Nachhaltigkeit ist ein Begriff, ja ein Prinzip, von dem seit einigen Jahren allüberall die Rede ist. Bei Jugend Innovativ gibt es schon seit vielen Jahren einerseits eine Kategorie, die sich diesem Thema widmet; ursprünglich als „Kilmaschutzinitiative“ in Zusammenarbeit mit einer großen Bankenkette, dann auf Sustainability – entsprechend der anderen englischsprachigen Bezeichnungen – umbenannt.
Seit einigen Jahren finden sich Nachhaltigkeits-Überlegungen übrigens auch bei vielen Projekten anderer Kategorien – insbesondere bei Engineering sowie unternehmerischen (Entrepreneurship) – siehe die bisher erschienen Berichte über die anderen sechs Kategorien 😉
Doch hier geht es um die fünf Final-Teams, die ihre Arbeiten bewusst für Sustainability eingereicht haben – ach ja, obwohl die Preisträgerinnen längst feststehen – siehe Bericht darüber, Link am Ende des Beitrages – werden die Projekte auch hier in der Reihenfolge der Liste der Organisatorinnen dargestellt.
Besonders im Sommer und um die Mittagszeit fällt natürlich viel Strom aus der kraft der Sonne an. Speicher von Photovoltaikanlagen sind daher fast „übervoll“, können Energie nicht mehr speichern. Jakob Stadler, Manuel Klär und Felix Stadler aus der HTBLA Neufelden (Oberösterreich) ersannen eine Möglichkeit, dass der gespeicherte Strom nicht erst am Ende, sondern gleich von Anfang an, bevor die Speicher noch voll sind, ins Netz eingespeist werden könnte. Die programmierte Simulation der Steuerung verknüpften sie in ihrem Projekt „PV-Management mit Prognose & Getreidetrocknung“ mit der einer Getreidetrocknungsanlage, die von dieser Sonnenenergie versorgt werden könnte.
… lautet der Titel der Arbeit von Alexander Flassig und Konstantin Wolf aus der HTBLVA Pinkafeld (Burgenland), der das Projekt aber nicht wirklich annähernd beschreibt. Ankarimalaza ist ein Ort an der Ostküste der afrikanischen Insel Madagaskar. Für den Entwicklungshilfeverein „Vanilla Aid“ sollten die beiden eine Wasserversorgungsanlage konzipieren – samt der Analyse von Wasser- und Bodenproben und möglicher Varianten einer solchen Anlage.
Die beiden Schüler kamen jedoch – durch einen Lokalaugenschein eines der Lehrer drauf, das – allein – würde nicht reichen. Viele Bewohner:innen holen ihr Wasser aus dem sumpfigen Fluss in der Nähe, gebaute Brunnen mit sauberem Wasser aus der Tiefe werden daher gar nicht instandgehalten. „Das wirklich Problem“, so Konstantin Wolf zu Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…, „ist mangelnde Bildung, weil die meisten Kinder nicht in die Schule gehen können, sondern arbeiten müssen, um die Familien mit zu ernähren. Daher haben wir uns überlegt, wie beiden gleichzeitig geholfen werden kann – den Kindern und den Familien. Wir wollen, dass jedes Kind, das in die Schule geht, ein von der Entwicklungshilfeorganisation finanziertes Nutztier bekommt; etwa ein Huhn, dann hätte die Familie Eier.
Ähnlich wie „Agrarbot“ – siehe Kategorie Engineering II – soll die Entwicklung „Green Guardian“ von Schüler:innen der HTL Mössingerstraße (Klagenfurt, Kärnten) Unkraut von Nutzpflanzen automatisch unterscheiden, und erstere auf Feldern vernichten.
„Wir arbeiten mit Strom“, erklärt Anna-Lena Lubach kurz auf den Punkt gebracht den Unterschied der Vorgangsweise des Roboters, den sie gemeinsam mit Niklas Ebner und Luca Piskernig ausgedacht, gebaut und programmiert hat. Das Trio „fütterte“ die Maschine mit unzähligen Fotos von Nutzpflanzen sowie Unkraut, mit Hilfe von KI lernt der geländegängige Roboter die voneinander zu unterscheiden. Bei letzteren aktiviert er Hochspannungs-Laser – was den Einsatz von chemischen Unkrautvertilgungsmitteln unnötig macht.
Achja, im Sinne der Nachhaltigkeit fährt „Green Guardian“ mit Strom aus einer kleinen PV-Anlage auf dem Roboter-„Rücken“.
Bei so manchen Projekten von Schüler:innen im Bundesfinale von Jugend Innovativ taucht spontan die Frage auf: Wieso ist da bisher niemand draufgekommen? Besonders massiv erfolgt dies beim Projekt der beiden Linzer HTL-Schülerinnen Anna Gasselseder und Anja Hönegger auf.
Ein Engpass bei der Versorgung mit Energie bzw. im Fall von Black-Outs sind Transformatoren, die den über Hochspannungsleitungen transportieren Strom auf jene niedrige Spannung umwandeln, der in Haushalts- und anderen Geräten verträglich ist. Wartezeiten auf neue Transformatoren sind bis zu fünf Jahre, sie sind obendrein sehr teuer.
Die beiden genannten Schülerinnen hatten folgenden Gedanken, den sie in ihrem Diplomprojekt ausführlich behandelten und zu Ende führten – einschließlich der Programmierung der dafür notwenigen Software: „Wir schalten bis zu vier Transformatoren parallel.“
Mit Hilfe von „ParFormer – A Calculation Tool for the Energy Transition“ können Spannungen und Lastflüsse berechnet, Netzschwankungen simuliert und Überlastungen vermieden werden. Netz Oberösterreich hat an der Arbeit der beiden großes Interesse gezeigt, berichten die beiden jungen Frauen dem Reporter.
Was ist Nachhaltigkeit, was sind vor allem die sogenannten 17 SDG-Ziele, wofür steht das oft verwendete Kürzel überhaupt?
Sustainable Development Goals – Nachhaltigkeitsziele auf die sich die Staaten der Welt in der UNO vor rund zehn Jahren (2016) geeinigt haben.
Jetzt können die auswendig gelernt und runter„gebetet“ werden, aber bringt das was?
Eher weniger, dachten sich Leo Mühlböck, Benjamin Edlinger, Leander List und Kacper Bohaczyk vom Wiener TGM (diese HTL heißt noch immer so, obwohl das Kürzel für Technologisches GewerbeMuseum steht). Mit „sustAInableEducation“ – wobei das AI natürlich für die englische Abkürzung von Künstlicher Intelligenz steht – ist eine damit programmierte Lernplattform in Sachen Nachhaltigkeit.
Der Quiz soll tatsächlich Wissen abfragen und – mit richtigen Antworten – erzeugen. Dabei wird nicht auf Ankreuzerln und Multiple Choice gesetzt, sondern „unser Quiz basiert auf Storys, in die Nachhaltigkeits-Themen eingebaut sind und wo du dann immer wieder an Entscheidungspunkte kommst, wo es auf dein entsprechendes Wissen ankommt.“
Die vier Jugendlichen haben ihre fragende lernplattform auch schon bei Schüler:innen einer ersten und einer fünften Klasse des Gymnasiums Ödenburger-Straße im benachbarten Bezirk Floridsdorf ausgetestet, um daraus selbst für Adaptierungen zu lernen.
Mit dem Beginn des Titels ihres Projekts hatten die Jugendlichen aus dem BRG Schloss Wagrain im oberösterreichischen Vöcklabruck schon ihren Spitznamen für viele ihrer Final-Kolleg:innen schon weg: „Seid ihr die Hexen?“, tönte es mehrfach in der Expedithalle der ehemaligen Brotfabrik in Wien-Favoriten.
Mit „Hexen, Heiler und Schamanen – vergessenes Wissen modern interpretiert“ haben sich Carolin Bayer, Isabell Bayer, Tamara Demeter, Jana Haslinger, Lukas Mayr, Kilian Pouget, Marlene Sageder, Julia Schiller, Hannah Strasser, Martin Uhlir, Tobias Wagner und Eva Waldl eben genau damit wissenschaftlich auseinandergesetzt. Hilft das Pech aus dem Baumharz, zu einer Salbe verarbeitet, hat das abgestreifte Sekret von der Haut von Erdkröten wirklich antibiotische Wirkung? Was können Johanniskraut oder Ringelblumen und vieles mehr?
Die Jugendlichen untersuchten die Substanzen mit wissenschaftlicher Akribie und mit Hilfe von Geräten – Agar-Diffusionstest, LD 50, Dünnschicht-Chromatografie… und meinten gegenüber Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… ihre Ergebnisse zusammenfassend: „So stark wie oft behauptet, sind die heilenden Wirkungen nicht, ein bisschen antibiotische Wirkung hat das Erdkrötensekret schon und auch Knoblauch und Zwiebel helfen – aber nicht so besonders viel.“
Weil die Sojabohnen bei uns nicht heimisch sind, müssen sie gegen hier vorkommende Bakterien sozusagen geimpft werden. Das passiert schon – nach einem patentierten Verfahren eines Unternehmens. Was die Firma (Ensemo) nicht wusste / weiß: Was genau ändert sich durch die Seed-injektion auch „Inkulierungsstrategie“ genannt. Das wollten sie von Jugendlichen der HBLFA Francisco Josephinum im niederösterreichischen Wieselburg herausfinden lassen.
Lea Bauer, Karoline Pernkopf, Magdalena Mayer und Linda Ziegelwanger säten für ihr Projekt „Einfluss unterschiedlicher Inokulierungsstrategien auf die Sojabohne“ Samen auf dem schuleigenen Versuchsfeld und entnahmen regelmäßig proben, um sie im Labor zu untersuchen. Wobei die Schülerinnen nicht nur die von der Firme „be-spritzten“ Sojabohnen untersuchten, sondern mit anderen Methoden experimentierten. „Wir haben den Wirkstoff zum Beispiel auf die Samen aufgebracht, statt sie zu impfen. Unsere Arbeit war die genaue Analyse aller möglichen Werte wie Stickstoffgehalt und anderer.“
Die Brustkrebserkrankung der eigenen Uroma war der Antrieb für die Schülerin der Salzburger HTLuVA Viktoria Marie Versnik sich der Forschung in diesem Bereich zu widmen.
Chemotherapien helfen in hohem Ausmaß gegen diesen Krebs, aber ein Stoff, der vom vietnamesischen Käseholzbaum gewonnen wird, könnte auch helfen – mit weniger negativen Nebenwirkungen als Chemo.In einem Praktikum an der privaten Paracelsus Medizin-Uni begann sie ihre wissenschaftliche Arbeit „BreastCancer Care – Entwicklung einer Methode zur Brustkrebstherapie“, die sei mit ihrem Diplomprojekt fortsetzte: Aus dem vietnamesischen Käseholzbaum kann ein Stoff mit dem technischen Namen MF-15 gewonnen werden, der therapeutisch gegen Brustkrebszellen eingesetzt werden kann.
In ihrer Arbeit untersuchte die Schülerin anhand von 7500 Zellen unter Zugabe unterschiedlicher Dosen dieses Käseholzbaum-Extraktes die Wirkung. Und das stimmte sie – und ihre universitären Partner:innen hoffnungsfroh. „Mein Uroma (98½ Jahre) wollte immer wieder auch über den Fortschritt meiner Arbeit informiert werden“ und hat regen Anteil an der Arbeit der Urenkelin genommen.
Bis ein daraus entwickeltes Medikament allerdings zum Einsatz kommen darf, brauche es natürlich klinische Studien, so die Schülerin.
Laserstrahlen mit denen scharf geschnitten werden kann, stammen aus einem sehr schmalen Bereich von Lichtfrequenz, sind sogenanntes monochromatisches oder einfärbiges Licht, das aus dem breiten bunten Spektrum des eingefangenen Lichts herausgefiltert werden muss.
Mehr vom farbigen Licht für solche, einfärbigen, dichten Strahlen zu nutzen, nahmen sich Andreas Walter, Jonas Stadelmann und Alexander Pflegerl aus der HTL Bregenz vor. Das Trio – jeder aus einer anderen Klasse – kannte sich schon von einem Projekt für die First Lego League, bei dem sie Sonnenenergie direkt aus dem Weltraum holten (Spacebased Solar Power).
In einer Versuchsanordnung an der sie tüftelten und die sie auch bauten kamen sie zum Schluss, die Molekülmechanik der Lichtstrahlen zu verändern. Mit „Prism“ so ihr projekt-Titel könnte der bestmögliche Wirkungsgrad der Umwandlung von buntem in einfärbiges scharf und gezielt schneidendes Licht erfolgen. Zur Anordnung der erforderlichen „Lichtwandler“ programmierten die drei Schüler noch eine quantenmechanische Simulation mit selbstlernendem Algorithmus.
Robin Luger und Nils Moosbrunner von der HTL Dornbirn (Vorarlberg) haben ihr Projekt mit dem nicht ganz einfachen Titel „HydroGuard – Transientenbetrieb von Zinnoxid-Gassensoren zur selektiven Wasserstoffdetektion“ an und mit der Montanuni Leoben (Steiermark) durchgeführt. Der „Wasser-Wächter“ ist ein Sensor, den die beiden so modifizierten, dass bei einem Leck in einer Gasleitung, bei dem verschiedene Gase entweichen, durch gezielte Temperaturwechsel jedes einzelne erkannt werden kann.
„Unser Sensor kostet wenige Cent im Vergleich zu kommerziellen Sensoren um einige Hundert Euro“, so die beiden Schüler zu Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…
Was auf den ersten Blick vielleicht aussehen mag wie ein überkandidelter High-Tech-Sechs-Eierkocher ist eine medizin-technische Entwicklung der vier Schülerinnen der HTLuVA Salzburg Leticia Schubert, Paula Schachinger, Julia Wimmer und Katharina Reindl. Ihre Apparatur misst – und das automatisch und ohne immer wieder den Deckel öffnen zu müssen, um nachzuschauen, wie sich die Gabe von Medikamenten gegen das Wachstum von Blutgefäßen an den Eiern im Frühstadium – den ersten sieben Tagen – der Brut auswirkt.
Wachsen Blutgefäße beeinträchtigen sie Sehnen. Medikamente können ersteres be- bzw. verhindern. Das haben Forscherinnen und Forscher des Institut für Sehnen- und Knochenregeneration der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg zwar auch beobachten können, aber bisher einzeln und immer wieder einzeln ins jeweilige Ein reinschauen müssen. Die vier Jugendlichen entwickelten – und bauten mit „OvoView“ ein Gerät plus Software, das diese Entwicklung – ohne den Deckel heben zu müssen und damit möglicherweise den Prozess oder das Wachstum der Küken zu beeinflussen – mit Hilfe einer Kamera festhält. Diese Bilder lassen die Schülerinnen von bildverarbeitenden Algorithmen gleich analysieren wobei Farben gefiltert und Kontraste verstärkt werden.
Heben drei Jugendliche in der Katgorie Design ein praktisches mechanisches Aufwickel-Gerät für Feuerwehrschläuche entwickelt, so dachten sich drei andere Schüler – aus der HTL Braunau (Oberösterreich) – eine digitale Hilfe für den direkten Einsatz in großen, mitunter unübersichtlichen Gebäuden ersonnen und programmiert.
Unglaublich ist’s bisher, was Felix Auer, Konstantin Bandat und Elias Mutter dem Journalisten zeigen: Das was im Wiener Dialekt „Kaszettl“ genannt wird, halten sie ihm vor Augen und Kamera – ungefähr A7-klein (ein A4-Blatt drei Mal je in der Hälfte gefaltet) gibt an, welcher Brandmelder Feueralarm ausgelöst hat – mit ungefährem Standort.
Von öffentlichen Gebäuden, ob Krankenhäuser, Schulen oder auch Bürokomplexen gibt es digitalisierte Pläne. Und die nahmen sich die drei Schüler her. „Wir haben sie mit Hilfe einer KI und einem dafür programmierten Filter aber vereinfacht: Beim Einsatz sind viele grafische Informationen nicht wichtig, es geht doch darum, möglichst rasch zum Brandherd zu kommen, das kann mitunter Leben retten!“
In „Helios“ wie sie ihr Projekt nach dem griechischen Sonnengott und Himmels-Wagenlenker nannten, werden nun die schematischen Innenpläne der Gebäude auf einem eigens gebauten mobilen Endgerät mit Display angezeigt und bringen die Feuerwehrleute raschestmöglich zu jenem Brandmelder, der den Alarm ausgelöst hat.
Übrigens, einer des Trios, Konstantin Bandat wird nun nach der Matura seinen Zivildienst bei der Braunauer Feuerwehr leisten, um die Umsetzung des Projekts abschließen zu können.
Politik – ein garstiges Geschäft, meinen viele. Nicht wenige in diesem aber entscheidenden Feld Tätige befördern dies durch ihr Agieren und / oder ihre Äußerungen. Was zu dem Phänomen führt, das „Politikverdrossenheit“ genannt wird, aber eher Politiker:innen-Verdrossenheit heißen müsste. Denn als der Schulsprecher der HTL Hollabrunn (Niederösterreich), Clemens Bauer, über seine Arbeit regelmäßig auf Social Media informierte, stiegen seine Zustimmungswerte enorm, berichtet er über die Anfänge des Projektes „Somes“ (Social Media Frames).
Gemeinsam mit den ebenfalls an Politik, insbesondere österreichischer Innenpolitik interessierten Mitschülern Tim Herbst, Florian Nagy und Lukas Zöhrer woll(t)en sie mit übersichtlicher, vereinfachter Darstellung von Fakten zum Beispiel über das Abstimmungsverhalten der 183 Abgeordneten im Nationalrat informieren statt polemisieren.
„Klar, auf der Homepage des Parlaments findest du viele Informationen, aber selbst wenn du – wie wir – interessiert bist, ist es schon seeeehr kompliziert“, meinen die Burschen und gaben auf dem Laptop an ihrem Stand den einen oder anderen Einblick in die übersichtlich gestaltete Website: somes.at/alpha
Gabriel Vogler, David Koch, Bastian Uhlig und Julian Burger stehen vor, neben und hinter einer mehrere Tische umfassenden Versuchsanordnung mit offenen und geschlossenen Behältern mit Wasser, Schläuchen, Drähten und Computern. Mit „Fenrir – Zum Schutz von OT (Operational Technology)-Netzwerken“ simulieren die vier Schüler der HTL Rennweg – eines von sieben (!) Teams aus dieser Wiener Schule im diesjährigen Jugend-Innovativ-Finale – eine Kläranlage. Aber nicht wie eine solche funktioniert oder verbessert werden könnte, haben sie sich zur Aufgabe gestellt, sondern die Abwehr von Angriffen auf Hard- und Software (Operational Technology), also einer Cyber-Attacke nicht nur auf die Software einer solchen Anlage, sondern auch die mechanischen Teile.
Auswendig lernen statt Inhalte zu verstehen – ist wohl allen aus der Schule bekannt, solchen, die noch dort sind und all jenen, die diese Phase ihres Leben schon (laaaange9 hinter sich haben. Das Notensystem befördert dies noch dazu.
Auch durch Einsatz digitaler Mittel hat sich das Prinzip kaum geändert. Julia Mayer, Viktoria Huemer und Dominik Illich von der IT-HTL Ybbs an der Donau woll(t)en diese Grundhaltung mit ihrer Lern-App Quivio, in die sie auch Künstliche Intelligenz einbauten, ändern.
So gibt es keine Auswahl-Antwortmöglichkeiten auf Fragen (Multiple Choice), sondern Verständnisfragen und die Möglichkeit bzw. das Erfordernis, in eigenen Worten und differenziert Fragen zu beantworten. Und die KI kann rückmelden, dass vielleicht Teile der Antwort richtig sein, andere nicht, aber samt der Anmerkung, was, warum nicht stimmt und wie es korrekt wäre bzw. ist.
Das Trio will den Quellcode für „Quivio“ unter einer Open-Source-Lizenz veröffentlichen, damit andere vielleicht diese KI-basierte Lern-App weiter entwickeln können.
Intensive, bewgende, berührende Tanz-performance „Vakuum“ beim internationalen Festival für junges Publikum in Linz; KiJuKU-Schäxpir-Berichte Teil 8.
Michela Galiceanu, eine der vier Tänzer:innen der folgenden Performance „Vakuum“ von Potpourri Dance begrüßt – mitten auf der Bühne stehend mit Mikrophon die ankommenden Zuschauer:innen, ob in Gruppen oder einzeln. Freut sich spürbar, wenn die eine oder der andere darauf auch direkt reagiert.
Auf einander reagieren, das gilt für (Tanz-)Theater natürlich immer, in dieser dichten, heftigen ¾ Stunde erst recht. Unmittelbar. Erste Runde der unterschiedlichen Phasen der vom House-Dance kommenden, auch Hip-Hop-Elemente wie Breakdance, Locking, sowie afro- und lateinamerikanische Elemente einbauenden Körper-Akrobat:innen sind abwechselnde 1:1-Battles. Die eingangs Genannte ist zunächst Judge (Punkte-)Richterin, aber auch indieser Rolle wechselt sie sich mit Dominique Elenga, Rafael Hellweg und Rosa Perl ab. Die vier haben die Choreos gemeinsam mit Farah Deen, Olivia Mitterhuemer entwickelt. Diese beiden hatten die Idee und leite(te)n das Projekt künstlerisch.
Und – so berichten sie in einem rund zehnminütigen Gespräch vor der Vorstellung – sie haben in Salzburg mit Jugendlichen aus vier Schulen Workshops abgehalten. Dabei ging es zwar auch um Tanzen, aber in erster Linie um jene Themen, die die Schülerin beweg(t)en. DRUCK – von dem, ständig Leistungen erbringen zu müssen über jenen, immer im Vergleich mit anderen zu sein – off- und online – sowie gesellschaftspolitischem. Und das war schon deutlich nach der Corona-Pandemie als die Workshops stattgefunden haben.
Den Input von den Jugendlichen brachten die beiden Leiterinnen in den Probenprozess mit den vier Tänzer:innen, die einander alle vorher nicht gekannt hatten, ein. „und wir haben auch unsere eigenen Perspektiven mit eingebracht“, erzählen die vier im Nachgespräch unmittelbar nach der auspowernden Aufführung.
Die unterschiedlichsten Formen von Druck sind noch viel stärker als in den Eröffnungsbattles in anderen Phasen zu erleben. Am heftigsten, wenn die vier in Super-Zeitlupe sich immer wieder auch synchron bewegen, minutenlang das eine oder andere Bein heben und verrenkt die Balance halten. Noch ärger in jener Szene, als sie fast keine Luft zum Atmen haben – und damit der gesamte Raum im Theater Phönix beim Linzer Schäxpir-Festival in gefühlt ewiger Stille verharrt.
Krass, dass die zweite der Aufführungen praktisch zeitgleich mit dem School-Shooting im Grazer BORG Dreierschützengasse stattgefunden hat.
Compliance-Hinweise: Das Festival Schäxpir hat Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… für vier Tage dieses Theaterfestivals für junges Publikum nach Linz eingeladen.
Wie soll oder könnte ich reagieren – in einer schwierigen, komplizierten, peinlichen oder wie auch immer nicht einfachen Situation?
Hast du dir / haben Sie sich schon einmal so etwas gefragt? Darüber Gedanken gemacht? Wahrscheinlich hat sich jede und jeder schon das eine oder andere Mal geärgert: „Ach, da hätte ich das doch heftiger oder entspannter, jedenfalls genau anders machen sollen…
Aber wie?
Nun, dafür gibt es derzeit – bis zum Ende des Schäxpir-Festivals – internationales Theater für (vor allem) junges Publikum – eine spannende, witzige Gelegenheit. BFAR – Büro für angemessene Reaktionen.
Acht Kinder und junge Jugendliche sind mit dem JES – Junges Ensemble Stuttgart – nach Linz gekommen: Charlotte, Frieda, Gesa, Greta, Josefine, Levi, Matilda, Vilna. Sie arbeiten inmitten von mobilen, flexiblen Wänden in Kojen mit Abteilungen, zwischen Karton-Kisten für und mit Akten, Schreibmaschine, Schredder, einer „Rohrpost“.
Am Start-Schalter empfängt dich eine der – mit hell-lila Kappe und ebenso gefärbten gerade aktuellen Schwebe-Patschen ausgestatten – Büro-Mitarbeiter:innen, dein Akt wird erstellt.
Kannst du dich an eine Situation erinnern, in der du gern anders gehandelt hättest, kannst du gleich zur Beratung. Fällt dir nichts ein oder traust du dich nicht eine solche Begebenheit preiszugeben, darfst du ins Archiv mit schon gesammelten Fällen und dich von einem dieser Akten inspirieren lassen.
In der Erstberatung geht es weniger um deinen „Fall“, sondern anhand von Tier-Bildern wird unter anderem erfragt, wie du allgemein reagierst; eher wie eine giftige Schlange oder eine Eule oder …
In einem der beiden Reaktor-Räumen kannst du dann deinen Fall besprechen. Wenn du willst, wirst du eingeladen, die entsprechende Situation nochmals hier unter den „Labor“-Bedingungen ohne den Stress durchzuspielen. Die Kinder bieten – zumindest taten sie bei dem hier rezensierenden Probanden – an, dass eine oder einer in deine Rolle damals schlüpft und du von außen zusehen kannst, wie eine andere, eine angemessene Reaktion, ablaufen könnte…
In einem weiteren Reaktor-Raum kannst du eine Art Telefonberatung durchspielen, oder etwas dazu schreiben, das du vielleicht gleich schreddern willst oder auch eine Postkarte an wen auch immer verfassen. Gegen Ende wird, so du zustimmst, dein Akt per Rohrpost – ein Laubbläser an einem durchsichtigen langen, breiten Schlauch, ins Archiv befördert und dort – entsprechend dem Inhalt in eine der Box eingeordnet.
Erleichtert für kommende herausfordernden Situationen, kannst du nach der ernsthaften, kompetenten und doch von Witz durchzogenen „Behandlung“ dieses Büro verlassen.
Dieses BFAR ist im Glaskubus am Linzer O.K.-Platz (für Offenes Kulturhaus) gegenüber dem Container mit Infos und Tickets fürs Schäxpir-Festival und angrenzend an das im Ursulinenhof gelegene Festival-Büro untergebracht.
Bobby und Chalodde – so ihre Spitznamen – sind zwei BFAR-Mitarbeiterinnen, die Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… ein bisschen zur Entstehungsgeschichte dieses „Büros“ erzählen: „Schon im Oktober des Vorjahres wurden wir vom JES, bei dem wir alle Theater-Workshops machen, gefragt, ob wir Lust haben, bei so einer Aktion mitmachen wollen. Im Herbst haben wir dann intensiv über Reaktionen geforscht, darüber viel geredet, Interviews mit Leuten geführt, die Erfahrungen mit Konflikten haben, und dann begonnen, verschiedene Situationen durchzuspielen. Im Jänner und Februar haben wir dann viel öfter geübt, weil wir dieses Büro schon in Stuttgart, nicht im Theaterhaus, sondern im Clubtopia, einem leeren Lokal, schon einmal aufgebaut hatten. Da waren zum Teil auch andere Kinder dabei. Wir haben auch besprochen und durchgespielt, was wir tun können, wenn jemand aggressiv wird. Dann können wir uns auch eine der Erwachsenen wenden, mit denen wir das BFAR aufgebaut haben (Larissa, Lilly, Frederic).
Wäre spannend, so eine Einrichtung nicht nur im Rahmen eines Theaterfestivals und nicht nur für bereits interessierte Besucher:innen, die das schon bewusst buchen, zu eröffnen 😉
Compliance-Hinweise: Das Festival Schäxpir hat Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… für vier Tage dieses Theaterfestivals für junges Publikum nach Linz eingeladen.
Ein Wald voller weißer, eleganter Kleider. Die meisten hängen in unterschiedlicher Höhe von der Decke, eines auf einem umgedrehten schwarzen Schirm, ein anderes scheint zu stehen. Auf dem Boden liegen viele Äpfel. In einem eingezäunten Geviert warten mehrere Dutzend kleinwunzige und große Kreisel darauf, von den Besucher:innen der interaktiven Ausstellung „Was ist, was war, was wäre“ in Schwung gesetzt zu werden. Mit den Drehungen ertönen auch unterschiedliche Klänge.
An anderen Stellen, meist neben oder unter einem der Kleider können die Gäst:innen zeichnen, Türme bauen, sich mit Pappteller-GesichtsMasken in unterschiedlichsten Stimmungen durchschauen und vieles mehr. Die Aktions-Stationen sind jeweils mit Fragen rund um Theater verknüpft: „Sollte Theater verführen? Oder soll es ärgern, provozieren, verwirren?“
Die interaktive Ausstellung war Teil des Theaterfestivals für junges Publikum in Linz (Schäxpir, Ausgabe 13) – im „Sonnenstein-Loft“ nahe dem Ars Electronica Center.
„Ist das Theater ein Haus, wo wir träumen dürfen? Können wir im Theater Ideen und Wünsche fliegen lassen? Kann das Theater ein Haus sein wo mehrere Realitäten in Zeit und Raum schweben können?“ Und dazu die Bitte: „Nimm ein farbiges Papier. Schenk uns einen Wunsch fürs Theater oder für die Welt.“
Mit dem Attribut „magisch“ fürs Theater liegen Papier und Pinsel bereit, dazu Schälchen „nur“ mit Wasser – malst du Bilder, verflüchtigen die sich rasch – wie mitunter Figuren und Szenen auf der Bühne. Die vielleicht dennoch einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Möglicherweise auch dein Wasser-ohne-Farben-Bild 😉
Nachdem das Leben nicht nur Sonnenseiten zu bieten hat, spielen sich auf Bühnen natürlich auch traurige Geschichten oder zumindest Szenen ab. Abschieden ist eine weitere Station gewidmet. Aus schwarz beschichteten Blättern kannst du Gedanken an Personen oder Situationen, von denen du dich verabschieden musstest, kratzen – und an Metallboxen mit elektrischen Kerzerln wie an Grabsteinen befestigen.
Auf alten Schreibmaschinen kannst du ein kurzes Theaterstück oder eine Szene verfassen, auf einer anderen einen Brief an eine Freundin oder einen Freund… oder was auch immer 😉
Schwarz sind übrigens auch die Seiten eines Tabu-Buches – denn auch für solche ist am Theater Platz. Und das sind noch nicht alle der 14 Stationen, die die langjährige Theaterautorin und -Regisseurin sowie -leiterin Hanneke Paauwe (aus den Niederlanden, die derzeit in Brüssel lebt) nach Linz mitgebracht hat. Noch einige mehr hatte sie für das Vorstadttheater Basel (Schweiz) anlässlich dessen Umzugs in eine neues Haus kreiiert.
Das Magische, Märchenhafte wollte sie mit Fragen an die Besucher:innen verknüpfen, sie zu deren eigenen Gedanken – im Kopf und mit Händen malend, schreibend, bauend, spielend – einladen. Auf die Frage von Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…, weshalb „nur“ weiße, wenngleich verschieden geschnittene Kleider, die an Hochzeitsgarderobe erinnern und nicht wie im Theater bunte, vielfältige Kostüme, meinte die Theaterliebhaberin: „Mit Hochzeitskleidern taucht als erstes die Assoziation an Liebe auf, außerdem hatte ich das Bild eines Birkenwaldes im Kopf und sie strahlen – auch mit den Äpfeln – etwas Märchenhaftes aus. Und wo darfst oder sollst du sogar einmal auf einem weißen Kleid schreiben?“
Mit den vielen Fragen an und rund um das Theater, den Kleidern auf unterschiedlicher Höhe, den vielen verschiedenen Interaktionen ergeben sich allein schon durch Wechsel vom Gehen und Stehen ins Hockerln, Knien, Sitzen immer wieder Perspektivenwechsel.
Compliance-Hinweise: Das Festival Schäxpir hat Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… für vier Tage dieses Theaterfestivals für junges Publikum nach Linz eingeladen.
Was ein wenig distanziert bei der Schilderung der Jugend von „Therese“ in Salzburg beginnt, wird bald dicht und dichter. Ob die wechselvollen Lebenslagen samt dazugehöriger Gefühle und Stimmungen der Hauptperson vor allem in Wien oder – in eher wenigen Situationen – auch die Rollen anderer Personen, die ihr nahestehen: Rita Luksch vermittelt die gewaltige Textfläche in rund zwei Mal 50 Minuten mit einer Pause ohne Momente der Langeweile aufkommen zu lassen. (Zwischenbemerkung: Diese Rezension hat Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… weitgehend von jener nach der Premiere im „Gleis 21“ / Wien-Favoriten, Sonnwendviertel vor fünfeinhalb Jahren übernommen – damals noch im Kinder-KURIER erschienen.)
Sie selbst hat Arthur Schnitzlers gleichnamigen Roman, in der Rezeption mitunter als innerer Monolog beschrieben, in eine Bühnenfassung umgearbeitet. Und macht dieses Frauenschicksal Ende des 19. / Anfang des 20. Jahrhunderts seit fünfeinhalb Jahren auf kleinen Bühnen, zuletzt im Pop-Up Kunstfreiraum Stachel in Neulengbach (Niederösterreich) lebendig.
Die Zutaten zu dieser „Auferstehung“: Rita Lukschs überzeugendes Schauspiel, dazu die Stimmungen und Gefühle untermalende, begleitende, hin und wieder auch hervorhebende Live-Musik eines ganzen, kleinen elektro-akustischen experimentellen Tonstudios von und mit Georg O. Luksch. Dazu gesellen sich an den Hintergrund projizierte Bewegtbilder. Die gesamte Vorstellungsdauer läuft ein Experimentalfilm von Erich Heyduck ab. Er hat Bilder vor allem aus dem Wien um die vorvorige Jahrhundertwende so verfremdet, dass sie eine Art blasses Hintergrundambiente bilden – meist in der Form als handelte es sich um Negativ-Streifen oder nur Konturen von Personen, Gebäuden und Fahrzeugen. Heyduck ist einer der Initiatoren und Mitbetreiber des oben genannten Kulturraums „Stachel“, wenige Gehminuten vom Bahnhof Neulengbach Stadt entfernt – mehr dazu in einem weiteren, unten verlinkten, Beitrag.
Die Mutter, verarmte Adelige, will die Tochter mit einem alten Adeligen verkuppeln, um die Familie nach dem Tod des Ehmanns und Vaters, einem Offizier, finanziell zu sanieren. Ihre in Zeitschriften abgedruckten schwülstigen Drei-Groschen-Romane bringen nicht allzu viel ein. Doch Therese ist schon früh trotz des Umfelds eine sanft-kämpferische Frau, die ihren Weg gehen will. Sie flüchtet nach Wien und begibt sich „in Stellung“, als Kindermädchen bei wohlhabenden Familien. Die sie immer wieder wechseln muss.
Ihr Jugendfreund, der ihr eher Freund ist, während er mehr zu wollen scheint, studiert in Wien Medizin. Doch schon in Salzburg verliebt sie sich in einen Leutnant. Und da reicht der Schauspielerin ein Blick und eine Nuance an Veränderung der Stimme, um dies ins Publikum schwingen zu lassen, wenn sie von der ersten flüchtigen Begegnung mit diesem erzählt.
Viel intensiver, wenngleich auch nur mit minimalen Bewegungen und gedämpfter, verzweifelter Stimme, schildert Hatzmann-Luksch etwa jene Momente, als sie ihr Kind aus einer Liebschaft mit einem Künstler, der sich schon davor verflüchtigt hat, zur Welt bringt. Was soll sie tun? Zur Mutter nach Salzburg kann und will sie nicht zurück. Um das Kind als alleinstehende Frau, die angewiesen ist, andere Kinder in Diensten zu betreuen, kann sie sich nicht kümmern. So gibt sie Franz in Pflege bei einer alleinstehenden Bäuerin. Und ist nur alle zwei, drei Wochen glücklich, wenn sie ihren Sohn besuchen kann. Von dem sie sich aber dennoch zunehmend entfremdet. Bis hin zum tödlichen Drama als er ein junger Erwachsener geworden ist…
Therese-Kritik nach der Premiere -> damals noch im Kinder-KURIER
Einst ein Supermarkt in einem großen Eckhaus, wenige Gehminuten vom Bahnhof Neulengbach Stadt (eine halbe Zugstunde von Hütteldorf in Richtung St. Pölten) entfernt. Danach lange leergestanden, heute „Herberge“ für Gemälde, Skulpturen, Installationen und in einer nur halb abgedeckten Ecke wenige Schritte vom Eingang entfernt für Theater, Konzerte und andere Kulturveranstaltungen. Der Name ist sozusagen gleich Programm: Pop Up Kunstfreiraum Stachel.
Das Eckhaus mit großen Glasfronten versprüht den Charme vieler abgefuckter Hütten, die immer wieder in allen Ecken und Enden der Welt durch Kultur neues Leben eingehaucht bekommen. Die Ausstellungen laufen unter dem Motto: Kunst ist DADA.
Dort verfolgte Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… eine Aufführung von „Therese“, einer vom Ensemble 21 dramatisierten Fassung mit Live-Musik von Arthur Schnitzlers gleichnamigem Roman, am 11. Juni 2025 im südoststeirischen Straden in der Reihe ARTigKLASSISCH – Stückbesprechung und Termin-Details (auch weiterer Aufführungen) in einem eigenen Beitrag – Link am Ende dieses Artikels.
Bilder, die an die Epoche des phantastischen Realismus erinnern, finden sich großen im Ausstellungsraum ebenso wie Skulpturen mit augenscheinlich (gesellschafts-)politischem Inhalt, etwa einer Art Diktatoren-Ecke mit dem nordkoreanischen Atomraketen-Liebhaber Kim Jong-un, Waldimir Putin als „Energie-Junkie“ mit einer Hand am Abzug des Ölkanister-Hahns, dem US-Präsidenten Trump, der alle überragen will und nicht weit von den Genannten entfernt ein Kopf, dem Würmer daraus wachsen („Entwurmung eines Politikers“).
Bei Abgang zum Klo im Stiegenhaus ein riesiger Fisch – gebaut als Plastikmüll. Vor allem Getränkeflaschen wurden von Gerhard Malecik, der gemeinsam mit Erich Heyduck Ausstellung und den Kunstraum konzipiert, zu einer Reihe von Kunstobjekten upgecycelt.
Stachel hat sich auch ein Manifest geschrieben: „Wir stehen auf dem fruchtbaren Boden der Veränderungen – Die Freiheit der Kunst – der Kunst ihre Freiheit.
Unser Zusammenschluss erfolgt aus der Gleichheit menschlicher und künstlerischer Gesinnung. Wir betrachten es als unsere Pflicht, dem humanitären und kulturellen Aufbau eines freien und vielfältigen Europas, unsere besten Kräfte zu widmen.
Wir plädieren für die Freiheit der Künste in all ihren Ausdrucksformen und unterstützen diese mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln… (auf der in der Infobox verlinkten Website ist das Manifest in voller – nicht allzu langer – Version zu lesen.)
Im „Raumschiff“ auf dem Linzer Pfarrplatz gibt’s beim Schäxpir-Festival eine Installation mit riesigen Seiten eines erst im Herbst erscheinenden Comics. KiJuKU-Bericht Nummer 5.
Schon der Ort wirkt schräg. „Raumschiff“ heißt die ein wenig abgefuckt wirkende Location am Linzer Pfarrplatz (Raum zur Vermittlung von zeitgenössischer Kunst und zur Förderung von interdisziplinärer Zusammenarbeit). Was für die Performance „Saloon“, pardon „Workshop“ wie die beiden Künstler:innen mehrfach betonen, fehlt: die klassische aus Westernfilmen bekannte schwenkbare Flügeltür.
Noch bis zum Ende des Schäxpir – Theaterfestivals für junges Publikum in Linz – ist die Ausstellung großformatig auf Stoff gedruckter Seiten eines Comics zu sehen, der erst im Oktober erscheinen wird. Mia Oberländer arbeitet an diesem wohl schräg werdenden Werk namens „Saloon“. Mitten in eine US-amerikanische Wüste pflanzt sie eben einen solchen – als Begegnungsort für ein Familientreffen mit pseudolustigem Onkel, einer Jugendlichen mit Liebeskummer, einer diktatorischen Oma, ihrem Sohn – und Vater der mitwirkenden Kinder -, der sich immer wieder in einen Hund verwandelt, seiner Frau und Mutter der Kinder, mit einem Kopf größer als ein Medizinball – bemalt als Comic-Schädel. Die „Wände“ sind die Stoff gewordenen Comic-Seiten.
Aus der Ankündigung zur Performance – ausgehend von dem entstehenden Comic, die an einigen Tagen – aufgeführt wurde stammt noch der Satz, der in dieser knapp mehr als ¾ Stunde zitiert wird: „Der Tisch war schon sauer, bevor sich überhaupt hingesetzt wurde. Die Stimmung ist vergiftet, aber wer ist schuld?“
Um Streits und Umgang mit diesen wird sich der Comic von Mia Oberländer drehen. Und da sind eine Szene des Familientreffens einerseits und die Anreise im Auto dazu das, wozu Raha Emami Khansari und Lukas Gandler (Regie: Henri Hüster) Freiwillige aus dem Publikum mit hinein holen. Für die Autoreise braucht’s zwei „Kinder“, die nerven. Wobei da üblicherweise ja eher diese Autoreisen das wirklich mühsame sind. Kinder sind dann eher diejenigen die an- und aussprechen, was wahrscheinlich auch Erwachsenen auf den Hammer geht – aktuell gab’s doch jede Menge Berichte über Kilometer-lange Staus am Pfingstreise-Wochenende. Da ist nerven ja wohl die angemessenste aller Reaktionen;)
Wie auch immer, diese sowie die Familiensituation würden vor allem davon leben, wenn die „Einspringer:innen“ wirklich eintauchen können / dürfen in diese Rollen. Wirkte eher – vor allem am Familientisch – so, als müssten sie nur nachsagen, was ihnen die beiden Performer:innen vorsagen.
Mit ordentlichen Portionen von Humor gewürzt sind die Passagen, wo die beiden als Beamte vom Büro für Streitschlichtung auftreten und bemühte einschlägige Szenarien wie sie aus Ratschlag-Büchern, -sendungen, -videos, Werbungen für einschlägige Seminare und Workshops, nur leicht überdreht auf die Schaufel nehmen. Oder neue Begriffe kreiieren, pardon Angebote an Erklärversuchen zur Ausbildung in Sachen „performative Mediation“ finden sich im Internet tatsächlich 😉
Lacher rufen auch nur allzu bekannte Phrasenhervor wie: „Das ist jetzt trotzdem kein Grund, gleich ein Drama zu machen…“
Compliance-Hinweise: Das Festival Schäxpir hat Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… für vier Tage dieses Theaterfestivals für junges Publikum nach Linz eingeladen.
Fell, Haut, Federn, Schuppen, Panzer… die äußere Schicht von Tieren kann – wie vieles andere – ganz schön unterschiedlich sein. Viele der vielfältigen schützenden oder / und verletzlichen Oberflächen – „übersetzt“ in Stoffe – zaubern Christine Kristmann, Anne Pretzsch in der rund ¾-stündigen tänzerischen Performance „Fell me“ aus… – nein, woraus das wird hier jetzt sicher nicht gespoilert. Vielleicht hast du ja einmal die Gelegenheit diese – für Kinder ab 3 Jahren gedachte, aber sicher auch (weit) ältere Besucher:innen faszinierende Stück irgendwo zu erleben.
Manchmal tanzen sie mit kuschelligen, longzotteligen Kostümen als Bären, dann verwandelt sich ein Zebrakleid durch Wenden auf die Innenseite in ein Krokodil, das andere in einen Leoparden – und wieder zurück. Schlangen, Schnecken, Vögel, Walflosse, Qualle, eine Art Oktopus – aber mit vielen, fast unzähligen Tentakeln entstehen aus den Kostümen und den entsprechenden tänzerischen Bewegungen – schwebend, kriechend, schwimmend, anschleichend, rennend, springend… – vor den inneren Augen. Die Verwandlung einer Raupe in einen Schmetterling spielen die beiden ebenfalls. Dies ist eine der gaaaanz wenigen Szenen, in der die beiden auch etwas dazu sagen.
Auch zwei erklärende Sätze aus dem Ankündigungstext kommen zur Sprache und noch einige wenige Fakten aus dem Universum der Tierwelt.
Neben der dominierenden Körpersprache spielt noch eine weitere eine große Rolle: Musik, live gespielt von Sebastian Russ mit Akustik-Gitarre sowie einer Reihe von Percussions-Instrumenten – und unterstützt von vielen aus dem Publikum an die die beiden Performerinnen, die auch die Show erfunden haben – Klangstäbe, Triangel, Kastagnetten und ähnliches verteilen.
Wichtig zu erwähnen ist als Vierte im Bunde Janina Capelle. Sie hat sich die Kostüme ausgedacht und auch geschneidert. Zum einen erinnern die verschiedenen Stoffe in den zurechtgeschnittenen und -genähten Formen an die jeweiligen Tiere, zum anderen geben sie aber dabei der Fantasie viel Raum.
Am Ende der Show – das sei schon verraten – laden die Tänzerinnen das Publikum ein, Eigenschaften zu nennen für ein Tier, das noch nie wer gesehen hat. Aus den vorhandenen Materialien versuchen die beiden dann solch eine Kreatur zu erschaffen.
Und so „nebenbei“ vermittelt „Fell me“, dass das Leben auf der Erde bunt und vielfältig ist und wie dies fasziniert; vielleicht aber auch, dass das englische „fell“ neben dem Substantiv Fell auch schlagen oder fällen bedeutet, was der Mensch mit so manchen „Fellwesen“ ja macht.
Compliance-Hinweise: Das Festival Schäxpir hat Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… für vier Tage dieses Theaterfestivals für junges Publikum nach Linz eingeladen.
Auf dem ausgerollten Tanzboden steht in der Mitte ein Haufen Ton (Lehm), dahinter liegen zwei Menschen. Eine dritte Person formt Kügelchen, Schlangen und andere Kleinformen aus Stückerln von diesem formbaren Material. Irgendwann nimmt Efrat Vonsover Avni einen kleinen Brocken Ton, klatscht ihn auf eine der beiden Liegenden, zieht und zerrt an den Beinen von Gat Goodovitch und stopft sie mit deren Kopf in eine Höhle des großen Berges, formt ihre Arme und Beine zu einer Art liegender Skulptur. Ähnlich verfährt sie mit Roni Sagi. Ihn rammt sie weiter oben in den Berg.
Die beiden mit dem Kopf „Eingegrabenen“ beginnen ihre Beine zu heben, Kopfstände zu machen, Füße zu „verknoten“.
Natürlich verharren sie auch nicht in diesen Positionen, befreien sich aus ihren „Kopfgefängnissen“ und bemächtigen sich des Materials. Verspielt baut er sich aus einer schmalen Ton-Platte eine tierische Ganzkopf-Maske. Sie befreit ihn davon, beginnt dagegen ihn zu „formen“ und beide gehen zu Musik (Maya Guttmann) in gemeinsames Tanzen über.
Nach knapp mehr als einer ¼ Stunde steht sie in dem großen eingangs erwähnten Berg, ihr Kollege Roni Sagi sowie die erstgenannte Efrat Vonsover Avni, die in der Folge die meiste Zeit an der Seite beobachtet, drücken und treten auf den Ton ein, „verankern“ Gat Goodovitch recht fest darin und lassen sich von Kindern aus dem Publikum dabei helfen. Diese neue Standfestigkeit ermöglicht der Tänzerin fast unglaubliche Bewegungen, ohne hinzufallen.
Nach ihrer Befreiung schneiden sie und ihr Kollege ein Stück nach dem anderen mit einer Nylonschnur an zwei Holzgriffen – die übliche Methode, Ton zu teilen – ab. Aus einem Stück gestaltet er sich eine Irokesenfrisur bzw. Sekunden später zum Hahnenkamm. Sie baut sich ein Handy mit Klapp-Display, um für Selfies aller Art zu posieren… Augenblicke später werfen sie die Tonbatzen weg oder formen sie um, versinken ins formende Spiel oder spielerische Formen 😉
Dass ausgerechnet die Frau ein Baby formt und der Mann eine Schlange lässt sie als einzigen kleinen Wermutstropfen in Klischeerollen kippen. Danach gehen sie über in lustvolles Werfen und Schmeißen von Tonteilen, Efrat Vonsover Avni (Konzept & Choreografie) beginnt kleine Tonstückerl an Menschen im Publikum – nicht nur an Kinder – zu verteilen und animiert sie, diese ebenfalls auf die Spielfläche – wegen Regens nicht im Freiraum des Lentos-Museums am Donauufer, sondern einem großen Raum im Ursulinenhof, zu werfen.
Bald danach beenden die Performer:innen ihr Spiel und geben die Tanz- und Aktionsfläche frei für Zuschauer:innen, von denen die meisten schnell in kreativem Gestalten voll aufgehen.
Der englische Titel kann natürlich weit mehr als es die Übersetzung vermag: „ClayPlay“ von der Gruppe Lazuz (Österreich/Israel) sagt alles und ist verspielt wie das was die drei Performer:innen rund eine ¾ Stunde eben mit diesem Material Ton (Lehm) anstellen – und zwischendurch auch einige sowie nach der Show alle, die wollen.
Compliance-Hinweise: Das Festival Schäxpir hat Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… für vier Tage dieses Theaterfestivals für junges Publikum nach Linz eingeladen.
Wer waren nun mal Valentina Tereschkowa, Ida Pfeiffer oder gar Felicity Aston und Jeanne Baret? Auch wenn mittlerweile das erste Viertel des 21. Jahrhunderts vorbei ist, werden Frauen und ihre Leistungen – in den meisten Ländern – nicht als gleichwertig wahrgenommen. Das Linzer Theater des Kindes – mit Premiere beim aktuellen, dem 13., Schäxpir-Festival – stellt in „Die Ersten“ die genannten vier Frauen – stellvertretend für viele ihrer Geschlechtsgenossinnen – dem Publikum auf spannende in unterschiedlichen Szenen vor.
Simone Neumayr schlüpft in dieser guten Stunde in die Rollen der doch nicht unbekannten Kosmonautin und damit ersten Frau im Weltall, der doch einigermaßen bekannten Reise-Schriftstellerin, der ersten Frau, die allein die Antarktis durchquerte und jener Naturforscherin, die aber kaum bekannt ist und als erste Frau an Bord eines französischen Schiffes 1766 die Welt umsegelte – als Mann verkleidet, anders wäre ihr das nicht möglich gewesen.
Bevor sie mit wenigen Handgriffen, einem Seil sowie einem großen weißen Stoff Segelschiff, Eiswüste, aus einer Metallkiste eine Weltraumkapsel (Bühne: Michaela Mandel) erschafft und zentrale Lebensstationen der vier Pionierinnen in Worten und Schauspiel erzählt, taucht sie als Suchende auf. Mit Schmetterlingsnetz, breitkrempigem Tropenhut und einer Art Geigerzähler taucht sie aus dem „Bauch“ des Theaters auf den der Blick dank des ausnahmsweise weggezogenen schwarzen Vorhangs freigegeben wird, auf. Leicht verwirrt blickt sie sich um.
Perdita Polaris, so ihr Name, ist Sammlerin von Geschichten, vor allem über Menschen, die forschen, entdecken… und selber vergessen wurden, verloren gegangen oder weniger bekannt sind. (Perdita kommt übrigens aus dem Italienischen und steht für Verlust, leck, undicht…). Doch ihre bisherige Sammlung besteht praktisch nur aus Forschenden mit Bart 😉
Und damit stößt sie auf ein Bildnis von einem jungen Menschen mit Schnauzbart, wird stutzig, das Gesicht zeige doch eine Frau. Und damit führt sie das Publikum in die Geschichte der Jeanne Baret, die nicht nur, verkleidet mit dem Vornamen Jean, als Assisteint(in) und Freundin des Naturforschers Philibert Commerson auf den Schiffen Boudeuse und Étoile als erste bekannt gewordene Frau die Welt umsegelte. Die Botanikerin erforschte zahlreiche Pflanzen. Erst rund 250 Jahre später wurden ihre Leistungen anerkannt – einige französische Städte benannten Straßen nach ihr, 2012 und 2023 wurden Pflanzen(gattungen) nach ihr benannt und im Vorjahr anlässlich der Eröffnung der Olympischen Spiele in Paris wurde für sie – sowie für neun andere Frauen aus der französischen Geschichte – eine Statue aufgestellt.
Die vielleicht bekannteste – wenn auch nicht unbedingt dem Namen nach – ist die erste Frau im Weltall. Valentina Tereschkowa, Textilarbeiterin, die sich im Abendstudium zur Technikerin weiterbildete, begeisterte Fallschirmspringerin war, umkreiste 1963 an Bord der Raumkapsel Wostok 6 drei Tage lang die Erde.
