Tod, sondern überlebte ihn um Jahrzehnte. In der Burgtheater-Inszenierung haben Julie Danton (Annamária Láng), Lucile Desmoulins (Marie-Luise Stockinger) und Marion (Andrea Wenzl) zwar teils starke, aber doch nur wenige, kurze Auftritte. „Brüderlichkeit“ bleibt eine solche, wird nicht zu Geschwisterlichkeit ausgeweitet. Obwohl es da sogar historische Anknüpfungspunkte gegeben hätte, wie die feministische Philosophin und Autorin Eva von Redecker in einem Gespräch mit dem Dramaturgen Sebastian Huber für das Programmheft anmerkt: „Im Sommer 1793, also ein halbes Jahr bevor das Stück spielt, wurde in Paris ein aufsehenerregender Streit darüber geführt, ob und wie die Revolution auf die Frauen ausgeweitet werden soll. Das ist die Geschichte des republikanischen Frauenvereins unter der Schauspielerin und Frauenrechtlerin Claire Lacombe…“

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Szenenfoto aus "Die Milchfrau" von makemake produktionen im Theater Kosmos Wien

Lustvolles, spielfreudiges Spektakel mit Schüttaktionen und Tiefgang

Ein fulminantes, sinnliches, körperbetontes, oft scheinbar an Belastungsgrenzen gehendes und doch den Beteiligten offenbar viel Spaß bereitendes, mitreißendes Spektakel auf, in und rund um eine Drehbühne ist „Die Milchfrau“ im Wiener Kosmos Theater. Diese Inszenierung von makemake produktionen übersetzt den Roman „Milchfrau in Ottakring“ von Alexandra Galina Djuragina unter ihrem Künstlerinnen-Namen Alja Rachmanowa in das eingangs auf den Punkt gebrachte musikalisch-rhythmische tänzerische Schauspiel.

In den 1 ¼ Stunden fließen rund 2000 Liter Wasser in den inneren Kreis der Drehbühne bzw. werden sie vor allem auf- und übereinander geschüttet – aus fast zwei Dutzend alten Milchkannen. In etlichen Kannen ist das Wasser mit Lebensmittelfarbe, einmal auch mit Uranin gefärbt, was im Wannenrund zu wunderbaren Farb-vermischungs-Spielen führt. Und wenn gegen Ende noch Trockeneis reingeschüttet wird, entsteht fantastischer Bodennebel. Und dabei den ausgewählten Tagebuchaufzeichnungen der Autorin eine umfassende, tiefgehende fast mythologische Dimension hinzufügen.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Die Milchfrau“ von makemake produktionen im Theater Kosmos Wien

Tagebuchroman

Mag jetzt zunächst alles überschwänglich einerseits und irgendwie kryptisch andererseits klingen/sich lesen. Also vielleicht doch ein längerer Exkurs zum Ausgangspunkt von Stück bzw. noch mehr des Romans:

Die Autorin, im russischen Kasli geboren (1898), studierte Philosophie, Psychologie und Literatur, flüchtet mit ihrer Familie zwei Jahre nach der Oktoberrevolution (1917) nach Sibirien, wo sie den aus russischer Kriegsgefangenschaft entlassenen Österreicher Arnuf (von) Hoyer heiratet (1921). Ein Jahr später wird ihr Sohn Jurka (Alexander) geboren. 1925 wird die Familie als Klassenfeinde aus der Sowjetunion ausgewiesen. Sie landen in Österreich, wo ihrer beider Studienabschlüsse nicht anerkannt werden. In Wien-Währing (Hildebrandgasse 16/ Ecke Schumanngasse) erwerben sie mit Geld eines Freundes des Ehemannes ein Milchgeschäft samt kleinem, finsterem Wohnzimmer.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Die Milchfrau“ von makemake produktionen im Theater Kosmos Wien

„Djuragina, nunmehrige Hoyer, hatte zuvor schon in Russland ein Jugendtagebuch („Geheimnisse um Tataren und Götzen“) veröffentlicht. Später erschienen die russischen Tagebücher „Studenten, Liebe, Tscheka und Tod“ sowie „Ehen im roten Sturm“. Auch über ihre Wiener Zeit verfasste sie Tagebücher – auf Russisch, die ihr Ehemann auf Deutsch übersetzte. In diesen nennt sie sich Frau Wagner, ihren Mann Otmar und verlegt das Geschäft nach Ottakring. Dieser dritte Band der Tagebücher wird sogar in 21 Sprachen übersetzt und bis 1938 weit mehr als eine halbe Million verkauft – samt höchst erfolgreicher Lesereisen.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Die Milchfrau“ von makemake produktionen im Theater Kosmos Wien

In der zweiten Hälfte des Jahres 1927 übersiedelt die Familie nach Salzburg wo Arnulf Hoyer eine Stelle als Lehrer bekommt und sie später als Kinderpsychologin arbeitet. Die tiefreligiöse Frau fällt einerseits bei den Nazis in Ungnade, andererseits verteilen sie die ins Russische rückübersetzten Werke der Autorin als antibolschewistische Propaganda an die russische Bevölkerung entlang der Kriegsfront. Knapp vor Kriegsende, am 1. April 1945 stirbt ihr Sohn im Raum Wiener Neustadt auf Seiten der Wehrmacht und die Hoyers flüchten – aus Angst vor der heranrückenden Roten Armee der Sowjetunion – in die Schweiz.“ (Transparenz-Hinweis: Diese beiden Absätze „plagiiere“ ich von meinem Beitrag über eine herkömmliche Sprechtheater-Inszenierung der „Milchfrau“ im Theater Forum Schwechat im März 2019 – Link am Ende des Beitrages.

makemake

Die Inszenierung im Wiener Kosmos Theater – eine Wiederaufnahme wegen riesigen Erfolgs – in der Regie von Sara Ostertag zitiert zwar auch aus zentralen Tagebuchaufzeichnungen, die den schwierigen (Über-)Lebenskampf der Neu-Zugewanderten sowie Schlaglichter auf das Leben so manch anderer in der Vorstadt werfen, aber liefert weit mehr. Abgesehen von dem schon eingangs angedeuteten, bewegten und bewegenden Schauspiel, das immer wieder auch fast gemäldeartige kurzzeitige Standbilder oder Brunnenskulpturen zeigt, dreht sich alles um Milch (nein, es wird nicht wirklich mit Milch geschüttet). Milch als Verbindung zwischen Mutter und Kind(ern). Das große Rund in der Mitte der Drehbühne (Nanna  Neudeck), in dem sich (fast) alles abspielt, aus dem alles entsteht… – vielleicht nicht zuletzt eine Verbindung zum Namen der Gruppe: makemake nach der Fruchtbarkeits- und Schöpfungsgottheit der Mythologie der Osterinsel (Südpazifik, geographisch zu Polynesien, politisch zu Chile gehörend) – nach der übrigens auch ein Zwergplanet der Plutoiden benannt wurde.

Schauspiel und Live-Musik und Gesang

Neben Michèle Rohrbach (Milchfrau), Martin Hemmer (Kind Jurka) und Benedikt Steiner (Ehemann der Milchfrau) demonstrieren Barča Baxant, Felix Rank, Mave Venturin, Jeanne Werner und Verena Giesinger wahre Spielfreude in den verschiedensten Rollen von Kund:innen im Milchgeschäft. Die zuletzt genannte Giesinger fungiert auch als Chorleiterin und löst manches Mal den neben der Drehbühne agierenden Live-Musiker Paul Plut (Akkordeon, Piano, Harmonium) ab und setzt sich ans Piano. Immer wieder ertönen Sologesänge, teils fast wie Show-Auftritte.

Im Milchgeschäft treten die unterschiedlichsten Charakterzüge der Kund:innen zu Tage – von Neid, Missgunst, Vernaderung, Betrug, Fremdenfeindlichkeit bis zur Fürsorge, Hilfsbereitschaft usw. Und mit der Schilderung der Erlebnisberichte bzw. Gerüchte rund um den Justizpalast (15. Juli 1927) dringt auch die allgemeine politische Lage in die Tagebuchaufzeichnungen ein. Wenige später stammen die weiteren Aufzeichnungen aus Salzburg wohin die Familie zieht (siehe weiter oben).

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übers-lebm-von-de-oamen-leit -> Stückbesprechung der Schwechater Version, damals noch im KiKu

Siegerin in der jüngsten Altersgruppe (4 bis 10 Jahre), Theodora Devuyst, mit jenem Model, das ihren Stoff gewordene Zeichnunge auf dem Laufsteg präsentierte

Laute, bunte, aber auch nachdenklich machende Mode

In knapp weniger als einem Jahr, genauer geschrieben am 5. Oktober 2024 steigt die dann 30. Kids-in-Fashion-Gala – anlässlich des runden Jubiläums dann zum dritten Mal im Wiener Rathaus. Das wurde gegen Ende der diesjährigen 29. Show in der Mensa der Wiener WirtschaftsUniversität bekanntgegeben.

Zuvor führten jugendliche Models rund fünf Dutzend meist farbenfrohe, jedenfalls sehr kreative Gewänder – nicht nur aus Stoff – auf dem Laufsteg vor. Es handelt(e) sich wie immer um die verwirklichten Entwürfe von Kindern und Jugendlichen, die in diesem Jahr sogar mehr als 3000 schräge, ver-rückte Designs an die Wiener Jugendzentren eingeschickt haben.

Jedes Jahr in der Top-Liga

Sozusagen Stammgästin mit ihren Entwürfen ist Sophie Zheng, mehrmals schon stachen ihre Designs der Jury ins Auge und wurden in den Sommermonaten von Modeschüler:innen in den Werkstätten verwirklicht. Sogar Preisträgerin war sie in mehreren Jahren; heuer nicht, aber wieder erregte eine Zeichnung von ihr so viel Aufmerksamkeit, dass sie Stoff wurde. Zwei riesige Tränen von den Augen ausgehend, werden zu einem riesigen Kleid. „Weinen war mir zu der Zeit als ich den Entwurf gezeichnet habe, sehr wichtig!“, verrät die nunmehr 14-Jährige Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… im Bereich der Ausstellung aller ausgewählten Designs. Um das Kleid tragbar zu machen, wurde in der Werkstatt aus den Tränen nicht das ganze Kleid, sondern diese wallern über einem Kleid in der Farbe der gemalten Tränen – tatsächlich unter den Augen wurden zwei feine, leichte Stofftücher fixiert, die bis zur Höhe des Kleidsaumes unter dem Knie immer breiter werdend „fließen“.

Dino als Hai 😉

Ihre gleichaltrige Freundin Xu Xueli sorgte sowohl bei Schneider:innen als auch bei Jennifer Zenz, die als Model die zum Gewand gewordene Zeichnung präsentierte, für Verwirrung. Was alle als Haifisch sahen – das Model hatte sogar für die Stunden im Backstage-Bereich entsprechende Patschen mitgebracht – hatte die Designerin als Dinosaurier angelegt.

Laut und bunt

Modelkollegin Yasmin Bozkurt hatte beim Backstage-Besuch von KiJuKU schon bunte Würfel im Haar. Die sind die passende Kopfbedeckung zum aus verschiedenfärbigen Quadraten bestehenden Kleid, die in vielen bunten, langen Fransen enden. Modeschöpferin dieses Kleides war Isabella Gawin (9). „Mein Kleid sollte laut und bunt sein“, erläutert die Designerin dem Journalisten den Hauptbeweggrund für ihre Zeichnung. „Und ich mag diese viereckigen Formen“, ergänzt sie die zentralen Elemente ihres Mode-Entwurfes, der zu ihrer Freude auch verwirklicht wurde; was sie, ihre Schwester und die Eltern überhaupt erst zum Besuch der KiF-Gala brachte.

