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Szenenfoto aus "Der Prank - April, April!"

Ein Aprilscherz mit turbulenter, teils actionreicher Kettenreaktion

„Reingelegt, April, April!“ Scherze am ersten Tag des vierten Monats haben eine lange Tradition, obwohl es keine gesicherte Erklärung gibt, was es mit Streichen und diesem Datum auf sich hat. Viel bekannter – und nicht auf diesen einen Tag beschränkt – sind vor allem unterschiedlichste Streiche mittels Videos in der Online-Welt, genannt Prank. Ein neuer Kinofilm verbindet Prank und Aprilscherz – in einer turbulenten Komödie mit etlichen Action-Szenen und heißt folgerichtig „Der Prank – April, April!“

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Der Prank – April, April!“

Im Zentrum stehen zwei, zeitweise drei Kinder bzw. junge Jugendliche: Lucas Roosen (gespielt von Noèl Gabriel Kipp), Xi Zhōu (Max Zheng) und Charly (Maïmouna Rudolph–Mbacké). Xi wohnt als Gastschüler aus China bei Familie Roosen. Ständig filmt er (fast) alles mit seinem Smartphone, nutzt es (scheinbar) auch zur Übersetzung, bis er – so viel sei gespoilert – zu erkennen gibt, dass er hervorragend Deutsch versteht und spricht. Er lässt sich einen Streich am 1. April einfallen.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Der Prank – April, April!“

Knapp die Story

Da es in fast allen Ankündigungen des Filmverleihs verbreitet wird, sei dies auch hier  „verraten“. Der Freund der erwachsenen Tochter der Roosens, Caro (Jana McKinnon), träumt von einer Rap-Karriere, sein Geld verdient Schaaf (Cedric Eich) als Pizza-Bote. Xi tauscht einen der Pizzakartons aus. Doch in diesem – so stellt sich heraus – sind gebündelte Geldscheine und das nicht zu knapp. Schutzgeld, Mafia, Verwechslungen, Verfolgungen, Schlägereien, ein tollpatschiges Polizei-Duo (Polizist Kurtz: Philippe Graber, Polizistin Lendel: Tilla Kratochwil). Rasant, turbulent, hektisch, spannend, fast gefährlich – durchbrochen allerdings von einer kräftigen Portion Humor und Komödiantik.

Junge Schauspielkunst

Die jungen Schauspieler:innen – Noèl Gabriel Kipp und Maïmouna Rudolph–Mbacké hatten schon aus anderen Film- bzw. auch Theaterarbeiten Erfahrung, Max Zheng ist eine Neu-Entdeckung -, die den Film weitgehend tragen, brauchen keinen Vergleich mit ihren erwachsenen Profi-Kolleg:innen zu scheuen. Als schauspielendes Crew-mitglied konnte (für die Rolle der Miss Nelly im „Clan“ rund um den Pizza-Chef) Patricia Pembele aka „Die P“, eine bekannte Hip*Hoperin gewonnen werden.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Der Prank – April, April!“

Inspiration von den Kindern der Drehbuchautoren

Mitverantwortlich für den Dreh auf Augenhöhe der Kinder bzw. jungen Jugendlichen (geboren zwischen 2009 und 2012) war sicher auch, was Regisseur Benjamin Heisenberg in einem Interview für das Medienheft des Filmverleihs sagte: „Mein Koautor Peer Klehmet und ich haben beide zwei Söhne. Als wir anfingen, den PRANK zu schreiben, waren sie im Alter unserer Protagonisten und wir wurden von ihnen und ihren

Freunden mehr als einmal gepranked. Diese Streiche und Practical Jokes waren ein fester Bestandteil ihrer Welt, befeuert durch Social Media und YouTube, wo Pranks ein eigenes Unterhaltungsgenre geworden sind. Das hat uns inspiriert, eine Geschichte zu entwickeln, die die Energie und Kreativität dieser Streiche aufgreift, sie in ein turbulentes Abenteuer verpackt und gleichzeitig zeigt, wie Kinder und Jugendliche mit Mut und Einfallsreichtum – ein bisschen bigger than life – über sich hinauswachsen können.

Energie und Dynamik der Kids

Wir haben die Geschichte zusammen mit unseren Jungs entwickelt und immer wieder mit ihren Freund:innen diskutiert. Diese Gespräche haben uns geholfen, die Charaktere und die Handlung nah an der Imaginationswelt der Kinder zu halten. Figuren wie der chaotische Austauschschüler Xi Zhou oder der rappende Pizzabote Schaaf sind von eigenen Erlebnissen und den Gesprächen mit den Kindern und Jugendlichen inspiriert…

Wir wollten die Energie und Dynamik der Kinder spürbar machen – sowohl visuell als auch emotional. Die Kamera ist sehr viel in Bewegung, folgt den Charakteren durch Straßen, Parks und U-Bahnhöfe, sodass das Publikum förmlich mit ihnen rennt, ohne dabei in einen Handkamera-Doku-Stil zu verfallen. Gleichzeitig war es mir wichtig, einen Film zu machen, der Kinder ermutigt, mutig, kreativ und ein bisschen rebellisch zu sein – und Erwachsenen zeigt, wie wichtig es ist, diese Qualitäten nicht zu verlieren.“

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Szenenfoto aus "Gen-Z: Heute wird zerstört!"

Volle junge Power für eine gerechtere, diversere Gesellschaft

Eine kreisrunde Bühne auf der Bühne, anfangs verdeckt durch einen Vorhang an runder Stange, wie eine Art Zirkusmanege. Baustellenlärm erklingt als das Publikum in den größeren der beiden Säle des Theaterhauses Dschungel Wien im MuseumsQuartier strömt. Und dann legen sie los. Vier recht junge Erwachsene, die Jugendliche spielen. In den Szenen sind sie meist noch Schüler:innen. Die (literarische) Epoche „Sturm und Drang“ (wie eine Komödie von Friedrich Maximilian Klinger heißt) und spätere Ausläufer (Frank Wedekinds „Frühlingserwachen“) stehen sozusagen auf dem Stundenplan.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Gen-Z: Heute wird zerstört!“

Rebellion

Eine Stimmung von „pfau, wie nervt mich das, was geht das uns an?!“ – und das ziemlich energiegeladen performt von Stella Biziyaremye, Yves Jambo, Maggie Al-Ghraibawi und Justina Nyarko erfüllt den ganzen Raum. Aber nicht in der Art der erfolgs-Filmkomödien „Fack ju Göhte“, sondern mit der Forderung: „Lass uns über Themen reden, die uns betreffen. Uns als jugendliche Rebell:innen, als junge Menschen mit Verbindungen zu Kulturen in verschiedenen Gegenden der Welt. Warum immer alles aus eurozentristischer, vor allem deutscher Sicht?

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Gen-Z: Heute wird zerstört!“

Hin und wieder die eine oder andere Anspielung bzw. gar ein Zitat aus Wedekinds All-Time-Klassiker, vor allem aber Diskriminierungs-, Rassismus-Erfahrungen aus dem Alltag. Aber kein Versinken in Opfermentalität, sondern Ausgangspunkt für Widerstand. Rasant, wild, laut, rebellisch Widerstand, Auflehnung, Anklage an die Generation der Erwachsenen für deren Versäumnisse, Fehler, Ignoranz den Problemen der Welt gegenüber im Allgemeinen und der Jugendlichen im Speziellen…

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Gen-Z: Heute wird zerstört!“

Videos und TV-Formate

Neben Schauspiel und Performance in unterschiedlichster analog-Version auf der Bühne werden per Video eine TV-Talk-Show sowie die Persiflage auf ein Schauspiel-Casting eingespielt. (Da fehlen leider in den Infos zur Performance die Mitwirkenden, die nicht selber auf der Bühne in Erscheinung treten.)

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Gen-Z: Heute wird zerstört!“

Und das alles mit riesiger Power, viel Musikalität, auch im Gesprochenen, überwältigend, mitreißend, irgendwie nicht zuletzt Mut machend angesichts der Weltlage, der wieder einreißenden Ignoranz gegenüber der Klimakrise und als – geplante – Zugabe ein Song einer weiteren jungen Künstlerin, Laura Asemota, performt von ihr und dem Quartett, das die Stunde rockt, das Publikum im vollbesetzten Saal mit Energie ansteckt.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Gen-Z: Heute wird zerstört!“

Doch Sturm und Drang, aber 2.0

Großer Jubel auch aller Erwachsenen im Saal – sei es, weil sie sich als Ausnahme sehen, sei es aus schlechtem Gewissen oder gar, weil sie froh sind, dass die nächste Generation zeigt, dass sie Ungerechtigkeiten den Kampf ansagt, aktiv werden will – wie vor ein paar Jahren die Klimabewegung – und damit die Welt rettet, indem sie den (gesellschaftlichen) Müll wegräumt, den (wir) Älteren angerichtet haben.

Und siehe da – der Kreis zum Beginn schließt sich (Regie: Myassa Kraitt, Dilan Şengül; Outside Eye /Regie-Beratung: Aslı Kışlal, Mani Obeya, Steffo Sourial). Reclam-Heft in die Höhe gehalten, Klassiker-Zitat und: War das nicht auch der Sinn von Sturm und Drang, gegen die alte Ordnung anzuschreiben?

Szenenfoto aus

Nur Generationenfrage?

Und doch drängt sich beim Reflektieren eine Frage auf: Ist es wirklich (nur) ein Kampf der Generationen? Gibt es nicht auf der einen Seite beispielsweise Initiativen wie „Omas gegen Rechts“ und auf der anderen Seite gar nicht so wenige rechte, patriarchal-machistische, antifeministische, rassistische bis faschistische Jugendliche?

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Ergebnisse des Jugend-Internet-Monitors 2025

Wieder Sieg für WhatsApp, Insta nur Platz 4 und TikTok Fünfter

WhatsApp vor YouTube und Snapchat. Instagram nur auf Platz 4, nach „Silber“ im Vorjahr und das knapp vor TikTok. Dies ist das Ergebnis des aktuellen Internet-Monitors unter Jugendlichen in Österreich. Zum zehnten Mal wurde im Vorfeld des internationalen Safer-Internet-Days das Nutzungsverhalten von 11- bis 17-Jährigen erhoben.

Fast neun von zehn (87 Prozent) der befragten 405 Jugendlichen (Institut für Jugendkulturforschung mit Unterstützung der EU und der Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft) nutzten WhatsApp; wobei anzumerken ist, dass viele schulische Angelegenheiten kommunikativ über dieses „Werkzeug“ abgewickelt werden. Damit ist WhatsApp übrigens Seriensieger – seit Beginn der Erhebungen im Jahr 2016, wobei 2021 nahezu alle – 98% der Befragten – dieses Tool nutzten.

Knapp mehr als acht von zehn (82%) nutzen WA täglich, das damit von SnapChat überholt wird (insgesamt 74%, aber täglich 89%). Gesamtplatz 2 erreicht YouTube (80%, davon 47% täglich); Instagram (gesamt 73%, davon 78% täglich); TikTok (knapp ¾ – 72 Prozent, davon 87% täglich). Im Vergleich zum Vorjahr haben alle Plattformen einen Zuwachs verzeichnet. Neu im Ranking ist die Plattform Microsoft Teams, die von 35 Prozent der Jugendlichen genutzt wird und es damit auf Platz sechs schafft – oft auch im schulischen Zusammenhang genutzt.

Funktions-Angleichungen

„Bei WhatsApp ist eine Angleichung der Funktionen an die Konkurrenz zu beobachten“, erklärt Barbara Buchegger, pädagogische Leiterin von Saferinternet.at. „Dieser Trend ist auch bei vielen anderen sozialen Netzwerken erkennbar. Die Möglichkeit, Bilder zum einmaligen Betrachten zu versenden sowie neue Kommunikationsmöglichkeiten über Kanäle und Communitys dürften die Beliebtheit von WhatsApp wieder gesteigert haben.“

An zweiter Stelle im Ranking steht die Videoplattform YouTube, die acht von zehn Jugendlichen nutzen. Während Snapchat (89% täglich), TikTok (87% täglich) und Instagram (78% täglich) von einer großen Anzahl der Befragten täglich verwendet wird, gibt nur knapp die Hälfte der Jugendlichen (47%) an, das auch bei YouTube zu tun. „Die im Vergleich geringe Nutzungsintensität lässt sich möglicherweise durch den starken Konsum anderer videozentrierter Plattformen wie TikTok und mittlerweile auch Instagram erklären“, so Buchegger.

Eigenwahrnehmung

In der Eigenwahrnehmung der Jugendlichen gibt es Unterschiede betreffend der Nutzungsintensität zwischen Snapchat, Instagram und TikTok: 65 Prozent geben an, viel oder sehr viel Zeit auf Snapchat und TikTok zu verbringen, während es bei Instagram nur knapp über die Hälfte der Befragten (53%) sind. Auch bei YouTube sind etwas mehr als die Hälfte (54%) der Jugendlichen der Meinung, viel oder sehr viel Zeit dort zu verbringen.

Ab- und Aufsteiger

Verluste hinnehmen musste heuer die Instant-Foto-App BeReal: Wurde sie im Vorjahr von knapp einem Drittel der Befragten genutzt, verliert sie 2025 sieben Prozentpunkte (Nutzung insgesamt: 24 %). Auch die aus dem Gaming-Bereich stammende Plattform Discord, 2024 ebenfalls von einem Drittel der österreichischen Jugendlichen genutzt, verzeichnet einen Rückgang um sechs Prozentpunkte (Nutzung insgesamt: 26%). Die Spieleplattform Roblox hingegen konnte im Vergleich zum Vorjahr um 5 Prozentpunkte zulegen (Nutzung insgesamt: 24%). Neu im Ranking ist die „Walkie-Talkie-App“ TenTen, die bereits von 13 Prozent der Befragten genutzt wird. Aus den Top 6 verdrängt wurde mit einem Minus von acht Prozentpunkten die digitale Pinnwand Pinterest (Nutzung insgesamt: 34%), die aber mit nur einem Prozentpunkt Abstand dicht auf den Neuzugang Microsoft Teams folgt.

ChatGPT

Bei der Befragung zum Thema Chatbots zeigte sich, dass drei Viertel der befragten Jugendlichen (75%) bereits mindestens einmal KI-Chatbots wie ChatGPT genutzt haben. Mit einer Nutzungsrate von 78 % liegen die männlichen Jugendlichen hier um sechs Prozentpunkte vor den weiblichen (72%). Große Unterschiede in der Nutzung von KI-Chatbots gibt es zwischen der Altersgruppe der 11- bis 14-Jährigen (67%) und jener der 15- bis 17-Jährigen (84%).

Am häufigsten wird ChatGPT direkt auf der Plattform OpenAI genutzt (92%), gefolgt vom Snapchat-Chatbot MyAI (45%). Nur zwölf Prozent der Befragten nutzen den KI-Chatbot von Microsoft über die Suchmaschine Bing. Geschlechterspezifische Unterschiede zeigen sich vor allem beim Chatbot MyAI, der von mehr Mädchen (50%) als Jungs (41%) genutzt wird.

Saferinternet

Saferinternet.at unterstützt Kinder, Jugendliche, Eltern und Lehrende beim sicheren, kompetenten und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien. Auf der Website – Link am Ende des Beitrages – gibt es aktuelle Informationen und praktische Tipps zu Themen wie soziale Netzwerke, Cybermobbing, Sexualität & Internet, Datenschutz, Urheberrechte, Internet-Betrug, Medienerziehung etc. Zusätzlich bietet die Initiative (österreichische Informationsstelle im entsprechenden Netzwerk der EU) maßgeschneiderte Workshops in Schulen oder bei Elternabenden sowie kostenlose Ratgeber, Broschüren und vieles mehr an.

kijuku_heinz

Die Umfrage-Ergebnisse 2024 bis 2016

saferinternet.at

Doppelseite aus dem Lyrik-Jugendbuch "Was keiner kapiert"

Was ist der Algorhythmus für ein Rhythmus?

Was ist das für ein
Rhythmus
Man nennt dich
Algo Rhythmus
Ich sprüe nicht den Rhythmus der meinen
Rhythmus kennt
Was kenn denn
dieser Rhythmus…

Fast 100 Seiten voller fragender, tiefgreifender und hochphilosophischer Gedanken packte Michael Hammerschmid in sprach- und gedankenverspielte Gedichte. Viele dieser entziehen sich den meisten formalisierten Strukturen – frei schwebende, „konkrete Poesie“, praktisch immer ohne Satzzeichen.

Doppelseite aus dem Lyrik-Jugendbuch
Doppelseite aus dem Lyrik-Jugendbuch „Was keiner kapiert“

„nichts zu werden verspricht“

Mehr Fragen welt- und persönlichkeitsbewegender Natur als Antworten versammelt „Was keiner kapiert“. Ein Ausdruck des Suchens – wie dies wohl (fast) alle Gehirne und Gefühle Jugendlicher durchzieht. Angesichts der zunehmend unübersichtlicher werdenden Welt, überwältigen ähnliche Gefühle auch viele Erwachsene. Wenngleich sich viele der Lyrik-Zeilen doch eher an Pubertierende richten – oder deren Gefühle Erwachsenen nahezubringen versuchen – etwa in „jemand der nichts zu werden verspricht“ (Seiten 12/13 – übrigens eine der seltenen Seiten ohne Illustrationen oder wenigstens optisch verspielten Gestaltungen des Textes.

Doppelseite aus dem Lyrik-Jugendbuch
Doppelseite aus dem Lyrik-Jugendbuch „Was keiner kapiert“

Erweiterend, verzerrend

Für diese – durchgängig in Tintenblau gehaltenen Illustrationen sorgte Barbara Hoffmann, die – ebenfalls im Jungbrunnen Verlag – vor nicht ganz drei Jahren „Alles, was gesagt werden muss“ veröffentlichte (damals Bild und Text). Hier erweitert sie mit ihren fantasievollen Zeichnungen die poetischen philosophischen Gedanken des Autors in eine weitere Dimension. Oder erweckt Texte durch verspielte Gestaltungen zu erweitertem Leben wie auf Seite 65, wo gezeichnete Wassertropfen einzelne wenige Buchstaben verzerren, als würdest du sie durch ein Wasserglas betrachten.

Trotz etlicher Sprach- und Gestaltungsspiele durchziehen sich durch die Realtitäten aufdrängende sehr ernste Gedanken viele der Gedichte, etwa in „Er fetzt in mich“
„der krieg fetzt
in mich
der bildschirm zerfetzt
ich bin nach
außen unverletzt
die bilder
fahren tief in mich
die worte schlagen
fürchterlich artikel
lese ich doch
fass ichs nicht…“

Muss nicht

Und bei dem einen oder anderen der Gedichte drängt sich die Erkenntnis des Schweizer zeitgenössischen Dichters zu Bildern des Malers Ernst Kreidolf – siehe Rezension von „Kreidolf reloaded“, Link unten am Ende des Beitrages – auf:
„Die Antwort steht nicht im Gedicht:
Die Antwort gibt es bisher nicht:
Vielleicht fällt dir dazu was ein?
Es darf nur eins nicht: logisch sein.“

kijuku_heinz

Titelseite des Lyrik-Jugendbuchs
Titelseite des Lyrik-Jugendbuchs „Was keiner kapiert“
Doppelseite aus "Echt das Leben ... und ich"

Was ist peinlich? Wie damit – und mit den eigenen Eltern – umgehen…

Im Stile von Kinderzeichnungen und oft auch ebensolcher Schrift, richtet sich dieses Büchlein eher an (junge) Jugendliche. Die Phase der Pubertät drängt sich als Hintergrund für diese Art Lebens-Ratgeber auf. Aber nie mit erhobenem Zeigfinger, sondern mit einer teils kräftigen Portion Humor, nicht selten auch Selbstironie einer erwachsenen Autorin und Illustratorin in Personalunion.

Marlene Droop stellt mit Texten und Bildern in „Echt das Leben … und ich“, den sie – oder der Verlag (?) – im Untertitel „Gedankenschubser für große Schritte und kleine Sprünge“ nennt, vieles in Frage. Einerseits schon erwachsen sein wollen, andererseits doch noch Kind sein dürfen – „Es ist doch gerade so, oder?“

Durchgestrichenes, Freiräume

Manche Seiten sind wie Tagebucheinträge oder Teile von Aufsätzen wie von Hand geschrieben – auch mit durchgestrichenen Wörtern. Andere setzen in wenigen Sätzen und passenden Zeichnungen große, hoch-philosophische Fragen und Gedanken in bildhafte Szenen – etwa auf der Doppelseite zur Forderung nach Freiraum. Oder die historisch interessante zu Sprüchen über die heutige Jugend – die sich in manchem seit Jahrtausenden sehr ähnlich sind.

Doppelseite aus
Doppelseite aus „Echt das Leben … und ich“

Knapp vor der Hälfte findest du eine – dann doch nicht ernst gemeinte – Bastelanleitung, wie du dein Handy im Buch verstecken könntest. Und Gedanken, die du vielleicht haben könntest, aber genauso gut Tausende andere Altersgenoss:innen etwa zum Thema, was Glück bedeutet, finden sich ein wenig ausführlicher, aber nicht übertrieben lange ausgeführt – und mit so mancher Relativierung.

Witzige Bastelanleitungen

Das wichtige Thema Scham ist auch ganz brauchbar und gar nicht peinlich abgehandelt. Und sollte die Frage danach auftauchen, was unendlich sein könnte – so liefert dir das handliche Büchlein eine Bastelanleitung für die aus einem einfachen Papierstreifen und gar nicht kompliziert herzustellende Möbius-Schleife. Und die hat kein Außen und kein Innen 😉

Was aber könnte „ewig“ leben bedeuten? Auch dazu findest du eine Doppelseite mit Anregungen für spannende Gedankenspiele.

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Titelseite von
Titelseite von „Echt das Leben … und ich“
Szenenfoto aus "Verfallen" von der Theaterfabrik Weiz

Publikum wird Investor:innen-Versammlung

Das Publikum wird in der Performance „Verfallen“ von der Theaterfabrik Weiz (Steiermark) kurzerhand zu einer Versammlung interessierter Investor:innen umfunktioniert. Objekt der Begierde ist das Volkshaus dieser oststeirischen Stadt. Altes verfallenes Haus, lukrative Gegend, nahe dem Stadtzentrum und auch nicht weit weg von Bergen. Gut fürs Wandern…

Was als Show inszeniert wird – mit einer Bürgermeister-Darstellerin (Emma Pöcksteiner), einem Hauptinvestor (Tim Habe) sowie Vertreterinnen der verschiedenen Initiativen, Vereine und Organisationen, die ihre Aktivitäten oder einfach geselligen Treffen samt Veranstaltungen im Jahreskreislauf im Volkshaus ausüben können, hat einen realen Hintergrund: Das besagte Volkshaus ist kein fiktives, das gibt es wirklich.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Verfallen“ von der Theaterfabrik Weiz

Die Theaterfabrik, die dort seit rund 20 Jahren Kurse mit Kindern bzw. Jugendlichen abhält und Stücke entwickelt, arbeitet und spielt tatsächlich in diesem Haus. Obendrein sollte das sieben Jahrzehnte alte und damit in die Jahre gekommene Haus mit Verfalls-Erscheinungen wirklich abgerissen und durch einen „grünen“ siebenstöckigen Turm ersetzt werden. In dem es durchaus auch Platz u.a. für die Theaterfabrik gegeben hätte. Schon hatten sie die Räume ihrer Etage verplant, da erfuhren sie: Abgesagt, der Investor ist abgesprungen.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Verfallen“ von der Theaterfabrik Weiz

Ausgedachtes wird von der Wirklichkeit überholt

So manches, das sich die jugendlichen Theaterenthusiast:innen – neben den bereits Genannten noch Sarah Frank, Judith Karner, Kirstin Kniebeiß, Bettina Waclawek, Linda Walch, Marlen Weingartmann – sowie die beiden Profis, die Regie führten – Nora Köhler & Vera Kopfauf -an Szenen und Dialogen ausgedacht haben, wurde hin und wieder von der Realität fast übertroffen. Wie auch immer, sie als Theaterfabrik sind dem Volkshaus genauso wie die anderen Initiativen, Vereine usw. klassisch verfallen. Ihr Herz hängt an diesem ihrem Kulturzentrum. Wenngleich so manche Renovierung wohl längst angebracht wäre.

Wie auch immer – im Original bespielten die Theaterleute in einer kabarett-ähnlichen Art und so manch musikalischen bzw. (sessel-)tänzerischen Szenen in dem Stück das gesamte Haus mit allen Räumen und Winkeln, ob im Keller oder auf dem Dach. Auf einer Riesen-Leinwand wurden die live gefilmten Szenen live für das Publikum im großen Saal übertragen. Und schafften so auch neue Besucher:innen – aus anderen Einrichtungen des Volkshauses – anzulocken.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Verfallen“ von der Theaterfabrik Weiz

Gesellschaftspolitische Dimension

Trotz der Fokussierung auf das konkrete Gebäude schwingt in dem Stück das nicht so selten in Gemeinden verbreitete Phänomen mit, dass (lokale) Politiker:innen gut und gern auf scheinbar spannende Investoren-Projekte an- und aufspringen. Hin und wieder verdienen Bürgermeister (hier kann Gendern noch erspart werden) ja auch an Umwidmungen von Grundstücken für derartige Baupläne. Womit das Weizer Stück auch eine gesellschaftspolitische Dimension erhält.