Ihre Popularität in der Sowjetunion und bald danach darüber hinaus als Pionierin setzte sie danach viele Jahr(zehnt)e für Gleichberechtigung von Frauen ein. Schlug sich später auf die Seite Waldimir Putins, beantragte in der Duma (dem russischen Parlament) eine Verfassungsänderung, damit er länger als die auf zwei Amtsperioden begrenzte Zeit herrschen könne, unterstützte den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine.
Letzteres thematisiert das Stück und lässt die Protagonistin fast ratlos zurück: „alles so kompliziert!“ – einerseits Pionierin, andererseits den Krieg verherrlichen?! Wobei sich noch angeboten hätte zu erwähnen, dass sie zu den Gründer:innen der Junarmija gehörte, einer Organisation, in der Kinder und Jugendliche auf Soldat:innen gedrillt werden.
Aber Perdita Polaris ist ja forschende Geschichten-Sammlerin – da gehört eben auch nicht so Feines in ihre kleinen Büchlein, die sie in einer hölzernen Umhängekiste trägt, und so tut, als würde sie all die erzählten Erkenntnisse per Knopfdruck dort hinein befördern (Kostüme: Anna Katharina Jaritz).
Ida Pfeffers (1797 – 1858) späte – auch festgehaltenen Weltreise-Erlebnisse (rund ¼ Million Kilometer auf Meeren und mehr als 30.000 km an Land auf vier Kontinenten) und Erkenntnisse hat sie in den längst auch bekannten 13 Reisetagebüchern (in sieben Sprachen übersetzt) veröffentlicht, es gibt auch ein tolles Bilderbuch über sie – Link zu einer Buchbesprechung unten am Ende des Beitrages.
Dass forschendes Reisen nicht immer ein Vergnügen ist, nicht selten gerade das Gegenteil – an die Grenzen und darüber hinaus gehen, kann lebensbedrohlich werden und sein. Das schildert die Schauspielerin als Felicity Aston, die 2012 als erste Frau im Alleingang die Antarktis durchquerte. Schnaufen, schleppenden Schrittes, an der Kippe zum Umkippen… – weshalb sie Aston auf die ihr gestellte Frage, ob sie noch einmal so eine Expedition wagen würde, antworten lässt: Sofort, aber nicht alleine. Menschen seien dafür geschaffen, miteinander zu agieren.
Und damit wendet sich die Schauspielerin an die eine und den anderen im Publikum – vielleicht würde Perdita Polaris ja einmal deren oder dessen Geschichte sammeln.
Was ein schöner Schluss (gewesen) wäre. Aber nein, der Regisseur Henry Mason, vertraute offenbar nicht ganz auf diesen spannenden Bogen der Geschichtensammlerin und ihrer vier Pionierinnen – Untertitel „Von den Frauen, die die Welt entdeckten“ – er erfand eine Rahmenstory: Anfangs ertönt aus dem Off eine Stimme (die von Harald Bodingbauer, Assistent der künstlerischen Leitung des Theaters des Kindes): Bedauerlicherweise könne heute nicht gespielt werden, die Schauspieler:innen fehlen… und Perdita Polaris muss zu Beginn sagen, dass sie gar nicht wisse, wo sie sich hier befinde… Dieses doch seltsame Intro – alle wissen ja schon vorher zu welchem Stück sie gekommen sind – muss natürlich noch zu einem Kreis geschlossen werden; worauf viele gar nicht mehr hören.
Compliance-Hinweise: Das Festival Schäxpir hat Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… für vier Tage dieses Theaterfestivals für junges Publikum nach Linz eingeladen.
Wild, aufgeweckt, neugierig voller Entdeckungsdrang – das war auch Ida. Alles wollte sie wissen und erforschen, vor allem in der Natur. Sie war mit ihren Brüdern auf „Expeditionen“ und sammelte Insekten. Das war vor mehr als 200 Jahren in Wien und sie hieß mit Nachnamen Reyer – das kommt erst ganz hinten im (Bilder-)Buch „Ida und die Welt hinterm Kaiserzipf“.
Vorne dreht sich alles inmitten kunterbunter Bilder, die sehr viel zum Schauen und Entdeckten bieten, um dieses besondere, aber grundsätzlich vielleicht um jedes Kind. Und auch das Schicksal vieler Mädchen, nicht selten sogar heute. Hier taugte der Mutter die Lebendigkeit der Tochter nicht so wirklich, sie sollte ein biederes, angepasstes Mädchen, später eine Frau werden, die heiratet und Kinder kriegt. Dem ordnete sie sich unter, wurde zu Frau Pfeiffer.
Aber als ihre beiden Söhne erwachsen waren, erwachte in ihr wieder der alte Forschungsdrang – und sie machte sich auf, die Welt zu erkunden. Zwei Weltreisen mit viele Entdeckungen und Erkenntnissen – eine Zeitlang lebe sie bei einer indigenen Gruppe auf einer indonesischen Inselgruppe. Vieles aus ihren Er-fahrungen verarbeitete sie zu mehreren Büchern und wurde bekannte Reiseschriftstellerin.
Aber auch wenn du vielleicht, sogar wahrscheinlich wie sehr viele Menschen, von dieser Frau noch nie gehört hast, kannst du mit diesem Bilderbuch von Linda Schwalbe selber auf eine spannende, Entdeckungsreise gehen – selbst beim 17. Mal Durchblättern werden dir vielleicht noch immer wieder neue Details auffallen.
Erstveröffentlicht damals noch im Kinder-KURIER
Ein stilisierter Wald aus flachen, geschätzt A4-formatigen, hölzernen Bausteinen liegt im Halbdunkel einer erhöhten Bühne – mit ein bisschen Einblick in das Darunter. Leise, sanfte, atmosphärische Töne. Vier Schauspielerinnen bewegen sich in etwas, das Schneckentempo genannt werden könnte. Laaaaangsam kriechen, klettern, rollen sie zwischen diesen „Bäume“ und bringen – beim ersten Mal überraschend und erschreckend – einen solchen hölzernen „Turm“ zum Einsturz. Es ist nicht der letzte, der „dran glauben muss“.
„Wo ist Wald?“ heißt die neueste Performance von makemake produktionen.
Pam Eden, Nora Jacobs, Martina Rösler und Johanna Wolff bewegen sich nicht nur in unterschiedlichsten Geschwindigkeiten auf, unter, neben der Bühne, sie haben das Stück auch mit entwickelt (Text & Dramaturgie: Anita Buchart, Mika Tacke; Komposition: Elise Yuki Mory; Bühne: Mirjam Stängl; Kostüm: Maria-Lena Poindl; Endregie: Kathrin Herm). Die vier verwandeln sich in Käfer, Eule, Fuchs, Tausendfüßler, eine Eintagsfliege, einen Stein, Knöllchen-Bakterien, Pilze, die ihre Mycel-Fäden ziehen, zwei von ihnen werden eine Spinne, zwei andere wollen Baum werden…
Im Laufe der knapp 1¼ Stunden lassen sie viel von dem, das in, um, unter und über einem Baum und seinen Artgenossen, die gemeinsam einen Wald ergeben, abspielt vor allem über ihre Bewegungen und ihr Spiel mit den Holzplatten lebendig werden. So manches erzählen sie – in österreichsicher Gebärden- sowie deutscher Lautsprache. Oft kommen erst die Gebärden und für jene, die diese Sprache nicht können, kommt das Gesagte danach in der Antwort auf eine Frage oder im Dialog in hörbaren Sätzen zur Sprache.
Letzteres dokumentiert, dass hier die Gebärdensprache nicht „nur“ der Übersetzung dient, sondern eigenständiges Element der Inszenierung ist. Schön langsam kommt der Gedanke von Inklusion auch in der heimischen Theaterlandschaft an. Wobei das internationale Festival für visuelles Theater von Arbos, das am Abend vor dem hier besprochenen KiJuKU-Besuch im Linzer Phönix-Theater mit „Der kleine Prinz“ in eigenständiger Gebärdensprache, die auch nicht „nur“ das Gesprochene gedolmetscht hat, in Wien zu Ende ging, aber schon vor mehr als einem ¼-Jahrhundert als Gehörlosentheater-Festival begonnen hatte – da folgt noch eine Stückbesprechung.
Obwohl die Performerinnen natürlich Menschen sind, spielt sich das Stück vor allem aus Blickwinkeln von Pflanzen und Tieren, die vielfach in Symbiose Wälder bevölkern, ab. Samt Kopfschütteln darüber wie Menschen mit diesen Lebensräumen umgehen, sie zerstören, ja gar vernichten und seltsam über so manches denken. Während diese Wesen einen umgefallen, geknickten Baum „Totholz“ nennen, ist dieser doch voller Leben!
Hin und wieder jedoch switchen die Schauspielerinnen auch in den Rollen von Tieren in menschliche Perspektiven – etwa, wenn die Borkenkäfer den Tausendfüßler mit einem „Witz“ über die vielen Schuhe aufziehen wollen. Und geben erst recht damit solche menschlichen Überheblichkeiten der unfreiwilligen Lächerlichkeit preis 😉
Irgendwie erinnern wohl auch die Szenen zu Beginn, wo die „Tiere“ einen Baum nach dem anderen „schlägern“, an unseren Umgang mit Wald. Gegen Ende kommen auch noch die von Menschen gepflanzten monokulturellen Fichtenbaum-Plantagen zur Sprache, während die Performerinnen als „Tiere“ ganz unterschiedliche Bäume aus den Holzbausteinen wieder – und anders – aufbauen.
Compliance-Hinweise: Das Festival Schäxpir hat Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… für vier Tage dieses Theaterfestivals für junges Publikum nach Linz eingeladen.
Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… portraitiert aber wie immer (und davor im Kinder-KURIER) – unabhängig von den Preisen – alle 35 Projekte – aufgeteilt auf die sieben Kategorien (Design, Engineering I sowie II, Entrepreneurship, ICT & Digital, Science, Sustainability) in eigenen Beiträgen, vier davon sind schon erschienen, die anderen drei folgen – sorry, wird noch etwas dauern, aktuell ist KiJuKU.at beim Kinder- und Jugendtheaterfestival Schäxpir im Einsatz. Die Beiträge sind bzw. werden bei den jeweiligen Kategorien verlinkt.
1. Preis: 2.500 € pro Projekt
2. Preis: 2.000 €
3. Preis: 1.500 €
Anerkennungspreis: 750 €
Außerdem gibt es – wie schon im einleitenden Beitrag erwähnt – die oft noch viel gewichtigeren „Reisepreise“ – Teilnahme an internationalen Bewerben oder Messen – die werden nach allen Kategorie-Preisträger:innen aufgelistet.
Hier nun die Preisträger:innen
1.Preis: Gerät zum mobilen Aufrollen von Feuerwehrschläuchen – HTL Wolfsberg (Kärnten)
„Die Jury ist besonders von der Praxisnähe des Projekts überzeugt. Die durchdachte Rollmechanik und die intensive Beschäftigung mit verschiedenen Lösungsansätzen zeigen sehr gut, wie Design und Technik sinnvoll zusammenspielen können. Besonders positiv fiel auf: Alle Ansätze wurden ausprobiert und in der Praxis auf den Prüfstand gestellt.
Gerade in Zeiten, in denen Feuerwehreinsätze durch Waldbrände oder Überschwemmungen immer häufiger werden, ist jede Entlastung im Einsatz wertvoll. Das Aufrollen der Schläuche gelingt hier mit minimalem Kraftaufwand – und zwar für alle: unabhängig von Alter, Geschlecht oder körperlicher Stärke. Eine wirklich gelungene Lösung mit spürbarem Nutzen!“ (Für die Jury sprach Hauke Unterburg, Produktdesigner und Co-Gründer ante up, sowie Lehrender an der NDU St. Pölten und am FH-Campus Wieselburg)
2. Preis: JourneyPlanner – HTL Rennweg (Wien)
3. Preis: Stretching the Limits: Die Power auxetischer Materialien – BG/BRG Lienz (Tirol)
Anerkennungspreise:
* FINN Kitchentools – Wiedner Gymnasium – Sir Karl Popper Schule (Wien)
* ScrumpliCity – Build Your Scrum Knowledge – HTL Rennweg (Wien)
1.Preis: MagLift – HTL Rennweg (Wien)
„MagLift ist ein innovatives magnetisches Drohnenstartsystem, das ein bestehendes Problem in der Versorgung von abgelegenen Gebieten mit lebensnotwendigen Gütern löst. Das Projekt ist ein herausragendes Beispiel für technische Kreativität und Engineering auf höchstem Niveau. Es basiert auf einer eigenständigen Projektidee und zeichnet sich durch eine umfassende Herangehensweise sowie zahlreiche Experimente aus, die zur Weiterentwicklung beigetragen haben. Das Projekt wurde überzeugend und professionell präsentiert – inklusive einer Flugvorführung – und ist bereits für die praktische Umsetzung und Verwertung.“ (Christian Monyk, Forschungskoordinator am AIT – Austrian Institute of Technology)
2. Preis: PrintReClaim – Andorf Technology School – HTL Andorf (Oberösterreich)
3. Preis: Hallenkranbahn aus Holz: Bemessung, Konzeptentwicklung und Überprüfung der Wirtschaftlichkeit sowie der Ökologie – Holztechnikum Kuchl (Salzburg)
Anerkennungspreise:
* Outdoor-Noise-Cancellation: Reduktion von Straßenlärm durch aktiven Gegenschall – HTBLVA Mödling (Niederösterreich)
* SkyScrubber – HTL Rennweg (Wien)
1.Preis: LiveSaferOverview: AI supported emergency services coordination – HTL Mössingerstraße (Kärnten)
„LiveSaferOverview: AI supported emergency services coordination: Euer Projekt adressiert eine sicherheitskritische Herausforderung mit großem Mehrwert für den Katastrophenschutz und die effiziente Tunnelrettung. Besonders beeindruckt hat eure strukturierte Herangehensweise sowie die enge Zusammenarbeit mit der ASFINAG.
Die Eigeninitiative und das selbstständige Erarbeiten der technischen Grundlagen werden von der Jury besonders gewürdigt. Die KI-gestützte Analyse des Bildmaterials der vorhandenen Tunnelkameras zur Optimierung der Rettungskoordination ist ein innovativer und praxisnaher Ansatz.“ (Maria Cecilia Perroni, Senior Lecturer und Researcher Digital Manufacturing, Automation and Robotics an der FH Technikum Wien)
2. Preis: The Hexaframe – intelligente Sonnenbrille – Wiedner Gymnasium – Sir Karl Popper Schule (Wien)
3. Preis – LifeWatch – Die Innovativste Wanduhr – HTL Rennweg (Wien)
Anerkennungspreise:
* EcoMorph – Eine Modulare Plattform für vielseitige Mobilität – HTBLA Eisenstadt (Burgenland)
* AgrarBot – HTL Rennweg (Wien)
1. Preis: Schoolbash – sichere Partys für Jugendliche – Maygasse Business Academy/ BHAK/BHAS Wien13
„Die Jury lobt den kreativen und originellen Ansatz dieses Projekts, der ein ganzheitlich durchdachtes Sicherheitskonzept für Schulpartys und Jugendevents schafft. Besonders positiv ist die Idee eines Safe Spaces, der die Sicherheit und das Wohlbefinden von Jugendlichen in den Mittelpunkt stellt, hervorzuheben.
Das unternehmerische Potenzial des Projekts und die kommerzielle Verwertbarkeit sind klar aufgrund der bereits realisierten Gewinne erkennbar. Ein spannendes Konzept mit gesellschaftlicher Relevanz.“ (Constanze Stockhammer, Impact & Social Business Consultant – Wirken.org)
2. Preis: IncluNet – HTBLVA Dornbirn (Vorarlberg)
3. Preis: Kayf.app: Datenzentralisierungs- und Automatisierungsplattform – TGM – Die Schule der Technik (Wien)
Anerkennungspreise:
* Polyflex – HTBLVA Mödling (Niederösterreich)
* Curiosity Crates – BHAK/BHAS Bruck a. d. Leitha (Niederösterreich)
1.Preis: OvoView – Entwicklung einer Versuchsanlage zur Analyse von Medikamenten für die Heilung von Sehnen – HTBLuVA Salzburg
„Das Projekt hat hohe gesellschaftliche Relevanz und adressiert zwei wesentliche Themen: Reduktion von Tierversuchen in der medizinischen Forschung und Ermöglichung stabiler Testprozesse für höhere Sicherheit in der Auswertung der Proben und damit eine deutliche Qualitätssteigerung. Durch die Kombination von Hardware- und Softwarelösungen mit einfachster Anwendbarkeit für den Benutzer wurde ein bestechendes Gesamtkonzept entwickelt. Der bestehende Inkubator wurde adaptiert, die Kamera integriert und die notwendige Software zur Bildauswertung für die Anforderungen angepasst. Damit wurde eine fertige vollwertig einsetzbare Lösung geschaffen. Im Zuge des Projekts mussten auch organisatorische Hürden überwunden werden: das Team hat dies beherzt durch personelle Verstärkung und Steigerung der Produktivität gelöst, sodass das Projekt in einem kurzen Zeitfenster erfolgreich umgesetzt werden konnte. Besonders beeindruckt war die Jury auch durch die vorbildliche Teamarbeit und perfekte Rollenverteilung.“ (Elisabeth Stiller-Erdpresser, Client Manager, Atos IT Solutions and Services GmbH)
2. Preis: HELIOS – Indoor Navigation für Feuerwehren – HTL Braunau (Oberösterreich)
3. Preis: SOMES – Plattform für politische Transparenz – HTL Hollabrunn (Niederösterreich)
Anerkennungspreise:
* Fenrir – Zum Schutz von OT-Netzwerken – HTL Rennweg (Wien)
* Quivio – IT-HTL Ybbs/Donau (Niederösterreich)
1.Preis: PRISM – HTBLVA Bregenz (Vorarlberg)
„Bei dem Projekt handelt es sich um die Entwicklung einer neuen Simulationsmethode zum Auffinden von speziellen Molekülen, mit denen man schneller und günstiger Breitbandlaser erzeugen kann. Diese Laser sind wichtig für den Einsatz in der Medizin, Industrie, Forschung bis hin zur Weltraumtechnik.
Besonders beeindruckt hat uns das sehr hohe wissenschaftliche Niveau dieser Arbeit, die Innovation, die interdisziplinäre Zusammenarbeit dreier verschiedener Fachrichtungen der Schule und besonders der Enthusiasmus mit dem die drei Schüler sich nicht nur Unterstützung, sondern auch wissenschaftlichen Feedback bei nationalen und internationalen Einrichtungen geholt haben. Das Potential zu einer wirtschaftlichen Umsetzung zu kommen, und einen gesellschaftlichen Nutzen zu erzielen wurde als sehr hoch eingeschätzt. Insgesamt konnte dieses Projekt bei der Jury in allen Kategorien hoch punkten.“ (Reingard Grabherr, Insitutsleiterin für molekulare Biotechnologie, BoKu Wien)
2. Preis: HydroGuard – HTBLVA Dornbirn (Vorarlberg)
3. Preis: Hexen, Heiler und Schamanen – Vergessenes Wissen modern interpretiert – BRG Schloss Wagrain Vöcklabruck (Oberösterreich)
Anerkennungspreise:
* BreastCancer Care – Entwicklung einer Methode zur Brustkrebstherapie – HTBLuVA Salzburg
* Einfluss unterschiedlicher Inokulierungsstragien auf die Sojabohne – HBLFA Francisco Josephinum Wieselburg (Niederösterreich)
1. Preis: ParFormer – A Calculation Tool for the Energy Transition- LiTec – HTL Paul-Hahn-Straße (Oberösterreich)
„Das Projekt leistet einen wichtigen Beitrag zur optimalen Nutzung des Stromnetzes im Kontext der Energiewende. Die effiziente Parallelschaltung von Leistungstransformatoren für Netzbetreiber ist ein spannender Ansatz, um bestehende Ressourcen besser zu nutzen, eine sichere, nachhaltige Netzbetreibung zu ermöglichen bzw. auf bestehende Engpässe beim Netzausbau zu reagieren.
Aktuelle Ereignisse wie z.B. das Blackout auf der Iberischen Halbinsel im April dieses Jahres zeigen die hohe Relevanz des Themas. Die Idee ist bereits mit einem Netzanbieter in konkreter Umsetzung.
Das Team überzeugt durch interdisziplinäre Herangehensweise, großem Engagement und einem klaren Plan für die Weiterführung.“ (Benjamin Zucali, Payer & Partner – ESG Consulting)
2. Preis: PV-Management mit Prognose – HTBLA Neufelden (Oberösterreich)
3. Preis: sustAInableEducation – TGM – Die Schule der Technik (Wien)
Anerkennungspreise:
* Wasser für Ankarimalaza – HTBLVA Pinkafeld (Burgenland)
* Green Guardian – HTL Mössingerstraße (Kärnten)
36. European Union Contest for Young Scientists 2025, Riga (Lettland)
Luxembourg International Science Expo 2025
MILSET Expo-Sciences International 2025 (ESI), Abu Dhabi (Vereinigte Arabisch Emirate)
Rund eine Woche, bevor die neun Landessieger ihre jeweilige Junior-Company im Bundesfinale des Bewerbs der besten Schüler:innen-Firmen präsentieren, stellten sich im Österreich-Finale von Jugend Innovativ (JI) auch die fünf besten Wirtschaftsprojekte vor – und dem Bewerb vor der der Jury. Auch wenn schon am Donnerstag (5. Juni 2025 die Preise vergeben worden sind , Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… stellt sie – wie auch alle anderen 30 Finalprojekte in der jeweiligen Kategorie in jener Reihenfolge vor, die sich aus der JI-Startliste ergibt.
Wenn Leon Rozboril über die Anfänge von „Curiosity Crates“ (Neugier-Box) zu schildern beginnt, kommt er ins Schwärmen über Erlebnisse aus seiner Volksschulzeit, die Augen beginnen zu leuchten. „Wir hatten chemische Experimente gemacht und ich war begeistert davon. Leider gab es so etwas im Gymnasium nicht mehr.“
Diese, seine eigene Lust und Freude am Experimentieren, am Eintauchen in Chemie, aber auch Physik, Naturwissenschaften, Mathematik – das was als MINT-Fächer (I für Informatik, T für Technik) steht, hat er gemeinsam mit Jan Hager und Manuel Pichl in seiner jetztigen Schule, der BHAK /BHASch Bruck an der Leitha (Niederösterreich) zu einem Projekte der Kategorie Entrepreneurship verpackt.
Eingepackt in eine Kartonbox sind Unterlagen für ein halbes Dutzend einfacher Experimente, die Pädagog:innen mit ihren Schüler:innen durchführen können – gedacht für das letzte Jahr in der Volksschule. Gebrauchsfertige Anleitungen wie Turm- oder Hochhausbauten aus Papier und Klebestreifen, Papierflieger, Untersuchungen mit einer Lupe, Kressesamen usw. Ersteres als Aufgabe für kleine Teams, Zweiteres durchaus auch als Bewerb der einzelnen Kinder.
Neben dem Basteln und Beobachten verbinden die Inhalte der Curiosity Crates, die sie an Schulen verkaufen, vielleicht noch mit Anleitungs-Videos bzw. Links zu solchen bestücken wollen „Informationen zu Berufen mit denen diese Versuche verbunden sind – Architektur, Pilot:in…“
Inklusion ist ein weit verbreitetes Schlagwort. Barrierefrei sollen, eigentlich müss(t)en nicht nur Gebäude usw. sein, sondern auch die digitale Welt. Ist (noch?) lange nicht oder bei Weitem so, fanden Tymofii Nosov, Sedat Sallamaçi und Joshua Matt von der HTBLVA Dornbirn (Vorarlberg). Wer nicht lesen kann, tut sich besonders schwer, ist von vilem ausgeschlossen.
Das Trio arbeitete mit Caritas Werkstätten und der Lebenshilfe im westlichsten Bundesland zusammen und begann eine App zu programmieren, die auf bildlichen Inhalten aufbaut, die aber natürlich für jene, die nichts oder schwer sehen, auch zum Hören sind, aber auch als Text – dann sicher in einfacher Sprache – ausgegeben werden können.
Zunächst ist daran gedacht, sozusagen eine eigene inklusive Social-Media-Plattform aufzubauen, bei der di User:innen (Nutzer:innen) sowohl Fotos posten als auch Bilder zeichnen oder mit Unterstützung von Künstlicher Intelligenz Bilder gestalten, die sie auch per Mikrofon ansagen können. Da es noch mehr unterschiedliche, individuellere Anforderungen gibt, könnten auch eventuell für Menschen mit Epilepsie das Scroll-Tempo begrenzt oder Schwarz-Weiß-Filter aktiviert werden.
Beim Einloggen würden Werkstatt-Mitarbeiter:innen helfen. Noch ist IncluNet in Entwicklung, „Wir wollen es bis Jahresende fertig programmiert haben“, hoffen die drei Schüler. Und vielleicht auch darauf, dass Partner einsteigen und dieses Netz, um diese Plattform dann auch darüber hinaus öffnen zu können.
Wie das Duo von „PrintReclaim“ Abfälle, die beim 3D-Drucken entstehen recycelt – siehe Bericht in der Kategorie Design (ganz unten verlinkt) – so will auch eine (große) Gruppe von Schülern der HTL Mödling Abfall vermeiden. Reißen Saiten in Tennisschlägern, so fallen diese als Kunststoff ist an – und erhöhen Müllberge. Bisher.
David Djordjević, Timo Kantilli, Eric Marouschek, Rajko Petrović, Vojin Rakić, Ravajel Ravajeljan, Jovo Šašić, Ivan Stević, Semih Ünal und Tyrone Weikmann begann solches gerissenen Saiten zu sammeln, reinigte sie und in Zusammenarbeit mit Chemiefirmen wird dieser Kunststoff geschreddert, aus dem Granulat werden verschließbare (Jausen- und andere) Boxen hergestellt.
„Polyflex“, so das Projekt der zehn Schüler – von denen nicht alle beim Foto für Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… dabei sein konnten – vermarktet aber nicht nur den bisherigen Abfall, sondern bietet Workshops an, wo der Gedanke, dass so manches was bisher im Müll landet, Ausgangsmaterial für Recycling sein könnte, vermittelt werden soll.
Riesen-Partys mit bis zu 4000 Leuten stellten Paul Graf und Valentin Krissmanek aus der Handelsakademie in der Wiener Maygasse (Hietzing; 13. Bezirk) mit ihrem Unternehmen „Schoolbash“ schon auf die Beine, organisierten Dutzende Clubbings – und das seit zwei Jahren. Je länger sie das – früher mit einem dritten Kollegen (Felix Hawle) machten, desto mehr wurde ihren Besucher:innen und damit ihnen selbst Sicherheit in mehreren Bereichen ein zentrales Anliegen.
Getränke auf K.O.-Tropfen testen, Verhindern von Diskriminierungen, (sexuellen) Belästigungen, Drogen usw. sind must haves der Veranstaltungen, die sie organisieren – über Teststreifen und Awareness-Teams. Auch wenn „dadurch natürlich Kosten anfallen, wollen wir faire Preise garantieren“, meinen die beiden zu KiJuKU.at „Die Tickets kosten bei uns 8 bis 15 €.“ Organisiert werde vor allem über Schulsprecher:innen und wie bei Schulbällen, vorerst in Wien und Niederösterreich, „wir wollen aber auf die ganze DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) ausweiten“, geben sich die beiden Eventmanager unternehmerisch optimistisch.
War das jetzt in meinen eMails, als Nachricht via WhatsApp, Insta, gar Facebook oder kam das als SMS? Wem passiert es nicht, immer wieder zu suchen, wo sich welche Info findet?
Ankush Ahuja, Alexander Awart, Pavel Bakshi und Gioia Frolik aus dem TGM (Wien-Brigittenau; 20. Bezirk) präsentierten im 38. Jugend-Innovativ-Finale ein Werkzeug, das sie gemeinsam mit Tobias Fischinger ausgedacht, umgesetzt, programmiert und online gestellt haben.
Ihre – englischsprachige Website – von der die Anwendung downgeloadet werden kann (Free-Version ohne sowie kostenpflichtige – 10 €/Monat mit Support), stellt die Angebote für kooperative Dokumenterstellung, Suchfunktionen über alle Kanäle samt KI-basierter Unterstützung im Detail dar – kayf.app
Übrigens, wie einigen andere Projekte auch, setzt diese Gruppe auf open source – also Programmierung, die transparent ist und von anderen weiterentwickelt werden kann.
Ach ja, die Nachfrage beim Team, wofür Kayf denn vielleicht eine Abkürzung wäre, ergab: „Kayf ist ein russisches Wort und bedeutet so etwas ähnliches wie bei uns cool!“
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Hinter dem mächtigen eBike, das aufs erste fast wie ein Motorrad wirkt, hat Andras Farkas aus der HTBLA Eisenstadt 3D-gedruckte weitere „Fahrrad-Rahmen“ mit anderen Sportgeräten. Weil er selbst gern radelt, wakeboardet und Ski fährt, hat er sich – unabhängig aber vielleicht vergleichbar wie Emanuel Ullmann für seine Küchengeräte, ein modulares System ausgedacht, entwickelt und eben auch schon ansatzweise gebaut. Für das eBike, das er Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… erklärt, werde die jetzige Verbindung zu den Rädern noch auf Schnellverschlüsse umgebaut. Dann werde der Umbau zu einer Art Jet-Ski auf dem Wasser und einem Bob auf der Schneepiste leichter und natürlich rascher erfolgen können.
Der Rahmen aus Carbonfasern kombiniert große Festigkeit und geringen Materialeinsatz. Verschiedene modulare Schnittstellen machen „EcoMorph“ in weiterer Folge zu einem Hybrid aus eBike, eSchneemobil und eHydrofoil-Wasserfahrzeug. Der Ladestand der Batterie soll in Echtzeit überprüfbar. Beim Wechsel auf das E-Foil etwa muss die Bremsleitung dank eines Schnellverschlussmechanismus nicht komplett entfernt werden.
Passiert in einem Autobahntunnel ein Unfall, werden beide Richtungs-Röhren gesperrt, die Feuerwehr rast an den Ort des Geschehens, Rettung und Polizei in die zweite Röhre – über sogenannte Querschläge kommen sie an den Unfallort. Doch welches ist der nächstgelegene Durchgang zur anderen Röhre?
Bisher können wertvolle, weil mitunter lebensrettende Minuten mit dieser Suche bzw. mit Hin- und Herfunken vergehen. Nicht so, wenn künftig vielleicht das Projekt „LifeSaverOverview: AI-supported emergency services coordination“ der beiden Maturantinnen Johanna Maier und Alina Nessel aus der HTL Mössingerstraße in Klagenfurt (Kärnten) umgesetzt wird. Sie trainierten die Künstliche Intelligenz mit rund 80.000 Fotos von Einsatzfahrzeugen – aus jedwedem Blickwinkel.
Dieses nunmehrige Wissen der KI ermöglicht via Kameras in allen Tunnels das Erkennen, welches Fahrzeug ist eine Feuerwehr, eine Rettung, ein Polizeiauto – und so kommen diese Informationen an die rettenden Kräfte.
Was vom Prinzip her vielleicht einfach klingt, war – und das neben allen schulischen Aufgaben – mordsmäßig viel Arbeit mit den schon genannten vielen Fotos. Aber der Projektbetreuer von der ASFINAG, der alle drei Jugend-Innovativ-Finaltage mit den beiden Schülerinnen an ihrem Stand verbrachte, strahlte angesichts der so gut brauchbaren, einsatzbereiten von den beiden entwickelten Unterstützung bei rettenden Einsätzen.
Ein beachtliches Trum aus Metallgestell, Rädern unten dran, einer Kiste – ebenfalls aus Metall und vielen Drähten zieht bei einem der Ausstellungsständer der 35-Finalprojekte viele Blicke auf sich. „AgrarBot“ nannten bzw. nennen Erik Steger, Benjamin Kerschner, Milan Sebastian und Burhan Özbek, ein Team aus HTL Rennweg diesen Roboter. Der kann Unkraut jäten – und zwar indem er die Wurzeln derselben zerschneidet. Wie ihre Kolleginnen aus Kärnten den Tunnelkameras sozusagen per KI das Erkennen von Einsatzfahrzeugen beigebracht haben, so lehrten die vier Rennweger HTL’er ihrem Roboter mit Hilfe von KI zu checken, was Unkraut ist und welche Pflanzen nicht zerstört werden sollen.
Im Gegensatz zu schweren Maschinen, die das vielleicht auch könnten, schont dieser Leichtroboter die Felder – denn dies war einer der Ausgangspunkte des Projekt: Erik Stegers Bruder hatte Praktika auf einer Biolandwirtschaft in Niederösterreich gemacht und davon berichtet.
Der Roboter kann aber auch neben dem Unkrautzerschneidern auch mit anderen Werkzeugen und Messgeräten bestückt werden, etwa bewässern, säen oder „nur“ Messdaten über den Boden sammeln – und über einen Kleincompter an eine Website senden, mit der Landwirt:innen Bodenqualität überprüfen können.
Dass es in der Expedithalle in der Brotfabrik, in der die Ausstellung der Finalprojekte und schließlich auch die Award-Show mit Würdigung aller Arbeiten samt Auszeichnung der von Jurys nochmals um den Tick herausragender befundenen Arbeiten viel zu heiß war und alles andere als gesunde Luft hatte, das spürten (fast) alle. Die neuartige Wanduhr des Teams von „LifeWatch“ aus der HTL Rennweg zeigte es auch, sobald sie im Einsatz war.
Thomas Rödler, Maximilian Ihl, Christoph Ballensdorfer und Paul Exler hatten erfahren, dass stickige Luft in Klassenzimmern die Konzentration rapide verschlechtert. Dazu gab es übrigen schon vor Jahren ein Jugend-Innovativ-Finalprojekt aus Linz: Ergebnis: In einer durchschnittlich besetzten Schulklasse sollte jede Stunde sechs bis sieben Mal gelüftet werden. Die HAK (Handelsakademie) Pernerstorfergasse in Wien-Favoriten hat seit Jahren neben jeder Tür ein CO2-Messgerät mit Ampelsystem: Bei Rot dringend lüften, bei Gelb wäre es angebracht…
Die genannten Rennweg-Schüler verbauten in ihre Wanduhren Sensoren – und die entsprechende Anzeigen – für Kohlendio- sowie -monoxid und Stickoxiden, aber auch für Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Lautstärke; die Uhrzeit natürlich auch 😉
„The Hexaframe – intelligente Sonnenbrille“ wählte Laurin Röblreiter aus der Sir-Karl-Popper-Schule als Titel für seine – eben Sonnenbrille. Das „intellgente“ daran: in beiden Bügeln sind Platinen sowie – so der Plan – minimalistische Lautsprecher. Diese „Kopfhörer“ transportieren den Schall nicht ins Ohr, sondern über die Schädelknochen an denen die Bügel anliegen. Noch ist es „nur“ eine Idee und die Vorarbeit für einen Prototypen. „Solche kleinen Akkus habe ich noch nicht“, gesteht er dem Reporter. „Und im Gegensatz zu (rausch-unterdrückenden) Kopfhörern bist du dann zum Beispiel beim Musikhören nicht ganz abgeschnitten von deiner Umwelt, kannst damit auch Radfahren und gleichzeitig auf den Verkehr achten.“
Dass Menschen, die Brillen brauchen, um gut sehen zu können, müsse kein Hindernis sein, meint er zu Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… „dieses High-Tech-Brillengestell könnte sicher so konstruiert werden, dass auch optische Gläser eingesetzt werden könnten – vielleicht nicht bei einer Fassung wie Ihrer“, spielte er auf die John-Lennon-mäßige des Journalisten an – laur.in/
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So, nun auch die Story zum Foto im Auftakt-Bericht zum diesjährigen Jugend-Innovativ-Bundesfinale: Die kreative Version des vielfach und noch dazu dehnbaren – seit einigen Jahren aktuellen – Logos dieses Bewerbs für erfindungsreiche Schüler:innen stammt von Jugendlichen aus dem B/R/G Lienz (Osttirol). „Stretching The Limits: Die Power auxetischer Materialen“ nannten Teresa Neumayr, Moritz Engl, Paul Unterluggauer, Sophie Gailer, Marie Pichler und Klara Duong ihre Arbeit, mit der sie es aus 42 Projekten in der Kategorie Design eben ins Finale der Top 5 – jeder Kategorie geschafft haben. Klingt höchst – naja, fast wie eine Geheimwissenschaft.
Das Foto sagt da schon einiges mehr. Und worum es geht, erklärten – und vor allem zeigten – die sechs Schüler:innen nicht nur Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… Wenn sich ein Material dehnen lässt, dann üblicherweise in eine Richtung – in die Länge gezogen, wird Gummi oder was auch immer schmäler.
Diese mit dem für die meisten sicher neuen Wort beschriebenen Werkstoffe werden dann nicht nur länger, sondern auch breiter. Zuerst am Computer konstruiert und dann 3D-gedruckt haben die 7.-Klässler‘:innen scheinbar fast eine spielerische Lust entwickelt, immer neues zu kreieren: So manches kann sich nicht nur längs und breit ausdehnen, sondern auch wölben, also in die dritte Dimension erweitern. Die vielen bunten Teile, die sie auf ihrem Präsentationsstand ausbreiteten, luden auch viele Kolleg:innen von anderen Projekten, nicht zuletzt auch den Journalisten dazu ein, großen Gefallen an diesem haptischen, immer wieder verblüffenden „Spiel“ zu gewinnen.
Ob und wenn ja, was sie gewonnen haben – wobei wie immer kein Projekt leer ausgeht – wird erst bei der Award-Gala Donnerstagnachmittag verraten – und darf erst ab Freitag in Medien bekannt gegeben werden.
Die Reihenfolge der Vorstellung der Projekte richtet sich – wie schon im vorigen Beitrag zu Engineering I (das war jene Kategorie, wo KiJuKU schon am ersten Tag alle fünf Teams getroffen hatte) nach einer zur Verfügung gestellten Liste und besagt nichts über die Wertigkeit.
Eines von sieben Teams aus der HTL Rennweg (Wien-Landstraße), die es dieses Jahr ins Finale geschafft haben (Rekord!) hat – ausgehend von einer eigenen Klassenreise in die schwedische Hauptstadt Stockholm – wobei das Ziel nichts zur Sache tut – eine Lücke bei Organisieren entdeckt. Für Einzel- oder auch Familienreisen gäbe es schon genügend digitale Werkzeuge, um bei der Planung zu helfen. „Für Gruppenreisen haben wir nichts Brauchbares gefunden“, nannten die vier Schüler:innen Stefania Manastirska, Severin Rosner, Roman Krebs und Raven Burkard den Ausgangspunkt, selber Entsprechendes zu programmieren und gestalten: Eine eigene schlanke Website mit den Funktionalitäten, dass nicht nur eine Checkerin / ein Checker alles vorgibt, sondern alle Beteiligten reinarbeiten kann: journeyplanner.io
Häuser, Busse, Büsche ausgeschnitten aus Papier und zusammengesteckt – kommt ohne Kleber aus. Diese Teile finden sich neben einem Laptop des Projektteams „ScrumpliCity – Build Your Scrum Knowledge“ (HTL Rennweg, Wien 3). Lisa-Marie Hörmann, Marco Janderka, Sophie Nemecek und Felix Wollmann erklären den Sinn und Zweck – und müssen zunächst eine Bildungslücke des Journalisten schließen: Scrum ist ein digitales Werkzeug für Projektmanagement – und das seit Jahrzehnten!
An berufsbildenden höheren Schulen wo genau diese Kompetenz vermittelt wird und für viele Arbeiten erforderlich ist, kennen praktisch alle dieses Tool. Wenn’s im Unterricht um die Grundlagen geht – oder für andere Menschen, die Projekte organisieren soll(t)en, und Scrum erlernen (wollen), sei dieses spielerische Herangehensweise gedacht, so erklären die vier Jugendlichen. Die Spieler:innen schlüpfen in die verschiedenen Rollen und das in einer Art Brettspiel – für das sie die Objekte erst selber ausschneiden – Vorlagen gibt’s zum Downloaden.
Das Spiel, für das sich die Gerannten auch den passenden Namen einfallen haben lassen, ist natürlich ein kooperatives, geht es doch ums Erlernen von (besserem) Organisieren von Projekten und da ist Teamarbeit ein zentrales Element. scrumplicity.app
Immer wieder tauchen im Jugend-innovativ-Finale Jugendliche mit Feuerwehr-Helm oder -Montur auf. Ein Großteil der Brandbekämpfung und anderer Aufgaben liegt in Österreich bei Freiwilligen. Und aus ihrer praktischen Arbeit stoßen jugendlich Feuerwehrleute immer wieder in ihrer regelmäßigen Tätigkeit auf so manchen Verbesserungsbedarf, die der den Einsatz selber oder die Tätigkeiten darum herum erleichtern oder stark verbessern könnte.
In der Kategorie Design – ein weiteres „brandheißes“ (das musste sein, hat sich aufgedrängt!) Projekt landete in der Kategorie ICT & Digital – kommt natürlich in einem weiteren Beitrag. Nun also zu den beiden FF-Jungmännern Florian Amann und Marco Kainz, die mehr als die Hälfte ihres Lebens schon bei der Freiwilligen Feuerwehr (FF) sind und als Dritten im Bunde Tobias Jacopich von der HTL Wolfsberg (Kärnten), der nun auch FF’ler ist:
Nach dem Löscheinsatz, wenn du ohnehin schon „geschlaucht“ bist, musst du die elendslangen, oft vielen, Schläuche händisch aufrollen, erzählt das Trio dem Reporter. „Es gibt zwar so etwas Ähnliches wie Kabeltrommeln“, die seien aber nicht wirklich ausgereift und brauchbar. „Unser Aufrollgerät ist geländegängig, hat Gummireifen, damit funktionieren die ohne Aufpumpen und es ist mechanisch, nicht elektrisch – also auch nicht fehleranfällig.“ Außerdem haben die Schüler aus der langjährigen praktischen Erfahrung ein „Gerät zum mobilen Aufrollen von Feuerwehrschläuchen“ so – selber aus Holz gebaut, dass er schmal, platzsparend, griffbereit im Feuerwehrauto verstaut werden kann.
„Schon als Kind hab ich meiner Oma beim Kochen geholfen. Da war ich noch so klein, dass ich nicht einmal zur Arbeitsplatte in der Küche hinaufgekommen bin und auf eine kleine Leiter steigen musste“, erinnert sich Emanuel Ullmann aus der sechsten Klasse des Wiedner Gymnasiums / Sir-Karl-Popper-Schule im Gespräch mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… an die Anfänge seiner Leidenschaft.
Eine übervolle Lade mit Küchengeräten hat er auf den Präsentationstisch seines Design-Projekts gestellt. Die könnte deutlich entlastet werden, gäbe es für alle – ob Schöpflöffel, Schnitzelklopfer, Tortenheber oder was auch immer nur einen einzigen Griff mit dem die jeweiligen Utensilien – dann nur der Werkzeugteil – verbunden werden könnten.
„Ich hab schon ein Stecksystem gehabt“, erzählt der Jugendliche. Das sei aber nicht optimal gewesen „und daher hab ich jetzt einen neuen Mechanismus gebaut, bei dem Werkzeugteil und Griff haltbarer miteinander verbunden sind.“
Vorläufig alles „nur“ 3D-gedruckte Modelle, „aus Stahl wäre es zu teuer gewesen“. Wobei es dem Schüler, wie er ergänzt, nicht nur um den Mechanismus gegangen ist, „ich hab vor Kurzem eine Idee fürs Design gehabt und mich dafür beim Edelweiß inspirieren lassen, als etwas typisch Österreichischem“.
Das Tüfteln des Reporters, ob der Name „Finn Kitchentools“ möglicherweise für eine Abkürzung – wofür auch immer – steht, zerstreut der Erfinder: „Nein, ich mag nordische Namen, aber wenn Sie eine Idee haben, wofür das stehen könnte, sagen Sie’s mir bitte!“
Wird forgesetzt – weitere Kategorien sowie Preisträger:innen
Die Reihenfolge, in der hier die fünf Finalprojekte aus der Kategorie Engineering I vorgestellt werden, ist keine Wertung, sondern ergibt sich aus der übersichtlichen Liste, die das Jugend-Innovativ-Team Journalist:innen und Fotograf:innen zur Verfügung gestellt hat.
Florian Gaisberger hält Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… einen kleinen blau-weißen Kunststofffisch vor die Kamera. Und dazu einen nicht gerade kleinen Plastiksack mit Abfällen. Der Fisch – nicht einmal handgroß – wurde 3D-gedruckt, die Abfälle aus dieser Produktion machen ein Vielfaches davon aus.
Und so dachte sich der genannte Schüler der HTL aus dem oberösterreichischen Innviertel-Nord in Andorf gemeinsam mit seinem Kollegen Alexander Eggetsberger: Das kann, nein das darf nicht sein. Große Unternehmen recyceln Filament, das beim 3D-Druck abfällt, aber was ist mit all jenen Kunststoffteilen, die dabei in privaten Haushalten, Schulen oder auch in kleinen Firmen an- bzw. abfallen, vor allem bei Farbwechseln.
Das Duo plante gleichsam Klein-Recycling-Anlagen – und baute schon eine solche, die in der schuleigenen Werkstatt „seit voriger Woche fertig ist“. Die Abfälle werden erst auf klitzeklein geschreddert, dann erhitzt, geschmolzen und zu neuem Filament aufgerollt, das wieder bei späteren 3D-Drucken eingesetzt werden kann.
Die Frage, ob sie diese ihre Erfindung zum Patent angemeldet haben, verneinten die beiden: „Wir wollen, dass jede und jeder das auch nachbauen kann, es soll ja möglichst viel Abfall vermieden werden.“ Eines von vielen Beispielen bei Jugend-Innovativ-projekten egal welcher Kategorie wo Schüler:innen Nachhaltigkeit mitdenken oder sogar ins Zentrum stellen.
Eggetsberger und Gaisberger wollen die mit ihrem Projekt „PrintReclaim“ Bauanleitung online stellen, so dass sie für alle zugänglich ist.
Vor einigen Jahren hatten Jugendliche eins Finalprojekts sogar ein Filament, das zur Hälfte aus Sägespänen und Holzabfällen bestand zum 3D-Drucken präsentiert.
Holz steht im Zentrum der (Ausbildung im Salzburger Kuchl, die dortige HTL heißt nicht zufällig Holztechnikum. Alexander Wenger, Paul Wimmer, Manuel Mirocha und Lukas Schöller konzipierten für ein großes Holzunternehmen (Hasslacher Norica Timber) eine Konstruktion für Träger einer Kranbahn. Üblicherweise sind diese aus Stahl.
Kann eine solche Traglasten von mehr als zwölf Tonnen aushalten? Wie müssen diese Träger dimensioniert werden? Wie schaut’s bei einem Brand aus?
An all diesen und noch weiteren Fragen tüftelten die vier Schüler, programmierten auch eine Excel-Liste mit der sogar Nicht-Statiker arbeiten können – UND: Eine solche Hallen-Kranbahn ist um rund zwei Drittel billiger als eine vergleichbare aus Stahl; abgesehen davon, dass sie natürlich aus dem nachwachsenden Rohstoff ökologischer ist.
Max Sauer wohnt nahe der A 21 (Wiener Außenring-Autobahn) womit er bei offenem Fenster oder gar im Garten praktisch nie ohne Verkehrslärm auskommt. Kopfhörer mit Noise Cancellation waren das Vorbild für ihn und seinen Kollegen Felix Malits aus der HTL Mödling für deren Forschungsprojekt.
Nicht aufsetzen, weil sich die beiden oder noch mit anderen vielleicht unterhalten wollen, sondern das Prinzip Lärm durch Gegenschall in gleicher Frequenz zunichte zu machen, müsste doch auch so funktionieren. „Outdoor-Noise-Cancellation: Reduktion von Straßenlärm durch aktiven Gegenschall“ nannten sie ihre Arbeit.
„Was leicht geklungen hat, wurde es dann nicht. Wir haben viel geforscht, aber es ist schwieriger als gedacht. Einen großen brummenden lautstarken LKW kannst du aufnehmen und den entsprechenden Gegenschall erzeugen, aber das Dauerrauschen auf unterschiedlichen Frequenzen ist nicht so leicht zu bekämpfen“, schlussfolgern die beiden gegenüber KiJuKU.at aus ihren umfangreichen Forschungen, um aber gleich nicht ganz resigniert zu enden: „Wir schließen aber nicht aus, dass es doch möglich ist – bei weiterer Forschung.“
Manche der Projektteams haben ziemlich mächtige Konstruktionen in die Ausstellungs- und Veranstaltungshalle in der Brotfabrik (Wien-Favoriten) mitgebracht. Was wie eine Art Abschussrampe am Stand von einem von sieben (!) Projektgruppen aus der HTL am Wiener Rennweg aussieht, ist auch eine solche – für ein drohnenartiges Kleinstflugzeug.
Solche, die in größerer Ausführung Dinge wie unter anderem Medikamente in Gegenden transportieren können, die verkehrsmäßig schlecht bis nicht erschlossen sind, brauchen bisher entweder große, schwere Akkus, um die Energie zum Start zu erreichen oder Startrampen mit Stahlseilzug.
Ben Trumler, Max Zerovnik, Daniel Ezike und Philipp Weissenbach (HTL Rennweg) tüftelten, recherchierten, rechneten, konstruierten am Computer und kamen innerhalb von neun Monaten auf eine neuartige Lösung: Elektro-Magnetismus.
Das Flugzeug wird auf die Rampe gesetzt, auf kurzer Strecke so beschleunigt, dass er abfliegen kann – ob per Fernsteuerung oder schon vorprogrammiert schwebt und fliegt die Maschine in Richtung Ziel.
Das ist aber noch nicht alles, die vier Schüler haben ihre Konstruktion sehr praktikabel gebaut: Die zerlegbaren Schienen der Abschussrampe und alles drum und dran – einschließlich der von ihnen gebauten Steuerung passen in eine Metallkiste, die nur 110 Kilo wiegt. „Wir haben die mit Leichtigkeit hier herein getragen“, erzählen sie im Gespräch mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…
Mehr über „MagLift – Where Innovation Takes Flight“auf der projekteigenen Homepage: maglift.at
Und noch ein Projekt aus der HTL Rennweg (Wien-Landstraße), aus der es rekordmäßige sieben Projekte ins Bundesfinale dieses 38. Durchgangs von Jugend Innovativ geschafft haben, vier sogar aus einer Klasse!
Die Idee zu „SkyScrubber“, einem Roboter für – zugegeben nur große, hohe, gerade -Fensterfronten begann mit Videos über Fensterputzer als einem der gefährlichsten Berufe weltweit, die Stefan Radović im Internet gesehen hatte. Seine drei Kollegen Moritz Dwulit, Alexander Sallans und Enis Feraj griffen mit ihm den Gedanken auf, einen entsprechenden Putz-Roboter zu erfinden – erstaunlich, dass bisher noch nie wer auf diese Idee gekommen ist.
Die vier Jugendlichen stellen nun eine große Metallkiste vor, auf der Vorderfront haben sie eine Rolle aus Mikrofaser eingebaut, über Düsen kommt das Seifen-Wasser-Gemisch auf die Glasfront; in der Kiste ist der Motor, auf dem Deckel Solarpaneele, die für die Versorgung mit dem erforderlichen Strom sorgen.
Die Kiste hat das Quartett so dimensioniert, dass sie genau in die Krankörbe für menschliche Putzkräfte passt.
Wird fortgesetzt um weitere Berichte über die weiteren sechs Kategorien, wenn KiJuKU die jeweils fünf Projekt-Teams getroffen hat.
Seit Dienstag der ersten Juni-Woche 2025 präsentieren Jugendliche aus ganz Österreich ihre – teils patentreifen – Erfindungen, Entwicklungen in Hard- und Software, Maschinenbau, Elektrotechnik, wissenschaftliche Erkenntnisse, Lernspiele – digitale und manche kombiniert mit mehr oder minder viel analogem Material und vieles mehr. Zum 38. Mal steigt das Bundesfinale von Jugend Innovativ – auch wenn das deutsche Pendant „Jugend forscht“ vielen in der Öffentlichkeit bekannter ist.
Erstmals findet es in der Expedithalle des Kultur- und Bildungszentrums „Brotfabrik“ in Wien-Favoriten statt. Mehr als 100 Jahre wurde hier Brot gebacken und von hier in die ganze Stadt ausgeliefert – aus der genannte Halle weg. Nun stellen 35 Teams die besten der besten von 440 Projekten mit 1137 beteiligten Schüler:innen drei Tage lang vor – zunächst den Fachjurys, die über die Vergabe von Preisen entscheiden, sowie interessierten Journalist:innen. Am Donnerstag öffnen sich die Türen für alle interessierten Besucher:innen und anschließend steigt – gleich in dieser Halle – die Gala mit Preisverleihung (Summe der Preisgelder: 53.000 Euro), wobei noch beleibter als die Geld- sind die „Reise“-Preise zu internationalen Bewerben und Messen, die vor allem hervorragende Vernetzungsmöglichkeiten mit forschungs- und erfindungsreichen Jugendlichen aus fast der ganzen Welt sind.