Ozeanisch

„Ozean überhaupt und Quallen besonders faszinieren mich“, so Valentin Steiner (13), der mit diesem Entwurf die mittlere Alterskategorie gewonnen hat. „Ich habe aber gleich mehrere Bilder eingeschickt und bin froh, dass wenigstens eines genommen worden ist. Und das sogar 1. Platz wurde.“

Als Stift

Das Werkzeug zum Inhalt gemacht hat Milena Gulshadayan. „Ich hab beim Zeichnen auf meinen Schreibtisch geschaut, überlegt und mir dann gedacht, ich mal ein Kleid als Buntstift.“ Und so spazierte bei der Show ein Stift über den Laufsteg 😉

Noch warten die Models auf den Großteil ihrer Gewänder
Noch warten die Models auf den Großteil ihrer Gewänder

Models

KiJuKU schaute und hörte sich auch wieder ein wenig im Backstage-Bereich um, wo die Models, die die Gewänder am Laufsteig vorführen oft schon seit Stunden unterwegs sind. Bis alle kunstvollen Frisuren angefertigt sind – immer wieder auch Elementen aus den Kinder- bzw. Jugendzeichnungen angereichert, jede und jeder geschminkt ist – das dauert schon so seine Zeit.

Constantin Ruf (15) modelt seit rund fünf Jahren. Auftritte vor Publikum hat er aber auch als Schauspieler mit Theatergruppen. Die schon weiter oben erwähnte Yasmin Bozkurt hat schon 2019 bei Kids in Fashion ge-modelt. Heuer präsentierte sie ein Kleid mit bunten Würfeln auf dem Kopf (Zeichnung: Isabella Gawin). Sie sieht, „wenn ich mir die Entwürfe jetzt und vor der Pandemie anschaue, schon zum Teil ganz andere Perspektiven. So ein Kleid mit Riesentränen (Sophie Zheng) hätte es vorher wahrscheinlich nicht gegeben“, meint sie, die seit kurzem als Hortpädagogin arbeitet, weil sie Kinder mag und mit diesem Beruf „etwas total Sinnvolles tun kann“.

Wenngleich sie in einem ganz anderen Bereich tätig ist, schätzt Model-Kollegin Jennifer Zenz (19) aus genau demselben Grund ihren Job: Sie hat die Lehre als Orthopädie-Technikerin absolviert. „Ich wollte etwas im medizinnahen Bereich, aber jedenfalls etwas Handwerkliches machen. Ob Prothesen oder angepasste Rollstühle – du erlebst wie du mit deiner Arbeit das Leben von Menschen einfach erleichtern kannst.

Moderationsduo

Natürlich moderierten auch dieses Mal wieder Jugendliche die KiF-Show: Zum ersten Mal die 21-jährige Ronja Rößner und schon zum dritten Mal Fatih Yalcın – und sowieso in sehr kreativen, bunten Outfits. Es war übrigens – wie schon eingangs erwähnt – die bereits 29. – samt Ankündigung, dass die nächstjährige Jubiläums-Show im Wiener Rathaus über die Bühne gehen wird – 5. Oktober 2024, Arkadenhof mit Backstage-Bereich in der Volkshalle.

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Zwei Dutzend Fotos von den ausgewählten Zeichnungen

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Vier Dutzend Fotos von der Gala

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Weitere Schnappschüsse

Die jugendlichen Moderator:innen Ronja Rößner und Fatih Yalcın leiten gemeinsam mit Leo Oswald, dem KiF-"Vater" die Preisverleihung ein

Das sind die Top-Jung-Designer:innen und ihre verwirklichten Mode-Entwürfe

Hier eine Übersicht iüber die Hauptpreisträger:innen des diesjährigen (2023) Modedesign-Nachwuchsbewerbs Kids in Fashion.

Top 3 bei den Jüngsten (4 bis 10 Jahre)

Platz 1 bis 3 in der mittleren Altersgruppe (11 – 14 Jahre)

Die ersten 3 bei den Ältesten (15 – 21 Jahre)

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Lila Noelle Raab im Interview mit KiJuKU-Praktikantin Stefanie Kadlec

„Wollte was Feministisches und Freches“

Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… interviewte vor der Show einige der jungen Designerinnen und Designer – siehe Hauptartikel zu Kids in Fashion 2023 (Link unten am Ende dieses Beitrages). Danach fragte KiJuKU eine junge Modeschöpferin, die dadurch auffiel, dass sie auf dem Rücken ihres Oberteils einen Spruch trug, der selbst gestaltet aussah…

KiJuKU: Wie alt bist du und wie fühlt es sich an so einen Preis gewonnen zu haben?
Lila Noelle Raab: Ich bin 16 und find’s echt cool, denn ich habe ehrlich gesagt gar nicht damit gerechnet. Meine Lehrerin hat den Entwurf eingesandt, ich war ziemlich überrascht und deshalb freue ich mich umso mehr.

Lila Noelle Raab im Interview mit KiJuKU-Praktikantin Stefanie Kadlec
Lila Noelle Raab im Interview mit KiJuKU-Praktikantin Stefanie Kadlec

KiJuKU: Wie bist du zu der Idee für deinen Entwurf gekommen?
Lila Noelle Raab: Da bin ich zu Hause gesessen, wir hatten die Aufgabe „schwarz-weiß“. Mein Model hat bei dem Entwurf eigentlich nur zwei Abdeckungen auf den Brüsten, also eigentlich oberkörperfrei. Das konnten sie aber wegen der Kinder nicht ausführen. Ich wollte eine feministische Seite darstellen und mit Kreativität verbinden.

KiJuKU: Möchtest du auch beruflich Mode designen?
Lila Noelle Raab: Ich habe tatsächlich vor, Modedesign zu studieren, aber ich bin mir mittlerweile nicht mehr ganz so sicher, weil mich auch andere Sachen interessieren, zum Beispiel Tätowieren. Ich weiß noch nicht, in welche Richtung es geht.

KiJuKU: Hast du das erste Mal mitgemacht und wie lange hast du an dem Entwurf gearbeitet?
Lila Noelle Raab: Ja, das erste Mal. Ich habe gar nicht so lange daran gearbeitet. Die Idee habe ich in meinem Kopf gehabt und einfach auf Papier gebracht.

Lila Noelle Raab im Interview mit KiJuKU-Praktikantin Stefanie Kadlec
Lila Noelle Raab im Interview mit KiJuKU-Praktikantin Stefanie Kadlec

KiJuKU: Ist das sonst beim Zeichnen auch so?
Lila Noelle Raab: Ich habe meistens eine Emotion in mir, die bringe ich einfach auf Papier. Dann entwickelt sich alles, das war bei meinem Entwurf auch so. Ich hatte keine genaue Idee, sondern eine Emotion.

KiJuKU: Und die Emotion war bei deinem Design?
Lila Noelle Raab: Ich glaube Neugier und eine Frechheit wollte ich darstellen.

KiJuKU: Bist du heute besonders gestylt oder bist du immer durchgestylt?
Lila Noelle Raab: Ich liebe Mode und ich bin oft sehr bunt angezogen. Das würde ich normal auch tragen.

KiJuKU: Du hast hinten etwas draufgeschrieben, den Spruch „maybe you should eat some makeup so you can be pretty on the inside too“ (Vielleicht solltest du etwas Make-up essen, damit du auch von innen hübsch bist)
Lila Noelle Raab: Ja, den Spruch habe ich selber draufgestickt.

KiJuKU: Was ist deine Definition von einem guten Style?
Lila Noelle Raab: Man soll sich trauen und einfach das anziehen, was einem gefällt. Nicht auf die anderen achten. Hauptsache es gefällt einem selbst.

Stefanie Kadlec, 17 und
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Mayvi und Angee, zwei jugendliche Models, im Interview mit KiJuKU-Praktikantin Stefanie Kadlec

„Wir wollen nicht tragen, was alle gerade trendy finden“

Nach der Show herrschte großes Gedränge am Eingang zum Backstage-Bereich. Wie schon im Vorjahr konnten junge Designer:innen, die das wollten – bzw. deren Eltern – die Stoff gewordenen Kleidungsstücke sehr günstig erwerben. Den meisten Models, die die kreativen Gewänder präsentiert hatten, war ihr vorheriger Job noch durch buntes Make-Up anzusehen. Kinder I Jugend I Kultur I und mehr… nützte die Gelegenheit und sprach zwei der Models an. Mayvi (15) und ihre Schwester Angee (18) stellten sich einem gemeinsamen Interview.

KiJuKU: Wie seid ihr dazu gekommen, heute auf dem Laufsteg zu sein?
Angee: Ich habe letztes Jahr durch meine Schule mitgemacht. Dieses Jahr wurde ich angefragt, ob ich noch einmal mitmachen möchte, und ich habe mich wieder dafür interessiert. Dann habe ich auch gleich meine Schwester mitgenommen.
Mayvi: Wir wurden beide aufgenommen und jetzt sind wir zum Glück heute an diesem Abend dabei.

KiJuKU: Und ihr interessiert euch generell für Mode?
Angee: Ich schon, weil ich auch auf eine Modeschule gehe und generell in der Zukunft mehr mit Mode zu tun haben möchte, also auch in der der Modebranche bleiben will.

Mayvi und Angee, zwei jugendliche Models, im Interview mit KiJuKU-Praktikantin Stefanie Kadlec
Mayvi und Angee, zwei jugendliche Models, im Interview mit KiJuKU-Praktikantin Stefanie Kadlec

KiJuKU: Auch als professionelles Model arbeiten?
Angee: Wenn es sich ergibt, warum nicht, wenn nicht, auch okay. Aber ich designe und zeichne auch gerne.

KiJuKU: Habt ihr selber heuer Mode-Entwürfe eingeschickt?
Angee: Ich habe nichts eingeschickt, ich bin bei „Kids in Fashion“ nur Model. Die letzten Jahre habe ich paar Mal eingeschickt, meine Entwürfe wurden aber nicht genommen, weil sie wahrscheinlich zu kompliziert waren oder nicht dazu gepasst haben.

KiJuKU: Was macht für euch einen guten Style aus?
Angee: Auf jeden Fall, wenn man sich richtig wohlfühlt in der Kleidung und dass man das auch ausstrahlen kann. Dass man es auch einfach mit Freude trägt. Ich möchte nicht unbedingt das tragen, was „trendy“ ist, weil ich nicht gleich aussehen will wie alle anderen.Mayvi: Da kann ich nur sehr zustimmen, das gilt auch für mich.

Stefanie Kadlec, 17 und
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Bildmontage aus Sujetfotos für die acht Stücke in der Saison 2023/24 des Theaters der Jugend in Wien plus zwei Fassadenfotos der Spielorte

Sei nie normal, sei du selbst!

Besonders auf Mädchen und Frauen, die – noch dazu widrigen Umständen zum Trotz – zu Heldinnen wurden/werden, setzt das Theater der Jugend in dieser nun anlaufenden Saison. Viele davon sind – wie auch ihre männlichen Kollegen in Hauptrollen natürlich außergewöhnlich, Außenseiter:innen. Erst das macht sie ja zu herausragenden Persönlichkeiten. Ob Mary im „Geheimen Garten“ oder „Lizzy Carbon“ mit dem von ihr gegründeten „Klub der Verlierer“, die mutige „Siri“ die sich mit den „Eismeerpiraten“ auf abenteuerliche Odyssee begibt, um ihre Schwester zu retten oder Jeanne d’Arc in „Johanna, Gotteskriegerin“… sie alle zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht dem entsprechen, was so manche als „normal“ verordnen wollen.