Beim Stella-Festival in Kärnten / Koroška war es natürlich nicht möglich das gesamte Stück in dieser umfassenden Dimension zu zeigen. Aber der ¾-stündige szenische Ausschnitt – mit weniger Spieler:innen – samt Videos beispielsweise von der Volkshaus-Erkundung gab gute Einblicke.

kijuku_heinz

Compliance-Hinweis: Zur Berichterstattung vom Stella-Festival wurde KiJuKU.at von der ASSITEJ-Austria eingeladen.

Luisa Zuser mit ihrem offenen Brief

„Wir leben hier und jetzt und haben ein Recht darauf, gehört zu werden“

Sehr geehrte Politikerinnen und Politiker, Liebe Erwachsene!

Mein Name ist Luisa, ich bin 15 Jahre alt und besuche derzeit die sechste Klasse eines Gymnasiums in Niederösterreich. Ich schreibe Ihnen, weil ich Angst habe. Angst vor der Zukunft, in der ich und zukünftige Generationen vielleicht kein normales Leben mehr führen können. Ich mache mir Gedanken über das, was noch auf uns zukommt, über den Klimaschutz und die enorme Verantwortung, die wir als Gesellschaft gegenüber den kommenden Generationen haben. Als Jugendliche fordere ich, dass wir jetzt Maßnahmen ergreifen, um für eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft zu sorgen.

Die Klimakrise ist keine Zukunftsbedrohung mehr, …

… sie ist schon längst Realität. Wälder brennen, Gletscher schmelzen, Extremwetter nehmen zu, und das alles betrifft auch Österreich. In den letzten Wochen musste ich zusehen, wie in Niederösterreich Tausende von Menschen durch das Hochwasser ihr Zuhause und alles, was sie besaßen, verloren haben. Auch bei meinem Großvater ist der Keller unter Wasser gestanden und er hat viele persönliche Erinnerungsstücke verloren. Und trotzdem wurden keine entscheidenden Maßnahmen getroffen, um weitere Katastrophen zu verhindern. Was muss noch alles passieren, damit das Ausmaß dieser Krise unübersehbar ist? Wie viele Leben, Existenzen und Naturkatastrophen braucht es noch, bis wirklich gehandelt wird?

Luisa mit ihren Eltern bei der Pride Parade in Wien
Luisa mit ihren Eltern bei der Pride Parade in Wien

Es reicht nicht, …

… uns Jugendlichen immer wieder zu versichern, dass wir „die Zukunft“ sind. Wir leben hier und jetzt und haben ein Recht darauf, gehört zu werden. Ich fordere deshalb, dass die Stimmen der Jugend endlich ernst genommen werden. Uns Jugendlichen sollte ein Mitspracherecht bei Entscheidungen ermöglicht werden, die unsere Zukunft direkt beeinflussen. Sei es durch Jugendräte, regelmäßige Befragungen an Schulen oder die Einbindung von Jugendvertretern in politische Entscheidungsprozesse.

Es ist frustrierend, dass der Klimaschutz immer noch so zögerlich umgesetzt wird, obwohl längst klar ist, was auf dem Spiel steht. Ich möchte in einer Welt leben, in der die Luft frei von jeglichen Schadstoffen ist, Naturkatastrophen nicht zur Normalität werden und keine Tierarten vom Aussterben bedroht sind. Ich möchte in einem Land leben, das Verantwortung übernimmt und konsequent handelt, anstatt die Schuld von sich zu weisen und sich in leeren Versprechungen zu verlieren.

Doch Nachhaltigkeit bedeutet nicht nur, die Umwelt zu schützen, sie bedeutet auch soziale Gerechtigkeit. Alle Jugendliche, egal woher sie kommen oder welches Geschlecht sie haben, sollten die gleichen Chancen und Möglichkeiten haben, sich in unserer Gesellschaft einzubringen.

Luisa mit ihrer Mutter bei der Aktion Stop Littering (Wegwerfen von Müll)
Luisa mit ihrer Mutter bei der Aktion Stop Littering (Wegwerfen von Müll)

Ein lebenswertes Umfeld bedeutet auch, …

… dass es genug Freizeitangebote für uns Jugendliche gibt. Wir brauchen mehr Orte, wo wir gemeinsam Zeit verbringen können.

Auch ein gesunder Lebensstil sollte stärker gefördert werden. Neben einer Reduktion des Fleischkonsums ist es wichtig, dass gesunde, pflanzliche Alternativen leichter zugänglich sind. In Schulen, Restaurants und anderen öffentlichen Einrichtungen sollten mehr umweltfreundliche und gesunde Optionen angeboten werden.

Deshalb sind dies die Maßnahmen, die ich fordere, um uns eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen.

Es ist kein Geheimnis, dass fossile Brennstoffe zur Energiegewinnung wohl eines der größten Probleme für unsere Umwelt darstellen. Deshalb fordere ich einen schnellen und konsequenten Ausbau erneuerbarer Energien. Fossile Energiequellen wie Kohle, Erdöl und Erdgas dürfen in unserer Zukunft keinen Platz mehr finden. Es ist dringend notwendig, diese durch nachhaltige Alternativen wie zum Beispiel Sonnenenergie, Windkraft und Wasserkraft zu ersetzen.

Ein weiterer wichtiger Schritt zur Bekämpfung der Klimakrise, den viele Menschen nicht einsehen wollen, ist die Reduktion des Fleischkonsums. Die Massentierhaltung ist einer der größten Verursacher von Treibhausgasen, speziell von Methan. Es sollten deshalb Maßnahmen ergriffen werden, um den Konsum pflanzlicher Alternativen zu fördern und die Produktion umweltfreundlicher zu gestalten.

Es muss nachhaltige Mobilität stärker gefördert werden, insbesondere durch den Ausbau von Fahrradnetzen und öffentlichen Verkehrsmitteln. Diese Angebote sollten für alle Menschen leicht zugänglich und kostengünstig sein, um sie zu einer echten Alternative zu machen.

Luisa Zuser, die Schreiberin des offenen Briefes
Luisa Zuser, die Schreiberin des offenen Briefes

Schulen sollten verstärkt …

… den Klimawandel im Unterricht thematisieren, damit Kinder und Jugendliche die Klimakrise verstehen, und lernen, wie sie selbst etwas bewirken können.

Dies sind Maßnahmen, die dringend notwendig sind. Sie haben die Macht, all das in die Wege zu leiten. Sie haben die Verantwortung, uns eine Zukunft zu geben, die nicht von Angst und Unsicherheit geprägt ist. Handeln Sie, bevor es zu spät ist und bevor die Jugend das Vertrauen in eine Politik verliert, welche immer noch zögert, wenn es um unsere Zukunft geht.

Mit freundlichen Grüßen, 
Luisa Zuser

Schülerin im BORG Scheibbs (NÖ)
15 Jahre

Szenenfoto aus "Und alles" vom Tiroler Landestheater - allerdings in teils anderer BEsetzung als beim Gastspiel im Wiener Akzent Theater

„Nur Trash und Tragödie“ – vor solchen Nachrichten flüchtet der 12-Jährige

Düster präsentiert sich die Bühne. Eine Art Vorhang aus Kunststoff-Sackerln und Säcken, davor wahllos rumkugelnde Autoreifen. Bevor sich diese „Müllhalde“ als Spielplatz für das (tod-)ernste Stück „Und alles“ (von Gwendoline Soublin) mit dennoch einigem an Humor entpuppt, tauchen die vier Schauspieler:innen sozusagen unter Wasser – Licht- und Sound-Effekte „zaubern“ das auf die Bühne.

Lauter schlechte Nachrichten

Es herrscht Aufregung. Die achtjährige Chalipa (gespielt von Julia Posch) sucht verzweifelt nach ihrem Bruder Ehsan (12). Ihr ist fad und sie will wen zum Spielen. Ihre allerdings auch erst 13-jährige Kinder-Sitterin Samantha, meist nur Sam genannte (Cansu Şîya Yıldız), hat wenig Zeit und noch weniger Lust. Eigentlich ist sie auf dem Sprung, einen Freund bei der Busstation zu treffen.

Doch Ehsan ist nirgends aufzufinden, auch in seinem Zimmer nicht – einfaches Umräumen, -schlichten oder verwerfen der Reifen ergeben den jeweils neuen Spielort. Beim Stöbern im „Saustall“ des Kinderzimmers von Ehsan stößt seine Schwester auf Notizen und dessen Tagebuch. Da hat er vor allem jede Menge Nachrichten aufgeschrieben, von Kriegen, Umweltkatastrophen, Abschmelzen des Eises der Polkappen und einem gestrandeten Wal. „Nur Trash und Tragödie!“ Er halte das alles nicht mehr aus, „ich hab’s satt!“ Keine Zukunft, keine Hoffnung. Er haue ab.
Wohin?

Ist er im Bunker?

Da kommt Chalipa die Idee: Im Garten haben sie einen Untergrund-Bunker – weitläufig und mit vielen Vorräten. Dort habe er ihn auch hineingehen sehen, deutet der auftauchende 4-jährige Nachbarsbub Nelson (Kristoffer Nowak) an. Doch die Klappe ist zu.

Jetzt wird auch Sam schön langsam nervös. Was wird der auf Dienstreise befindliche Vater der beiden Kinder sagen, wenn sie eines davon sozusagen verliert. Klopfen, der Versuch sanft den Buben aus dem Versteck zu locken mit seinem Lieblingsgericht bringen aber ebenso wenig Reaktion aus unter der Erde wie heftigere Ansprachen. Auch Sams Freund Salvador (Marko Sonkin) und der Einsatz seiner Werkzeuge lassen weder Klappe öffnen noch einen Ton von Ehsan hören.

Hilfe durch Empathie

Letztlich beschließen die vier, sie könnten Ehsan nur dazu bewegen, wieder aufzutauchen, indem sie sich in ihn hineinversetzen, ihn und seine Anliegen ernst nehmen, ihn in seinem Bemühen gegen die Klimakrise, für die Umwelt und für Frieden sich zu engagieren – mit einem dann doch sehr überraschenden Ende – das hier natürlich nicht verraten sei. Auch wenn das Stück in der Inszenierung des Tiroler Landestheaters, Abteilung Junges Theater (Regie: Felix Metzner; Bühne & Kostüme: Julia Neuhold; Dramaturgie: Uschi Oberleiter (vorläufig) nur mehr einmal als Gastspiel im Wiener Akzent Theater zu sehen ist (siehe Info-Block). Bei der Vormittagsvorstellung am 8. November 2024 für Schulklassen spendeten die Jugendlichen (ab 12 Jahren) immer wieder teils sogar heftigen Szenen-Applaus – und stellten urviele Fragen und Anmerkungen im Publikumsgespräch – mehr als dann letztlich drangenommen wurden.

Gute Nachrichten gesucht und erwünscht

Übrigens: Wenige Meter entfernt vom Theater Akzent, in dem das oben besprochen Stück spielt(e) und in dem es um die schlechten, katastrophalen täglichen Nachrichten geht, steht vor der Kirche St. Elisabeth ein Gebilde aus Kunststoff-Röhren wie sie bei Drainagen im Boden (zur Entwässerung) eingesetzt werden. Irritiert diese Installation zunächst ein wenig, so erklärt ein Plakat den Sinn: Ein gezeichnetes Megaphon und dazu in großen Buchstaben: „Gute Nachrichten..!!!! In Zeiten von Krisen laden wir dich ein, deine guten Nachrichten zu teilen…“

Die Pfarre „Zur Frohen Botschaft“ zu der diese und andere Kirchen dieses Bezirks und des Nachbarbezirks Margareten gehören, bittet Passant:innen hoffnungsfrohe Nachrichten, Schilderungen von positiven Erlebnissen usw. hier zu hinterlegen. An einer der Röhren gibt es Stifte und Zettel. In manchen Röhren lagen beim zufälligen Lokalaugenschein von Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… schon Kuverts. Versprochen wird, dass die Zettel an einer Wand in der besagten Kirche präsentiert werden. Darüber hinaus gibt es auf dem besagten Plakat einen QR-Code über den auf ein Padlet solche Nachrichten veröffentlicht werden können; aber auch Links zu Websites mit guten Nachrichten zu finden sind.

Ergänzend und nachträglich – nach Rückruf aus der Pfarre: Die Installation bleibt hier bis zum Aschermittwoch. Und sie wandert seit der Pandemie und zu verschiedenen Themen, gedacht als Art „Klagemauer“ – derzeit eben mit dem Aufruf bzw. Angebot des Gegenteils von Klagen, sondern der Bitte um positive Nachrichten!

Follow@KiJuKUheinz

Sophie Zheng und ihr Stoff gewordener Entwurf

Ausgefallene, kreative Mode-Designs aus Kinder- und Jugendhand

„Da hab ich eine Blume gefaltet und in die Mitte vom Entwurf des Kleides geklebt. Es soll eine Art Seerose sein – nur in blau. Bei diesem Entwurf hab ich mich nicht besonders bemüht, bei anderen hab ich mich viel mehr angestrengt und manche gefallen mir viel besser. Aber die Jury hat dann eben genau diesen ausgewählt, der nicht mein bester war. So hab ich jetzt schon zum achten Mal gewonnen, neun Mal hab ich mitgemacht“, freut sich die 15-jährige Sophie Zheng im Gespräch mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… – übrigens nicht ihrem ersten. In manchen Jahren landete sie mit einem ihrer Mode-Designs sogar schon auf dem sprichwörtlichen Treppchen, unter den drei Hauptpreisträger:innen bei Kids in Fashion (gewertet wird in drei Altersgruppen 4 – 10, 11 – 14 sowie 15 – 21 Jahre).

Drei Phasen

Dieser riesige kreative Mode-Entwurfsbewerb für Kinder und Jugendliche, veranstaltet von den Wiener Jugendzentren, fand in diesem Jahr bereits zum 30. Mal statt. Aus den – in den vergangenen Jahren immer mehr als 2000 – Einsendungen – wählt eine Jury jeweils rund 60 aus. Diese besonders außergewöhnlichen kreativen, schrägen, ver-rückten, aus dem Rahmen fallenden Designs, die sich vor renommierten weltbekannten Designer:innen nicht verstecken brauchen, werden in den Sommerferien in Werkstätten von Mode-Schüler:innen geschneidert und sollen möglichst nahe an die Zeichnung, die nicht selten auch eine Collage mit unterschiedlichen Materialien ist, herankommen. Dritter Akt im Bewerb: Jugendliche Model tragen in einer Show zu Musik diese Kleidungsstücke und „laufen“ damit über den Laufsteg. Nachdem alle Kreationen präsentiert worden sind, gibt’s einen weiteren Durchgang, bei dem die jungen Designer:innen, die an diesem Abend anwesend sein können, mit ihren Models über den Laufsteg wandern, manche liefen dieses Mal ihren Models fast davon.

Im Rathaus

Bei runden Jubiläen stieg die Gala, die immer wieder in andren Locations stattfand, meist im Wiener Rathaus, dieses Mal im überdachten Teil des Arkadenhofes. Wer mit welchen Entwürfen Hauptpreisträgerin oder -träger geworden ist, findest du in einem eigenen übersichtlichen Beitrag mit den dazu passenden Fotos. Dort gibt es auch eine Galerie aller realisierten Designs und – nach Altersgruppen unterteilt – aller Gewinner:innen, die die Entwürfe dafür eingeschickt haben. Diese knapp mehr als 50 Gewinner:innen (außer den neun Hauptpreisträger:innen) allerdings in der Liste nur mit Vornamen – so wollen es die Jugendzentren.

Hakerln für den Weihnachtsbaum

So wie die eingangs zitierte Sophie Zheng machen viele Kinder und Jugendliche (fast) jedes Jahr bei Kids in Fashion mit. Aber auch für diese war einmal die Premiere. Zum ersten Mal hatte Annelie Schmid (14) im Vorjahr Mode-Entwürfe für den Bewerb gezeichnet. „Da war ich sehr aufgeregt“. Heuer hat sie nicht nur mit Farben Gewänder gestaltet. „Ich weiß es nicht mehr genau, aber so acht bis zehn Zeichnungen hab ich schon eingeschickt. Mit dem, der ausgewählt worden ist, bin ich schon zufrieden.“ Das grün gemalte Kleid wird von goldenen S-förmigen Kurven durchzogen – aufgeklebt hat die Jungdesignerin jene Hakerln mit denen Kugeln und anderer Schmuck bzw. Süßigkeiten an die Zweige von Weihnachtsbäumen gehängt werden. Im echten Kleid gib das so natürlich nicht, da wurden metallene Ketten eingenäht.

Regenbogenbunter Umhang

Zum allerersten Mal hat Mia Kujovič mitgemacht. „Unsere Werklehrerin hat uns in einer Supplierstunde von Kids in Fashion erzählt, wir haben alle was dafür gezeichnet. Dass mein Entwurf ausgewählt worden ist, war doch eine Überraschung für mich“, lacht die 14-Jährige strahlend in die Kamera neben ihre Zeichnung eines regenbogenbunten Umhangs, an dessen unteren Ende sich auch Streifen in unterschiedlichen Grautönen finden.

Zerlegte und neu gestaltete Blume

„Ich hab eine Blume gebastelt, die dann zerschnitten und als Kleid auf ein Blatt geklebt“, erinnert sich Miloude Amgalantuul an den Entstehungsprozess für seinen mit der Verwirklichung ausgezeichneten Entwurf. „Es war das erste Mal, dass ich gewonnen habe, mitgemacht hab ich schon so ungefähr vier Mal.“ Nach der Gala läuft der Neunjährige mit dem großen Oberteil des Entwurfs neben dem Laufsteg her, ein Freund trägt den unteren Teil des Kleides in einem Sackerl. Die Designer:innen können gegen einen Unkostenbeitrag für das Material ihre umgesetzten Kreationen immer erwerben.

Unterschiedliche Stoffe…

… hat Melisa Gjocaj auf den prämierten Entwurf geklebt. „Ich hab mich einfach von den vielen Stoffen, die da herumgelegen sind, inspirieren lassen und daraus verschiedene Teil des Kleides collagiert. Und bin zufrieden, dass dieser Entwurf genommen worden ist“, vertraut sie dem Journalisten an.

Von Mina Kulbaya (14) wurde auch eine Collage genommen. „Eingeschickt hab ich mindestens drei Entwürfe, einen von den anderen fand ich schon schöner. Aber es freut mich trotzdem, dass wenigstens einer genommen wurde.“ Sie möchte übrigens nicht beim Modedesign bleiben, sondern „ich will entweder Kindergärtnerin oder Ärztin werden“. Und vielleicht modische Kleidung für Mediziner:innen entwerfen? „Vielleicht, aber jedenfalls muss es trotzdem praktisch und hygienisch sein!“

Designte jenes Gewand, das er selbst als Model vorführte: Tobias Vorwahlner
Designte jenes Gewand, das er selbst als Model vorführte: Tobias Vorwahlner

Doppelrollen

Unter den jugendlichen Models hatten in diesem Jahr zwei davon Doppelrollen. Der 18-jährige Tobias Vorwahlner war im Vorjahr schon Model, kam damals sozusagen auf den Geschmack des Bewerbs und schickte heuer einen eigenen Entwurf ein. Der wurde genommen. Und genau dieses verwirklichte Design durfte er dann am Laufsteg präsentierten. Derzeit besucht er eine HAK (Handelsakadmie), „aber ich will später schon was mit Mode machen, wollte aber keine längere Schule besuchen, sondern so schnell wie möglich die Matura machen und dann im Ausland Modedesign studieren“, verrät der KiJuKU.at

Auch Leon Moder (16) trat sowohl als Model als auch als Designer in Erscheinung. Wobei gleich zwei seiner Entwürfe ausgewählt – und noch dazu mit einem Hauptpreis bedacht worden sind. Er gewann die Kategorie der Ältesten (15 – 21 Jahre). Wobei er selber durchaus auch andere seiner eingereichten Design favorisiert hätte, wie er dem Reporter verrät. Seit drei Jahren zeichnet der Schüler eines Gymnasiums in Hollabrunn Mode-Entwürfe und möchte nach der Matura auch im Ausland einschlägig studieren – „am liebsten in Paris – oder in Antwerpen“.

Zeitungs-Latzhose

In einer Latzhose im Design aus Zeitungs-Ausschnitten wartet Morrison Osayi in der Volkshalle des Wiener Rathauses hinter (oder vor – je nach Sichtweise) des Arkadenhofes darauf, noch geschminkt und zurecht frisiert zu werden. Das alles passiert im Backstage-Bereich mit rund einem Dutzend Arbeitsplätzen für die Meister:innen der Fächer Frisuren und Make-Up. Der HTL-Schüler aus der Donaustadt (Elektrotechnik) posiert zunächst mit seinem Model-Kumpel Florian Lenger, der schon eine Wuschelkopf-Perücke trägt – und dann mit einem speziellen Gast der Jubiläums-Gala: Andreas Posch hatte bis zu seiner Pensionierung vor zwei Jahren jahrzehntelang Kids in Fashion für die Wiener Jugendzentren organisiert.

Tragbare Geometrie

Würfel, Quader und andere dreidimensionale geometrische Figuren trägt das Model Paula Rauscher. „Ist das nicht schwer?“, fragt KiJuKU. „Nein, die Teile nicht, die sind recht leicht, das Schwierig ist der enge, schwere Lederbody“, verrät die junge Frau. An diesem doch recht festen Kleid sind die vielen kleinen und großen bunt überzogenen Kartonformen fixiert. „Aber es macht Spaß so etwas Kreatives tragen zu dürfen, was sich ein zehnjähriges Kind ausgedacht hat!“

Maya Florentina Filimon - modelte nciht nur, sondern sang umwerfend eine Opern-Arie
Maya Florentina Filimon – modelte nciht nur, sondern sang umwerfend eine Opern-Arie

Opern-Arie im Rosenkleid

In einem Kleid voller Stoffrosen wanderte Maya Florentina Filimon nicht nur über den Laufsteg. Sie hob unvermittelt zu singen an. Und wie. Mit ihrer Live-Stimme füllte sie den großen Arkadenhof des Wiener Rathauses. Es waren Momente, in denen fast sämtliche Tuscheleien und Tratschereien im Publikum aufhörten als die 12-Jährige Giacomo Puccinis „O mio babbino caro“ (Oh, mein lieber Vater“ in den Nachhimmel losließ – zart, zärtlich und doch so kräftig. Kids-in-Fashion-Mastermind, der dieses Projekt während seiner Zivildienstzeit in einer Einrichtung der Jugendzentren (Bassena Am Schöpfwerk) erfunden hatte) war auf die junge Sängerin bei der ORF-Sendung „Die große Chance“ aufmerksam geworden – und engagierte sie für die 30-Jahr-Gala.

Tanz-Act

Aus einer der Einrichtungen der Wiener Jugendzentren, dem Musischen Zentrum, kam eine Art Vorband zur Gala. Junge Jugendliche tanzten „L‘officina della danza“ (Tanz-Workshop), eine Choreografie, die ihre Workshopleiterin Alessandra Tirendi gestaltet hatte.

Um auch von weiter hinten gut sehen zu können - Schulterplatz
Um auch von weiter hinten gut sehen zu können – Schulterplatz

Schnappschüsse

Damit Kinder auch in hinteren Reihen gut sehen konnten, nahmen manche auf den Schultern Erwachsener Platz.

TV-Interviews

Die Wiener Jugendzentren bespielen – gemeinsam mit Jugendlichen – seit vielen Jahren eine eigene Sendung auf dem Community-Sender Okto-TV. CU televison (gesprochen see you!) covert unter anderem jedes Jahr Kids in Fashion. Drei Jungreporter:innen (Kamera: Zeynep Büjüktanir), Tonmeister Salawat Barakanov und Moderatorin Jasmin Ledum führten zahlreiche Interviews – und schnappten sich auch den KiJuKU-Journalisten, „weil Sie doch Kids in Fashion schon so lange, von Anfang an, begleiten“.

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Zu einer Überblicks-Story über alle Gewinner:innen und Hauptpreisträger:innen

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Von Kindern und Jugendlichen gezeichnet, von Modeschüler:innen geschneidert - realisierte beste Designs - von jugendlichen Models auf dem Laufsteg vorgeführt

And the winners are…

Neben jeweils drei Hauptpreisträger:innen in den drei Altersgruppen haben weitere 51 Kinder und Jugendliche gewonnen – aus ihren Entwürfen wurden Kleidungsstücke für den Laufsteg. Hier Die Fotos davon – bei den Hauptpreisträger:innen mit ihren Designer:innen, die bei der Gala dabei sein konnten; und danach alle von den jugendlichen Models vorgeführten Gewänder in der Reihenfolge ihres Auftritts.