Je fünf Projekte schafften es in den sieben Kategorien ins österreichweite Finale: Design (Gestaltung – 42 Projekte starteten), Engineering I (Maschinenbau – 59 Projekte) und II (Elektrotechnik – 78 Projekte), Entrepreneurship (Unternehmertum – 54), ICT & Digital (109) sowie Science (Wissenschaft -27) und nur dem Alphabet nach zuletzt Sustainability (Nachhaltigkeit – 71).
Wie (fast) jedes Jahr wird Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… (bis vor vier Jahren als Kinder-KURIER) praktisch alle Finalprojekte in Text und Fotos vorstellen – der besseren Übersichtlich- und Lesbarkeit aufgeteilt auf sieben Beiträge in den oben schon genannten Kategorien; dazu gesellt sich dieser einleitende Überblicks-Artikel sowie am Ende auch noch ein weiterer mit allen Beiträgen; die alle nach und nach das Licht der Online-Welt erblicken – und dann jeweils hier verlinkt – werden.
Keine zehn Jahre nachdem sie für einen Merkur als beste Schülerin der sechs privaten Handelsakademien der Vienna Business School (VBS, fünf Wiener und ein niederösterreichischer Standort – Mödling) nominiert war, ihn aber nicht bekommen hatte, gewann Rima Suppan bei der jüngsten Preisverleihung (noch im Mai) eins solche gewichtige (5 Kilo) Bronze-Statue als Graduate oft he Year, Absolventin des Jahres.
Mit 1,0 hatte sie in Mödling vor acht Jahren maturiert, urflott an der Wiener WU (Wirtschaftsuni) studiert und sich aufgemacht nach London. Dort gründete sie – gemeinsam mit Morgan Mixon – die Windelfirma Peachies (Pfirsiche). Das neuartige ihres Produkts: Saugfähig wie das des bekannten Markt-Champions, aber ohne schädliche Chemikalien, hochwertige Materialien, die noch dazu komplett abbaubar sind, hergestellt unter Verwendung erneuerbarer Energie, vertrieben als Abo-Modell.
Damit trafen die beiden – mittlerweile ist das Unternehmen auf zehn Mitarbeiter:innen gewachsen – den Nerv jener Eltern, die einerseits auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz achten wollen, dennoch für sich und ihre Babys nicht den Komfort missen wollen, mitten in der Nacht oder auch tagsüber viel öfter Windeln wechseln zu müssen als bei Verwendung weniger ökologischer Produkte.
Gewürdigt wurde ihre Leistung von der neuen Mödlinger Bürgermeisterin Silvia Drechsler. Im Bühnen-Interview mit der Moderatorin (nicht nur dieses Abends), Daniela Zeller meinte die Preisträgerin: „Ein bisschen aus der eigenen Komfortzone rauszukommen, groß zu träumen und bereit sein, Fehler zu machen“, als Zeller nach einer Botschaft an heutige Schüler:innen fragte. „Aus vielen gescheiterten Ideen kommt vielleicht einmal die erfolgreiche… Fast jeden Tag trifft dich zwei Mal das Hoch und das Tief und du lernst mit der Zeit, diese Wellen zu reiten!“
Erst als Unternehmerin habe sie den Sinn so mancher Inhalte aus Buchhaltung und Kostenrechnung oder einiger praxisnaher Projekte erfahren, meinte die zuvor beschriebene Absolventin des Jahres, Rima Suppan noch.
Im Finanz- und Bankenwesen hat jener Mann – schon neben seinem Studium der Wirtschaftspädagogik und danach – gearbeitet, der in diesem Jahr – unter großem Jubel seiner Schüler:innen – den Merkur als Teacher oft he Year in Empfang nehmen durfte: Bernhard Irschik von der VBS Schönborngasse. Überreicht wurde ihm die Statue von Wiens Bildungsdirektorin Elisabeth Fuchs. Die ihn auch stellvertretend für die sehr vielen engagierten Lehrerinnen und Lehrer nicht nur dieser Schulen würdigte.
In ihre Laudatio baute sie so manche Zitate von Irschiks Schüler:innen, der Direktorin, eines Kollegen sowie der Mutter einer Schülerin ein. Stellvertretend sei vielleicht der Satz hier veröffentlicht: „Man lernt bei ihm nicht nur Rechnungswesen, man lernt bei ihm viel mehr eine Leidenschaft für etwas zu entwickeln…“
Auf der Bühne meinte der Geehrte, dass schon sein Vater und Großvater Lehrer waren und er jeden Tag voller Freude in der Früh die Klassen betrete. Er wolle aber nicht nur Rechnungswesen, sondern auch Werte vermitteln und er erleben keinen Tag, an dem er unglücklich von der Schule nach Hause gehe.
Bei der Merkur-Gala der der privaten Handelsschulen und -akademien VBS (Vienna Business School) werden neben Top-Projekten immer auch einzelne Jugendliche, aber auch Lehrpersonen und Absolvent:innen ausgezeichnet.
Die besten Schüler:innen sind alles andere als das, was landläufig als „Streber:innen“ tituliert wird. Guter bis ausgezeichneter Schulerfolg ist bei den für den Merkur nominierten Jugendlichen lediglich ein, und gar nicht der ausschlaggebende, Aspekt. Praktisch jede und jeder aus den sechs Schulen (fünf in Wien, eine in Mödling /Niederösterreich) der VBS (Vienna Business School) ist immer auch unterstützende Ansprechperson für Mitschüler:innen, hilft, gibt Nachhilfe usw.
Viele der als „Student of the Year“ Vorgeschlagenen engagieren sich darüber hinaus in Organisationen, Vereinen, betätigen sich sozial, karitativ, kommunikativ, sportlich. Nicht wenige arbeiten neben der Schule.
Und viele wachsen mehrsprachig auf, bringen also noch weitere Sprachen – neben Deutsch und den in der Schule am Stundeplan stehenden – mit, durchbrechen also das in Medien häufig transportierte Narrativ, Kinder bzw. Jugendliche, die zu Hause nicht Deutsch sprechen, wären DAS Problem.
Zum 28. Mal wurden kürzlich die ziemlich schweren (rund 5 Kilo) Merkur-Statuen an Schüler:innen der VBS (Vienna Business School – private Handelsschulen und -akademien des Fonds der Wiener Kaufmannschaft) vergeben. Über die Preisträger:innen der besten wirtschaftlichen sowie sozialen Projekte hat Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr schon berichtet. Hier in diesem Beitrag sind die „Students oft he Year“ dran, vorgestellt zu werden. Die beste Lehrperson sowie Graduate oft he Year kommen in einem weiteren Artikel vor den medialen Vorhang – auf der Bühne der Grand Hall im Erste Bank Campus beim Hauptbahnhof waren sie ja schon 😉
Bevor nun die Preisträger:innen – aus Handelsschule und Handelsakademie – vorgestellt werden zunächst die Nominierten:
Die Nominierten: Julian Janda (Akademiestraße), Melek Kılıcı (Hamerlingplatz), Anisa Nur (Schönborngasse), Katja Eibler (Augarten), Mina Petrović (Mödling).
And the Winner is: Arietta Stiblo (VBS Floridsdorf); Laudator: Peter L. Eppinger, Moderator, Kommunikation-Coach und Buch-Autor
Neben kulturellen Aktivitäten in und mit der Schule sowie der Ausbildung zur Ersthelferin, bewies sie in ihrem Pflichtpraktium bei einer Bootsvermietung neben Einsatzbereitschaft auch Führungsqualitäten. Die kinderlosen Betreiber trugen sich sogar mit dem Gedanken, ihr den Betrieb zu übergeben.
Was die Handelsschul-Merkur-Preisträgerin allerdings nach ihrem Abschluss machen wird, das wisse sie noch nicht, vertraute sie nach der Preisverleihung KiJuKU.at an.
Die Nominierten: Selma Jaoski (Hamerlingplatz), die Schönborngasse nominierte – eine Neuheit – ein Trio: Laurenz Köckeis, Philippa Markones, Felix Czech (zwei bei der Freiwilligen Feuerwehr, einer beim Roten Kreuz in NÖ-Gemeinden), Leonie Rachel Mang (Floridsdorf), die fünfsprachige Mariam Tvalchrelidze (Augarten, kam erst mit 15 aus Georgien nach Wien), Anna Plott (Mödling).
Gewonnen hat hier: Christoph Jethan (Akademiestraße), gewürdigt von Erika Geier-Tschernig von der Bäckerei-Kette.
Neben 1,0-Notenschnitt, einigen Marathon-Läufen und Kraftsport, hat er – gemeinsam mit Mitschüler Ronen Kalantar – ein Patent angemeldet. Damit soll Einkaufen im stationären Textil-Einzelhandel für Kund:innen erleichtert werden. Genaueres wollen und dürfen der Preisträger und sein Kompagnon (noch) nicht verraten. Das Patent ist ja erst angemeldet – übrigens selbstständig ohne einschlägige anwaltliche Unterstützung. In der Einreichung für den Merkur als bester HAK-Schüler 2024/25 schreibt Jethan: „Während des Wartens (auf den Patent-Bescheid, Anm. d. Red.) arbeiten wir derzeit an einer Applikation, die den Benutzern die Erstellung persönlicher KI-Bots ermöglichen soll.“
Seit einigen Jahren gibt es eine neue „Kategorie“ bei der Merkur-Preisverleihung, den Publikums-Award. Gegen Ende der Merkur-Überreichungen wird ein QR-Code groß eingeblendet und alle im Saal können aus allen Nominierten – ob Projekte oder Einzelpersonen – eine Stimme für einen weiteren Merkur abgeben. In diesem Jahr fiel die Wahl auf den Handelsschüler Julian Janda. Woraufhin riesiger Jubel im Saal aufbrandete. Er selbst konnte die Statue nicht in Empfang nehmen, weil er zu diesem Zeitpunkt schon zu Hause war – woraufhin Moderatorin Daniela Zeller ihren ehemaligen Kollegen Eppinger auf die Bühne bat, um per Video eine Botschaft an den Preisträger zu senden.
Er selbst beschreibt sich für die Nominierung seiner Schule (Akademiestraße) so: „Ich bin Julian und bin neurodivers – früher hat man das Asperger-Syndrom genannt…. Da ich im Autismus Spektrum bin, funktioniert meine Reizfilterung anders…“ Er müsse sich in einer „normalen Umgebung“ mehr konzentrieren, dafür sei seine Merkfähigkeit besonders ausgeprägt.
Anders als vielleicht aufs Erste nun zu erwarten wäre, sei er aber weniger auf Hilfe von Mitschüler:innen angewiesen, sondern umgekehrt kommen diese mit Fragen auf ihn zu und er helfe dann. Außerdem hat Janda im Selbststudium über eine bekannte App begonnen Italienisch zu lernen.
Für den Schulerhalter, den Fonds der Wiener Kaufmannschaft, würdigte Helmut Schramm den Publikums-Preisträger und freute sich, dies sei ein schönes Zeichen für das was er immer wieder als VBS-Familie benennt – Raum für Vielfalt.
In Österreichs Bildungssystem ist einiges reform-, renovierungs-, manches fast revolutionsbedürftig. Warum aber nicht mehr bei jenen positiven Beispielen aus Schulen, Klassen, von Schüler:innen und Pädagog:innen (noch!) mehr ansetzen, sie verbreiten, von ihnen lernen, um sie zu verbreitern?
Jahr für Jahr sind im Mai und dieses Mal im Juni zwei gute Möglichkeiten, dies zu tun: Vom 3. bis 5. Juni präsentieren Jugendliche die 35 erfindungsreichsten – von 440 gestarteten – Projekte in sechs Kategorien – von Engineering und Science über IST & Digital, Design bis zu Sustainability (Nachhaltigkeit) und Entrepreneurship (Unternehmertum); übrigens zum 38. Mal, wobei sich natürlich im Verlauf der fast vier Jahrzehnte Kategorien verändert haben, digital war zu Beginn logischerweise noch keine ;).
Apropos Unternehmensgeist: Zum 28. Mal wurden noch im Mai wieder die gewichtigen Merkur-Statuen der VBS (Vienna Business School, private Handelsschulen und -akademien in Wien und Mödling, NÖ) an Jugendliche der besten Projekte in den Kategorien Wirtschaft & Innovation einer- sowie soziale Verantwortung andererseits vergeben; auch da gab es im Laufe der Jahre immer wieder Kategorie-Veränderungen. Gleich blieb in all den Jahren, dass einzelne Persönlichkeiten – sowohl unter den Schüler:innen als auch den Pädagog:innen sowie den Absolvent:innen vor den sprichwörtlichen Vorhang geholt wurden.
Die VBS (Träger: Fonds der Wiener Kaufmannschaft) zelebriert diese Preisverleihung alljährlich als festliche Gala der Leistungsfähigkeit und -bereitschaft von Schüler:innen und ihren Lehrpersonen. Jede der sechs VBS-Standorte nominiert in allen Kategorien ihre Besten – nur bei den Absolvent:innen (Graduate oft he Year) wid seit einigen Jahren lediglich eine einzige Person aus allen von der Jury gewählt.
Und schon diese Nominierten sind eigentlich allesamt Gewinner:innen – ähnlich wie Mitte Mai bei dem mehrsprachigen Redebewerb „Sag’s Multi“, wo alle Finalist:innen zur Abschlussfeier in den großen Festsaal des Wiener Rathauses eingeladen werden, wo dann aus ihrer Mitte die – heuer 30 – Preisträger:innen bekannt gegeben werden.
… das zeigen Namen und Sprachkenntnisse – mitgebrachte und erworbene sind auch viele der nominierten – unter den insgesamt rund 3.800 – Schüler:innen der VBS. Die Preisträger:innen, die jeweils eine der schweren Bronze-Statuen in Empfang nehmen durften, sowie einige andere der Nominierten werden in jeweils eigenen Beiträgen (nach den Kategorien) vorgestellt, die am Ende dieses Artikels verlinkt sind und in „Häppchen“ veröffentlicht werden.
Die Merkur-Statue – neben dem gleichnamigen Planeten ist es auch der Name des römischen für Handel, aber auch Diebe zuständigen Gottes – wurde vor nunmehr rund drei vom Bildhauer Thomas Kosma, einem Schüler Alfred Hrdlickas, geschaffen und wird neuerdings von Thomas Fleissgarten gegossen, der heuer den Künstler beim Besuch der Merkur-Verleihung begleitete (siehe Foto). Traditionell agiert eine Schülerin als „Merkur-Girl“, die der Reihe nach die gewichtigen Trophäen von ihren Podesten hebt, um sie der jeweiligen Laudatorin / dem Laudator auszuhändigen, die /der sie dann an die Preisträger: innen überreicht. Heuer hatte Jasmina Achmatová diese Aufgabe ausgeführt.
Für musikalische Umrahmung und zwischendurch Auflockerung sorgte die Band aus der VBS Floridsdorf: Kathia Mwari-Ngoma, Yakin Kchaou, Daniel Huber, Saida Hosseini unter der Leitung von Julian Steirer (E-Gitarre). Während Bassist Huber seinem Instrument treu blieb, wechselten seine Kolleginnen immer wieder von Schlagzeug zu Keyboard und Mikro für Gesang – siehe und höre auch Video weiter unten verlinkt.
Gerade Verlockungen des Online-Handels – kaufe jetzt, zahle später – noch dazu mit oft scheinbar Billigst-Preisen lassen (nicht nur, aber auch) Jugendliche früh in Schuldenfallen tappen. Es gibt Programme zur Finanzbildung – in Schulen, aber auch von andern Institutionen, wie etwa Wirtschafts- und Gesellschaftsmuseum – aber Fatma Elhamrouni, Sarah-Lee Kuyenov und Gabriel Abramov aus der VBS Augarten haben sich unter dem Titel „Safe Finance“ eine App mit spielerischem Zugang ausgedacht und konzipiert. Dafür schufen sie die Figur Cashy und die virtuelle Stadt „FinanzCity“. Und sie bauten in ihre spielerische Umgebung natürlich auch – gespeist von ihrem schulischen und weiterem angeeigneten Wissen – Lernmaterialien ein.
Dafür bekamen sie – gewürdigt von der führenden „Viora“-Managerin Laura Casanova den Merkur in der Kategorie „Best Economic & Innovative Project“. In der Begründung der Jury, die sie vortrug, hieß es unter anderem: „Das Projekt und die Programmierung der App zeugt nicht nur von einer guten Finanzbildung dank eines dementsprechenden Unterrichts an der Handelsakademie, die die drei Schüler:innen besuchen, sondern auch von einem hohen sozialen Verantwortungsbewusstsein ihren Altersgenossen gegenüber.“
Höchst umfangreich hatten Yannik Bransky, Dominik Lair, Nicolas Ostić und Markus Spörr aus der Hak I, Akademiestraße, längere Zeit (Praktikums-Plätze) im steirischen Murtal recherchiert – rund um Spielberg (Red-Bull-Ring). Bessere Ausnutzung der Location durch mehr Events, aber auch bessere Busverbindungen zum Bahnhof Knittelfeld sowie Setzen auf erneuerbare Energien – Photovoltaik und Biomasse-kraftwerke – sind nur einige der viel(fältig)en Vorschläge, die die vier Schüler an die „Projekt Spielberg GmbH & Co KG“ übermittelten.
Katharina Schmidt, Anastasia Knežević und Emily Gabriel aus der Abschlussklasse der VBS-HAK am Josefstädter Hamerlingplatz hatten für die bekannte Restaurantkette „Neni“ der mindestens ebenso berühmten Familie Molcho an innovativen Marketingstrategien getüftelt. Im Frühjahr 2026 will Neni mit einem Schnell-Imbiss-Service auf Flughäfen, Bahnhöfen usw. starten. Der Mix aus „frischen High-End-Gerichten und schneller Küche“ ist zwar nicht, wie behauptet, „ein neues, in Österreich noch nie dagewesenes Konzept“, „aber doch neu für Neni“, wie die Schülerinnen den Einwand gegen die übertriebene und tatsachenwidrig Anpreisung der Einzigartigkeit (siehe u.a. Bericht „Gesundes, schnelles, schmackhaftes Weltküche-Essen“ auf KiJuKU.at – Link weiter unten) zu relativieren versuchen.
Obwohl natürlich Handelsschulen und -akademien ihren Schwerpunkt auf wirtschaftliche Ausbildung leben und die VBS (Vienna Business School) noch dazu Privatschulen des Fonds der Wiener Kaufmannschaft sind, gibt es durchgängig eine Kategorie, die Projekte mit sozialer Verantwortung Jahr für Jahr vor den Vorhang holt und mit einem der schweren bronzenen Merkur-Statuen auszeichnet. Übrigens, an einem der sechs VBS-Standorte, in der Akademie-Straße in der Wiener Innenstadt gibt es darüber hinaus seit 22 Jahren noch einen eigenen Preis für soziale Projekte, den Amicus-Award – Links zu Berichten über den entsprechenden aktuellen Preis und seine Projekte am Ende dieses Beitrages.
Eines der dort ausgezeichneten Projekte war auch für den Merkur nominiert: Bei „Welle der Hoffnung“ hatten sich Schüler:innen in der Hochwasserhilfe im Herbst des Vorjahres in Niederösterreich tatkräftig mit eigener Hände Arbeit engagiert – siehe Bericht in einem der genannten Links.
„Liebe darf niemals wehtun!“ ist das Motto des aus der VBS nominierten ethischen und sozialen Projekts „SheShield“ von Simav Abbas, Michelle Izchak, Ariadna Moldoveanu, Lina Qehaja und Nilram Taheri. Mit sozialer Prävention, polizeilicher Unterstützung und rechtlicher Beratung wollen sie in Workshops in Schulen organisieren, „um Kindern von klein auf zu vermitteln, dass häusliche Gewalt inakzeptabel ist“.
Die Mödlinger VBS schickte „Give a Hand, Change a Life“ als Nominierte in den Bewerb um den Merkur. Die Klasse 3Plus hatte in den drei Schuljahren schon fünf soziale Projekte organisiert.
Drei andere für den Merkur in der Kategorie „Best Ethical & Social Project“ nominierte Schüler:innen-Gruppen hatten jeweils die Brücke zwischen Jugendlichen und älteren Menschen geschlagen:
Hier hatten die Schüler:innen des neuen Zweiges Social Business einerseits Erklärvideos für alle möglichen Funktionen von Smartphones produziert – sowohl für Android als auch IOS (iPhone). Wie diese via QR-Code jederzeit aufgerufen werden können, aber auch direkte Begegnungen mit Senior:innen samt analoger Erklärungen und Dialog. Bei diesen kamen die Jugendlichen auch drauf, welche Erklär-Videos vielleicht noch fehlten bzw. adaptiert werden müssten.
Dafür nahmen – stellvertretend für die ganze Klasse – Nataža Ristić und Slavko Jovanović – den von der Jury verliehenen Merkur von Nina Brenner, der Referatsleiterin für die kaufmännischen Schulen im Bildungsministerium, entgegen. In ihrer Laudatio wies sie übrigens darauf hin, dass die Jugendlichen ihre Erklärvideos auch mit Plakaten in Kaffeehäusern, Supermärkten, Bäckereien und Ordinationen von Ärzt:innen publik gemacht hatten.
Vier gut einen Meter hohe Gitterkäfige nebeneinander. Darauf mit festem Klebeband fixierte drei Notenpulte. Drei Schauspieler:innen (Markus Rupert, Rita Luksch und Markus Pol) betreten diese Bühne im Theater Spielraum (Wien-Neubau). Sie packen aus einem Netz einen weichen Ball, sechs Kunststoff-Kegel mit kleinen Bällen sowie zwei Kunststoff-Tennisschläger und einen dazugehörige Filzkugel aus und beginnen zu spielen. Die Kegel an der Kante der Käfige in einer Reihe aufgestellt. Die ersten Versuche lassen alle Kegel stehen, erst nach und nach werden immer mehr getroffen. Tennis spielt einer allein mit beiden Schlägern eher gleichsam jonglierend. Der Softball wird bald einmal an die eine oder den anderen im Publikum gespielt. Kommuniziert wird mit Gesten, teils auch Gebärden.
Plötzlich ein schriller Pfiff aus einem Seitengang neben der Bühne. Die Trillerpfeife stoppt das Spiel. Vier Musiker:innen mit Kuhmasken auf dem Kopf (gestaltet von der Künstlerin Burgis Paier; sie gestaltete auch die Bilder der kleinen Ausstellung im Foyer „Die 5 Sinne“)
Mit diesem eben beschriebenen Szenario startete am letzten Mai-Abend 2025 das aktuelle, mittlerweile 26. Internationale visuelle Theater-Festival, das vor mehr als einem ¼-Jahrhundert als Gehörlosentheater-Festival von Arbos (Gesellschaft für Musik und Theater) begonnen hatte. Der Abend (noch einmal am 1. Juni gespielt) „Von der Idylle in den Abgrund“ ist Visuelles Theater mit Musik in Bewegung nach den Schicksalen von Alma und Arnold Rosé mit Zitaten von Johann Sebastian Bach, Gustav Mahlers Polyphonie und Hans Krásas Kinderoper „Brundibár“ (Libretto: Adolf Hoffmeister) für Kammerensemble und Gebärdensprache musikalisch bearbeitet von Werner Raditschnig gespielt von den oben schon genannten Schauspieler:innen und in späteren Szenen zusätzlich von Werner Mössler, einem der wenigen gehörlosen Schauspieler in Österreich, der auch international immer wieder angefragt wird und für die Übersetzung der Texte in Österreichische Gebärdensprache gesorgt hatte. Außerdem ist Markus Pol ein CoDA (Kind gehörloser Eltern).
Produziert und inszeniert wird das Projekt von Herbert Gantschacher, der sich mit dem Thema künstlerisch und musikalisch seit 1978 auseinandersetzt, die österreichische Erstaufführung von Hans Krásas Kinderoper am 8.Mai 1995 produzierte und inszenierte. Die von Krása komponierte Oper (1938) konnte nach der Besetzung der Tschechoslowakei durch Hitler-Deutschland damals nicht mehr aufgeführt werden. Nach und nach landeten er sowie Kinder eines Waisenhauses, die spielen und singen hätten wollen / sollen, im Konzentrationslager Theresienstadt, wo es unter den Lagerbedingungen letztlich doch zwei Vorstellungen gab. Die Käfige auf der Bühne stellen hier den symbolischen Bezug her.
Alma Rosé war Gustav Mahlers Nichte, der Konzertmeister der Wiener Philharmoniker Arnold Rosé hatte Mahlers Schwester in der Idylle am Wörthersee kennengelernt. Für die Nazis war Mahler der Ahnherr der „Entarteten Musik“. Die Cellistin des Frauenorchesters von Auschwitz‐Birkenau, Anita Lasker‐Wallfisch, hatte Alma Rosés Schicksal als Leiterin des Frauenorchesters treffend charakterisiert: „An der Wiege stand Gustav Mahler, an der Bahre Josef Mengele“. Daher bewegt sich das Projekt zwischen der Idylle des Wörthersees bis zum Abgrund nach Auschwitz‐Birkenau.
Das Festival Visual läuft noch bis 6. Juni im schon genannten Theater Spielraum in der Wiener Kaiserstraße – Links in der Info-Box am Ende des Beitrages.
„Opa? Warum bist du zu mir so nett und zu den anderen so garstig?“ fragt der junge Enkel den alten Mann knapp nach der Mitte dieses Bilderbuchs. Mit dem Enkel geht er erst im Kinderwagen, später an der Hand fast täglich spazieren, lächelt, unterhält sich freundlich.
Bis dahin haben wir auf jeder Doppelseite die Hauptfigur ziemlich griesgrämig, grantig und irgendwie schrullig erlebt. Der alte Mann schaut meist finster drein, bringt die Ehefrau zum Weinen, weil er ihr keine Blumen bringt, obwohl sie sich zum Geburtstag Rosen wünscht. Das Badewasser in der Wanne lässt er nicht aus, sondern schöpft es mit Kübeln raus und stellt diese neben die Klomuschel. Er ärgert sich, wenn die Frau ein Joghurt wegschmeißt, wenn das Ablaufdatum einige Tage zurückliegt…
Gut, spätestens ab hier beginnt sich aufzudrängen, warum er das alles macht. Und auch dass die Farbe der Hose in „Der Opa mit der rosa Hose“ nichts mit dem Pride-Month im Juni und dem Regenbogen-Statement für Vielfalt zu tun hat. Er wollte die alte Hose der Frau nur nicht wegwerfen, sondern nähte sie um. Umwelt ist ihm das wichtigste Anliegen. Und als der Enkelsohn älter ist, begründet er seine Handlungen.
Das versteht der Bub, nicht nachvollziehen kann er allerdings – wie wahrscheinlich auch die meisten Leser:innen, weshalb er nicht dennoch freundlicher und netter zu Mitmenschen ist. Vielleicht könnte er sie dann von seinen Handlungen überzeugen und sie ebenfalls für umweltverträglicheres Verhalten gewinnen?
„Es kommt nicht darauf an was fremde Leute über dich denken. Wichtig ist nur, was der denkt, für den du das alles machst. Dein Enkel.“ So lauten die Schluss-Sätze der Autorin Lucie Hášová Truhelková (Übersetzung aus dem Tschechischen: Mirko Kraetsch), einer preisgekrönten Gesundheits-Journalistin. Und das verstört erst recht, denn immerhin lässt sie zuvor den Enkel sagen, dass es diesen stören würde, „was die anderen Leute dann vielleicht über mich denken, dass ich garstig bin und lächerlich.“
Auch wenn dies eine Art bedingungsloses Plädoyer dafür ist, den eigenen Weg zu gehen, wenn du davon überzeugt bist, so zeigen der Text und Bilder (Andrea Tachezy) zuvor ja einen Mann, dem’s nicht nur egal ist, was andere über ihn denken, er ist zu ihnen ja auch wirklich garstig. Und nie scheint er erklären zu wollen, weshalb er so handelt, um Umwelt zu schützen, Kinderarbeit (Gewand) oder gesundheitsschädliche Arbeiten (Blumen) zu be- und verhindern. Ob das etwas zum Positiven verändern kann?
Das Tier, das eines Tages im Kasten von Tim auftaucht ist ein Nasenbär. Der jammert darüber, dass seine Nase zu klein und sein Schwanz zu lang ist.
Nun ja, der Autor Martin Ebbertz – und davon ausgehend auch Illustratorin Wenke Kramp – dürften da wohl offenbar an einen noch sehr jungen Nasenbären gedacht oder sich ihn für die Story zurechtgeschrumpft haben. Denn laut Wikipedia sind diese Tiere gut einen halben Meter und ihr Schwanz nochmals so lang. Passt in keinen Socken, Turnschuh oder in Tims Manteltasche.
Aber abgesehen davon, lebt die knapp 60-seitige, reich bebilderte Geschichte vom abenteuerlustigen Nasenbären, der in die Schule mitkommt, beim Einkaufen Unfug treibt, bei einem kurzen Krankenhausaufenthalt Tim und die jungen Mitpatient:innen aufheitert, von dessen Sprache. „Ebemibil der Nasenbär“ heißt das Buch, das auf dem Cover ein Warnschild aufweist: „Abachtubung Schweber zubu lebeseben“.
Es handelt sich dabei um die gute alte „Be-Sprache“, die Kinder seit Jahrzehnten – mal mehr, mal weniger – gerne als sogenannte Geheimsprache verwenden. Nach jedem Vokal kommt ein „b“ und dann wird der Vokal wiederholt: abalsobo für also ubund sobo weibeiteber – und so weiter.
Wobei der Autor hier wabeiteber schreiben würde. Denn – anfangs zur Verwirrung – zerlegt er den Zwielaut „ei“ in a+b+ei; offenbar weil das „ei“ eher wie „ai“ als wie e-i ausgesprochen wird.
Unrealistisch wie die Kleinheit des doch weit größeren Nasenbären ist auch, dass Tims Mutter angeblich nichts versteht – die „Be-Sprache“ wird seit Jahrzehnten immer wieder von Kindern verwendet. Dafür wird in diesem Buch so „nebenbei“ ein doch viele – auch schon junge – Jugendliche das Thema Beauty und Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper witzig über den Nasenbären Emil, pardon Ebemibil, behandelt. Sowohl tim als auch alle anderen Kindern, denen der Nasenbär begegnet und sein „Schicksal“ der zu kleinen Nase beklagt, finden ihn richtig so wie er ist.
Bis 21. Juni 2025 läuft übrigens noch im kleineren Haus des Theaters der Jugend in Wien das Musical „Mitten im Gesicht“, in dem die Hauptfigur über eine zu große Nase jammert.
Der Zugang im – vom Publikum aus gesehen – rechten Hintergrund, über den die Schauspieler:innen die Bühne betreten, ist verbarrikadiert. Sieben weiße Sitzwürfel verstopfen ihn. Der erste „Durchbruch“ des Abends: Katharina Farnleitner als Esther „zimmert“ aus den Würfeln ihr Home-Office, ihr Kollege Jonas Deckenbach spielt einen, meist auf zwei Beinen gehenden, Hund. Rent a dog – ein gemieteter Profi. Was wohl dem 20-Minüter der vier Kurzstücke des aktuellen, 17. Nachwuchsbewerbs im Theater Drachengasse, den Titel „Qualitier“ gab (Text, Regie: Sophie Bischoff).
Den Miethund namens Frank brauch die Esther genannte Kopfarbeiterin, um besser, sprich produktiver, werken zu können, ihr Pensum zu erledigen. Doch der hat wie Arbeitskräfte auch Feierabend. Davor aber gibt’s noch Troubles mit einem Laienhund des Nachbarn (Flo Sohn). Und eine Debatte über toxische Mensch-Tier-Beziehungen, Widersprüche zwischen „Hunde wollen ohnehin unterworfen sein“ vs. Emanzipation von (Haus-)Tieren.
Diese erste von vier Kurzproduktionen des Bewerbs verkörpert die Ausschreibung unter dem Titel „Automaten mit Fell“. In der heißt es gleich zu Beginn: „Ob Fell, Federn, Schuppen, ob Schnauze, Schnabel, Sackkiefer, ob herrschaftliche Menagerie oder Tierhortung: Nicht erst seit der Corona-Pandemie nimmt die Haustierpopulation stetig zu. Vom Affenpinscher bis zur Zwergbartagame, vom Koi bis zum Catfluencer erfüllen Haustiere die Funktion eines Statussymbols, eines repräsentativen Ziergegenstands oder schnell verfügbaren Trostautomaten zur emotionalen Wiederherstellung des vereinzelten spätkapitalistischen Subjekts.“
Insgesamt 224 Theatermacher:innen – zwischen 18 und 50 Jahren – hatten für den aktuellen Nachwuchswettbewerb 64 Projekte eingereicht; fast die Hälfte schlugen Sprechtheater-Stücke (47%), knapp weniger (46%) Performance – der Rest verteilte sich auf Live-Hörspiel, Musik- sowie Puppentheater. Aus den Einreichungen wurden in einem mehrstufigen Verfahren die genannten vier Projekte ausgewählt.
Regisseurin Karin Koller stand den Teams als Dramaturgin und Coach zur Verfügung.
Rund zwei Wochen wurden Abend für Abend die rund 20-minütigen Kurz-Versionen oder Szenen gespielt. Am letzten Spieltag (31. Mai) werden nach der Vorstellung die zwei Gewinner:innenprojekte des Wettbewerbs bekannt gegeben, die einerseits aus dem Publikums-Voting (1000 € Preisgeld) und andererseits der Jury-Entscheidung (10.000 €, um daraus eine abendfüllende Produktion weiter zu entwickeln) ermittelt werden.
Den jahrhundertelangen klassischen Zugang (sehr) vieler Menschen zu Tieren stemmt Georg Weislein in der Rolle eines Fleischhauers (da vier von zehn der teilnehmenden Künstler:innen aus Deutschland kommen und gar 53 % dort wohnen, wird er in der Beschreibung „natürlich“ Metzger genannt) in Form von Stoff-Würsten, -Schweinshaxen und so weiter auf die Bühne (Konzept, Text, Dramaturgie, Sound: Sarah Calörtscher; Konzept, Text, Do-Regie: Melanie Durrer; Konzept, Bühne, Kostüm: Veronika Müller-Hauszer; Konzept, Text, Dramaturgie, Co-Regie: Laura Ritzenfeld; der Schauspieler steuerte ebenfalls zu Konzept, Text und Co-Regie bei).
Ausgehend von den Schweine-Teilen werden in „Ich hab dich zum Fressen gern“ die bekannten Themen von zu viel Fett auf menschlichen Rippen, Kalorienzählung, Figurbewusstsein thematisiert.
„Zum Fressen gern“ wird oft ja nicht wörtlich, sondern im übertragenen Sinn verwendet, um Zuneigung auszudrücken. Und so sind viele Haustiere ja „des Menschen liebste Freund:innen“. Sind es für die meisten Hund oder Katz, so tummeln sich bei den „Reichen und Schönen“ eher Mini-Ferkel oder Raubkatzen – sicher mit viel Auslauf, dennoch wohl selten artgerecht.
Das was eine Badewanne zu sein scheint, entpuppt sich als Sarg oder Grab. In „Nine Stages of Decay“ (Neun Stadien des Verfalls) sinniert zunächst Florenze Schüssler und später mit ihr Valerie Madeleine Martin über das Jenseits. Oder das Leben im Allgemeinen. Und gibt’s da noch Erinnerungen an das Leben vor dem Tod? „Ich erinnere mich an nichts!“ oder ist es an Nichts?
„Du wurdest als Schauspielerin ausgezeichnet“ – soll der Satz ein fishing für einen der beiden Preise sein? Fällt der Ausbruch von der Bühne – nackt durchs Publikum – auch darunter? Oder ist es eine Anspielung, dass nach dem Tod das sprichwörtliche Hemd keine Taschen hat und daher auch kein Hemd nötig ist? (Konzept, Text: Sunan Gu; Bühne, Kostüm: Feng Li; Konzept, Dramaturgie: Rongji Liao; Musikkomposition, Videoprojektion: Deniz Deli; Konzept, Text, Produktionsleitung,
Lichtdesign, Regie: Nathalie Rosenbaum; die beiden schon genannten Schauspielerinnen haben auch konzeptionell an den Verfalls-Stadien mitgearbeitet.
Deutlich näher am Tier-Mensch-Verhältnis spielt sich die chronologisch vierte Performance des 17. Nachwuchs-Bewerbs-Abends ab (wobei die Reihenfolge sich aus dem bestmöglichen technischen Ablauf ergibt). „Food, Friend or forced Labour“ (Essen, Freunde oder Zwangsarbeit) beginnt nach einem Auftritt der Schauspieler:innen durch den Mittelgang der Publikumsreihen auf der Bühne mit einer vermeintlichen „Sauerei“, weshalb gleich eine große Folie aufgezogen wird: Ausstreuen und verteilen von Erde. Alle drei Schauspieler:innen – Sophie Kirsch, Mila Mila Lyutskanova und Moritz Praxmarer – zeichnen auch für Konzept und Regie verantwortlich.
Mit dem Ausstreuen der Erde beginnen sie Abhandlungen über die Tiere darin – in einer Handvoll frischer Erde sind es mehr als eine Milliarde Lebewesen – von Regenwürmern bis zu Mikroorganismen wie Pilzen. Übrigens, und damit kommen die drei Performer:innen zu unser aller nächsten „Haus“tieren, vielmehr solchen, die in unseren Körpern wohnen – viele davon im Darm. Gedankenspiele über Shit-Transplantationen und die seit vielen Jahren immer wieder gezogenen Parallelen und Vergleichen zwischen Darm und Hirn dürfen nicht fehlen.
Wobei die vielleicht treffendste witzige dazu stammt von de bekannten deutschen Bühnen- und TV-Satirikerinnen, Sarah Bosetti: „Das Gehirn sieht aus wie ein in Kopfform gepresster Dickdarm. Und dann kam mir der Gedanke, dass Gott vielleicht bei einigen Menschen genau diese beiden Dinge … Und dann hat man plötzlich Menschen, die nur Scheiße denken, aber dafür klugscheißen können… wie logisch einem die Welt erscheint, wenn man das im Kopf behält! Beziehungsweise im Darm, je nachdem, zu welcher Sorte man gehört.“
„Ich habe heute einen Fehler gemacht.“ Mit einem solchen Satz betreten die Schülerinnen und Schüler der Reihe nach einen gesprenkelten Stoff-Teppich. Den hatte Fabi aus einer Plakatrollen-Hülle gezogen, die sie mit einem Band über der Schulter mitgebracht hatte. Sie und ihr Kollege Ahmad haben diesen auf dem Boden des Klassenzimmers ausgerollt und ihn „unseren roten Teppich“ genannt.
Alle sagen den Satz weder zerknirscht noch niedergeschlagen, wie es – gerade in einer Schule – vielleicht erwartet würde. Sie wissen: Die Reaktion wird keine demütigende sein. Fröhlich stimmen alle einen Chor an: „Paaaasst schon!“
Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… darf wenige Wochen vor Ende des Schuljahres zwei „Fail-Stunden“ einen Lokalaugenschein abstatten. In acht Klassen dreier Wiener Schulen, bzw. hier in der ILB (Integrative Lernwerkstatt Brigittenau – 20. Bezirk) Mehrstufenklassen, die hier seit ewig (gegründet vor mehr als 20 Jahren) „Cluster“ heißen, findet dieses Projekt, finanziert aus der „Mut-Million“, bei der zehn Projekte gefördert werden, die zur psychischen Gesundheit von Schüler:innen beitragen wollen / sollen (mehr dazu in einem eigenen- am Ende verlinkten Beitrag) statt. Fehler machen, etwas, das im Schulsystem (noch?) nicht so üblich ist, ist erlaubt. Ja, sogar wie die eingangs geschilderte Eröffnungs-Szene zeigt, erwünscht.
Es geht in der „Fail“-Stunde – vom englischen Wort für scheitern, misslingen gar versagen – aber natürlich nicht nur ums Feiern von Fehlern, sondern klarerweise um eine der wichtigsten Folgen davon: Lehren, es anders, besser zu machen. Und so steht an diesem Nachmittag des Reporter-Besuchs sogar eine große Herausforderung auf dem Programm.
Der selbe Teppich, der zuvor als „Red Carpet“ für das Lob des Fehlers diente, wird nun zur Challenge für die Schüler:innen. In der ersten Gruppe stellen sich alle auf den länglichen, durchaus schmalen Stoff-Streifen. Und nun gilt es, diesen umzudrehen – ohne sich mit Worten verständigen zu dürfen. In diesem Spiel gilt alles außerhalb des Teppichs als glühende Lava. Es geht also nicht, dass alle runtersteigen, den Stoff umdrehen und sich wieder draufstellen. Stück für Stück wenden, kurz das eine oder andere Bein hoch, draufstellen, einander ausweichen, nur mit Gesten kommunizieren… Und siehe da – die Gruppe schafft’s rasend schnell. Es hat zwar niemand mitgestoppt, aber gefühlt hat’s nicht viel mehr als eine Minute gedauert.
Nicht nur weil die jungen Jugendlichen aus dem „Übergangs-Cluster“ (4. bis 6. Schulstufe) die Aufgabe so flott bewältigt haben, folgt Phase zwei mit einer zusätzlichen Herausforderung: Einige der Schüler:innen, die sich freiwillig melden, kriegen die Augen verbunden. Und dennoch darf wieder nicht gesprochen werden! Klarerweise braucht’s nun doch einiges länger, bis der Teppich nach der neuerlichen Wende nun wieder in der Ausgangsposition da liegt – wobei er auch noch um vier schmale Streifen gekürzt wurde – für die Augenbinden.
Die zweite Gruppe an diesem Nachmittag ist sehr klein, weil die Schüler:innen erst von einem Ausflug in die Au zurückgekommen sind, die etliche doch ermüdet hat. Die verbleibenden wenigen Jugendlichen werden nun ergänzt um eine Lehrerin und die beiden Trainer:innen, die zunächst alle reihum einen Fehler dieses Tages in der Runde vorstellen, um danach das Teppich-Spiel mit einem kleineren, dickeren und gleich mit Augenbinden für Fabi und Ahmad in Angriff nehmen. Eine heftige Challenge auf dem viel engeren zu wendenden und weniger flexiblen Material. Doch auch da gelingt’s – wenngleich mit viel mehr Zeitaufwand und manchen fast ausweglos scheinenden Momenten.
Die Mitwirkenden mit den verbundenen Augen müssen auf die per Berührungen der anderen erbetenen Bewegungen vertrauen können.
Funktioniert aber nicht immer – wie die beiden Trainer:innen in der Runde danach erklären. Es hat auch schon Gruppen gegeben, in denen einige diese spielerische Herausforderung praktisch boykottiert haben und immer wieder absichtlich vom Teppich gestiegen sind – was nach mehreren Versuchen ihre Mitschüler:innen ziemlich frustriert hat. Auch das ist in einer Failstunde möglich, wird dann aber als Fehler nicht gefeiert, sondern dient als Anlass, in der Gruppe ausführlich darüber zu diskutieren, was, warum passiert (ist) und wie damit umgegangen werden könnte.
Fabi (Fabienne Mühlbacher), die Gründerin der „Fail-Stunde“ übermittelt Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… die fünf Phasen des Projekts – wenn es ein Schuljahr dauert, es gibt auch ganz kurze Einheiten als Workshops – übrigens auch für Unternehmen.
1. Funtasie – bewusst so geschrieben und kein, wie natürlich auch angenommen werden könnte, positiver Fehler 😉
Spaß & kreativ sein, Improvisationen
2. Ich-Selbst-Stärkung
Beispielsweise durch Talenteshows – aber ohne Wettbewerb
3. Empathie
Theater spielen, in Rollen schlüpfen…
4. Hydra
Fehler-Hurricane, Übungen zu den einzelnen Schritten
5. Risikofreude
Challenges im Team zur Anwendung von allem davor Erlerntem
Das Projekt nimmt – auf seiner Homepage beschreiben – Anleihe bei der greichischen Mythologie einer- und bei Nassim Nicholas Taleb andererseits. Der im Libanon geborene Finanzmathematiker und Wissenschafter (u.a. Professor in London und New York), der bekannt wurde für die Beschäftigung mit höchst unwahrscheinlichen Ereignissen und ihrer Verarbeitung („Schwarze Schwäne“) diente mit seinem Buch „Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen“ eine Erweiterung dessen, was als Resilienz bekannt ist. Die Fail-Stunde schreibt, dass dieser neue Begriff „unsere Philosophie auf den Punkt bringt“.
„Der Phönix erhebt sich aus der Asche. Man erlebt einen Rückschlag, und steht aber wieder auf – das ist für Taleb Resilienz. Das Schwert des Damokles hängt über ihm und kann ihn durch einen einzigen Schlag vernichten. Alles ist zerstört, nichts wird wieder geboren. Taleb verwendet für dieses Konzept den Begriff „Fragilität“. Als Herkules der Hydra einen Kopf abschlägt, wächst dieser zweifach nach. Diese Idee von sogenannter „Antifragilität“ wollen wir euch in der Failstunde vermitteln: Nach einem Rückschlag steht ihr nicht nur wieder auf, nein: Ihr geht sogar gestärkt, mit neuen Chancen und doppelt so viel Wissen daraus hervor!“
Sophia aus er zweiten Gruppe sowie Lena und Amina aus der ersten Gruppe erzählen in Video-Interviews, die unten verlinkt sind, erzählen mehr und ausführlicher darüber, was die Fail-Stunden (nicht nur) für sie bedeuten und bringen; sogar in dieser Schule, die von Anfang an auf respektvollen, empathischen, offeneren, demokratischeren Umgang miteinander großen Wert legt. Diese, nunmehr das ganze Schuljahr gelaufenen Stunden haben vor allem etwas, das (nicht nur, aber schon sehr) im Schulsystem häufig vorkommt, stark eingeschränkt: „Fehler-Shaming“ wie es Sophia in ihrem Video auf den Punkt bringt.
Wobei anzumerken bleibt, dass viele Lehrer:innen bzw. wie sie in der ILB heißen Lernbegleiter:innen vor allem mit reformpädagogischen Zugängen – seit viiiielen Jahrzehnten – auch zu Fehlern einen offeneren Zugang haben. So gab es schon vor mehr als 30 Jahren in etlichen Volksschulen zwei verschiedene Schreibhefte: In dem einen ging’s geht’s darum, Geschichten zu schreiben OHNE auf Fehler zu achten. Damit soll die Lust am schriftlichen Erzählen gefördert werden, ohne sich beim Schreiben auf das zu beschränken von dem das Kind annimmt zu wissen, wie es richtig buchstabiert wird. Und erst aus den hier gemachten aus Grammatik- und Rechtschreib-Fehlern wird gelernt und dieses dann richtig im zweiten Heft geübt.
Mit einem Lächeln im Gesicht zeigt sich die 12-jährige Lena im Interview über das nun fast schon das ganze Schuljahr gelaufene Projekt „Fail-Stunde“ ganz überschwänglich euphorisch: Begriffe wie „mega super lustig und spannend“ und noch etliche Lobesworte mehr sagen sie, und ihre Schulkollegin Amina in einem Video-Interview für Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… über diese Art Auszeit in der Schule. „Man kann alle Fehler machen und sagen und jeder wird’s akzeptieren“, ist ein weiteres Zitat aus den Aussagen der Schülerinnen.
„Hier haben wir gelernt, dass Fehler-Shaming so wie Body-Shaming nicht in Ordnung ist“, bringt es Sophia, eine weitere Schülerin – gegen Ende eines Lokalaugenscheins von KiJuKU.at in der ILB (Integrative Lernwerkstatt Brigittenau), einer der Schulen, die das Projekt in diesem Schuljahr ins Haus geholt haben (finanziert aus der Mut-Million), auf den Punkt.
Der Reportagen-Besuch – Link zum Bericht weiter unten – fand just rund um die Bekanntgabe neuer Integrationsmaßnahmen der Bundesregierung statt. Dabei hatte die dafür zuständige Ministerin Claudia Plakolm unter anderem verkündet: „Es wird auch Abschlussprüfungen (der Deutschkurse, Anmerkung der Redaktion) geben. Und wenn jemand einen Deutschkurs wiederholen muss, wird es einen Selbstbehalt geben.“
Übrigens, die 30-jährige Politikerin begann vor elf Jahren ein Studium der Wirtschaftspädagogik an der Universität Linz. Ob sie, sollte sie je eine Prüfung versemmelt haben, für eine Wiederholung Strafe zahlen musste? Und wie sie unterrichten würde, wenn sie einmal ihr Studium abschließt und aus der Politik ausscheidet?
Obwohl es – ausgehend von reformpädagogischen Ansätzen – schon seit Jahrzehnten auch im regulären Schulbetrieb immer wieder Pädagog:innen gibt, die Fehler nicht bestrafen, sondern als Ausgangspunkt für Dazu-Lernen betrachten, baut das System stark darauf auf, Fehler hervorzuheben. Allein schon rot anstreichen ist ein Ausdruck dessen.
Gut zweieinhalb Jahrzehnte war es möglich, in der Volksschule zuerst bis zur Mitte der dritten, dann sogar der vierten Klasse ohne Noten nur mit verbaler Beurteilung oder anderen Leistungsfeststellungen – etwa Pensenbüchern, Arbeitsmappen usw. – auszukommen. Unter der Türkis-blauen Regierung (Sebastian Kurz, heinz-Christian Strache) wurden zwangsweise wieder Noten eingeführt. Manche Schulen finden Wege, dies zu umgehen 😉
Schon vor vielen Jahren kam der damalige Universitätsprofessor Rupert Vierlinger (1932 – 2019), der jahrzehntelang an verschiedenen Universitäten zum Thema Leistungsbeurteilungen geforscht hatte, aufgrund empirischer Untersuchungen drauf, dass selbst ein und die selbe Mathe-Schularbeit verschieden benotet wurde. Zusammenfassend stellte er in einem Beitrag für „erziehung heute“ fest: „Die Schüler werden nicht ermuntert, um der Sache willen zu lernen, sondern um der Note willen. Außerdem erfüllt die ständige Sorge um den Rangplatz den Schüler mit Angst, die zu psychosomatischen Störungen und im Extremfall sogar zum Selbstmord führen kann. Darüber hinaus lässt die für die Notenfindung unabdingbare ständige Beobachtung die forschende Grundhaltung verkümmern.“ Daraus schlussfolgerte er pointiert, Ziffernnoten sind „feindliche Agenten im Reich des Lernens“. (Zitat aus Kinder-KURIER, 2018).
Und was sagte der damalige Bildungsminister Heinz Faßmann im November 2018 in einem ZiB2-Interview damit konfrontiert, dass die Forschung Ziffernnoten vor allem in den ersten Schuljahren für kontraproduktiv hält?
Sinngemäß meinte der Minister, der übrigens neben Schulen auch für Wissenschaft und Forschung zuständig war, die Wissenschaft solle sich nicht überall einmischen ;(
Vor rund 1000 Schüler:nnen fanden in der letzten Maiwoche 2025 die Landes-Finali der Schüler:innen-Ligen statt. Bei den Mädchen haben die Kickerinnen aus dem Polgargymnasium eine Art Abo. Ihre Dauer-Gegen-Spielerinnen aus dem Ella-Lingens-Gymnasium mussten sich dieses Mal aber im Semifinale den Spielerinnen der De La Salle Schule im 7-Meter-Schießen nach einem 0:0 geschlagen geben, so sie gegen die Fußballerinnen der Sportmittelschule Wittelsbachstraße um Platz 3 spielten.
Nach neun Minuten im Finale erzielte Lenia Knofl das 1:0, sie sollte in der Folge noch drei Tore schießen. Dazwischen aber erhöhten zunächst Caroline Omerzu und Mia Neuhauser auf 3:0, ehe Knofl mit zwei Toren den 5:0-Pausenstand (gespielt wird zwei Mal 25 Minuten) herstellte, um gleich nach der Pause zum vierten Mal einzunetzen. Omerzu, Kalajdžić, zweimal Lethner erhöhten auf 10:0 ehe Figura den Entstand von 11:0 festmachte.
Bei den Burschen bestritten die Kicker der Sportmittelschulen Wendstattgasse (Favoriten; 10. Bezirk) und Hetzendorf (Meidling; 12. Bezirk) das Finale, das die Favoritner 3:0 gewannen; die Polgargassen-Boys gewannen das „kleine Finale“ um Platz 3 gegen die Kollegen der Sportmittelschule Donaustadt nach einem 0:0 im 7-Meter-Schießen für sich entschieden haben.