Thomas Birkmeir, Langzeit-Direktor des Theaters der Jugend in Wien, hielt im Mediengespräch zum Programm der neuen Saison am Donnerstagmittag ein engagiertes Plädoyer gegen die von Bundeskanzler Nehammer und der NÖ-Landeshauptfrau Mikl-Leitner verordnete „Normalität“, die zur Ausgrenzung und Spaltung einerseits und Nivellierung andererseits führe. In diese Auseinandersetzung streute er Zitate ein, unter anderem eines, das dem Top-Maler Vincent von Gogh zugeschrieben wird: „Die Normalität ist eine gepflasterte Straße, man kann gut darauf gehen – doch es wachsen keine Blumen auf ihr.“

„Deshalb wollen wir unsere Besucher*innen, die Kinder, die Jugendlichen und deren Eltern und Großeltern – ganz im Gegensatz zum österreichischen Bundeskanzler und allen Mikl-Leitners – mit unserem Saisonmotto ermutigen: Never be normal! Be yourself!“

Zahlen

Noch habe das Theater der Jugend in der vorigen Saison nicht die Zahl der Besucher:innen vor der Pandemie erreicht – 165.000 zu 252.500 (2018/19) – aber es war ein Aufwärtstrend gegenüber den Corona-Jahren zu verzeichnen und auch jetzt am Beginn der neuen Saison sei schon ein Plus von zehn bis zwölf Prozent zu verzeichnen. Die Auslastung habe sich übrigens sogar zu Vor-Coronazeiten gesteigert: 96,19 Prozent bei den Eigenproduktionen gegenüber 93,17 % (2018/19), konnte der neue kaufmännische TdJ-Leiter, Ronald Hora berichten.

Man kämpfe darum, den hohen Grad an Eigendeckung der Ausgaben (45 bis 47 % gegenüber anderen Theatern um die 20 Prozent) in Verhandlungen mit den Subventionsgebern Bund und Land/Stadt verringern zu können, wiewohl es von der Stadt Wien zuletzt eine Zusatzförderung für gestiegene Personal- und Energiekosten von rund einer halben Million Euro gegeben habe.

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Die Stücke

Die acht Neuproduktionen – fünf Uraufführungen, eine österreichische Erstaufführung und zwei Premieren – in der folgenden Bilderstrecke (Sujetfotos) mit Kürzest-Infos:

Die jugendlichen Interviewpartner:innen von KiJuKU posen im Schulhof für Fotos

Mehr Bildungs-Chancen durch kostenlose Kurse und Workshops

Ein Tanz-Workshop wäre super, oder ein Experimentierkurs, oder der Besuch eines Theaterstücks mit anschließendem Schauspiel-Workshop oder ein Kurs mit einem BeatBoxer oder einer Rapperin; vielleicht auch ein spannender Ausflug, eine interessante Exkursion…

Nicht zuletzt angesichts der Teuerung, sondern schon seit vielen Jahren scheitern – für viele Klassen – solche Angebote an der Kohle. Nicht alle Eltern haben neben den üblichen Kosten noch dazu zu Schulbeginn noch da mal zehn, dort gar 20 Euro für Extras, von externen Anbieter:innen, die wiederum ihre Mitarbeiter:innen anständig zahlen wollen.

655 Euro pro Klasse

Unter dem Titel „Mehr Chancengerechtigkeiten für Wiens Pflichtschulen“ gibt es nun ein Sonderbudget der Stadt Wien für solche Aktivitäten (4 Millionen Euro). Jede Schule bekommt ein Budget, das sie selbst verwalten kann. Dieses sieht 655 € pro Klasse und Schuljahr vor, das schulintern auch umgeschichtet werden kann. WienXtra hat eine Plattform erstellt, auf der aus Angeboten ausgewählt werden kann. Alle Anbieter:innen wurden zuvor fachlich geprüft – und sie müssen ein eigenes Kinderschutzkonzept haben.

Schüler:innen bestimmen im Klassenrat mit

Vorgestellt wurde dieses Programm am Montag um die Mittagszeit im Hof der Mittelschule mit Dual-Language-Programm in der Pazmanitengasse (Wien-Leopoldstadt). Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… durfte schon vor dem Medientermin mit den bei dieser Gelegenheit anwesenden Schüler:innen sprechen.

Soraya Filca aus der 3b konnte berichten: „Wir hatten schon am Freitag Klassenrat, wo wir das begonnen haben zu besprechen, welche Kurse wir machen wollen. Bei Boxen haben fast alle aufgezeigt, bei anderen wie #Love gab’s viel peinliches Gelächter. Aber ich fände das auch wichtig. Boxen selber mag ich, ich boxe schon seit einiger Zeit immer zu Hause in Kissen, wenn ich wütend bin.

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Breite Palette

Das Trio aus der 4 a – David und Marko Lecjaks – „wir sind Zwillinge, nein eigentlich Drillinge, weil den und Omar Hmouni haben wir adoptiert“ – hatten zu diesem Zeitpunkt den Klassenrat noch vor sich. Diese schulparlamentarische Einrichtung gibt es seit diesem Herbst in dieser Schule nun in jeder Klasse, davor noch nicht in allen. Schon bei den drei Jungs ist die Bandbreite der Interessen groß – zwei nennen Sport als Wunsch-Kurse, einer „lieber naturwissenschaftliche Experimente.“ Und alle drei könnten auch einem Graffiti-Workshop einiges abgewinnen oder irgendwas mit 3D-Druck…

Für Jessica Lemoshe aus der 2b ist alles noch neu – „wir haben jetzt erst zum ersten Mal einen Klassenrat und es daher noch nicht besprochen. Ich selber zeichne sehr gerne und viel, egal ob mit Blei- oder Bunt- und Filzstiften oder Malfarben. Aber ich möchte auch gern Sport machen.

Als sich die Jugendlichen – samt Direktorin Gabriele Ernst und die künfitge mindestens interimistische Leiterin Jana Zemann – im Hof, umgeben von Tomaten- und anderen Pflanzen für den Pressetermin – und entsprechende Fotos – bereitmachen, meint Soraya Filca zum Journalisten noch, „ich spiel auch gern Klavier“, und schon verschwinden wir zur Schulwartin, die den Festsaal aufsperrt, wo die 13-Jährige die Tasten zum Klingen bringt. „Ich spiel noch nicht lange und nicht nach Noten, ich schau’s und hör’s im Internet an, lern es und spiel’s dann auswendig.“

Mehr Bildungs-Chancen

Bildungsstadtrat und Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr sowie wienXtra-Geschäftsführer Vucko Schüchner stellten dann einige Details des Programms für mehr Chancengerechtigkeit an Wiener Schulen vor, die Kindern und Jugendlichen ermöglichen an externen Angeboten teilzuhaben, die Anbieter:innen krieg ihr Geld, die Schüler:innen – bzw. ihre Eltern ersparen sich die Kosten.

„Die Wiener Bildungschancen sind eine entscheidende Säule der Bildungsoffensive in Wien und ergänzen den regulären Schulbetrieb durch einen umfangreichen Warenkorb, der qualitätsvolle Angebote für Schulen und Eltern kostenlos macht. Neben dem interschulischen Know-How ist die außerschulische Expertise eine ganz wesentliche Ressource, um Schulen positiv zu gestalten, Lerninhalte erlebbar zu machen und jungen Menschen damit mehr Chancen zu ermöglichen. Durch diese kostenfreien Workshops schaffen wir mehr Chancengerechtigkeit – denn sie stehen allen Schülerinnen und Schülern an Wiens allgemeinbildenden Pflichtschulen ab sofort zur Verfügung.“

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bildungschancen.wien

MS pazmanitengasse.eu

Protestaktion gegen Stundenkürzungen in Volksschulen - in Wien, Juni 2021

Loch auf – Loch zu – Loch auf…

In Schule A (der Redaktion namentlich bekannt) soll die engagierte Lehrerin B (ebenfalls dem Journalisten bekannt, aber Vertraulichkeit zugesichert) Ende des vergangenen Schuljahres in eine Schule C (siehe vorherige Klammerbemerkungen) zwangsversetzt werden. Dort herrsche großer Personalmangel, so das Argument der oberösterreichischen Schulbehörde. Mag sein, aber auch in Schule A konnten die Unterrichtsstunden alle nur bewältigt werden, weil viele Pädagog:innen Überstunden leisteten. Also doch auch Personalmangel, oder?

Zwangsversetzungen oder nicht

„Versetzungen erfolgen nur in Abstimmung mit Schulleitung und Personalvertretung“, sagt Pressereferentin Birgit Kopf zu Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…

„Wir stimmen Zwangsversetzungen generell nicht zu“, entgegnet hingegen der Landes- sowie Bundesvorsitzende der Gewerkschaft für Lehrer:innen an allgemeinen Pflichtschulen, Paul Kimberger zu KiJuKU.at

Löcher machen sich zwar in manchen Käsesorten gut, aber nicht bei der Besetzung von Schulklasse
Löcher machen sich zwar in manchen Käsesorten gut, aber nicht bei der Besetzung von Schulklasse

Aussage gegen Aussage. Ping – Pong, also retour zur Bildungsdirektion. „Wir versuchen zu vermeiden, jemanden wo hinzuversetzen, wo sie oder er nicht will.“ Aber temporär könne es sein, dass in einer Schule ein noch größerer Personalbedarf bestehe als an einer anderen. Es können und dürfen sich hingegen Leute laufend bewerben, und Stellen werden auch unterm Schuljahr ausgeschrieben, so die Quintessenz der Rück-Antwort aus der Bildungsdirektion an den Journalisten.

Fakt ist: Wegen drohender Zwangsversetzungen haben mindestens einige Lehrer:innen gekündigt und sich nun neu beworben. In der Schule A ist dem Vernehmen nach kein (andere) Bewerbung eingegangen. Hätte also einiges an Ärger, Energie gespart werden können 😉

OÖ: 300 Stellen ausgeschrieben

Übrigens wollte KiJuKU dann noch generell wissen, wie viele Pädagog:innen fürs kommende Schuljahr, das wie in fünf anderen westlichen und südlichen Bundesländern am 11. September beginnt, fehlen?
„Wir haben 300 Stellen im Pflichtschulbereich ausgeschrieben und 600 Bewerbungen bekommen, wobei sich Lehrer:innen für mehrere Schulen bewerben können. Ob und wie groß die Lücke sein wird, könne erst in der kommenden Woche gesagt werden.“

Österreich-Zahlen: Bitte warten

Wie’s österreichweit ausschaut, wollte Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… aus dem Bildungsministerium erfahren. Und wartet noch immer auf Antwort.

Wobei ja ein Teil des Problems von einer ehemaligen Bildungsministerin federführend mitgeschaffen wurde. Vor knapp mehr als 20 Jahren schrieb die damalige Ressort-Verantwortliche Elisabeth Gehrer einen Brief an alle Maturant:innen mit der Empfehlung, ja kein Lehramtsstudium zu ergreifen. Es ist aber selten so etwas klar vorherzusagen, wie viele Pädagoginnen und Pädagogen es braucht. Immerhin ist deren Alter bekannt, also auch, wann die meisten in Pension gehen. Genauso sagen die Geburtenstatistiken, dass so und so viele Kinder auf die Welt und sechs Jahre später in die Volksschule usw. kommen.

Wiens Bildungsdirektor Heinrich Himmer (links im Bild) und der unter anderem für Bildung zuständige Stadtrat Christoph Wiederkehr
Wiens Bildungsdirektor Heinrich Himmer (links im Bild) und der unter anderem für Bildung zuständige Stadtrat Christoph Wiederkehr

Wien: 31 fehlen

1400 Pädagog:innen und 100 Quereinsteiger:innen (über „Klasse Job“) habe Wien, wo wie in Niederösterreich und Burgenland die Schule am 4. September 2023 startet, sind in den vergangenen Wochen und Monaten neu angestellt, verkündeten Wiens Bildungsdirektor Heinrich Himmer und der u.a. für diesen Bereich zuständige Stadtrat und Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr am Freitag in einem Mediengespräch im Wappensaal des Wiener Rathauses.

Dies seien allerdings bei weitem nicht zusätzliche Lehrer:innen, seien doch 900 in Pension gegangen und etliche entweder in andere Bundesländer umgezogen, in Karenz usw. Wie auch immer, insgesamt fehlen nur 31 Pädagog:innen, die hoffentlich auch noch gefunden würden, so die beiden Genannten.