Top 3 bei den Jüngsten 4 – 10 Jahre

Hamdya Ahmed (8 Jahre)

Neila Krasniqi (9) – konnte bei der Gala nicht dabei sein, wurde aber von ihrer Schwester vertreten

Sahin Khan (10) – konnte bei der Gala nicht dabei sein

Der umgesetzte Entwurf von Sahin Khan (10), bei der Gala verhindert
Der umgesetzte Entwurf von Sahin Khan (10), bei der Gala verhindert

Hauptpreisträger:innen bei den 11- bis 14-Jährigen

Aseel Najm (14)

Theo Ellinger (12)

Selma Yusein (11)

Die ältesten Hauptpreisträger:innen (15 – 21 Jahre)

Leon Moder (16), von dem gleich zwei Entwürfe ausgewählt und umgesetzt worden sind und der selbst als Model einen anderen umgesetzten Entwurf vorgeführt hat

Maya Kofler (16)

Ylvie Stockinger (15)

Die weiteren Gewinner:innen

In der Kategorie 4 – 10 Jahre
Adea, Anna, Conor, Constantin, Fozid, Hermine Maria, Isabella, Karim, Laurent, Lena, Leonardo, Leonie, Louis, Melisa, Miep, Miloude, Mina, Naca, Samuel, Sophie, Valentin, Zoe

In der Kategorie 11 – 14 Jahre
Amelie, Anneli, Ariana, Artur, Arthur, David, Dominik, Edema, Elida, Ema, Havin, Helene Katinka, Jonathan, Julia, Kathi, Lee, Leo, Limar, Klara, Mayar, Mia, Marie, Sumeja

In der Kategorie 15 – 21 Jahre
Alma, Elena, Floria, Ivanna, Sara, Selina, Sophie, Tobias

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Zu einer Story samt Interviews geht’s hier unten

Galerie der Models mit den realisierten Entwürfen aller Gewinner:innen – viiiiiiiele Fotos

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Schnappschuss vom 60. Geburtstagsfest des 5er-Hauses der Wiener Jugendzentren

Wiens ältestes Jugendzentrum feierte den 60er

Klassiker von Kinderfesten sind Kinderschminken und Hüpfburg. Auch die gab’s kürzlich in der Grünwaldgasse 4 in Wien-Margareten, nahe dem Matzleinsdorfer Platz. Dort steht Wiens ältestes Jugendzentrum – es feierte seinen 60. Geburtstag – für und mit Kindern, Jugendlichen und nicht zuletzt solchen Erwachsenen, die vor Jahrzehnten hier als Kinder und Jugendliche ein- und ausgegangen sind.

Neben den eingangs erwähnten Aktivitäten gab’s auch Palatschinken-Station, Quizrad, Fotobox und Street-Soccer, also Fußball. Auf der Bühne waren Breakdance, Rap und andere Gesangsauftritte zu bewundern.

Schnappschuss vom 60. Geburtstagsfest des 5er-Hauses der Wiener Jugendzentren
Schnappschuss vom 60. Geburtstagsfest des 5er-Hauses der Wiener Jugendzentren

Dani, Stammbesucherin der 90er Jahre, sagt laut Medieninformation des Vereins Wiener Jugendzentren: „Das 5erHaus gab uns ein Zuhause und war der größte emotionale Support in dieser Zeit.“ Auch Kemal, der das Haus schon als Kind besuchte, erzählt: „Alles, was ich jetzt mache, und den Mut, den ich jetzt habe, verdanke ich dem 5erHaus.“

Schnappschuss vom 60. Geburtstagsfest des 5er-Hauses der Wiener Jugendzentren
Schnappschuss vom 60. Geburtstagsfest des 5er-Hauses der Wiener Jugendzentren

An Gratulant:innen stellten sich die Bezirksvorsteherin Silvia (Janković), die Obfrau Marina (Hanke) sowie die Geschäftsführerin Manuela (Smertnik) des Vereins ein und nicht zuletzt Wiens für Kinder, Jugend, Bildung und Integration zuständiger Stadtrat und Vizebürgermeister Christoph (Wiederkehr) ein und hoben die Bedeutung dieser Einrichtung hervor. Auf 1.000 Quadratmetern können Kinder und Jugendliche ihre Freizeit verbringen – freiwillig, ohne Konsumzwang, begleitet von einem multiprofessionellen Team. Es gibt Kreativ- und Medienangebote, Sportaktivitäten, ein Tonstudio, Bandproberaum, Disco, Küche und ein Jugendcafé mit Tischfußball. Im Mittelpunkt stehen Spaß, Selbstorganisation, Mitbestimmung und Wertschätzung.

Schnappschuss vom 60. Geburtstagsfest des 5er-Hauses der Wiener Jugendzentren
Schnappschuss vom 60. Geburtstagsfest des 5er-Hauses der Wiener Jugendzentren

Medienschwerpunkt

Apropos Medien, das 5er-Haus bot schon früh Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, selbst Medien zu produzieren. Besonders beliebt ist etwa CUtv, die medienpädagogische Einrichtung im Haus. Die Jugendlichen gestalten Video-Beiträge für Sendungen auf Okto-TV, demnächst wieder über die Gala von Kids in Fashion, dem riesigen Modedesign-Nachwuchsbewerb der Wiener Jugendzentren – am 5. Oktober, übrigens die Jubiläums-Gala nach 30 Jahren – siehe Link unten über eine Reportage in der Schneiderei-Werkstatt in den Sommerferien.

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Kinder auf der Bühne im Foyer des Theaterhauses Dschungel Wien

Kinder fordern Theater für alle, später Schule und Klimaschutz

„Dschungel Wien, Dschungel Wien, Dschungel Wien, wir fordern, wir fordern, wir fordern… Nachttheater für alle…“ Aber auch Sommer- und Freilufttheater beispielsweise im Hof vor diesem Theaterhaus für junges Publikum im MuseumsQuartier. Alice, Alma, Helen, Ida, Jan, Kilian, Lilo, Nawa und Zeynep (beglück-)wünschten so manches zum Jubiläum. Am Wochenende wurde die 20. Spielzeit dieses Theaterhauses, das nach vorangegangenem fast genauso langem Kampf der freien Kinder- und Jugendtheater-Szene 2004 eröffnet worden war.

Kinder auf der Bühne im Foyer des Theaterhauses Dschungel Wien
Kinder auf der Bühne im Foyer des Theaterhauses Dschungel Wien

Neben informativen und bewegenden Reden von Veteran:innen des Theaterhauses und einer (selbst-)ironisch-kabarettistischen Nummer von Magdalena Fatima Al-Ghraibawi mit so manch kritischer Anmerkung in noch längst nicht ausreichenden Diversität wurde der Reigen der Festreden von Kindern eröffnet. Die Genannten hatten in einem einwöchigen Ferien-Workshop ihre Wünsche, Forderungen und Anregungen erarbeitet und in einer Art szenischen chorischen Rede mit Solo- und Duett-Auftritten dargeboten – in voller Länge unten in dem Video zu sehen und hören.

Kinder auf der Bühne im Foyer des Theaterhauses Dschungel Wien
Kinder auf der Bühne im Foyer des Theaterhauses Dschungel Wien

Schule, Klima und mehr…

Über die eingangs zitierten Wünsche hinaus, gab es noch so manch weitere, nicht zuletzt jene, mehr Spenden zu sammeln, dass alle Kinder, unabhängig von der finanziellen Lage ihrer Familien Aufführungen besuchen und an Workshops teilnehmen können. Andere Forderungen gingen weit über Theater hinaus, etwa: späterer Schulbeginn, um ausgeschlafen in den Unterricht kommen zu können und vieles mehr. Nicht zuletzt war eine höchst engagierte Rede fast im Stile Greta Thunbergs Teil dieser performativen Geburtstags-Ansprachen: „Wie könnt ihr es wagen, unsere Erde so zu zerstören, … immer mehr Autos herzustellen…! Ich fordere von euch, dass ihr das ändert!“

Mehrmals wiesen die Kinder auch darauf hin, dass es die Kinderrechte auf Freizeit, Spiel, Erholung und Kultur gibt (in der 1989 von der UNO-Generalversammlung verabschiedeten Kinderrechte-Konvention).

„Museum“

Neben den Reden und natürlich zwei Premieren – Besprechung der Stücke, die beide allerdings für Jugendliche und nicht Kinder angesetzt waren, unten verlinkt – startete am Eröffnungs-Wochenende auch eine – teils interaktive – Ausstellung auf Bühne 3 und den Räumen davor. Künstler:innen hatten Requisiten aus Stücken – oder von Gegenständen hinter der Bühne zur Verfügung gestellt. Diese können betrachtet werden. Es gibt aber auch eine kleine Bühne mit Green-Wall – die dein Bild davor automatisch auf einer großen Projektionswand gegenüber erscheinen lässt. Und wenn du bittest, das die vor der Bühne stehende Windmaschine eingeschaltet wird, kannst du beispielsweise deine Haare im Wind flattern lassen. Auch KiJuKU wurde angeschrieben, um etwas zur Schau beizutragen – nun finden sich gedruckte 70-seitige Hefte mit Screenshots der auf kijuku.at erschienen Dutzenden Beiträge über Produktionen in diesem Theaterhaus und einige wenige noch online verfügbare aus der Zeit davor im Kinder-KURIER.
Nach-nachträgliche Anmerkung: Die Kern-Idee dieses „musée sentimentale“ sind übrigens nicht die Objekte, sondern die Beschreibungen der Leihgeber:innen dazu. Und dies geht auf eine Idee des Künstlers Daniel Spoerri und seiner Lebensgefährtin Marie-Louise Plessen zurück. Diese Zusatz-Information, die ich nicht ge-checkt hatte, wurde mir erst durch den nachträglichen Hinweis eines Dschungel-Mitarbeiters bewusst gemacht. Natürlich will ich diese Informationen und meinen Fehler / mein Versäumnis auch öffentlich machen. Die ursprüngliche Formulierung hier wurde von manchen missverständlich aufgefasst, daher diese neue Textierung.

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QR-Code zum PDF-Flipbook KiJuKU und KiKu über Dschungel Wien
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Tara und Esra mit gefalteten Papier-Kranichen

300 Bilder aus 100 Ländern für den Frieden

Vorsichtig wie eine zerbrechliche Kugel hält eine linke Hand eine ganz besondere Kugel – mit viel blau und einigen grünen Flecken darin – unsere Erde; übrigens aus einem anderen Blickwinkel als dem meist (in unseren Breitengraden) üblichen. Tara (17) hat dieses Bild gemalt. Es ist eines von rund 300 Bildern von Kindern und Jugendlichen aus mehr als 100 Ländern der Welt. Und derzeit – bis 28. September 2024 – in Wien im „Erlebnis Europa“-Informationsraum der EU in der Innenstadt (siehe Infos) zu sehen.

„Pieces for Peace“ (Stücke oder auch Teile für Frieden) nennt sich die Aktion der Organisation CITYarts aus New York. Mittlerweile haben mehr als 10.000 Kinder und Jugendliche in mehr als 120 Ländern solche kleinformatigen Bilder gemalt. Gerahmt und hinter Glas hängen sie an gelben Filzwänden mit der die Ausstellung über die Erde wandert.

Workshops

Die gerahmten Bilder stammen von jungen Menschen aus anderen Ländern – in 25 davon war die Ausstellung bereits. In der obersten Reihe hängen (noch) ungerahmte Bilder. Diese sind in Workshops im Juli entstanden, von denen einige in verschiedenen Schulen – von Favoriten bis zur Seestadt in der Donaustadt gezeichnet und gemalt wurden. An einem Workshop nahmen Jugendliche aus verschiedenen Ländern teil, die in Wien Zuflucht gefunden haben – organisiert vom Don Bosco Sozialwerk, wo sie Deutsch- und anderen Unterricht haben.

Bevor es ans Zeichnen und Malen geht, stehen in den Workshops Stationen-Spiele auf dem Programm. In einem großen Topf wird symbolisch für den Frieden gekocht – welche Zutaten braucht es dafür – das überlegen sich die Teilnehmer:innen, schreiben’s auf Zettel und das kommt dann rein und wird mit einem Kochlöffel umgerührt 😉 Andere Stationen beschäftigen sich puzzle-artig mit internationalen Friedenssymbol vom Ölzweig über die Taube bis zum (gefalteten) Kranich und zur Regenbogen-Fahne als Zeichnen der Vielfalt einerseits aber auch des bunten Neu-Entstehens wenn Gegensätze wie Regen und Sonne zusammenkommen.

Schon im Kopf

So wie Tara hatte auch Ahmed sein Bild bevor er zu zeichnen begann schon im Kopf, verrät er Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… Hatte sie mit Buntstiften gemalt, so zeichnete er mit Bleistift Plamen am Strand, ein Segelboot auf einem von nur kleinen Wellen bewegten Wasser, sozusagen friedliches Meer unter heller Sonne und fröhlich fliegenden Vögeln.

Mirno More

Apropos friedliches Meer – so heißt übersetzt der dalmatinische Gruß unter Seefahrer:innen. Dieses „Mirno More“ hat sich eine Initiative ausgeborgt, die heuer zum 30. Mal stattgefunden hat und von einem österreichischen Skipper erfunden worden ist, der jahrelang im Damaligen Jugoslawien gearbeitet hat. Kollegen und Freunde, die jahr(zehnt)elang friedlich zusammengearbeitet hatte, waren durch den geschürten nationalistischen Hass aufeinander in dem zerfallenden Land zu Feinden geworden. Wie könnte verhindert werden, dass dieser Hass auf Kinder übergehe, die vor diesem Krieg nach Österreich geflüchtet waren, stand am Beginn der Aktion. Denn auf einem Segelboot müssen alle zusammenhelfen, damit das Schiff über die Wellen gleiten, an- und ablegen kann.

Ebenfalls in der Woche des Weltfriedenstages (21. September) fand heuer die Jubiläums-Ausgabe von Mirno More statt. Wieder segelten mehr als 1.000 Menschen, darunter Hunderte Kinder und Jugendliche aus gut zwei Dutzend Nationen mit unterschiedlichen Kulturen, Sprachen und Religionen gemeinsam zwischen kroatischer Küste und Inseln. Auf 100 Booten.

Weltfriedenstag

Vor mehr als 40 Jahren (am 21. September 1981) beschloss die Generalversammlung der Vereinten Nationen: „Dieser Tag soll offiziell benannt und gefeiert werden als Weltfriedenstag (International Day of Peace) und soll genützt werden, um die Idee des Friedens sowohl innerhalb der Länder und Völker als auch zwischen ihnen zu beobachten und zu stärken.“

Wander-Ausstellung

Zurück zu den Bildern für den Frieden, die derzeit in der Wiener Innenstadt zu sehen sind: Esra muss nach ihrem Bild einigermaßen suchen – denn so wie sie eine fliegende Taube zwischen Meer und Himmel gemalt hatte, haben das so manch andere Kinder und Jugendliche auch gemacht.

Umrahmt wurde die Eröffnung der Ausstellung am Vorabend vor dem Weltfriedenstag unter anderem von zwei Gesangsauftritten aus dem künstlerisch-kreativen Bereich der Salesianer Don Bosco Österreich. Helene Billinger, Sophie List, Isabella Rubel und Maximilian Cichra (mit Gitarre) sangen „Für die Liebe“ (Berge) sowie „Für immer Frühling“ (Soffie).

Seit 35 Jahren

CITYarts, gegründet von der in New York lebenden Künstlerin Tsipi Ben-Haim. „Wir wollen die Stimmen der Kinder und Jugendlichen dieser Welt hören und wahrnehmen. Ihre neugierigen, wissbegierigen, kreativen Fragen und Ideen, ihre Vorstellung von einer besseren zukünftigen Welt sollen die Erwachsenen mehr berücksichtigen als bisher“, ist ihr auch gegenüber Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… ausgedrückter Wunsch. Dafür initiierte sie und ihre Mitstreiter:innen unterschiedlichste Projekte mit Künstler:innen. In New York waren und sind dies vor allem Wandbilder und Mosaike, die mit dazu beitragen, dass Jugendliche ihr Viertel als ihre Heimat empfinden.

Nach Nine-Eleven, also dem 11. September 2001 mit den Flugzeugattacken u.a. die Zwillingstürme des World Trade Centers in New York weitete CITYarts die Projekte über die Grenzen der eigenen Stadt, ja der USA hinaus aus, um Brücken zwischen möglichst vielen Kindern und Jugendlichen der Welt zu bauen; nicht zuletzt durch die Aktion „Pieces for Peace“.

Übrigens: Während in der Ausstellung alle Bilder ohne Namen der Kinder und Jugendlichen zu sehen sind, finden sich auf der Website – siehe Info-Box – (fast) alle Bilder samt den Namen der Schöpfer:innen – sortiert nach Ländern von Afghanistan (da allerdings von geflüchteten Jugendlichen in einem Workshop des EU-Parlaments) bis Zimbabwe.

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Szenenfoto aus "schwarzweißlila" (ab 10 J.) - Eigenproduktion von Dschungel Wien; Österr. Erstaufführung am 4. Februar 2016

Was hat sich in diesen 20 Jahren verändert – beim Publikum und im Theater?

Derzeit geht im Vorarlberger Feldkirch das 36. „Luaga & Losna“, Theaterfestival für ein junges Publikum über die Bühnen – und eine Wiese mit bespielbaren „Riesen“ aus re- besser geschrieben up-gecycleten Alt-Metallen. Im Rahmen des Festivals beschäftigt sich ein Symposion mit Theater als Teil einer humanistischen Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen. Dabei wird besprochen und in theaterpädagogischen Übungen darüber gearbeitet, wie Kindern und Jugendlichen Theater näher gebracht werden kann – und zwar sowohl das Zuschauen, das immer auch ein aktiver Prozess ist, als auch das Erlebnis, selbst Theater zu spielen.

Einst vernetzender Treffpunkt

Das Festival war in seinen Anfängen, also vor mehr als drei Jahrzehnten, jeweils auch ein vernetzendes Treffen der gesamten heimischen Kinder- und Jugendtheaterszene. Sogar die Geburtsstunde der Österreich-Sektion der internationalen Kinder- und Jugendtheatervereinigung ASSITEJ schlug bei „schauen & hören“ – die Übersetzung des Festival-Mottos ins Hochdeutsche.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Boys Awakening“ (ab 13 J.) – Koproduktion von TheaterFoxfire & Dschungel Wien, Uraufführung am 18. Februar 2015

20 Jahre Dschungel Wien

Gerade in dieser Woche fand auch das Mediengespräch zur neuen Saison des Theaterhauses Dschungel Wien im MuseumsQuartier statt – wo einiges zur neuen Saison sowie zum 20-Jahr-Jubiläum dieses von der freien Szene erkämpften Theaterhauses für ein junges Publikum zur Sprache kam. Drei künstlerische Leiter:innen gab es bisher, Gründungsdirektor Stephan Rabl (12 Jahre lang), Corinnen Eckenstein, die von Anfang hier viel inszeniert hatte, leitete sieben Jahre den Dschungel Wien, nun startet die aktuelle künstlerische Leiterin Anna Horn, die zuvor am Burgtheater-Studio tätig war, in ihre zweite Saison.

KiJuKU-Interview (Heinz Wagner) mit Marianne Artmann, Dramaturgin im Dschungel Wien
KiJuKU-Interview (Heinz Wagner) mit Marianne Artmann, Dramaturgin im Dschungel Wien

Fixstern

Da Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… vorzog, Theater zu erleben, musste das Mediengespräch unbesucht bleiben. KiJuKU bat dafür einen durchgängigen Dschungel-Fixstern, meist sehr bescheiden im Hintergrund, aber Herz und Hirn des Theaterhauses, die Dramaturgin Marianne Artmann zum Jubiläums-Interview.

Zunächst wollte KiJuKU wissen, wie sie selber zum Theater gekommen ist – dies ist als eigener Teil ausgegliedert – und unten gegen Ende des Beitrages verlinkt.

KiJuKU: So, jetzt aber zu 20 Jahre Dschungel Wien, was sind im Rück- und Überblick die wichtigsten Veränderungen, die du feststellen kannst / musst oder bemerkst?
Marianne Artmann: Die Vielzahl neuere Gruppen und Kollektive, die kontinuierlich professionell arbeiten – eine deutliche Qualitätssteigerung.
Am Anfang, vor 20 Jahren, war es nicht so leicht genügend heimische Produktionen zu finden, die mit den internationalen Gruppen und Produktionen vor allem aus den Niederlanden, Belgien und Skandinavien mithalten konnten. Heute braucht die Wiener Szene diese Vergleich nicht mehr zu scheuen.

Publikum?

KiJuKU: Inwiefern hat da der Dschungel eventuell einen Anteil?
Marianne Artmann: Wir haben als Haus den Gruppen und Kollektiven einen Basis gegeben. Vorher musste sie sich irgendwo einmieten, selber alles organisieren – von der Technik bis zur Bewerbung. Mit dem Dschungel haben sie alle eine Infrastruktur bekommen – bis hin zur Öffentlichkeitsarbeit.

KiJuKU: Und vom Publikum her, welche Veränderung stellst du da fest?
Marianne Artmann: Die Gesellschaft ist viel diverser geworden – und das ist für uns nicht nur eine Frage von Themen, die auf der Bühne verhandelt werden sollen. Es stellt sich die Frage, nicht nur was, sondern auch wen zeigst du auf der Bühne? Wer inszeniert? Fühlt sich bzw. wird das Publikum repräsentiert – verschiedene Hautfarben, Kopftuchträgerinnen, andere Sprachen als Deutsch – das sind Herausforderungen, die in den vergangenen Jahren auf alle Theaterhäuser, auch auf den Dschungel zugekommen sind.

Zusammenarbeit mit Schulen

KiJuKU: Hat sich die Zusammenarbeit mit Schulen verändert?
Marianne Artmann: Mit Kindergärten klappt es gleich gut wie früher, mit Schulen ist es schwieriger geworden und das liegt an einem ganzen Bündel an Ursachen: Schulen und Lehrer:innen sind stärker belastet – vom Mangel an Personal bis zur Zunahme administrativer Aufgaben. Wobei es mit Volksschulen noch leichter ist als in der Sekundarstufe I, aber richtig zum Knochenjob ist das Ansprechen von Oberstufen geworden. Corona war da auch ein großer Bruch.

Hinzu kommt, dass etliche Pädagog:innen, mit denen es langjährige Zusammenarbeit gab, mittlerweile in Pension sind.

Wir versuchen zwar auch in die Ausbildungsschienen von Pädagog:innen zu kommen – in Pädagogische Hochschulen mit einem Vortragsformat „Alles kein Drama – Mit Schüler:innen ins Theater“ und bemühen uns an die Unis zu kommen. Aber so manche junge Lehrer:innen haben nicht zuletzt deswegen, weil sie mit mehr und anderen Medien aufgewachsen sind, nicht mehr den Bezug zu Theater.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Die Schneekönigin“ (ab 6 J.), Eigenproduktion von Dschungel Wien, uraufführung 28. November 2014

Noch zeitgemäß?

KiJuKU: Theater als Auslaufmodell sozusagen?
Marianne Artmann: Sicher nicht, auch wenn viele – Kinder, Jugendliche aber auch Erwachsene und damit natürlich Pädagoginnen und Pädagogen vieles vom Handy empfangen, das analoge Erleben eines Geschehens auf der Bühne und das noch dazu gemeinsam in der Gruppe ist eine eigene Qualität. Die erfordert allerdings auch gewisse Fähigkeiten und Anstrengungen. Theater anschauen ist etwas sehr aktives. Ich muss die Zeichenhaftigkeit entschlüsseln und mit Abstraktion umgehen können – etwas, das wir alle brauchen. Es gibt einen Satz von dem ich jetzt nicht weiß, von wem er ist: Im Theater wird Welt reflektiert, ein Standpunkt entwickelt und Gesellschaft gestaltet.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Mein kleines Meer“ (ab 2 J.) – Eigenproduktion von Dschungel Wien; uraufführung 27. Februar 2024

Aufmerksamkeitsspanne?

KiJuKU: Hat sich die Aufmerksamkeitsspannen in diesen 20 Jahren verändert?
Marianne Artmann: Im Wesentlichen liegt sie immer bei 50 Minuten, also einer Schulstunde. Aber die ganze Zeit ist natürlich immer die Frage, kriege ich das Publikum oder nicht. Und das ist die Aufgabe der Künstler:innen. Ja, und Theater für junges Publikum muss sich immer mit dem Publikum beschäftigen!

KiJuKU: Abseits der künstlerischen Herausforderungen, fallen dir noch sonstige Veränderungen in diesen zwei Jahrzehnten ein?
Marianne Artmann: Ja, die technischen Herausforderungen sind extrem gewachsen. Vor 20 Jahren wurde zum Teil noch mit Videokassetten und CD gearbeitet. Die digitalen Möglichkeiten bringen eine tolle Qualität, haben aber auch die Kehrseite einer hohen Komplexität. Es sind nicht immer alle Systeme kompatibel. Und währen du bei einem Analogen Lichtpult eine Einschuldung von vielleicht einmal zehn Minuten hattest, erfordert die Beherrschung eines digitalen Pultes mitunter zwei Monate.

Und auf einer ganze anderen Ebene: Es ist viel, viel schwieriger, Medienvertreter:innen dazu zu bringen, sich ein Stück für Kinder oder / und Jugendliche anzuschauen und darüber eine Kritik zu schreiben, weil die Redaktionen immer weniger Journalist:innen haben.

Visionen?