Vom 15. bis 18. Juni 2025 finden die Bundesmeisterschaften der Mädchen im Vorarlberger Hohenems und vom 21. bis 25. Juni die der Burschen im oberösterreichischen Obertraun mit allen das Bundesländer-Sieger:innen statt.
Wenn sie vor ihren Auftritten nervös sein sollten, so überspielen die 15 (sehr) jungen Darsteller:innen von „Nein, natürlich nicht“ dies gekonnt. Bis kurz vor Stückbeginn wuseln sie quietschvergnügt durch die Gänge der Kinderkultur im WuK (Werkstätten- und Kulturhaus) in der Wiener Währinger Straße. Sie, das sind Kinder der Ganztags-Volksschule Neubau (Zieglergasse; 7. Bezirk), die in einem mehrmonatigen nachmittäglichen Freizeitkurs diese Aufführungen erarbeitet und geprobt haben.
Frei nach George Orwells Klassiker „Farm der Tiere“ erheben sich die Tiere gegen die Diktatur der Menschen und nach erfolgter Revolution spielen sich einige von ihnen erst recht wieder zu Herrscher:innen über die anderen auf. Der Autor hatte sein Buch 1945 als Parabel auf einstige Revolutionäre in der Sowjetunion, die sich zu Diktatoren mauserten (Josef Wissarionowitsch Dschugaschwili, vulgo Stalin) gedacht. Die Tiere standen für Menschen, noch nicht für den ausbeuterischen Umgang von Menschen mit Tieren.
Rund um Mauern aus Karton-Boxen agieren Alexandra, Anna, Ariadni, Ava, Ava, Bruno, Doris, Elisa, Florentina, Kyliane, Lorena, Lotti, Marlene, Mei, Mia, Olivia äußerst spielfreudig (Idee, Regie, Leitung: Florian). Immer wieder steigen einige aus den Szenen aus, um sich andere Rollen zu wünschen; oder zu erklären: Wir spielen zwei Bäume… oder – mit Verweis auf Wiedergeburt – nun zwei Büsche.
So manches zitieren die Kinder, deren Spiellust sich auf das Publikum überträgt auf der Bühne direkt aus dem (übersetzten) Original, nicht zuletzt die sieben Gebote: 1. Alles, was auf zwei Beinen geht, ist ein Feind; 2. Alles, was auf vier Beinen geht oder Flügel hat, ist ein Freund bis zu 6. Kein Tier darf ein anderes Tier töten und schließlich 7. Alle Tiere sind gleich.
Sie verjagen die tyrannische Frau DoktorDoktor vom Hof und freuen sich nun ihrer Freiheit und Selbstbestimmung. Obwohl sie nach wie vor, Menschen als ihre Feinde betrachten, wollen sie sich offenbar auf gefinkelte Art an ihnen rächen: Der Bauernhof wird zur touristischen Attraktion, um der reichste seiner Art zu werden 😉
Die Gleichheit aller Tiere beginnt zu wackeln, als sich eines der Tiere zur Lehrerin als eine Art neuer Herrscherin aufschwingt.
Eingebaut haben die Kinder mit ihrem Regisseur mediale Berichterstattung. Die Moderatorin von ORF 76835 kündigt Live-Einstiege eines Reporter:innen-Teams vom Geschehen in diesem Bauernhof an.
Die ¾-stündige von Spielfreude und -witz der Kinder gekennzeichnete Aufführung ist auch mit fast einem Dutzend Songs untermalt (Liste in der Info-Box). Gegen Ende, wenn „Komet“ von Udo Lindenbergs und Apache 207 erklingt, singen so manche der Kinder im Publikum den Text mit, in dem es unter anderem heißt „Und wenn ich geh, dann so, wie ich gekommen bin / Wie ein Komet, der zweimal einschlägt / Vielleicht tut es weh, doch will auf Nummer sicher geh’n / Dass ich für immer leb, lass uns nochmal aufdreh′n…“
Zum 17. Mal in diesem Jahrhundert kamen junge und jüngste Abgeordnete aus Kinder-Gemeinderäten und -Parlamenten zusammen (im vorigen gab es Anfang der 90er Jahre bereits einige – österreichweite – Kindergipfel in der Steiermark in Mürzsteg). 140 Vertreter:innen der jungen Generation aus 16 Gemeinden und Städten (Bruck an der Mur, Eibiswald, Eisenerz, Feldkirchen bei Graz, Fernitz-Mellach, Gössendorf, Graz, Hart bei Graz, Kapfenberg, Lebring, Raaba-Grambach, Riegersburg, St. Stefan im Rosental, Tillmitsch, Trofaiach, Wildon) diskutierten und arbeiteten – dieses Mal in Wildon – in Workshops und danach im Plenum zum diesjährigen Motto „Aufgepasst! Wir haben’s im Blick! Unsere Sicherheit geht vor“.
Praxisnah rückten Kindergemeinderät:innen und -parlamentarier:innen eines Workshops aus und führten mit Unterstützung der Polizei Radarkontrollen durch. Statt Strafen gab es Zitronen für Raser:innen. Im Gegensatz zur üblichen Praxis in der Realität gab es dafür auch Lob für rücksichtsvolle Autolenker:innen – ihnen überreichten die Kinder Äpfel als lohnenden Dank. Die Polizei sorgte auch für einen sicheren Weg vom Bahnhof zum Veranstaltungsort und stellte sich in einem Radio-Workshop den Fragen der Kinder.
In anderen Workshops ging es ums Wohlbefinden: In Spielen, kreativen Arbeiten mit Ton oder mit Rätseln oder einer Schnitzeljagd wurden viele Bereiche des großen genannten Themas bearbeitet, die Umgebung erkundet, ein Insektenhotel gebaut und in einem Theater-Workshop bot eine Bühne Platz für Szenen zu Zivilcourage.
Kindergipfel, ebenso wie die Gemeinderäte oder Parlamente in den Städten und Orten sind ein konkretes, wichtiges Mittel, um eines der zentralen Kinderrechte (Konvention von der UNO 1989 beschlossen), das nach Mitsprache und Mitbestimmung umzusetzen. Jedes Jahr steht bei den Gipfel-Treffen ein anderes Thema im Zentrum, das sich ebenfalls aus der Kinderrechtskonvention ableitet.
Sicherheit und Schutz – im Straßenverkehr, in der Umwelt und im täglichen Miteinander – waren eben dieses Mal das Thema. Die Kinder setzten sich intensiv mit den Verkehrssicherheit, psychischer Gesundheit und Wohlbefinden sowie einer sicheren und sauberen Umwelt auseinander. Die Kinderrechte auf Gesundheit, Spiel und Freizeit, Schutz vor Gewalt und Beteiligung sowie der im Artikel 3 der Konvention festgehaltene Grundsatz, dass bei allen Entscheidungen, die Kinder betreffen, stets das Kindeswohl an erster Stelle stehen muss, wurden von den Kindern letztlich in neun konkrete Botschaften „übersetzt“.
Diese schrieben die Kinder auf Wolken, die gemeinsam mit bunten Regenschirmen in der Volksschule Wildon angebracht werden. Dies sind die neun Botschaften von denen eine titel dieses Beitrages wurde:
Begleitet und organisiert wurde das steirische Gipfeltreffen von beteiligung.st, der Fachstelle für Kinder-, Jugend- und Bürger:innenbeteiligung in Zusammenarbeit mit der Marktgemeinde Wildon sowie dem Kindergemeinderat Wildon.
Zwei der mehr als 140 Kinder, die am letzten Mai-Wochenende ihre Gedanken, Ideen, Wünsche, Forderungen und Vorschläge beim 17. Steirischen Kindergipfel einbrachten (Bericht dazu in einem eigenen Beitrag, unten verlinkt), gaben in einer Pause Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… ein Interview – am Telefon, weil KiJuKU.at bei anderen Veranstaltungen in Wien unterwegs war.
Sowohl Isabel (12) als auch Lina (13) reisten aus Bruck an der Mur nach Wildon, dem diesmaligen Gipfel-Ort. Sie hatten in ihrer Stadt auch schon einen Kindergipfel. Beide nahmen dieses Jahr bereits zum dritten Mal an der Zusammenkunft von Kindern teil, die sich in ihren jeweiligen Orten, Gemeinden, Städten als Kinder-Gemeinderät:innen oder -Parlamentarier:innen engagieren.
KiJuKU: Wie bist du dazugekommen, Kindergemeinderätin und Teilnehmerin an Kindergipfeln zu werden?
Isabel: Ich hab vor drei Jahren davon gehört und mich dafür interessiert, weil ich ein bisschen was verändern und dabei mithelfen wollte, um die Stadt kinderfreundlicher zu machen.
KiJuKU: Was waren oder sind dabei deine wichtigsten Anliegen, wodurch könnte Bruck an der Mur sich in diese Richtung verändern?
Isabel: Wir haben drei Spielplätz, zwei sind wirklich schön, aber einer ist etwas grau und langweilig.
KiJuKU: Und, konntet ihr da etwas verändern?
Isabel: Wir Kinder haben darauf geschaut, dass Bäume in Töpfen auf diesen Spielplatz kommen.
KiJuKU: Waren nur Spielplätze ein Thema oder auch anderes, um die Stadt kinderfreundlicher zu machen?
Isabel: Wir haben im Kindergemeinderat auch andere Dinge besprochen, ein paar Mal sind auch Politikerinnen und Politiker aus der Stadt zu uns gekommen, um mit uns über unsere Vorschläge zu reden.
KiJuKU: Was waren oder sind andere Themen, die euch wichtig sind?
Isabel: Sehr wichtig ist uns Müll. Es stört uns Kinder, dass viel Mist fast überall herumliegt.
KiJuKU: Gibt es zu wenige Mistkübel?
Isabel: Nein, es gibt fast an jeder Ecke einen Mistkübel, aber vielen Leuten ist das offenbar egal, sie lassen Müll fallen und liegen.
KiJuKU: Was kann dagegen – oder vielmehr für das Gegenteil getan werden?
Isabel: Wir Kinder haben Schriftplakate gemalt, mit denen wir Menschen bitten, ihren Mist in die Kübel zu werfen. Bei manchen hat es auch schon etwas bewirkt.
KiJuKU: Wie viele Kinder machen im Kindergemeinderat mit und wie oft trefft ihr euch?
Isabel: So ungefähr zehn bis 15 Kinder kommen einmal im Monat zusammen.
KiJuKU: Was war / ist dir beim Kindergipfel wichtig?
Isabel: Mir war’s immer wichtig, neue Leute aus den anderen Kindergemeinderäten und -Parlamenten kennen zu lernen und von ihnen über ihre Arbeit zu erfahren.
Im Vorjahr war der Kindergipfel in unserer Stadt und da durften wir ein bissl mitorganisieren.
KiJuKU: Was war bzw. ist dir das wichtigste Anliegen als Kindergemeinderätin?
Lina: In Bruck ist mir besonders wichtig, dass die Stadt ein bisschen grüner wird. Es gibt so viele Straßen und Beton und nicht wirklich viele Pflanzen. Kleine Kinder haben so in ihrer Wohn-Umgebung nicht viel Natur.
KiJuKU: Was schätzt du an den Kindergipfeln?
Lina: Dass ich hier immer die Kinder von den anderen Parlamenten und deren Beweggründe für ihre Aktivitäten oder neue Themen kennenlernen kann.
KiJuKU: Was waren neue Themen für dich?
Lina: Beim ersten Gipfel wo ich dabei war, ging’s vor allem um Umweltverschmutzung und was alle dagegen tun können, um die Natur sauber zu halten.
Beim zweiten ist es vor allem um Verhalten gegenüber Menschen gegangen, auch wenn sie andere Religionen haben oder aus anderen Ländern kommen.
KiJuKU: Aber war das neu, wird das nicht auch in der Schule besprochen?
Lina: Schon, ab und zu reden wir auch in der Schule darüber, aber beim Kindergipfel war viel Neues dabei.
Und heuer reden wir viel über Polizei, Sicherheit, psychische Gesundheit, saubere und sichere Umwelt und Verkehr; unser Motto ist „Aufgepasst, wir haben’s im Blick!“
KiJuKU: Apropos Verkehr, wie schaut’s da in Bruck aus?
Lina: Wir haben keine Zebrastreifen und Ampeln außer bei den Hauptstraßen, aber es ist bei uns relativ sicher, die Autofahrerinnen und Autofahrer passen schon auf Fußgänger auf.
KiJuKU: In welchem Workshop hast du mitgearbeitet?
Lina: Bis jetzt, so wie die Isabel, in der Wohlfühlwerkstatt. Wir haben Zettel geschrieben mit Komplimenten an uns selber. Und die geben wir in Gläser. In diese Wohlfühlgläser können wir irgendwann reingreifen, wenn’s uns nicht so gut geht und einen solchen Zettel rausnehmen und lesen!
Und wir haben an Botschaften gearbeitet – siehe den unten verlinkten Beitrag dazu.
Isabel: Im Vorjahr haben wir unsere Botschaften auf Holzmanschgerln (große hölzerne Figuren, siehe Foto oben) geschrieben, heuer auf Papier-Wolken.
Der Saal wird dunkel – was es bei den nächsten Auftritten, die im Freien stattfinden, natürlich nicht spielt 😉 – aus dem Off ertönt die Stimme von Martin Puntigam, Kabarettist und „ewig“ langer „Blöd“-Frager in der Wissenschafts-Show Science Busters. Wie es denn da zur Bühne gehe, will er wissen, klingt ein wenig verzweifelt. Und taucht auf – nicht in echt, sondern als animierte fast comicartige Figur im Setting eines Computerspiels, irrt er über Treppen – mit nicht ganz leichten Anweisungen von Martin Moder, Molekularbiologe. Mit ihm steigen – bis Mitte November 2025 – die nächsten „Scien Busters for Kids“-Termine. Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… hat die neue Show am letzten Mai-Wochenende im Wiener Stadtsaal besucht.
„Natürlich ist der Wissenschafter dann schon vorher auf der Bühne bevor der Moderator leibhaftig ebendort erscheint. Dieser spielt den „blöden“ Fragensteller, um dem „G‘scheiten“ die Möglichkeit zu einfacher Erklärung zu geben. Dieses Muster – nicht auf Wissenschaft, sondern Politik und andere Themen bezogen, wurde vor mehr als 100 Jahren als Doppelconférence im ungarischen Budapest erfunden. Bald danach wurde es im Wiener Kabarett, vor allem dem „Simpl“, erfolgreich importiert und jahrzehntelang – mit zwangsweiser Unterbrechung in der Nazizeit – gespielt.
Zurück zu den „Wissenschafts-Meistern“. Puntigam knüpft an seinen Irrweg durchs Dunkel an und einer (möglichen) Angst vor Drachen. Moder erklärt, wie sich fast weltweit Legenden von Drachen aus der Kombination von Greifvögeln, Raubtieren und Schlangen gebildet haben. Drachen ist aber nur der „Schuhlöffel“ um zum Thema Feuer zu kommen. Wie könnte denn so ein Wesen überhaupt Feuer speien, ohne sich selbst innerlich zu verbrennen?
So greift Moder zu einem Lötkolben produziert eine Flamme mit rund 2000 Grad Celsius und probiert, ob eine Alufolie dieser standhalten könnte. Gar nicht!
Eine handelsüblich (Baby-)Windel – nicht eine wie jahrhundertelang verwendet nur aus Stoff, die oft gewechselt werden musste, sondern eine sehr saugfähige – ist’s, die dank der Aufnahmemöglichkeit von sehr viel Flüssigkeit eine ganz ordentliche Zeit auch der Flammenhitze standhalten kann. Der Superabsorber (Hydrogel aus vernetzten Polymeren) kann auf das bis zu 1000-fache aufquellen – aus den mit Wasser getränkten kleinen Kügelchen wird in der Hitze viel Wasserdampf. Womit sich auch erklärt, weshalb der Arm des Wissenschafters, der schon davor in Flammen stand, nicht verbrannte 😉
Für viel Heiterkeit sorgen die folgenden Dialoge rund um heiße Luft, die aus Körpern entweicht – mit Sachinformationen, dass eine einzige Kuh täglich bis zu rund 500 Liter Methangas entweichen lässt und 99 Prozent dessen, was bei einem Furz den Po verlässt, nicht stinkt.
Nach ur-heiß wird mit seeeehr kalt experimentiert. Rund 200 Grad kalter Stickstoff, der bei diesen Temperaturen flüssig wird, ergibt beim Ausleeren in der viel wärmeren Luft sehr beeindruckend Nebelwolken.
Senf-Weit-„Speib“- Versuche, eine Flaschenrakete und nicht zuletzt eine Hammerattacke auf Ziegel, die auf einem großen Brett auf Moders Brust, von Puntigam zertrümmert werden und warum das nicht weh tut, sind weitere der beeindruckenden Experimente der knapp mehr als einstündigen immer wieder auch witzigen Wissenschafts-Show, der Science Busters-for-Kids-Performance – die nächsten Termine in der Info-Box unten.
Zurück zum Muster Gscheiter und Blöder: „Frag nicht so blöd!“ gibt es bei den Science Busters nicht. Im Gegenteil. Blöd ist, wer nicht fragt! Lautet ein Motto der Science Busters for Kids, das andere von der Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach ausgeborgte Zitat „Wer nichts weiß, muss alles glauben“.
Wobei es schon blöde Fragen gibt: Wenn Erwachsene von Kindern beispielsweise wissen wollen, ob sie Mama oder Papa lieber haben oder wie König Lear im gleichnamigen Shakespeare-Stück seinen drei Töchtern Beweise abnötigt, welche ihn wie stark liebt.
„Nur noch ein bisschen…“ möchte Momentchen im Bett kuscheln – auch wenn das Weckerläuten hier anmutig aus einer Querflöte kommt. „Momentchen“ (Kollektiv „am apparat“) heißt auch das nicht ganz einstündige Stück (ab 6 Jahren), das märchenhaft unterschiedlichen Zeitbegriffe von Kindern und Erwachsenen thematisiert und nun Premiere im Dschungel Wien hatte.
Kinder und Erwachsene leben oft sozusagen in unterschiedlichen Zeit„zonen“. Wochentags in der Früh sollen Kinder in den Turbo-Modus schalten, aufstehen, „tu endlich weiter“ dürfen sie keine verträumten Momente erleben. Wenn sie am Wochenende aber frühmorgens schon putzmunter sind, ist das Eltern nicht immer recht. „Warte, gleich!“, kriegen Kinder meist auch alle Tage und recht häufig zu hören, wenn sie etwas wissen oder erzählen wollen – dann sollen sie auf Ultra-Zeitlupe schalten.
„Momo“, der vor mehr als 50 Jahren von Michael Ende veröffentlichte Roman, Dutzendfach auch als Theaterstück inszeniert und mehrfach verfilmt, ist der Klassiker der Verarbeitung des unterschiedlichen Zeitbegriffs, wo graue Herren den Kindern und allen, die sich auf diese einlassen, Zeit stehlen.
Zurück zu „Momentchen“: Will das Kind, gespielt von Nicholas Hoffman, in der Früh noch länger unter der wohligen Decke bleiben, so würde es später gern den Turbo einschalten und urschnell erwachsen werden – um endlich ein Handy zu kriegen. Was so nicht ganz schlüssig ist, haben doch die meisten Kinder auch schon in jungen Jahren ein solches (Text, Illustrationen: Edwarda Gurrola; Outside Eye = dramaturgische Beratung: Raffaela Gras).
Aber davon abgesehen, beginnt eine wie schon eingangs kurz erwähnt, märchenhafte Geschichte. Momentchen ist mit der Klasse im Haus des Meeres und trifft dort auf ein vom echten Schwanzlurch Axolotl inspiriertes Fantasiewesen namens Axolotta. Und dieses knallgelbe Wesen verschafft Momentchen die zauberhafte Fähigkeit, Zeit zu dehnen oder zu stauchen – je nachdem. Pausen in der Schule werden lang, langweilige Unterrichtsstunden kurz.
Und diese fantasievollen Zeitveränderungen spielen sich auf zwei Ebenen ab. Der schon erwähnte Schauspieler agiert im Wechselspiel mit ausgeschnittenen Pappfiguren in einer kleinen Greenbox, die live von Elina Lautamäki, die auch für die ebenfalls Live-Musik sorgt, bewegt werden. Figuren – seiner Klassenkolleg:innen Ramona, Gino und der Ober-Mobber Billy, aber auch eine alte Frau in der U-Bahn – und Schauspiel ergeben kombiniert groß projizierte Live-Trickfilm-Szenen. Somit sind nicht nur die Trickfilm-Szenen zu erleben, sondern auch ihr Making of: Künstlerische Leitung, Video, Bühne: Jan Machacek; Musik, Programmierung: Oliver Stotz; Licht, Video: Bartek Kubiak; Kostüme: Hanna Hollmann; Bühnenbauten: Wallner Kopp.
Übrigens: Momentchen wünscht sich von Axolotta, die wie all ihre Artgenoss:innen Körperteile nachwachsen lassen kann, ein sozusagen aus seiner Hand wachsendes Mobiltelefon – und kriegt von ihr hingegen ein Herz; was ihn zunächst enttäuscht, aber dann… lässt sich die Hauptfigur natürlich auf dieses Spiel ein – und mit ihr das Publikum – mit einem überraschenden Handy-Auftritt am Ende 😉
„Auf meine Freunde muss ich nicht lange warten. Wenn ich an sie denke, sind sie da. Und – sie sind meistens unsichtbar.“
Das sind die ersten der wenigen Sätze in dem brandneu erschienen Bilderbuch „Solche Freunde“. Ein sehr aufgeweckt und neugierig dreinschauendes junges Kind, das im gesamten Buch namen- und alterslos bleibt, aber von den Zeichnungen her noch gut zwei, drei Jahre braucht, bis es in die Schule gehen kann, spielt mit sehr fantasievollen Freundinnen und Freunden. Die meisten der Spielgefährt:innen sind irgendwie tierisch und würden in anderen Geschichten vielleicht als gefährlich, fruchteinflößend ja fast monströs auf der Bildfläche erscheinen. Wobei die Gesichter dieser „Monster“ Ungefährlichkeit signalisieren.
Die Erwachsenen in diesem Haushalt sind auf der ersten Doppelseite zwei nicht mehr ganz so jung wirkende Menschen – eine Frau und ein Mann, die jeweils an ihrem Computer bzw. Laptop konzentriert beschäftigt sind.
Dieter Böge (Text) und Elsa Klever (Illustration) lassen dich – ob selber lesend oder vorgelesen bekommend und vor allem beim Betrachten der Bilder mit diesem Kind durch unterschiedlichste Welten reisen, sogar in die Tiefen des Meeres. Bunt und fröhlich, aufgeweckt und stets voller Lust auf neue Abenteuer – in einem laufen sogar die Bäume – bewegt sich die Hauptfigur, die sogar fliegen kann. Wolken werden zu einem Segelschiff, es bleibt aber auch eine Doppelseite lang Zeit, einfach auf einem Sofa herumzuknotzen…
Jahrzentlang behaupteten Psycholog:innen, dass es ein Zeichen von Schwäche wäre, wenn Kinder sich Freund:innen ausdenken. Damit verunsicherten Fachleute Eltern und die wiederum versuchten, ihren Kindern diese Fantasie auszutreiben. Erst vor knapp 30 Jahren begann die Psychologie sich damit neutraler zu beschäftigen. Dabei kamen Expert:innen drauf, keine Spur von Störung oder Fehler, solche Kinder sind meist kreativer, fantasievoller. Nicht selten können sie damit auch Probleme, die sich aus Phasen großer, vielleicht auch verunsichernden Veränderungen ergeben (Übersiedlung, ein Geschwisterkind kündigt sich an…) spielerisch ver- und bearbeiten.
Recht rasch rund um diesen Sichtwechsel veröffentlichte Alan Ayckbourn, bekannter britischer Autor Dutzender komödiantischer Stücke zu ernsten Themen, viele für junges Publikum, sein Stück „Invisible Friends“ (Unsichtbare Freunde; 1989), das vielfach gespielt wurde, unter anderem in einer Version des Theaters der Jugend (Herbst 2008) in Wien (Theater im Zentrum).
Die Wichtig- und Nützlichkeit von Bäumen und (Ur-)Wäldern – abseits der Verwertung von geschlägertem Holz und gerodeten Flächen – als grüne Lungen für das Weltklima, die Menschheit und beim Eintauchen in einen solchen für einzelne Menschen ist mittlerweile weithin bekannt. Dennoch behalten Wälder noch immer so etwas wie dunkles, fast Unheimliches, was nicht zuletzt aus jahrhundertealten Märchen kommt. Auch wenn das eine oder andere neu erzählt, umgeschrieben, gegen den Strich gebürstet inszeniert wird, kleben uralte Images an der Ansammlung von Bäumen.
Geheimnisvolles und Magisches soll dieser Wald in „Die sieben Wünsche“, das kürzlich vielumjubelte Premiere im großen Haus des Wiener Theaters der Jugend, dem Renaissancetheater hatte, durchaus haben. Das meinte der Autor und Regisseur (Henry Mason) dieses märchenhaften Stücks mit Elementen und Motiven aus gut einem Dutzend verschiedener der Märchen aus der Sammlung der Gebrüder Grimm im Interview mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… – Link zu diesem Gespräch, in dem er auch erklärt, wie er auf die Story und die Zahl sieben für die Wünsche – es gibt ja etliche magische Zahlen – kam, am Ende des Beitrages.
Nun hier aber zunächst der Plot dieser knapp mehr als zweistündigen (eine Pause) kurzweiligen, spannenden, manchmal ein bisschen gruseligen, märchenhaften Inszenierung voll so mancher Überraschung: Familie Wunsch lebt in einem großzügigen Haus am Waldrand. Dort steht auch die Grundlage für den Wohlstand: Eine Papierfabrik.
Großmutter Adele Wunsch (Uwe Achilles nicht selten wirklich furchteinflößend in den meisten Auftritten), die eigentlich eine Prinzessin war, und darunter leidet, nicht genug weltweit Beachtung zu finden, hat neue Maschinen angeschafft, die statt grauen nun blütenweißen Papiers herstellen können – aus Holz. Also sollen / Müssen Bäume des Waldes dranglauben.
Enkelsohn Hans (Jonas Graber), ein empathischer Freund der Bäume und der in ihnen lebenden Tiere, möchte das gar nicht, seine Schwester Margarete (Anna Katharina Malli) hingegen sehr, sie glaubt an das, was als „Fortschritt“ verkauft wird und eilt mit Axt in den Wald.
Zwischen der tyrannischen Großmutter, dem ängstlichen Großvater Tilo (Frank Engelhardt), der seine Frau sehr liebt und den genannten Kindern gibt es deren Eltern: Walter (Stefan Rosenthal) den Sohn der Alten, der seine Kinder liebt, aber nix gegen seine Mutter sagen oder gar machen will und seine angeheiratete Frau Roswitha (Violetta Zupančič). Die war offenbar als Kind Rotkäppchen, weil sie immer wieder erzählt, dass sie einst von einem Wolf verschluckt worden war und samt der Großmutter, auf die sie im Wolfsbauch fiel, das Tier von innen aufgeschlitzt und sich so befreit hatte.
Als weitere Figur tritt eine im Wald lebende Frau, von allen als Hexe gefürchtet (Maria Fliri, die auch den Familienfotografen und eine Bedienstete im Hause Wunsch spielt) in Erscheinung. Sie versteht die Bäume, ist dabei ihre Sprache zu lernen. Wie und was sie mit der Familie Wunsch zu tun hat, sei hier nicht gespoilert – nicht nur, weil der Autor und Regisseur im Interview mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… gebeten hatte, nicht zu viel zu verraten. Das wäre auch so schon hier nicht passiert. Auch nicht wie die ängstlich gewordene Mutter Roswitha ihren alten Mut (wieder) findet – dies ist übrigens eine wunderbare Szene dank der Kostümverwandlung.
Violetta Zupančič legt hier eine wahrhaft magische Verwandlung hin – nicht zuletzt auch dank einer kostümmäßigen Verwandlung. Kostümbildnerin Anna Katharina Jaritz und die Schneider:innen der Kostümwerkstatt haben hier ein meisterhaftes Kunstwerk aus Stoff geschaffen.
Eine Figur gibt’s darüber hinaus noch: Neben dem Wolf, in dem natürlich ein Schauspieler steckt – über den hier der Mantel des Schweigens gebreitet wird, um die letztlich verblüffende Enthüllung nicht kaputt zu machen, tritt mehrmals ein kleines grünes, wuscheliges Waldwesen, ein Moosmännlein, in Erscheinung – als Puppe, geführt, gespielt und gesprochen von Frank Engelhardt (ansonsten Großvater Tilo Wunsch).
Die Puppe gebaut und das ganze Bühnenbild entworfen hat Rebekah Wild. Die Bäume, die den Wald bilden und von denen die Tyrannin viele schlägern lässt, sind „nur“ stilisiert – als Träger einer Produktionshalle der Papierfabrik. Sie wirken voll als wären sie typische Fabriks-Stahlgerüst-Teile. Sie sind aber in echt aus Holz, vertraute Rebekah Wild dem Reporter an und zeigt sich fasziniert vom Werk der Mitarbeiter:innen der Werkstatt haben dies so perfekt hingekriegt, dass sie, als sie künstliche Blumen befestigen wollte, erst meinte: „Antackern kann ich sie nicht, die Träger sind ja aus Stahl, ach nein, sind ja Holz!“
Natürlich heißen Hans und Margarte nicht zufällig so, manchmal werden sie auch Hänsel und Gretel genannt – und so manche Anspielung ans gleichnamige Märchen kommt vor. Ein anderes – Rotkäppchen – wurde schon genannt. Die Großmutter will – nicht wegen ihres Aussehens, sondern einer besonderen Fähigkeit, die hier sicher nicht verraten wird, sich von einem Spiegel bestätigen lassen, dass sie darin die Beste sei. Zu ihrem Ehemann kam sie, weil dieser sieben Fliegen erschlagen hat und als Held galt. Margarete hilft dem eingeklemmten Moosmännlein nicht, ihr Bruder tut’s schon – ein Motiv, das mindestens an Frau Holle, aber noch etliche andere Märchen erinnert wo solch unterschiedlich empathische Geschwister vorkommen.
Bevor sich alle gegen die Tyrannin zusammenschließen und versuchen den Wald oder viel weniger das, was von ihm noch übrig ist, zu retten, geht die Show noch eine Reihe etlicher Verwicklungen, Windungen und Wendungen. Spannend, manchmal auch reißt’s dich und dann ist wieder etliches zu schmunzeln oder gar lachen dabei. Bei der Premiere gab’s mehrfach Szenen-Applaus im zweiten Teil nach der Pause.
Gedacht und angegeben für Kinder ab sechs Jahren, aber so hin- und mitreißend gespielt und spannend inszeniert, dass „Die sieben Wünsche“ Besucher:innen jedweden Alters darüber anspricht und mitnimmt.
Achja, wie schon einleitend angesprochen, natürlich spielt der Wald als Symbol für die Natur und ihre Schutzwürdigkeit eine zentrale hintergründige Rolle, ohne dies „oberlehrer:innhaft“ mit erhobenem Zeigefinger zu tun.
KiJuKU: Der Ausgangspunkt für „Die sieben Wünsche“ war di Bearbeitung von Märchen, nur der Gebrüder Grimme?
Henry Mason: Ich wollte schon ganz lang was über Grimm’sche Märchen machen.
KiJuKU: Wie hast du dann ausgewählt, welche du einbauen willst, es gibt ja neben vielen weniger bekannten noch mehr sehr bekannte Märchen, als nun in dieser Inszenierung vorkommen?
Henry Mason: Ich hab dann tatsächlich die gesammelten Werke von vorne bis hinten gelesen, wollte bewusst auch die weniger bekannten lesen und ich wollte einen Geschmack kriegen für die Sprache und die Muster wie sie funktionieren.
Dann hatte ich die Grundidee von dieser Familie mit der Fabrik mit diesem Grundkonflikt zwischen Papierfabrik und Zauberwald. Von da ausgehend hab ich überlegt, welche Märchenfiguren können Figuren in dieser Familie entsprechen und welche Dynamiken entstehen dadurch. Dann hat es sich fast aufgedrängt, welche Märchen es sein müssen.
Und ich wusste, dass ich hauptsächlich die bekannteren verwenden will, obwohl Motiv und Muster auch von weniger bekannten Märchen im Stück drinnen sind. Dass zwei Geschwister einem Zauberwesen begegnen, das in Nöten ist und ein Geschwisterteil hilft nicht und geht weiter und das jüngere, empathische Kind hilft – das kommt in mehreren Märchen vor.
KiJuKU: Wie kamst du auf die Idee, dass die Fabrik eine für Papierherstellung ist?
Henry Mason: Ganz ehrlich, ich weiß es nicht mehr, wahrscheinlich aus der Konfrontation, dass der Wald irgendwie in Gefahr sein muss. Ich wollte den Wald spürbar machen, dass der auch eine Figur in diesem Stück ist, auch wenn der nie spricht oder zumindest für uns nicht hörbar. Bei der Papierfabrik ist’s am unmittelbarsten, dass die Bäume als Rohstoff dafür abgeholt werden.
KiJuKU: Dass es sieben Wünsche sind – kam das aus der vielfach magischen 7 so wie 3, manchmal auch 12; wobei 7 im in Ostasien als Unglückszahl gilt; bei Wünschen im Märchen sind’s meistens drei – waren das zu wenige?
Henry Mason: Ja, aber die sieben haben sich aus der Besetzung ergeben – ich wollte, dass jedes Familienmitglied einen Wunsch hat und ich wollte drei Generationen haben, also doch auch irgendwie 3, aber eben Kinder, Eltern, Großeltern und ein (vermeintlicher) Bösewicht. Außerdem gibt es natürlich auch viele Märchen mit sieben – Schwäne, Raben…
KiJuKU: … und Zwerge bei Schneewittchen…
Henry Mason: … genau. Dann war die Titelfindung schwierig, komplizeirt. Und eines Tages war’s klar, wenn die Familie Wunsch heißt, kann ich „Die sieben Wünsche“ machen.
KiJuKU: Ach, ich dachte, es war umgekehrt, dass die Familie eben Wunsch heißt wegen der 7 Wünsche…
Henry Mason: … ich weiß nicht mehr genau, in welcher Reihenfolge das entstanden ist.
KiJUKU: Dass der Wald so eine zentrale Rolle spielt, war von Anfang an klar?
Henry Mason: Das war einer der zentralen Ausgangspunkte neben Grimm’s Märchen und drei Generationen. Ich bin ein halber Neuseeländer, meine Mutter ist Neuseeländerin. Ich war vor 1½ Jahren wieder dort und da gehst du in sehr unberührte Wälder. Diese Stille, diese Unberührtheit und diesen Zauber, den die auch haben, das hat mich sehr berührt und inspiriert. Du merkst halt, wie wahnsinnig schön, aber auch fragil diese Landschaft ist und dennoch, welche Kraft solche Wälder haben. Gleichzeitig kräftig und doch zerbrechlich, das wollt ich irgendwie schreiben.
KiJuKU: Das war auch gut wahninnig schön zu erleben bei „Ich bin der Wald“ vom VRUM Kunst-Kollektiv gemeinsam mit dem Dschungel, einer interaktiven Hörspiel-Tour in einem magischen fast Urwald, ganz in der Nähe der Prater Hauptallee – Link zur Besprechung dessen, weiter unten.
Cool ist ja, dass die Bühnenelemente (Bühne und Puppenbau: Rebekah Wild), die wie Stahlträger der Fabrik aussehen, aus Holz sind.
Dass diese Botschaft über den schützenswerten Wald fast „versteckt“ daher kommt, finde ich auch ganz gelungen.
Henry Mason: Natürlich ist es auch ein ökologisches Stück, ein Thema, das immer wichtiger wird – diese Fragilität der Natur und die menschliche Verantwortung dafür, ohne es vordergründig zu machen. Also nicht mit Zeigefinger, sondern lustvoll und durch diese Märchen. Es wissen’s ja ohnehin (fast) alle, aber du kannst es so ganz anders nehmen, wenn’s charmant gefiltert ist – durch die Märchen und dieses sehr charmante Ensemble.
KiJuKU: Auch diese Verwandlungsfiguren finde ich sehr gut.
Henry Mason: Ja, aber bitte verrat nicht zu viel. Ich wollt eine Geschichte schreiben, die viel mit Geheimnissen und Überraschungen arbeitet. Da hab ich auch bei den Fotos gebeten, dass nicht zu viel schon vorweg verraten wird. Eine Lust bei diesem Stück ist, dass auch manches wie ein Krimi funktioniert.
KiJuKu: Lieber Henry, eine sehr schöne, runde Geschichte geworden und danke für deine Zeit so unmittelbar nach der umjubelten Premiere.
Henry Mason: Gerne!
„9 kleine Menschen kommen heute raus.“ Diese sechs Wörter ziert die erste Doppelseite dieses Bilderbuchs. Darüber zu sehen: Neun hochschwangere Frauen.
Einmal umgeblättert – und da liegen sie die neun Neungeborenen – begleitet von der zweiten Reimzeile: „9 kleine Menschen seh’n ziemlich glücklich aus.“
Pro Doppelseite immer eine andere Situation samt der ersten von zwei Zeilen, die sich reimen, nur auf einer der Doppelseiten findet sich das ganze Reimpaar: „9 kleine Menschen sind nicht alle gleich. 9 kleine Menschen sind unterschiedlich rein.“ Samt Bilder – von Martina Stuhlberger – mit großzügigen Zimmern samt Klavier und eher engen Kammern.
Dennoch strahlen ihre bunt gezeichneten Kindergesichter zumeist Grinser, Lächeln, Lachen oder zufrieden in sich ruhenden Schlaf aus. Im Gegensatz zu den Zehner-Reimen, wo oft nach und nach eine oder einer aus der Runde ausscheidet, bleiben hier alle neun bis zum Schluss beisammen – auch wenn sie – wie gerade erwähnt – aus unterschiedlich vermögenden Familien kommen.
Was die Bilder vermitteln, das in den Reimen gar nicht steckt: Bunte Vielfalt – hell- und dunkelhaarige bzw. häutige Kinder und ihre Familien und auch diese ganz verschieden – Vater-Mutter-Kind, Alleinerzieherin, Mutter-Mutter-Kinder… Und wenn die Kinder in einem Öffi (ob Bim oder Bus was auch immer) auf elterlichen Schößen sitzen, so sind’s nicht nur Mamis, sondern auch Papis oder vielleicht auch eine Oma mit graugewelltem Haar und vier Hunden. Und eine der Mütter sitzt in ihrem Rollstuhl.
Zehn kleine Fingerlein, Zappelfinger … in vielen Versionen auch Zappelmänner als Kinderreime mit Fingerspielen gibt es etliche. Für trinkwütige Erwachsene ließ sich die Band „Die Toten Hosen“ den Namen bekannter kleiner Schnapsfläschchen einfallen. „Warum müssen es immer zehn sein? Auch wenn ein Kind ein Bein oder neuen Finger hat, ist es doch trotzdem komplett“, zitierte Autorin Regina Feldmann ihre Tochter nachdem diese aus Mutters Regal eines der Bücher mit den Zehner-Reimen rausgefischt hatte. Das schildert sie in einem Nachwort an die „lieben Vor-)lesenden“ und beschreibt, dass der Sager der Tochter Ausgangspunkt für dieses vorliegende Bilderbuch. „9 kleine Menschen ist eine Ode an eine Generation von Kindern, die bereits weiß, dass sie richtig ist genau so, wie sie ist, und an eine Freundschaft, die verbindet.“
In der Hoffnung, dass es die mehreren dieser Generation sein mögen und sie sich ihre Empathie auch im Erwachsenenalter behalten.
Es gibt offenbar ganz schön viel zu weinen! Rund zwei Wochen lang stand in einem schmalen, zweistöckigen leersteheneden Geschäftslokal die „Tränensaline“ des Kunstprojekts „Wiener Weinen“ – KiJuKU.at hat berichte – Link dazu weiter unten.
Barbara Ungepflegt (Künstlerinnenname!) lud – mit Kolleg:innen – Hanna Hollmann, Marie Vermont, Evamaria Müller, Johanna Leitner und Gäst:innen – Vorbeigehende dazu ein, vor Ort zu weinen, fingen die Tränen auf, sammelten und erhitzten sie, so dass Salz nach dem Verdampfen der Flüssigkeit übrig blieb. Es wurden aber auch Sets zum Mitnehmen ausgegeben, um zu Hause oder wo auch immer zu weinen und die Tränen hierher in die Saline zu bringen.
20 bis 25 Kilo Salz seien so zusammengekommen – meinten die künstlerischen Salinen-Arbeiter:innen. Vielleicht hatte die Performance aber auch noch eine unausgesprochene zweite Ebene: Glauben Menschen alles? Oder hinterfragen sie?
Immerhin würden 20 Kilo Salz aus Tränen – rund 160 Milliliter Tränenflüssigkeit braucht’s für ein Gramm Salz – geschätzte 200.000 Esslöffel Tränen erfordern. Und bis ein Esslöffel voll geweint ist… naja, hieße Daumen mal Pi – wie in Wien grobe Schätzungen mitunter genannt werden – rund eine halbe Million Menschen hätten in diesen beiden Wochen ihre Tränen hier abgeben müssen…
Wie auch immer, jedenfalls gab es viele Gespräche, Nachdenken über Beweinenswertes, aber auch die Erkenntnis, dass Freudentränen genauso salzig sind wie solche über Beklagenswertes. Und die Künstler:innen hoffen, ihre Aktion andernorts wiederholen zu können. So mancher Salzhügel dürfte docj schon zustande gekommen sein 😉
Wie derzeit – noch bis 11. Juni 2025 – in einer Bühnenversion im Krimi-Klassiker „Warte, bis es dunkel ist!“ im Wiener Theater Center Forum so war auch bei „Jetzt!“ im Vestibül des Burgtheaters Audiodeskription für alle Besucher:innen zu hören. Was sich auf der Bühne wie abspielt wird erklärt. So können einerseits blinde bzw. sehschwache Menschen dem Geschehen folgen, andererseits alle anderen dies miterleben. Für Zuschauer:innen, die nicht oder nur schwer hören, wurden die gesprochenen Texte als Schrift an die Wand projiziert.
Simon Couvreur, Billy Edel, Giuliana Enne, Jenny Gschneidner, Felix Elias Hiebl, Yuria Knoll, Christine Krusch, Magdalena Helga Franziska Tichy, Leonie Frühe sowie Lukas Hagenauer, Josefine Merle Häcker, Niels Karlson Hering, Mathea Mierl, Justus Werner Pegler, Elisa Perlick und Leonie Rabl sprachen und spielten Monologe, Dialoge sowie Szenen mit mehreren Personen aus klassischer bis moderner Theaterliteratur – von altgriechischen Dramen nicht zuletzt mit dem blinden Seher Teiresias über Georg Büchner bis zu Thomas Bernhard und Caren Jeß. Letztere wahrscheinlich die Unbekannteste und den Genannten, ist ein 40-jährige deutsche Schriftstellerin, von der Yuria Knoll kurze Passagen aus „Die Katze Eleonore“ über eine Frau, die zur Katze wird und mit ihrem davon faszinierten Therapeuten spricht.
Simon Couvreur, nicht zuletzt von Tanztheater-Auftritten mit „Ich bin O.K“ bekannt ließ bald nach Beginn seine Hände tanzen – was eine Kollegin in Audiodeskriptions-manier poetisch schilderte. Auch jeder Lichtwechsel wurde – im Wechselspiel mit Enrico Zych an den entsprechenden Reglern und Tasten – vorab angesagt.
„Jetzt!“ war die – wie es viele im Publikum bedauerten leider nur zwei Mal – aufgeführte Abschluss-Performance des gleichnamigen ersten inklusiven, großen Projekts in diesem großen wichtigen Theater. Das die ganze Saison gelaufene Projekt vereinte in Zusammenarbeit mit der MUK (Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien) Studierende der Bereiche Schauspiel und Tanz sowie theaterinteressierte und teils auch schon -erfahrene Menschen mit körperlichen oder kognitiven Beeinträchtigungen (Rollstuhl, blind, Trisomie 21 / Downsydrom).
Unter der künstlerischen Leitung von Constance Cauers hatten Monika Weiner die Teilnehmer:innen des Projekts in Bewegungstraining sowie Steffi Krautz-Held und Dorothee Hartinger im Rollenunterricht gecoacht. Wobei im Publikumsgespräch manche der Beteiligten davon erzählten, dass die Lehrenden mitunter unterschiedliche, ja gegensätzliche Lehren vermittelten. Woraus die Spieler:innen jedoch dann oft ihre eigenen Versionen entwickeln konnten 😉
„Jetzt!“ ist ein Programm für Menschen mit körperlichen oder kognitiven Beeinträchtigungen, die vorhaben, professionell am Theater sowie im Bereich Film und Fernsehen als darstellende:r Künstler:in zu arbeiten. Das Programm wird jeweils für die Dauer einer Spielzeit angeboten und ist eine Initiative des Burgtheaters und der Fakultät Darstellende Kunst der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien.
Die Riesen-Aufmerksamkeit rund um ESC, den Song-Contest – Stichwort JJ und so –, will auch die Initiative „Kinderarbeit stoppen“ nutzen. Zur Melodie des vor 41 Jahren zufällig entstandenen zum Welthit gewordenen Songs der österreichischen Band Opus „Live is Life“ sollen möglichst viele mit einem neuen Text – „Nein heißt nein!“ tanzen, sich dabei filmen (lassen) und es unter #tanzengegenkinderarbeit in sozialen Netzwerken posten, teilen und andere animieren, mitzumachen. Unter dem am Ende des Beitrags zu findenden Link dazu findet sich der gesamte Text sowie Anleitungen zu den Tanzschritten.
Hier noch das Zitat einer der Strophen vom oben genannten Song:
„Nein wir wollen nichts mehr essen,
wofür and‘re niemals ruh‘n!
All die Kinder dieser Erde,
die das alles für uns tun.
Ihre Kindheit zu genießen,
ja das täte ihnen gut.
Zum Lernen in die Schule geh‘n,
wo ist das Problem?
Es muss anders geh‘n!
Nein heißt nein!“
Übrigens: Am 12. Juni ist Aktionstag gegen Kinderarbeit; 2002 gab es erstmals den von der ILO (Internationale Arbeitsorganisation) den „Welttag gegen Kinderarbeit“.
In Wien findet um fünf vor zwölf, also um 11.55 Uhr ein Tanz-Flashmob mit dem genannten Song im MuseumsQuartier, im Fürstenhof (Kinderinfo / Kindermuseum Zoom, Theaterhaus Dschungel Wien) statt.
Anschließend – bis 19 Uhr – gibt es mehrmals Kinderbuchtheater (Kamishibai) zu Kinderarbeit im Kakaoan- und abbau, Lesungen („Bené, schneller als das schnellste Huhn“), Workshops und mehrmals Tänze.
Ein Tanz-Flashmob steigt am selben Tag auch in Linz – um 14 Uhr auf dem Hauptplatz; mehr Details im Link am Ende des Beitrages.
Ein riesiges, wie auf einer Wäscheleine hängendes, Stofftuch bildet die Projektionsfläche – für Bilder, Zeichnungen und animierte Videos. Auf dunklem Hintergrund sind die Konturen eines riesigen Sportschuhs zu sehen wenn das Publikum den großen Saal im Theaterhaus für junges Publikum, dem Dschungel Wien im MuseumsQuartier betritt. Mit Beginn der Vorstellung, einer der Performances beim Festival der Theaterwerkstätten, taucht auf dieser Leinwand eine Hand mit Stift auf. Nach und nach entsteht – dazwischen mitunter mit Pausen – der Schriftzug „Her mit dem schönen Leben“; bei dem gibt’s Verzögerung – den oder doch dem 😉 und bei Leben werden die Buchstaben immer größer!
Dann ertönt die programmatische Forderung via Lautsprecher von Kinderstimmen – jenen, die auch die Performance entwickelt haben und in verschiedenen Szenen diesem Wunsch, nachgehen und ihn darstellen – in Variationen, denn für jede und jeden kann so ein Ziel ja ganz unterschiedlich ausschauen.
Kilian Biechele, Ava Brandmaier, Lenz Eichenberg, Ela Ergin, Lina Fritz, Victor Griehsler, Linus Hübl-Englerth, Sina Tobias Kananian, Vita Parisini, Alexis Rabay, Theo Saßmann-Ramusch und Lilia Trautendorfer haben im Verlauf von mehreren Monaten unter der künstlerische Leitung von Monika Haberfellner (Hospitanz: Lucas Hofbauer; Tonaufnahmen + Schnitt: Kathrin Wimmer) daran gearbeitet.
Finsternis und Ängste sind – auch (siehe auch „Hopepunks“) – ein Thema, hier dargestellt mit einem imaginären Dachboden, Gespenstern und dem Spiel mit Licht und Schatten mit Hilfe der großen Leinwand. Vor allem aber sind’s mögliche Wunschberufe – von Schlagzeugerin, Rockstar, Kellnerin, Jäger, Polizist:innen, Künstlrin aber eigentlich Kunstdiebin und vielen mehr, gespielt in Verkleidungen und übergroßen Schuhen, die es von der Decke „regnete“ -, die wiederum zu gespielten Szenen führen. Außerem zeigen Videos u.a. eine Tänzerin, die auch Räder an einer Strandpromenade schlägt, Meeresforscher:innen, einen Vulkanexperten, der mit einem Backpulver-„Vulkan“ experimentiert…
Und darin scheinen sich alle so wirklich wohlzufühlen, was schließlich in der Erkenntnis gipfelt: Genau jetzt ist das schöne Leben!
Von einer Art Tribüne aus erobern acht Kinder und sechs Erwachsene den Bühnenraum – einige der Oldies später auch Treppen im Publikumsraum und am Ende holen die Kids immer wieder einzelne Besucher:innen aus den Reihen der Zuschauer:innen – aber dazu später.
„Hopepunks“ ist eine nicht ganz ¾-stündige vielseitige, mal wilde, dann wieder sehr ruhige Performance rund um so manch scheinbar kleine und doch so große Fragen von Kindern – für ihr eigenes Leben aber auch das der gesamten Menschheit.
Nayeli Fox, Mila Frühwald, Fridolin Grabher-Dietlinger, Laura Lima-Oswald, Ellie Nguyen, Hanna Nürnberger, Nahui Ollin Palacios-Brandstetter, Lacin Torkanbouri sowie die erwachsenen Saba Farnoud, Till Frühwald, Volkan Karabulut, Ella Karabulut-Oswald, Eva Isolde Oswald und Günesch Torkanbouri machen sich von einer Tribüne aus einer Art großer, grauer, weicher flacher Bausteine aus auf den Weg, marschieren und wandern durch einen (als Video projizierten) Wald, verwandeln sich per großer, weit ausschwingender Armbewegungen in schwebende Wesen vor dem Hintergrund eingeblendeter Vögel. Ihre Wege führen sie aber noch viel weiter, nicht zuletzt in die unendlichen Weiten des Weltraums mit beeindruckenden Video-Bildern aus fernen Galaxien.
Auf dem Weg der 14 Performer:innen entfernen sich die Erwachsenen bald, ziehen sich in Ecken und auf Stufen zurück, um Papier zu falten. Die Kinder suchen nun nach ihren eigenen Wegen. Vieles läuft ohne Worte. Als es doch zu solchen geht, treten sie einzeln vor ein Mikrophon und äußern zunächst ihre Ängste – vor schlechten Träumen oder ebensolchen Noten, davor, von Freund:innen nicht gemocht zu werden, aber auch davor, dass die Erde so heiß werden könnte, das (menschliches) Leben auf ihr nicht mehr möglich sein würde…
Gegen die Ängste bauen sie aus den schon erwähnten „Bausteinen“ einen befestigten Schutzwall, der sie aber bald in ihrer Ecke einengt – und mit gedichteten Zeilen von einem Hasen sowie einem Bären, die Mut und Hoffnung gegen Ängste verbreiten (nachträgliche Anmerkung: sehr stark angelehnt an das Lied „Keine Angst vor der Angst“, das der deutsche Liedermacher Olli Schulz unter anderem Elmo in der Sesamstraße vorsingt), befreien sie sich aus dem selbst gebauten „Gefängnis“ durch Niederreißen der Mauern, um befreit und ausgelassen aufzuspielen.
Die schauspielerische und immer wieder tänzerische Performance wird die gesamte Zeit live von einem Musik-Trio am Rande der Bühne begleitet: Aria Torkanbouri (Leitung sowie Klavier und Saz), Katarina Milisavljević (Geige und Schamanentrommel), sowie Salar Ghaffarbejouei (Cello und Kamança).