Zur Entlastung der Pädagog:innen beschlossen Bildungsstadtrat und -Direktion, „im September keine Erhebungen an Schulen durchzuführen und genehmigen, die nicht gesetzlich vorgeschrieben sind, … denn wir wissen, dass die ersten Tage und Wochen im neuen Schuljahr besonders herausfordernd sind“.

Kostenlose warme Mahlzeit

Außerdem kündigte das Duo an, dass ab diesem Schuljahr in den ganztätig geführten Pflichtschulen das warme, gesunde Mittagessen für alle Schüler:innen kostenlos sein wird. In Summe kommen damit 50.000 Kinder und Jugendliche in diesen Genuss, und deren Eltern ersparen sich rund 1000 € im Jahr. Für dieses kostenfreie Mittagessen investiert die Stadt 44 Millionen im kommenden Jahr.

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Rein in die Kinderstadt...

Weiterbildung wird in der Kinderstadt belohnt

Die jungen Bürger:innen – 6 bis 13 Jahre – beschlossen auch am vierten Tag neue Gesetze und Verordnungen. Weiterbildung soll gefördert werden. Hier wird übrigens Studium ebenso bezahlt wie Arbeit. Die Regierung brachte in die öffentliche Stadtratssitzung (bei ihr bestimmen Abgeordnete aus allen rund drei Dutzend Bereichen mit) ein, dass jene Kinder, die schon zehn Mal studiert haben, den Titel Professor/Professorin kriegen; Doktor:innen-Titel gab es schon bisher – für fünf Studien.

Kind „Fessa“ (in vielen Schulen hört sich’s für Lehrer:innen ja immer Frau Fessa und Herr Fessa an) wird auch finanziell lohnen. Denn „Profs“ ernten pro Job, den sie in der Kinderstadt „Rein ins Rathaus“ ausüben zwei Holli Cent zusätzlich. 30 der 37 Abgeordneten und Regierungsmitglieder stimmten für diesen Antrag.

Außerdem wurde diskutiert, die Verfassung zu erweitern. So soll es nun auch neben Volksbegehren – die gehen von Bürger:innen aus – auch Volksbefragungen geben. Deren Ergebnisse sind nicht verbindlich, aber die Politiker:innen der Kinderstadt können zusätzlich Stimmungen ausloten. Dafür stimmten 35 der 37 Teilnehmer:innen der öffentlichen Stadtratssitzung am Donnerstag, dem vorletzten Tag der diesjährigen Wiener Kinderstadt.

Außerdem erließ schon zuvor die Regierung ein Verordnung: In sehr überlaufenen Jobs wurde eine Höchstarbeitszeit von einer Stunde eingeführt, damit diese Stellen früher wieder für andere Kinder frei werden.

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hoooooo.... und auf zum Ergebnis der Wahl am Mittwoch...

Sparzinsen nun doch „nur“ ungefähr zehn Prozent

Die 20 Prozent Zinsen auf Sparbücher, die die Kinder in ihrer Stadt „Rein ins Rathaus“ am Dienstag beschlossen haben, waren dann doch insgesamt zu hoch. Daher beschlossen Regierung und die Abgeordneten aus allen Bereichen am Mittwoch eine Anpassung nach unten, bzw. eine flexiblere Lösung, aber noch immer mindestens 10 Prozent.

Der Mittwoch war full house, viele Kindergruppen „eroberten“ die Stadt, in der sie selber (mit-)bestimmen können. Und so manche, auch ziemlich neu angekommenen machten davon auch Gebrauch. So wurde etwa Marie gleich bei ihrem ersten Antreten auf Anhieb Vizebürgermeisterin.

Zuvor hatte sie noch in der Kinderstadt-Zeitung einen kleinen Artikel verfasst, dass in dieser Stadt Kinder eben Demokratie lernen und leben können. Bürgermeister wurde zum dritten Mal hintereinander Xaver. Jene oder jener mit den meisten Stimmen übernimmt dieses Amt. Er hatte sich – wie schon im Artikel am Dienstag zu lesen war – schon in den zwei Jahren, in denen es wegen der Pandemie keine Kinderstadt gab, ausführlich vorbereitet, Forderungen überlegt und in ein Büchlein geschrieben.

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Öffentliche Stadtratssitzung, bei der Abgeordnete aus allen Bereichen über Gesetzesvorschläge der Regierung abstimm(t)en

Kinder beschlossen hohe Zinsen auf Sparbücher

Während die heimischen Banken der Erwachsenenwelt für Kredite hohe Zinsen verlangen, auf (Spar-)Einlagen aber fast nix zahlen, ging die Kinderstadt „Rein ins Rathaus“ einen ganz anderen Weg. Mit einem der drei Gesetze, die am Dienstag in der öffentlichen Stadtratssitzung – Regierung und Abgeordnete aus allen mehr als zwei Dutzend Bereichen – beschlossen: Zinsen auf Sparbücher. Denn, so das Argument der Kinderstadt-Politiker:innen, dann legen mehr der jungen Bürger:innen überhaupt erst ein Sparbuch an und so manchen ihrer Holli-Cent drauf. Die Zinsen, die sie beschlossen, machen übrigens 20 (!) Prozent aus.

Wie schon am ersten Tag waren auch Arbeitszeiten und Löhne ein großes Thema. Bei weniger beliebten Jobs sollten die Löhne erhöht werden. Dafür sollte die Arbeitszeit bei Arbeitsstellen, die von sehr vielen Kindern gewählt werden, begrenzt sein, damit diese Jobs frei werden.

Die Kinderstadt-Zeitung, die am zweiten Tag der Kinderstadt 2023 im Wiener Rathaus entstanden ist, hat 12 Seiten. In der Kinderstadt kostet eine Zeitung einen Holli-Cent. Für eine ¼ Stunde Arbeit gibt es drei Holli-Cent, 1 davon muss Steuer bezahlt werden, bleiben also zwei. Das heißt eine Zeitung kostet 7 ½ Minuten arbeiten.

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Die am Montag gewählte Regierung - die schwarzen Hüte symbolisieren immer Bürgermeister:in, diesmal eben zwei

Pro & Contra um kürzere Mindestarbeitszeit

Sodala, die Kinderstadt im Wiener Rathaus hat ihren ersten Tag hinter sich. Zur Eröffnung kamen – nach doch immerhin drei Jahren coronabedingter Unterbrechung – die am letzten Tag von „Rein ins Rathaus“ 2020 gewählte Bürgermeisterin Lilly Phelan (mittlerweile 13 Jahre) und ihr damaliger Stellvertreter Xaver Fichtinger (12). Gemeinsam mit neuen Bürger:innen der Kinderstadt und dem Vizebürgermeister des „alten“ (sprich erwachsenen Wien), Christoph Wiederkehr, UND selbstverständlich Holli, dem Maskottchen des Wiener Ferienspiels wurde offiziell knapp nach 10 Uhr am Montagvormittag das orange Band durchschnitten. Nun gehören Volkshalle und Arkadenhof – der ganze und damit so groß wie nie zuvor – den Kindern. Hier regieren sie.

Stimmengleichheit

Der schon genannte Xaver hat sich top vorbereitet, in den drei Jahren Ideen gesammelt, um sich gleich am ersten Tag erneut der Kandidatur zu stellen. Und siehe da, er bekam mit seiner BürgerInnenpartei der Kinderstadt gleich viele Stimmen wie Nare mit ihrer Partei „The Starkids“. Die beiden teilen sich nun – zumindest einen Tag lang – das Bürgermeister:innen-Amt.

Gleich nach der Anmeldung suchen die meisten einen Job
Gleich nach der Anmeldung suchen die meisten einen Job

Der erste Tag brachte auch eine nicht unumstrittene Entscheidung der öffentlichen Stadtratssitzung. Die Minimal-Arbeitszeit wurde auf eine Viertelstunde verringert – bei gleichem Lohn wie zuvor die halbe Stunde. Die Idee der Kinder-Politiker:innen, zu denen auch die Abgeordneten aus allen Stationen zählen: Jobs werden früher frei, denn jede und jeder will arbeiten und oft mangelt es an Arbeitsplätzen.

In der Stadtzeitungs-Redaktion
In der Stadtzeitungs-Redaktion

Allerdings sind nun jene finanziell besser dran, die viele kurze Jobs hintereinander erledigen als jene, die eine Arbeit über längere Zeit verrichten. Damit setzte die 13-jährige Lilith ausführlich – Pro & Contra abwiegend – in dem Hauptartikel der täglich erscheinenden „Stadtzeitung“ auseinander, die von Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… gemeinsam mit wienXtra betreut wird.

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Nr. 1 der Tageszeitung der Kinderstadt „Rein ins Rathaus“ 2023

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Blicke auf Stationen im Arkadenhof

Die Stadt wartet auf ihre jungen und jüngsten Bürger:innen

20 Jahre nach der ersten Wiener Kinderstadt „Rein ins Rathaus“ – und nach drei aufgrund der Pandemie geschrumpften oder gar keinen Versionen – ist die Kinderstadt wieder da. Und so groß wie nie zuvor. Neben der Volkshalle gehört dieses Mal der ganze Arkadenhof in der Mitte des Rathauses den 6- bis 13-Jährigen. Am Freitag (18. August 2023) wurde den ganzen Tag aufgebaut. Alles steht, wirkt aber noch traurig und leer – siehe Fotos und Video – und wartet, um von Kinern belebt zu werden.

Ob Obstspieße oder Popcorn im Gasthaus zubereiten, Mitbürger:innen schminken, Post zustellen, Geld auszahlen, Steuern einzuheben, Radio, Fernsehen oder Zeitung zu machen (übrigens mit KiJuKU) – alle Jobs werden von den Kindern in ihrer Stadt selbst ausgeübt – bezahlt werden sie in Holli-Cent. Übrigens nicht nur fürs Arbeiten auch fürs Studieren.

Und die Bürger:innen können eigene Parteien gründen, kandidieren und die/der mit den meisten Stimmen wird Bürgermeisterin oder Bürgermeister, die anderen Stadträt:innen mit verschiedenen Aufgaben. Das gilt in allen Kinderstädten. Bei „Rein ins Rathaus“ aber wird täglich gewählt. Klar, diese Kinderstadt dauert nur eine Woche, andere wie Mini-Salzburg oder in der „Mutter“ der zentraleuropäischen Kinderstädte Mini-München etwa dauern drei Wochen, letztere sogar manches mal vier Wochen. Dort wird nur einmal in der Woche gewählt.

Durch die tägliche Wahl in Wien ist die Politik, die Kinder (mit-)bestimmen können, allerdings viel gegenwärtiger. Und rascherer Wechsel bei Unzufriedenheit oder noch besseren Ideen ist möglich.

Täglich wird hier dann auch berichtet – und zu den von den Kindern produzierten Tageszeitungen verlinkt.

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Willkommens-Ausgabe mit Plan und Verfassung der Wiener Kinderstadt 2023
Kinderuni-Vorlesung im Hyblerpark (Wien-Simmering)

Im Park der Umwelt auf der Spur

Unter den Bäumen hier im oberen Teil des Hyblerparks gleich bei der U3-Station Zippererstraße liegen die Matten aus quadratischen Steck-Teilen, daneben stehen Kisten mit den Zutaten für Experimente und Spiele. Auf Plakatständern steht, was an welchem Platz im Angebot ist. Bei einer Station sitzen die Kinder im Kreis und greifen in Kübel mit Erde. Hier basteln sie Blumenbälle mit Lena. Bei Nour können sie wählen, ob sie tüfteln wollen, was in welchen Gegenständen drinnen steckt – Metall, Papier, Kunststoff usw. oder ob sie „einkaufen“ spielen.