KiJuKU: Deine Wünsche, Visionen für die nächsten 20 Jahre?
Marianne Artmann: Meine, unser aller Leidenschaft ist das Anliegen mit Theater dazu beitragen zu können, den Horizont von Kindern und Jugendlichen zu erweitern durch gutes Theater, Tanz und Performances. Ich wünsche mir, dass wir sowohl Publikum als auch Multiplikator:innen, vor allem Pädagog:innen mit unseren Stücken und Produktionen erreichen können. Und dass es uns noch mehr gelingt, die vorhandene Diversität der Gesellschaft auf und hinter der Bühne, also auch im Betrieb abzubilden, wie wir es mit der Next Generation und der digitalen Bühne hier am Haus versuchen.

An Themen gibt es darüber hinaus aber auch solche von zeitloser Relevanz wie Freundschaft, Fragen „wie wollen wir miteinander leben“ und heute vielleicht noch stärker als vorn 20 Jahren Klimaschutz und Nachhaltigkeit.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Robin Hood“ (ab 6 J.) – Eigenproduktion von Dschungel Wien; Uraufführung 10. April 2014

KiJuKU: Try out! MAGMA und andere Formate oder auch die Theaterwerkstätten sind Teil der Nachwuchsförderung. Gab es da Veränderungen in den zwei Jahrzehnten?
Marianne Artmann: Das war von Anfang an wichtig, aber die Bühne 2, die mit ihrer flexiblen Publikumstribüne ursprünglich als Workshopraum gedacht war, wurde dann so oft von Produktionen bespielt, dass wir damit erst wirklich beginnen konnten mit der Erweiterung durch die Bühne 3 und die Studios ab 2013. Auch wenn erst Probebühne genannte Bühne 3 wieder schnell und oft zur Aufführungsbühne wurde.

KiJuKU: Du fühlst dich wohl und bist zufrieden mit deiner Rolle hier in diesen 20 Jahren?
Marianne Artmann: Es ist ein Privileg, im Dschungel Wien arbeiten zu dürfen!

KiJuKU: Danke für das anregende, intensive Gespräch.

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Hier unten geht’s zu jenem Teil des Interviews, in dem die Dramaturgin schildert, wie sie selbst zum Theater gekommen ist

Special: Rund 70 Seiten Berichte von KiJuKU und vormals KiKu über Produktionen im Dschungel Wien

Allein in den rund 3 ½ Jahren Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… sind mehr als drei Dutzend Berichte über Stücke, Performances und Workshops erschienen. Davor im Kinder-KURIER ein Vielfaches. Leider ist online davon nur mehr wenig abrufbar. Was gefunden wurde, ist ebenso wie die Beiträge aus KiJuKU.at hier in diesem PDF-Flipbook durchzublättern – auf Inhalt laden klicken; alternativ kann auch der QR-Code hier ge-scannt werden:

QR-Code zum PDF-Flipbook KiJuKU und KiKu über Dschungel Wien
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Weitere Informationen
Marianne Artmann vor dem Eingang zum Haupthaus des Dschungel Wien im MuseusmQuartier

„Marianne, du strahlst so!“

Bevor’s um den Dschungel selbst geht, wollte KiJuKU.at wissen: „Wie bist du selber zum Theater gekommen?
Marianne Artmann: In der achten Klassen war unsere Klasse (Gymnasium Wels) auf einer Exkursion im Linzer Landestheater. Dort konnten wir hinter die Kulissen blicken, eine Dramaturgin hat uns vieles erklärt. Da habe ich zum ersten Mal von diesem Beruf gehört. Ein Lehrer der Parallelklasse ist danach zu mir gekommen und hat gesagt: „Marianne du strahlst so!“ Von da an wollte ich diesen Beruf ergreifen. Und hab nach der Matura begonnen Theaterwissenschaften und Germanistik zu studieren – gegen ein bisschen Widerstände der Familie, die meinte, ich solle eher Lehramt studieren, das sei was Handfestes mit gesicherter Berufsperspektive.

Marianne Artmann vor dem Eingang zum Haupthaus des Dschungel Wien im MuseusmQuartier
Marianne Artmann vor dem Eingang zum Haupthaus des Dschungel Wien im MuseusmQuartier

KiJuKU: Und vom Studium in die Praxis, speziell im Bereich Kinder und Jugend – wie ging da der Weg?Marianne Artmann: Im Studium hielt Claudia Kaufmann-Freßner vom Burgtheater eine Lehrveranstaltung über Theater für junges Publikum. Da hab ich mich zum ersten Mal mit der Frage beschäftigt, was kann jungem Publikum zugemutet werden. In Erinnerung geblieben ist mir die Diskussion um das Stück „Mirad, ein Junge aus Bosnien“ vom niederländischen Theaterautor Ad de Bont (aus 1993).

In der Endphase des Studiums hatte ich mehrere Regie-Hospitanzen u.a. im Burgtheater. Dann hab ich mich auf eine Ausschreibung des Theaterfestivals Szene Bunte Wähne in Niederösterreich für die Festival-Dokumentation beworben – und wurde abgelehnt, habe aber weiter Kontakt zur Szene gehalten und durfte dann nach dem ersten Tanzfestival für junges Publikum 1998 Regie-Assistenz bei „Der Wolf und der Mond“, im Rahmen eines 3-Länder-Projekts mit Schweden und Dänemark machen. Elisabeth Orlowskyi hat die Choreografie und Jürgen Flügge die Regie für den Österreich-Part gemacht.

KiJuKU-Interview (Heinz Wagner) mit Marianne Artmann, Dramaturgin im Dschungel Wien
KiJuKU-Interview (Heinz Wagner) mit Marianne Artmann, Dramaturgin im Dschungel Wien

KiJuKU: Das war dann der endgültige Einstieg?
Marianne Artmann: Sozusagen, ich bin dann geblieben, musste im Jahr darauf fünf Wochen vor dem Festival, weil der Projektleiter abgesagt hatte, einspringen, hatte keine Erfahrung, aber hab es dann doch geschafft, alles zu organisieren. Da war ich aber eher für fast alle organisatorischen Dinge zuständig – von den Spielstätten über die Technik, die Unterkünfte, die Fahrer bis hin zu den Drucksorten.

KiJuKU: Aber nicht dein eigentliches Metier, oder?
Marianne Artmann: Aber schon danach kam ich zum Inhaltlichen, durfte Festivals besuchen, Produktionen vorschlagen – gemeinsam mit dem künstlerischen Leiter, Stephan Rabl. Und als der dann zum Leiter des Dschungel Wien bestellt wurde, hat er mich gefragt, ein halbes Jahr später als Assistenz der künstlerischen Leitung hierher zu kommen.

KiJuKU: Aber noch nicht als Dramaturgin?
Marianne Artmann: Das kam dann 2006, also zwei Jahre nachdem der Dschungel 2004 den Betrieb aufgenommen hatte.

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Hier geht’s zum Interview-Teil über 20 Jahre (im) Dschungel Wien

Szenenfoto aus dem teatro-Musical "Pinocchio" 2024 im Stadttheater Mödling

Abenteuerlicher Weg – zu sich selbst und einem lebendigen Herzen

Alter einsamer Tischler schnitzt aus einem Holzstück eine Marionette – wie er in seinem Leben schon viele angefertigt hat. Aber diese ist besonders, wird lebendig. Aber statt nun ein Kind bei sich zu haben und nicht mehr allein zu sein, macht sich die Figur auf, um die weite Welt zu erkunden – und so „nebenbei“ sich selbst. Am Ende – genau, happy End von Pinocchio und seinem Schöpfer Geppetto.

Diese dutzendfach erzählte, gespielte – mit Schauspieler:innen, mit (Marionetten-)Figuren, in Filmen Coming-of-Age-Geschichte läuft seit kurzem auch (wieder) als Musical mit großteils (sehr) jungen Akteur:innen auf der Bühne des Stadttheaters in Mödling. Seit fast eineinhalb Jahrzehnten bespielt die Gruppe teatro Sommer für Sommer dieses Haus, wenige Bahn- und dazu einige Gehminuten von Wien entfernt.

Szenenfoto aus dem teatro-Musical
Das mit der länger werdenden Nase – nur eine Nebenbeihandlung bei Pinocchio – kommt natürlich schon in einer Szene vor

Nebenbei

Ja, das mit der Nase, die beim Lügen lang und länger wird, kommt auch vor – ist aber wie generell schon im Original von Carlo Collodi (1826 – 1890) nur eine Rand-Episode. Ähnlich wie der Kampf von Don Quijote gegen die Windmühlen-Flügel, der in dem rund 1500-seitigen Roman von Miguel de Cervantes keine zwei Seiten umfasst, oft das berühmteste „Überbleibsel“ ist.

Superstar

Zurück nach Mödling. Vor acht Jahren schon spielte teatro damals mit dem Titel „Pinocchio Superstar“ ein Musical rund um den hölzernen „Dummkopf“ (Pinco = Dummköpferl). Dessen Darsteller Moritz Mausser wurde im Vorjahr tatsächlich zum Superstar als Verkörperung von Falco im Musical Rock me Amadeus im Wiener Ronacher. Die diesjährige Produktion ist aber ziemlich neu gedacht, inszeniert, choreografiert und komponiert – wenngleich ein paar Nummern aus der Produktion von 2016 – mit teils neuen Texten – übernommen worden sind (Buch, Regie: Peter Faerber; musikalische Leitung, Arrangements: David Schieber; Choreografie, Einstudierung: Beatrix Gfaller; Intendanz, Musik, Bühnenbild: Norberto Bertassi).

„Glücklich und dankbar“

Den aktuellen Pinocchio, der lange Zeit noch mit hölzernem Herzen unterwegs ist, spielt, tanzt und singt der 14-jährige Joel Gradinger – erstmals in der großen Sommerproduktion von teatro auf der Bühne, davor aber schon drei Mal in der Weihnachtsgeschichte in der Mödlings Stadtgalerie als kleiner Eby (Ebenezer) sowie in sechs Produktionen der mab (musical academy brigittenau). Und er „rockt“ in dieser Rolle das knapp mehr als 2-stündige Musical (für manche der sehr jungen Kinder im Publikum ein bisschen zu lang). „Glücklich und dankbar, dass mir so viel Verantwortung zugetraut worden ist“, schätzt sich der Pinocchio-Darsteller nach der zweiten umjubelten Aufführung im Gespräch mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…
„Zuerst hab ich schon ein bisschen geschluckt als ich gefragt worden bin: Einerseits froh, andererseits vielleicht eine Last. Aber ich hab nicht lange überlegt und schnell zugesagt.“
Dass er im Laufe der Arbeit an dieser Produktion vielleicht in den Stimmbruch kommen könnte – hat niemand bedacht, aber war/ ist kein Problem. „Wir haben dann bei den Melodien ein bisschen oktaviert.“ (Passagen tiefer gesetzt.)

Seinen Schöpfer und „Vater“ Geppetto singt der Autor und Regisseur des Musicals Peter Faerber himself.

Autor kommt zu Ehren

In dieser Version lässt teatro auch Carlo Collodi, den Erfinder der Figur von Pinoccio, in Erscheinung treten. Zu Beginn sitzt er auf einem wackeligen Sessel. Das abgebrochene vierte Stuhlbein hält nur, weil es auf etlichen Büchern (!) steht. Irgendwie will diesem Collodi keine brauchbare Geschichte einfallen. ER bringt die Sitzgelegenheit zur Reparatur zum Tischler und … – der Rest ist aus einer Fortsetzungsgeschichte für eine italienische Zeitung zum weltberühmten Roman geworden. Wuk Pavlovits (15) spielt aber nicht nur den Collodi überzeugend, sondern auch noch den Feuerfresser, der die hölzerne Puppe verbrennen lassen will, sowie den Wirt Gino und einen Fischer.

Frech-witzig

Für so manche witzig-freche Bemerkung samt zugehöriger Bewegungen und Aktionen sorgt die „Grille“, die die Fee (Mirella Sengl) Pinocchio, dem sie Leben einhaucht, als Art Schutzengel mit auf den Weg gibt. Auch wenn sie sich so gar nicht nur als Erfüllungsgehilfin und Helferin sieht. Pauline Faerber, erst zehn Jahre jung, aber schon bei Schneewittchen sowie Anne of Green Gables in den beiden vergangenen Jahren auf der großen Bühne im Einsatz, verkörpert diese freche Figur sehr glaubhaft.

Auf die KiJuKU-Frage, ob sie auch im echten Leben so unterwegs sei, meinte sie: „Irgendwie schon, meistens bin ich die kleine Freche. Aber im wirklichen Leben habe ich niemanden, auf den ich aufpassen muss!“ Sie freut sich, diese Rolle bekommen zu haben, „weil ich schon immer eine lustige Figur spielen wollte“.

Obwohl sie schon mit vier oder fünf Jahren begonnen hat, Klavier zu spielen und Ballett zu tanzen, „weiß ich noch nicht, ob ich Bühne zu meinem Beruf machen möchte. Ich beschäftige mich gerne mit Sprachen und geh jetzt in ein Gymnasium (Wr. Neustadt, Babenbergerring) , wo ich in der Oberstufe eine weitere Sprache lernen kann – Spanisch, Französisch, Russisch, vielleicht wird ich Spanisch nehmen.“

Charmante „Böse“

Die „bösen“ Figuren Fuchs Myra (Nembhard) und Katze (Valerie Fürnkranz), die Pinocchio zum Beispiel mit dem Trick des Geldbaumes um dessen Münzen bringen, versprühen in ihrer kriminellen Energie auch einen gewissen Charme gepaart mit Witz. Noch mehr davon strahlt die Figur der schulverweigernden Lucignola (Lilly-Ann Haas) aus.

Wie in andren Pinocchio-Versionen die Fee, so kommt hier die Lehrerin Lauretta Giocattolo (Julia Wenig), dem kreativen Tischler näher.

Live-Musik, Gesang und Tanz

Natürlich lebt das Musical nicht nur von den einzelnen Figuren, sondern immer wieder auch von großen Ensemble-Szenen und gemeinsamen großen Gesängen. Gegen Ende gibt die LED-Wand mit ihren beeindruckenden Projektionen (Tobias Hornik-Steppan) den Blick frei auf die im Hintergrund live spielende Band: Sonja Equiluz (Saxophon und Klarinette), Stephan Först (Bass), Wilfried Modlik (Gitarre), Milan Nicolić (Violine),

Wolfgang Wehner (Schlagzeug), Katrin Weninger (Querflöte), Max Wintersperger (Trompete) und Elisabeth Zeisner (Violoncello). Immer wieder erhalten diese Szenen spontanen Applaus – wie auch viele der Sologesänge oder Duette…

Mitreißend wie immer auch die durchchoreografierten Tänze, die samt der schon erwähnten projizierten Kulissen ein wahrhaft italienisches Lebensgefühl vermitteln – wenngleich in einer der Choreos mit den rot-wie-grünen Schirmen die ungarische statt der italienischen Flagge (quer- statt längs-gestreift) als Gruppenbild erscheint ;(

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Demonstration in Berlin (Deutschland) am 13. Oktober 2018 für eine gerechte Gesellschaft unter dem Motto #unteilbar gegen Diskriminierung, Verarmung, Rassismus, Sexismus, Entrechtung und Nationalismus

Bei Ungerechtigkeiten werden Kinder und Jugendliche wütend – nicht nur wenn es sie selbst trifft!

Fast alle der befragten 660 Kinder in Deutschland (6 bis 11 Jahre) sagen auf die Aussage „Ich werde wütend, wenn ich ungerecht behandelt werde“ mit „eher ja“ (94 Prozent). Aber auch kaum weniger Kinder werden auch „wütend, wenn andere ungerecht behandelt werden“ (83 Prozent sagen da ebenfalls „eher ja“.

Dies ist eines von vielen Ergebnissen der Studie „Wie gerecht ist Deutschland“, die Mitte Juli 2024 vorgestellt wurden. Die Universität Bielefeld hatte – (mit-)finanziert von der Bepanthen-Kinderförderung (im Bereich Gesundheit und Ernährung wirtschaftender Konzern Bayer) 660 Kinder sowie 570 Jugendliche (12 bis 16 Jahre) repräsentativ ausführlich befragt.

Kinder sind fast genauso wütend, wenn andere Ungerechtigkeit erleben wie wenn sie selbst solche erfahren
Kinder sind fast genauso wütend, wenn andere Ungerechtigkeit erleben wie wenn sie selbst solche erfahren

Zur Ausgangsfrage stellten die Studienautor:innen (Fakultät für Erziehungswissenschaft; Leitung Prof. Holger Ziegler) den Jugendlichen die Frage offenbar ein bisschen differenzierter: „Ich bin empört und wütend…“ mit mehr Antwortmöglichkeiten – trifft eher zu/ voll und ganz / überhaupt nicht bzw. eher nicht. Voll und ganz empört und wütend bei eigener ungerechter Behandlung sind demnach knapp mehr als die Hälfte (56 %) und wenn andere betroffen sind knapp mehr als ein drittel (34 Prozent). Aber die Summe aus „voll und ganz“ plus „trifft eher zu“ ergibt dann im individuellen Fall auch 93 Prozent und bei anderen 86 Prozent also ähnlich viele wie bei den Kindern mit „eher ja“.

Jugendliche finden, am meisten müsse für Rentner*innen getan werden
Jugendliche finden, am meisten müsse für Rentner*innen getan werden

Viel Empathie für andere (Gruppen)

Auch bei anderen Fragen zeigen die Antworten, dass viele Kinder und Jugendliche sich offenbar von der Ellenbogen-Mentalität und der Ich-AG wie sie der Neoliberalismus prägt, entfernen. So sehen die Befragten (in dem Fall Jugendlichen) Handlungsbedarf der Politik nicht nur in Sachen „Bildung von Kindern und Jugendlichen“ und „Chancengleichheit von Kindern“, sondern auch in mindestens gleichem Ausmaß für Rentner*innen, gleiche Lebensbedingungen, Arme, Gleichverteilung von Vermögen und Einkommen – all die genannten Themen erhalten Zuspruch zwischen 60 und 65 %.

Auf uns hört niemand

Mehr als ¾ der befragten Jugendlichen fühlt sich aber von politischen Entscheidungsträger:innen nicht wahrgenommen. „Leute wie ich, haben keinen Einfluss darauf, was die Regierung macht“ meinen fast acht von zehn 12- bis 16-Jährigen „eher“ (32%) bzw. „voll und ganz“ (46%).

Mehr als 3/4 der befragten Jugendlichen glauben, dass sie keinen Einfluss auf Regierungen haben
Mehr als 3/4 der befragten Jugendlichen glauben, dass sie keinen Einfluss auf Regierungen haben

Elterlicher Einfluss

Einfluss auf die Meinung der befragten Kinder bzw. Jugendlichen haben einerseits die wirtschaftliche Situation der eigenen Familie sowie die gesellschaftspolitische Haltung der Eltern. So finden 87 Prozent der Kinder (6 bis 11 Jahre), deren Eltern mit der Demokratie in unserem Nachbarland zufrieden sind Deutschland „eher“ (71 %) bzw. „sehr gerecht“ (16%). Die vergleichbaren Anteile bei Kindern, deren Eltern mit der Demokratie im Land unzufrieden sind liegen bei 44 bzw. 6 – in Summe also nur bei der Hälfte (50 Prozent).

SOES

Als Unterscheidungskriterium in Sachen „sozialökonomischer Status“ (SOES) wollten die Studienautor:innen von den Befragten wissen: „Für unsere Familie ist es manchmal finanziell schwierig, alle Dinge zu bezahlen, die wir für die Schule brauchen“ vs. „Unsere Familie kann es sich leisten, Markenklamotten zu kaufen“.

So erleben nicht einmal zwei von zehn Jugendliche (12 bis 16 Jahre) mit hohem SOES in ihrem Leben Ungerechtigkeiten im eigenen Leben, während dies auf mehr als ein Drittel (37%) Jugendlicher mit Familien, die’s finanziell schwer haben, erleben muss.

Insgesamt finden jedoch die befragten – in dem Fall – Kinder (ein bisschen mühsam an der Studie ist, dass offenbar nicht jede Frage jeweils Kindern und Jugendlichen gestellt wurde), dass es in Deutschland viel eher gerecht zugeht als in der ganzen Welt (zwei Drittel zu einem Viertel).

Knapp mehr als die Hälfte der befragten 12- bis 16-Jährigen sind unzufrieden, wie Demokratie in Deutschland funktioniert
Knapp mehr als die Hälfte der befragten 12- bis 16-Jährigen sind unzufrieden, wie Demokratie in Deutschland funktioniert

Überraschung für Studienleiter

Besonders überraschend fand der Leiter der Studie, Holger Ziegler von der Universität Bielefeld, „dass Kinder und Jugendliche zwar ein differenziertes Bild davon haben, wie eine gerechte Gesellschaft aussieht, diese Komponenten in ihrer Lebensrealität aber gar nicht unbedingt wahrnehmen. Sie fühlen sich von der Gesellschaft und der Politik nicht genug gesehen. Trotzdem machen sie sich auch Sorgen um andere Bevölkerungsgruppen, wie zum Beispiel Rentner*innen. Die Vorurteile der neuen Generation gegenüber, diese „würden sich nur für sich selbst interessieren“ können in unserer Studie keinesfalls bestätigt werden.“

Balkengrafik: Wie viel meinen Jugendliche, bewirken zu können, wenn sie sich politisch beteiligen
Balkengrafik: Wie viel meinen Jugendliche, bewirken zu können, wenn sie sich politisch beteiligen

Österreich

Nun, eine direkt vergleichbare Studie fand Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… nicht. Die BundesJugendvertretung – gesetzliche Interessensvertretung aller Menschen in Österreich bis 30 Jahre – verwies einerseits auf den „Jugendmonitor“ der Arbeiterkammer (1200 befragte 16 bis 29-Jährige; Institut Foresight). Neben dem herausragenden Ergebnis, dass die soziale Schere weiter auseinandergeht und Teuerung und Krise Jugendliche bzw. junge Erwachsene besonders stark trifft, wurde auch andere Themen wie etwa Mitbestimmung abgefragt.

„Menschen wie ich können etwas bewirken, wenn sie sich politisch beteiligen“ beantwortete die Hälfte mit „stimme sehr zu“ (16%) bzw. „ziemlich“ (34%). „Gar nicht“ fanden 13 % und „wenig“ 28% – 9 Prozent gaben dazu nichts an oder „weiß nicht“. Allerdings klafft auch hier eine Lücke zwischen Reicheren und Ärmeren: So finden fast sechs von zehn der „oberen 30%“, dass ziemlich bzw. sehr etwas bewirken können (57%), während dieser Anteil beim unteren nicht ganz Drittel nur bei 42 Prozent liegt.

Wie stark finden junge Menschen Demokratie in Österreich
Wie stark finden junge Menschen Demokratie in Österreich

Im Vorjahr erhob das Institut Sora die Einstellung junger Menschen zu Demokratie und veröffentlichte im November 2023 die Ergebnisse der Telefon- bzw. Online-Befragung von 343 16- bis 26-Jährigen, die in Österreich wohnen. 48 Prozent bewerten die Funktionsfähigkeit des politischen Systems sehr (11%) bzw. ziemlich (37%) gut. Was allerdings im Vergleich zu 2018 einem doch deutlichen Rückgang entspricht – damals: 13 und 56, also in Summe 69%.

BJV-Schlussfolgerungen

Aus diesen und anderen Studien und Umfragen schlussfolgert die BundesJugendVertretung: „Die Wahlbeteiligung junger Menschen entspricht aus den Erfahrungen und Wahlstudien der vergangenen Jahre dem Durchschnitt der Bevölkerung, bei Erstwähler*innen liegt er sogar darüber. Jugendliche sind politisch interessiert und engagiert. Rund die Hälfte aller Jugendlieben engagiert sich ehrenamtlich. Und jene, die in Vereinen und Organisationen, die unter dem Dach der BJV versammelt sind, aktiv sind, halten die Demokratie noch höher als Nicht-Mitglieder. Gleiches gilt fürs Zugehörigkeitsgefühl zur österreichischen Gesellschaft.

Wenn Jugendliche sich in organisationen engieren, fühlen sie sich der gesamten Gesellschaft zugehöriger und schätzen die Demokratie höher ein
Wenn Jugendliche sich in organisationen engieren, fühlen sie sich der gesamten Gesellschaft zugehöriger und schätzen die Demokratie höher ein

Herausforderungen

Alterung der Gesellschaft und daher weniger Gewicht von „jungen Stimmen“ und fehlendes Wahlrecht für Nicht-Staatsbürger*innen sei eine große Herausforderung für die Demokratie und nicht zuletzt dafür ausschlaggebend, dass junge Menschen immer weniger den Institutionen der Politik vertrauen und sich zu wenig mit ihren Sorgen ernst genommen fühlen. Die Demokratie als Staatsform wird aber wenig in Frage gestellt.“

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Ausschnitt aus Seite 237 von "Toffee - Wie Glücklichsein von außen aussieht"

Erinnern- trifft Vergessen-wollen

„Ich bin ein junger Mensch, der vergessen will.
Marla ist ein alter Mensch, der sich zu erinnern versucht.“

Diese zwei Sätze stehen unter anderen auf dem Buchrücken von „Toffee – wie Glücklichsein von außen aussieht“ von Sarah Crossan (aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt von Beate Schäfer).