Irgendwann haben erwachsene Mitspieler:innen, die sich zurückgezogen hatten, genügend Kraniche gefaltet, die sie ihren jungen Performance-Kolleg:innen aushändigen. Mit je einem solchen papierenen Vogel – in Japan Symbol der Hoffnung und des Friedens (siehe auch Link zur Besprechung eines Bilderbuchs rund um einen Kranich und die Friedensburg im Burgenland) – holen die Kinder wie schon eingangs erwähnt Zuschauer:innen auf die Bühne zu einem abschließenden gemeinsamen Aus-Schwingen.
Hier die zehn Schüler:innen, die in der Alterskategorie der 7. und 8. Schulstufen von der Jury als Beste der Besten ausgezeichnet wurden – in alphabetischer Reihenfolge (nach den Anfangsbuchstaben der Nachnamen); sowie deren Präsentator:innen und Preis-Überreicherinnen.
Lamar Aburaya (14), BG Neunkirchen (NÖ), Arabisch
„Jede Sprache, die verschwindet, ist ein Verlust für die Menschheit, da sie einen Teil des kollektiven Wissens und der Kultur mit sich trägt.“
Madeleine Karall (13), ZMS (Zweisprachige Mittelschule) Großwarasdorf (Burgenland), Burgenlandkroatisch
„Sprachen sind mehr als Worte, es sind auch Gefühle, die wir empfinden.“
Lavrenty Kolgatin (13), pGRg23 Kollegium Kalksburg (Wien), Russisch
„Träume sind nicht nur Abstraktionen oder Fantasien. Sie sind Möglichkeiten für Wachstum, Veränderung und das Streben nach Zielen.“
Sviat Kolodii (15), Modulare Mittelstufe Aspern MMA (Wien), Ukrainisch
„Ich will nach Hause, zu meinem Vater. Ich möchte in der Wärme meiner Heimat . Aber ich weiß, warum ich hier bin, was mein Ziel ist.“
Amelie Kröpfl (13), AHS Wien West , Englisch
„Wollen Sie das? Wollen Sie dafür verantwortlich sein, dass sich ein anderer Mensch schrecklich fühlt? Wollen sie in einer Welt leben, in der mehr auf das Aussehen als auf den Charakter geachtet wird? Ich denke nicht.“
Theresa Luger (13), BG/BRG Brucknerstraße Wels (OÖ), Englisch
„Wie soll man lernen, wie Gerechtigkeit funktioniert, wenn man nie gerecht behandelt wurde.“
Anna Nemeth (14), MS St. Ursula (Wien), Ungarisch
„Jeder kann träumen, jeder kann an seine Wünsche glauben. Was man dazu braucht, ist nur den Mut zu haben sich etwas Unbekanntem zu stellen, sich anderen Menschen zu öffnen, viele Länder zu besuchen, auch wenn es nur in den Träumen passiert.“
Stephanie Rieger (15), Lycée français de Vienne; Portugiesisch
„Für mich sind Sprachen nicht nur Wörter, sie sind das, was ich bin. Meine fünf Sprachen sind die 5 Finger meiner Hand.“
Isabella Stoll (14), BG Neunkirchen (NÖ), Österreichische Gebärdensprache
„Gebärdensprache ist eine Sprache wie jede andere. Sie ist reich an Ausdrucksmöglichkeiten, tief in der Kultur ihrer Sprecher verankert und sie verdient denselben Respekt und dieselbe Anerkennung wie jede gesprochene Sprache.“
Alexander Unger (13), Schottengymnasium der Benediktiner, Wien, Russisch
„Sprache ist der Schlüssel zur Freundschaft, zu neuen Entdeckungen, zu einer neuen Welt! Es ist nicht nur wichtig, was wir sagen, es ist nicht nur wichtig, was wir sagen, sondern auch wie wir es sagen.“
Daniella Bari (16), Lycée français de Vienne, Spanisch
„In einer Zeit, in der Kriege vor den Toren Europas wüten, in der Gleichgültigkeit oder Hass gegenüber den Anderen oft noch vorherrschen, sind unsere Sprachen die Waffen des Friedens.“
Maria Gundacker (15), BRG Steyr Michaelerplatz (OÖ), Englisch
„In meinem Leben geht es nicht um die eine Sprache ODER die andere. Sie sind immer im Fluss, sie verändern sich und passen sich an.“
Mia Harrington (15), BG/BRG Purkersdorf (NÖ), Englisch
„Viele Österreicher sind der Meinung, dass wenn ein Elternteil nicht ein geborener Österreicher ist, dass dem Kind dann ein Teil der Kultur fehlt, aber ich finde, dass man dadurch etwas dazubekommt, also sozusagen eine doppelte Kultur hat.“
Henna Islamović (16), BG/BRG Purkersdorf (NÖ), Bosnisch
„Ohne Vielfalt hätten wir nichts. Keine neuen Ideen, keine neuen Perspektiven und keinen Fortschritt. Genau diese Unterschiede treiben uns an, machen uns stärker und helfen uns zu wachsen.“
Naya Okla (17), BHAK Lienz (Tirol), Arabisch
„Liebe Jugendliche, macht aus eurem Leben eine Geschichte, die es wert ist, erzählt zu werden.“
Helena Paeschke (15), Akademisches Gymnasium Wien, Englisch
„Sprache ist konstant im Wandel, sie entwickelt sich mit uns mit. Wenn sie stagniert, wenn wir uns weigern uns weiterzuentwickeln, stagnieren wir mit eher mit.“
Juliette Schatz (15), Akademisches Gymnasium Wien, Französisch
„Es ist unsere Entscheidung, ob wir uns für Hass oder für Liebe, für Oberflächlichkeiten oder Gemeinsamkeiten entscheiden.“
Selina Senel (16), BHAK Korneuburg (NÖ), Ungarisch
„Ich fühle mich schuldig. Schuldig, weil WIR hier in Europa eine Meinungsfreiheit haben und uns nicht für unsere Mitmenschen einsetzen sondern nur zuschauen.“
Cara Shariat (15), Lycee Français de Vienne, Englisch
„Es ist diese Barbarei, die die Barbarei anderer Kulturen vorgaukeln will, die uns hier, im Herzen Europas und der westlichen Welt, bedroht.“
Ines Soltane (16), G19 Döblinger Gymnasium (Wien), Arabisch
„Wir Menschen können wirklich eigenartig sein: Wir erkennen das Unrecht, sind uns dessen bewusst, und dennoch unternehmen wir nichts oder schweigen sogar im schlimmsten Fall. Aber warum denn schweigen, obwohl WIR eine Veränderung schaffen könnten?“
Jasmin Karner (19), BG/BRG Dreihackengasse (Graz, Steiermark), Englisch
„Wann haben Sie sich das letzte Mal einsam gefühlt? Nicht wenige vermissen einfach das Gefühl, im Arm gehalten zu werden oder miteinander das Leben zu entdecken.“
Katharina Knor (18), BHAK Stegersbach (Burgenland), Englisch
„Ich finde, es ist wirklich an der Zeit, Diversität nicht nur als wirtschaftliches oder politisches Konzept oder als netten Werbegag zu betrachten. Nein, wir müssen anfangen, sie in unser Leben einzubeziehen, und zwar schon im frühen Alter.“
Kiano Loacker (17), HAK/ HASch Feldkirch, Englisch
„Ich kann vielleicht keine interessante Fremdsprache wie Schwedisch, Rumänisch oder Arabisch. Aber ich habe eine Stimme und ich will sie nutzen und ich will, dass ihr eure Stimme nutzt.“
Anouk Lux (16), Modeschule Hallein (Salzburg), Englisch
„Also, lasst uns in Bewegung kommen egal wie unangenehm es erscheinen mag. Lasst uns aufstehen und diesen Gedanken Alleine bin ich besser ändern.“
Lara Mayr (16), KORG Katholisches Oberstufen Realgymnasium) Kettenbrücke (Innsbruck, Tirol), Italienisch
„Niemand sollte sich gezwungen fühlen, seine Identität zu verstecken. Niemand sollte so tun müssen, als wäre er oder sie jemand ganz anderes.“
Fatima Sajad (17), IISS Claudia de Medici (Südtirol, Italien), Urdu
„Warten wir nicht zu lange, um zu verstehen, wie kostbar die Zeit mit den Menschen ist, die wir lieben. Warten wir nicht, um uns zu entschuldigen oder ihnen zu sagen, wie sehr wir sie schätzen. Es wird ein Tag kommen, an dem diese Menschen nicht mehr da sind, und es wird zu spät sein, sich zu entschuldigen oder ich liebe dich zu sagen.“
Elif Sila Saraç (17), BAfEP (Bundesanstalt für Elementarpädagogik) Sacre Coeur Pressbaum (NÖ), Türkisch
„Mehrere Sprachen zu sprechen, bedeutet auch, in zwei Kulturen zu Hause zu sein, und von beiden zu lernen. Beide Sprachen werden nämlich ein Teil der Persönlichkeit und gehen Hand in Hand. Man entwickelt dadurch eine Offenheit, einen Blick für Unterschiede, aber auch für Gemeinsamkeiten.“
Anna Schraufek (16), BG und BRG Geringergasse G11 (Wien), Englisch
„Nehmen Sie uns ernst, denn in meinen Träumen tun Sie das, und diese Träume können zu ihnen fliegen, zu allen Eltern, Lehrern und Lehrerinnen und allen anderen die mir zuhören, uns zu hören, den Jugendlichen, die an Systemüberlastung leiden.“
Sabrina Ye (17), ITE Cesare Battisti (Südtirol, Italien), Chinesisch
„Technologie kann die Stimme kopieren, aber nicht den Herzschlag. Künstliche Intelligenz kann Dialoge simulieren, aber nicht die Seele berühren.“
Hannah Zipfinger (17), Amerlinggymnasium (Wien), Englisch
„Es ist als ständen wie auf einem langen Laufband, das sich rückwärts bewegt. Wenn wir nicht aktiv etwas machen, wenn wir stillstehen, werden wir zurückbefördert.“
„Ich bin groß, deshalb muss ich viel essen“, meint der Bär.
„Ich bin klein und muss noch wachsen“, entgegnet das Wiesel.
So begründen beide, weshalb sie jeweils zwei der drei zubereiteten Pilze kriegen sollten und das für gerecht halten.
Bär und Wiesel leben wie ein Ehepaar oder Geschwister (?) zusammen. Sie scheinen einander offensichtlich sehr zu mögen. Doch immer wieder kommt es zum Streit. Gründe dafür sucht und findet Autor und Illustrator Jörg Mühle für seine Bilderbücher im Alltag (nicht nur) von Kindern.
Ums Teilen geht es in „Zwei für dich, einer für mich“. Bär hat im Wald Pilze gesammelt, drei Stück bringt er eben nach Hause. Wiesel bereitet daraus eine Mahlzeit zu.
Drei Stück – wie sollen die nun aufgeteilt werden? Die ersten Argumente der beiden Hauptfiguren sind schon zu Beginn hier genannt worden. Weitere folgen: Bär hat die Schwammerln gefunden, Wiesel sie hingegen gebraten, gewürzt und angerichtet. „Aber nach meinem Rezept!“, so der Bär, der außerdem darauf pocht, den Tisch gedeckt zu haben…
Der Streit schaukelt sich hoch und …
… der Autor und Illustrator gibt, wenngleich er die Geschichte in Wort und Zeichnung weitererzählt, keine wirkliche Lösung vor. Wie bei seinen interaktiven Lesungen kürzlich beim Kinderliteraturfestival im Wiener Odeon (Link zum Bericht darüber weiter unten) überlässt er dir und dir und … und allen, sich eigene Gedanken zu machen; mit anderen darüber zu diskutieren; eigene, vielleicht auch ganz unterschiedliche Auswege zu finden. Denn auch – konstruktiv – Streiten will gelernt werden.
Ein rundes Konglomerat aus Stacheldraht, ziemlich viel Kunststoff-Zeugs davor und im Hintergrund laufen Videos, teilweise in Schwarz-Weiß. Aus dem Durcheinander in der Bühnenmitte – so viel darf schon gespoilert werden – schält sich eine junge, langhaarige Frau – zunächst mit einer Ganzgesichtsmaske mit aufgemaltem, kräftigem Rufzeichen. Der Strich von der Stirn einschließlich der Nase, der Punkt als Mund.
Ist sie diese Danica Brdar, von der im Ankündigungstext die Rede ist und über die nun eine Stimme aus dem Off (Barbara Angermaier) erzählt? Oder „nur“ eine Projektion für dieses 1993 im kroatischen Karlovac (an die 50.000 Einwohner:innen in ähnlich viele wie St. Pölten, die NÖ-Landeshauptstadt) geborene Mädchen, das stellvertretend steht für alle, die in dieser (Nach-)Kriegs-Zeit im ehemaligen Jugoslawien steht?
Mit einem „Dad, who was in the war“ (einem Vater, der im Krieg war) und einer heranwachsenden jungen Frau, die mehr, die alles wollte – „The Girl Who Wanted It All“ heißt die beeindruckende, vielseitige, berührende und doch nie pathetische oder tränendrüsen-drückende Performance von Kasija Vrbanac Strelkin. Sie spielt, tanzt, turnt auf der Bühne, spielt zudem Gitarre und schmeißt mit fast einem Dutzend Barbie-Puppen, die für Figuren aus der Erzählung stehen, mitunter um sich.
Immer wieder wechselt sie sich in der Erzählung mit der Off-Stimme ab, wenn sie in die jeweilige Szene eintaucht, agiert. Die Off-Stimme ist nicht nur verbindende Erzähl-, sondern auch Stimme der Gedanken der Protagonistin. Und sie nennt die beiden erwähnten Sätze als adjektive Zuschreibungen bei praktisch jeder Erwähnung sowohl des Mädchens als auch des Vaters – vielleicht ein bisschen zu oft.
Ivan Strelkin hat aus echten, wahren Geschichten und Personen, die die Performerin erlebt hat oder kennt eine dichterisch freie Story geschrieben und inszeniert.
Von Nachwirkungen des Krieges, Träumen, Wünschen, Hoffnungen und Sehnsüchten dieser Danica, Enttäuschungen, die sie in der Begegnung mit männlichen Freunden erlebt, von anderen, die frühzeitig die Erde verlassen haben und von einigen Hunden als viel treueren Weggefährten.
Mit 18 Jahren – so der Ankündigungstext – geht Danica nach Wien zum Studium und kehrt erst zehn Jahre später zum ersten Besuch in die alte Heimat zurück. Darum kreisen viele der mit sparsamen Worten und umso intensiverer, oft sehr körperlicher Darstellung gespielten Szenen. Wobei dieser Teil des Plots später wieder relativiert wird – war sie überhaupt je weg?
Zwischen da und dort pendelt auch unausgesprochen die gute, intensive Stunde – einerseits kommen die kleinen Episoden mit so großen Gefühlen einem bekannt vor und gleichzeitig schwingt auch eine Distanz mit – wie ein Blick auf doch nicht ganz Vertrautes, Nahes und doch Fremdes…
Vielfalt ist nicht nur ein Schlagwort – sie war am Freitag (16. Mai 2025) vom späten Vormittag bis zum frühen Nachmittag hör-, sicht-, spür- und erlebbar im großen, prunkvollen Festsaal des Wiener Rathauses. Es war wieder „Sag’s Multi“-Time. Der mehrsprachige Redebewerb fand seinen 16. Abschluss (wieder) hier.
397 Jugendliche aus allen neun österreichischen Bundesländern und dazu noch dem italienischen zweisprachigen Südtirol hatten in diesem Schuljahr aus AHS, BHS und MS (allgemein- und berufsbildenden höheren sowie Mittelschulen) teilgenommen. Neben Lob, Anerkennung von Politik, Wirtschaft und Interessensvertretungen für die vielseitigen Redetalente – alle eingeladenen hatten es ins Finale geschafft und sind somit Gewinner:innen – gab es traditionell noch spezielle Auszeichnungen für Preisträger:innen, die Besten der Besten. Die von der Jury dafür Auserkorenen wussten davon im Vorfeld noch nichts und waren jeweils mehr oder minder sehr überrascht. Sie alle werden in den nächsten Tagen hier in weiteren Beiträgen vorgestellt.
Bei der Preisverleihung von Sag’s Multi reden immer aber nicht nur Erwachsene über die Jugendlichen, sondern stellvertretend für alle Teilnehmer:innen halten einige ihre Reden hier auf der Bühne hinter dem hölzernen Podium noch einmal (in gekürzter Version).
Da saßen nun gleich in einer der schräg gestellten ersten Reihen Sviat Kolodii, Alexander Unger, Naya Okla, Anna Schraufek und Henna Islamović nebeneinander. Sie – und dazu noch Fatima Sajad (die bei ihrer Klasse aus Bozen (Italien) saß – wussten, dass sie im Laufe der Veranstaltung diese Bühne betreten und zu ihren Mit-Sag’s-Multianer:innen sowie deren Begleiter:innen (stolze Eltern, Geschwister, Freund:innen und Mitschüler:innen) und nicht zuletzt einem viel größeren Publikum im Live-Stream (kann auch nach-gesehen werden) sprechen werden. Der eine oder andere Blick in die ausgedruckte Rede, aber kaum Nervosität, eher Vorfreude darauf, dass eben noch viel mehr zuhören, was sie jeweils zu sagen haben.
Hier in diesem Bericht – weitere werden in den kommenden Tagen noch folgen – finden sich hier einerseits Zitate aus den Reden der sechs genannten Jugendlichen sowie Links zu eigenen Beiträgen mit der jeweils gesamten Rede, um diese bewegenden, tiefschürfenden Gedanken junger Menschen lesen zu können – in den kommenden Tagen folgen noch Video-Ausschnitte dazu, um auch die jeweils zweite Sprache neben Deutsch auch hören zu können. Die Reihenfolge hier ist – anders als zuvor nicht alphabetisch, sondern nach dem Alter.
Der Jüngste (und auch Kleinste, er sah nur knapp über das Redepult in den großen Saal) war der 13-jährige Alexander Unger, Schüler des Schottengymnasium der Benediktiner, Wien. Auf Deutsch und Russisch, das er ab dem fünften Lebensjahr gelernt hat, um mit seiner Oma in deren Sprache reden zu können. Bald danach lernte er auch Schach und tritt bei Turnieren und Meisterschaften an.
Unter anderem sagte er: „Sprache ist mehr als nur Wörter. Sie ist Musik, Melodie, Rhythmus. … Jede Sprache singt ihr eigenes Lied! Sprache ist der Schlüssel zur Freundschaft, zu neuen Entdeckungen, zu einer neuen Welt! Es ist wichtig nicht nur, was wir sagen, sondern auch wie wir es sagen.“
Schon vor ihm sprach als jugendlicher Eröffnungsredner sozusagen sein Sitznachbar in der ersten Reihe, Sviatoslav Kolodii (15) aus der Modularen Mittelstufe Aspern (Wien) auf Ukrainisch. So wunderbar kann eben Weltoffenheit, Mehrsprachigkeit und Vielfalt sein – übrigens nur wenige später wurden zwei Stock tiefer auf dem Platz vor dem Wiener Rathaus die Festwochen unter dem Motto „Republik der Liebe“ eröffnet 😉
Er hatte seine Rede in Gedichtform verfasst, unter anderem heißt es darin – Link zum vollständigen Gedicht unten:
„Aber das ist nicht nur jetzt passiert,
Wir hatten nicht nur jetzt mit diesem Land Krieg.
Und all diese Jahre gab es Menschen,
die von ihrer Heimat weggezogen sind.
Sie haben ihre Häuser verlassen,
ihr Volk, ihre Freunde, ihren Ort.
Sie haben fast nichts mitgebracht,
nur ein paar Sachen und ein Passport.
Und ich habe mir gedacht
Ich werde niemals mein Land verlassen
aber jetzt lebe ich in zwei Ländern
Und ich will so die Dinge mal zulassen.“
„Damals saßen wir alle an einem Tisch – egal, welcher Name und welches Religionsbekenntnis auf unseren Papieren stand. Doch was wäre, wenn wir noch immer, zusammen – als Familie an diesem Tisch sitzen würden? Nicht getrennt durch Vorurteile und Hass, sondern durch unsere Menschlichkeit und Liebe vereint?“, erinnerte die 16-jährige Henna Islamović aus dem niederösterreichischen BG/BRG Purkersdorf auf Bosnisch und Deutsch, um so fortzusetzen: „Jelena sitzt heute in Graz, Marina in Linz, und ich, Henna, stehe hier vor euch. Wenn wir drei auf dieser Bühne stünden, könntet ihr uns nicht unterscheiden. Serbin, Kroatin, Bošnjakin. – Wir sind eins.“
Anna Schraufek (16), aus dem (Real-)Gymnasium Geringergasse in Wien-Simmering schilderte in eine anschauliche Geschichte – unter Verwendung von Englisch als erlernter Sprache – verpackt widersprüchliche Parallelwelten: Hier die Schüler:innen im Lern- und Schulstress, da die Erwachsenen, deren Ansprüchen Jugendliche nie zu genügen zu scheinen. „Also, an alle Erwachsenen da draußen, glauben Sie mir, wenn ich sage: Es ist nicht einfach und wir sind nicht die Besten – Nein – das kann nicht wahr sein, wir sind die Besten, wir sind die einzige junge Generation, die es gibt und wir arbeiten jeden Tag hart daran zurechtzukommen, zu wachsen und uns zu entwickeln, in einer Welt in der niemand Antworten auf gegenwärtige sowie zukünftige Probleme hat. Wir versuchen die Zukunft zu verändern, aber auch die Perspektiven der Erwachsenen, die nicht einmal die Hälfte darüber wissen, was in unserem Leben passiert.
Deswegen appelliere ich an Sie alle: Hören Sie zu, wenn Ihr Kind Ihnen etwas zu sagen hat. Hören Sie zu, wenn Schüler und Schülerinnen um eine spätere Abgabe bitten. Hören Sie zu! Zeigen Sie Verständnis!“
„Liebe Jugendliche lest nicht nur Erfolgsgeschichten, sondern erstellt euch auch eine eigene. Denkt daran: Das Leben ist euer Leben, und die Geschichte ist eure Geschichte. Versucht es, probiert es aus, macht Fehler und scheitert, aber gebt niemals auf!… Jeden Morgen habt ihr zwei Möglichkeiten: Drückt die Schlummertaste und bleibt bequem, träumt weiter, oder wacht auf, betet und lasst eure Träume Wirklichkeit werden.
Unsere Träume können nicht von allein fliegen und wahr werden. Wir sind es, die sie zum Fliegen bringen, mit unserem Streben, unserem Mut und unserem Lernen.
Kein Ziel ist unerreichbar, wenn wir den Mut haben, es anzustreben“, vermittelte in einer mitreißenden Art mit Humor grundiert die 17-jährige Naya Okla, die darauf hinwies, dass sie ursprünglich aus Syrien kommt, von der BHAK im Osttiroler Lienz – auf Arabisch und natürlich Deutsch, das alle Teilnehmer:innen immer mit einer anderen Sprache (ob aus der Familie mitgebracht oder erlernt) im Bewerb verwenden (müssen).
Die 17-jäherige Fatima Sajad aus Der IISS Claudia de Medici in Bozen (Südtirol, Italien) schilderte was schwere Erkrankungen ihrer Mutter in der Familie auslösten – vor allem aber auch das Bewusstmachen, dass dies Anlass war, daran zu denken, geliebte Menschen im Umfeld im Hier und Jetzt zu schätzen – auf Urdu (und natürlich Deutsch): „Es gibt Menschen, die würden alles dafür geben, auch nur eine Stunde mehr mit ihrer Mutter oder ihrem Vater oder einem anderen geliebten Menschen verbringen zu dürfen.
Wir wissen nicht, was morgen passiert. Also bitte: Lernt, jeden Moment zu schätzen, den wir mit denen verbringen, die wir lieben, bevor es zu spät ist. Denn keiner von uns ist für immer da.“
Ganz ehrlich!? Haben Sie sich heute Morgen im Spiegel angeschaut? So richtig hingeschaut? Ihre Haare, Ihre Augen, Ihre Haut – vielleicht sogar ein wenig darüber nachgedacht, wer Sie sind? Wer Sie wirklich sind? Vermutlich nicht, denn warum auch? Es ist doch selbstverständlich, dass Sie so sind, wie Sie sind.
Aber jetzt stellen Sie sich mal Folgendes vor: Was, wenn wir alle genau gleich wären? Wenn es auf dieser Welt nur 1:1-Kopien von euch selber gäbe? Ihre Haare, Ihre Augen, sogar Ihre Gedanken – alles ein Spiegelbild von jemandem anderen.
Stellen Sie sich vor, alle würden das Gleiche mögen, das Gleiche denken und das Gleiche essen – jeden einzelnen Tag. Das würde bedeuten, es gäbe weder Baklava noch Pizza, und vor allem keine Ćevape. Ich mein, ist doch absurd, oder? Klingt das nach einer besseren Welt? Oder eher nach einer Welt, die schrecklich leer und langweilig ist?
Liebe Zuhörer, mein Name ist Henna Islamović, ich bin 16 Jahre alt und besuche derzeit die 6te Klasse des Bundesrealgymnasiums in Purkersdorf. Heute spreche ich in der Hoffnung, Menschen zu erreichen und ihre Herzen zu berühren, um ihnen zu zeigen, dass Vielfalt unsere größte Stärke ist – aber nur wenn wir die Mut haben, sie anzunehmen.
Unsere Welt lebt von ihrer Vielfalt, sie atmet Vielfalt und doch behandeln wir sie oft, als wäre sie ein Problem. Fremdes wird skeptisch angesehen, Anderssein wird ausgegrenzt. Aber ehrlich gesagt: Was bleibt uns übrig, wenn alle gleich sind?
Jeden Tag, wirklich jeden einzelnen Tag, enttäuscht mich das. Ganz ehrlich – warum, warum halten wir nicht zusammen? Wie oft müssen wir noch fallen, bis wir endlich begreifen, dass wir stärker sind, wenn wir eins sind?
Diese falsche Denkweise zerstört. Sie grenzt aus. Sie schwächt uns – als Gesellschaft, als Menschen. Dadurch entsteht Diskriminierung, Ausgrenzung und eine verdorbene Gesellschaft, die es wagt, Menschen aufgrund ihrer Herkunft, ihres Aussehens oder ihrer Religion zu verurteilen.
Warum sehen wir Unterschiede nicht als Stärke, Chance oder Reichtum – sondern als Bedrohung? Statt sie zu feiern, fürchten wir sie. Sind wir wirklich so verschlossen, dass wir nicht erkennen, dass uns gerade diese Unterschiede stärker, gerechter und besser als Gesellschaft machen?
Ich möchte euch mal eine ganz persönliche Geschichte aus meinem Leben erzählen. Meine Eltern kommen aus Jugoslawien, genauer gesagt aus Bosnien. Sie sind hierher geflüchtet, genauso wie die Mutter von Jelena und der Vater von Marina.
In der Zeit Jugoslawiens, unter Titos Führung, lebten wir alle zusammen wie eine große Familie, ohne den Hass und die Probleme, die uns heute trennen. Es war eine Zeit, in der Unterschiede nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung wahrgenommen wurden. Und heute, wenn wir zurückblicken, erscheint es fast absurd: Wie kann es sein, dass wir, sobald sich die Politik ändert, all diese Herausforderungen nicht mehr überwinden können?
Damals saßen wir alle an einem Tisch – egal, welcher Name und welches Religionsbekenntnis auf unseren Papieren stand. Doch was wäre, wenn wir noch immer, zusammen – als Familie an diesem Tisch sitzen würden? Nicht getrennt durch Vorurteile und Hass, sondern durch unsere Menschlichkeit und Liebe vereint?
Jelena sitzt heute in Graz, Marina in Linz, und ich, Henna, stehe hier vor euch. Wenn wir drei auf dieser Bühne stünden, könntet ihr uns nicht unterscheiden. Serbin, Kroatin, Bošnjakin. – Wir sind eins.
Liebe Zuhörer, am Anfang habe ich euch gefragt, ob ihr euch heute Morgen im Spiegel angeschaut habt. Jetzt möchte ich euch bitten, nicht nur in diesen Spiegel zu blicken. Blickt nicht nur auf euch selbst, sucht nicht nur nach euch selbst in anderen, sondern blickt auf die Welt um euch herum. Lasst uns die Vielfalt, die uns umgibt, nicht als Belastung oder Bedrohung sehen, sondern als das, was sie wirklich ist: eine Bereicherung!
Lassen Sie mich Ihr Spiegel sein! Schauen Sie mich an! Ich bin ich und wir sind wir.
Es spielt keine Rolle, was ich bin, wer ich bin oder woher ich komme. Was zählt, ist unsere Geschichte, die uns alle einzigartig macht.
Lasst uns die Veränderung sein, die diese Welt so dringend braucht!
Lassen wir nicht zu, dass unsere Unterschiede uns trennen!
Lassen wir sie uns verbinden, nicht spalten!
Lasst uns die Vielfalt leben und lieben! Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit!!
Hallo, ich bin Sviat, ein Junge aus der Ukraine,
aus dem Land der Schwarzerde, der Freiheit und der Schönheit,
Ein Land der Berge, des Viburnums und der Natur,
Ein Land von Menschen, die für große Veränderungen bereit sind.
Aber unser Land ist in Gefahr,
unser Volk ist in Not,
die Russen, unsere erbitterten Feinde.
versuchen, uns alles zu nehmen, was wir bewahrt haben.
(Übersetzung von Ukrainisch)
Aber das ist nicht nur jetzt passiert,
Wir hatten nicht nur jetzt mit diesem Land Krieg.
Und all diese Jahre gab es Menschen,
die von ihrer Heimat weggezogen sind.
Sie haben ihre Häuser verlassen,
ihr Volk, ihre Freunde, ihren Ort.
Sie haben fast nichts mitgebracht,
nur ein paar Sachen und ein Passport.
Und ich habe mir gedacht
Ich werde niemals mein Land verlassen
aber jetzt lebe ich in zwei Ländern
Und ich will so die Dinge mal zulassen.
(Original auf Deutsch)
Da ist noch eine Bewegung in mir,
eine Bewegung zu meinem Land, meiner Erde
Ich will nach Hause, zu meinem Vater,
Ich möchte in der Wärme meiner Heimat sein.
Aber ich weiß, warum ich hier bin,
Was mein Ziel ist,
Hier zu studieren, im schönen Wien,
mit dem Ziel, die Entwicklung meines Landes voranzutreiben.
(Übersetzung von Ukrainisch)
Aber ich verstehe ein Ding nicht
Warum soll ich mich eigentlich von meinem Land wegbewegen?
Warum können wir, als Menschen
nicht einfach zusammenleben?
Es gibt Krankheiten, für die wir Medizin brauchen,
es gibt Menschen, die Nahrung brauchen.
Doch das Geld, das wir dafür benötigen,
verwenden wir, um Menschen zu töten.
Und warum bewegen wir uns in diese Richtung
Warum können wir nicht einfach in Frieden leben?
Ich will in meiner Zukunft nicht kämpfen.
Warum sollte überhaupt jemand kämpfen?
Wenn wir alle die Welt genießen können,
den Frieden genießen können.
Aber leider ist es nicht so,
leider bewegen wir uns nicht in die richtige Richtung.
Leider gibt es noch Familien,
die ihre Väter nicht mehr sehen können,
nur weil unsere Feinde einfach streiten wollen.
Ich will, dass mein Land in die Bewegung wie Wien geht
In die Richtung modern, und nicht den Krieg bewegt
Aber nicht nur mein Land soll in die Richtung gehen
Sondern auch alle Länder, die nur Krieg sehen
(Original auf Deutsch)
Aber das ist nicht einfach, nicht so schnell.
Dazu müssen wir unsere Feinde frei lassen.
Wir müssen ihre Sünden für unsere Freunde vergeben
Für die Brüder, die in unserem Heimatland gefallen sind
Für unser Volk, das sie ermordet haben
Für unsere Vorfahren, die ihren Körper für die Freiheit gaben.
Um unseren Wohlstand ein Stück näher zu kommen,
müssen wir, die Menschheit, diese Schritte tun
Und dann können wir ohne Krieg leben
Ohne dieses Monster auf unserem Land.
(Übersetzung von Ukrainisch)
Ich glaube, wir schaffen es,
wir schaffen es, ohne Kriege und Streit zu leben.
Wir schaffen, mehr unsere Erde zu verstehen
Und mehr in die Richtung für ihre Hilfe zu bewegen.
Lasst uns mehr die Meere von Plastik schützen
Lasst uns Zusammenhalt stärken und fühlen
Lasst uns überlegen
Ob wir als Menschheit mit diesen Kriegen wirklich in eine glückliche Zukunft gehen.
(Original auf Deutsch)
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Schülerinnen und Schüler. Mein Name ist Naya Okla, ich bin 17 Jahre alt und komme ursprünglich aus Syrien. Momentan besuche ich die Bundeshandelsakademie Lienz, wo ich daran arbeite, meine Träume wahr werden zu lassen.
Die Realität des Lebens hält uns manchmal davon ab, unsere Träume zu verfolgen. Aber ich möchte euch junge Menschen ermutigen: Macht weiter! Auch wenn ihr Angst habt oder euch allein fühlt, gebt nicht auf! Jede Herausforderung ist eine Gelegenheit, zu wachsen. Und unabhängig von den Ergebnissen, der Unterschied zwischen „Ich wünschte, ich hätte es versucht“ und „Zumindest habe ich es versucht“, ist schön und würdig.
Als wir nach Österreich kamen, dachte ich, es sei das Ende, und ich könnte meine Träume nicht verwirklichen. Ich sprach die gleiche Sprache nicht, kannte die Menschen nicht, hatte keine Freunde und befürchtete, in der Schule schlecht abzuschneiden.
Doch heute stehe ich hier und verwirkliche einen meiner großen Träume. Es war nie das Ende, sondern der Beginn eines neuen Kapitels in meinem Leben, ein Kapitel, in dem ich meine größten Ziele erreiche. Einer dieser Träume was es, in die HAK zu kommen. Als ich noch in der Volksschule war, habe ich mir fest vorgenommen, in diese Schule zu kommen. Heute bin ich stolz, dass ich es geschafft habe, meinen Traum zu verwirklichen und die HAK zu besuchen. Ich bin nicht nur stolz, sondern auch dankbar für all die Herausforderungen, die mich stärker gemacht haben, und die Unterstützung, die mir geholfen hat, meinen Traum zu verwirklichen.
Ein besonderes Dankeschön geht an meine große Schwester Aya und an meine Eltern, danke, dass ihr immer an mich geglaubt und mich auf meinem Weg begleitet habt.
Liebe Jugendliche lest nicht nur Erfolgsgeschichten, sondern erstellt euch auch eine eigene.
Denkt daran: „Das Leben ist euer Leben, und die Geschichte ist eure Geschichte. Versucht es, probiert es aus, macht Fehler und scheitert, aber gebt niemals auf!“
Zum Schluss möchte ich noch sagen: Jeden Morgen habt ihr zwei Möglichkeiten: Drückt die Schlummertaste und bleibt bequem, träumt weiter, oder wacht auf, betet und lasst eure Träume Wirklichkeit werden.
Unsere Träume können nicht von allein fliegen und wahr werden. Wir sind es, die sie zum Fliegen bringen, mit unserem Streben, unserem Mut und unserem Lernen.
Kein Ziel ist unerreichbar, wenn wir den Mut haben, es anzustreben.
Ich danke Ihnen allen für Ihre Aufmerksamkeit und hoffe, dass es uns allen gelingt, unsere Träume zu verwirklichen.
Ich kenne nicht viele starke Menschen, aber eine Person, die ich sehr gut kenne, ist meine Mutter. Sie hatte und hat noch immer viele Schwierigkeiten im Leben, aber sie hat nie aufgehört zu lächeln.
Wer ist eine Mutter? Eine Mutter ist jemand, die dir alles gibt selbst dann, wenn sie selbst nichts hat. Sie ist diejenige, die dich nie im Stich lässt, die immer wieder die Kraft findet, dich zu lieben, dich großzuziehen, dir alles zu geben, um dich glücklich zu machen ohne jemals etwas im Gegenzug zu verlangen.
Meine Mutter, Nafisa, hat all das für mich und meine Familie getan von ganzem Herzen. Im Jahr 2014, als ich sieben Jahre alt war, veränderte sich mein Leben plötzlich. Es schien ein ganz normaler Tag zu sein, als Papa meine Schwester und mich von der Schule abholte. Zu Hause fanden wir meine Mutter auf dem Boden liegend. Sie zitterte, Speichel lief aus ihrem Mund, ihr Kiefer war verdreht, und sie konnte nicht sprechen. Ich verstand nicht, was gerade geschah. Papa rief sofort einen Krankenwagen. Wir erfuhren, dass sie einen Schlaganfall hatte.
Einige Monate später kam sie nach Hause, aber sie war nicht mehr dieselbe. Sie brauchte Medikamente, musste regelmäßig zum Arzt. Und trotzdem hörte sie nie auf zu lächeln. Und nie auf, uns zum Lächeln zu bringen.
2016 wurde mein Bruder geboren. Nur zwei Monate später erlitt meine Mutter einen weiteren, schwereren Schlaganfall. Diesmal war ihre linke Körperhälfte gelähmt.
Ich war nur neun Jahre alt und ich spürte, dass ich meinem Vater helfen musste. Ich übernahm den Haushalt, kümmerte mich um meinen kleinen Bruder und versuchte, meiner Schwester Halt zu geben. Es war nicht leicht ich lebte ständig mit der Angst, meine Mutter zu verlieren.
Ich fragte mich oft: Warum ich? Warum musste ich so früh erwachsen werden? Aber all diese Erfahrungen haben meine Sichtweise verändert.
Mein Name ist Fatima Sajad, ich bin 17 Jahre alt, und ich habe Ihnen heute meine Geschichte erzählt nicht, um Mitleid zu erregen, sondern um eine wichtige Lektion zu vermitteln: Das Leben kann sich in einem einzigen Moment verändern. Deshalb müssen wir jeden Moment unsere Liebsten schätzen.
Mein Traum?
Mein Traum ist es, in einer Welt zu leben, in der Eltern mehr Respekt und Liebe bekommen. Es macht mich traurig zu sehen, wie viele Menschen ihre Eltern vernachlässigen. Sie sind abgelenkt durch Handys, Schule, Arbeit und vergessen dabei, wie wichtig es ist, Zeit mit ihnen zu verbringen.
Ich spreche nicht davon, den ganzen Tag zusammen zu verbringen, aber wir können uns doch wenigstens zwei Stunden Zeit nehmen für die Menschen, die uns alles gegeben haben, und das, ohne je etwas zurück zu verlangen.
Ein Spaziergang, ein gemeinsamer Film, zusammen Abendessen oder einfach erzählen, wie der Tag war, das reicht oft schon.
Ich hatte oft Angst, meine Mutter zu verlieren. Und jedes Mal wurde diese Angst schlimmer. Diese Leere, dieser Gedanke, sie vielleicht nie wiederzusehen, nie wieder ihre Stimme zu hören oder ihre Umarmung zu spüren.
Ich glaube, wir haben nicht unbedingt Angst vor dem Tod selbst sondern vielmehr davor, diejenigen zu verlieren, die wir lieben: Mutter, Vater, Schwester, Bruder, Freund, Großeltern, Partner.
Warten wir nicht, bis es zu spät ist. Wir sollten nicht zögern, uns zu entschuldigen oder zu sagen: „Ich liebe dich“. Denn eines Tages könnte dieser Mensch nicht mehr da sein.
Am Ende frage ich mich: Wie wichtig sind unsere Eltern oder die Zeit mit den Menschen, die wir lieben? Wie viel geben wir ihnen wirklich zurück?
Es gibt Menschen, die würden alles dafür geben, auch nur eine Stunde mehr mit ihrer Mutter oder ihrem Vater oder einem anderen geliebten Menschen verbringen zu dürfen. Wir wissen nicht, was morgen passiert. Also bitte: Lernt, jeden Moment zu schätzen, den wir mit denen verbringen, die wir lieben, bevor es zu spät ist.
Denn keiner von uns ist für immer da.
Es ist Freitag, der 16. Mai 2025, 6.30 Uhr, dein Wecker läutet. Du wälzt dich in deinem Bett hin und her und versuchst in deiner Traumwelt zu bleiben, in einer Welt, in der alles gut ist. In einer Welt, die das Gegenteil von der Realität darstellt.
Plötzlich reißt jemand die Tür auf und ruft: Wach auf! Du hast nur noch 30 Minuten!
Du springst auf, ziehst dich an und rennst zur Straßenbahn, doch, schon wieder verpasst! Du kommst zu spät, willst dich entschuldigen, aber keine Chance. Die Lehrperson hat dich bereits eingetragen. Es sind alles nur Ausreden, sagt sie.
Die Jugend von heute: Alles faule Säcke, hängen den ganzen Tag am Handy und wundern sich, wenn sie eine 5 schreiben. Früher hat’s das alles noch nicht gegeben, früher war alles besser.
Das sind die Wörter, die wir, die Jugend, die Jugendlichen und Kinder, täglich hören. Sätze wie: Versuchs härter! Sei besser! Sei schneller! Als ich in deinem Alter war, habe ich alle Aufgaben geschafft, sei nicht faul, fokussiere dich, tu etwas für deine Zukunft! Da sind die Wörter, die ich schon oft von Lehrer: innen, Eltern oder Verwandten gehört habe und ich bin sicher nicht die Einzige.
Es ist immer noch der 16. Mai, 19 Uhr. Kraftlos öffnest du die Haustür und würdest am liebsten ins Bett fallen. Die Mathe Schularbeit und das Deutsch-Referat überstanden, freust du dich zu Hause zu sein. Doch dann stehen deine Eltern mit einem vorwurfsvollen Blick vor dir:
Warum hast du so lange gebraucht? Und du stehst da, frustriert, deine Augenlider schließen sich langsam, aber:
Warum bist du immer müde? Geh früher schlafen und hör auf dein Handy so oft zu benutzen. Du willst erklären, dass du letzte Nacht bis 3 Uhr für Mathe lernen musstest, damit sie nicht wieder enttäuscht über deine Noten sind, aber sie hören dir nicht mehr zu. Und du denkst dir: Mama, Papa, ist es wirklich so schwer mir zuzuhören? Bin ich eine Versagerin? Warum kann ich nichts richtig machen?
Montag, 19. Mai: Die Lehrerin kommt herein und Mist! Du hast die Hausaufgabe vergessen, weil du für den Biotest gelernt hast und am Schreibtisch eingeschlafen bist. Jetzt sitzt du da und versuchst die Situation zu erklären, doch es bringt nichts:
Warum bist du immer unmotiviert? Du gehst in die Schule, um dir eine gute Zukunft aufzubauen. Also ändere endlich deine Einstellung und mach etwas!
Du denkst dir nur: Das ist der Teil, den ihr seht. Der winzig kleine Teil, den ihr über mein Leben wisst und ihr denkt ihr wisst alles über mich? Ihr sagt uns immer wir sollen uns für unsere Rechte stark machen und die Zukunft verändern. Aber wie? Wie soll ich Zeit dafür finden? Nach Stunden in der Schule komme ich nach Hause und lerne bis zum Umfallen. Nach schlechtem Schlaf mit Albträumen wiederholt sich dieser Kreislauf, Tag für Tag, Woche für Woche. Ich habe keine Zeit für die Dinge, die ich liebe, mit den Leuten, die ich liebe. Ich habe keine Zeit für mich oder für die Dinge, von denen ich träume.
Dann: Freitagnachmittag. Doch niemand freut sich auf das Wochenende, denn alle wissen, sie müssen für die anstehende Schularbeit lernen.
Aber ihr habt Recht, ihr Erwachsenen, mit eurer Lebenserfahrung, die immer alles besser wissen: Beschuldigt uns faul und unmotiviert zu sein.
Jedoch möchte ich eins an dieser Stelle erwähnen: Das, was wir, die Schülerinnen und Schüler, jeden einzelnen Tag leisten, ist mehr als ein 8 Stunden-Arbeitstag! Die Menge des Wissens, die Ansprüche werden von Jahr zu Jahr mehr, die Noten „angeblich“ immer schlechter und der Unterrichtsstoff – vielleicht? – immer unbrauchbarer für unser zukünftiges Leben. Wir müssen herausfinden, wie wir mit unseren Sorgen und den gesellschaftlichen Konflikten, fertig werden.
Also, an alle Erwachsenen da draußen, glauben Sie mir, wenn ich sage: Es ist nicht einfach und wir sind nicht die Besten – Nein – das kann nicht wahr sein, wir sind die Besten, wir sind die einzige junge Generation, die es gibt und wir arbeiten jeden Tag hart daran zurechtzukommen, zu wachsen und uns zu entwickeln, in einer Welt in der niemand Antworten auf gegenwärtige sowie zukünftige Probleme hat. Wir versuchen die Zukunft zu verändern, aber auch die Perspektiven der Erwachsenen, die nicht einmal die Hälfte darüber wissen, was in unserem Leben passiert.
Deswegen appelliere ich an Sie alle: Hören Sie zu, wenn Ihr Kind Ihnen etwas zu sagen hat. Hören Sie zu, wenn Schüler und Schülerinnen um eine spätere Abgabe bitten. Hören Sie zu! Zeigen Sie Verständnis!
Please take us seriously, because in my dreams you do that and these dreams can fly to you, to all parents and teachers and others listening to me, listening to us the teenagers suffering from system overload.
Und deshalb bin ich mir sicher: Meine Träume können fliegen und Wirklichkeit werden!
Denn sonst haben wir folgendes Problem: Es ist Freitag, der 16. Mai 2026, 6:30 Uhr, dein Wecker läutet. Du wälzt dich in deinem Bett hin und her und versuchst in deiner Traumwelt zu bleiben, doch…
Dankeschön!
Liebe Freunde! Stellt euch für einen Moment eine Welt ohne Sprache vor. Wir könnten nicht miteinander kommunizieren, Emotionen übermitteln, Freude teilen oder uns gegenseitig trösten. Kleine Kinder, die noch nicht sprechen können, weinen, um ihre Gefühle auszudrücken. Das ist ihre Art zu sagen: „Ich habe Hunger!“, „Ich habe Angst!“, „Umarme mich!“. Ohne Sprache wäre das Leben unglaublich schwierig, wahrscheinlich einsam und sehr traurig.
Hier könnt ihr auch ihr ein gutes Beispiel sehen: Alle, die kein Russisch sprechen, konnten nicht verstehen, was ich gerade gesagt habe. Sprache kann uns verbinden! Ich erinnere mich an ein russisch-sprachiges Judo-Camp in Slowenien. Wir waren ein Team. Unser Ziel: ein großes Turnier. Es war hart. Jeder Tag begann um sechs Uhr morgens. Und glaubt mir, mit einem Kissen aufgeweckt zu werden – das ist auch eine Form der Kommunikation!
Jeden Tag sind wir um die Stadt gerannt, und zum Schluss sind wir zum Meeresstrand gelaufen. Nach einer Pause am Strand folgte das Training. Unser Trainer rief: „Hajime!“ – ein einziges japanisches Wort, doch es bedeutete den Beginn eines intensiven Kampfes. Am Ende des Camps hatten wir nicht nur Medaillen gewonnen – ich wurde sogar Erster in meiner Gruppe! Und all diese großartigen Momente habe ich dank der russischen Sprache erlebt!
Ich erinnere mich auch gut daran, wie ich einen wunderbaren Jungen kennengelernt habe. Wir beide sprachen Russisch, also wurden wir sofort Freunde. Es machte uns Spaß, miteinander zu reden, gemeinsam nach Hause zu gehen und Hausaufgaben zu machen.
Er kannte Deutsch, aber verstand einige österreichische Ausdrücke nicht. Zum Beispiel sagt man in Deutschland „Tüte“, in Österreich sagt man „Sackerl“; bei uns sagt man „Kübel“, in Deutschland „Eimer“. Jetzt spricht er nicht nur Deutsch, sondern auch Österreichisch – dank unserer Freundschaft! Sprache- ist mehr als nur Worte, es ist auch eine Brücke zwischen Menschen. Und übrigens, ich würde gerne noch eine weitere Sprache lernen – Französisch, zusätzlich zu Russisch, Deutsch und Englisch.
Sprache ist mehr als nur Wörter. Sie ist Musik, Melodie, Rhythmus. Achtet auf die Betonung: „Wie heißen Sie?“ – eine gerade Linie auf Deutsch. Aber auf Russisch: „Как Вас зовут?“ – die Stimme steigt, die Melodie verändert sich. Jede Sprache singt ihr eigenes Lied!
Sprache ist der Schlüssel zur Freundschaft, zu neuen Entdeckungen, zu einer neuen Welt! Es ist wichtig nicht nur, was wir sagen, sondern auch wie wir es sagen.
Nicht nur die Betonung zählt, sondern auch die Art, wie wir sprechen! Selbstbewusst, mit Freude, mit Leidenschaft!
Mein Rat an euch: Wenn ihr eine neue Sprache lernen wollt – Französisch, Spanisch, Italienisch, Russisch –, dann taucht ein! Lernt nicht nur Wörter, sondern auch Kultur, Musik, Literatur. Hört Radio, sprecht ohne Angst! Und vor allem: Versteht die Worte wirklich! Denn dann wird das Lernen nicht nur effektiver, sondern zu einem echten Abenteuer! Sprache ist mehr als nur Worte.
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit!
Rauch und Donner – aber nein, nicht der Donnergott hat seinen ersten Auftritt, sondern Merkur, römischer Gott der Händler und Diebe sowie Götterbote (Pendant zum griechischen Hermes). Und was für ein Erscheinen. Statt die Tür von Zimmer 217 im verwinkelten Gang – eines abgefuckten, billigen Hotels oder großen ebenbürtigen Wohnhauses – zu nehmen, klettert er einigermaßen geschickt aus einer Luke über der Tür (Bühne: Franziska Bornkamm). Eleganter Sprung auf den Boden. Und im nächsten Moment ein fast mitfühlbares Reißen im Rücken, knapp oberhalb der Hüfte. Übergang zu Bewegungsabläufen eines alternden Mannes.
Schon diese kleine Szene mit Widersprüchen in – und mit – sich (selbst) steht für die 1¼-stündige rasante mit viel (Spiel-)Witz gespickte und doch tiefgründige Inszenierung von „Amphitryon“ im kleinen, innovativen, spielfreudigen, humorvollen Bronski & Grünberg Theater in Wien-Alsergrund. Heinrich Kleists Stück, das meist mit Untertitel „Ein Lustspiel nach Molière“ bekannt ist, wurde trotz des durchgängig starken Witzes bis hin zum Blödeln, ohne jedoch die Story zu verblödeln, und der Spiellust dieses Zusatzes entkleidet. „Für uns steht der Kleist-Text für sich. Und Lustspiel greift zu kurz, da es doch auch sehr existenziell ist und für uns der Identitätsraub und die Gewalt so virulent sind. Daher ist es bei uns der kleistsche Horreur“, meint Co-Regisseur Martin Vischer auf die entsprechende Frage zu Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… Gemeinsam mir Sarah Viktoria Frick zeichnet er für die mit sehr viel Applaus – und dies bei einer Aufführung fast zwei Wochen nach der Premiere – Inszenierung verantwortlich.
Zurück zum Geschehen, bzw. vielleicht – für jene, die die Story gar nicht kennen sollten – zum Original-Plot: Sowohl Merkur als auch der oberste römische Gott Jupiter (analog zum antiken griechischen Zeus) eigenen sich die Identitäten von Erdenbürgern an. Letzterer die des Amphitryon, seines Zeichens Heerführer der Thebener im Kampf gegen die Athener Krieger. Der andere raubt die Identität von Amphitryons Diener Sosias.
Letzterer sollte Alkmene, der Ehefrau Amphitryons die Ankunft seines Herren und ihres Mannes samt dem Geschenk eines Diadems überbringen.
Stattdessen taucht der Ober-Gott in Form dieses Ehemannes auf, vergewaltigte damit eigentlich Alkmene. Und am Ende als „Entschädigung“ noch einmal – zur Zeugung eines halbgöttlichen Sohnes namens Herkules.
Rasant, turbulent und zunächst recht humorvoll gestaltet sich das erste Aufeinandertreffen von Merkur (Gerhard Kasal) mit Sosias (Peter Knaack) als Erster behauptet, Letzterer zu sein. Denkt Sosias – wobei da der Name auch noch zu etlichen Wortspielen einlädt – an einen Scherz, so entpuppt sich dieser als immer böser. Stück für Stück zieht Merkur, der nun Sosias sein will, dem echten Diener Amphitryons Gewand (Kostüm: Anna Lechner) aus und sich an. Damit nicht genug, schlägt der Gott auf den Menschen ein, heftig und fürchterlich zum Zusammenzucken im Publikum, ausgeführt mit einer grauen Schwimmnudel, die die Schläge offenbar doch erträglich machen. Als würde er ihm die Identität aus dem Leib und über die Schmerzen aus dem Gedächtnis prügeln.