Was hinterlassen wir nach dem Picknick

Bei Letzteren liegen Kärtchen mit Brot, Gebäck, Obst, Gemüse, Süßigkeiten und vielen anderen Dingen des täglichen Bedarfs in der Mitte. Marija, Hewin, Nevin, Nadine, Heda, Heman, Carolina, Matea, Fouad, Mosavi und noch viele andere haben hier schon jeweils fünf Kärtchen ausgewählt. Kriterium für den „Einkauf für ein Picknick“: Möglichst wenig Verpackung und damit Müll soll mitgebracht werden. Beim Besprechen in der Runde wird thematisiert, welche Verpackungsmaterialien wie laaaaange brauchen, bis sie sich aufgelöst haben.

Während die natürlichen Bananenschalen schon nach zwei Jahren zersetzt sind, kugeln die Plastikfolien, in die Gurken, die ja ohnehin eine Schale haben, gut 120 Jahre irgendwo auf der Welt herum. Das Aluminium de Getränkedose hat sogar eine Haltbarkeit von 700 Jahren.

Irgendwie dreht sich hier – nicht nur an diesem Nachmittag – alles um Umwelt. Von der dritten Station bei Mona schwärmen Kinder als Umfrager:innen aus, um die anderen Jung- und Jüngst-Studierenden der Kinderuni on Tour, aber auch andere Menschen im Park zu befragen, ob sie Müll trennen, welche Mittel sie zur Fortbewegung verwenden, ob Öffis, Fahrrad oder Auto…

Vorlesung

Klima steht auch auf der Tagesordnung der Vorlesung an diesem Tag, gehalten von der schon genannten Lena sowie Maja. Vor dem Plakat mit dem großen Foto eines Universitäts-Hörsaals sprechen sie – sehr im Dialog mit ihren Studierenden über die größten Klimakiller, aber auch darüber, was jede und jeder selber beitragen kann, um nicht die Erd-Erwärmung anzuheizen. Sowie über die „Maschinen“ gegen den Klimawandel, die Bäume und Pflanzen.

Bewegungsdrang

So manche Kinder verspüren darüber hinaus starken Bewegungsdrang und Lust auf actionreichere Spiele. Bälle fliegen durch die Luft und eines der Spielgeräte, eine Art mehrstöckiges Ringelspiel ist überhaupt ein Anziehungspunkt: Immerhin lässt sich so manches physikalische Gesetz wie die Fliehkraft hier praktisch und hautnah erleben 😉

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Blick durch die Urkundenröhre

Am besten waren eigene Experimente

Gleich bei der ersten von mehreren Sponsionsdurchgängen, mit denen die 21. Kinderuni Wien am Samstag (22. Juli 2023) abgeschlossen wurde, tauchten Doktor:innen-Hüte auf. Einen großen trug der achtjährige Maximilian auf dem Kopf, der den Infopoint der Kinderuni in der Aula des altehrwürdigen Gebäudes der Universität Wien an der Ringstraße als Hintergrund für ein Foto wählte. Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… vertraute er an, dass ihn besonders zwei Lehrveransaltungen beeindruckt hatten: „Uhu, Kauz & Co – die geheimnisvolle Welt der Eulen“ an der Veterinärmedizinischen Uni sowie „Das Klima und ich – kann man das malen?“ im Universitätszentrum Althanstraße (ehemalige Wirtschaftsuniversität). In der laaaangen Schlange in jenem Gang des Arkadenhofes von dem aus es hinauf in den großen Festsaal geht, war auch eine Jungstudentin mit einem Haarband mit fast winzig kleinem Dotori:innen-Hütchen zu sehen.

Maximilian mit
Maximilian brachte gleich einen „Doktor“-Hut mit

Medizin

Nach der feierlichen Sponsion, zu der wir ein, zwei Absätze später kommen, leuchten die Augen der 12-jährigen Jasmin als sie von ihrer Lieblings-Lehrveranstaltung bei der heurigen, ihrer immerhin fünften Kinderuni, schwärmt: „Das war eindeutig eine über Gentechnik, weil wir da selber im Labor Experimente durchführen durften, wir haben Gene einer Tomate untersucht.“

Serena mit ihrer Urkunde
Serena mit ihrer Urkunde

Genauso euphorisch schildert Clara (11) vom „Grundkurs Chirurgie, wo wir selber eine Wunde vernähen konnten – mit einer wirklichen Operationsnadel aber auf einem Schaumstoff“.  Serena (13) hatte es ebenfalls die Medizin besonders angetan, das Krankenhaus für Kuscheltiere nennt sie, die ihre fünfte Kinderuni hinter sich hat, gegenüber dem Reporter.

Doppeltes Versprechen, neugierig zu bleiben

Clara, eine der freiwilligen Helfer:innen in den gelben T-Shirts hielt das Schild mit der 10-Uhr-Sponsion hoch und dann bewegte sich hinter dieser Schilderträgerin die schon genannte laaaaange Schlange der Kinderuni-Studient:innen – in 4er-Reihen – hinauf zum großen ehrwürdigen Festsaal mit seiner tribünenartigen Kanzel. Hier erhalten auch erwachsene Studierende Ihre Sponsions- bzw. Promotionsurkunde. Vor dem Eingang zum Festsaal bekam noch jede und jeder je eine papierene Rolle – die Urkunde, die später nach der feierlichen Zeremonie in der „Schreibstube“ ausgefüllt werden sollte.

Im Saal warteten schon (Groß-)Eltern, Geschwister und andere Begleitpersonen auf den Sesseln auf den Einzug der Kinderuni-Studierenden. Und als die alle auf dem Boden vor den Sesseln gemütlich Platz genommen hatten, ertönten Fanfarenklängen des Musik-Quartetts für die Vertreter:innen aller sieben an der diesjährigen Kinderuni Wien beteiligten Hochschulen: Sebastian Schütze (Rektor Uni Wien), Kurt Matyas (Vizerektor TU), Doris Damyanović (Vizerektorin Boku – BodenKultur), Jürgen Rehage (Vizerektor VetMed), Michael König (WU – Wirtschaftsuniversität), Franz Kainberger (MedUni) sowie Elisabeth Haslinger-Baumann (Vizerektorin FH – Fachhochschul-Campus Wien) sowie als Zeremonienmeisterin Sonja Schreiner von der Uni Wien und von Anfang an Lehrende auch bei der Kinderuni.

Jede und jeder der Würdenträger:innen hielt sich in den Reden äußerst kurz und doch immer inhaltsreich, so wurde betont, dass sich alle beteiligten Uni-Lehrer:innen über die Neugier, Wissbegierde, aber auch die Fröhlichkeit und das Lachen dieser jungen und jüngsten Studierenden gefreut haben.

Lacher garantiert

Und dann ging’s um die Sponsion, das sich vom lateinischen Wort für geloben bzw. versprechen ableitet. Die Kinderuni-Student:innen wurden gebeten, aufzuzeigen, wenn sie versprechen, nie aufzuhören, Fragen zu stellen. Und noch ein zweites Mal, ob sie auch immer weiter nach Antworten auf diese Fragen suchen wollen.

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Dafür wurden/werden sie jedes Jahr mit dem Titel Magistra bzw. Magister universitatis iuvenum (der Kinderuniversität) ausgezeichnet. Und – der durch die Reihen der Erwachsenen gehende Lacher ist DER sichere Wett-Tipp – wer schon zum zweiten Mal bei der Kinderuni war, kriegt ein „zum Quadrat“ an diesen Titel angehängt. Die dreifach-Studierenden erhalten den Zusatz „multiplex“ und darüber geht nicht mehr – außer eine Fanfare 😉

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Übrigens: Der erste Durchgang der Kinderuni-wien-Sponsion wird traditionellerweise simultan in Gebärdensprache übersetzt. Dolmetscherin Elke Schaumberger stellt davor extra für die KiJuKU-Kamera die Worte Kinder-Uni und Sponsion dar – siehe Video.

Sieben Mal

Bereits zum fünften Mal steht in seiner Urkunde neben dem genannten Titel das auch schon erwähnte multiplex, denn Tobias war in diesen Sommerferien zum siebenten – und damit zum letzten Mal (6 bis 12 Jahre) – Kinderuni-Student. Mittlerweile ist er 13 geworden und damit für weitere Kinderunis zu alt. Von Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… befragt, was in all diesen sieben Jahren das Spannendste war, nennt er „einen Workshop heuer an der FH, da durften wir echt löten – einen elektronischen Würfel“.

Dieser Workshop gefiel auch dem elfjährigen Riad am besten, der zum vierten Mal studiert hat. Er ergänzt aber noch: „Sehr gut hat mir auch „Chemie macht Spaß“, wo wir echte Experimente machen durften, am besten war das mit einem echten Feuerball.“

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Bildmontage aus drei Fotos: Die beiden Jungdesignerinnen mit dem Kids-in-Fashion-Erfinder sowie Monia mit einer der extra angefertigten Federn und Nadine mit ihrem schon umgesetzten Design des bunten Federnkleides

Bunte Federn, Heißklebemuster und Wattekreise…

Wer gerne in Bergen von Stoff wühlen würde, fände hier eine Art Paradies. Hier ist in einer Ecke des großen Raumes im J.A.M., einem der Standorte der Wiener Jugendzentren liegen sie ballenweise. Die „Jugendräume am Muhrhoferweg“ in Wien-Simmering fast schon am Rande der Stadt verwandeln sich einige Wochen der Sommerferien Jahr für Jahr in eine kreative Schneider:innen-Werkstatt. Meister:innen ihres Faches sowie Mode-Schüler:innen, die hier Praktikumswochen absolvieren, bilden die zweite Phase von „Kids in Fashion“ (KiF) dem wohl kreativsten Modedesign-Nachwuchsbewerb (nicht nur) in Österreich.

Kinder I Jugend I Kultur I und mehr… durfte die Werkstatt besuchen – und dabei zwei der jungen Designer:innen treffen, deren Entwürfe verwirklicht und bei der Gala im Oktober von jugendlichen Models am Cat-Walk vorgeführt werden: Nadine Zarrougui und Monia Fattoum. Die beiden 12-Jährigen hatten im 5er-Haus, dem Jugendzentrum in der Grünwaldgasse (Wien-Margareten), ihre Modedesigns gestaltet – nicht zum ersten Mal. Beide haben im Vorjahr und auch heuer jeweils gut ein halbes Dutzend Entwürfe für den Bewerb eingeschickt, erzählen sie Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… Und fanden andere Entwürfe fast noch besser als jene, die verwirklicht wurden/werden.

Dreidimensional

Sowohl Zarrougui als auch Fattoum zeichneten weniger, sondern arbeiteten mit Material und erstellten somit dreidimensionale Entwürfe. Erstere klebte auf eines der Blätter bunte Federn. Und siehe da, der bereits Kleid gewordene Entwurf ist beim Lokalaugenschein fast schon fertig, die Schneidermeisterin Elisabeth „Lisi“ Kappel tauchte mit dem Kleid aus vielen Lagen eines feinen, durchscheinenden, gitterartigen Stoffes (Organza) auf. Da entfuhr der Designerin ein „wowh, das ist ja sogar mehr als ich erwartet habe“, zollte sie den Schneiderinnen (in diesem Jahr werken ausschließlich Frauen in der Werkstatt) großes Lob, wie sie aus dem Entwurf ein wirkliches Kleid angefertigt haben.

Das war auch viel Arbeit, mehrere Tage werkten einige daran aus Stoff diese vielen Federn herzustellen. Wie solche Federn gestaltet werden, zeigte Lisi später selber an einer der Nähmaschinen und anschließend mit Schere und Messer. Dafür durften sich die beiden Jung-Designerinnen eine Farbe aussuchen, beide wählten schwarz.