Üblicherweise bediene ich mich in Buchbesprechungen weder bei Klappen- noch bei Buch-Rücken-Sätzen. Doch dieses Zitat (von Seite 8) trifft vielleicht die insgesamt 345 Seiten so exakt wie nichts anderes.

Doppelseite aus
Doppelseite aus „Toffee – Wie Glücklichsein von außen aussieht“

Generationen-Treff

Das zufällige – naja, von der Autorin sicher bewusst geplante 😉 – Aufeinandertreffen der Jugendlichen Allison mit der alten, dementen Frau Marla lässt sicher (hoffentlich) die meisten Leser:innen in ziemlich fremde Welten eintauchen. Die doch meist so nahe leben.

Allison hat von zu Hause ab – nach und nach in Häppchen werden die Gründe freigelegt, wenn sie sich erinnert, was sie am liebsten aus dem Gedächtnis streichen würde. Die brutale Gewalt, die ihr der Vater antut; die Mutter ist bei ihrer Geburt gestorben.

Doppelseite aus
Doppelseite aus „Toffee – Wie Glücklichsein von außen aussieht“

Überlebenswille

Sie reißt aus, weiß nicht wohin und findet zufällig (!) Zuflucht bei Marla, einer alten Frau, die sich kaum an etwas wirklich erinnern kann, selbst wenn es wenige Moment zurückliegt. Und diese Marla meint in Allison eine Freundin aus Kinder- und Jugendtagen namens Toffee zu erkennen. Also nimmt – anfangs widerwillig, aber sozusagen aus Überlebensgründen – Allison diese neue Identität an.

Und die beiden finden eine Wellenlänge, auf der sie einander verstehen…

Satz-Spiele

Die Autorin erzählt diese Geschichte(n) in knappen Sätzen, in denen sie viel Platz für tiefe Gefühle lässt, ohne je pathetisch zu werden. Und sie schreibt ihren Text in – nicht gereimter – Gedichtform – mit so manchen Wort- und Gedankenspielen, die sie in passende Form bringt. Wenn sie etwa schreibt Marla starrt auf die leere Stelle, so lässt Crossan bzw. die Übersetzerin vor „leere“ einen riesigen Abstand, eine Leerstelle (S. 237).

Doppelseite aus
Doppelseite aus „Toffee – Wie Glücklichsein von außen aussieht“

Oder auf Seite 132 lässt die Autorin Allison/Toffee sagen/denken: „Manchmal denke ich, ich wäre wirklich so, wie Dad es mir eingeredet hat: „hohl und klein, und am besten gar nicht da.“ Da werden die Wörter „hohl und klein“ sowie „gar nicht da“ wunzig klein geschrieben/gedruckt und zwischen den beiden letzten Zeilen bleibt viel Platz leer – da ist kein Buchstabe da.

Trotz der eher (sehr) tristen Ausgangslagen ihrer beiden Protagonistinnen lässt die Autorin in diesem Buch aber auch viel positive Grundstimmung, kräftigen (Über-)Lebenswillen sowohl von Marla als auch von Allison alias Toffee mitschwingen.

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Titelseite des Jugenduches
Titelseite des Jugenduches „Toffee – Wie Glücklichsein von außen aussieht“
Großgruppenbild mit Kindern udn Jugendlichen einiger der Projekte, die nun umgesetzt werden sowie Verantwortlichen in Politik und Jugendarbeit

Bienenhotels, Natur in der Schule, Jugendkino im Freien…

„Wir dachten uns, welche Tiere uns helfen. Da ist uns die Biene eingefallen“, beginnen die ersten Kinder aus der 4B der Volksschule Grinzinger Straße (Wien-Döbling; 19. Bezirk) Kinder I Jugend I Kultur I und mehr… zu erzählen. Und dann sprudelten sie der Reihe nach drauf los: „Wenn wir die Bienen nicht hätten, dann könnten wir 50% unserer Nahrung nicht essen (Anmerkung: Für Obst und andere pflanzliche Nahrungsmittel braucht es sehr oft die Bestäubung durch Bienen).

Zu Beginn hätte es schon die Diskussion gegeben, „für welches Tier wir was machen wollen“. Als die Rede auf Hunde kam, seien sich schnell alle einig gewesen, dass die hier ohnehin gut versorgt seine. Aber Bienen hätte noch Hilfe nötig. Und so hatte diese Klasse, aber auch die 3 c der Volksschule Kolonitzgasse (Wien-Landstraße; 3. Bezirk) – unabhängig voneinander, aber mit ähnlicher Argumentation Projekte für „Bienenhotels“, insektenfreundliche Bewirtschaftung von Grünflächen (Blumen stehen und wild wachsen lassen) – samt Infotafeln für Vorbeigehende ein; jeweils in der Nähe ihrer Schulen.

Und – tatatata…., für diese beiden Projekte stimmten so viele von den 4714 Kindern und Jugendlichen, die am Online-Voting teilgenommen hatten, dass diese unter jenen – in diesem Jahr zehn – Projekten landeten, die aus der (nunmehr zweiten) Kinder- und Jugend-Million gefördert werden – mit insgesamt 120.000 €. Die Liste aller zehn weiter unten in Text und Bildern (Fotos von kurzen Info-Plakaten).

Jugendliche vom Projekt
Jugendliche vom Projekt „Kulturbalkon“

Balkon wird Oase

„Unser Ziel war es vor allem, dass wir ein Stück Natur zu uns in die Schule bringen, also die Perspektive wechseln“, meinte eine Schülerin der (noch) 7G des Gymnasiums Am Augarten. Unser weiteres Ziel wäre, dass wir mit dieser Idee auch noch andere Schule anstecken!“

Aus der Ursprungs-Idee einer Brücke von der Schule über die Straße in den angrenzenden Augarten wurde eine – finanzierbare – grüne Oase für Urban Gardening, Workshops, Freiluft-unterricht, Treffpunkt und Events; berechneter Kostenpunkt: 250.000 €.

Kostenlose Schwimm- und Selbstverteidigungskurse

Ein einzelner Bub – sowie Jugendliche des Jugendzentrums Just Wienerberg hatten die Idee, Gratis-Schwimmkurse für 8- bis 15-Jährige anzubieten. Zwei Jugendliche brachten den Vorschlag von kostenlosen Selbstverteidigungskursen ein.

Vier Schülerinnen der VBS Schönborngasse, die Freiluftkino für Jugendliche vorschlugen
Vier Schülerinnen der VBS Schönborngasse, die Freiluftkino für Jugendliche vorschlugen

Freiluftkino mit Jugendprogramm

Vier Schülerinnen der Vienna Business School Schönborngasse (Josefstadt; 8. Bezirk) finden Freiluftkino super, „aber für Jugendliche werden nicht viele Filme gespielt“. Mit rund 50.000 Euro soll es in Sommermonaten – eher erst ab dem kommenden Jahr – Freiluftkino für Jugendliche (Jugendfilme, Coming-of-Age-Filme, Dokus und Komödien) in drei Parks im 2., 3. und 7. Bezirk geben.

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Junges Wien

Die nahen Begegnungen mit jugendlichen Stimmen im Ohr

Original-Aussagen Jugendlicher zu ihren Gedanken und Gefühlen

Eine 1:1 Begegnung und doch ist es eigentlich das Zusammentreffen von vier Menschen, (mindestens) drei davon Jugendliche. Klingt kompliziert, war aber einfach. „Close Encounters“ (nahe Begegnungen) wurde vor zwei Jahren im Rahmen der Wiener Festwochen entwickelt und als eine Art spin-off kürzlich Teil des Dramatiker:innen-Festivals in Graz.

Konzipiert von Anna Rispoli und künstlerischer Mitarbeit und Workshop-Leitung von Dilan Sengül waren Jugendliche zu Gesprächen und aufgenommenen Interviews eingeladen. Sie sollten – und taten dies – über ihre Ansichten zu Leben, Liebe, Ängste, die Welt im Allgemeinen, gesellschaftliche Themen ebenso wie zu Freund:innen, Konsum – auch dem von Drogen oder nicht zu sprechen.

Montage aus vielen Aussagen

Aus vielen dieser Aussagen montierten die professionellen Künstlerinnen ein einziges Gespräch zwischen einem Mädchen und einem Burschen – jeweils mit Pausen dazwischen.

Besucher:innen saßen nun jeweils einzeln mit einer oder einem Jugendlichen in einer Ecke des Theaters am Grazer Ortweinplatz. Jede/r einen Kopfhörer im Ohr – und immer nur einen Part des Gesprächs hörend. Da beide aber immer das eben Gehörte wiederholen sollten, bekamen auch die Besucher:innen das ganze – zusammengeschnittene – Gespräch zu hören. Die beteiligten Jugendlichen kannten die meisten schon davor alles.

Gast-Jugendliche

In Graz waren Jugendliche Teil des Geschehens, die nicht zwei Jahre zuvor ihre eigenen Ansichten aufnehmen lassen konnten. Der 15-jährige Xaver, der gemeinsam mit dem KiJuKU-Journalisten die Session absolvierte, meinte aber im Gespräch danach: „Ich konnte mich schon mit vielem, was da gesagt wurde, identifizieren, aber nicht mit allem.“

Er selbst besucht eine Schule mit Kreativ-Schwerpunkt, weil er selber einmal etwas mit Film oder Theater machen will.

Dauerhaft bei den Festwochen

Leily, 18-jährige Gymnasiastin, die aus Wien zum Festival nach Graz anreise, war schon 2022 beim Projekt dabei, ist auch heuer bei den Festwochen Teil der Geschworenen in den Wiener Prozessen und im „Rat der freien Republik Wien“. Sie ist sehr kunstaffin, werde aber eher Medizin oder Jus studieren, was ihre Eltern bevorzugen.

Willensstarker Lehrling

Der gleichaltrige Darko ist Lehrling (Einzelhandelskaufmann) bei einer großen Supermarktkette mit eigener Ausbildungs-Akademie. Die Ausbildung gefällt ihm. Vor zwei Jahre wurden er und einige Kolleg:innen Teil des Kunstprojekts „Close encounter“, was ihm sehr gefiel. Dort konnte er auch gut seine Ansicht übers Rauchen einbringen, das er persönlich stark ablehnt – auch aus der persönlichen Erfahrung seiner Eltern, die beide viel rauchen. „Im Freundeskreis ist es nicht immer leicht, das durchzuhalten. Wenn alle rundum rauchen und du bist der einzige, der nicht mitmacht. Aber ich bin sehr ehrgeizig und willensstark – ich denk mir dann immer, es ist nicht nur nicht gesund, sondern es wäre schade um das viele Geld.“

Follow@kiJuKUheinz

Compliance-Hinweis: Das Dramatiker:innen-Festival in Graz hat Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… zur Berichterstattung eingeladen.

Zwei der hier beschriebenen Kurz-Versionen sind beim Festival am Freitagvormittag

Die ganze Bühne eine schräge Bettfläche weiß mit dünnen roten Strichen, die ein groß-kariertes Muster ergeben. Mittendrin ein üppiger König mit kleiner roter Krone. Der zählt Pölster – „61, 62, 63, 61, 64, 65“. Zeigt sich verwundert. Zählt noch einmal und noch einmal. Ist verärgert. Er hatte doch 66 Kissen, irgendwer hat wohl eines geklaut. Der König trägt einen außergewöhnlichen Namen, der schon den Kern der Geschichte aussagt: „Die Schachtel, die alles hat, alles darf und nichts muss“.
Und alles heißt, wenn er 66 Pölster hatte, dann will er genau die haben und nicht einen weniger.

Folgerichtig schreit er herrschsüchtig nach dem Diener. Auch der heißt nicht alltäglich: Törtchen, stets zu Diensten. Natürlich kommt der für des Königs Geschmack zu langsam – und darf nicht wirklich die Wahrheit sagen, dass sich sein und aller Herren verzählt hat. Muss also los, um ein 66. Kissen aufzutreiben.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Der König, der alles hatte“

Schachteldrama

Soweit der Beginn des Stücks „Der König, der alles hatte“ im Grazer Jugendtheater Next Liberty. Verena Richter, Kabarettistin, Musikerin und Autorin hat es geschrieben unter dem Titel „Schachteldrama“ – vor drei Jahren im Rahmen des Retzhofer Dramapreises, in einer Kombination aus Workshops und Wettbewerb. Und ihr Text ist mit Wortwitz(en) gespickt, nicht wenige eher für erwachsenes (Begleit-)Publikum.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Der König, der alles hatte“

Dir fehlt was

Zurück zur nunmehrigen Inszenierung (Regie: Anja Michaela Wohlfahrt). Während also der König (Martin Niederbrunner), der alles für sich haben will, dabei aber nicht nur beim Zählen ein bisschen dümmlich wirkt und sein Diener (Helmut Pucher), der nie an den Aufträgen verzweifelt und heiter bleibt, um den 66. Polster eilen will, läutet es an der Tür (EU-Hymne). Eine Gästin von weit her – jenseits der Schuldenberge, hinter den Gierschluchten aus einem Land, wo die Menschen (fast) nichts haben. Darauf weist Cassandra Schütt die „Schachtel, …“ hin. Dieses Ungleichgewicht von Reichtum und Armut führt aber auch dazu, so die Gästin, dass dem König doch etwas fehle: Gerechtigkeit.

Hoppla, das kann doch nicht sein, dass der Herrscher nicht alles hat. Hat er doch nicht nur 66 Pölster, 12 luxuriöse Badewannen, einen vorderasiatischen Rückenkratzer, sondern sogar königsblaue Eierschalen-Sollbruchstellen-Verursacher… Aber tatsächlich, auf der Liste seines Hab und Gutes gebe es kein Gereuchtigbumms. Also müsse er auch das haben.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Der König, der alles hatte“

Verkäufer für alles …

Da trifft es sich gut, dass wieder die Europa-Hymne erklingt; ein Paket wird geliefert. Überzeugender Überzeuger (Simone Leski) mit Jacqueline, der Krawatte der Überzeugung um den Hals, üppig kostümiert (Ausstattung: Helene Payrhuber), trifft ein.
Endlich Gerechtighummsdipummsdi?
Naja, doch irgendwie nicht.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Der König, der alles hatte“

Einen Bewunderer braucht er mindestens

Die Figur tritt in der Folge noch zwei Mal auf – immer anders, ziemlich schräg kostümiert, um angeblich so ein Gerecht-, Gereucht, also so was zu bringen, das die Schachtel noch nicht hat. Und verlangt dafür immer mehr. Beim zweiten Mal den Diener – den will der König nicht hergeben. Dann bliebe ja gar keiner mehr, der ihn bewundern und bedienen könne – wobei da schon ein bisschen mitschwingt, dass er auch nicht ganz allein bleiben will.

Zuletzt ist der König bereit zu zahlen „koste es, was es wolle“. Bühne wird leer geräumt. Doch nicht ganz, einen Polster hält er noch in Händen – und den teilt er sich nun als Sitzgelegenheit mit Törtchen, stets zu Diensten.
Happy End, Vorhang zu. Applaus.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Der König, der alles hatte“

Ansatzlose Veränderung

Ob zuvor die einkassierten Kissen als Symbol für alles, überhaupt an die Armen im Land der Gästin jenseits der Gierschluchten gehen oder erst recht nur an einen anderen Gier-Raffer, den überzeugenderen Überzeuger? Und wie der König sich überhaupt veränderte? In der Stunde, oder vielleicht auch nur den 55 bis 58 Minuten vor dem geteilten Polster, ist keine wirkliche Entwicklung erlebbar. Mehr oder minder bleibt die Schachtel in ihrer alles haben wollen-Mentalität. Da braucht’s eben auch das Gerechtigkeitsdings. Womit die drei Aufritte der fantasievoll ausgestatteten Überzeugenderen Überzeuger dennoch more of the same (mehr vom Gleichen) bleiben – und in etwa ab der Hälfte des Stücks ein Gutteil des Kinderpublikums unruhig zu werden beginnt.

Außerdem schwebt über dem Polster-Teilen nicht nur ein neues Königs-Gefühl, sondern vielleicht eher noch das alte: Ich will wenigstens einen Bewunderer und Diener.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Der König, der alles hatte“

Live-Musiker

Neben dem Wortwitz aus dem Text und dem Spielwitz der Schauspieler:innen ist unbedingt noch der Live-Musiker Reinhard Ziegerhofer zu erwähnen. Mit Gitarre, Kontrabass, den er an passenden Stellen zum Percussion-Instrument umfunktioniert und Melodica ist er ständig auf der Bühne präsent. Als „Teil des Ganzen“ kriegt er manches Mal vom König Anweisungen, dass er schneller oder anders zu spielen habe. Und dennoch vermittelt er eine gewisse Unabhängigkeit.

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Compliance-Hinweis: Das Dramatiker:innen-Festival in Graz hat Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… zur Berichterstattung eingeladen.

Zwei der hier beschriebenen Kurz-Versionen sind beim Festival am Freitagvormittag im taO! zu sehen

Dario Periša und sein Universal-Switch

Ein Schalter ersetzt ganzes Smart-Home-System; künstliche Hände, Augen und mehr…

Der Schalter soll das Licht nicht nur ein- oder ausschalten, sondern auch noch dimmen. Du willst vielleicht auch aus dem Zimmer einen Heizkörper im Bad einschalten, um’s später dort entsprechend warm zu haben; oder eine Kochplatte aufdrehen oder… via Handy und App das eine oder andere in Gang setzen oder nur überprüfen: Hab ich das oder jenes wirklich abgedreht. Oder schalt ich in der kalten Jahreszeit eine halbe Stunde vor dem nach Hause kommen die Heizung ein…

„SmartHome“-Systeme, die das können, kosten ganz schön viel Geld – und erfordern oft Umbauten, verlegen zusätzlicher Kabel usw.

Das alles erspart der „Universal-Switch“ von Dario Periša aus der HTL Mössinger Straße in Klagenfurt (Kärnten). Seine Erfindung erfordert „nur“ den Austausch eines herkömmlichen Schalters durch diesen Touch-Switch (Berührungs-Schalter), der die bisherige Verkabelung nutzt. „Dieser programmierte und flexible Schalter baut auf jahrzehntealter Technologie auf“, erzählt der 19-Jährige Kinder I Jugend I Kultur I und mehr… „Es wird nur der Schalter ausgetauscht. Ich hab das Projekt gemacht, weil mir langweilig war“, schildert Periša. Vier Programmiersprachen hat er sich vor zwei Jahren selber beigebracht.

Schutzschild für Solaranlagen

Hagelkörner können Photovoltaik-Anlagen auf Dächern ziemlich demolieren. Auf einen Hagelschlag warteten Lukas Zöhrer und Tobias Oraze nicht und verwendeten einen kleinen Stein, um so eine Zerstörung an ihrem Stand im Bundesfinale von Jugend Innovativ herzeigen zu können. Zweiterer wusste von einem Praktikum bei einer Versicherung, dass kaputte Sonnenkollektoren durch Hagelschlag nicht selten sind.

Und so ersannen die beiden Schüler – ebenfalls aus der HTL Mössinger Straße (Klagenfurt, Kärnten) ein Schutzschild aus Polykarbonatlamellen, das über die Photovoltaik-Anlage ausfährt, wenn Hagel angesagt ist.

Sie verbanden ihr SmartHailGuard (schlaue Hagel-Bewachung) mit Sensoren, die vor Ort an der jeweiligen Anlage Wetterdaten analysieren sowie meteorologische Vorwarnungen mit in ihr System einbauen und bei Bedarf die Schutzschicht wie ein Garagentor über die Anlage automatisch ausfahren.

Streudrohnen für „Untersaaten“

Drohnen, die Saatgut vor allem in unwegsamen Geländen, ausstreuen, oder dort, wo ein Betreten oder gar Befahren durch Traktoren Böden bzw. Bepflanzung (zer-)stören würde, gab/gibt es schon. Benedikt Ortmaier und Sebastian Schäffer aus der HTL Ried im Innkreis (Oberösterreich) ersannen aber etwas Neues. Was „Sämereienausbringung mittels Streudrohne in Reihenkulturen“ heißt, bedeutet konkret: Wo Mais wächst, wollen die beiden auf dem „Unterboden“ – in den Zwischenräumen – noch etwas anpflanzen. Durch niedrigwachsenden Klee oder Raygras wird der kahle Boden zwischen den Kukuruz-Stauden gefestigt und erodiert nicht so leicht.

In St. Georgen bei Grieskirchen konnte die von ihnen programmierte Leichtbau-Drohne über den Streuteller das Saatgut bereits auf drei Feldern ganz real ausbringen.

Künstliche Hände

Rund ein halbes Dutzend unterschiedlicher künstlicher Hände – Prothesen bzw. ein elektronisch bestückter Handschuhe lagen auf den Tischen beim Stand von Schüler:innen aus dem Wiener TGM (Technologisches GewerbeMuseum) – Schule für Technik. „Wir haben an verschiedenen Versionen nicht nur der Prothesen, sondern vor allem deren Steuerung gearbeitet“, berichten Nergiz Çiftci, Paul Eichinger, Yusuf Sert und Sophie Helmreich dem KiJuKU-Journalisten. Gemeinsam haben die vier und Toni Parenta unter anderem jede und jeder an einer speziellen Steuerung getüftelt. Jedenfalls geht’s meist um die Steuerung über andere – vorhandene – Muskel. Eine funktioniert sogar gleichsam wie ein „Fußpedal“. Die Impulse für Bewegungen der künstlichen Hand werden von großem bzw. kleinem Zeh ausgelöst.

Die fünf Jugendlichen haben für ihr Projekt „ProHand – Ansteuerung und Aufbau einer künstlichen Hand“ aber nicht nur Prothesen und deren Steuerung entwickelt. „Wir haben uns auch etwas zur Prävention überlegt. In Einsatzbereichen, wo es besonders oft Unfällen gibt, bei denen Hände zu Schaden kommen, können künstliche Hände für diese Arbeiten eingesetzt zu verschieden gesteuert werden.“ Ein Fall: Du ziehst dir einen mit Elektroden versehenen Handschuh an, führst die Bewegung in sicherer Entfernung von etwa einer gefährlichen Maschine aus. Oder – und das führt Yusuf Sert vor: die künstliche Hand wird über Gesten gesteuert – hier auf einem Laptop, würde aber sicher dann auch via Tablet oder Smartphone gehen.

Bewegliche Glasaugen

Wenn wer bei einem Unfall ein Auge verliert und an dessen Stelle ein „Glasauge“ eingesetzt bekommt, bleibt dieses starr. Das kann Mitmenschen irritieren, die vielleicht wiederum so reagieren, dass es für die betroffene Person wiederum unangenehm ist. Dafür dachten sich Anastasia Jovanonvić, Julia Rohowsky, Theodor Wightman und Jasin Eltelby aus dem Wiener TGM die Entwicklung eines Bionic Eye aus. Mit diesem Auge kann zwar niemand sehen, aber es sollte die Bewegung des verbliebenen funktionstüchtigen Auges parallel mitmachen.

„Wir hatten verschiedene Ansätze“, erzählen die Schüler:innen. Zuerst setzte sich – zu Vorführzwecken auch an ihrem Stand beim Jugend-Innovativ-Bundesfinale – eine der Jugendlichen Elektroden ins Gesicht. Die nehmen sozusagen die Muskelimpulse beim Bewegen des Auges auf und übertragen diese an das künstliche „Auge“. Noch ist dieses 3D-gedruckte Ding mit elektronischem Innenleben zu groß, als dass es in eine menschliche Augenhöhle passen würde. Aber im Prinzip funktioniert’s schon – wenn die Microcontroller vor Ort sind und nicht – wie passiert – in der Schule liegen gelassen wurden.

Die weiteren Schritte wären: kleine Nadelelektroden unter der Haut rund ums gesunde Auge; und letztlich Gedankensteuerung.

Spezialpreis Vorarberg

In dieser Kategorie gab es nicht nur wie in allen anderen jeweils fünf Projekte im diesjährigen Bundesfinale, sondern über den „Special Award Vorarlberg“ zwei weitere, die Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… natürlich gleich hier vorstellt.

Radiosonde CanSat

Schaffen wir das – setzten sich Simon Brandtner, David Schuller, Luca Tiefenthaler, Julian Schweizer und Lukas Brugger aus der HTL Rankweil (Vorarlberg) selbst eine herausfordernde Aufgabe: Einen Satelliten bauen, der Luftdruck, Temperatur und Luftfeuchtigkeit misst und so klein wie eine Getränkedose ist.  Deshalb nannten sie ihr Projekt Radiosonde CanSat.

Die „Dose“ samt elektronischem Inhalt, GPS-Rackingsystem, Stromversorgung und natürlich Mess-Instrumente – und einen kleinen Fallschirm – konnten sie vor Ort – in der Freifläche hinter der Grand Hall im Erste Bank Campus zeigen, die Flughöhe 400 Meter war natürlich nicht drinnen. Die hatten sie aber schon in echt in ihrem Heimat-Bundesland – mit Hilfe des SpaceTeams der Technischen Uni Wien, das anreiste und eine Rakete mitbrachte, die den CanSat in luftige Höhe hinaufbrachte, ausließ. Und der Mini-Satellit schwebte zu Boden und übermittelte in diesen rund 15 Sekunden die gemessenen Daten via Funk, die in eine Datenbank einflossen.