Merkur verhilft seinem Götterboss den Eintritt ins Geschehen aus einer Klappe im Boden. Jeanne Werner gibt diesen von sich total überzeugten Jupiter, lebt die Lust im gewaltvollen Sex mit Alkmene (Brit Purwin selbstbewusst und stark und so gar nicht Opfer) aus und bringt Dietmar König als Amphitryon dazu, selbst an seiner eigenen Identität zu zweifeln. Frei nach dem Motto des lateinischen Sprichworts vom Messen mit zweierlei Maß: Quod licet Jovi, non licet bovi (Was Jupiter erlaubt ist, ist einem Rindvieh noch lange nicht gestattet).
Ich nehm‘ mir, was mir gefällt, koste es was es wolle und du bist ein armer Wurm, den ich auch zertreten / vernichten kann. Und dann bist du vielleicht gar noch dankbar und gestattest mir noch mehr – siehe Möchtegern-König oder gar -Papst à la Trampistan.
Die rasante Inszenierung lebt von so vielen witzigen Details – Götter als Herren über Licht und Finsternis oder Schatten (?) mit Spiel rund um einen altmodischen Sicherungskasten, Anspielungen auf die haarige Geschichte mit vielen Haaren im selbigen und allüberall, einem Merkur, der sich selbst ein Ei legt… – dass sie hier gar nicht ansatzweise transportiert werden können.
Aber eins noch: Völlig schräg legt Reini Moritz die Rolle von Charis, der Ehefrau von Sosias an. Nicht ganz einfach ist vielleicht anfangs zu checken, wer nun wer ist – aber durch einander Zurufen der göttlichen Namen bzw. der Verwendung von Luxemburgisch, in dem doch viel auch zu verstehen ist, einer- und Deutsch andererseits versucht die Inszenierung die Differenzen der Personen deutlich zu machen.
Übrigens: Identitäts-Diebstahl im Internet-Zeitalter fast allgegenwärtig, ist längst kein modernes Thema, hat Kleist sein Stück doch vor mehr als 220 Jahren und Molière seine Verskomödie, bei der Ersterer Anleihe genommen hat, noch einmal fast 150 Jahre davor verfasst. Vielleicht rauben auch die Götter gar nicht die Identität der beiden Menschen, sondern zweifeln Letztere an ihrem eigenen Dasein und würden gern Götter sein, die sich ihrer bemächtigen?
PS: Die griechische Vorsilbe „amphi“ doppelt oder „zu beiden Seiten“ – Amphibien können im Wasser und an der Luft leben 😉
Schon auf der Titelseite scheinen die Buchstaben zu wackeln. Und das sicher ganz absichtlich – passt zum Buchtitle: „Kolossale Katastrophe“.
Ganz aufgeklappt geht die dahinterliegende Zeichnung eines Dinosauriers auch auf der Rückseite dieses Bilderbuchs weiter.
Rund um die ausgestorbenen meist riesigen Tiere, die immer wieder Wellen von Faszination – ob in Büchern, Filmen, Serien und nicht zuletzt Museen – auslösen, siedelt die Autorin und Illustratorin Hannah Brückner diese riesengroße Katastrophe an. Juri ist einer der vielen jungen Besucher an der Hand einer erwachsenen Begleitperson im Dino-Museum, an einem Donnerstag, kurz vor Sperre des Hauses – so steht’s in der Geschichte.
Gerade als Juri in der Nähe des grooooßen Saurier-Skeletts steht, fliegt ein kleiner Vogel durch diesen Raum. Dieser Wellensittich gehört einem Mitarbeiter des Museums und der – der Vogel – ist offenbar darauf trainiert, einen Kontrollflug durch die Ausstellungsräume zu machen.
Allerdings hat Juri ziemliche Angst vor Vögeln, er erschrickt fürchterlich, rutscht aus. Die Zeichnerin lässt ihn fast – zwar bodennah, aber doch durch die Luft fliegen… und auf der nächsten Doppelseite wirbeln Knochen, die offenbar zum Skelett gehören, herum – mit den Worten „Eine richtig RICHTIG GROSSE Katastrophe“ in einige der Gebeine reingeschrieben.
Und wie’s der Teufel so haben will, richten sich natürlich genau dann alle Blicke auf das Missgeschick.
Wie sich Juri – und alle anderen in einer solchen oder anderen katastrophalen Situation fühlt, beschreibt die Autorin in knappen, aber treffenden Worten und Sätzen. Gibt aber schon eine Doppelseite weiter auch einen brauchbaren Tipp: „Aber dann atmest du zweihundertdreiundachtzig Mal ruhig ein und wieder aus. Das dauert eine Weile, aber es hilft ganz ausgezeichnet gegen die schlimmsten Sorgen.“
Gleich daneben finden sich Regale mit zwar nicht 283, aber mehr als 100 Knochen – fein säuberlich sortiert. Juri bittet um Hilfe, und kriegt sie – „die anderen wissen vielleicht auch nicht genau, was zu tun ist, aber zusammen fühlt es sich besser an, ratlos zu sein. Ihr erzählt euch von euren kleinen Missgeschicken und gigantischen Tragödien, vom Hinfallen und Aufrappeln.“
Damit ist die Geschichte und das Buch noch lange nicht zu Ende, wie es mit den Knochen, dem Skelette weitergeht – oder ob alles vielleicht nur im Kopf von Juri stattfindet und er angesichts des kleinen Vogels über dem großen Saurier-Skelett sich vorstellt, was so passieren könnte? Nix gespoilert, selber lesen – oder vorlesen lassen – und schauen – in den gezeichneten Bildern gibt es viel zu entdecken, wahrscheinlich beim zweiten, dritten oder x-ten Mal sogar noch das eine oder andere zuvor Übersehene.
Verraten sei nur eines noch: Die Autorin und Illustratorin hat sich ganz bewusst ein kleines Vöglein ausgedacht, das für die Irritation sorgt, um die Verwandtschaft der fliegenden Tiere mit den ausgestorbenen Dino-Sauriern vermitteln zu können.
Kinder, selbst in den wohlhabenderen Ländern der Erde, litten und leiden an den Folgen der Covid19-Pandemie. Dies ergab eine Analyse einer Abteilung des Kiknderhilfswerks der Vereinten Nationen, Unicef: Deutliche Rückschritte in ihrer schulischen Leistung, ihrem psychischen Wohlbefinden und ihrer körperlichen Gesundheit, veröffentlichte Unicef Innocenti – Global Office of Research and Foresight am Dienstag (13. Mai 2025).
„Report Card 19: Child Wellbeing in an Unpredictable World“ (Report Card 19: Wohlergehen von Kindern in einer unberechenbaren Welt) verglich Daten aus den Jahren 2018 und 2022 und zeigt durch diese auf, wie sich die Pandemie und die globalen Lockdowns auf Kinder in 43 OECD- und EU -Staaten ausgewirkt haben. Seit der letzten vergleichbaren Report Card vor fünf Jahren haben die Niederlande und Dänemark ihre Spitzenplätze als beste Länder für Kinder – gemessen an psychischem Wohlbefinden, körperlicher Gesundheit und Kompetenzen – behauptet. Auf Platz drei folgt Frankreich.
Schulschließungen zwischen drei und zwölf Monaten zwangen viele Kinder zum Fernunterricht, was zu Lernverlusten führte. Der Bericht schätzt, dass Kinder im Durchschnitt sieben Monate bis ein Jahr hinter dem Lernstand zurückliegen, den sie eigentlich erreicht haben sollten. Besonders stark betroffen sind Kinder aus benachteiligten Familien. Der Bericht warnt, dass viele Länder erhebliche Rückgänge bei den schulischen Kompetenzen von Kindern verzeichneten – insbesondere bei grundlegenden Fähigkeiten wie Lesen und Mathematik.
„Bereits vor der Pandemie hatten Kinder in vielen Bereichen Schwierigkeiten und keinen ausreichenden Zugang zu Unterstützungsangeboten – selbst in wohlhabenden Ländern“, sagte Bo Viktor Nylund, Direktor von Unicef Innocenti. „Angesichts zunehmender wirtschaftlicher Unsicherheit müssen Länder die Bildung, Gesundheit und das Wohlergehen von Kindern priorisieren – zum Schutz ihrer Zukunftschancen und Lebenszufriedenheit, aber auch zur Sicherung der wirtschaftlichen Stabilität unserer Gesellschaften.“
In den 43 untersuchten Ländern wurden rund acht Millionen 15-Jährige – etwa die Hälfte dieser Altersgruppe – als funktional nicht lese- und rechenschwach eingestuft, das heißt, sie konnten keinen einfachen Text verstehen. Das ist ein Anstieg um vier Prozent seit 2018. Dies wirft Fragen zu ihren langfristigen Perspektiven auf. Die höchsten Anteile fanden sich in Bulgarien, Kolumbien, Costa Rica, Zypern und Mexiko, wo mehr als zwei Drittel der 15-Jährigen in diese Kategorie fielen.
Der Bericht äußert zudem Bedenken hinsichtlich der psychischen Gesundheit. Die Lebenszufriedenheit von Kindern hat sich in diesem Zeitraum deutlich verschlechtert – in 14 von 32 Ländern mit verfügbaren Daten nahm sie erheblich ab. Japan war das einzige Land mit einer deutlichen Verbesserung in diesem Bereich.
In Bezug auf die körperliche Gesundheit zeigt der Bericht, dass der Anteil übergewichtiger Kinder in 14 der 43 Länder mit verfügbaren Daten erheblich zugenommen hat – ein Trend, der sich bereits seit Langem abzeichnet.
Österreich belegt Platz 12 von 39 untersuchten Ländern in Bezug auf das Wohlergehen von Kindern. Relativ gut schneidet das Land bei den Kompetenzen der Kinder ab (Platz 7), während im Bereich der mentalen (Platz 16) und körperlichen Gesundheit (Platz 20) Aufholbedarf besteht.
Die Lebenszufriedenheit von Jugendlichen ist seit 2018 deutlich gesunken – nur noch 71% geben an, mit ihrem Leben zufrieden zu sein. Gleichzeitig berichten mehr als 21% der 15-Jährigen über häufiges Mobbing in der Schule. Ein weiteres Alarmsignal: Nur 71% der Jugendlichen sagen, dass ihre Eltern regelmäßig mit ihnen sprechen – ein vergleichsweise niedriger Wert im internationalen Vergleich. Positiv ist der Rückgang der jugendlichen Suizidrate auf 5,03 pro 100.000 (von 6,12), doch auch hier konnten andere Länder deutlich bessere Erfolge erzielen.
Im Bereich der körperlichen Gesundheit bleibt die hohe Übergewichtsrate von 28,5% bei Kindern ein ungelöstes Problem. Zwar ist die Kindersterblichkeit leicht gesunken (0,76 pro 1.000) und damit im Vergleich zu vielen anderen Ländern gering (der Medianwert der Report Card liegt bei 0,79), doch auch hier besteht weiteres Verbesserungspotenzial.
Besonders kritisch ist die wachsende Chancenungleichheit im Bildungssystem: Der Leistungsabstand zwischen sozioökonomisch benachteiligten und privilegierten Kindern in Mathematik hat sich seit 2018 um 13 Punkte vergrößert. Zudem fühlen sich nur 68,5% der Kinder sicher genug, um zu beurteilen, ob eine Website vertrauenswürdig ist – ein Hinweis auf mangelnde digitale Kompetenzen. Immerhin: 80,2 % der Jugendlichen sagen, sie knüpfen leicht Freundschaften – ein positiver sozialer Faktor.
„Der Report zeigt deutlichen Handlungsbedarf in Österreich – es braucht etwa dringend die Stärkung digitaler Skills, die Erhöhung der Chancengerechtigkeit im Bildungssystem und Maßnahmen zur Stärkung der mentalen Gesundheit sowie gegen Mobbing. Positive diesbezügliche Ansätze im Regierungsprogramm gilt es nun umzusetzen und dabei Kinder und Jugendliche einzubeziehen. Es geht um nichts Geringeres als Gesundheit, Wohlbefinden und grundlegende Kompetenzen unserer Jugend“, so Christoph Jünger, Geschäftsführer von Unicef Österreich.
Insgesamt zeigt der Bericht, dass selbst Länder mit hohem Einkommen zunehmend Schwierigkeiten haben, Kindern die Bedingungen für eine gute Kindheit und eine positive Zukunft zu bieten. Mit Blick auf die Auswirkungen der Pandemie auf Kinder warnt der Bericht, dass hart erkämpfte Fortschritte beim Kindeswohl in wohlhabenden Ländern immer anfälliger für globale Ereignisse und Krisen – wie etwa den Klimawandel – werden.
Der Bericht fordert Regierungen und Akteure zum Handeln in mehreren Politikbereichen auf, um dem Rückgang des Kindeswohls entgegenzuwirken, unter anderem durch:
„Nach der Pandemie setzen die vorliegenden Daten einen beunruhigenden Maßstab für das Kindeswohl – insbesondere bei benachteiligten Kindern“, sagte Bo Viktor Nylund. „Das Ausmaß der Herausforderungen, denen Kinder gegenüberstehen, erfordert einen zusammenhängenden, ganzheitlichen und kindzentrierten Ansatz, der ihre Bedürfnisse in jeder Lebensphase berücksichtigt.“
Niedliche, sicher auch Kinder bald nervige Lieder, warum Zähneputzen gesund und gut ist, gibt es jede Menge, zu viele ;( Ander sind fetziger, rockiger, aber dennoch meist belehrend mit Handlungsanleitung samt ein paar Witzchen.
Dieses Papp-Bilderbuch – zum Vorlesen, Anschauen, gemeinsam die Verse aufsagen zäumt die Sache von einer anderen Seite auf. Schon der Titel gibt die Richtung vor: „Mein Mund gehört nur mir allein“.
In vierzeiligen Reimen geht das ganze Bilderbuch vom quirligen, turnenden, zu Späßen aufgelegten jungen Kind aus. Jener Vers, der mit der Zeile beginnt, die dem Buch auch den Titel gab, setzt sich so fort:
Da darf niemand ohne mein Ja hinein.
Und wenn ich mal nicht putzen kann oder will,
gib mir alle Zeit der Welt, also richtig viel!“
Natürlich erfordert das für Eltern oder anderen Erwachsenen, die am jeweiligen Abend für ein Kind oder gar mehrere verantwortlich sind, gaaaanz schön viel Geduld. Aber dafür putzt die Hauptfigur, aus deren Sicht die ganze Geschichte erzählt – und noch viel abwechslungsreicher, frecher und witziger – gezeichnet ist, dann von selber und voller Lust alle Zähne und das ganz gründlich 😉
Und so „nebenbei“ transportiert dieses Bilderbuch mit diesem Ansatz auch das Kinderrecht auf eigene Privatsphäre und Eigenständigkeit.
Mit großer Besorgnis betrachtet UNICEF Österreich die Budgetankündigungen der Bundesregierung, in denen deutliche Kürzungen im Bereich der humanitären Hilfe heuer und ab dem Jahr 2026 vorgesehen sind – für internationale Entwicklungszusammenarbeit ebenso wie bei der Unterstützung von Familien mit Kindern in Österreich.
„Die Budgetkürzungen kommen zu einem erdenklich schlechten Zeitpunkt. In der aktuellen Situation, wo wir eine Zunahme von humanitären Krisen verzeichnen und internationale Hilfe stärker gebraucht wird denn je, ist es ein Sparen an der falschen Stelle. Österreich setzt dadurch den alarmierenden globalen Trend bei der Kürzung der EZA (Entwicklungszusammenarbeit)-Mittel fort, wovon unzählige Kinder betroffen sein werden.“
Im vergangenen Jahr waren 470 Millionen Kinder von humanitären Krisen in Konfliktregionen betroffen. Die Kürzungen treffen eine besonders vulnerable (verletzliche) Gruppe, denn diese Kinder leben aktuell in einem Konflikt- oder Katastrophengebiet, wo internationale Hilfe oftmals die einzige Chance auf Überleben ist.
Familienleistungen sind wichtig zur Bekämpfung von Kinderarmut und eine Investition in die Zukunft. Kürzungen in dem Bereich würden zudem den Zielen und Maßnahmen des Nationalen Aktionsplans Kindergarantie nicht entsprechen, zu dem sich Österreich verpflichtet hat. „Sparen darf nicht zu Lasten von Familien und Kindern gehen. Dadurch nehmen wir Kindern Zukunftschancen und verschärfen Kinderarmut, statt sie zu bekämpfen“, so Klara Krgović -Baroian, Interimistische Leitung des Bereichs Advocacy und Kinderrechte, anlässlich der Budgetrede der Regierung.
Österreich ist ein verlässlicher Partner in der globalen Krisenhilfe. Es ist essentiell, dass trotz angespannter wirtschaftlicher Lage hier weiterhin ein wichtiger Beitrag zur Sicherung und Stärkung von Zukunftschancen für Kinder in Österreich und weltweit zu leisten.
Internationale Kürzungen der Entwicklungshilfe schaffen einen globalen Notstand für Kinder. Das beispiellose Ausmaß und die Geschwindigkeit der Veränderungen stören lebenswichtige Dienste und gefährden das Leben und Wohlergehen von Millionen Kindern. Diese Kürzungen sind ohne Beispiel und stellen eine unmittelbare und schwerwiegende Bedrohung für das Überleben, den Schutz und die Bildung von Kindern dar. Wir rechnen mit einem Rückgang aller Einkommensquellen für UNICEFs humanitäre, Entwicklungs- und Kinderrechtsprogramme um mindestens 20 % im Vergleich zu 2024 – für das Jahr 2026.
Aufgrund dieser Kürzungen werden Kinder an völlig vermeidbaren Ursachen sterben – nicht nur durch Mangelernährung, sondern auch durch den Mangel an sauberem Wasser, sicherer Sanitärversorgung und grundlegenden Gesundheitsdiensten. Unzählige weitere Kinder werden keine Bildung erhalten und keinen Zugang zu Programmen haben, die sie vor Schaden und Missbrauch schützen.
Rund ein Jahr nachdem in der Theater-Werkstatt des niederösterreichischen Landestheaters in St. Pölten eine der schrägen Satiren Franz Kafkas, „Der Prozess“ über die Bühne ging, spielt – noch bis Ende Mai 2025 – ein wahrhaft kafkaeskes Stück Real-Satire. „Siebenundfünfzig“, geschrieben und inszeniert vom Filmer Arman Tajmir-Riahi.
Mitten in der Nacht klopft die Hausmeisterin (Anna Stieblich) beim Protagonist:innen-Paar.
So aufdringlich sie auch antanzt und sich anfangs umständlich ausdrückt, so rettend ihre Nachricht. Über mehrere Ecken habe sie erfahren, dass der Mann dieser Wohnung vom Inlandsgeheimdienst gesucht werde. Weshalb – dieser Vorwand wird erst später enthüllt. Also kann der Mann praktisch in letzter Sekunde abhauen.
Schon sind die „Geheimen“ an der Tür und durchsuchen die Wohnung. Und nicht nur an diesem Abend. Sie werden so etwas wie unheimliche fast Dauergäste, belagern und bedrängen die Ehefrau (Caroline Baas), zu verraten, wohin ihr Mann geflüchtet sei. Nicht selten devastieren sie dabei die Wohnung.
So krass und unverschämt ist, was sich zugetragen hat und auf der Bühne abspielt, so schafft es Stück, Inszenierung und Schauspiel der Darsteller:innen die an Absurdität grenzende Szenerie so rüberzubringen, dass gar nicht so wenig Raum bleibt für Lachen. Wofür in erster Linie die „Geheimdienstler“ – Michael Scherff (Kommandant), Augustin Groz (Adjutant) und vor allem der mit fast gesichtsloser Maske agierende Tobias Artner – der übrigens auch den Ehemann spielt – gekonnt, teils fast slapstickartig, tollpatschig, sorgen.
Das Lachen bleibt allerdings immer wieder im Hals stecken – schwingt doch stets mit: Dem Ganzen liegt ein echtes Schicksal zugrunde.
Der Autor und Regisseur hat vor Jahren eine Frau getroffen, der genau solches passiert ist. Nicht in den inszenierten und gespeilten Details, aber jedenfalls ist die Zahl verbürgt, die Riahi zum Stücktitel gewählt hat. Als er das gehört hatte, war für ihn schon klar, dass kann, ja muss ein Theaterstück werden, weil es sich kammerspielartig praktisch nur im Wohnzimmer und angrenzenden, oft nicht sich, sondern nur hörbaren Nebenräumen (Bühne und Kostüme: Ece Anisoğlu) abspielt.
Als die Betreffende auch zusagte, machte sich Arman T. Riahi, der schon als Schüler Kurzfilme gedreht hatte – wie sein Bruder Arash, mit dem er so manche der erfolgreichen bekannten Kinofilme drehte bzw. produzierte (u.a. Die Migrantigen, Everyday Rebellion“…) an die Umsetzung.
Details sind nicht nur zum Schutz der Frau, deren Privatsphäre über mehr als ein Jahr ständig missachtet wurde, verändert, sondern weil sich solches mittlerweile nicht nur im Iran, sondern auch in vielen anderen Ländern abspielen könnte – Stichwort Trumpistan, wo kürzlich eine Richterin vom Inlandsgeheimdienst FBI festgenommen wurde, weil die sich für einen von Abschiebung bedrohten Einwanderer eingesetzt hat. Deshalb ist die Inszenierung auch nirgends konkret verortet.
Die Bühne erinnert schon an das Deck eines Schiffes – Taue, senkrechte Metallleiter, Gummistiefel, Trinkflaschen, (Ruder-)Bänke, eine kleine Ziehharmonika. Ein Typ, Marke „Seebär“ wie aus dem Bilderbuch – bevor die TV-Werbe-Ikone für Fischstäbchen erschlankt wurde 😉 – beginnt (auf Englisch – Untertitel, ab ungefähr der 5. Reihe lesbar) über gewichtige Schiffs-Abenteuer zu erzählen.
Nach und nach kommen die Mitspielerinnen auf die Bühne, manche wie eine schwere Fracht mit Transport-Rodel auf die Bühne geführt – mit großen Kiloangaben über Vorräte für die Expedition – 18000 Kilo Rindfleisch, 151 Kilo Schweinfleisch, 378 Kilo Stockfisch…
Die Besessenheit von Kapitän Ahab auf dem Walfangschiff Pequod in Herman Melvilles Roman „Moby-Dick“ (1851) verknüpfen Ideengeberinnen und Konzeptionistinnen Hannah Joe Huberty und Maria Sendlhofer (Variante Vierundvierzig), die auch Regie führte, mit der Obsession, schlank zu sein, abzunehmen, ja nicht dick sein zu dürfen. Noch bis 16. Mai ist das knapp mehr als eineinhalbstündige Schauspiel im Wiener Kosmos Theater zu erleben.
Ein Statement gegen Body Shaming mehrgewichtiger Personen – eine Diskriminierung, die selbst von aufgeklärten, weltoffenen, „woken“ Menschen (zu) selten kritisiert oder gar thematisiert wird, wie die Genannten fanden / finden. Weshalb sie bewusst „mehrgewichtige“ Schauspieler:innen suchten, die sonst eher selten – oder nur in einschlägigen Rollen als die / der Dicke zu sehen sind. Johanna Sophia Baader, Ina Holub, Jesse Inman und Samantha Ritzinger spielen, tanzen, klettern dieses Spektakel zwischen der Jagd auf den Pottwal, den der Autor eben Moby Dick nannte und dem Hetzen nach verlorenen Kilos.
Mehr oder minder bekannte Diät-, Fitness-, Kilos-runter-Ratschläge aus Werbespots und Ratgebern werden dabei ironisch aufs Korn genommen. Szenen im „Gym“, das schon längst nicht mehr für Gymnasium, sondern „neudeutsch“ für Gymnastik- oder Fitnessstudios steht, nachgespielt und geturnt – mit jeweils wechselnden Trainer:innen…
Humorvoll und doch ernsthaft wird diese meist – oder bislang – zu wenig beachtete Form der Diskriminierung in einer manchmal nachdenklichen, meist rasanten auch sehr körperlichen Form spannend und geschickt zerlegt. Und die Agilität und Wendigkeit dieser Schauspieler:innen macht vielleicht auch der einen oder dem anderen im Publikum Mut, zum eigenen Körper zu stehen und nicht Rundungen bestmöglich zu kaschieren.
Stellt sich aber doch die Frage: Wenn gerade mehrgewichtige Schauspieler:innen vor allem genau das thematisieren, werden sie dann nicht erst recht darauf reduziert? Würde es sich da nicht besser machen, sie spielten einfach Rollen, die ihnen sonst nicht zugetraut, für die sie sonst kaum bis nie besetzt würden?
Gut, auch die wirklich sagenhafte tolle, für ihre Leistungen meist allseits anerkannte Schauspielerin Stefanie Reinsperger wurde als Buhlschaft im „Jedermann“ beiden Salzburger Festspielen (2017 und 2018) nicht selten wegen ihrer nicht Norm-Maße angefeindet – was sie zu ihrem Buch „Ganz schön wütend“ (2022) veranlasste.
Sehr spielfreudig und -witzig zeigt sich die junge achtköpfige Crew aus Profis und Laien in einer der diesjährigen neuen Community-Produktionen, nicht nur aber durchaus auch speziell für junges Publikum: „Kabale und Liebe“ wird immer wieder in Vormittagsvorstellgen vor allem für Schul(klass)en gespielt.
Friedrich Schillers Klassiker (ca. 250 Jahre alt) beinhaltet schon einen krassen Konflikt, in den junge Liebende gestürzt werden. Wie bei Romeo und Julia von William Shakespeare nochmals knapp 200 Jahre davor, dürfen die beiden Liebenden, hier Luise und Ferdinand, ihre Beziehung nicht (aus-)leben. Bei Shakespeare verhindern das die beiden verfeindeten Familien, bei Schiller ist es der Klassen- bzw. Standesunterschied.
Und damit ist das Thema als solches (leider) recht zeitlos. Noch immer setzen Erwachsene sowie herr-schende gesellschaftliche Normen mit ihren Zwängen den Gefühlen Liebender Grenzen / Mauern / Barrieren.
Die rasante, uroft wechselnde Szenerie dieser Inszenierung im Vestibül des Burgtheaters spielt aber nicht nur das Stück vielleicht einigermaßen modernisiert, aktualisiert. Obwohl der Plot im Wesentlichen szenische erzählt wird, hat die Regisseurin Ebru Tartıcı Borchers es mit dem Ensemble ziemlich zerlegt (neudeutsch dekonstruiert) – und einen Untertitel verpasst: „or the other way around“ (oder umgekehrt – Liebe und Kabale, letzteres übrigens ein alter Begriff für Intrige. Auf diese hinterfotzige Machenschaft, letztlich sogar Auslöser für den gewaltsamen Tod der beiden Liebenden, sei hier nicht eingegangen – kann gern nachgelesen, oder noch besser das Stück in dieser Version angesehen werden.
Paavo Peter Aichner, Elisabeth Ferstl, Silvana Filipović, Victor Petro, Sophie Maria Rabmer, Karl Jakob Schäfer, Amelie Schulz und Rosa Zant geben in der 1¾-stündigen Performance eine Art Einblick in die Entstehungsphase ihres gemeinsamen Schauspiels. Mit Unterbrechungen, Fragestellungen, was das soll. Was dis mit heute zu tun habe und nicht zuletzt Wünschen, in andere Rollen zu schlüpfen. So sind dann praktisch alle reihum einmal Ferdinand, dann wieder Luise, deren Vater, ihre Mutter – im Original immer nur Frau Miller ohne Vornamen -, oder Ferdinands Vater, seines Zeichens Präsident, dessen Sekretär Wurm sowie Lady Emilie Milford oder der Hofmarschall.
Manche Szenen spielen sie verdoppelt, drei- oder gar vierfach parallel als das Liebespaar in Variationen, anderes sprechen sie chorisch im (Groß-)Teil als Ensemble.
Obwohl das Stück um eine tragische sich nicht erfüllen dürfende Liebe kreist, lassen Schauspieler:innen in dieser Inszenierung ziemlich viel Raum und Zeit für humorvolle Passagen und damit entspannendes Lachen aus dem Publikum in der an sich angespannten Atmosphäre der Prügel von fast allen Seiten, die dieser Liebe in den Weg gelegt bzw. mit denen die Protagonist:innen geschlagen werden.
Geburt, Geburtstagstort mit einer Kerze, erster Schultag, erstes Verliebtsein, Pubertät, Trennung unterschiedlichster Art – ob Eltern oder von Freund:innen – 15 Jugendliche erarbeiteten in einer der Theaterwerkstätten im Dschungel Wien unter dem Titel „Spiel des Lebens: Turning Points“ aus ihren Gedanken, Ideen, Erinnerungen, Erlebnissen, Gefühlen dazu Szenen, die sie in rund 50 Minuten beim Werkstatt-Festival spiel(t)en, tanz(t)en und sangen / singen (noch bis 13. Mai).
Im Spiel, so vermitteln sie, ist vieles erlaubt, auszuprobieren – aber die Regeln haben Lola Cimesa, Lia Floch, Alara Hepnerova, Lilith Hofstätter, Eleonore Illedits, Karolina Kühnelt, Saya Mory-Lamprecht, Chiara Piva, Theo Scheibelhofer, Carina Schmidt, Aurel Sczilinski, Hanna Sczilinski, Eda Susemichel, Thimo Temt, Marlene Tragseiler selber bestimmt. Und dabei – so die künstlerische Leiterin der Werkstatt Anja Sczilinski im Begleitmaterial „haben sie manchmal auch sehr gefordert und meine Anleitung hinterfragt. Da kam die Frage in mir auf, reagiere ich jetzt doch wieder autoritär oder lass ich mich auf Verhandlungen mit ihnen ein?“
Und so spielen sie (nicht nur) rund um ihre „Turning Points“ Szenen, die auch viele ihrer Altersgenoss:innen so oder ähnlich kennen, thematisieren darüber hinaus aber auch für sie wichtige Anliegen – sehr oft nennen sie „keine Kriege, keine Diktatoren!“ im Abschnitt über Ängste. Klima und dessen Bedrohung durch menschliches Zutun sowie Ungerechtigkeiten haben es ihnen – wie sie mehrfach artikulieren – ebenfalls angetan.
Eine Spielerin sitzt inmitten eines Kreises von Papierschnipsel wenn das Publikum den Saal 2 im Theaterhaus für junges Publikum im Wiener MuseumsQuartier betritt. Sie zerreißt weiter Blatt für Blatt. Es ist der Einstieg zur ersten von vier Episoden der Konzert-Performance „Respekt!“, einer der Theater-Werkstätten im Dschungel Wien, die das entsprechende Festival am Tag des Kinder-Kultur-Parcours im MQ eröffnen. „Zeugnis“ nennen die Beteiligten dieser Episode.
Einige der Kinder und Jugendlichen der Werkstatt schlüpfen in die Rollen von Lehrer:innen, die über ihre Schüler:innen jammern, sich so gar nicht respektvoll über diese äußern. „Dumm wie Holz“ und Ähnliches fällt samt der Strafandrohung des „Tages der Wahrheit“, der Zeugnisverteilung.
„Bloß ‘n Zettel aber irgendwie ‘n Zettel mit Gewicht
Irgendwie auch bloß ein Blatt Papier
Mit Zahlen drauf 123 oder 4
Oder 5 halt ‘ne Zahl, aber Zahlen mit Gewicht
Wieviel wiegt deine Leistung: Versager oder nicht…
… Zeugnis. Was is ein Zeugnis
Wer du wirklich bist, wozu du wirklich das Zeug hast
Steht auf keinem Zeugnis
Das steht auf einem ander‘n Blatt“
Mit diesen gesungenen Zeilen – in dieser Performance spielen Musik, Gesang, Rap und Hip*Hop eine große Rolle – relativieren die Teilnehmer:innen der Werkstatt – Emilia Beer-Gschweitl, Selina Berger, Lotte Burger, Elinka Glazkov, Ona Kasebacher, Matteo Lusher, Pauline Meitz, Alea Neuwirth, Šarlota Pokorna, Emilia Reisinger-Bosse, Hannah Stangl, Sophie Szakastis – die wahre Bedeutung solcher Papiere. Auch wenn von diesen – noch immer und wahrscheinlich noch lange – so manche Weiche fürs künftige Leben gestellt wird.
Allen wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Trotz. Schon vor vielen Jahren kam der damalige Universitätsprofessor Rupert Vierlinger (1932 – 2019), der jahrzehntelang an verschiedenen Universitäten zum Thema Leistungsbeurteilungen geforscht hatte aufgrund empirischer Untersuchungen drauf, dass selbst ein und die selbe Mathe-Schularbeit verschieden benotet wurde. Zusammenfassend stellte er in einem Beitrag für „erziehung heute“ fest: „Die Schüler werden nicht ermuntert, um der Sache willen zu lernen, sondern um der Note willen. Außerdem erfüllt die ständige Sorge um den Rangplatz den Schüler mit Angst, die zu psychosomatischen Störungen und im Extremfall sogar zum Selbstmord führen kann. Darüber hinaus lässt die für die Notenfindung unabdingbare ständige Beobachtung die forschende Grundhaltung verkümmern.“ Daraus schlussfolgerte er pointiert, Ziffernnoten sind „feindliche Agenten im Reich des Lernens“. (Zitat aus Kinder-KURIER, 2018)
Doch halt, nicht alle Pädagog:innen sind so, leiten die Performer:innen, die in der Werkstatt unter der Leitung von Sylvi Kretzschmar (Hospitanz: Stefan Rudigier) monatelange gearbeitet haben, einen neuen Wendepunkt ein: Jene, die anders agieren, Schüler:innen mit Respekt begegnen, haben ebenfalls solchen verdient. Und nicht nur solche, sondern auch Krankenpflegepersonal und, und, und … verdienten mehr Respekt.
Nicht nur das, in einer weiteren Episode, in der es um Denkmäler geht – für wen es welche gibt und vor allem für wen (noch?) nicht, spielen die Gedanken und Wünsche der Kinder und Jugendlichen selbst und von Menschen, die sie auf der Straße interviewt haben, eine zentrale Rolle. Denkmal für die Alleinerzieherin, Krankenpfleger:innen, ja, und warum nicht auch eines, das an die Zukunft des Planeten erinnert 😉
Wem diese Passage vielleicht bekannt vorkommt – sie kam in der Beriichterstattung über eine szenische Protestaktion am Welttag des Theaters für junges Publikum im März hier schon vor; wobei sich die klischeehafte Szene übers Denkmal für eine Oma von der dargestellten gebrechlichen Frau weiterentwickelt hatte: Im nächsten Moment richtet sie sich auf, setzt sich ein Strickhauberl auf und wird damit zu einer der Omas gegen Rechts!
Apropos Protest. In der Episode über Medaillen stellen der Darsteller:innen jene berühmte Siegerehrung des olympischen 200 Meter-Laufes in Mexico-City (1968) nach, bei der Sieger Tommi Smith, der auch Weltrekord aufstellte und sein afroamerikanischer Landsmann John Carlos (Bronzemedaille) in Socken mit Schuh in der Hand (als Symbol für Armut ihrer Landsleute in den USA) und mit schwarz-behandschuhter erhobener Faust bei der Hymne „Black-Power“-Widerstand zeigten (You-Tube-Video davon am Ende des Beitrages).
Nicht ganz stellten die Performer:innen die Szene nach, denn im Original rechte zwar Smith die rechte, aber Carlos die linke Hand empor. Dafür erhoben hier alle Mit-Performer:innen ihre Faust zum Protest 😉
https://kurier.at/meinung/blogs/kiku-on-the-blog/wenig-zu-lachen-in-oesterreichs-schulen/400303872
Ein Halbgott, der gern (wieder) in den Kreis der Voll-Gött:innen aufgenommen werden möchte, meint der Superheld zu sein. Er könne – und das in kürzester Zeit – die Welt retten. Von jenen Problemn, die seine Mitspieler:innen – ob Gottheiten oder Privatdetektiv mit Katzenohren – erkennen und benennen: Müll, Ressourcen, die zu knapp sind, schlechte Verteilung von Wasser.
Auf cool und lässig tritt der Genannte in Erscheinung. Natürlich tut sich nichts – zumindest nicht zum Besseren – in knapp weniger als einer halben Stunde spielen Demian Ivanov, Yaroslav Kushnir, Tymofii Lozovy, Elizabeth Mokretsova, Yasmina Pashchenko, Yelyzaveta Stoianova, Sofiia Vdovenko, Artem Zhmudenko die Performance „Verflixt, wer rettet die Welt?“ Ideen und all ihre Sätze haben sie selbst in einer der Theaterwerkstätten im Dschungel Wien eingebracht und erarbeitet – unter der künstlerischen Leitung von Oksana Maslova in Zusammenarbeit mit Vladyslava Chentsova und Anastasiia Ustymenko sowie der Multimedia-Künstlerin Lesіa Kvitka, die an der Linzer Kunstuni studiert – und die Werkstatt-Teilnehmer:innen in die Gestaltung dieser Videos miteinbezogen hat.
Letztere sorgt für ein weiteres Element in der Aufführung im Rahmen des derzeitigen Werkstatt-Festivals: KI-generierte Video-Sequenzen, nachdem einer der jungen Spieler:innen meint, nur wenn er ins Fernsehen komme, könne er die Welt retten.
Klappt – natürlich – auch nicht.
Die Kinder und Jugendlichen dieser Werkstatt beziehen in ihre Performance aber auch noch ein drittes Element ein. Eines der zentralen Probleme, die sie mehrfach ansprechen: Müll. Vor allem aus Abfall-papier und -Karton samt jeder Menge Klebebänder haben sie teils schräge Puppen gebaut, die sie in einer Szene im Zentrum der Bühne auch bespielen – mit teils sarkastischem Humor, den sie damit in die Show einbringen.
Ob und wie die Welt vielleicht doch gerettet werden könne?
Alles soll sicher nicht gespoilert werden 😉
„Eule!“, „Katze!“, „Hund“… während Jörg Mühle, Illustrator viiiieler und auch Autor einiger Kinderbücher auf der Flip-Chart zu zeichnen beginnt, rufen Dutzende Kinder, was sie vermuten, dass aus den Strichen auf dem großen Papier werden könnte. Letztlich blickt ein Löwe – und das ziemlich schlecht gelaunt – in die steil ansteigenden Publikums-Reihen im wunderbaren Odeon mit seinem morbiden Charme.
Hier steigt – noch bis 13. Mai – wieder das Kinderliteraturfestival. Lesungen, Workshops, auf Teppichen knotzend in (Bilder-)Büchern blättern und darin versinken… – 1000 Bücher und mehrere Dutzend Veranstaltungen warten auf Besucher:innen; im großen, kurz beschriebenen, aber auch im kleineren urigen Raum im Erdgeschoß mit Eingang um die Ecke der Wiener Taborstraße.
Zurück zum Lokalaugenschein von Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… bei einem der interaktiven Auftritte mit dem genannten Autor und Illustrator unter der Überschrift „Morgen bestimme ich!“. Die bezieht sich auf eines seiner jüngsten Bücher – Link zur Besprechung dieses Bilderbuchs weiter unten.
Und diesen Titel macht Mühle zum Programm – nicht (nur) aus seiner Sicht. Hunderte Kinder in den Publikumsreihen sollen (mit-)bestimmen dürfen. Zwischen dem Vorlesen aus diesem und weiteren Büchern tritt Jörg Mühle an ein Flip-Chart mit – noch – weißen, leeren Blättern, zeichnet die eingangs genannten Striche unter Mitraten der Kinder. Als der Löwe grantig in die Runde schaut, fragt der Zeichner, warum dieser so schlecht gelaunt sein könnte?
Aus vielen der Zurufe malt er dem Löwen Herzerln auf die kurze Hose, es könnte die Unterhose sein, weil Löwe sein Gewand nicht findet. Es könnte ihn wer ärgern – wer denn? Ein Vogel – und so findet sich Sekunden später ein Vogel, der über den Löwen fliegt und nun ja, eh schon wissen…
Auf einem weiteren großen Papierbogen entsteht ein Elefant. „Ich mal jetzt den Rüssel und ihr sagt „Halt“, wenn’s genug ist!“ Und so schlängelt sich vor dem Elefanten ein seeeeehr langer Rüssel. „Schon wieder ein Problem. Ich mag das, da fallen mir gleich Geschichten dazu ein“, freut sich der Autor und Illustrator. Und gibt damit möglicherweise indirekt auch einen brauchbaren Ratschlag für im Alltag auftauchende Probleme mit 😉
So richtig laut schreien dürfen die Kinder bei Jörg Mühle auch – als er das von ihm illustrierte Buch von Cornelia Funke „Die geraubten Prinzen“ vorstellt und den Text liest, bittet er das junge Publikum, an jener Stelle an der die schreckliche Riesin Grauseldis „Aaaah!“ kreischte genau dieses zu tun. Was in dem riesigen Raum wunderbar zur Geltung kam – Hörbeispiel in einem der Videos unten.
Sind es bei Janosch kleiner Tiger und kleiner Bär, so bevölkert Jörg Mühle, der auch viele Bücher anderer Autor:innen illustriert, einige seiner Bücher, für die er auch die Geschichte erfindet und schreibt, mit großem Bär und kleinem Wiesel sowie oft auch Dachs und Fuchs.
Wie schon bei seinem „Zwei für mich, einer für dich“, drehen sich die Szenen der Doppelseiten um Streits zwischen den Hauptfiguren wie sie im (nicht nur) kindlichen Alltag recht häufig vorkommen.
Geht’s beim zuletzt genannten Bilderbuch ums Teilen, wie und was gerecht ist oder sein könnte, so beim hier vorgestellten darum, wer bestimmen darf. Zu Beginn kommt Wiesel nach Hause, Dachs ist zu Besuch und spielt mit dem Bären, der von Wiesel gerne hätte, dass dieses etwas kocht.
Das tut Wiesel – aber ganz anders, vor Wut. „Der Dachs ist mein Freund! Du darfst nicht einfach mit ihm spielen!“
„Der Dachs gehört dir nicht. Du kannst morgen mit ihm spielen“, kontert Bär.
Sozusagen zwischen den Stühlen hat der Dachs eine zündende, verbindende Idee: Spiel zu dritt.
Und schon hat Wiesel einen Vorschlag: „Vatermutterkind!“ Selbst will es Mutter sein, Dachs kriegt die Vaterrolle und zu Bär gewandt: „Du wärst das Kind… und müsstest jetzt ins Bett!“
So hatte sich Bär das gar nicht vorgestellt. Wie aus dieser Nummer rauskommen? Dem Autor und Illustrator sind ganz schön viele Wendungen eingefallen – aber die seien hier natürlich nicht verraten…
Macht Spaß sie zu sehen und lesen – oder vorgelesen zu bekommen; und vielleicht mit Freund:innen, Eltern, (Elementar-)Pädagog:innen zu diskutieren, möglicherweise auch heftig, wer, wann, worüber bestimmen darf. Da Jörg Mühle scheinbar kleine und doch so große, nicht selten schmerzhafte Konflikte für junge Seelen – in einfachen Worten und szenischen gezeichneten Bildern darstellt, die immer wieder auch mögliche Auswege andeuten, aber nie belehrend und fix was vorgeben, regen sie an, selber zu sinnieren, was würde ich jetzt tun, oder gar, wie könnten wir gemeinsam aus dem Schlamassel raus?
Dieses gedruckte Bilderbuch kann definitiv etwas, das hier höchstens beschrieben, aber nicht einmal mit Bilder-„Kostproben“ zu vermitteln ist. Die Hauptfigur, die sich Autorin Heidi Leenen ausgedacht und beschrieben hat sowie von Alina Spiekermann gezeichnet wurde macht ihrem Namen alle Ehre. „Die kleine Glitzerblume“ glitzert wirklich – und das noch dazu spürbar. Und das nicht nur auf der Titelseite, sondern durchgängig auf (fast) jeder Doppelseite. Jedenfalls auf jenen, auf denen sie auch zu sehen ist. Im Winter unter der Schneedecke natürlich nicht, und auch im Frühling, bevor sie zu blühen beginnt (noch) nicht.
Neben dem Glitzer wollen Geschichte und die Illustrationen noch den Untertitel vermitteln „Gemeinsam sind wir einzigartig!“ Eichhörnchen und Rabe aus dem Nachbarsbaum freunden sich mit Glitzerblume an. Die konnte immerhin ersteres überzeugen, dass sie nicht gepflückt wird, sondern weiterleben kann.
Dass Eichhörnchen dann aber nicht einfach nur Freund der Blume wird, sondern meint, sie beschützen zu müssen und bloß zuhören darf, wenn der kleine Nager und der Rabe mutigen Heldengeschichten erzählen… naja ;(
Aber immerhin sind die Kinder, die rund um die Blume spielen recht vielfältig – eben eine Art Loblied auf Einzigartigkeiten in der Vielfalt.
Zum Drüberstreuen sind die beiden letzten Seiten nach der bunt -und glitzernd – bebilderten Geschichte mit schwarzen Notenlinien und Noten auf weißem Hintergrund versehen: Die Autorin hat ein Lied getextet (Musik: Manfred Schweng) – und per Scan eines abgedruckten QR-Codes kannst du das „Glitzerglück“ auch hören, ein Lied das den glücksbringenden Weg vom Ich zum Wir besingt.
Zeitungen bilden sozusagen den verbindenden Bogen. Stehen zu Beginn einige der Darsteller:innen mit aktuellen gedruckten Blättern im Bühnenraum, aber auch schon zwischen Eingang und Publikumsreihen in Händen da, so verteilen sie am Ende eine eigene Zeitung an alle Besucher:innen der Performance „(AT) Front“. Es war dies die Präsentation der Arbeit des Theaterclubs 3 im Burgtheater bei dem kürzlich im Vestibül stattgefundenen Festival.
Die Zeitungen zu Beginn stehen stellvertretend für internationale Nachrichten, die am Ende veröffentlicht einige der Interviews, die die Teilnehmer:innen im Rahmen der Recherche für die Performance geführt haben. So wie die Aufführung in deutscher und englischer Sprache, bei der Performance mit einigen Passagen in weiteren Sprachen.
Gekennzeichnet war diese – und ist die Zeitung – von Entfernungsangaben in Kilometern und deren Bruchteilen. Von weit entfernten bis ganz in der Nähe. Und von Daten – vom 1. September 1939 bis nicht zuletzt 24. Februar 2022 – Beginn des 2. Weltkrieges mit dem Überfall Nazi-Deutschlands auf Polen bis zum Einmarsch russischer Truppen im Nachbarland Ukraine.
Konkrete Erlebnisse, Bedrohungen, Gefühle direkt Betroffener oder „nur“ solcher von Angehörigen oder Freund:innen, wurden in berührenden Szenen gespielt, dargestellt und angesprochen. Sorgen um die Menschen in Kriegsgebieten wo auch immer auf der Welt und schlechtes Gewissen so mancher, die flüchten konnten und nun in (vermeintlicher) Sicherheit leben, aber vielleicht lieber zu Hause helfen würden. Geschilderte Erlebnisse von heute sowie Erinnerungen an frühere Kriegszeiten – nicht nur woanders, sondern auch hier – daher auch ganz kurze Distanz-Angaben.
Leider völlig wahre Sätze wie, dass es keinen einzigen Tag auf der Welt gab / gibt, ohne dass nicht irgendwo auf der Welt Krieg(e) stattfinden bis zur fast unaushaltbaren Aussagen, dass selbst für jene, die hier in Österreich Zuflucht gefunden haben, der jeweilige Krieg ständig anwesend ist / mitschwingt in Gedanken und Gefühlen an jene, die am Ort des Geschehens leben (müssen).
Und dann mit Verteilung der eigenen Zeitungen noch jene fast absurd wirkende Zusatz-Info: Diese Zeitung zu drucken wäre in Österreich teurer gewesen, als sie in der Ukraine produzieren zu lassen – allerdings wurde wenige Tage danach diese Druckerei bombardiert.
Am Rande der Prater Hauptallee – stadtauswärts nach der Kreuzung mit der Meiereistraße an der auch das Ernst-Happel-Stadion liegt – starten derzeit bis 10. Mai 2025 (Details Info-Box am Ende des Beitrages) theatrale Hörspiel-Abenteuer-Touren. Beim Treffpunkt der Performance „Ich bin der Wald“ (VRUM Performing Arts Collective für den Dschungel Wien) kriegt jede und jeder einen Kopfhörer, und wartet auf Tänzerin und Schauspielerin Jolyane Langlois, die als „Rotkäppchen“ (allerdings bis zu den Schuhen ganz in Rot, nur die Socken lugen schwarz hervor) die Gruppe auf eine rund 50-minütige Expedition mitnimmt.
Und was für eine. Selbst regelmäßige Läufer:innen, Radler:innen, selbst Spaziergänger:innen in der Hauptallee sind erstaunt und verzückt über diesen magischen Urwald zwischen den Baumreihen und dem nahegelegenen „Rosenwasser“. So manch knorriger Baum, urige in die Höhe ragende Wurzelgeflechte, quer liegende Totholz-Stämme und Äste, die fast aus illustrierten Märchenbüchern stammen könnten, tun sich vor allen Sinnen des mitwandernden Publikums auf.
Wäre allein schon das Schauen, Hören, Riechen, Spüren, bewusstes Ein- und Ausatmen dieses kleinen und doch so großen „Paradieses“ ein Erlebnis für sich, so passen die stimmungsvollen, fantasiereichen und doch auch informativen Texte (Cornelius Edlefsen) extrem angepasst an die Landschaft dazu. Die Performerin als Guide leitet die Gruppe an, lädt sie ein, sich mit der umgebenden Natur vertraut zu machen und zu verbinden. Kleine Baum-Sämlinge zu spielen, die nach und nach – natürlich trotz Langsamkeit viel schneller wachsen als deren echte Vorbilder. Oder, darauf zu achten, was sich unter den Füßen der Wanderenden (be-)findet, sich wie Wurzeln oder Pilzfäden miteinander zu verbinden…
Rotkäppchen will hier – wie in so manch anderen, neueren (Theater-)Versionen des alten Märchens – natürlich vom sogenannten rechten Weg abkommen und die Natur erkunden, den Wald und seine fast geheimnisvollen Kräfte samt dem vielfältigen Leben in ihm entdecken (Konzept: Sanja Tropp Frühwald, die auch Regie führte und für die Choreografie verantwortlich ist, sowie Till Frühwald).
Wie wichtig Bäume und Wälder für das gesamte Weltklima im Allgemeinen und für Menschen im Besonderen sind, mussten und müssen sich vor allem Stadtbewohner:innen schön langsam wieder aneignen. Das Wissen über die „grünen Lungen“ wurde nicht zuletzt über die vor allem junge Klimaschutzbewegung verbreitet – ob das zuletzt Fridays for Future war oder schon vor rund 20 Jahren die von Kindern gegründete Initiative Plant for the Planet. Deren kurz zusammengefasster Grundgedanke „Bäume sind DIE Maschinen gegen den Klimawandel“ führte auch zu ihren tatkräftigen Hands-on-Aktionen, selber für das Pflanzen möglichst vieler Bäume aktiv zu werden.
„Ich bin der Wald“ will durch die Verknüpfung des konkreten Wald-Erlebnisses mit Geschichte(n) rundum diese natürliche Gegend die Achtsamkeit auf diese unsere (externe) Lunge fördern – ohne belehrend zu sein oder Ver- und Gebote aufzustellen.
Einzige Schwäche: Diese Expedition kann nicht barrierefrei stattfinden, es müssen querliegende Baumstämme überklettert oder -stiegen, auf Wurzeln und Äste geachtet werden… Und – eine große Gruppe sowie vorgegebenes Hörspiel-Tempo verhindert individuelles Verweilen und Eintauchen in die natürliche Umgebung. Aber letzteres lässt sich ja bei einem späteren Wiederkommen nachholen.
kinder-pflanzten-baeume-fuer-klimaschutz <- damals noch im Kinder-KURIER
Romeo schnarcht lautstark vor sich hin, im Arm einen Kuschelhund, neben der Liege eine Gitarre. Auf der anderen Seite der Bühne büselt Julia in einem schmalen Himmelbett. Über sich ein großes Anarchismus-A im Kreis, neben dem Bett Pizzakarton, Playboy-Heft, eine Ananas und noch viel Zeug.
Ganz schön lange – bis sich die letzten Zuschauer:innen auf ihre Plätze begeben haben und noch ein bisschen länger – müssen Julia Edtmeier (Julia) und Stefan Lasko (Romeo) in diesen Positionen verharren. Bevor sie ihr schauspielerisches Spektakel in einer sehr, sehr, sehr freien Version von Kaja Dymnicki und Alexander Pschill (die auch Regie führten und sie noch für die üppige Bühne sowie die bunten Kostüme zuständig ist) nach dem berühmten Shakespeare’schem Liebesdrama, starten können.