Making of Federn

Zwei solcher Organza-Lagen legte Lisi übereinander nähte sie an zwei Stellen in der Mitte knapp nebeneinander zusammen, sodass eine Art Schlauch entstand. Durch diesen fädelte sie einen umwickelten Draht, der oben und unten raussteht, um Schlingen bilden zu können. Nun schnitt sie aus dem viereckigen ganzen Stücke eine ovale Form aus, die an ein Baumblatt oder eben eine Feder erinnert, legte das Ding auf eine starke Kartonunterlage und schnitt mit einem scharfen Messer heftig und rasant jede Menge Streifen von der Mitte weg hinein. Hochgenommen und schon ergibt sich – noch dazu bei ein bisschen Bewegung – das Bild wehender Federn.

Frech

Monia Fattoum schildert: „Ich hab vor allem Entwürfe mit viel Glitzer gemacht und viel wo ich einfach Zeugs draufgeklebt hab auf die Zeichnungen“. Darunter hat ihr der eine oder andere besser gefallen als jener, den die Jury ausgewählt hat. „Der ist schon ein bisschen frech“, schmunzelt sie ein wenig verschämt vor dem großen Tisch, auf dem Entwürfe auf Stoff übertragen werden, Modeschülerinnen aus unterschiedlichsten Stoffen Teile für die verschiedensten Gewandstücke schneiden.

Das „Freche“: „Ich hab mit Heißkleber nur viele Kurven und Linien auf die Zeichnung der Figur aufgetragen, darunter gar kein Kleid gezeichnet, also auf die nackte Haut“ sozusagen, beschreibt die Modeschöpferin ihren Entwurf. Die schon genannte Werkstätten-Co-Leiterin – neben Alice Schanovsky, die demnächst eine weitere Meisterinnen-Ausbildung (Herrenschneiderei) angeht, gesteht, „dass wir dem Model aber schon ein – weißes – Kleid anziehen“, das kann sie auch schon herzeigen. Darauf wird dann Monia Fattoums Design in einer schillernden Silikonmasse aufgetragen – nach dem Muster des Entwurfs.

Schule für Freund:innen, Sport und Bio

An Schule gefällt den beiden „vor allem Freundinnen und Freunde treffen“, Nadine findet darüberhinaus „Biologie ist schon geil“, ihre Schulkollegin Monia mag „vor allem Sport und wieder Sport“. Erstere spielt auch liebend gern mit Freundinnen und Freunden Volleyball, Monia daneben auch Fußball. Und beide tanzen gerne.

Watte, keine Sägespäne…

Bella Neller (16) schneidet einen Kreis nach dem anderen aus einem nicht leicht zu schneidenden Stoff aus Dacronwatte (wie sie in Pölstern oder auch Kuscheltieren zu finden ist). „Die werden dann mit Farbe besprüht“, erklärt die Herbststraßen-Modeschülerin und zeigt dem Journalisten den Entwurf von Fabienne Linke. Diese vielen bunten Wattekreise werden dann zwischen zwei durchsichtige Schichten eingeschlichtet und dieses dann zum Kleid, das der Einsendung der 12-jährigen Designerin entspricht.

Weiters werken am Tisch die 16-jährige Wilhelmine Kohlmayr und Verena Draxler, erste jugendliche Schülerin, Zweitgenannte macht ihre Ausbildung im Kolleg, nachdem sie zuvor Kultur- und Sozialanthropologie studiert hatte, „aber das war mir alles zu theoretisch und ich wollte nun was Praktisch-Handwerklich-Kreatives lernen“, verrät sie dem Reporter. Sie schneidet Zacken in einen Karton – und der wird die Basis für Elemente im von der Jury ebenfalls ausgewählten Entwurf des zehnjährigen Theodor Adevuysi. Diese Streifen werden mit hellbraunem Stoff beklebt oder überzogen, erläutert der künstlerische Leiter von Kids in Fashion, Leo Oswald, die folgenden Schritte. Der Jungdesigner hatte zwar handschriftlich angemerkt, dass die hellbraune Farbe aus Sägespänen sein sollte, aber das wäre doch kaum realisierbar, meint der Erfinder des Mode-Bewerbs der Wiener Jugendzentren; ein Interview mit ihm, geführt von Stefanie Kadlec, die derzeit bei Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… in den Journalismus schnuppert, ist hier unten verlinkt.

Mehr als 3000 Einsendungen

Zum 29. Mal haben Hunderte Kinder und Jugendliche Zeichnungen mit Mode-Entwürfen an die Zentrale der Jugendzentren geschickt. In diesem Jahr langten mehr als 3000 Designs ein, deutlich mehr als in den vergangenen Jahren wo es immer so rund um die 2.200 Entwürfe aus Kinder- und Jugendhänden (4 bis 21 Jahre – in drei Alterskategorien) waren. Eine Jury wählt dann immer rund fünf Dutzend Designs aus, heuer genau 63. Damit gewinnen weit mehr junge Modeschöpfer:innen als nur die jeweils drei Erstplatzierten der Kategorien 4 bis 10 Jahre, 11 bis 15, sowie 16 bis 21 plus zwei Sonderpreise, die nach München gehen, wo es seit vielen Jahren eine Kooperation mit gleichsam einer Schwesterorganisation der Wiener Jugendzentren gibt. Apropos Ausland, Leo Oswald, der KiF-Erfinder und selbst seit Jahrzehnten Modekünstler, verriet Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…, dass „heuer eine Klasse aus Hamburg (im Norden Deutschlands) Entwürfe eingeschickt hat und die wollen sogar extra zur Gala nach Wien in die Mensa der WU (Wirtschaftsuniversität) kommen“.

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Jungdesignerinnen, KiF-Erfinder und Werkstätten-Co-Leiterin

„Kinder können wahnsinnig kreativ sein“

KiJuKU: Wie würden Sie den Designwettbewerb „Kids in Fashion“ beschreiben, den Sie für Kinder und Jugendliche erfunden haben und nun für die Wiener Jugendzentren künstlerisch leiten?
Leo Oswald: Das Projekt hat eine lange Geschichte. Ich habe vor circa 40 Jahren bei den Wiener Jugendzentren begonnen als hauptberuflicher Modemacher im Zivildienst. Dort habe ich meinen eigenen Beruf natürlich sehr gut einbringen können. Ich habe schon viel mit Kindern und Jugendlichen für Modeshows gearbeitet und verschiedene Veranstaltungen gemacht. Dann kam mir die Idee, meine beruflichen Kontakte, Friseure und professionelle Leute aus dem Make-Up Bereich, zusammenzubringen und in dieses Projekt zu involvieren. Eigentlich waren alle ziemlich schnell begeistert.
Was mir als Grundidee so gut gefallen hat – man sieht es ja auch oft in der Kunst – , war, dass Kinderzeichnungen manchmal so toll wie die eines modernen Künstlers sind und dasselbe habe ich mir auch bei der Mode gedacht. Manchmal haben Kinder Ideen, die sind so kreativ und frei, dass es im Endeffekt, wenn es professionell umgesetzt wird, ausschauen könnte als wäre es irgendein verrückter großartiger Designer in Paris. Das ist die Idee dahinter, die mir da am meisten Spaß macht.

Die beiden Designerinnen mit dem Kids-in-Fashion-Erfinder und den schwarzen Federn
Die beiden Designerinnen mit dem Kids-in-Fashion-Erfinder und den schwarzen Federn

KiJuKU: Sie haben gesagt, dass Sie verschiedene Kontakte haben, um die Entwürfe der Kinder und Jugendlichen umzusetzen. Wie genau sieht Ihr Team aus?
Leo Oswald: In der Werkstätte in Simmering sind meistens zwei oder drei MeisterInnen. Das sind meistens AbsolventInnen der Bühnenklasse der Modeschule Herbststraße und dann kommen auch einige ModeschülerInnen dazu, die ein Pflichtpraktikum für ihre Ausbildung machen müssen. Wir sind jetzt im Moment mit zwei Meisterinnen und drei Praktikantinnen da. In nächster Zeit kommt noch eine Meisterin dazu und im August noch mal drei Praktikantinnen. Heuer nur weiblich besetzt. Der einzige angemeldete Männliche ist leider ausgefallen.

KiJuKU: Was ist die Kernbotschaft, die Sie mit ihrem Wettbewerb vermitteln möchten?
Leo Oswald: Die Kernbotschaft ist eigentlich genau das, dass Kinder wahnsinnig kreativ sein können und dass das mit professioneller Unterstützung extrem High Fashion sein kann. Das ist das Lustige daran.

Leo zeigt, wie Theodors Entwurf umgesetzt werden könnte
Leo zeigt, wie Theodors Entwurf umgesetzt werden könnte

KiJuKU: Ein Teil des Wettbewerbs ist die Fertigung der Entwürfe und der andere ist die Show. Was gibt es Wichtiges, zu der Show zu wissen?
Leo Oswald: Bei der Show geht es darum, dass junge Leute eine Chance bekommen. Das können halbprofessionelle Jungmodels sein, die noch nie auf einem Laufsteg waren, das können Mädchen und Burschen von der Straße sein, die sich einfach mal selbstbewusst zeigen wollen in lustiger und kreativer Mode. Wichtig dabei ist auch die professionelle Unterstützung bei der Frisur und dem Make-Up. Wir proben dann ein bisschen und machen einen Catwalk mit leichter Choreografie. Es ist dann ganz spannend, diese Show zu beobachten, und die Kinder sind wahnsinnig stolz, wenn sie die Jungmodels mit Make-Up und Haaren fertig gestylt auf dem Laufsteg bewundern können.

KiJuKU: Wann findet die Show statt?
Leo Oswald: Die Show findet am 7. Oktober statt in der WU-Mensa (Wirtuscahftsuniversität, sozusagen das Restaurant dort). Einlass ist um 18.30, da gibt es die Ausstellung der Zeichnungen und um 19.30 ist dann die Show.

Das Interview führte Stefanie Kadlec, 17, die derzeit bei KiJuKU in den Journalismus hineinschnuppert.

Antol, Tristan, Leyla und Nora haben ein spannendes Foto-Motiv gesucht und im Skelett eines Stegosauriers im Uni-Zentrum Althanstraße gefunden

Das Interessanteste berichten und Video-Interviews führen

Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… traf vier der mehr als vier Dutzend Kinderuni-Jungreporter:innen zum Interview.An den Wiener Universitäten tummeln sich unter den neugierigen, wissbegierigen Kinderuni-Student:innen auch rund vier Dutzend, die noch ein bisschen neugieriger sind, junge Reporterinnen und Reporter. Sie befüllen mit Fotos, Zeichnungen und kurzen Texten Padlet-Seiten, die unten am Ende dieses Beitrages verlinkt sind.

Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … durfte nach der Vorlesung „Cyberheld:innen aufgepasst!“ vier Jung- und Jüngst-Kolleg:innen treffen und sie interviewen: Nora und Leyla (beide 8) sowie Anatol (11) und Tristan (9).

Leyla und Nora, zwei der Kinderuni-Reporter:innen
Leyla und Nora, zwei der Kinderuni-Reporter:innen

KiJuKU: Warum habt ihr euch für diese Aufgabe gemeldet und was habt ihr dabei bisher gemacht und erfahren?

Nora: Ich war schon im Vorjahr Reporterin und das hat mir sehr viel Spaß gemacht.
KiJuKU: Was hat dir Spaß daran gemacht?
Nora: Ich fand’s einfach cool, weil wir dabei auch zum Beispiel auch kleine Computerspiele programmiert haben. Als Reporterin waren wir in Vorlesungen, machen Fotos, Videos, Interviews und schreiben darüber. Das wird dann auf eine Website hochgeladen. Leyla und ich haben was über die Vorlesung „Coole Kekse und spannende Radieschen“ etwas geschrieben. Wir haben abwechselnd geschrieben.
Jetzt gerade bei den „Cyberheld:innen“ fand ich die Fragen am Spannendsten, ich mach selber gerne so Quize.