Lab-System

Das hier – die Reihenfolge der Vorstellung der Projekte sagt übrigens nichts über die Wertigkeit aus; in einem eigenen Beitrag werden die vergebenen preise übersichtlich vorgestellt – in der Kategorie Engineering II zuletzt vorgestellte Projekt schließt in gewisser Weise den Bogen zum ersten. Kann Dario Perišas „Universal-Switch“ einfach auf der Verkabelung einer herkömmlichen Schalterdose aufbauen und daraus einen smarten Schalter machen, so baut das Lab-System von Manuel Mayerhofer und Johannes Melcher-Millner auf einem herkömmlichen USB C-Ladegerät auf. Und die beiden Schüler von der HTL Rankweil (Vorarlberg) machten über ein kleines selbst gebautes Zwischengerät daraus ein Labor-Netzteil, das auf verschiedenste Spannungen (fünf, neun, 15, 20 oder durchaus auch mehr Volt), eingestellt werden kann. Samt Überstromschutz, um ein „Durchbrennen“ von Geräten oder Netzteil zu verhindern.

Die beiden haben aber auch schon weiterführende Ideen. Die kleinen Netz-Teile können auch Teil eines vernetzten, modularen Systems sein, in dem bei Bedarf mehrere solcher Elemente zusammengesteckt werden können. Und die Kunststoffgehäuse könnten aus Filament aus recycelbaren Kunststofflaschen 3d gedruckt werden.

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Wird in den nächsten Tagen fortgesetzt – jeweils ein Teil für alle Finalprojekte der verschiedenen – oben schon genannten – Kategorien. Und letztlich noch einem Teil über die verliehenen Preise.

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Szenenfoto aus dem Film "Wer wir einmal sein wollten"

Viel Raum für Ungesagtes, wenn der Lebenstraum zerplatzt

Die junge Anna – irgendwas zwischen Anfang und Mitte 20 – verwaltet am Computer Unterlagen der Studierenden einer Schauspielschule, ist aber auch für alle möglichen anderen Dinge zuständig oder packt an, wo gerade helfende Hände erforderlich sind. In der Freizeit strebert sie für die Abendmatura. Die will sie absolvieren und danach Jus studieren. Eigentlich – so kommt es in manchen Szenen – am intensivsten in einer ohne Worte – zum Ausdruck, wollte sie als (sehr) junges Mädchen selber Schauspielerin werden.

Minimal-Dialoge

Apropos ohne Worte. „Wer wir einmal sein wollten“, ein nicht ganz eineinhalb-stündiger Film, der in der vorletzten Maiwoche (2024) im Stadtkino im Wiener Künstlerhauskino in der neuen Reihe „New Voices“ (Neue Stimmen) zu sehen ist, kommt mit ziemlich wenig Worten aus. Lebt von langsamen, intensiven Bildern. Die unterstreichen große fast Sprachlosigkeit der überwiegend jungen Protagonist:innen. Und das obwohl praktisch nie wer in eine Handy-Display starrt. „Wie geht’s dir?“ – „Ja eh“ ist der vielleicht charakteristischste Dialog für diese Stimmung des Nebeneinander Lebens der Figuren. Selbst die Begegnungen Annas mit ihrem Freund Konstantin strahlen eher Abwesenheit als Liebe aus.

Szenenfoto aus dem Film
Szenenfoto aus dem Film „Wer wir einmal sein wollten“

Spürbares Gefühl der Leere

Der Film bringt diese Traurigkeit darüber, den eigenen Lebens- und Berufstraum nicht leben zu können, sondern über den Job diesem nur nahe zu sein, als Grundstimmung durchgängig zum Ausdruck. In meist langen Szenen, langsamen Bildern, spielen Handlungsstränge selber eine untergeordnete Rolle. Klar, da ist Patrick, Annas Bruder, der auftaucht und (wieder) einmal Geld braucht. Das ist er irgendwelchen Typen schuldig, die keinen Spaß verstehen und ihn offensichtlich verprügelt haben. Jetzt will er auch noch bei seiner Schwester wohnen. Will sie eigentlich nicht, fühlt sich aber doch verantwortlich oder wenigstens verpflichtet.

Mit „Wer wir einmal sein wollten“ für den Özgür Anil das Drehbuch geschrieben hat und bei dem er auch Regie führte, schloss er sein Studium an der Filmakademie Wien ab. Ungewöhnlich für diese Uni, dass es ein Langfilm ist, üblicherweise drehen Studierende als Diplomprojekt Kurzfilme.

Szenenfoto aus dem Film
Szenenfoto aus dem Film „Wer wir einmal sein wollten“

Raum für Kopfkino

Wie auch schon in – mindestens einem anderen, einem Kurzfilm – lässt Anil seinem Publikum viel Raum, sich mögliche Details oder Bezüge zu eigenen Erlebnissen selber auszumalen. Sein erster Langfilm, der nun in ausgewählte Programmkinos in mehreren Bundesländern kommt, hatte im Vorjahr den ersten öffentlichen „Auftritt“ beim renommierten Max-Ophüls-Filmfestival, vor zwei Monaten bei der diesjährigen Diagonale in Graz und beim Febio-Filmfestival in Bratislava (Slowakei).

Szenenfoto aus dem Film
Szenenfoto aus dem Film „Wer wir einmal sein wollten“

Super-Darsteller:innen

Beim Max-Ophüls-Festival 2023 wurde Augustin Groz, Darsteller von Annas Bruder Patrick als bester Nachwuchs-Schauspieler ausgezeichnet. Wobei überhaupt die Besetzung aller Rollen als sehr gelungen bezeichnet werden muss: Anna Suk als stets funktionierende Anna, die sich nur ganz selten (Traum-)Bilder an ihren eigenen Wunschtraum erlaubt, Maya Unger als Clara, Schauspielerin, die schon einen Film gedreht hat, der hilfreiche Mitschüler Jakob (Phillipp Laabmayr) oder Gregor Kohlhofer als Annas Freund Konstantin, der mit den Gedanken meist eher abwesend ist…

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Zu einem Interview mit Drehbuch-Autor und Regisseur Özgür Anil geht es hier unten

Foto vom Dreh des Films
Foto vom Dreh des Films „Wer wir einmal sein wollten“
Bestes Kinder-Friedensfoto 2022 vonBarbara Chikviladze aus Georgien

Fotografiere dein Bild vom Frieden

Wie schaut für dich Frieden auf einem Foto aus? Bis 31. Mai 2024 kannst du – wenn du höchstens 14 Jahre jung bist – ein Bild, das du selbst fotografiert hast, für die nächste Runde des Global Peace Photo Award einsenden.

In den vergangenen Jahren – ab 2013, damals als Alfred Fried (1911 gemeinsam mit Tobias Asser Friedensnobelpreisträger) Photography Award gegründet, nahmen Kinder und Jugendliche aus mehr als 120 Ländern teil.

Bestes Kinder-Friedensfoto 2022 von Zoya Yeadon (Mauritius)
Bestes Kinder-Friedensfoto 2022 von Zoya Yeadon (Mauritius)

Das Kinderfriedensbild des Jahres wird mit der Alfred-Fried-Friedensmedaille und einem Geldpreis von 1.000 Euro belohnt (gestiftet von der Vienna Insurance Group) UND das Bild wird – vergrößert – ein Jahr lang im österreichischen Parlament ausgestellt.

Ehrenvorsitzende für das Kinderfriedensbild des Jahres ist übrigens die engagierte Menschenrechtsaktivistin Waris Dirie.

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Global Peace Photo Award

Bestes Kinder-Friedensfoto 2021 von Aadhyaa Aravind Shankar aus Indien
Bestes Kinder-Friedensfoto 2021 von Aadhyaa Aravind Shankar aus Indien
Kinder und "Omas gegen Rechts" brachten am Platz der Menschenrechte Forderungen zu Gehör und Gesicht

„Hallo? Hallo! Hört uns jemand?“

Kinder kommen mit bunten Zetteln auf Hoodies und Hosen mit Schriftzügen, manche tragen Megaphone, andere Stoffbanner. Diese entrollen sie auf dem Platz der Menschenrechte vor dem Wiener MuseumsQuartier. Ein Pulk älterer Frauen mit bunten selbst gestrickten Hauben kommt die Mariahilfer Straße runter, spannt weiße Schirme auf – Omas gegen rechts ist dort größer noch zu lesen als auf vielen ihrer Sticker, die sie an Kleidungsstücken tragen.

Kinder und
Kinder aus den Theaterwerkstätten mit den Forderungen auf drei großen Transparenten

Neben der Losung, die hier als Überschrift verwendet wurde und die auf einem Lila-farbenen Transparent zu lesen war, entrollten die Kinder auf einem grünen Stoff den Schriftzug „Das Meer hat keine Stimme. Wer vertritt das Meer?“. Ein orange-farbiges Bann ziert die Frage „Können Bienen im Parlament abstimmen?“
Kinder, Jugendliche und die „Omas“ nutzen den Welttag des Theaters für junges Publikum (20. März) um einige ihrer Anliegen zu Gehör zu bringen – mehr dazu zu hören und zu sehen im verlinkten Video.

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Mehr am 23. März, noch mehr Anfang Juni

Bei der Gelegenheit wurde auch darauf hingewiesen, dass mehr davon am Samstag (23. März 2024) im Kasino am Schwarzenbergplatz zu sehen, hören und erleben ist.
Kinder und Jugendlichen erarbeite(t)en ihre Visionen, Forderungen und Kritikpunkte in Workshops im Dschungel Wien, der hier in dieser Ecke des MuseumsQuartiers residiert, in Zusammenarbeit mit dem Burgtheater Studio. Und sie werden die nächsten Wochen und Monate noch weiter daran arbeiten und theatrale Performances im Juni hier beim Festival der Theater-Werkstätten (ab 8. Juni 2024) zeigen.

Am besagten 23. März 2024 ist außerdem ein Theaterprojekt von Ukrainer:innen und Österreicher:innen – „Menschen in Wien“ zu sehen – Details zum Programm unten in der Info-Box.

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Szenenfoto aus "Greuliche Griselda" vom Vorstadttheater Basel (Schweiz)

„Bääääh, sicher nicht!“ – ein bärinnenstarkes Mädchen pfeift auf Regeln

In die Schlussphase des diesjährigen (vierten) „jungspund“ Theaterfestivals für junges Publikum im Schweizer St. Gallen fiel der internationale Frauentag am 8. März. Den fulminanten Schluss- und für viele sogar Höhepunkt setzte anderntags „Greuliche Griselda“ vom Vorstadttheater Basel. Ausgehend von dem Bilderbuch gleichen Namens von Edna Mitchell Preston (1973) entwickelten Regisseurin (Gina Durler) und Spieler:innen gemeinsam eine lustvolle und spielfreudige Version dieser „greulichen“ Variante einer Art Pippi Langstrumpf, also eines bärinnenstarken Mädchens – und einer ebenfalls sehr selbstbewussten schrägen Tante. Etliche Stücke beim Festival thematisierten andere Buben- und Männerbilder – alle von Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… besprochenen Stücke am Ende des Beitrages verlinkt, „Sei kann Mann“, das direkt am Abend des Frauentages getanzt wurde, folgt erst noch.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Greuliche Griselda“ vom Vorstadttheater Basel (Schweiz)

Regeln sind dazu da, um gebrochen zu werden. Da können die Eltern noch so bemüht, liebevoll sein und versuchen, auf die Wünsche der Tochter einzugehen. „Bääääh! Sicher nicht!“ schallt es ihnen entgegen. Viel mehr noch als Ohnmacht und Verzweiflung bereitet ihnen Sorge, dass die reiche Tante des Vaters, nach der sie aus Erbschleicher-Gründen ihre Tochter benannt haben, sei enterben könnte. Da wollen sie Vanillje, das nette Mädchen aus der Nachbarschaft, beim Tante-Besuch als ihr eigenes Kind ausgeben. Doch die durchschaut den Trick und will die echte junge (Namens-)Großnichte sehen. Und genau deren aufmüpfiges, freches, unbekümmertes Wesen gefällt ihr – sehr sogar!

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Greuliche Griselda“ vom Vorstadttheater Basel (Schweiz)

Not- wurde Super-Lösung

Erst aus der Not der abhanden gekommenen Schauspielerin geboren, wie Dramaturgin und Produktionsleiterin Ronja Rinderknecht im Inszenierungsgespräch verriet, erwies sich die Entscheidung die junge Griselda mit einer Puppe (erstmals in dieser Theatergruppe) zu besetzen als absoluter Glücksgriff. In ihrem auf hässlich designten, gleichzeitig große Sympathie ausstrahlenden Gesicht (Puppenbau und -spiel: Priska Praxmarer) be- und verzaubert sie das Publikum, zumindest den Großteil 😉 Außerdem kann sie als Puppe Dinge, die eine menschliche Spielerin nicht so leicht zustande brächte – etwa auf einem Luster turnen.

Praxmarer, die die Puppe führt, schlüpft anfangs in die Rolle einer Bediensteten in Livree. Ihr Partner als „Personal“ ist Tobias Schulze, der allerdings vor allem in der Rolle der Tante Griselda auf andere Art aber doch „griseldisch“ wirkt.

Grandioses Ensemble

Den Reiz dieser nicht ganz 1 ¼-stündigen Produktion macht nicht zuletzt das bewusst disharmonische und doch in seiner Spielfreude harmonische Ensemble aus. Neben den schon Genannten agieren Bea Nichele-Wiggli als liebe- wie verständnisvolle, aber doch verzweifelte Mutter ebenso wie Florian Müller-Morun als gleichwertiger Vater – mit kleinen doch eher klischeehaft zugeordneten Tätigkeiten. Beide schlüpfen aber noch in andere Rollen. Sie wird zur lieblichen, oberg‘scheiten, superbraven Vanillje. Er verschwindet in einem Fell, das zu Beginn ein Mammut im Museum, später einen Teppich „spielt“ und schließlich zu einem Monster namens Gruselfies wird, pardon Griselfuß wie Griselda es gezähmt nennt.

Abgerundet wird diese Inszenierung nicht zuletzt durch die Bühne (Fabian Nichele), auf der die meisten Einrichtungsgegenstände zunächst irgendwo weit oben unter der Decke hängen, von den Spieler:innen im Bedarfsfall per Seilzug heruntergeholt und auch wieder nach oben verfrachtet werden. Ebenso überzeugen die jeweiligen Kostüme (Benjamin Burgunder).

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Compliance-Hinweis: Die Berichterstattung kann nur erfolgen, weil das Festival „Jungspund“ Kinder I Jugend I Kultur I und mehr … für fünf Tage nach St. Gallen eingeladen hat.

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KiJuKU-Interview mit der Festival-Leiterin –
aber schon bei der vorigen „jungspund“-Ausgabe

Szenenfoto aus
Die Puppe und ihre Spielerin – und Schöpferin
Szenenfoto aus "Spring doch"

Zum Trotz ein Mut-Anfall mit Zweifeln

„Ich gump hüt vom grosse Schprungbrätt!“ – auf Hoch- oder Standarddeutsch „ich spinge heute vom großen Sprungbrett!“ Und zwar von 3 Metern. Darum dreht sich das knapp mehr als ¾-stündige Tanzstück.

Eine Schülerin – ziemlich einsam auf dem Spielfeld. Zwölf große Kunststoff-Kanister mit jeweils rund einem Fünftel Wasser befüllt, eine Kreide und ein Handtuch. Mit den beiden Objekten „zaubert“ sie Licht bzw. Musik herbei. Ansonsten sind kurzzeitig – aus dem Off – Kinderstimmen zu hören, wen sie jeweils für ein Teamspiel wählen; viele Namen fallen. „Natürlich“ bleibt unsere Protagonistin als Allerletzte übrig.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Spring doch“: Tanz auf und mit Objekten

Und wie Tina Beyeler (Tanz und Choreografie) tänzerisch, von der Körperhaltung und mimisch agiert, sicher nicht zum ersten Mal, wahrscheinlich immer wieder.

Denen wird sie’s zeigen – und sie tätigt den oben zitierten Spruch in einem der Deutsch-Schweizer Dialekte in „Spring doch“ von Kumpane Schaffhausen (Text, künstlerische Mitarbeit: Andri Beyeler; Komposition: Sandro Corbat). Zum ersten Mal fährt sie, die offenbar sehr jung ist, allein mit dem Bus. Ziel: Schwimmbad.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Spring doch“

Aber so easy ist das alles doch nicht. Da schwingen ganz schön viel Bammel, Angst und Zweifel mit – neben dem Trotz und Mut. Und genau dieses Hin und Her lässt die Tänzerin – in ihren teils akrobatischen Bewegungen – ob mit oder ohne die Objekte, vor allem die genannten 12 Kanister spüren, miterleben – wenngleich es vor allem jüngeren Kindern ein wenig zu lang wurde bei der Aufführung im Rahmen von „jungspund“, dem Theaterfestival für junges Publikum in der Lok-Remise von St. Gallen (Schweiz).

Titelseite des Bilderbuchs
Titelseite des Bilderbuchs „Rita“ von Heinz Janisch (Idee und Text) und Ingrid Godon (Illustration)

Rita: Ein anderer Mut am 3-Meter-Brett

Ein wenig erinnert die Geschichte an das Bilderbuch von Heinz Janisch (Illustration: Ingrid Godon; Verlag: Bloomsbury K & J), das vor elf Jahren mit Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis ausgezeichnet worden ist.

Rita, ein Mädchen mit roter Badekappe, schickt sich an, vom 3-Meter-Brett zu springen. Schaut hinunter. Lange. Kehrt dann aber um, und steigt die Leiter hinunter – zum 1-Meter-Brett. Doch auch da springt sie nicht. Was ein Junge im Schwimmbad lautstark mit „Feigling“ kommentierte.

„Fische springen nicht von Türmen“, konterte Rita schlagfertig, schwamm davon und tauchte dazwischen. Das beeindruckte einen anderen Jungen, der am Beckenrand saß und überlegt hatte, welch beeindruckende Dinge und Menschen er schon in seinem Leben gesehen hatte. Doch nichts von dem, das vor seinem geistigen Auge dahinhuschte reichte an diesen Mut Ritas heran!

In „Spring doch“ endet die Geschichte dann doch anders – das sei aber nicht gespoilert.

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KiJuKU-Interview mit der Festival-Leiterin –
aber schon bei der vorigen „jungspund“-Ausgabe

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Spring doch“
Szenenfoto aus "Urknall"

Neue Stücke: Wie geht’s der Erde und den Menschen auf ihr?

„Erde, wie geht’s dir?“ fragen Nora Vonder Mühll & Stefan Colombo (Theater Sgaramusch) die Kugel, die sie an einem langen von der Decke baumelnden Seil aufgehängt haben. Zuvor haben sie per Schnur und Kreide einen großen Kreis auf den Boden gezeichnet, aus einer Tasche verschieden große Bälle und so manch anderes Zeugs herausgeholt – ein Universum „erschaffen“. In und mit diesem spielen sie in „Urknall“. Das heißt eigentlich zeigten sie nur zehn Minuten daraus. „Schaufenster“ nennt sich das Format, das am „jungspund“-Abschlusstag des Theaterfestivals für junges Publikum im Schweizer St. Gallen einen Einblick in aktuelle – teils erst entstehende – Produktionen für Kinder bzw. Jugendliche geben will.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Wir sind dann mal weg“

Ebenfalls – aber auf ganz andere Art und Weise laden Bharathi Mayandi Franaszek, Stephanie Müller, Matthias Nüesch von pulp.ooo auf eine Zeitreise zum Beginn wenigstens des Lebens auf der Erde ein: „Wir sind dann mal weg“ ist ein Wechselspiel zwischen menschlichen Schauspieler:innen, Figuren und der Zeitmaschine Solveig, einer Art Licht-Puppe, sowie physikalischen Experimenten mit Wasser, flüssigem Stickstoff und vielem mehr (Letzteres bei der Präsentation als Video-Einspielungen). Und der Titel deutet an, dass vielleicht auch die Frage verhandelt wird, wieweit die Menschheit mit ihrem Tun oder Unterlassen an ihrer eigenen Abschaffung und der so manch anderer Arten arbeitet.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Bestiarium – Varieté der vergessenen Tiere“

Sehr großen Anklang fand die Performance von Annina Mosimann über das Zusammenleben von anfangs nur als Hände oder Füße auftauchenden menschlichen Körperteilen aus kleinen Klappen einer großen senkrecht aufgestellten Kiste mit Tieren wie einer Fliege, Ratte, Spinne usw. und dazu noch der Bedienung einer Loopstation und eines kleinen Tasteninstruments. „Bestiarium – Varieté der vergessenen Tiere“, nennt sie ihre Show.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Echo Echo“

An Beppo, den Straßenkehrer in Michael Endes Momo, erinnert der erste Moment in „Echo, Echo“ von theater salto&mortale. Doch hier geht’s um das Zusammenleben in einem abgeschiedenen Dorf – und das als „Eindringen“ empfundene Auftauchen eines Fremden sowie um Warnungen der Raben vor einem drohenden Bergrutsch – und das nicht-zuhören der Einheimischen.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Giraffenblues“

Apropos Aufkehren und Putzen – in „Giraffenblues“ (kuckuck-Produktion) entert ein Reinigungstrupp das Museum (entstanden in Kooperation mit dem Zoologischen Museum der Universität Zürich) oder den jeweiligen Spielort. Eigentlich sollte hier ein Theaterstück stattfinden, aber… – ein Trick, den so manche Theatergruppe schon angewandt hat: Die Putzbrigade spielt einfach ein, nein DAS Stück. Und dieses nimmt Anleihe bei einer wahren Begebenheit: 1935 wurde eine in Giraffe  damals in Tanganjika (heute Region zwischen Tanzania und Kenia) gefangen und in die Schweiz transportiert, wo sie in den Züricher Tiergarten kam.

„Giraffenblues“ (Regie: Roger Nydegger) rückt allerdings den Einreiseversuch unter die Lupe: Giraffe keein Problem, die lassen Mira Frehner und Andreas Peter als Grenzbeamt:innen durch. Doch den menschlichen Begleiter und Betreuer Mokassa, gespielt von Robert Achille Gwem, den wollen sie nicht reinlassen. Was vielleicht heute nicht viel anders sein könnte, oder?!

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Red“

Natürlich spielen Themen wie Umgang mit Social media, Influencer:innen-(Möchtegern-)Dasein usw. in so manchen Stücken eine wichtige Rolle. Red von Merge Dance Collective ist so ein (Tanz-)Stück – noch dazu mit viel Humor. Linda Heller & Audrey Wagner tauchen in typische TikTok-Posen ein: Zack, Boom, Bäm – 100.000 Follower – oder doch nicht. Nein, wir sind doch ganz anders, wir sind ehrlich, authentisch und so weiter – oder auch das wiederum nur ein Marketing-Gag?

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Das ist die Moral der Geschichte, Liebling“

Noch krasser – selbstironisch und doch fast nichts anders als die Wirklichkeit so mancher TV- und Online-Shows aufnehmend, agiert Linda Hügel (Text: Fiona Schreier; Regie: Johanna Benrath) in „Das ist die Moral der Geschichte, Liebling (netzwerk wildi blaatere). Erst mit Riiiiesen-Mikro über die Auflösung der Moral philosophierend, wandelt sie sich zur Show-Masterin, die das Publikum auf Teufel-komm-raus animiert – und manipuliert.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Unter Drachen“

Auf ganz andere Art animiert Nadja Rui als Kind Ira das Publikum – durch die Reihen spazierend, einzelne Zuschauer:innen ansprechend verwandelt sie diese beispielsweise abwechselnd vor allem in ihren Opa. „Unter Drachen“ (Text: Hanna Röhrich; Regie: Patricija Bronić) ist eigentlöich konzipiert, um in einem eigenen großen Kuppel-Zelt gespielt zu werden – auf engem Raum mit dem Publikum. Und es geht um den Tod des Großvaters bzw. die Erinnerung an ihn und seine nach und nach verloren gegangenen Erinnerungen als er noch gelebt hat.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Die Geschichte von Lena“


Um (analoges) Mobbing, vor allem im Zusammenhang mit dem Vertrauensbruch einer engen Freundin dreht sich „Die Geschichte von Lena“ (Theater Spielfeld/theater fabula!), gespielt von Lisa Gartmann und Eliane Blumer.

Szenenfoto aus
Foto zu „Encylopedia“

Den humorvollen Abschluss des Schaufensters – die echte Reihenfolge unten im Info-Block (nicht hier in diesem Beitrag) performten (abwechselnd Tanz und Sprache) Lucia Gugerli und Christophe Rath von der Cie Nicole Seiler, von der auch das Konzept und die Choreografie stammt. „Encyclopedia“ versteht sich als eine solche – von Gesten, Begriffen und Bezeichnungen. So wird die eine zum Strich, Winkel, einer Statue, gleich danach zu einer gestürzten Statue, der andere zum Äffchen, einem Disco-Move on repeat, einem Hochhaus und Godzilla, der ein solches zerstört…
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KiJuKU-Interview mit der Festival-Leiterin –
aber schon bei der vorigen „jungspund“-Ausgabe

Szenenfoto aus "Souhung"

(Sau-)hündische Liebes-Suche

Der Solist, Darsteller des 15-Jährigen Protagonisten Benni, switcht in Sekundenschnelle in die Rollen seines strengen, auf Militärdrill programmierten Vaters, der überfürsorglichen Gluckhennen-Mutter ebenso wie in die des von ihm zunächst angehimmelten Stars, des Musikers Fögi. Gleich nach dem mittlerweile Rolling-Stones-urgesteins Mick Jagger siedelt er ihn an. Und es wird mehr daraus – eine Beziehung – anfangs von beiden Seiten auf Liebe aufgebaut.