Die Story ist hier so ziemlich anders. Die beiden sind schon deutlich überwuzelt, so um die 40, leben noch immer in ihren elterlichen, hier gar nicht zerstrittenen, Häusern – Hotel Mama, Beate Montague (Alexander Jagsch) und Hotel Papa, Renato Capulet (Doris Hindinger). Die wollen ihre Kinder schon längst aus dem Haus haben. Die beiden aber wollen nicht nur dieses bequeme, versorgte Leben nicht aufgeben, sie mögen auch einander so gar nicht. Hätten sie mehr Energie, würden sie sich vielleicht sogar aktiv hassen.
So weit die Ausgangsgeschichte dieser Volkstheater-produktion, die derzeit bis 26. Mai durch die Bezirke tourt und fast jeden Abend in einer anderen Volkshochschule über die Bühne geht – und gemeinsam mit dem „Bronski und Grünberg“-Theater entwickelt wurde. Beim Besuch in der „PAHO“ (Per-Albin-Hansson-Siedlung in Wien-Favoriten) sorgte dieses nicht ganz zweistündige flotte, abwechslungsreiche, schräge Schauspiel für viele Lacher auch beim durchwegs älteren Stammpublikum des Tour-Theaters.
Von der weiteren Entwicklung der Story sei gar nicht allzu viel verraten, so manch überraschende Wendung wäre doch schade vorweg gespoilert zu werden.
Preisgegeben werden kann sehr wohl, dass sich zu den Genannten noch als fünfte Akteurin auf der Bühne Agnes Hausmann gesellt, die wandlungsfähig sowohl in die Rollen von Romeos Kumpel Mercutio als auch die des kiffenden, dealenden Pater Lorzeno schlüpft und obendrein den diktatorischen, faschistoiden Fürsten gibt. Letzteres gibt Anlass für eine hin und wieder angesprochene zweite Ebene dieser Inszenierung – das Spiel um Demokratie und deren Gefährdung. Ebenso spricht vor allem die widerständige, aufmüpfige, Konventionen brechende Julia Macho-Verhalten an, auch wenn sie feststellt, dass sich das alles im Mittelalter abspielt.
Nahe der Uni Wien drehen zu ebener Erd (43, 44), aber auch unterirdisch (37, 38, 40, 41, 42) Straßenbahnlinien ihre Umdreh-Runde bevor es einen Stock tiefer noch zur U-Bahnlinie 2 geht. In dieser Passage, dem sogenannten Jonas-Reindl (benannt nach dem späteren Bundespräsidenten und vormaligen Wiener Bürgermeister Franz Jonas) finden die eilenden Passant:innen alle möglichen „Fress-Buden“, kleine Geschäfte mit meist schnellen Imbissen, darunter sicher das eine oder andere Salzgebäck.. Seit 5. – und noch bis 21. Mai 2025 (Details, Info-Box am Ende) – ist ein schmales, zweistöckiges zuletzt leerstehendes Lokal Heimat für eine spezielle Performance – mit der Möglichkeit, mitzumachen.
Die für außergewöhnliche, meist Outdoor stattfindende künstlerische, oft partizipative, Interventionen bekannte Barbara Ungepflegt (Künstlerinnenname!) lädt hier zum Weinen ein, nicht zu einem vermeintlich falschen Plural von Wein, sondern echt zum Tränen-Lassen. Eine aufwendig wirkende Apparatur (Lacrima ex Machina) aus Altmetall mit Trichtern, Röhren, Wannen sammelt Tränen, um diese dann zum Kochen zu bringen. Die Flüssigkeit verdampft und Salzkristalle bleiben als Feststoff übrig.
So der Plan. Die Vorbereiteten Sackerln mit dem Aufdruck des Logos Wiener Weinen – ob die sich füllen werden? Immerhin, so die Künstlerinnen, die das Projekt gemeinsam mit deren Erfinderin betreuen – allesamt in weißer Montur, samt entsprechenden Gummistiefeln „Salinen-Arbeiter:innen“ rauben gleich diese Illusion. Immerhin – so steht’s auch im Flyer mit Gebrauchsanleitung – braucht es für nur ein einziges Gramm Salz 160 Milli-Liter Tränen (ein Milli-Liter ist ein Tausendstel von einem Liter).
Wer Lust und Laune hat und verspürt, mehr oder minder auf Knopfdruck weinen zu können, kann vor Ort Tränen für diese „Saline“ spenden. In zwei Kabinen bieten die Künstler:innen aber auch Hilfsmittel an – Audiokassetten mit zu möglichen Tränen rührenden Geschichten.
Wer das nicht vermag oder zu wenig Zeit dafür hat, darf auch ein verpacktes Set mit Pipette und verschließbarem kleinen Gefäß mitnehmen und an einem der Tage solange die Performance läuft, Geweintes abgeben, um die Apparatur zu „füttern“.
Natürlich versteht sich die Kunstaktion nicht nur als eine technische Angelegenheit – sondern will anregen sich damit zu beschäftigen, was Anlass für Heulen oder Weinen (können ja auch Lach-Tränen sein) gibt und vielleicht auch den Flyer damit auszufüllen, was die Passant:innen zuletzt zu Tränen gerührt hat.
Vor fast zehn Jahren (2007) hatte die damalige vor allem für tänzerische Performances und Stück bekannte Gruppe Konnex ein üppiges „Tränenprojekt“ rund ums Thema Weinen gespielt (zunächst im Dschungel Wien, zwei Jahre später im Theater des Augenblicks) samt einer Installation aus gläsernen Röhren, Trichtern und Schalen, um aus tränengetränkten Stoffen, diese Flüssigkeiten zu destillieren.
Das musst du erst einmal aushalten: Die Performance beginnt und die Darsteller:innen stehen ruhig, fokussiert, aber ohne auch nur ein Wort, eine Bewegung – mit Ausnahme jener der Augen. Blicke. Auch die, zumindest die vom Rezensenten wahrgenommenen, starr, aber nicht ins Leere. Und auch nicht zu Boden, in die Luft oder wo auch immer hin, sondern auf Zuschauer:innen. Gefühlt eine „Ewigkeit“ beginnen Mira Buzanich, Lara Hauer, Leonie Hoffer, Theodor Machacek, Sophia Pilz, Iris Poulios, Elena Seitz, Sophia Seitz, Berenice Straessler und Gabriele Zugaj so ihre „performative Erkundung der Zeit“ mit dem Titel „No pressure“. Es waren die Präsentationen des Theaterclubs 1 im Vestibül des Wiener Burgtheaters beim Festival der vier Clubs, die monatelang entwickelt und geprobt hatten.
Eine derartige vom Setting her schon ziemlich druckvollen Situation – denn alle Augen des Publikums aus allen Richtungen beobachten die Jugendlichen – so meisterhaft über die Bühne zu bringen, Hut ab.
Stress, wenn die Zeit zu knapp wird – für die Vorbereitung auf Prüfungen oder so manch anderes auch im privaten Bereich. Schwierigkeiten, einfach einmal „nichts“ zu tun, ohne schlechtes Gewissen, ich müsst / sollte / könnte doch. Oder genau das schon zu schaffen. Relativität von Zeitempfinden – was ist lange, was verfliegt?
In unterschiedlichsten, meist sehr rhythmischen, in manchen Szenen synchron choreografiert, dann wieder sehr individuell unterschiedlich machen die halbe Stunde dicht und abwechslungsreich. Mal schützen sich (fast) alle in einer Art Zelt aus großen Handtüchern, dann verwenden sie diese Requisiten einzeln. Und von allen unbeeinflussbar, fallen Wassertropfen eines an die Decke gezogenen nassen dieser Tücher auf den Tanzboden. Tropf, tropf, tropf – fast wie eine Sanduhr – allerdings der Schwerkraft geschuldet, nur in eine Richtung, der Raum lässt sich ja nicht auf den Kopf stellen 😉
Meist kommen die sehr jungen Performer:innen ohne Worte aus. Einige fallen doch – und die auch in verschiedenen Sprachen, die Teilnehmer:innen mitbringen – von der Begrüßung in Burgenland-Kroatisch über Italienisch, Französisch, Türkisch und Griechisch.
Am Rande der peruanischen Hauptstadt Lima konnte eine Familie in einem der Slums dankt der Spenden im Rahmen des Projekts von Schüler:innen der dritten Klasse (A, B, C) Handelsschule nun ein neu gebautes Haus beziehen. Das Geld dafür – 1500 Euro – trieben die Teilnehmer:innen über ein Faschings-Buffet, Sponsoren sowie eine Friseurs-Aktion eines der Projektmitglieder auf, der – gegen Spenden – anderen die Haare schnitt. Dass das Geld auch wirklich bei den Bedürftigen ankam, zeigten sie bei der Präsentation in einem Video einer Betreuerin von vor Ort.
Aus keiner Klasse, sondern fächerübergreifend haben Schüler:innen aus dem katholischen, dem islamischen sowie dem Ethik-Unterricht in Zusammenarbeit mit dem Jugendrotkreuz 75 Kinder bzw. Jugendliche, die aus ihren Heimatländern flüchten mussten, zu Weihnachten 2024 beschenkt.
Schüler:innen des 1. und zweiten Aufbaulehrgangs – nach der Handelsschule im Übergang zur Handelsakademie – organisierten die Unterstützung einer Alleinerzieherin mit zwei Kindern. Sie besorgten Kindermöbel, malten selber Kinderzimmer aus, reparierten den Abfluss im Badezimmer und konnten noch Geschenke für die Kinder und ihre Mutter auftreiben.
Gemeinsam mit einem Sonderpädagogischen Zentrum (SPZ) Wiens, mit dem es schon eine längere Kooperation mit der HAK 1 gibt, organisierten Handelsschüler:innen der 1. und 2. Klassen ein inklusives Spielefest mit Stationenbetrieb für Kinder mit Behinderungen im Dehnepark (Wien-Penzing; 14. Bezirk).
Schüler:innen der 1B sowie 1 D der HAK organisierten gemeinsam mit Caritas Socialis ein Faschingsfest in einem von dieser Organisation betriebenen Mutter-Kind-Heim.
Patenschaft auf Zeit, Spendensammlungen unter Schüler:innen und Lehrer:innen der HAK 1 organisierten die Jugendlichen der zweiten Klassen (A bis D) der Handelsakademie, um zwei Dutzend (genau 25) Waisenkinder in ihrem Heim in Upendo (Tanzania) zu unterstützen. Die Patenschaften sind mehr als Geld zu überweisen, sondern eine direkte gegenseitige Kommunikation und damit Verbindung aufzubauen.
19 Schüler:innen der 3AK (das K steht immer für HAK – Handelsakadmie, das S damit klarerweise für Handelsschule) investierten 60 Arbeitsstunden für einen Weihnachtsmarkt, mit dem sie 500 Euro einnahmen, und an „Ärzte ohne Grenzen2 übergeben konnten.
HAK-Jugendliche der 3B sowie 3 E verbanden das Kennenlernen neuer Länder und ihrer Menschen – u.a. Lettland und Italien – im oben genannten Projekt mit der Stärkung von Gemeinschaften, der Vertiefung ihres Glaubens, sogar Survival-Skills und nicht zuletzt dem neuen Schwerpunkt in den VBS Logistik.
Andere Schüler:innen der eben genannten Klassen halfen bei der Ausgabe von Essen bis hin zum Abwasch des Geschirrs in der Pfarre „Heilige Mutter Theresa“ in Wien-Penzing (14. Bezirk) und nannten ihr Projekt mit oben erwähntem Titel. Dabei erlebten sie – wie die meisten ihrer Kolleg:innen in allen Projekten – besondere Begegnungen, Empathie, Respekt, erlernten nicht zuletzt mitunter Geduld, was Hilfsbereitschaft bei anderen und einem selbst auslösen kann, Nächstenliebe… Und sie benannten ihre Arbeit mit dem Spruch: „Wie können kleine Taten große Wirkung zeigen?“, den sich Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… erlaubt für den Titel (die Überschrift) des ganzen Beitrages zu verwenden.
Die Jugendlichen der privaten Handelsschulen und -akademien erlernen nicht nur einen wirtschaftlichen Schwerpunkt, sie haben das Privileg einer qualitativ hochwertigen (Aus-)Bildung, wie er weitgehend allen Kindern und Jugendlichen in Österreich zugutekommt. Selbst in Österreich haben Kinder aus finanziell benachteiligten Familien im Durchschnitt drei bis vier Schuljahre weniger als Sprösslinge aus besser gestelltem Umfeld und 15 Prozent der heimischen Kinder sind armutsgefährdet.
Aber noch krasser: Weltweit gibt es jedoch mehr als eine Viertelmilliarde Kinder und Jugendliche, die gar nie eine Schule besuchen können. Vor diesem Hintergrund entwickelten Jugendliche der 4B und 4D der HAK 1 ihr oben genanntes Projekt – gemeinsam mit der NGO (Nicht-Regierungs-Organisation) „PC für alle“.
Kinder und Jugendliche der Arhuaco (auch Ika bzw. Bintuka), eines 6000 Mitglieder zählenden indigenen Volkes der Arhuaco an der südwestlichen Seite der Sierra Nevada de Santa Marta in Kolumbien sollten – und wurden – mit Laptops ausgestattet, um auf digitalem Weg zu Schulbildung zu kommen. Projektmitglieder sammelten in der Schule und vom Träger der VBS (Fonds der Wiener Kaufmannschaft) insgesamt rund 150 Laptops, Handys, Taschenrechner und andere digitale Geräte, brachten sie zu „PC für alle“ und halfen dort mit, sie neu aufzusetzen. Die Geräte wurden schließlich – Transportkosten unter 1000 Euro – nach Kolumbien gebracht. Für die Verteilung sorgt die Organisation Nawona, die auch eine Hebammenausbildung in der Sierra Nevada de Santa Marta, die Schule Selvatorium unterstützt sowie mit den gespendeten Laptops die Digitalisierung von sieben Schulen der Region vorantreibt und den Vertreib indigener Kunstwerke betreibt.
Beim Hochwasser im Herbst des Vorjahres packten an drei Tagen – jeweils sieben bis neun Stunden – Schüler:innen der 4A und 4E sowie der Islamgruppe an, halfen Schlamm wegzuräumen und das Haus einer Familie trocken zu schaufeln. Obendrein organisierte diese Projektgruppe ein Buffet mit traditionellen Speisen aus verschiedenen der Kulturen dieser Schule sowie zwei Benefizkonzerte, bei denen 42.780 Euro gesammelt und an Hochwasseropfer übergeben werden konnten.
Obwohl (Aus-)Bildung in wirtschaftlichen Fächern im Zentrum von Handelsakademien und -schulen steht, legen die sechs Standorte der privaten VBS (Vienna Business School) immer auch Wert auf soziale Projekte. Bei der jährlichen Merkur-Gala (heuer zum 28. Mal) wird eine der echt gewichtigen Statuen wieder neben einem für das beste wirtschaftliche und innovative Projekt an jenes gehen, das die Jury für „best ethical & social“ hält. Eine der Schulen, jene im ersten Bezirk (Innere Stadt) in der Akademiestraße hat darüber hinaus fast genauso lange einen eigenen schulinternen Bewerb um Sozialprojekte, den Amicus.
Zum 22. Mal wurden knapp vor dem 1. Mai diese – vom katholischen Religionslehrer Piotr Kubiak initiierten, längst nicht auf diese Religion beschränkten – Projekte vorgestellt. Drei davon wurden von der Jury, einer von den Gäst:innen der Präsentation mit Engels-Statuen ausgezeichnet. Alle elf erhielten Urkunden, unter anderem aus den Händen der Schuldirektorin. Voll verdient.
Übrigens auch noch Schüler:innen der 3A und 3F, die den Abend der Projektpräsentationen organisiert haben – einschließlich der mehrfachen, umjubelten, teils mit Hand-Taschenlampen wie einst mit Feuerzeugen stimmungsvoll begleiteten Auftritte der jungen Band Ironix (Gesang: Julia Schuster, eGitarre: Elena Kostka, Piano: Nils Bolt, eBass: Elina Arabella Blach sowie Schlagzeug – und Trommelwirbel bei der Eröffnung im Stiegenhaus sowie der Preisverleihung: Paul Gall)
Übrigens: Mit Abschluss des 22. Durchgangs des Amicus-Awards wurden 260 Projekte mit rund 2600 beteiligten Schüler:innen durchgeführt. Aktuell besuchen Jugendliche mit 33 unterschiedlichen nationalen Hintergründen und 16 verschiedenen Religionen diese Schule gegenüber dem Künstlerhaus und dem gleichnamigen Kino.
Alle Projekte – in der Reihenfolge nach den Klassen aufsteigend von den ersten der Handelsschulen bis zu den vierten der Handelsakademie (die fünften befinden sich im Maturajahr) sowie einem fächerübergreifenden – sind in einem eigenen Beitrag mehr oder minder kurz dargestellt.
Die Wände hängen voller Bilder unterschiedlichster Art – von fast fotorealistischen bis zu künstlerisch gestalteten Selbstporträts bis zu Malereien in unterschiedlichsten Stilen. Mitten im erdig-urig wirkenden Projektraum des Wiener Kulturzentrums WuK (Werkstätten-und Kulturhaus) stehen auch noch Tische mit dreidimensionalen Kunstwerken. Darüber hinaus hängt eine Gitterwand voller kreativer Teil- und Ganzgesichtsmasken. Schöpferinnen und Schöpfer der vielen künstlerischen Arbeiten sind 361 Schüler:innen des Kunstschwerpunkts im Gymnasium Boerhaavegasse (Wien-Landstraße; 3. Bezirk).
Die Ausstellung lief leider nur an zwei Tagen – und musste gestaffelt eröffnet werden, da der Raum nicht mehr als 160 Menschen fasst. Da Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… nicht für all die Vernissagen Zeit hatte – an diesen Tagen lief auch das Theaterclubfestival im Vestibül des Burgtheaters mit vier verschiedenen Performances – vereinbarte eine der federführenden und organisierenden Lehrer:innen – eine kleine Interviewrunde aus den ersten und zweiten Klassen vor deren feierlicher Ausstellungs-Eröffnung.
Zoe, Pola und Manes präsentierten ihre drei Masken samt den Gedanken für genau diese Arbeiten, Tamina, Ana und Pauline ihre Plastilin-Monster vor Mini-Staffeleien mit selbst gemalten Bildern.
Zoe bot an, ihre rosafarbene Halbmaske auch aufzusetzen. „Die habe ich aus Karton gemacht – die Maske war schon fertig, aber ich hab die Ohren und aus einer kleinen Schachtel die Nase dazu gebastelt und die Masche mit den vielen kleinen weißen Perlen“, berichtet sie dem Journalisten. „Die Maske soll ein Schwein darstellen. Ich mag Schweine, weil ich die einfach süüüß finde!“
Von einem anderen Tier – und auch das ebenfalls nicht in echt, sondern aus Filmen, Dokus und so weiter – ließ sich Pola zu ihrem Werk inspirieren, von einer Giraffe. Zur Form der Ganzgesichtsmaske bin ich gekommen, weil ich Zeitungspapier auf einen Ballon geklebt habe, der dann als diese verklebten Papierschichten getrocknet waren aufgestochen und rausgeschnitten worden ist.“ Für die zapfenartigen Hörner „habe ich den Karton aus dem Inneren von Toilettenpapier verwendet.“
Die Maske von Manes erinnert aufs erste auch an ein Tier, einen Elefanten. Das aber war nicht das Vorbild ihres Schöpfers. „Das ist ein Teufelsding“, erklärt der – wie seine zuvor erwähnten Kolleginnen, Schüler der ersten Klasse. „Ich war bevor wir diese Arbeit gemacht haben in den Ferien am Grundlsee, dort gibt es viel Teufelsmasken. So eine wollte ich auch machen.“ Was vielleicht auf den ersten Blick wie eine Art Rüssel wirkt, „sollte so eine Art Schnabelmaske wie bei den Pestärzten werden und die Ohren sind so groß, weil das teuflisch wirkt“.
Vom Teuflischen ist es vielleicht nicht so weit zu Monstern 😉 Und so kommen wir nun zur Präsentation der drei schon genannten jungen Künstlerinnen, die aus der Modelliermasse unterschiedliche Monster – das war die Vorgabe der Lehrperson – geformt haben. Diese sollten jeweils in Bezug gesetzt oder gestellt werden zu einer Malerei auf einer Mini-Staffelei (ungefähr Din A7).
Für ihre gelbe, runde Figur mit einer Art grüner Krone nahm Tamina Anleihe bei einer Ananas. „Ich wollte was mit Früchten und Gemüse machen und weil ich Ananas mag, schaut mein Monster so aus! Auf die Staffelei hab ich einen kleinen Apfel gesetzt und gemalt hab ich eine Katze, weil ich sie gern hab und selber welche zu Hause habe.“ Übrigens ist ihre „Monster“-Ananas auch die mögliche Malerin des Bildes 😉 Immerhin hat sie an ihren Fuß eine Mal-Palette und in einer Hand einen Pinsel.
Pauline schuf gleich zwei Monster – und damit auch zwei Staffeleien. Für beide standen die jeweiligen Farben Pate. So malte die Schülerin auf der einen kleinen Leinwand eine große Kerze, deren Flamme kräftig orangefarben leuchtet – entsprechend auch ihr fast kugelrundes Monster mit grauem Hut. Auf dem zweiten Bild schwimmen zwei Schwäne, am Rande des Teiches ist viel Grün zu sehen. Das dazugehörige Monster ist durchgängig grün – mit einer deutlich roten, filigranen Zunge im weit geöffneten Mund. „Da wollte ich auch einen Gegensatz oder Widerspruch darstellen. Schwäne sind ja eher leise, das Bild wirkt auch ruhig und das Monster sollte dagegen sehr laut sein!“
Die 12jährige, dreisprachige Ana – Rumänisch, Französisch, Deutsch – hält ein einäugiges Monster auf ihrer Hand in die Kamera und setzt es danach wieder an eine der Tischkanten. Danach holt sie ihre Staffelei, die sie nicht bemalt, sondern beklebt hat – mit einem grauen Klebeband ist hier nun eine aus Modelliermasse geformte Banane. Eine solche kam übrigens diese Woche auch im Bericht über das Theaterstück „Umami“ der Kompanie Freispiel im Dschungel vor. Und auch hier war natürlich die Inspiration das Kunstwerk von Maurizio Cattelan, der eine echte Banane mit festem Klebeband an einer Wand einer Ausstellung fixierte, die im November des Vorjahres dann um rund sechs Millionen Euro versteigert – und vom Käufer einfach aufgegessen wurde.
Apropos Essen: Schüler:innen der 7. Klassen hatten im Ausstellungsraum ein „Kunstbuffet“ organisiert, das am nächsten Tag von Lehrer:innen betreut wurde. Die Kostproben: Kunstwerke im Postkartenformat.
Die Jury – alphabetisch sortiert: Fabian Beltinger (Schuslprecher der HAK 1), Markus Ernst (Elternverein), Martin Schenk (stv. Direktor der evangelischen Deiakonie und Sozialexperte), Helmut Schramm (Präsident des Schulerhalter, Fonds der Wiener Kaufmannschaft), Béla Szegedi-Székely (führender Manager der Raiffeisen Factor Bank – UND – ehemaliger Schüler der HAK 1, damals selber in einem Amicus-Award-Projekt), Christine Wogowitsch (Präsidentin des internationalen Bildungsnetzwerks Pilgrim) sowie Renate Wolf (Lehrer:innenvertretung der HAK 1) – vergab drei der vier Amicus-Statuen, die vierte wurde vom Publikum gevotet. Infos über die Projekte in einem eigenen – am Ende verlinkten Beitrag.
Die mit der Engelsfigur ausgezeichneten Projekte sind die folgenden
Vor einem Vorhang aus Stoffstreifen in verschiedenen pastellartigen Rot-Tönen performen 15 Frauen reiferen Alters in beigen Mänteln, jede mit einer Krawatte. „Entfalten“ nennt sich ihr Stück, das Ingeborg Apoloner, Ursula del Bello, Simona Edelman, Irene Edtmayer, Gabriele Fahrner, Margareta Gabriel, Sabine Gasper-Mautes, Elisabeth Hofbauer, Barbara Huemer, Caroline Koczan, Ingrid Porzner, Elisabeth Schmidauer, Michaela Storck, Ursula Vita, Eva-Maria Weingart-Jelinek unter der Leitung von Regie: Katrin Artl (Regie) sowie Alexandra Kurčíková (Assistenz und Dramaturgie) in den vergangenen Monaten im Theaterclub 4 des Burgtheaters gemeinsam entwickelt, erarbeitet und geprobt haben.
Was mit den schüchternen, zurückhaltenden Sätzen wie „ich bin nicht bereit dazu. Nein, ich kann hier sicher nicht über Sex reden. Ich weiß ja nicht wie, habe keine Sprache dafür“… beginnt, entfaltet sich nach und nach zum doch zunehmende offenerem Reden und szenischen Spiel über alle möglichen Aspekte von Sexualität und nicht zuletzt jener im Alter.
Von Erinnerungen an die eigenen Jugend, klischeehaften, überkommenen Erziehungs- und Maßregeln, wie Mädchen sich zu verhalten hätten über machohafte Jungs und später Männer, in deren Rollen einige der Darstellerinnen schlüpfen, bis hin zu Puppenspiel mit Stoff-Plüsch-Vulven zwischen den Streifen des oben erwähnten Vorhanges. Diese Streifen (Bühnenbild und Kostüm: Jonas Rissbacher, Alexandra Kurčíková) werden vielfach verwendete Requisiten in so manchen der Szenen.
Obwohl – in vielen westlichen Ländern – Sexualität in Wort und (bewegten) Bildern fast allgegenwärtig ist, wirkt sie im Zusammenhang mit Alter und da nochmals speziell bei Frauen noch immer wie ein Tabu. Dieses brechen diese 15 Frauen Szene für Szene, mal ernst, sehr oft aber auch mit viel (Spiel-)Witz auf, agieren letztlich mehr als „entfalten“, ja eher entfesselt. Ein aufatmender Spruch gegen Ende: „Jetzt beginnt die schambefreite Zeit!“
Mit ihrer Performance stießen die Plus 60-Darstellerinnen beim Publikum jeden Alters auf seeeehr viel erleichterte, befreite und befreiende Zustimmung und den Wunsch so mancher: Das sollten noch viel mehr (ältere) Menschen sehen können.
Vor dem Vestibül des Burgtheaters an der Wiener Ringstraße warten zwei Teilnehmerinnen eines anderen Theaterclubs auf das Publikum und bitten die Zuschauer:innen, kleine Zettel mit Wünschen auszufüllen. Die landen in einer druchsichtigen Box. „Und werden im Rahmen der Aufführung „Sovieldazu“ des Theaterclubs 2 eine gewisse Rolle spielen.“
Die jungen Darsteller:innen stehen in der Mitte der Bühnen – Publikum sitzt ausnahmsweise nicht nur auf der Tribüne, sondern auch an den drei Wänden – im Pulk. Wie eine Mauer umschließen sie einen Großgewachsenen. Alle in grauen Anzügen – und mit eingefrorenem breiten Grinser auf den geöffneten Lippen, die den Blick auf die Zähen freigeben. So verharren sie laaaaange, bis endlich die / der letzte Publikumssitz belegt ist. Hernach tönt aus Lautsprechern eine kurze Ansage – der Kurzbeschreibung des Kommenden wie sie auf der Homepage des Burgtheaters schon zu lesen ist: „Das ist eine wahre Geschichte. Die dargestellten Geschehnisse ereignen sich so jeden Tag und überall. Die Namen wurden geändert. Der Rest wird genauso erzählt, wie er sich zuträgt. So viel dazu …“
Natürlich löst sich nach Beginn die Gruppe bald auf, nach und nach entledigen sich die Spieler:innen auch ihrer Sakkos, teils auch der grauen Hosen und verwandeln sich in höchst unterschiedliche, individuelle Figuren. Leider erst im Publikumsgespräch danach ist zu erfahren, dass sie dabei und dafür Anleihe bei Ovids „Metamorphosen“ mit seinen Sagen aus der griechischen und römischen Mythologie genommen haben, jede und jeder eine andere der Gottheiten verkörpert.
Wie auch immer, selbst ohne dieses Wissen funktioniert vor allem das, was sie selbst in einem halbjährlichen einmal wöchentlichen Prozess an Texten und Szenen (Regie/Leitung: Gunther Eckes & Thelma Rán Guðbjargardóttir ) erarbeitet haben: Kritik an herr-schenden Verhältnissen – im Großen und im sogenannt Kleinen. Anastasiia Yatsenko, Antonia Brandl, Claire Diefenbach, Clara Frische, Claudia Hagenauer, Hannah Gudella, Julian Greilhuber, Julie Ramharter, Leona Wasserscheid, Marie Stonek, Neda Naydenova, Paula Heiplik sowie Regie-Assistentin Amelie Prosser, die für die erkrankte Theaterclub-Teilnehmerin und damit Mitautorin Carolin Wotschke kurzfristig einspringt, vor allem macho-mäßige, patriarchale Alltagsbegebenheiten aufs Korn. Nicht selten auch mit Ironie und Witz. Hin und wieder allerdings mit Szenen aus der (Ur-)Großelterngeneration der jungen Darsteller:innen.
Nicht selten auch mit Ironie und Witz. Hin und wieder allerdings mit Szenen aus der (Ur-)Großelterngeneration der jungen Darsteller:innen. Vor allem aber spielen die Darsteller:innen sehr rhythmisch, immer wieder zack-zack-Schnitt, sicher länger als TikTok-Schnipsel, aber doch sehr oft im Tempo von Online-Videos – und wisch die nächste Szene…
Humor sei ihnen allen sehr wichtig gewesen, betonen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen im besagten Publikumsgespräch. Was auch in dem dichten, abwechslungsreichen, mal klassisch, mal experimentellen Schauspiel deutlich zu erleben war / ist. Und der Umgang mit Wut – ausleben, verhalten, runterschlucken, „zivilisiert“ umformen…?!
Übrigens auch die Musik entstand im Theaterclub – von Daniel Willinger und Moritz Schauer. Die Kostüme steuerte eine Mitarbeiterin des Burgtheaters, Hannah Körber, zum Teil aus dem Fundus, zum Teil speziell dafür angefertigt, bei.
Ach ja, die Wunschzettel des Publikums? Nun, da dieser Bericht schon nach der letzten der wenigen Vorstellungen dieses Theaterklubs on air geht, darf es schon verraten werden: Die werden gegen Ende der Aufführung fast rituell im Kreis aller Darsteller:innen von diesen mit Blickrichtung auf die Zuschauer:innen – zerrissen, ohne sie gelesen zu haben. Das sitzt.
Wer regelmäßig Vorstellungen im Theater im Zentrum, dem kleineren Haus des Theaters der Jugend in Wien besucht, hat beim Betreten des Saals, in dem das jüngste Stück „Mitten im Gesicht“ läuft, vielleicht zunächst ein Déjà-Vu: „Häh, ist das nicht fast das gleiche Bühnenbild wie beim vorigen Stück „Echtzeitalter“? Pixel, dieses Mal nur „aufgeblasen, größer?“
Tatsächlich sind die quadratischen Kästchen, das Innere digitaler Bilder, unabhängig voneinander zum Hintergrund der ganz unterschiedlichen Stücke geworden. Gemeinsam ist beiden, es geht um Zentrales im Leben Jugendlicher. Und bei deren Leben verschwimmen nicht selten auch reale und digitale Welt zu ihrer echten Wirklichkeit.
Basierte „Echtzeitalter“ auf dem gleichnamigen Erfolgsroman Tonio Schachingers über (s)ein Leben in einem Wiener privaten Elite-Gymnasium rund um eine Hauptfigur, der einen Gutteil seines Selbstbewusstseins aus seinen Erfolgen in Bewerben eines Computerspiels bezog, so geht’s bei „Mitten im Gesicht“ eben um eine Nase mit wechselnden Homepage-Url als Art Kapitelüberschriften (Ausstattung: Ulrike Reinhard). Wie die Echtzeitalter-Pixelwände, so sind auch diese hier sehr flexibel. Übrigens – da hat niemand voneinander abgeschaut, die Konzepte für die jeweiligen Bühnenbilder entstanden unabhängig voneinander – einfach Zufall.
Und was für eine. Ihre Trägerin, die 15-jährige Sophie Neumann vermeint, dass sie die größte der Welt ist. Und das ist kein feiner Rekord. Sie findet sich selbst damit unmöglich hässlich – da hilft kein Trost der Oma, die einen ähnlichen „Zinken“ ihr eigen nennt. Denn Mitschüler:innen verspotten sie, „Nasenbär“ ist noch eines der harmloseren Schimpfwörter, mit denen sie ständig konfrontiert ist.
Kränkungen und Selbstmitleid lassen sie gar nicht mitkriegen, dass einem Mitschüler, Paul, in der kleinen Arbeitsgruppe zum Thema Klima, in das sie aufgrund ihres Wissens viel einbringen kann, einiges an ihr liegt. Sie aber will eher dem aufgeblasenen Schönling Leo gefallen. Was ihre Gesichtsmittelgebirge eben verhindert.
Einzig denkbarer Ausweg für Sophie: Eine OP muss her, Nasenverkleinerung. Ihre Freundin Luisa will Gegenteiliges bei ihren Brüsten, „Bienenstich statt Busen“, nennt sie es. Außerdem hat sie das Problem, dass sie auf diesen Paul steht, der wiederum sie nur als Kumpel mag.
In diesem personellen Setting lassen Peter Lund (Text), der schon etliche meist musikalischen Stücke (nicht nur) fürs Theater der Jugend verfasste und Gerald Schuller (Musik) ein 2¼-stündiges Ab und Auf rund um die Hauptfigur und vor allem das Thema Beauty, aber genauso auch Freund- und Kameradschaft und noch Cybermobbing samt Missachtung von Recht aufs eigene Foto ablaufen. Und so „nebenbei“ wird auch so manches rund um das Thema der Arbeitsgemeinschaft, nämlich Klima, angesprochen. Trotz schwungvoller Songs zieht sich – zumindest der erste Teil vor der Pause ein wenig.
Und plötzlich sagt der – nie in Erscheinung tretende – Vater, der strikt gegen einen chirurgischen Eingriff ist, ja zur Operation. Die Nase ist klein, Sophie wunderschön, Leo wird ihr Freund und sie – urgrauslich, eingebildet, überheblich…
Wie die Nase kleiner auf einer Bühne kleiner wird? Es bleibt dem wandlungsfähigen Schauspiel von Lucia Miorin überlassen – und einem Trick, der hier sicher nicht verraten wird. Neben ihr spielen Shirina Granmayeh die kumpelhafte, ein bisschen eifersüchtige Freundin Luisa. Fabian Grimmeisen ist „für einen CIS-Mann ein verständnisvoller, aufgeschlossener Junge“, Jakob Pinter ein „schöner“ Widerling Leon und Altmeisterin Susanne Altschul eine weise Großmutter Constanze Neumann. Insgesamt sind die Charaktere doch vielleicht zu schwarz-weiß klischiert.
„Schönheit beginnt in dem Moment, in dem du beschließt, du selbst zu sein“, zitiert das Theater der Jugend die französische Modedesigner-Ikone (1883 – 1971) auf seiner Homepage der Stückinfo vorangestellt.
Wie groß das Thema für viele Jugendliche tatsächlich ist, zeigte eine für die Plattform Safer Internet Ende 2023 durchgeführte Studie: „Mehr als die Hälfte der befragten 400 Jugendlichen würde gerne etwas am eigenen Aussehen ändern, mehr als 100 der 11- bis 17-Jährigen in dieser Studie (Dezember 2023) hat sogar schon einmal über eine Schönheitsoperation nachgedacht. Großen Einfluss auf das eigene Selbstbild, das sie zu Veränderungswünschen veranlasst, haben vor allem Influencer:innen und generell Social-Media-Plattformen im Internet“, berichtete Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… anlässlich des Safer Internet Tages im Vorjahr – der ganze Beitrag ist unten verlinkt.
Mehrmals sprechen die jungen Protagonist:innen in ihrem Spiel untereinander mit dem Kürzel Wwdt – was würdest du (an meiner Stelle) tun an. Gegen Ende geht diese Botschaft auch ans Publikum. Über einen QR-Code im Foyer des Theaters ist die Teilnahme an einer Meinungsumfrage möglich, ob die Zuschauerin / der Zuschauer an Stelle von Sophie „die Nase machen lassen würde“.
KiJuKU: Gab es eine reale Ausgangsgeschichte – aus deinem Umfeld oder dem Netz für diese Story?
Peter Lund: Nein, Aufgabe vom Theater der Jugend an mich war, nach „Lizzy Carbon und der Klub der Verlierer“ (nach dem Roman von Mario Fesler) wieder etwas für diese Altersgruppe (ab 11 Jahren) zu schreiben. Mich ärgert das schon seit 15 Jahren, dass das wieder so auseinandergeht mit Barbie für die Mädchen und Krafttraining für die Jungs. In meiner Jugend und auch bei Frau Nöstlinger, da war alles nicht so geschlechtermäßig getrennt. Auf das Thema Schönheits-Operationen bin ich gekommen, weil ich das von vielen gehört habe; vielleicht nicht unbedingt mit 15, aber mit 18 geht das richtig los mit sich beschnippeln lassen. Eltern schenken das zum Geburtstag… Und die Jungs rennen ab 15 ins Gym und pumpen. Was da abgeht hat mich sehr interessiert und dann hab ich da sehr lange recherchiert. Als älterer Mensch versteht man das zunächst nicht, und da musste ich erst mal reinkrabbeln in jugendliche Seelen. Da hab ich viel gelernt – auch während der Produktion, das Ensemble ist ja auch recht jung, die haben mir digital auch etliches gezeigt.
KiJuKU: Bist du dann eingetaucht in die TikTok-Welt?
Peter Lund: Ja, so viel ich musste, um’s zu verstehen.
KiJuKU: Und dann war der Plot gleich klar?
Peter Lund: Das war dann eine Art journalistischer Arbeit. Zuerst einmal war die Frage, ob Nase oder Brust. Nur da wäre wohl schnell klar, „du bist bescheuert“, bei der Nase ist zumindest halbe / halbe. Dann kam schnell die Idee mit der Oma. Ich wollte auf jeden Fall die alte Generation drinnen habe. Dann bau ich das so, wen braucht man dafür – den schönsten Jungen, einen besten Kumpel, der nicht ganz so schön ist. Und ich brauchte auch ein Mädchen, das mit ihren Brüsten unzufrieden ist, weil das ja eines der Hauptthemen ist, oder Hintern oder was weiß ich. So kam die Personage zusammen und davon ausgehend entwickle ich dann den Plot. Das ist dann so ein bisschen Heimarbeit.
KiJuKU: Wie kam’s zum Trick, der hier natürlich nicht gespoilert wird, dazwischen mit der veränderten Nase?
Peter Lund: Nun ja, das war recht rasch klar, dass es dazwischen eine längere Passage braucht, wo sie nicht die dicke Nase hat und wie sie sich dadurch verändert.
„Feuersalamander, kannst du bitte, nach dem Runterrutschen, wenn du zum Teich gehst, ein bisschen mit dem Popo wackeln!“ So lautet eine Bitte der Regisseurin an eine der Figurenspieler:innen. Demnächst, genauer am Samstag, dem 3. Mai 2025, steht im Figurentheater Lilarum die Uraufführung von „Rehkitz Fleckchen“ auf dem Programm – bis fast Ende Mai, Details in der Info-Box.
Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr durfte am Tag vor dem 1. Mai bei einer Probe dabei sein. Das meiste sitzt schon, Kleinigkeiten in den Bewegungen der Figuren sowie der Objekte werden noch nachjustiert. Regisseurin Andrea Gergely ist dieses Mal auch die Verfasserin der Geschichte. Und das ist für sie, die seit fast 30 Jahren im Lilarum arbeitet, oft als Puppenspielerin und -bauerin, aber immer wieder auch schon als Regisseurin von Wiederaufnahmen, eine Premiere. Mehr zum Stück und seiner Entstehung in einem eigenen Beitrag – am Ende verlinkt -; hier geht’s darum ein bisschen die proben-Atmosphäre einzufangen und wiederzugeben.
Die Regisseurin sitzt vor dem Laptop, von dem aus sie die voraufgenommenen Texte (Anna Böck, Noemi Fischer, Sven Kaschte, Mathia*s Lenz und Alice Schneider) und die Musik (Komposition: Christoph Dienz; Musiker*nnen: Alexandra Dienz, Christof Dienz, Vinzent Dienz, Walter Seebacher) per Tastendruck startet und entsprechend stoppt, wenn nötig. Parallel dazu arbeiten Florian Scholz und Paul Kossatz (künstlerischer Leiter des Lilarum) daran, noch erforderliche Änderungen bei Lichtstimmungen einzuprogrammieren.
Beim Proben-Lokalaugenschein geht’s nicht nur um den Popo-Wackler des eitlen Feuersalamanders, auf den das Rehkitz Fleckchen trifft, sondern auch darum, wie nah soll die Hauptfigur an diesen Schwanzlurch heranrücken. Später werden noch Feinheiten ausgebügelt, so soll die Reh-Mutter beim Wiedersehen, wenn ihre Tochter nur so hektisch rumhüpft und drauflos sprudelt, wen aller sie getroffen hat, „eher ein bisschen ruhiger stehen, so dass du deine Grazie ausstrahlen kannst“.
Bevor’s in eine Probenpause geht, darf KiJuKU.at die Regisseurin hinter die Bühne begleiten. Hier bespricht sie mit den Figurenspieler:innen Paula Belická, Carlos Delgado-Betancourt, Silence Conrad, Julia Reichmayr und Evgenia Stavropoulou-Traska zwischen den Gestellen für die hohen Bäume noch das eine oder andere Detail, versucht selbst auszuprobieren, wie das Schneckenkriechen vom Rand der Bühne her vielleicht besser in Szene gesetzt werden könnte. Kontert schlagfertig Silence Conrads „ich bin der ersten Brokkoli“ mit „es gibt überhaupt nur einen Brokkoli“, was zur Gegenrede führt: „Aber ich meinte das andere Grünzeug“.
Und währen die Spieler:innen pausieren, erzählt Andrea Gergely, dass ein Rehkitz, das sich am Bein verletzte und von einer alten Frau gepflegt worden ist und dann wieder weiterlaufen kann eine Geschichte ist, „die mir meine Oma in Budapest immer vorgelesen und erzählt hat, als ich ein kleines Kind war. An die hab ich mich erinnert und davon ausgehend hab ich mir dieses Stück ausgedacht und geschrieben.“ Und während sie das dem Journalisten anvertraut, sticht sie mit einer speziellen Nadel immer wieder in Abschnitte eines der gefilzten Bäume. „Es muss immer wieder nachgefilzt werden, weil sich die Wolle mitunter ein wenig löst, wenn die Figuren oder die Spielerinnen und Spieler daran vorbei und ankommen müssen.“
Yoko Halbwidl von der Akademie der Bildenden Künste hat einen Entwurf und ein Modell für das Bühnenbild geschaffen, Hanna Masznyik und Márton Vajda haben sie gebaut „und wir alle haben für die Bäume gefilzt“, die Puppen hat die Autorin und Regisseurin geschaffen. Das was Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… schon sehen und hören durfte, verspricht jedenfalls eine spannende, berührende, abwechslungsreiche ¾ Stunde – immer wieder mit witzigen Momenten – zu werden.
Das, zu diesem Zeitpunkt noch namenlose Rehkitz stolpert nächtens über die Wurzel eines Baumes und verletzt sich schwer an einem seiner Beine. Die Mutter ist unterwegs um Futter zu besorgen, das junge Rehlein kann nicht mehr weiter, weint bitterlich. Und wird von einer älteren Frau gefunden, in ihr Haus im Wald geschleppt und Wundversorgt.
In dem urigen Haus mit großem Kamin – übrigens ein um die Längsachse gedrehter Baum – wohnt auch noch Katze Tzili und rundum flattern Hühner und kräht ein Hahn. Weil das Reh einen großen weißen Flecken auf dem Hals hat, nennt Anna, so die Frau, das Kitz „Fleckchen“.
Wieder gesundet, macht sich das junge Reh nun auf die Suche nach der Mutter – und trifft unterwegs Grashüpfer, Wildschweinkinder und deren Mama, eine Eule mit kleinen handymastartigen Antennen, einen hektischen, geschäftigen Igel – „hab keine Zeit!“ und einen Feuersalamander oder wie Fleckchen der Mutter beim Weidersehen aufgeregt erzählt Feuermalasander…
Somit liefert „Rehkitz Fleckchen“ wie jedes Stück im Figurentheater Lilarum nicht nur eine berührende, spannende, abwechslungsreiche Geschichte, sondern sehr viel zu sehen und staunen – in dem Fall so manche Tiere – und unterschiedliche Arten der Begegnung sowie nicht zuletzt sehr fantasievolle Bäume.
Die Bühne liegt sozusagen vor der Bühne – ein weißer Tanzboden vor der Mädchenbühne auf jenem Teil des Reumannplatzes (Wien-Favoriten), der in einem Mitbestimmungsprozess mit Jugendlichen in ReuMÄDCHENPlatz umbenannt wurde. Auf der Bühne bzw. den Stufen dazu sitzen Schülerinnen und Schüler. Gebannt und gespannt beobachten sie drei Tänzer:innen, die zuvor schon mit Schlafsäcken noch im Arm zwischen den Publikumsreihen bzw. auf dem Platz umhergegangen sind.
Diese Schlafsäcke – noch lange – in ihren Hüllen verwandeln Elias Choi-Buttinger, Kirin España, Jerca Rožnik Novak nun tanzend in eine Art Rugby-Bälle, dann wieder einen davon in eine Trophäe, einen anderen in eine Kugel, mit der die beiden anderen als „Kegel“ umgekickt werden. Oder auch in ganz anderes.
Wer was sowohl in diesen Objekten als auch in einer einzigen, handelsüblichen Zitrone, die durchgängig in dieser knappen Stunde eine große Rolle spielt, sieht oder vermeint zu entdecken – it’s up to you and you and… Die Tanzperformance, die hier ihre Uraufführung feiert, hat zwar einen Titel „Eat sleep dance repeat – Rest in Motion“ (Essen, Schlafen, Tanzen, Wiederholen – Ruhe in Bewegung) und eine Kurzbeschreibung, was vermittelt werden soll.
Aber wie sehr oft gerade bei zeitgenössischen Tanz- oder Urban Dance-Performances kann und wird jede und jeder eigene Bilder und Interpretationen anstellen. Was das Aufgeführte im eigenen Hirn für Verknüpfungen anspricht, und Gedanken auslöst – kann und soll gar nicht vorgegeben werden. Insofern ist der Ort dieser Uraufführung ideal – denn auch der ist, siehe oben, Ergebnis eines partizipativen Prozesses 😉
Die drei Schlafsäcke, später kreativ zusammen gezippt werden zu möglichen Höhlen, Tunnels, einem riesigen Schmetterling, dann wieder einem Kokon sowie – und das ist jedenfalls sicher: Einem eingedrehten fetten Springschnur-Seil für akrobatische- tänzerische Rope-Übungen. Akrobatische Ver- und Ent-Renkungen sind fast immer Teil des Spiels zwischen (Un-)Ruhe und dezidierter Bewegung in Stilen wie Break-Dance, House oder Popping.
Und mit all diesen Bewegungen und den wenigen Objekten erzählen die drei Tänzer:innen (Konzept, Choreografie: Silke Grabinger) dicht und rasant wechselnd, meist rastlos, nur selten mit kurzen Verschnaufpausen Episoden und Geschichten von wechselnden Beziehungen. Mal ist die eine / der andere ins Abseits gedrängt. Oder wird zur Heldin / zum Helden, dann gibt es wiederum enge freundschaftliche Bande zwischen allen dreien oder wechselhaft zwischen Duos auch ein bisschen mehr. Mal geht’s um Konkurrenz, dann wieder um solidarisches Miteinander. Praktisch ständig sind alle in Bewegung und das, was sich untereinander abspielt, ist ebenfalls dauernd im Fluss. Ein Abbild der hektischen Gegenwart mit ständigen Veränderungen, kurzer und kürzesten Aufmerksamkeitsspannen? Alles ständig anders – als Sorge, Angst oder Hoffnung?
Andererseits ist dem griechischen Philosophen Heraklit zugeschriebene kürzest gefasste Spruch seiner Lehre vom Werden und Wandel – panta rhei (alles fließt) – auch schon gut 2500 Jahre alt / jung 😉
Diese Produktion von SILK Flügge (ab 8 Jahren) ist eine Zusammenarbeit mit Junge Theater Wien, das in den Bezirken 10 (Favoriten), 11 (Simmering), 21 (Floridsdorf), 22 (Donaustadt) und 23 (Liesing) seit Kurzem darstellende Kunst für junges Publikum in diese großen Bezirke am Rande Wiens bringen will – oft mit lokalen Partner:innen; in Favoriten CAPE (Haus der guten Hoffnung). In all den genannten Bezirken – und dazu noch in Meidling 812. Bezirk) und Rudolfsheim-Fünfhaus (15. Bezirk) ist die hier besprochene Performance in den nächsten beiden Monaten noch zu erleben – Info-Box am Ende des Beitrages.
Eine riesige rote Zunge ragt von hinter einem Vorhang bis mitten auf die Bühne. In einer erhöhten Nische lehnt eine große, allem Anschein nach aus Pappmaschee hergestellte überdimensionale Zitrone. Knapp unterhalb der Decke hängen Stoff-Gebilde, die an Karfiol (Blumenkohl) und Brokkoli erinnern. Auf und unter einem kleinen Tischchen stehen dafür Schalen mit echtem Obst und Gemüse. Dazu lehnt noch ein Cello in seinem Ständer vor einer kleinen Sound-Maschine. So präsentiert sich im Wesentlichen die Bühne samt Drumherum für das folgende nicht ganz ¾-stündige Stück „Umami“ (ab 3 Jahren) von der „Kompanie Freispiel“. Klar es geht ums Essen, um Genuss und vor allem Geschmack, vielmehr Geschmäcker.
In diesem Umfeld beginnen Caterina Vögel und Antonia Luksch zunächst ausschließlich mit mmmhhh und ähnlichen Lauten, die rund ums Essen bekannt sind, ihr Spiel, in dem die eine der anderen Zwiebel, Schwammerl, Melanzani und sich selbst versteckt. Echte Lebensmittel sowie gebaute Objekte wie die genannten und weitere werden Mittel des Schauspiels der beiden Performerinnen. Die haben „Umami“ gemeinsam mit Anna Schmid entwickelt, die auch Regie führte und – gemeinsam mit Kajetan Uranitsch
– das Stück konzipierte.
Brokkoli und Karfiol werden von der Decke runtergelassen und zu Gewändern der Spielerinnen, in ihrem sehr rhythmischen Agieren. Manchmal besingen sie – zu eigener Streichmusik unter anderem Gemüsesorten. Dabei flechten sie so nebenbei ein, dass Karfiol auch unter Blumenkohl bekannt ist so wie Paradeisern als Tomaten und Kartoffeln als Erdäpfel.
Nach und nach belegen die beiden Spielerinnen / Tänzerinnen / Sängerinnen die große Zunge mit echten und nachgebildeten Lebensmitteln vor den staunenden, gespannten, herzhaft lachenden, manchmal auch reinrufenden Kindern, besingen „süß, bitter, salzig sauer, die Zunge liegt auf der Lauer“. Immerhin hat sie viel zu entdecken und schmecken.
Gegen Ende lösen sie den für manche möglicherweise rätselhaften Titel. Denn neben den eben erwähnten vier Geschmacksrichtungen gibt es eben als fünfte umami. Das aus dem Japanischen kommende Wort für wohlschmeckend und würzig, ist in unseren Breitengraden noch nicht so besonders lange bekannt. Mit Schilderungen wie „Schwammerln mit Tomaten würzig angebraten“ oder in Maki bzw. Salami versuchen sie diese Geschmacksrichtung zu veranschaulichen – als Überraschung gibt es am Ende eine mit Umami-Gewürz versehene ansonsten geschmacksneutrale Kostprobe für alle.
In China hat übrigens schon vor rund 2500 Jahren der bekannte Philosoph Konfuzius die Verwendung eines fermentierten Würzmittels aus Fleisch, Getreide, Salzwasser und Ethanol beschrieben, das später aus Sojabohnen hergestellt wurde. Der Begriff selbst kam erst vor rund 100 Jahren vom japanischen Chemiker Kikunae Ikeda (1864–1936) ins Spiel, der 1909 „umami“ als Name für diese fünfte Geschmacksrichtung vorschlug.