Leyla: Ich fand vor allem das mit den Passwörtern spannend, dass man zu schwierigen Passwörtern kommt, die man sich aber selber licht merken kann. Cool ist es, eine Reporterin zu sein, weil die wichtigste Aufgabe ist, den Tag ein bisschen festzuhalten.
KiJuKU: ist es dann schwierig, aus der Fülle einer Vorlesung von ungefähr einer Stunde das rauszufinden, worüber du schreibst?
Leyla: Es ist schon schwierig, aber ich suche halt dann die spannendsten Sachen heraus und auch die besten, die viele interessieren würden.

Anatol: ich fand diese Lehrveranstaltung eben (Cyberheld:innen …) auch sehr gut, vor allem die Fragen. Reporter war ich auch schon voriges Jahr. Das fand ich schön, im Vorjahr haben wir auch Kinder-Studierende interviewt. Das war schon sehr spannend. Wir haben Video-Interviews gemacht.

Tristan: Im Vorjahr haben wir auch den Thomas, der heute die Vorlesung mitgehalten hat, interviewt. Das fand ich recht spannend.

KiJuKU: Weil ihr alle schon zum zweiten Mal Reporter:innen wart, ist das ein möglicher Beruf, der euch interessieren würde?
Nora:Ich könnt’s mir schon vorstellen, aber als Videofilmerin.
Leyla: Ich könnt’s mir vielleicht auch vorstellen, aber dann nicht als Hauptberuf, sondern so quasi als Hobby nebenbei.
Anatol: Das gilt für mich auch, eher als Hobby, hauptarbeiten würde ich lieber was anderes und Reporter:innen-Tätigkeit würd ich dann eher so zum Spaß machen.
Tristan: Ich könnt mir das eher schon auch als Hauptberuf vorstellen, und ich glaub eher so Fotos machen.

Leyla und Nora mit ihrer Klassenzeitung
Leyla und Nora mit ihrer Klassenzeitung

Die beiden Erstgenannten, die in Wien gemeinsam eine Volksschule besuchen, brachten auch eine weitere Vorerfahrung mit, die sie aber erst am Ende des Gesprächs „verrieten“. Gemeinsam mit einer dritten Kollegin ihrer zweiten Klasse, Laura, haben sie eine eigene Zeitung zum Abschluss des Schuljahres gestaltet, „Die schlauen Kids“. Ein Exemplar übergaben sie sogar an KiJuKU.at – die beiden mit der Zeitung in der Hand – und damit sichtbar dem gemalten Titelblatt – sind daher noch extra in Fotos festgehalten.

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Kinderuni-Reporter-innen 1

Kinderuni-Reporter:innen 2

Die bunte Beleuchtung lässt sich per Klatschen einschalten

Lieblingsort: Dach der eigenhändig gebauten Hütte

Durchs Gittertor an einer Straße in Wien-Leopoldstadt zwischen Donaukanal und Grünem Prater hinein. Neben und hinter dem Wohnhaus liegt ein kleiner begrünter Hof, eigentlich ein Garten. Und in diesem steht neben einem großen Trampolin eine feine Holzhütte. Seit gut zwei Jahren treffen hier einander ein paar Kinder und Jugendliche. Das Besondere: Sie haben die Holzhütte auch selber gebaut. Da waren Albin und Keke 14 bzw. elf Jahre. Die beiden zeigen dem Journalisten ihr Bauwerk und erzählen Kinder I Jugend I Kultur I und mehr… wie’s dazu gekommen ist.

Es war im zweiten Corona-Jahr – im Frühjahr und Sommer“, beginnt Albin an die Anfänge zu erinnern. „Das Schwierigste war das Beginnen und es dann auch wirklich zu machen“, fügt er gleich noch ein wenig verschmitzt hinzu. Und beide erzählen, dass sie schon davor einmal im Keller einen Jugendraum einrichten wollten, „aber der ist gefailed; das wurde nix.“

Alle gefragt

Also, zunächst war die Idee da. „Dann haben wir Zettel geschrieben und an alle Hausbewohnerinnen und -bewohner gefragt, ob sie dafür sind, dass wir da so was bauen dürfen“, erinnert sich Keke. Alle waren dafür.

Und dann ging’s los. „Zuerst haben wir aus Leisten einen Würfel gebaut“, schildert Albin den Kern des Gebäudes. Im Keller – des Wohnhauses – lagen alte Holzleisten herum – Daraus wurde die erste Wand. „Dann haben wir auf >will haben< gesehene, dass jemand Holz herschenkt.“ Dazu wurden Eltern engagiert, das mit dem Auto abzuholen.

Die Bretter schnitten sie mit einer Stichsäge zurecht und dann zimmerten die beiden und „hauptsächlich der Maxi, aber der ist jetzt im Sommer am Neusiedlersee, und mehr oder weniger auch noch Anton, Joni, Sami, Tarek und Malaz“ die anderen Wände.

„Ich hab noch den Tennisverein gegenüber gefragt, ob wir zwei Holzpaletten haben können“, setzt Albin fort. „Wir wollten, dass das Haus nicht direkt auf der Wiese steht, die ja auch feucht werden kann.“

Viele Details

Je länger die Besichtigung der kleinen Hütte dauert, umso mehr Details fallen dem Reporter auf. Ein hölzernes Schild mit der Aufschrift „Post“ lässt sich hochklappen, darunter befindet sich ein Schlitz – eben um Briefe einwerfen zu können. Und drinnen kann im Briefkasten wiederum ein Holzstück weggeschoben werden, damit beispielsweise reine Werbeprospekte gleich in den Kübel darunter fallen. Unter einer der Sitzbänke steht eine Kühltasche, die sich per Holzleiste und Schloss versperren lässt.

„Als die Hütte schon fertig war, habe sie doch gewackelt“, gesteht Albin und zeigt auf schräg zurecht gesägte Leisten in den Ecken, die die Winkel des Grund-Würfels dann stabilisierten. Erneuerungsbedürftig ist nur mehr die Schrift „Betreten auf eigene Gefahr“ auf dem Holzschild vor der Hütte. Die ist so verwittert, dass sie praktisch nicht mehr lesbar ist.

Platz bietet die Hütte – einigermaßen gemütlich – sicher drei, vier Leuten – innen drin. Aber der liebste Platz für die Erbauer ist eindeutig das Dach, leicht zu erklimmen durch Sprossen, die sie an einer der Seitenwände angeschraubt haben. Schnell noch den einen oder anderen Liegestuhl oder Sessel raufgehoben und schon lässt sich’s unter den Zweigen des Kriecherlbaumes chillen, der heuer ziemlich dicht Früchte trägt.

Glasfenster

Nicht alles Material konnten sie kostenlos bekommen, teils wurde auch eigenes Taschengeld eingesetzt – beispielsweise für eine Glasscheibe an der Vorderfront neben der Tür. Das Werkzeug kam von Albins Großeltern, bzw. erfragte er dort noch Geld für einen Akkuschrauber. Was das Zusammenschrauben schon einigermaßen erleichtert 😉

Der heute 16-jährige Albin besucht die Sir-Karl-Popper-Schule und blickt im abgelaufenen Schuljahr unter anderem auf ein größeres Tanzprojekt zurück, Keke (13) ist im Musik-Zweig des Gymnasiums Boerhaavegasse. Vor allem Albin steht auf handwerkliche Freizeitaktivitäten, zeigt auf dem Handy Fotos eines Pizza-ofens, den er aus einer alten Metalltonne gebaut hatte, die die Hitze dann doch nicht sehr lange ausgehalten hat. „Aber ein neuer Pizzaofen vielleicht aus Ziegel ist ein Projekt möglicherweise noch in diesen Sommerferien“, macht er schon auf Neues neugierig.

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Mehrsprachige Begrüßungen

Start zu buntem, vielfältigem Programm für Kinder in den Wiener Sommerferien

Ein großer Liftbogen empfängt Tausende Kinder und ihre erwachsenen Begleiter:innen beim Zugang zum Wiener Donaupark in vielen Sprache. Das Startfest des Wiener Ferienspiels spiegelt die Vielfalt und Buntheit der Stadt und ihrer Kinder – und drückt das eben auch in mehrsprachigen Begrüßungen – und Verabschiedungen am anderen Ende – aus.

Traditionell steht das erste Wochenende nach Schulschluss (in Ostösterreich) dieses zweitägige Startfest rund um und mit dem Ferienspielmaskottchen Holli auf dem Programm – mit fast drei Dutzend Spiel-, Bewegungs- und Kreativ-Stationen. Von Basketballkörben, Fußball-Torwänden, Football-Zielwerfen über Kletterwände, eine Kinderbaustelle – kein Zutritt für Erwachsene – über Malen auf Papier oder mit Kreide auf den Gehweg. Asja beispielsweise versank fast völlig in die Zeichnung eines Characters aus der von ihr beliebten Welt der Mangas. Alles malte sie in blau – bis sie nur mehr ein Stummelchen dieser Kreide dem Reporter von Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… in die Kamera hielt.

Kinder bewegen sich aber auch abseits der schon genannten Stationen, so schlug Elisa mir nichts dir nichts aus dem Stand heraus auf dem Gehweg – wenn gerade niemand vorbeihuschte – Räder – und stützte sich dabei jeweils nur mit einer Hand auf.

'Großer Andrang bei der Schrei-Box

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Schrei-Box

Zu finden waren und sind – das Starfest steigt auch Sonntag, 2. Juli zwischen 14 und 19 Uhr: Spielerische Quiz zu Wasser bzw. Abfall, Bühnenprogramm, ein Fahrsimulator im großen Bus der Wiener Linien schon vor dem Eingang. Eine der längsten Schlangen bildete sich beim Lokalaugenschein von kijuku.at vor der Schrei-Box. Ja wirklich, kein SchreiBfehler: In diesem Zelt geht’s tatsächlich um die Lust am (lauten) Schreien – samt Druck auf den Foto-Knopf um Bilder von den fröhlichen Gesichtern dabei mitnehmen zu können.

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Verschiedenste Einrichtungen von wienXtra, dem Verein unter dessen Dach es Dutzende Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche – das ganze Jahr und speziell auch in den Ferien – gibt, bieten sozusagen Kostproben ihrer Aktivitäten. Dazu gesellen sich städtische Abteilungen – Wiener Wasser, MA 48, aber auch Kinderfreunde, Samariterbund und Polizei oder die „Helfer Wiens“, die alle neben Spielstationen auch brauchbare Alltagstipps und -Hilfen selbst für brenzlige Situationen geben.

Mehr als 140 verschiedene Ferienaktionen

All diese – und noch viel mehr Vereine, Organisationen und Einrichtungen bieten all die neun Sommerferien mehr als 140 verschiedene Aktionen (und die natürlich mehrmals) in- und outdoor an – für Kinder zwischen 6 und 13 Jahren. Alle Schulkinder in Wien haben den Ferienspielpass bekommen. Beim Startfest gibt’s für jene, die keinen bekommen haben oder die – wie so manche auch aus anderen Bundesländern am Samstag schon gekommen sind –, Pässe vor Ort.

Außerdem warten bei einigen Stationen QR-Codes um mit dem Handy im Rahmen einer digitalen Schnitzeljagd gescannt zu werden.

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Szenenfoto aus "Heimliche Idioten"

Über und auf den Brettern, die ein Regal bedeuten

Massiv und zentral steht es da. Mitten auf der Bühne. Ein Regal – für Ries:innen. Und in der folgenden Stunde ein, nein DAS Symbol für eine gewisse Art der Kommunikation in Blasen, in Bubbles diverser Social Media-Kanäle. Das Schauspiel-Trio, das die ganz in Weiß gehaltene Bühne– mit Ausnahme des Regals in Holzmuster (Tapete über den Brettern) – des Wiener Kosmos Theaters betritt, unterhält sich in Sätzen, die aus vor allem Facebook stammen könnten, über dieses Regal. Die Rollen wechseln.