„Souhung“ heißt das Stück, das beim „jungspund“-Festival für junges Publikum in der Lok-Remise von St. Gallen (Schweiz) zu sehen war. Es basiert auf dem Roman „ter fögi ische souhung“ von Martin Frank. Im Jahr 1979 als er ihn veröffentlichte, wollte ihn kein Verlag drucken, zu skandalträchtig schien die Liebesgeschichte eines schwulen Paares. Die doch mehr als problematische Konstellation eines Jugendlichen mit einem Mitt-20-Jährigen schien weniger Thema gewesen zu sein. So publizierte der Autor damals im Eigenverlag – übriggebliebene Originalausgaben gibt’s rund um die Vorstellungen. Im Vorjahr veröffentlichte der Menschenversand Verlag das Buch neu.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Souhung“

„Wär meint sig wohr ische spinnsiech, s’isch aus erfunge.“ Dies ist eines der Zitate aus „Souhung“ – in der Originalsprache. Der schon genannte Spielort ist ein Hinweis – doch kein hinreichender. Der Satz – und all die anderen im Stück ebenso wie in dem Roman, auf dem es basiert – ist in Bern-Deutsch. Es handelt sich um einen der vielen, teils sehr unterschiedlichen Dialekte des schweizerischen Deutsch. Schwyzerdütsch wird von vielen als Begriff rundweg abgelehnt: „Das gibt es nicht, es gibt nur die verschiedenen regionalen Deutsch-Varianten, Hoch- oder Standard-Deutsch empfinden viele als die erste Fremdsprache, die sie mit Schuleintritt lernen.

Sprache und Story

Die Originalsprache war ein wichtiges Element für den Schauspieler Max Gnant, um dieses Stück mit der vanderbolten.production Zürich zu verwirklichen (Regie, Dramaturgie: Maria Rebecca Sautter, David Koch). Noch wichtiger aber war ihm die Story und wie sich der Autor in die Gefühlswelt eines Heranwachsenden, seine Ängste, Zweifel, Ausbruchsversuche aus den elterlichen und gesellschaftlichen Vorgaben hineindenken konnte. Durchaus auch die fast anarchistische Scheiß-dir-Nix-Sprache, die die Grundstimmung unterstreicht – auch wenn des Berndeutschen nicht mächtige Zuschauer:innen wie der Rezensent von dieser bestenfalls etwas erahnen konnte 😉

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Souhung“

Vom Aufblühen bis zur Toxizität

Im stark tänzerischen, teils sogar akrobatischen Schauspiel verkörpert Gnant zunächst einen verschlossenen, fast verstockten Jungen, der in Liebe – allen Anfeindungen zum Trotz – aufblüht und dann doch an der toxisch werdenden Beziehung zerbricht. Machtgefälle zwischen Star und Anhimmler einerseits, der Altersunterschied spielt dann doch eine Rolle. Aber auch der ständige Drogenkonsum, die Suche nach Sinn und Leben-wollen des Jungen (mittlerweile 17 Jahre) auf der einen und das „es hat eh alles keinen Sinn“ des zehn Jahre Älteren endet tödlich – für Letzteren. Und der nunmehrige Leere Bennis.

Das alles spielt sich in einer dichten Stunde voller Emotionen auf einer aus mehreren flexiblen Elementen ständig veränderbaren Bühne (Szenografie, Bühnenbau: Lea Niedermann) ab – und ist nicht vor fast einem halben Jahrhundert angesiedelt. Über die konkrete Story hinaus vermittelt das Schauspiel und die Inszenierung durchaus zeitlos und von handelnden Personen und Konstellationen unabhängig hautnah Suche nach Anerkennung und Liebe einerseits und die Qualen von Beziehungen mit Machtgefälle.

Ach, übrigens der oben zitierte Satz – aus dem Stück – „Wär meint sig wohr ische spinnsiech, s’isch aus erfunge“ – bedeutet übersetzt: „Wer meint, es sei wahr gewesen, spinnt, es ist alles erfunden.“

Tönt recht ähnlich

PS: Im Vorjahr erschien in Deutschland ein zwischenzeitlich auch gehypter Roman unter dem Titel „Sauhund“. Geständnis: Kenne ihn (noch) nicht, aber Sätze des Verlags (Hanser) über Lion Christs Debütroman machen schon stutzig: „München, 1983. Flori kommt vom Land und sucht das pralle Leben, Glanz und Gloria, einen Mann, der ihn mindestens ewig liebt. Er ist ein unverbesserlicher Glückssucher und Taugenichts, ein Sauhund und Optimist. … und so weiter“ Da erinnert doch so manches vom Plot her an Martin Franks „ter fögi ische souhung“;(

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Compliance-Hinweis: Die Berichterstattung kann nur erfolgen, weil das Festival „Jungspund“ Kinder I Jugend I Kultur I und mehr … für fünf Tage nach St. Gallen eingeladen hat.

KiJuKU-Interview mit der Festival-Leiterin –
aber schon bei der vorigen „jungspund“-Ausgabe

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Souhung“
"Drehereien" - die diesjährige hölzerne Installation von Kollektiv hochhinaus fürs jungspund-Festival

Drehereien nach Loichtgehoier

Künstlerisch verspielte Gebilde erinnern an eine Art von Zahn-, andere an Spinnräder. In Sonnenstrahlen- und anderen Formen, teils aus bunt bemalten Holzstäben sind sie neben dem Schriftzug des Festivals vor der „Lok-Remise“ angebracht. Mit Schnüren verbunden lassen sie sich an zwei verschiedenen Kurbeln zum Drehen bringen. Andere stehen in dem Halbrund der einstigen Garage für Lokomotiven.

Seit vielen Jahren beherbergt die Lok-Remise gleich neben dem Bahnhof St. Gallen (Ost-Schweiz) Zwei Theater- bzw. Veranstaltungssäle, ein Kino, einen Restaurantbetrieb. Dort gehen die meisten der Stücke beim vierten „jungspund“-Festival (nicht nur) für Kinder und Jugendliche über die Bühnen.

Die hölzernen Installationen stammen vom „Kollektiv hochhinaus“. Bei der vorigen Ausgabe, zu der Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… ebenfalls für einige Tage eingeladen war, werkten Künstler:innen des Kollektivs an einem (Leucht-)Turm und luden Besucher:innen dazu ein, mitzubauen. Dieses Mal nennen sie ihr Werk „Drehereien“ und baute dafür die eingangs getriebenen „Maschinen“-Teile.

Mit echtem Werkzeug!

An einem Tag – Pech, es war jener an dem es schneite – durften Besucher:innen aus Holz und Schrauben bzw. Nägel „Roboter“ bauen. Die beiden Buben Liam und Joel ließen sich von dem nicht einladenden Wetter nicht abhalten, unter einer Zeltplane erfreuten sie sich daran, mit echtem, ungehobeltem Holz zu arbeiten und mit einem Akku-Schrauber Leisten zusammenzubauen. Beide verraten, dass „wir gerne basteln, aber bisher nur mit Papier oder Karton. Das hier ist das erste Mal mit Holz und richtigem Werkzeug.“

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KiJuKU-Interview mit der Festival-Leiterin –
aber schon bei der vorigen „jungspund“-Ausgabe

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Szenenfoto aus "Stereo-Typen - From Zero to Hero"

Rausgeflogen – und doch gelandet ;)

Vor der Garderobe mit einigen Jacken und Kappen treffen sie zufällig aufeinander. Robert Suter, der lieber nur Robi heißt. Wieder einmal aus der Klasse geschmissen, weil er so schnell denkt und das auch lautstark zum Besten gibt. Freut die Lehrer:innen gar nicht. „I bin dus, rausgeflogen“ beginnt er halblaut vor sich hin zu dichten und das noch dazu rhythmisch – es wird zum Song.

Da landet auch Rico Hernandez auf dem gemeinsamen Gang – er aus einer anderen Klasse und weil er als Neuankömmling wenig bis nichts versteht, voll verzweifelt ist.

Beide sind Außenseiter. Und nicht nur das. Beide haben wenig, naja ehrlicherweise jeweils gar keine Freund:innen. Und noch etwas verbindet sie: Liebe zur Musik – und zwar nicht nur solche zu hören, sondern auch selber zu machen.

Und das tun Gustavo Nanez (Rico) und Dominik Blumer (Robi) auch live – mit E-Gitarre (Letzterer), E-Bass bzw. Schlagzeug der zuerst Genannte. Mehrmals im Verlauf des rund einstündigen Stücks für Menschen ab 8 Jahren beim Theaterfestival „jungspund“, dieses Stück im FigurenTheater St. Gallen (Schweiz), die meisten finden in der umgebauten ehemaligen Lok-Remise neben dem Bahnhof statt. Der Stücktitel von „Kolypan und Teatro Lata“ sei hier erst – aus guten Gründen – gegen Ende verraten.

Freundschaft mit Mutproben

Die Liebe zum Musikmachen (neben Computerspielen) ist die beste Voraussetzung, die andere Gemeinsamkeit der beiden zu beenden: Sie werden Freunde. Sogar durch Dick und Dünn. Heimlich schleichen sie sich in den Proberaum der Schule, der ohnehin praktisch nie genutzt wird. Außerdem schwänzen sie einen Tag die Schule und weil sie nach der Übernachtung im Proberaum hungrig sind, klaut Robi – Rico steht Wache, „weil mich aus Ausländer haben sie ohnehin immer im Auge – Lebensmittel im Supermarkt.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Stereo-Typen – From Zero to Hero“

Intensiv üben sie Songs für das Abschlusskonzert in der Schule – und machen groß Werbung für die nun von ihnen gegründete Band. Deren Namen (der auch der Stücktitel ist – Geduld noch!) sprayen sie groß unter anderem auf die Turnsaalwand. Das allerdings gibt Zoff. Vorladung in die Direktion.

Verrat, Bruch und …

Ärger aber noch als der Zusammenschiss und die Kosten fürs Entfernen des Schriftzuges sind die nun auftauchenden gegenseitigen Schuldzuweisungen. Die neue Freundschaft zerbricht.

Natürlich doch nicht. Bei der Wendung (Regie: Meret Matter; Textmitarbeit neben den beiden Spielern: Julia Kubik) zu einem doch noch Happy End schlüpfen die musizierenden Spieler in die Rollen ihrer beiden Väter – leicht anderes Gewand, andere Körperhaltung, veränderte Sprachfärbung. Doch so glatt geht’s dann doch nicht.

Wenn der Ton von beiden Seiten kommt 😉

Sehens- und vor allem hörenswert sind die entfesselten Band-Auftritte zwischendurch und vor allem am Ende. Noch spannender – und wichtiger – ist die Entwicklung der beiden Protagonisten wie es im Untertitel heißt „From Zero to Hero“ (Von Null bis zum Helden). Und die immer wieder recht witzige Zerlegung klassisch männlicher/bubenhafter Klischees, denn heldenhaft ist unter anderem sich zu entschuldigen. Genialer Einfall für den Band- und Stücktitel: Stereo-Typen.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Stereo-Typen – From Zero to Hero“

Game-Figuren werden lebendig

Hervorzuheben ist auch die recht einfallsreiche Ausstattung (Ausstattung: Sara Giancane; Bühne: Gustavo Nanez) und da wiederum vor allem die gepimpten Bikes – die hier auf der kleinen Bühne allerdings nicht ausgefahren werden konnten. Die stärksten Emotionen im vollbesetzten Publikumsraum löste die Übernachtung im Proberaum aus. Im Traum versinken beide in ihre Lieblings-Computerspiele und tauchen verwandelt als Art Zombie-Ritter auf, die einander heftig bekämpfen. Hier spielt aber auch Angst der ach so starken Jungs eine nicht unerhebliche Rolle.

Blickfeld ;(

Einziges Manko – das für viele Stücke in vielen Theater gilt: Wenn Spieler:innen ganz nah am Bühnenrand sehr bodennah – hier liegend – agieren: Zuschauer:innen in den hinteren Reihen sogar dieses schräg ansteigenden Publikumsraums mit – einzigartig – höhenverstellbaren Sitzen sieht dennoch (fast) nichts davon.

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KiJuKU-Interview mit der Festival-Leiterin –
aber schon bei der vorigen „jungspund“-Ausgabe

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Taisa Abdulkadyrova, Fotografin im Stimm*Raum, Maynat Kurbanova, Firdous und Fariza Bisaeva, Rayana Cany, Sara Bisaeva und Zulmira Edieva, ebenfalls eine Teilnehmerin im Kunst- und Kulturprojekt Stimm*Raum – und um eine der Ausstellungstafeln

Marsha Yogliyla, Nochtschiyschö – Kommt Frei, Tschetschenien!

„Wir lachen auch sehr gern über uns selber“, sagte die in Österreich wohl bekannteste Austro-Tschetschenin Maynat Kurbanova unter anderem im Rahmen der Ausstellungseröffnung „Stimm*Raum“ Freitagabend (1. März 2024) im IFP (Institut für Freizeitpädagogik) von wienXtra).

Über Sprache, den mehrmaligen Wechsel der Schrift von Kyrillisch auf Lateinisch und wieder retour, die Zurückdrängung der Landessprache zugunsten der Amtssprache Russisch, was zur Folge hat, dass Tschetschenisch mittlerweile zu den vom Aussterben bedrohten Sprachen wurde, Bräuche, Witze und natürlich auch Folgen der zwei Kriege Russlands gegen das unabhängig gewordene Land, Flucht, Diaspora, Pendeln zwischen den Kulturen, Gemeinsamkeiten mit Österreich ebenso wie viele Unterschiede auch unter den hier lebenden Tschetschen:innen … gibt es mehrere Kartontafeln einer Ausstellung.

Literarische Texte

„Stimm*Raum“ lautet der Titel. Unter diesem laufen seit mehreren Jahren Kulturprojekte mit Jugendlichen. In Schreibwerkstätten verfassten junge tschetschenische Österreicher:innen oder österreichische Tschetschen:innen literarische Texte. Gemeinsam mit künstlerischen Fotos entstand daraus ein zweisprachiges Buch (Deutsch und Tschetschenisch – in kyrillischer Schrift). Im Vorjahr erarbeiteten Jugendliche ein gemeinsames Theaterstück und in diesem Jahr haben sie begonnen, an einem Film zu arbeiten.

Maynat Kurbanova leitete Schreibworkshops, drei der jungen Teilnehmer:innen – Rayana Cany, Sara und Fariza Bisaeva – lasen vor der offiziellen Ausstellungseröffnung Auszüge aus den jugendlichen literarischen Texten aus dem erwähnten Buch. Fariza Bisaeva las einen neuen Text – der in Band 2 erscheinen wird – und sich mit dem Leben in Österreich beschäftigt, das ihr die schönsten ebenso wie die schmerzhaftesten Momente beschert hat

Fariza Bisaeva las aus einem Text, der in Band 2 des Kunst-Buches von Stimm*Raum kommt
Fariza Bisaeva las aus einem Text, der im Theaterstück am Ende stand und in Band 2 des Kunst-Buches von Stimm*Raum kommt

Vertrauensbrüche

Zwei kurze Text-Auszüge hat sie Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… für die schriftliche Veröffentlichung hier zur Verfügung gestellt: „Ich bin österreichische Tschetschenin. Also tschetschenische Österreicherin. Ich meine Österreicherin mit tschetschenischen Wurzeln. Oder doch muslimisch-tschetschenische Wienerin?…
… Gleichzeitig ein Land (Tschetschenien, Anm. d. Red.), das du Österreich, zu oft mit paar Schlagzeilen abtust, dessen Leid du nach Gebrauch instrumentalisierst, dessen Komplexität du zu selten würdigst. Und Stück für Stück, mit jedem Mal, indem du das machst, bricht mein Vertrauen in dich…“

Ein bisschen mehr ist Fariza Bisaeva im Originalton in dem am Ende des Beitrages verlinkten Video von der Veranstaltung zu hören und sehen. Wobei so manche dieser Gedanken, die auf ihren Erfarhungen und Erlebnissen beruhen für viele Menschen mit Wurzeln in vielen anderen Ländern ähnlich sind – konfrontiert mit Vorurteilen, nicht selten auch Rassismus.

Höher als die Alpen

Kurbanova würzte mit schwarzhumorigen Witzen, die dort auch im genannten Buch – siehe Info-Block – zu finden sind. Als Fun Fact nannte sie noch, dass Tschetschen:innen nicht ungern darauf hinweisen, dass der höchste Berg (Dakoh Kort) ihres kleinen Landes (1,3 Millionen Einwohner:innen, weniger als 16.000km2 (kleiner als die Steiermark) 4.493 Meter hoch ist – immerhin fast genau 700 Meter höher als Österreichs höchster Gipfel, der Großglockner (3.798 Meter).

Barkal – Danke für die Infos an die jugendlichen Autor:innen und ihre Mentorin!
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Ali Saykhan Khazaev (Darsteller des jugendlichen Mo) und Abdulsattar Qasimi (Darsteller des jugendlichen Yousef)

Für beide Jugendlichen der erste Filmdreh: „Wollen jedenfalls weitermachen!“

Die meisten – begeisterten – Premieren-Besucher:innen von „Im Schatten von Wien“ (Filmbesprechung in einem eigenen Beitrag – Link unten am Ende) haben den großen Saal im Gartenbaukino schon verlassen, befinden sich im Foyer im Small-Talk, da setzen sich Yousef-Darsteller Abdulsattar Qasimi und Ali Saykhan Khazaev, der den Mo spielt, auf den Rand der Bühne vor der riesigen Leinwand. Davor steht der KiJuKU-Journalist und befragt die beiden Hauptdarsteller – von Yousef und Mo.

KiJuKU: Wie alt sind Sie, was machen Sie und war dies Ihr erster Film?
Abdulsattar Qasimi (jugendlicher Yousef-Darsteller): Ich bin 16, besuche die Lernwerkstatt und es war mein erster Film.

KiJuKU: War das so, wie Sie es sich vor dem Dreh vorgestellt haben?
Abdulsattar Qasimi: Nein, ich dachte davor, es wäre einfacher, würde schneller laufen. Wir haben manches Mal viele Versuche gebraucht, um eine Szene fertig zu drehen.

KiJuKU: Haben Sie da dazwischen dann einmal gedacht, boah, ich geb auf?
Abdulsattar Qasimi: Das war nie ein Thema. Ich hab immer gedacht, okay, ich nutz jetzt diese Möglichkeit, die ich bekommen habe und bau mir damit vielleicht was auf.

Abdulsattar Qasimi spielte den jugendlichen Yousef
Abdulsattar Qasimi spielte den jugendlichen Yousef

KiJuKU: Haben Sie schon vorher einmal als Kind gedacht, Sie würden gern einmal in einem Film mitspielen?
Abdulsattar Qasimi Immer schon. Das war schon ein Kindheitstraum von mir, aber gleichzeitig hab ich immer gedacht, das wäre unmöglich für mich.

KiJuKU: In der Lernwerkstatt, was mögen Sie gerne lernen und was vielleicht weniger?
Abdulsattar Qasimi: Ich geh dort erst seit Kurzem hin. Ich mag’s einfach so, alte Themen, wo ich schon einiges vergessen habe, wieder neu lernen, gerade jetzt bei Mathematik. Es ist so eine Art, altes Wissen ein bisschen aufzufrischen.

KiJuKU: Was interessiert Sie in Ihrer Freizeit?
Abdulsattar Qasimi: Eigentlich Kampfsport.

KiJuKU: Machen Sie selber Kampfsport?
Abdulsattar Qasimi: Bis vor Kurzem, dann hab ich abgebrochen, weil ich mich jetzt mehr auf die Lernwerkstatt konzentriere.

KiJuKU: Zurück zum Film: Sie haben ja auch selber einiges für die Story eingebracht, oder?
Abdulsattar Qasimi: Wir alle haben in den Workshops viel an eigenen Erfahrungen erzählt, das dann Teil der Geschichte geworden ist.

KiJuKU: gilt das auch für das, was Sie dann im Film sagen?
Abdulsattar Qasimi: Aus dem, was wir alle erzählt haben, haben die Profis dann das Drehbuch geschrieben – auch die Sätze, die wir sagen sollten. Aber Sie haben uns beim Dreh immer wieder gesagt, wir sollen es dann in unseren eigenen Worten sagen, so rüberbringen, wie’s für uns wirklich gut passt.

Mathematisch begabter Bank-Lehrling

KiJuKU: Zuerst an Sie die selben Fragen: Wie alt sind Sie, was machen Sie und war dies Ihr erster Film?
Ali Saykhan Khazaev (Darsteller des jugendlichen Mo): Ich bin auch 16, bin Lehrling – im ersten Lehrjahr Bankkaufmann bei der Bank Austria und ja, auch für mich war es der erste Film.

KiJuKU: War Bankkaufmann schon immer Ihr Wunschberuf?
Ali Saykhan Khazaev: Zumindest schon seit der 2. Klasse Mittelschule. Damals hab ich mir überlegt, was ich als nächstes mache. Und entschieden, eine Lehre als Bankkaufmann anzufangen was auch sehr interessant ist. Die dauert drei Jahre

Ali Saykhan Khazaev (Darsteller des jugendlichen Mo), Abdulsattar Qasimi (Darsteller des jugendlichen Yousef), May Garzon (Darstellerin einer Pflegerin, vor allem aber Schauspiel-Coach) und die Moderatorin des Nachmittags, Asja Ahmetović
Ali Saykhan Khazaev (Darsteller des jugendlichen Mo), Abdulsattar Qasimi (Darsteller des jugendlichen Yousef), May Garzon (Darstellerin einer Pflegerin, vor allem aber Schauspiel-Coach) und die Moderatorin des Nachmittags, Asja Ahmetović

KiJuKU: Sind Sie mit Ihrer Berufswahl zufrieden?
Ali Saykhan Khazaev: Ja, ich bin sehr zufrieden.

KiJuKU: Können Sie also gut mit Zahlen umgehen und mögen Mathe?
Ali Saykhan Khazaev: Ich bin und war immer sehr gut im Rechnen, mathematisch begabt.

KiJuKU: Haben Sie auch schon als Kind davon geträumt, einmal in einem Film mitzuspielen?
Ali Saykhan Khazaev: Bei mir war das sehr spontan. Ich hab mir nie vorher einen Kopf darüber gemacht, ob ich überhaupt gut im Schauspielen bin. Dann haben wir uns in dem Workshop getroffen, darüber geredet und wir haben dann entschieden, okay, wir probieren’s. Jetzt gefällt mir das Schauspielen. Wir haben danach auch entschieden, weiterzumachen und freuen uns natürlich auf jede Art von Filmen, in denen wir mitspielen dürfen.

KiJuKU: Es gäbe ja auch die Möglichkeit, gemeinsam mit anderen Jugendlichen selber Filme vielleicht mit dem Handy zu drehen und für die Video- und Filmtage einzureichen?
Ali Saykhan Khazaev: Könnten schon, das wäre aber nicht so professionell. Wir möchten wenn schon, dann lieber mit Profis zusammen arbeiten – so wie mit denen von „Demokratie, was geht?“

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Still (STandfoto) aus dem Film "Im Schatten von Wien"

„Wir waren schon tot, bevor wir überhaupt geboren worden sind“

Auch wenn der Sozialarbeiter freundlich und empathisch die beiden Buben zu fragen beginnt – die Szene in dem kahlen Büro mit kräftiger Schreibtischlampe vermittelt schon, die beiden haben Angst. Verstehen offenbar die Sprache nicht. Just als Fabian – der Einfachheit halber hat er im Film seinen echten Vornamen – versucht zu erfragen, welche Sprache die beiden mitbringen, stürmen zwei Polizisten in den Raum und nehmen die Jungs gewaltsam mit.
So beginnt der knapp mehr als 20-minütigen Film „Im Schatten von Wien“, entstanden im Projekt „Demokratie, was geht?“.

Still (Standfoto) aus dem Film
Still (Standfoto) aus dem Film „Im Schatten von Wien“

Gedreht von Profis hinter der Kamera, gespielt zum Großteil von Jugendlichen aus den beiden großen Wiener Gemeinde-Wohnhausanlagen Am Schöpfwerk (Meidling, 12. Bezirk) und Rennbahnweg (Donaustadt; 22. Bezirk). Diese Jugendlichen waren es auch, die in Workshops ihre Ideen für die Story sowie für viele der Szenen einbrachten. Aus den Inputs der Jugendlichen schrieben Ibrahim Amir und Mahir Yıldız das Drehbuch; Letzterer führte auch Regie.