Zwei weitere spannende Objekte (Bühne, Ausstattung: Christopher Schulz; Kostüme, Ausstattung: Maren Lencer) lösen wohl bei den meisten erwachsenen (begleitenden) Besucher:innen Assoziationen aus: Eine lässig an einer Ecke des Vorhangs in lehnender Position hingestellte Hose aus zwei Karotten mit dem Grünzeug dazu als Oberkörper. „Karottenhosen“, vor rund 40 Jahren erstmals modern mit Revival 20 und dann nochmals zehn Jahre später.
Und fast unscheinbar weit abseits klebt eine Banane an der Wand. Eine solche vom Konzeptkünstler Maurizio Cattelan „Comedian“ benannte Klebe-Banane wurde im November des Vorjahres als Kunstwerk bei Sotheby’s in New York für umgerechnet knapp sechs Millionen Euro versteigert. Der chinesische Unternehmer Justin Sun, der sein Geld mit Kryptowährungen machte, war der Ersteigerer. Und er aß das Kunstwerk einfach auf – nur die Banane, nicht das Klebeband 😉
Was übrigens schon von einem anderen Künstler mit dem ersten Original in der Ausstellung gemacht worden war – von David Datuna bei der Art Basel Miami Beach, der seine „künstlerische Intervention folgerichtige „Hungry Artist“ (hungriger Künstler) nannte.
Alles dreht sich ums Meer, genauer um die Welt unter Wasser. Drehen – das ist aber auch Bestandteil aller elf Projekte, die Volksschulkinder aus Wien, Niederösterreich und Kärnten aus Legosteinen gebaut und die bewegten Teile via Tablets programmiert. In der Woche nach den Osterferien haben die Kleingruppen ihre Konstruktionen und die Ideen dahinter im Rahmen der First Lego League im Turnsaal von St. Ursula in Wien-Liesing vorgestellt. Hinter allen Gedanken stecken auch Umweltschutzideen.
So kümmern sich die von der Küstenwache abfahrenden (U-)Boote der Bau AG von einer der drei Gruppen aus der gastgebenden Schule darum, Meerestiere zu einer Putzstation zu bringen, wo sie von Öl und anderen von Menschen verursachten Verschmutzungen gereinigt werden.
Ihre Kolleg:innen von „Masterminds“ – die Gruppennamen haben als Zusatz fast immer den bekannten Markennamen der genoppten bunten Bausteine aus Dänemark – haben eine ganze Unterwasserwelt gebaut. Mit Eingang durch Schleusen können Menschen dort auch von einem Comic- und anderen Läden, ja sogar einer Disco, die schützenswerte bunte Unterwasserwelt beobachten.
Die Submarines haben ihren Gruppennamen auf der Plakatwand sogar mit Bausteinen geschrieben. In ihrer Unterwasser-Forschungsstation kümmern sich die Wissenschafter:innen vor allem um den sogenannten „Milch-Fisch“. Dieses Fantasiewesen sondert Flüssigkeiten ab, mit denen so manche menschliche Krankheit geheilt werden könnte.
Die beiden Gruppen aus dem Kärntner St. Andrä im Lavanttal, der Schule namens Lavantinum, gaben sich englische Tema-Namen mit Anspielung auf die Bausteine. Die „Burning Blocks“ (brennende Blöcke) stellten in ihre Unterwasserwelt aus Lego-Bausteinen zentral auch ein Buch auf: „Ozeane“ aus der Reihe „Wissen to go“. „Dort haben wir gefunden, dass der Dornenkronen-Seestern ein Problem ist, weil er Korallen frisst“, erklären die Kinder dem Reporter. „Nein, der ist nicht ausgedacht, den gibt es wirklich!“, ergänzen sie auf die Nachfrage von Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… und schlossen damit eine Bildungslücke und gleich noch die nächste: „Tritonshörner (eine Schneckenart) sind die natürlichen Feinde dieser Seesterne. Aber die sind vom Aussterben bedroht.“ Menschen sammeln sie gerne wegen ihrer wunderschönen, beachtlichen Gehäuse.
Das U-Boot der Burning Blocks sammelt also sicherheitshalber all die gefräßigen genannten speziellen Seesterne ein, um die Korallen zu schützen.
Ihre Kolleg:innen aus der selben Kärntner Volksschule, die sich den Gruppennamen „Flaming Bricks“ (lodernde, leuchtende Ziegel bzw. Bausteine) warteten mit der vielleicht größten Konstruktion aus, einer Art Unterwasserbühne mit einem U-Boot, das sie so programmiert haben, dass es auf mehreren Ebenen hin und her fährt. Schließlich sammelt es schwebende Mikroplastikteile an und am Meeresgrund hinabgesunkene größere Kunststoffteile. „Aus dem gesammelten Plastikmist werden übrigens Lego-Bausteine hergestellt“, schildern sie ihren Upcycling-Gedanken. Zwecks Kreislaufwirtschaft, wird das U-Boot sowie die Forschungsstation mit aus der Meeresströmung gewonnener Energie versorgt.
… nennt sich die Gruppe aus der Volksschule Pressbaum. Da rauscht ein Hai per programmierter Bewegung aus einer Unterwasserhöhle, bewegen sich Korallen, auf Schienen in der Tiefsee fährt ein Wagen in ein kleines Königreich der Tiere. Der Schranken hält aber Menschen davor ab, denn die Tiere in diesem kleinen Reservat sollen vor den Zweibeinern geschützt werden.
Aus der Ganztags-Volksschule Carlbergergasse (Wien-Liesing) stellen gleich drei Gruppen – so wie aus der gastgebenden von St. Ursula – ihre Projekte vor. Allen gemeinsam: Sie haben sich jeweils ganze Geschichten rund um ihre Unterwasserwelt ausgedacht. Und sie alle tragen – englische – Tiernamen: Penguins (Pinguine), Owls (Eulen) sowie Bees (Bienen). Die haben sie aber nicht für die Teilnahme an der First Lego League erfunden, „das sind unsere Klassennamen“, erklären sie dem Journalisten.
Die Erst-Erwähnten, die sich auf ihrem Plakat auch abgekürzt „Pingu’s“ nannten, ließen in ihrer Story ein Flugzeug mit sechs Forscher:innen ins Meer stürzen. Auf der Suche nach ihnen stoßen andere Wissenschafter:innen auf die 365 Jahre alte Spuck-Qualle mit erstaunlichen Fähigkeiten. „Diese Art kann Mikroplastik fressen und zersetzten. Außerdem „ist unsere Forschungsstation barrierefrei und unsere U-Boot hat Lichtsensor und kann drei Geräusche“, was die Kinder zwar vorführen, aber im Geräuschpegel aller elf ständigen Gruppenpräsentationen auch für die umhergehenden Juror:innen nicht leicht hörbar ist.
Die Owls (Eulen) erfanden einen „Stierfisch“ – „seine Nahrung ist Müll, er ist 1,3 Meter groß und mit dem Putzerfisch verwandt“, erfahren Besucher:innen am Stand dieses Projekts.
Die dritte Gruppe aus der genannten GTVS, die Bees (Bienen) dachten sich sechs Jugendliche aus, die im TV verfolgen, wie zwei Forscher:innen im Pazifik nach besonderen Meerestieren suchen. „Die haben Eis- und Feuerkräfte, wirkt vielleicht komsich, aber es geht um besonderes Feuer.“ Außerdem gibt’s hier eine Höhle mit besonderem Schatz und einen Roboter, den sie programmiert haben, „und der Helfi heißt und sein Propeller filtert Mikroplastik aus dem Wasser, saugt es ein und verwandelt es in irgendwas Gutes“.
Ihren Schulnamen haben zwei Gruppen der offenen Volksschule Knollgasse (Wien-Favoriten) in ihre Team-Bezeichnungen eingebaut: Knollgenieure sowie Knollitasten. Und sie waren die einzigen, die echtes Wasser am Rande ihre üppigen trockenen Unterwasserwelt verwendeten. In einen durchsichtigen, oben offenen mittelgroßen Würfel tauch ihr kleines programmiertes U-Boot auch wirklich ein.
Ansonsten ist ihre Meereslandschaft eine Art Freizeitparadies für Menschen samt Konzerthalle. „Wir haben Spaß am Bauen gehabt, sogar als unsere Landschaft drei Mal zerstört worden ist, haben wir sie wieder aufgebaut. Es geht ja darum, Spaß dabei zu haben und am Leben überhaupt“, erklären die Knollgassen-Kinder dem KiJuKU-Berichterstatter.
Ach ja, irgendwann in diesem Bericht ist auch eine Jury erwähnt. Die Jurorinnen und Juroren schauten sich alle elf Projekte genau an, stellten Fragen und vergaben Auszeichnungen an alle – angepasst an die jeweilige Unterwasserwelten von „kreative Forschungsstation“ über „lebendige Unterwasserwelt“ bis zu „spannende Forscherreise“.
Jedenfalls zeigen die Teamarbeiten, was alles in Schulen so „abseits“ und oft „nebenbei“ passiert, Spaß macht, Kreativität und viel mehr fördert: Sich auf ein Thema einigen, dazu recherchieren, die Arbeit auf- und einteilen, sie konsequent auch durchführen und nicht zuletzt zu überlegen, was und wie präsentieren wir unsere Konstruktion und die Gedanken und Ideen dahinter.
„Nicht genügend, setzen!“ – So „begrüßt“ der Schauspieler Sven Kaschte die Jugendlichen in der mobilen, vom niederösterreichischen Landestheater für Klassenzimmer gedachten, Version des Klassikers „Der Schüler Gerber“.
Die drei Worte sind offenkundig die Lieblings-Aussage des Lehrers Artur Kupfer, allgemein in der Schule und darüber hinaus als „Gott Kupfer“ bekannt und benannt. Er ist der absolute Gegenspieler des Schülers Kurt Gerber, Spitzname Scheri (abgeleitet von Geri für Gerber „und daraus entstand, Gott weiß warum, Scheri“ – Zitat aus dem Roman von Friedrich Torberg, Originaltitel 1930 „Der Schüler Gerber hat absolviert“).
Auch wenn das Buch nunmehr fast 100 Jahre alt ist, selbst die berühmte Verfilmung auch schon mehr als 40 Jahre zurückliegt (1981, Drehbuch und Regie: Wolfgang Glück), so hat das Grundthema (viel zu wenig) von seiner Brisanz verloren: Es gibt (noch immer) Lehrer:innen, heute deutlich pädagogisch gebildeter als damals, die in autoritärer Manier Schüler:innen abkanzeln, nieder und fertig machen.
Und so braucht es nicht viel, damit der Schauspieler (Inszenierung: Verena Holztrattner, Dramaturgie: Thorben Meißner) aus dem auf eine Schulstunde gekürzten Romantext (ca. 350 Seiten) ein leider zeitloses Stück macht. Ein großer roter Knopf als Buzzer auf dem mittig gestellten Tisch vor den Reihen der Schüler:innen ermöglicht ihm Pausen-Läuten oder Musik am Laptop zu aktivieren; nahe ran an das Publikum, die eine oder andere Person direkt ansprechen, sie ersuchen, beispielsweise den Vater Kurt Gerbers zu sprechen (Kärtchen mit den Texten überreicht Kaschte aus dem Sakko) oder gar ihn selbst in einem Dialog mit der von ihm angehimmelten Lisa sprechen lassen…
Beim Lokalaugenschein von Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… im Souterrain einer Expositur der BASOP / BAfEP (Bundes-Bildungsanstalten für Sozialpädagogik und Elementarpädagogik) jedenfalls waren die Jugendlichen zweier dritten Klassen die ganze Zeit gespannt dabei, trotz fast ständig vorbeirauschenden Verkehrslärms. In der anschließenden Reflexion mit aus der Theaterpädagogik entliehenen Mitteln konzentrierten sich Gespräche rund um die Themen des (nicht) sprechen Könnens über Gefühle – ausgehend von Kurt Gerber. Und über das noch immer allgegenwärtig als Damoklesschwert über Schüler:innen hängende „nicht genügend“. Das oft nicht nur eine Leistung beurteilt, sondern die ganze Person abwertet.
Der Roman endet mit einer „Zeitungsmeldung“, die besagt, dass der 19-jährige Schüler Kurt Gerber durch einen Sprung aus dem dritten Stock seiner Schule starb – vor Bekanntgabe der Ergebnisse der mündlichen Matura; mit besonderer Tragik, dass er bestanden hatte. Die Klassenzimmer-Variante des NÖ-Landestheaters endet hingegen damit, dass der Schauspieler als Kurt Gerber den Raum durch die Tür verlässt und das Ende offenlässt.
Wäre schön, wenn ein derartiges Stück nur mehr als historische, längst überwundene Episode gespielt werden könnte. „So arg ist es bei uns nicht, aber dass sich manche Lehrerinnen oder Lehrer einzelne Schüler:innen rauspicken, die sie niedermachen, das gibt’s schon bei uns auch“, meinte vor fünf Jahren ein Jugendlicher nach dem Stück „Der Schüler Gerber“ im Foyer des Jugendtheaters Next Liberty in Graz (in einer Fassung von Felix Mitterer) zum Journalisten, damals noch für den Kinder-KURIER. Der Gott Kupfer ist wie unsere Englisch-Lehrerin sagten Schüler:innen nach einer „Gerber“-Inszenierung (ebenfalls der Mitterer-Version) im Dschungel Wien.
wenn-lehrer-schueler-mobben -> noch im Kinder-KURIER
Alles dreht sich um eine mysteriöse Puppe. Fotograf Sam Hendrix hat sie von einem Flug von Kanada nach New York von einer Sitznachbarin im Flugzeug ausgehändigt bekommen, mit der Bitte, dass sie diese bei ihm später abholen könnte. Plötzlich ist die Puppe weg. Die Frau, die sie holen wollte, liegt ermordet in einem Müllcontainer in der Nähe. Sam wird zu Fotoshootings am Rande der Stadt gerufen. Bei Susy Hendrix tauchen dauernd Leute auf, die ebenfalls die Puppe wollen.
Plötzlich scheint Sam verdächtig. Turbulentes Hin und Her, so manche der Figuren sind nicht solche für die sie lange gehalten werden… – das zu verraten würde aber schon einen Gutteil der Spannung des mehr als zweistündigen Abends mit so mancher Wendung samt einigen Leichen zerstören. Auch wenn manche vielleicht die Story von „Warte, bis es dunkel ist!“ von Frederick Knott (erste Filmversion: 1967; Regie: Terence Young; Drehbuch: Robert Carrington; u.a. mit Audrey Hepburn, die für ihre Hauptrolle für einen Oscar nominiert war; und Remake als „Das Penthouse“, 2013) kennen könnten.
Wer gehört zu den Guten, wer eher zu den Bösen, wer hat was getan oder nicht – das wogt bei Nicht-kennen der Story ganz schön hin und her. Die Schauspieler:innen, vor allem Marion Rottenhofer als Maggie Talman und Nagy Vilmos als Carlino, lassen da das Publikum aber auch ganz schön im Dunklen tappen. Nur Edward Lischka als Roat ist zwar wandelbar in seinem Auftreten, aber bald als einer der Bösewichte durchschaut.
Durchschaut vor allem von Elisabeth Kofler als Susy Hendrix. Sie ist die Ehefrau des Fotografen und als Figur (nicht als Schauspielerin) blind. Aber nicht, wie in der Version von vor mehr als einem halben Jahrhundert hilfsbedürftig, sondern sehr tough und eigenständig. Und so kann sie, was Menschen, die nichts sehen, zumeist sich angeeignet haben: Viel genauer hören. So checkt Susy, die erst vor recht kurzer Zeit bei einem Unfall erblindete, dass ein alter Mann, der bei ihr auftaucht, derselbe ist wie der junge, anfangs verklemmte musterschülermäßige und später forsche Böse Mister Roat – allein am Geräusch seiner Schuhe erkennt sie, dass es sich um ein und denselben Typen handelt. Kofler spielt diese Hauptfigur so, dass manche im Publikum zumindest zeitweise dachten oder wenigstens darüber grübelten, ob die Schauspielerin wirklich selber blind ist.
Ist sie nicht. Er habe aber, so Regisseur Christoph Prückner, nach der vielumjubelten Premiere im großen Saal des Theater Center Forum in Wien-Alsergrund, auf Frage von Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… „sehr lange gesucht, aber in Österreich keine einzige blinde Schauspielerin gefunden, es gibt nicht einmal eine in Ausbildung.“
Was der Regisseur – und das gesamte Team – aber gemacht haben: Hilfe geholt bei einer Expertin: Janine Zehe. Sie ist Sprecherin von Hörspielen, arbeitet in der Hörbücherei des BSVÖ (Blinden- und Sehbehindertenverband Österreichs), kommt aus Hamburg, wo sie „semiprofessionelle Schauspielerin für sehende Profis und blinde Laien“ war. Was übrigens noch immer – wie sie KiJuKU verrät – ihre Leidenschaft ist. Singen gehört auch dazu, und sofort gibt sie eine Kostprobe ihres Könnens, aus dem Sitz heraus, ohne Einsingen – dem Ensemble, das sich zum Nachgespräch mit dem Reporter auf der Bühne versammelt hat, stockt der Atem, der Journalist bekam, wie er gestand, Gänsehaut.
Janine Zehe fungiert in diesem Theaterstück als Erzählerin, hat die entsprechenden, getakteten Texte, als Sprecherin vorher aufgenommen und gegen Ende der proben auch als Korrektiv der Inszenierung agiert.
Denn diese Aufführung wurde vom Regisseur von Anfang an gedacht als eine, die blinde und sehende Menschen gemeinsam erleben können. So manches Theater bietet eine Handvoll Aufführungen pro Saison mit Audio-Deskription an. Blinde und sehschwache Besucher:innen kriegen einen Knopf ins Ohr und das Bühnengeschehen wird für sie beschrieben. Hier ist jede Vorstellung gleich – und für Sehende vielleicht anfangs gewöhnungsbedürftig.
So bleibt es gleich zu Beginn einmal zappenduster, sogar die Notbeleuchtung geht aus. Und für alle ist Zehes Stimme zu hören, die beschreibt, dass der Vorhang noch zu ist, nun aufgeht, ein wenig Licht angeht samt Beschreibung dessen, was auf der Bühne so herumsteht – von der Couch bis zum Kühlschrank, einigen Treppen bis zur Eingangstür und einer halb-offenen Tür zu einem weiteren Raum… (Bühne: Erwin Bail) – eine Art „bebildertes Hörspiel“ wie es der Regisseur nennt.
So und ähnlich spielt es sich den ganzen Abend ab, bis hin zur Ausstattung mit weißen Fotos an der Wand und einer unbedruckten Zeitung– und somit ist dieser ziemlich innovativ – für Österreich, Inklusion einmal von der anderen Seite angegangen. Aber, so Regisseur Prückner: „Selbst am Broadway wurde das Stück erst 2017 zum ersten Mal mit einer blinden Schauspielerin besetzt.“
Und er ist eine Wohltat für blinde Besucher:innen. Eine davon erzählt KiJuKU.at: „Ich gehe oft und gern ins Theater, leider gibt es noch nicht sehr viele Vorstellungen mit Audio-Description. Aber so wie da, das ist neu, sogar die Programmzettel gibt es in Braille-Schrift.“ Die tastbare Schrift aus erhabenen Punkten feiert übrigens heuer ihren 200. Geburtstag.
Von Anfang an war klar, Susy Hendrix ist Frau über ihr Leben – im Gegensatz zur Originalfassung. Sie checkt nicht nur alles, weiß, wie sie sich wo bewegen muss, kennt aber auch – da kommt aus den Dialogen hervor – natürlich zielsicher ihre Wege in der Stadt. Und sie lässt sich nie und nimmer bevormunden, verfolgt auch ebenso zielstrebig Auswege aus der verworrenen kriminalistischen Situation, selbst in den brenzligsten Situationen. So „nebenbei“ gibt sie dem Publikum über Szenen im Stück so manchen Alltags-Rat mit auf den Weg. Kommt es doch leider nicht so selten vor, dass Menschen im Gespräch mit Blinden mitunter lauter werden: „Ich kann ganz gut hören!“ löst so manches „Aha“-Erlebnis aus;)
Eine weitere wichtige Figur im gesamten Geschehen ist die der Gloria, einer ungefähr 12-jährigen Nachbarin mit dicker Brille und Augenklappe. Diese Pubertierende, glaubhaft gespielt von Iris Pollak, hat Auge(n) nur für den Fotografen Sam, himmelt ihn an und ignoriert Susy, ja mobbt sie sogar ein wenig an. Letztlich freunden sich aber die Frau und das Mädchen ziemlich an und tricksen die Gauner:innen aus. Auch mit demselben Antrieb: Wir sind selbstständig und auf keine der Männer angewiesen.
Florian-Raphael Schwarz als dieser Fotograf und Ehemann Sam hat eher nur kurze Auftritte zu Beginn und gegen Ende, ist aber nicht nur Liebender, sondern auch noch Lernender im Umgang mit seiner selbstbewussten Ehefrau und deren Handicap. Einen Kürzest-Auftritt hat Benjamin Lichtenberg ganz am Ende, den Großteil des Abends handhabt er Licht- und Tontechnik.
Neugierig schaut die schwarze – oder auch nur schwarz gezeichnete – Katze vom Giebel eines Daches auf ein Hügelchen hinter Häusern gegenüber. Dort sitzt ein offenbar alter, ergrauter Bär auf einer Bank und schaut recht traurig zu Boden. Das ist die erste Doppelseite des poetischen und berührenden Bilderbuchs „Wenn der Wind vom Meer erzählt“ – geschrieben und illustriert von Sonja Stangl.
Der Bär war hier neu aufgetaucht. Die Menschen kamen, bestaunten ihn, wollten mit ihm reden – aber er reagierte nicht. Sie machten sich zwar den einen oder anderen Gedanken, weshalb; ob es an der Sprache, an seinen Ohren oder woran auch immer liegen könnten. Blieben dann aber aus.
Außer einem Kind, das zur Ich-Erzählerin ab der dritten Doppelseite wird. Sie bastelt aus Karton eine Art große, offene Tüte. So wird ihre Stimme wie in einem Megafon lauter, der Bär kann sie hören. Zum ersten Mal erhellt sich seine Miene, die beiden kommen ins Gespräch.
Und der Bär beginnt davon zu erzählen, dass er vor allem die Geräusche der Natur vermisse, seit er nicht mehr gut hören kann. Das Kind dreht einfach den Trichter um und so kann der Bär nicht nur sie, sondern auch wieder den Wind, das Wasser und noch viel mehr wunderbare Geräusche und Töne vernehmen – und er nimmt die Erzählerin mit in den Wald, an den Bach, ans Meer, in den Regen.
Da es sich um kein Hörbuch handelt, erklingen all diese Geräusch natürlich nicht direkt aus den Buchseiten, aber über die kurzen, knappen Texte und die eindrucksvollen Bilder, entstehen vielleicht in deinem Kopf die beschriebenen und gezeichneten Töne – so du solche selber schon einmal gehört hast. Wenn nicht, ist es vielleicht ein Anlass, sich aufzumachen in die Natur und ihr zu lauschen. Vieles davon bleibt dann sicher „ewig“ lang in dir hängen wie es vielleicht auch Gerüche sind, selbst wenn du dann nicht an diesem oder jenem Ort weilst.
So ergeht’s dem Kind im Buch auch am Ende als der Bär eines Tages nicht mehr da ist: „Obwohl sein Platz jetzt leer war, hatte Bär mein Leben voller hinterlassen.“
Drachen – sind längst aus dem Eck der bösen Monster befreit. Jahrhundertelang standen sie für Sagen und Geschichten von feuerspeienden, ur-argen Wesen, die a) Prinzessinnen rauben und b) von jungen Rittern besiegt werden mussten. In anderen Kulturen, etwa der chinesischen, gelten Drachen eher als Glückssymbol, stehen für Weisheit und Güte.
Aber auch bei uns quellen seit Jahrzehnten Geschichten aus Büchern, Filmen, Musicals und Theaterstücken, die das eine oder andere Exemplar dieser Fabelwesen ziemlich anders zeichnen – nicht zuletzt der kleine Grisu, der am liebsten Feuerwehrmann werden möchte.
Dass sich machen auf Drachen reimt, schlägt sich auch als Titel einiger Kinderbücher nieder. Ganz druckfrisch ist ein knallbuntes Bilderbuch namens „Drachen machen Sachen“ (Text: Mathias Jeschke, Illustration: Artur Bodenstein). Jede der zwölf Doppelseiten widmen sie einem anders aussehenden, anders handelnden Drachen. Obendrein hat der Autor diesen Wesen jeweils sehr fantasievolle Bezeichnungen bzw. Namen verpasst und dessen Hauptzweck immer in einen kurzen Reim gefasst.
Das beginnt mit „Norburga, ein Nasenherziger Wellenschwanz, vollführt ihren alle verzaubernden Flammentanz.“
Manche Reime grenzen fast an Zungenbrecher, die Namen gehen nicht immer nicht über die Lippen, etwa Woggmonn, Schorrgoppa oder Fommtocka.
Aus der kunterbunten Schar mit oft liebenswerten Vorlieben sticht einzig und allein Torsmolla in einem fast durchgängig düsteren Schwarz-Weiß Bild hervor. Doch seine Aufgabe ist auch eine sehr ernste: „Torsmolla, ein angsteinflößende Schwenkflügler jagt die übelbösen Kinderprügler.“
Ein alter Lustgreis mit Glatze und Brille – mit einer derartigen Perücke verwandeln sich fast alle Schauspieler:innen des Abends in diese Figur – wandelt der Regisseur durch die verschiedenen Räume des Wiener Off-Theaters, das sich in bei „006.Am.Psychosee“ von „das.bernhard.ensemble“ (Regie / Konzept: Ernst Kurt Weigel; Konzept/Immersiv-Expertin: Christina Berzaczy) in verschiedenste Stationen eines Filmsets verwandelt.
Der Typ ist eine Legende des österreichischen Films. Neben der Verfilmung von „Der Bockerer (Theaterstück von Ulrich Becher und Peter Preses) rund um den schlawinerischen, leicht widerständigen, Fleischhauer, ist Antel aber vor allem für frühe, seichte Soft-Porno-Komödien berühmt geworden. Das Plakat für einen solchen Film, „Wenn Mädchen zum Manöver blasen“, hängt in der „Rezeption“ des Theater-/Film-Etablissements, in dem die Tour durch das Set beginnt. „Alles Sommerfilme, die Mädchen sind sehr leicht bekleidet“, versucht einer der Tour-Guides augenzwinkernd zu beschönigen.
Der große Filmemacher, der sich in seiner Autobiographie noch mehr oder minder zum Erfinder von allem überhöhte, war aber in der Szene auch bekannt für seine übergriffige, missbräuchliche Art. Und das steht bei diesem Theater-Abend im Vordergrund. Kaum wird „der Franz“ eines weiblichen Wesens ansichtig – ob Darstellerin, Kamerafrau, Tonangel-Halterin, schon geraten seine Grapsch-Finger in Zuckungen.
Alles das, was bis zur Me-Too-Bewegung nach dem Aufdecken von Harvey Weinsteins sexuellen Belästigungen und mehr sozusagen „nur“ ein offenes Geheimnis war und nun zum No-Go samt Verurteilungen von Tätern wurde, wird in den verschiedenen Räumen angespielt und von so manchen Opfern mit lapidaren „das gehört halt dazu“ mitgetragen.
Zum einen schwingt sozusagen mit, zum Glück wurden solche Missbräuche aufgedeckt, wenngleich sie noch immer nicht völlig überwunden sind, zum anderen kann die Drastik mit der hier gespielt wird, wenngleich ins Karikaturhafte verzerrt (unterschiedlich gespielt von Sophie Resch, Christian Kohlhofer, Christina Berzaczy, Leonie Wahl und besonders provokant Rina Juniku), auch ganz arg triggern. Weswegen für den Theaterabend einerseits eine entsprechende Warnung gegeben wird. Und, das noch viel besser und vor allem neu in der Szene: Unter den vielen Räumen des Off-Theaters, das diesmal – wie schon vor zwei Jahren bei „Die.Stunde.Shining“ – in seiner Gänze bespielt wird, steht einer unter dem Titel Safe Space (sicherer Raum) zur Verfügung.
Wem das Gesehene und Erlebte zu weit geht, kann sich hier vorübergehend zurückziehen. Das machen hin und wieder auch die eine oder der andere von den Schauspieler:innen – und steigen hier aus ihrer Rolle / ihren Rollen (viele switchen) – aus. Ein Beispiel das (Theater-)Schule machen könnte, wo es angebracht scheint.
Ob immersiv wie hier oder im Mash-Up von Peter Handkes „Die Stunde da wir nichts voneinander wussten“ und Stanley Kubricks „The Shining“ (nach dem gleichnamigen Roman von Stephen King) oder auch in den „nur“ Bühnenstücken verknüpft „das.bernhard.ensemble“ seit Jahren einen Film (in diesem Fall „00 Sex am Wörthersee“) mit einem Theaterstück. Der zweite Teil des Titels „Psychosee“ basiert auf Sarah Kanes „4.48 Psychose“. Die britische Dramatikerin, die in ihren fünf innovativen mit vielen Konventionen brechenden Theaterstücken einen Bogen vom Bürger- über Familien-Krieg bis zum Inneren Kampf mit sich selbst bis zu ihrem Freitod spannte, wandelt als irritierender Geist (Yvonne Brandstetter, die als einzige in keine andere Rolle schlüpft) durch die Stationen des Filmsets. Mal verkörpert sie als direkter Gegenpol eine Darstellerin, die Besucher:innen ersucht, sie zu berühren, um ihre eigenen Grenzen zu spüren, begleitet von Leonie Wahl als Intimitäts-Coach – ein mit Me Too neu erschaffener Berufszweig. Mal wälzt sie sich nackt in klein geschnittenem Kraut – als Symbol für das angeblich so berühmte Szegediner Krautfleisch, das Franz Antel für Hunderte Gäste zubereitete; wohl eher zubereiten hat lassen.
Die schon genannten Franz-Antel-Darsteller:innen verkörpern immer auch noch – mindestens – eine weitere Rolle – vor und hinter der Kamera. Ergänzt wird das Schauspiel-Ensemble von Bernhardt Jammernegg als Ton, Kamera-mensch sowie Handwerker, Matthias Böhm (Produzent / Kamera-Mensch / Schmäh-Schreiber) und Mastermind Ernst Kurt Weigel als einer der Tour-Guides sowie in verschiedenen Kostümen (Julia Trybula) für F.A.s Mode-Schau. Musik (Rafael Wagner) und teils schockierende Visuals mit Einsatz von viel KI (Evi Jägle) runden den immersiven, intensiven, fast an, für manche auch über die Grenzen gehenden Abend ab. Der trotz dessen auch von viel sarkastischem Humor lebt. Und in der Figur der vielen Franz Antels vielleicht ein wenig auch Anklänge an Sarah Kanes „Gier“ hat – ein Stück, in dem sie vier Personen ein Leben teilen lässt. Nicht zuletzt lässt sie die Stimme eines alten Mannes Begierden eines Menschen sagen, der andere missbraucht.
Volkshalle im Wiener Rathaus, ein Ort für viel Veranstaltungen – nicht selten auch „nur“ Back-Stage für Künstler:innen, die ihre Auftritte auf der Bühne im gleich angrenzenden Arkadenhof haben. In den Sommerferien – meist in der vorletzten Woche gegen Ende August – gehört die Halle und der Hof Kindern für ihre eigene Stadt. Bei „Rein ins Rathaus“ üben sie alle Jobs aus, verdienen dabei Holli Cent, die hier gültige Währung, wählen täglich ihre eigene Regierung, stimmen über Gesetzesvorschläge ab – UND produzieren ihre eigenen Medien – vom Stadt-TV bis zur Tageszeitung.
Und hier schließt sich der Bogen zu einem Event knapp vor den Osterferien. Da gehörte ein Gutteil dieser Halle mehr als 200 Oberstufen-Schüler:innen aus dem privaten Gymnasium Sacre Coeur (Wien-Landstraße), in ihrer Funktion als Teilnehmer:innen der campus.a-Journalismus-Akademie.
campus a – sicher nicht ganz zufällig Namens-Ähnlichkeit mit der Edition, die ebenfalls „nur“ den ersten Buchstaben unseres Alphabets trägt – will einerseits Plattform für seriöse journalistische Beiträge sein; inspiriert vom legendären, jahrzehntelangen Journalisten Hugo Portisch (1929 – 2021). Und andererseits sollen über die genannte Akademie Jugendliche in Schulen Zugang zu diesem mittlerweile heftig umkämpften Gebiet gewinnen können.
Der aktuelle US-Präsident schleuderte schon in seiner ersten Amtszeit seriösen Medien wie CNN und anderen immer wieder „Fake News“ an den Kopf, sperrt nun in seiner neuen Machthaberschaft ernsthafte Medien aus seinen Medienterminen aus. Gleichzeitig geben sich (parteipolitische) eindeutige Propaganda-Kanäle als journalistische Medien aus, wollen dafür einschlägige Förderung, ein Politiker bezeichnete kürzlich ein österreichisches Qualitätsmedium als Sch… blatt verbunden mit der Drohung, die Medienförderung dafür einzustellen, wenn seine Partei an der Macht ist.
Fakten-Check, sorgfältiges Recherchieren, Fairness, Respekt, Wahrheit, sozusagen Fakten statt Fake, Trennung von Bericht und Kommentar… – das will die Akademie Schüler:innen vermitteln – durch professionelle Journalist:innen. Etwas, das übrigens auch die in mehreren U-Ländern arbeitende Initiative Lie Detectors mit Kurz-Workshops von Journalist:innen in möglichst vielen Schulen oder die ebenfalls EU-vernetzte Initiative Safer Internet, der Fake-Hunters-Tour des ISTA (Institute of Science and Technology Austria, Exzellenz-Uni Klosterneuburg) und nicht zuletzt die Demokratie-Werkstatt des Parlaments seit vielen Jahren machen.
Die campus a Akademie ist derzeit in sieben Schulen Wiens, Nieder- und Oberösterreichs am Werk. Mit der Veranstaltung in der Volkshalle des Wiener Rathauses war nicht nur die Präsentation in einer größeren Öffentlichkeit verbunden, sondern auch eine Praxis-Lecture. ORF-Redakteurin Ambra Schuster, die Nachrichten und Themen auf TikTok für diesen Kanal artgerecht aufbereitet und damit jüngere Menschen mit seriösen Infos dort versorgt, wo sie „zu Hause“ sind, stellte sich – moderiert von campus a-Chefredakteurin Lara Wagner – Fragen von Schüler:inne. Anschließend gab sie Praxisbeispiele für gelungene Interviews mit drei der Jugendlichen, die sich gemeldet hatten. Auf der Bühne fanden nicht nur die Live-Interviews statt, sondern wurden auch die Vorgespräche dafür öffentlich – weil die überwiegende Mehrheit der Anwesenden das so wollte – für alle hör- und sichtbar.
So war zu erfahren, dass der 17-jährige Leonhard gerne Sport betreibt, am allerliebsten Schach. Die Schule hat bei ihm „nicht so einen hohen Stellenwert“. In jenen Fächern, die ihn interessieren, sei er super gut, in die anderen stecke er ein bisschen Arbeit rein.
Seinen Bruder (14) und ihn „unterscheide sehr viel, er ist sehr gut in Programmieren und Sprachen“.
Leila (17) brennt leidenschaftlich für Naturwissenschaften, vor allem Physik und Astronomie, beschäftigt sich aber auch viel mit Kunst, malt und schreibt. Seit gut zehn Jahre wisse sie, dass sie erst Physik im Bachelor studieren wolle, um ein Masterstudium in Astronomie anzuschließen. Am liebsten würde sie danach in die Forschung gehen.
Derzeit aber zentriere sich alles um die Schule, „ich bin in der 8. Klasse und maturiere. Es geht nicht nur ums Durchkommen, sondern um gute Noten“.
Sie haben ein großes Zuhause – „mit neun Geschwistern und Eltern und wir verstehen uns alle sehr gut“.
Mit Elena hatte sich auch eine deutlich Jüngere für die Live-Interviews auf der Bühne gemeldet. Sie betreibe gerne Sport, ist an Sprachen interessiert – Englisch, Deutsch, Spanisch und schreibt gerne eigene Texte.
Im Gegensatz zu den beiden Mitschüler:innen davor ist sie Einzelkind, „auch sonst hab ich nicht wirklich eine große Familie“ Sie lebt „mit Eltern und einer Katze in einer Wohnung“.
Weil der Titelheld ein Hase ist und ein besonderes Ei bald nach Beginn eine große Rolle spielt, passt diese Buchbesprechung von „Hase Hollywood und das Geheimnis des Drachenlandes“ wohl ganz gut zu Ostern 😉 Ist aber ein zeitloses Vergnügen, das indirekt eine Fortsetzung anklingen lässt.
Schon die Vorgeschichte zur abenteuerlichen Reise von Punkrock-Katze Kate, kochender Maus Giovanni, dem namenlosen Affen und seinem vorübergehenden Adoptivkind, Drachhorn Chili sowie dem Titelhelden Hase Hollywood ist spannend. Sie und dazu noch Nilpferd Mama Lu und einige andere ungewöhnliche Tiere leben an dem was „Ende der Welt“ genannt wird und kümmern sich um ein Gasthaus namens „Zum fröhlichen Pups“.
Also nicht wirklich, eigentlich hieß es „Zum fröhlichen Oktopus“, die erste vier Buchstaben haben sich im Verlauf der Jahre vertschüsst und ein Matrose, der einst einkehrte und freche Scherze auf Lager hatte, bastelte ein P und nagelte es zwischen U und S… Was Kapitän Möhrchen sehr ärgerte. Aber so oft er es entfernte, fand sich wer, der eine neues P zimmerte, knüpfte oder was auch immer.
Möhrchen war ein Uropa von Hibiskus Martini Knackwurst Hollywood – alle Vornamen haben eine Bedeutung, jener der US-amerikanischen Filmproduktions-Stadt rührt von Vorlieben der Eltern des Hasen. Der selbst steht eher auf Bücher, liest, sofern er nicht im Gasthaus arbeitet, ständig.
Eines Tages taucht im „Pups“ der weltweit gefürchtete Pirat Captain Grünzahn auf – mit seltsamen Speisewünschen, die den Koch fast zur Verzweiflung brachten, zum Beispiel Pommes mit Erdbeereis, Spinat mit Schokosauce, Apfelstrudel mit Hühnerhaxen…
Aber, bei seinem überstürzten Aufbruch vergaß er einen alten Leinensack, den er unter den Tisch gelegt hatte…
Von dem Abenteuer selbst, du dem die eingangs genannten Tiere und das Drachhorn aus ganz speziellen Gründen aufbrachen – mit Hilfe eines schwimmenden und per Ausklapp-Rädern auch an Land fahrenden Schiffes, ausgedacht und gebaut von Erfinderkatze Dimitri, sei hier gar nicht viel gespoilert, höchstens erwähnt, dass sie auf eine Hexe treffen, auf „Wuffel-Puffel, ein Sumpf-Monster und noch viel mehr.
Die rund 200 Seiten lesen sich recht flott, sind vor allem zum Vorlesen gedacht, bringen viele Wendungen und Überraschungen, samt so manchem Sprachwitz und vor allem sehr vielen bunten (hand-)gemalten Bilder. Auf diesen lassen sich selbst beim wiederholten Betrachten immer wieder neue Details entdecken. Und auf Seite 187 findest du in einer kleinen Fußnote sogar indirekt eine Anregung, nochmals alle Bilder nach einem Tier abzusuchen.
Über eine ungewöhnlich ausführliche Lese- und Schauprobe kannst du dir mehr Einblick in die Story verschaffen. Die gibt’s kostenlos auf der Website des Verlages, der offenbar genau für dieses Buch und mögliche Fortsetzungen gegründet wurde – und ist unten am Ende des Beitrages in der Info-Box verlinkt. Das Buch gibt es auch als dreistündige Hörspiel-Version – mit ebenfalls ungewöhnlich langer Hörprobe (mehr als ¼ Stunde) – natürlich ebenfalls in der Info-Box verlinkt.
Die Entstehung des Buches ist mindestens so spannend wie das Produkt selbst: Simon Rasch, damals fünf Jahre, hatte offenbar immer die falschen Kinderbücher bekommen und begonnen sich – mit seinem Vater Stefan – die Figur des besonderen, Bücher-liebenden, irgendwie ängstlichen Hasen, der dann doch zum Helden wird, auszudenken. Mutter Anja Abicht malte – analog mit Pinsel und Aquarellfarben – die vielen bunten Bilder. Mehr zum Making of auf der schon erwähnten Verlags-Homepage, von der auch diese Making-of-Fotos hier stammen.
Simon, der heuer zehn wurde oder wird, denkt sich auch gern Fahr- und Schwimmzeuge sowie Maschinen aus und bastelt sie. Bilder davon, samt der Möglichkeit, sich Bastelanleitungen schicken zu lassen, finden sich auf seiner Homepage – klarerweise ebenfalls in der Info-Box verlinkt.
Computer-Tastatur, Schläuche, Sauerstoff-Masken, ein Fass, weitere Gefäße, irgendwie geheimnisvoll wirkende Lichter, Theaterrauch – ein Labor. Der große (Forschungs-)„Durchbruch“ beginnt als Ausbruch. Ein Wesen reißt Löcher in eine Folie – am Ende ergeben diese gemeinsam eine Art großes Smilie-Gesicht. Durch den Mund entkommt die titelgebende Figur des Stücks „Sukuna“ im kleinen Theater Delphin in Wien-Leopoldstadt.
Bevor dieses im Labor erschaffene „Monster“ (Bianka Bruckner) davoneilt, richtet es noch etliches an Durcheinander im Labor an. Verzweifelt stellt die herbei eilende Doktorin Lucy (Anna Fellner) fest, was passiert ist. Sie ist die leitende und offenbar einzige Mitarbeiterin von Professor Ezechiel Hieronymus Baum, dessen Experimente Sukuna schufen. Er taucht nie wirklich auf, nur seine, doch meist despotische, Stimme ist zu hören.
„Natürlich“ sei ein Fehler Lucys schuld an dem Ausbruch. Und Sukuna ist ganz schön gefährlich. In der Folge passieren in der Stadt einige grausame Morde.
Und damit eröffnet sich auf der zweiten Hälfte der Bühne eine weitere Szenerie mit schlichtem Tisch und einem Sessel sowie zusammengeklapptem alten Laptop: Kommissariat mit einem diensteifrigen Polizisten namens Müller (Dušan Ostojić) und einem kottanesken Kommissar Leopold Ochsenknecht (Georg Wagner, auch Stimme des Profs sowie Co-Regisseur gemeinsam mit Gabriele Weber). Der gibt maximal Anweisungen, wirft aber stets in erster Linie die Papiersackerln seiner Schnitzelsemmeln – Anspielungen auf Kommissar Rex (?) – auf den Schreibtisch, was seinen Untergebenen fast zur Verzweiflung bringt, manchmal muss er, um den „Geruch“ zu übertünchen zu einem vernebelnden Spray greifen.
Soweit die Ausgangsszenerien des rund eineinhalbstündigen neuen Stücks im inklusiven Theater Delphin. In Zusammenarbeit mit dem ÖHTB (Wohnen für Menschen mit Behinderungen) entwickelte die Gruppe das komplexe, vielschichtige Stück. Ausgangspunkt war die Hauptfigur, entlehnt aus einer bekannten Manga- und Anime-Serie Jujutse Kaisen (von Gege Akutami). Ryomen Sukuna ist dort der wichtigste Gegenspieler, ursprünglich Mensch und nach seinem Tod König der Flüche und größter Magier. Seine bösen Kräfte verteilten sich auf 20 Finger.
Diese brachte Bianka Bruckner, die eine eigene kleine Sukuna-Figur aus Klebestreifen und anderen Materialien angefertigt hatte, ins Spiel. Davon ausgehend dachten sich die Teilnehmer:innen die Geschichte mit dem geheimnisumwitterten Forscher aus, der im Labor dieses Wesen erschafft, das dann entkommt und mordet. Aber „nur“ – das steht zwar im Programmheft, kommt aber in der Bühnenversion leider nicht wirklich heraus – brutale Verbrecher, was ihn triggert.
Während die Ermittler – eigentlich ja nur einer, denn der Kommissar hat außer an seinen fleischgefüllten Gebäcken nicht wirklich an anderem Interesse -, im Dunklen tappen, macht sich Journalist Rudi Richter (Marcell Vala) in seinem fahrbaren Untersatz stets auf der Suche nach Sensationsstorys auf zu eigenen Nachforschungen. Entdeckt, dass bei einer der Leichen – sowie bei allen anderen – abgeschnittene Wüstenfuchs-Ohren abgelegt wurden.
Dessen Ermittlungen und Zeitungs-Berichte regen den Kommissar fürchterlich auf, „weil sie Massenpanik in der Stadt verbreiten“. Der Reporter demütigt den Schnitzel-Semmler obendrein, indem er dessen Namen stets offenkundig nicht unabsichtlich verballhornt – Ochsenfrosch, -schwanz, – auge… – vielleicht das eine oder andere Mal zu viel, weil schon sehr erwartbar, aber zum Gaudium so mancher Besucher:innen, die stets herzhafte fast Lachanfälle darüber bekamen.
In der Zwischenzeit versucht der Professor das entkommene Wesen zu finden und entweder einzufangen oder umzuprogrammieren, vielmehr finden zu lassen – denn auch dieser Chef lässt lieber arbeiten 😉
Dafür soll Dr. Lucy Spezial-Mitarbeiter:innen anheuern, die in einer abgeschiedenen Akademie ausgebildet werden. Und so meldet sich Fuente Rodriguez (Judith Czerny) – besondere Fähigkeit: Sich unsichtbar machen. Was gelingt, weil schon die eigenen Eltern ihr Kind nicht wahrgenommen haben. Dazu gesellt sich der unorthodoxe Mike Zargus (Marcus Zirg), der sich kaum Regeln und Benimm-Regeln unterwerfen kann sowie Josef Salazah (Erich Rosenberger), der hypnotisieren und Feromonenstaub verbreiten kann. Was wieder den Bogen zu den vielfältigen magischen Eigenschaften der Manga- und Anime-Figur einerseits schlägt. Und andererseits auch zur Szene von Menschen mit Behinderungen, die darüber hinaus über Talente verfügen, die von vielen nicht wahrgenommen werden (wollen).
Neben Szenen aus den Akademie-Prüfungen spielt noch ein dritter Spielort eine Rolle: Tiergarten. Hier hat Sukuna Zuflucht gefunden als Tierpfleger – hin und wieder baumeln zwei lange Tierarme in den Innenseiten des langen, großen Mantels. Kollege Günther Edmund (Danijel Marinković) mehrfach mit Bananen unterwegs, weil er hauptsächlich für die Affen verantwortlich ist, hat immer wieder ausufernd theatrale fast opern-arienmäßige Auftritte – mitunter mit Gesang.
Wie das Trio aus der Forschungs-Akademie versucht, Sukuna wieder einzufangen, was dabei noch alles passiert und ob die Morde aufhören… – das sei hier sicher nicht gespoilert. In der Woche nach Ostern wird noch drei Mal gespielt.
„Fake News“ (Fäik Njus) ist zum allgegenwärtigen Schlagwort geworden – sosehr, dass das gängigste Online-Übersetzungsprogramm bei der Eingabe dieser beiden Wörter sie gar nicht mehr als „gefälschte Nachrichten“, sondern auch auf Deutsch gleich als „Fake News“ anzeigt.
Spätestens seit der (wieder) neue US-Präsident Donald Trump schon in seiner ersten Amtszeit diesen Begriff besonders seriösen, recherchierenden Medien an den Kopf war und nun eine ganze ernsthaft arbeitende Agentur aus seinen Medienterminen aussperrte, hat er sich fast ins Gegenteil verkehrt. Vielleicht ist dir noch in Erinnerung, dass rund um die weltweite Corona-Erkrankungen immer auch die Beschimpfung „Lügenpresse“ für Medien gefallen ist.
Was ist nun echt, was falsch, was wahr, was gefälscht? Weit über Online-Medien oder gar Social-Media-Kanäle hinaus beschäftigt sich das nicht ganz 60-seitige, bunt und immer wieder auch witzig illustrierte Buch „Die ganze Wahrheit über das Lügen“ damit (Text: Johannes Vogt, Illustration: Felicitas Horstschäfer).
In kurzen, knackigen Geschichterln und Geschichten liefert das sich ergänzende Duo Beispiele dafür, dass nicht alles, was nicht wahr ist, schon eine Lüge sein muss. Besonders kommt dies auf einer Doppelseite rund um das Zusammenkommen einer ausgedachten Familie zu Weihnachten zum Ausdruck.
So beginnt die erste davon mit der Sprechblase „Die lieeebe Verwandtschaft! Schön, dass ihr da seid!“, die aus dem Mund jener Person kommt, die die Tür öffnet.
Einmal umgeblättert und schon lässt die gleiche Person in der halboffenen Tür die Schultern sinken und in der Sprechblase steht: „Bin ich froh, wenn ihr alle wieder weg seid!“ Diese Doppelseite trägt die Überschrift „Seid ehrlich!“, die davor „seid höflich!“
Aber auch Schauspiel, Fantasiegeschichten – ob in Filmen, Büchern, Comics, Serien oder auch „nur“ von dir ausgedacht und erzählt, für einen Schreibwettbewerb oder eine Schularbeit bzw. Hausübung geschrieben sind keine Lüge.
Bei Ausreden wird’s schon enger – auch das zeigt das Buch anhand von Beispielen. Und es schildert auch, dass bewusstes Lügen ganz schön mühsam und anstrengend sein kann: So musst du dir merken, wem genau du was in allen Einzelheiten erzählt hast und darfst beim nächsten Mal, wenn du auf diese Story zurückkommst nichts erzählen, das der vorherigen Version widerspricht. Bei der Wahrheit weiß du ja, was sich wie, wann, wo abgespielt hat.
Und Lügen löst bei den meisten Menschen ganz schön viel Stress aus – der von anderen nicht selten auch bemerkt wird, wenn du übermäßig schwitzt, deine Augen nervös zucken, du dein Gegenüber nicht anschauen kannst…
Weil Lügen sehr oft mit der Figur des Pinocchio und seiner bei jeder Lüge länger werdenden Nase verbunden ist, hat sich die Illustratorin eine sprechende, von vornherein schon große Nase als Figur einfallen lassen, die immer wieder im Buch auftaucht: Professor Doktor Quatschnasi.
Auf einer Doppelseite gibt es eine Art märchenhafte Geschichte wie es zur Einführung von Hofnarren gekommen sein könnte, die Herrscher:innen – im Gegensatz zu allen anderen im Hofstaat – die Wahrheit in humorvoller Weise sagen durften / sollten.
Ist also gar nicht so einfach, immer ehrlich zu sein, kann auch ganz schön verletzend wirken. Oder sogar lebensgefährlich. Dafür, dass Anne Frank und ihre Familie im Amsterdamer Hinterhaus doch knapp mehr als zwei Jahre versteckt überleben konnte, bevor sie verraten wurden, durften die wenigen Eingeweihten nicht die Wahrheit sagen, das zählt eindeutig zu Notlügen.
Neben den meisten doch recht humorvollen Episoden verweist das Buch unter anderem auf wichtige Wahrheiten, die du nie verheimlichen solltest. Auf Seite 29 sind sie rot unterlegt zu finden – siehe hier unten. Die beginnen damit, dass dir jemand Stärkeres Angst macht, aber ja nicht will, dass du es wem erzählst. Ganz im Gegenteil, du suchst dir eine Vertrauensperson, der du davon berichten kannst!…
Wenn sich wer verrechnet oder Fehler macht, fällt das natürlich – meistens – nicht unter Lügen, es sei denn, wer verlangt für etwas bewusst mehr als es kostet. Dies galt / gilt sicher nicht für dieses Taschenbuch, das auf der Website einer großen Buchhandelskette für 47.370,63 € zu finden war – nachdem KiJuKU dies via eMail sowie Social-Media verklickert hatte, fand es sich um 16,99 € (der fehlerhafte Preis hätte also mehr als dem von 2788 Exemplaren entsprochen). Wobei diese Kette übrigens die meisten gedruckten Bücher um fast immer um ½ Euro teurer verkauft als andere Buchhandlungen.
Und baut schon – wie fast alle Medien in einer Art Verkaufs-Schmäh – eine kleine Unwahrheit in den Titel: „Die GANZE (!?) Wahrheit“ über so ein großes Thema wie Lügen würde wohl ganze Bibliotheken füllen – mindestens. Auch praktisch alle Medien betiteln Sonderbeilagen oder -sendungen gern mit „alles über“ 😉
Übrigens ein auch sehr informatives – und ebenfalls witziges – Buch rund um Fake News und Hilfsmittel, sie aufzudecken ist „Angriff der Killer-Unterhosen“ – Buchbesprechung unten verlinkt.
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