Zunächst ist es Johanna Sophia Baader, der das Regal geliefert wurde und sie nicht weiß, wie sie dazu kommt. Das „postet“ sie in die Welt der digitalen Kommunikation – hier natürlich gesprochen in den Bühnenraum. Die Kommentare lassen nicht lange auf sich warten. Vielleicht hast du bei einem Gewinnspiel mitgemacht, meint Gesa Geue. Die Verneinung dessen, ruft den Erklär-Bären auf den Plan. Samuel Simon lässt einen Sermon los, wie Erinnerungen Menschen täuschen können. Doch, nein, es geht um mehr/anderes als Mansplaining. Der gleiche Trialog spielt sich mit vertauschten Rollen im weiteren Verlauf des Stücks nochmals ab.

Das Große ist viel zu klein

Die Stunde – Text & Regie: Milena Michalek, Sahba Sahebi, die tatsächlich im Netz Materialsuche betreiben haben – dreht sich um diese oft verbissen geführten Diskussionen im Netz, vielmehr oft eher ums Loswerden der eigenen Position, häufig ohne Eingehen auf das von anderen Geschriebene. Nicht selten auch losgelöst vom realen Geschehen. Das kommt in dem – immer wieder sehr witzigen Stück, dessen Humor nicht zuletzt davon lebt, dass die meisten im Publikum solche und ähnliche Postings kennen, mitunter sich daran beteiligen – Stück wohl am krassesten in jenen Passagen heraus, in dem die jeweiligen Neu-Besitzer:innen des Regals klagen, dass es viel zu klein sei. So klein, dass nicht einmal die eigene Bücher- oder Gewürze-Sammlung reinpasse. Die im Übrigen aus zwei Büchern bzw. zwölf Gewürzen, die im Zuge eines anderen Onlinekaufs erworben worden sind, bestehen.

Das Trio umkreist das Regal – verbal und körperlich. Ja in der letzteren Dimension erklimmen die drei abwechselnd sogar die Bretter, die das Stück bedeuten, Geue bzw. Simon entrollen dabei ihre zuvor die ganze Zeit eingewickelten urlangen Hosenbeine (Bühne & Kostüm: Tanja Maderner). Nicht zuletzt, um nochmals die Größe des Ungetüms, zur Geltung kommen zu lassen – als Gegensatz zwischen Realität und dem was sie selber darüber verbreiten.

Spruch„weisheiten“

Das Regal ist übrigens so groß, dass es tatsächlich erst auf der Bühne zusammengebaut werden konnte, weil es so wie es da steht durch keine Türe hindurch transportiert werden hätte können. Apropos Tür – neben dem Regal sind auch so manche Allerwelts-„Sprüche“ Thema des ironischen Zerlegens an diesem Abend wie „wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich sicher woanders mindestens eine andere“ oder „wenn du glaubst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her“, „andere Mütter haben auch schöne Söhne“… In null komma nix mit wenigen Sätzen, oft nur Andeutungen nehmen die drei Schauspieler:innen diese und solche „Weisheiten“ auseinander. Und zeigen damit, dass sinnbefreite Sager nicht eine Erfindung des Social-Media-Zeitalters sind.

Aber auch den bitteren Nachgeschmack zurücklassen, dass es sich dabei um First-first-World-Problems handelt.

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Szenenfoto aus "Peterchens und Annelieses Mondfahrt" im Dschungel Wien

Viele tierliebende, mutige Kinder reisen hier mit

Als „Peterchens Mondfahrt oder wie Anna und ihr Bruder Peter das Universum retten“ lief das 120 Jahre alte und doch so junge Märchen vor knapp mehr als einem halben Jah in den Kinos. Nun spielt sich die Geschichte – mit viel Live-Musik und einer Rahmenhandlung, die das Theater selber witzig anspricht – im Dschungel Wien als „Peterchens und Annelieses Mondfahrt“ ab.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Peterchens und Annelieses Mondfahrt“ im Dschungel Wien

Live-Musik

In Ecken, an der Seite und in der Mitte der hinteren Bühnenwand stechen beim Betreten des großen Saals im Theaterhaus für junges Publikum im Wiener MuseumsQuartier hohe und ein noch höheres Podest ins Auge – besetzt mit Instrumenten und vier Musiker:innen. In der hinteren linken Ecke – vom Publikum aus betrachtet: Eine ganze Batterie an Schlaginstrumenten vom Schlagzeug über Metallophon und rund um hängende, beim Schlagen klingende Teile (bedient von Raphael Meinhart). In der rechten Ecke: Michael Tiefenbacher, Herr über etliche Tasteninstrumente. An der rechten Seite noch Maiken Beer am Violoncello. Leicht rätselhaft lehnt am Fuß ihres Musikpodests ein zweites Cello – das sich im Verlauf der 1 ¼-stündigen Vorstellung in ein Fluggerät verwandeln wird. Als Vierter im Bunde thront noch viel höher hinten in der Mitte Daniel Riegler, Leiter des Dan-Ensembles, der die Musik zu diesem Stück komponiert hat und selbst verschiedene Blasinstrumente, vor allem Posaunen spielt. Die Musik ist hier mehr als nur atmosphärische Untermalung verschiedenster Szenen, sie ist immer wieder ein eigenständiges schauspielerisches Element (Konzept, Regie: Corinne Eckenstein, die Leiterin des Dschungel Wien, die auch gemeinsam mit Regie-Assistentin Sophie Freimüller und Schauspielerin Cecilia Kukua die Textfassung geschrieben hat). Kurzzeitig schlüpfen Musiker:innen sogar in schauspielerische Rollen – insbesondere der Naturgewalten – Donnerhans, Sturmliese, Regenfritz …

Grundgeschichte bleibt: Tierliebende, mutige Kinder gesucht

Die Grundgeschichte ist die aus dem Original. Maikäfer Sumsemann hat wie seine Vorfahr:innen nur fünf Beine. Als ein Holzdieb sonntags eine Birke umhackte, traf er dabei das sechste Bein. Das ist auf dem Mond, denn dorthin hat die Fee der Nacht den Dieb samt seinem gestohlenen Holz – und in dem Fall auch dem sechsten Maikäferbein – verbannt. Erst ein Flug zum Mond kann für Sumsemann und seine Nachkommen wieder die üblichen sechs Beinchen bringen. Abgesehen davon, dass der Maikäfer nicht so besonders mutig ist, bräuchte es zwei Kinder, die noch nie einem Tier etwas zuleide getan haben, um die Maikäfer’sche Extremität zu retten.

Weg mit den Insekten, oder?

Der Maikäfer-Darsteller Felix Werner-Tutschku versucht sich schon vor der Vorstellung mit Kindern anzufreunden, indem er in seinem Kostüm die Wartenden vor dem Saal-Eingang begrüßt und einstimmt. Drinnen hat er’s anfangs ohnehin nicht so leicht. Neu ins Spiel hat die Regisseurin eine hantige Theaterinspizientin (Cecilia Kukua, die später ncoh die Nachfee, den großen (Eis-)Bären und andere spielt) eingebaut. Die will mit dem Meister an den Licht- und Tonreglern Hannes Röbisch eigentlich die Lichtstimmung für eine Vorstellung durchgehen, ausprobieren und nicht gestört werden, noch dazu von einem Insekt.

Der Maikäfer lässt sich zwar verjagen, aber nicht endgültig, kommt zurück und bringt doch sein Schicksal und den Weg zur Rettung an. Mutige, vor allem tierleibe Kinder braucht er.

Mitreisende

Und lädt dazu die anwesenden im Publikum ein. Auch wenn viele „ja“ und einige „nein“ rufen, geht das Spiel weiter: Lasst euch ein auf eine Traumreise.

Zur Unterstützung wird ganz schön und üppig von den beiden Darsteller:innen gespielt. Ach ja, Peterchen und Anneliese kommen auch vor – als 2D-Figurenim Stile von Kinderzeichnungen – abwechselnd bedient von Werner-Tutschku und Kukua. Letztere ziert sich anfangs, lässt sich aber, wenn sie die Fee spielen darf, auf die (Flug-)Reise ein. Das schon erwähnte – ausrangierte wie die Musikerin nach der Vorstellung betont – Cello wird zum Space-Shuttle. Ein irre langer silbrig glänzender Stoff wird nicht nur zur Schleppe der Fee, sondern gleich zur glitzer-glänzenden Milchstraße (Ausstattung: Gerti Rindler-Schantl). Viele große und kleine leuchtende Bälle – von den Musikpodesten auf die Bühne geschossen – verwandeln diese in die Sternenwiese – einen Zwischenhalt auf dem Flug zum Mond.

Mondrakete

Auf dem Mond selbst braucht’s noch mal viel Mut, um den grantigen Mondmann von der Herausgabe des Sumsemann’schen Beinchens zu bewegen – und davor einen Flug mit einer Rakete vom Mondboden zu jenem Berg, auf dem der Herr über den Erdtrabanten wohnt. Warum diese Rakete just den Namen Apollo 13 bekommen hat? Also ausgerechnet jener Mission, die nicht auf dem Mond landen konnte, sondern durch die Explosion des Sauerstofftanks und den berühmten – meist nicht ganz richtig zitierten – Spruch „Houston, wir haben gerade ein Problem gehabt“ berühmt geworden ist? Ebenso unerklärlich wie die Behauptung, auf dem Mond gäbe es keine Schwerkraft.

Viel zu wenige urur-

Aber diese Dinge tun der diesjährigen Weihnachtsproduktion im Dschungel Wien – der jeweils einzigen der Saison mit langer Laufzeit (diesmal bis 6. Jänner 2023) ebenso wenig Abbruch wie die Beschränkung auf sechs ur bei der Aufzählung von Sumsemanns Vorfahren. Die Aufzählung der Ururur- und so weiter würde in Wahrheit nicht ausreichen, ist doch die Rede von vor 468 Jahren was bei der wenige Wochen dauernden Lebenserwartung … naja!

Natürlich: Happy End und rechtzeitige Landung auf der Erde, bevor die Sonne die beiden Kinder aus ihren Betten holt. Eine schöne runde Sache und vielleicht das Erstaunen, dass ein Autor schon 1912 gegen das Abholzen von Bäumen einerseits und auf die Natur- und Tierleibe von Kindern setzte – und heute noch viel mehr auf diese Kraft gehofft, gesetzt werden muss.

Riki Lorenz als 7-Jährige in der Rolle des Maikäfers Sumsemann auf der Bühen des Theaters der Jugend in Wien (1957)
Riki Lorenz als 7-Jährige in der Rolle des Maikäfers Sumsemann auf der Bühen des Theaters der Jugend in Wien (1957)

Vor 65 Jahren

Im Publikum am Sonntagnachmittag saß unter anderem Riki Lorenz, die mit ihrem Enkel Emil und dessen Eltern die Vorstellung besuchte. Davor verriet sie Kinder I Jugend I Kultur I und mehr… „Ich hab den Maikäfer 1957 als siebenjähriges Kind auf der Bühne des Renaissance-Theaters (das große der beiden Häuser des Theaters der Jugend) gespielt.“ Ab dem Alter von vier Jahren habe sie den Ballettkurs im Dianabad bei Ruth Maria Bachheimer besucht.

„Unsere Kindertanzgruppe wurde immer wieder vom Theater der Jugend geholt, beim Stück „Basiliskenhaus“ haben wir zum Beispiel die schwarze Wolke getanzt, wenn der Basilisk aus seinem Brunnen die giftigen Gase rausgeblasen hat. Bei Peterchens Mondfahrt war ich der Herr Sumsemann.“ Und Frau Lorenz mailte KiJuKu ein Privatfoto von einer der Aufführungen, bei der sie zu sehen ist – das wir veröffentlichen dürfen.

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Gruppenfot der Mitwirkenden von
Gruppenfot der Mitwirkenden von „Peterchens und Annelieses Mondfahrt“ im Dschungel Wien