Still (STandfoto) aus dem Film
Still (Standfoto) aus dem Film „Im Schatten von Wien“

Erstmals gespielt – sehr überzeugend

Yousef und Mo – so die beiden Buben im Film – sind beide geflüchtet – und so manches aus der Story hat auch mit den jugendlichen Darstellern zu tun. Abdulsattar Qasimi, der den späteren jugendlichen Yousef überzeugend und ganz und gar nicht laienhaft spielt, obwohl dies seine erste Arbeit vor der Kamera war, hat afghanische Wurzeln. Die Familie seines Kollegen Ali Saykhan Khazaev, ebenso hervorragender Darsteller des jugendlichen Mo, kommt aus Tschetschenien. Zu Interviews mit diesen beiden geht es in einem eigenen Beitrag.

Die beiden eingangs geschilderten Buben – die Protagonisten im Kindesalter – wurden natürlich von anderen gespielt, von Yasir Arman sowie Valerian Vallant. Auch sie beeindrucken – insbesondere wie sich die Angst in ihren Augen, in ihrer Mimik spiegelt.

Die beiden Jungs im Film, schon kurz nach der Flucht trotz der dabei aufgesammelten Traumata brutal be- bis misshandelt, werden im Verlauf der Story Kleinkriminelle. Zentral dreht sich die Story trotz der Action-Szenen aber um die Frage von Ver- und Misstrauen.

Still (STandfoto) aus dem Film
Still (Standfoto) aus dem Film „Im Schatten von Wien“

Versuch, Freunde gegenseitig auszuspielen

Der Polizist in Zivil, der seinen Namen auf Antonio geändert hat, versucht erst im Verhör Mo dazu zu bringen, Yousef zu verraten. Als der sich nicht darauf einlässt, besucht der Polizist jene Moschee, in der er Yousef trifft und dessen Vertrauen gewinnen möchte. Er sei ja selber vor 35 Jahren nach Österreich geflüchtet…

Still (STandfoto) aus dem Film
Still (Standfoto) aus dem Film „Im Schatten von Wien“

Doch Yousef lässt sich darauf nicht nur nicht ein, er erkennt und sagt, dass Antonio ja zu einer ganz anderen Zeit geflüchtet wäre, wahrscheinlich sogar mit dem Zug angekommen sei und die Lage von Yousef, Mo und den anderen gar nicht verstehe. „Weißt du, wir haben keine Chance, wir waren schon tot, bevor wir überhaupt geboren worden sind…“

Respekt

Apropos Antonio und Namensänderung. Als Yousef mit Mo neben den Abstellgleisen eines Bahnhofs dahingeht und sich über die „Drecksratten da“ beschwert, meinte Mo: „Ein bisschen Respekt, du bist zu Gast bei den Ratten, immerhin schauen sie nicht so komisch, wenn sie deinen Namen hören!“

Im Bühnengespräch nach dem Film erläuterte Mo-Darsteller Ali Saykhan Khazaev, dass es zu diesem Satz kam, weil er immer wieder erlebe, dass Leute komisch reagieren, wenn sie seinen Namen oder den so mancher Freunde zum ersten Mal hören… – Erlebnisse von Alltags-Rassismus.
Und das bezieht sich dann nicht nur auf die Namen – sondern auf das Gefühl, nicht dazugehören zu dürfen.

Die große Filmpremiere mit Hunderten begeisterten Kino-Besucher:innen bildete da übrigens ein Gegengewicht – ebenso wie schon die Arbeiten mit den Profis an dem Film.

Nächstes Mal dreht sich’s um Mädchen

Großer Jubel des vollbesetzten Saals für den Film und die darstellerische Leistung der Jugendlichen, die fast ausnahmslos zum ersten Mal vor der Kamera spielten. Immer wieder jedoch gab’s Bedauern, dass sich praktisch alles um Burschen drehte. Der Grund: Für die Workshops hatten sich fast ausschließlich solche gemeldet. „Demokratie, was geht?“ ließ jedoch anklingen, der nächste Film solle sich vor allem um Mädchen drehen.

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Bildmontage aus einigen Fotos, auf denen Kinder und Jugendliche ihre Projekte vorstellen

Klos in Parks, viel mehr Grün und Bunt, Kultur-Balkon und vieles mehr…

Die Renovierung einer- und Erweiterung eines großen Skaterparks in Hütteldorf in der Nähe der U4-Endstation, stabiles Gratis W-LAN in den Parks, öffentliche Baumhäuser, öffentlich zugängliche Gratis-Hausübungs- und Lernplätze, mehr Grünflächen und -pflanzen, mehr Farbe an grauen Wänden, mehr Klos in Parks und an öffentlichen Orten (und das gratis), kostenlose Schwimmkurse, Freiluftklassen, mehr autofreie Straßen, Handylade-Stationen in Parks, Notfallknöpfe ähnlich wie in U-Bahnstationen auch in Parks – die direkt die nächste Polizeistation alarmieren…

Und das ist nur eine kleine Auswahl jener 220 Ideen, die Kinder und Jugendliche bis Mitte November des Vorjahres (2023) für die zweite Wiener „Jugendmillion“ eingereicht haben. wienXtra und Mitarbeiter:innen der jeweils betroffenen Abteilungen der Stadt Wien haben diese durchforstet, 148 blieben übrig. Diese wurden am Freitag (23. Februar 2024) vor Kindern und Jugendlichen – und Stadt-Wien-Mitarbeiter:innen – in der Volkshalle des Wiener Rathauses vorgestellt. Dies ist übrigens auch jene große Halle im Erdgeschoß, in dem seit rund zwei Jahrzehnten – mit Ausnahme von Corona-Jahren – Kinder bei „Rein ins Rathaus“ eine Woche lang ihre eigene Stadt regieren.

Die jungen Besucher:innen, die selbst Ideen eingereicht hatten, konnten andere Vorschläge kommentieren, miteinander diskutieren oder sie unter anderem Medienleuten vorstellen wie Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…

Alma stellt KiJuKU ihre Idee von Lern- und Lese-Häuschen vor
Alma stellt KiJuKU ihre Idee von Lern- und Lese-Häuschen vor

Lern- und Lese-Häuschen

Eines der wenigen Einzelprojekte – die meisten wurden von Gruppen, Klassen oder gar (fast) ganzen Schulen eingereicht, stellt die zehnjährige Alma dem Journalisten vor: „Lern- und Lese-Häuschen“ vor allem in Wiener Parks. „Es gibt viele Kinder, die zu Hause zu wenig Platz oder zu wenig Ruhe haben – bei vielen, lärmenden Geschwistern. In Parks könnte es so kleine Holz-Hütten geben mit Tischen und Bänken, wo Kinder dann in Ruhe lernen oder einfach lesen könnten.“

Eine Klasse – mehrere Ideen

Kinder der Mehrstufenklasse der Offenen Volksschule Prückelmayrgasse (Liesing; 23. Bezirk), die bald auch einen Teil der Volkshalle als möglichen Spielplatz entdeckten, hatten gleich mehrere Ideen für die Jugendmillion eingebracht, „um unsere Stadt bunter und lebenswerter zu machen. Wir hätten gerne mehr Bushaltestellen deren Überdachung mit Pflanzen und Grünflächen bedeckt sind. Schön wäre es auch wenn es an verschiedenen Stellen Hochbeete gibt, die wir selbst gestalten und bepflanzen dürfen.“ Kinder könnten/sollten bei den Begrünungen selber mithelfen, so die jungen Grünraum und Bunt-Fans. Außerdem wünschen sie sich – nicht nur – für ihre Schule mehr Bewegungsräume im Schulhaus und mehr Klos in Parks und auf Spielplätzen.

Schulvorplatz

„Sogar der Weg von der Straßenbahn (Linie 6) zur Schule ist immer wieder gefährlich. Da hätten wir gern einen Zebrastreifen. Außerdem wäre eine 30er-Zone in der Neilreichgasse gut“, beginnen Erza Qengay und Berina Ahmeti das Projekt für einen größeren Vorplatz der großen Handelsakademie Pernerstorfergasse (Favoriten; 10. Bezirk) zu schildern. Nach und nach gesellen sich Anja Misić, Zaineb Shihab, Rama Kheimis, Almas Leković und Christian Savković dazu, um ergänzend die Projektidee zu erläutern: „Damit wir in der Pause vor die Schule gehen und uns dort aufhalten können, hätten wir gern genug Platz, der auch begrünt werden sollte. Ein Brunnen oder/und Wasserspender wär auch gut.“

Die Verkehrsberuhigung in der Neilreichgasse wäre nicht nur zwecks ungefährlicherer Überquerung der Straße gut, sondern würde auch den Lärm verringern. „So könnten wir die Fenster in den Stunden aufmachen.“ Und das sollten sie ja oft, denn diese Schule hat – seit Jaaahren – neben jeder Klassentür eine Ampel-Anzeige was den Sauerstoffgehalt betrifft. Bei Rot sollte unbedingt gelüftet werden. Was dann an dieser einen Seite oft nicht geht, weil’s von draußen zu laut – und obendrein nicht gerade frische Luft – reinkommt.

Kultur-Balkon

Gleichsam ebenfalls einen erweiterten Schulvorplatz wünschen sich die Jugendlichen der 7. Klasse mit Kunstschwerpunkt aus dem Gymnasium Am Augarten (Brigittenau; 20. Bezirk); allerdings nicht zu ebener Erde, sondern in luftiger Höhe! Die Schule liegt – wie schon der relativ neue Name (vorher firmierte sie unter Karajan- und noch früher unter Unterbergergasse) sagt – neben dem Augarten. Allerdings getrennt durch eine Straße, die Wasnergasse. „Damit wir in den Pausen auch in den Augarten gehen könnten, sind wir auf die Idee einer Brücke gekommen“, beginnen Ibtisam und Michelle Kinder I Jugend I Kultur I und mehr… einen Teil der Idee des „Kulturbalkons“ er erklären. So eine Brücke als Verbindung in den Augarten sollte aber dann auch gleich begrünt werden – und nicht nur für die Schüler:innen da sein, sondern auch gleich so breit, dass sie auch eine grüne Erweiterung des Augartens darstellt. Und weil es in dieser AHS unter anderem einen Kunst- und Kultur-Schwerpunkt gibt, sollte auch Raum für Ausstellungen oder auch kleine Aufführungen sein.

„Unser Kulturbalkon soll so auch zum Begegnungsort – unter anderem für Menschen aus dem Altersheim im Augarten sein, wir wollen aber auch andere Schulen aus der Nähe einladen, dass sie den Raum dann auch für die Präsentation ihrer Kunstwerke nutzen können“, ergänzen nach und nach noch Amy, Mia, Kiara, Noah und Alesia, als sie dem Journalisten noch ergänzende, bunte, eigens gestaltete Plakate und Videos auf Tablets zeigen. „Außerdem könnten auf dieser Brücke zum Beispiel dann auch Biologie-Unterricht stattfinden.“

Der Kulturbalkon in dieser Form würde sicher den Rahmen der Jugendmillion sprengen, aber da AHSen Bundesschulen sind, könnte vielleicht auch das Bildungsministerium, die Bezirksvorstehung oder noch andere Abteilungen in ein derartiges Vorbild-Projekt miteinsteigen, oder?!

Umsetzungs-Fahrplan

Zwischen 21. Mai und 14. Juni können alle Kinder und Jugendlichen Wiens online über diese 148 Projekte abstimmen. Jene mit den meisten Stimmen werden verwirklicht. Dafür steht eine Million Euro zur Verfügung. Bis dahin wird auch berechnet, was die jeweilige Umsetzung kosten würde – und wie viele der Projekte mit den meisten Stimmen sich realisieren lassen. Die Jugendmillion ist Teil der Wiener Kinder- und Jugendstrategie. Ziel: Wien soll die kinder- und jugendfreundlichste Stadt der Welt werden. Es geht aber weniger um das internationale Ranking, sondern eben darum, dass die jungen und jüngsten Bürger:innen – übrigens egal welcher Staatsbürgerschaft – ein gutes, ein besseres Leben haben – und dabei selber gefragt, gehört und einbezogen werden. Dies ist eine Dauer-Aufgabe. Neben der schon genannten einwöchigen spielerischen Kinderstadt geht’s auch um wirkliche Veränderungen. So haben schon im Jahr vor Corona rund 22.500 Kinder und Jugendliche in Hunderten Workshops im Rahmen der Aktion „Werkstatt Junges Wien“ Ideen, Vorschläge, Projekte, Kritikpunkte usw. eingebracht. Aus diesen wurden 45 Maßnahmen in neun Themenfeldern erarbeitet – Link zu dem entsprechenden Beitrag – damals noch im Kinder-KURIER – unten.

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junges.wien -> Eingereichte Projekte

Reportage über eine der Werkstatt-junges-Wien-Workshops <- noch im KiKu

Abschluss des Mitbestimmungsprojekts mit 22.500 beteiligten Kindern und Jugendlichen <- noch im Kinder-KURIER

Julian Rzihauschek (12) bei jedem Training voll in Action

Zu Hause beim 12-jährigen Gewinner eines Tischtennis-CL-Matches

Am Rande der Stadt, dort wo sie schon dörflichen Charakter – von den niedrigen Häusern und den Feldern her – annimmt, findet sich auf dem Grund der Gärtnerei „Rizi“ (der Einfachheit halber, weil sich so manche mit dem echten Namen Rzihauschek ein wenig schwertun) seit August eine Tischtennishalle. Nicht irgendeine.

Der Boden ist jener von der jüngsten Weltmeisterschaft in diesem Sport, die im Vorjahr in der ungarischen Hauptstadt Budapest stattgefunden hat. Fast ein Geburtstagsgeschenk für den Sohn des Hauses. Julian feierte im Oktober seinen 12. Geburtstag. Gar nicht so unwahrscheinlich, dass er (nicht nur) eines Tages an künftigen Weltmeisterschaften des Spiels mit kleinem Ball und Schläger an der Tischplatte teilnimmt und das erfolgreich.

Julian Rzihauschek (12) bei jedem Training voll in Action
Julian Rzihauschek (12) bei jedem Training voll in Action

Immerhin waren Julian Rzihauschek und Petr Hodina, ebenfalls 12 Jahre, die allerjüngsten Athleten, die je Champions-League-Matches gespielt haben, ursprünglich „nur“ eingesprungen, weil einer der erwachsenen Spieler der SPG Walter Wels Corona-positiv getestet war, Kollegen und der Trainer damit in Quarantäne mussten. Anfangs beim Turnier in Düsseldorf mit dem 1. FC Saarbrücken, AS Pontoise-Cergy aus Frankreich sowie dem dänischen Verein Roskilde Bordtennis BTK, vielleicht noch angesichts der Jugend belächelt, verschafften sich die beiden 12-Jährigen – neben Gabor Böhm als Drittem im Bunde, einem Erwachsenen mit Champions-League-Erfahrung – von Tag zu Tag mehr Respekt. Ihr professionelles, wenngleich viel leichtfüßigeres Auftreten sorgte dafür.

Leichtfüßiger insofern – so SPG Walter-Wels-Präsident Bernhard Humer zum Journalisten: „Die erwachsenen Profis kannst schon gut zwei, drei Stunden vor einem Match nicht mehr anreden. Die beiden Burschen waren locker und gut drauf und gewannen die Sympathien praktisch aller wie im Flug.“

Zweiter 12-jähriger Sensationsspieler übersiedelte extra nach Österreich

Ziel: Einen Satz gewinnen

Mit der fast überfallsartigen Einspringer-Teilnahme an dem Champions-Legaue-Turnier habe er sich ganz und gar nicht überfordert gefühlt, so der 12-Jährige, der nach dem Sonntag – 21.30 Uhr stand der Überraschungssieg fest – vor Selbstbewusstsein strahlt – aber in keiner Sekunde überheblich. „Wir haben uns keine Chancen ausgerechnet. Unser Ziel war, einen Satz zu gewinnen.“

Nachdem alle vorherigen Matches jeweils 0: zu 3 verloren gegangen waren, kam’s im letzten Match Julian Rzihauschek gegen Antoine Doyen vom dänischen Klub Roskilde (bekannt für sein jährliches Musikfestival) drauf an. Die ersten zwei Sätze verlor der Wiener. „Da war ich vielleicht schon nervös, weil’s um dieses Ziel gegangen ist. Nachdem die zwei Sätze verloren waren, habe ich meine Taktik geändert, Vollgas gegeben und bin immer wieder über seine schwächere Rückhand gekommen.“ Dritter Satz gewonnen. Ziel erreicht. Aber offenbar trug dieses Erfolgserlebnis das Ausnahmetalent auf eine Welle – noch ein Satz gewonnen. „Spätestens da hatte dann Antoine Doyen Druck, gegen einen 12-Jährigen müsste er doch gewinnen.“

Julian Rzihauschek (12) mit Trainer Tibor Kun
Julian Rzihauschek (12) mit Trainer Tibor Kun

Von Punkt zu Punkt fokussiert

Er selbst sei durch die Aussicht auf einen möglichen Sensationssieg nicht mehr nervös geworden. Ich hab nur von Punkt zu Punkt gedacht, mich darauf fokussiert.“ Aufgegangen! DIE Sensation.

Fast genauso wie bei der Schilderung des Sieges strahlt Julian aber als er über die Begegnung mit Patrick Franziska, einem der Spieler von FC Saarbrücken, „weil der eines meiner Vorbilder ist. Auch wenn ich 0:3 verloren habe, hat es schöne, lange Ballwechsel gegeben, die auch für das Online-Publikum sicher schön anzuschauen waren“. Seine beiden anderen Vorbilder Timo Boll und Werner Schlager, der einzige nicht-chinesische Weltmeister in den vergangenen mehr als 20 Jahren. „Der ist auch in China sehr berühmt, aber er ist trotzdem auf dem Boden geblieben und ganz natürlich.“

Das wird hoffentlich auch Julian Rzihauschek bleiben, denn er könnte vielleicht einmal in die Fußstapfen Schlagers treten. Eine Besichtigung seiner Pokalsammlung ist ihm nicht wichtig, „bei 80 hab ich aufgehört zu zählen“, sagt er nur so beiläufig.

Besuch in Simmering

Zwei Tage nach dem sensationellen Sieg, der für internationale Aufmerksamkeit sorgte, darf der Journalist den jungen, leidenschaftlichen Tischtennis-Spieler in dieser Halle besuchen. Während des Interviews im Vorraum, hält Julians Trainer online via Handykamera auf einem Stativ eine Fortbildung für Trainer in Kasachstan ab. Dimitrij Levenko selbst ist Chef-Coach des dortigen Nationalteams. In Normalzeiten pendelt der 58-Jährige, der in Österreich selbst noch Bundesliga spielt – bei Baden, – zwischen Österreich und Kasachstan, in Corona-Zeiten alles online. Nicht immer nur einfach, „aber ich hab damit auch viel Neues gelernt“, so der Trainer, der auf das Simmeringer Riesentalent beim nahegelegenen SV Schwechat schon sehr früh aufmerksam geworden ist.

Mühsam war es anfangs im ersten Lockdown auch für Julian Rzihauschek selbst, wie er im Kinder-KURIER-Interview gesteht. „Ganz am Anfang war’s schon schwierig, mich immer zu motivieren. Wozu trainiere ich, wenn’s eh keine Turniere gibt.“ Das hat der damals 11-Jährige rasch überwunden. Da trainierte und spielte er noch für den SV Schwechat, nicht zuletzt seinerzeit bekannt geworden durch die Werner-Schlager-Academy. Der Niederösterreicher Werner Schlager holte sich vor 17 Jahren den Weltmeistertitel im Einzel – und ist seither der einzige Nicht-Chinese, der zur Nummer 1 der Welt in dieser Disziplin geworden ist.

Kaum übern Tisch geschaut, schon Talent

„Mit vier Jahren habe ich begonnen Tischtennis zu spielen“, sagt Julian zum Kinder-Kurier. „Mein Vater war ein Hobbyspieler und er hat mit meiner Schwester und mir gespielt. Im Keller des Hauses unserer Großeltern das nur über der Gasse liegt haben wir oft gespielt.“

Vater Karl ergänzt: „Man hat bei Julian schon mit drei Jahren gemerkt, dass er besonderes Talent hat. Er hat kaum über die Tischtennisplatte raufschauen können und schon lange Ballwechsel gespielt bis zu 10 Mal hin und her.“

Relativ bald begann Julian beim nahegelegenen SV Schwechat regelmäßig zu trainieren so ungefähr vier bis fünf Mal pro Woche. Rasch wurde er dort auch vom jetzigen Trainer in der Werner Schlager Academy entdeckt und gefördert.

Ab 9 Jahren: Tägliches Training

„Ab dem Alter von 9 Jahren habe ich begonnen, täglich zu trainieren – in Schwechat und im Keller des Hauses der Großeltern“. Nachdem Schwechat aber nicht in der Bundesliga spielt, weil sie da einiges investieren müssten, was sie derzeit nicht können, haben sich Julian und vor allem der Vater – „ich überleg immer schon die nächsten möglichen Schritte“ – nach einer Möglichkeit umzuschauen, wie das junge Ausnahmetalent doch in der obersten Liga spielen könnte. Daraus ergab sich das Verleihen des Spielers an die Spielgemeinschaft Wels.

Julian Rzihauschek (12) in Action
Julian Rzihauschek (12) in Action

Sport-Mittelschule

„Die Vorbereitung auf die Bundesliga hat mich dann im ersten Lockdown wieder dazu gebracht, mich motivieren zu können, und täglich vier bis fünf Stunden zu trainieren.“

Julian besucht die Sportmittelschule in der Wittelsbachstraße in Wien Leopoldstadt, die zweite Klasse. Gefragt nach seinen Lieblingsfächern nennt er „Sport“ – dann kommt eine doch recht lange Pause „und Englisch auch noch“.

Das Home-Schooling konnte er ganz gut nehmen, „weil ich da viel mehr trainieren konnte, weil der Schulweg weggefallen ist. Aber die Schule ist mir schon auch sehr abgegangen, vor allem das Treffen mit meinen Freunden.“

Ab so ungefähr fünf oder sechs Jahren wollte er schon Tischtennis-Profi werden. Auf die Frage ob da nicht viele daran gezweifelt hätten, meint Julian: Das habe ich nicht so beachtet, außerdem haben meine Eltern auf jeden Fall an mich geglaubt.“

Motivation

Und auch der Trainer, der allerdings noch hinzufügt: „Talent ist das eine, aber es braucht auch die Motivation, nicht nur junger Spieler, sondern auch des Umfeldes, der Eltern“, streut er den Rzihauscheks Rosen. Nicht zuletzt für diese Halle, die professionelle Bedingungen bietet, was damit auch neben jungen Talenten erwachsene Top-Spieler dazu veranlasst hierher zu kommen. Sparring-partner an denen Julian auch wachsen kann.

Julian ist von einem Top-Coaching-Team umgebe. Neben dem schon genannten Dimitrij Levenko (übrigens auch Vater von Andreas Levenko, Nummer 1 der U21 Weltrangliste) zählen dazu noch Valentina Popova (9-fache Europameisterin, Olympia-Fünfte, ehem. slowakische Nationalteam-Trainerin) und Tibor Kun (langjähriger Nachwuchscheftrainer bei SVS). Seit knapp mehr als einem Jahr hat er auch die Chance, mit der zweifachen Olympiateilnehmerin und Tochter des ehemaligen chinesischen Nationalteam-Trainers Li Quiangbing zu trainieren.

So muss er nicht ständig nach Wels zum Training pendeln. Es spielt die Matches der zweiten Bundesliga hauptsächlich im Osten Österreich in Wien, Niederösterreich, Burgenland, der Steiermark und teilweise schon auch in Oberösterreich.

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Zum Sensationsspiel geht Julian Rzihauscheks gegen Antoine Doyen geht es hier

Erstveröffentlicht im Kinder-KURIER

Petr Hodina, 12, bei einem seiner Champions-League-Matches

Zweiter 12-jähriger Sensationsspieler übersiedelte extra nach Österreich

Der zweite Sensations-Spieler der Spielgemeinschaft Wels beim jüngsten Champions-League-Turnier war der ebenfalls erst 12-jährige Petr Hodina. „Vor dem ersten Champions-League-Spiel war ich schon sehr nervös“, vertraut er dem Kinder-KURIER in einem Telefon-Interview an. „Das war dann schon beim zweiten Match nicht mehr so schlimm und beim dritten gar nicht mehr.“

Petr Hodina kam mit sieben Jahren zunächst zufällig zu diesem Sport. „Mein Opa hat einen Tischtennis-Tisch. In den Ferien hab ich mit meinem Bruder und Cousins gespielt, es hat mir Spaß gemacht. Dann hab ich im Herbst angefangen bei einem Verein in Prachatice zu trainieren – einmal in der Woche war das. Damals hab ich aber auch noch Fußball gespielt und Yoga gemacht.“

Petr wurde im Tischtennis immer besser, „deswegen hat es mir auch noch mehr Spaß gemacht und ich hab zuerst mit Yoga aufgehört. Ich bin dann auch oft zu Turnieren in Nachbarländer gefahren – nach Österreich, Ungarn, in die Slowakei, aber auch nach Dänemark.“

Viel gependelt

Sein tschechischer Heimatort ist nicht weit entfernt von dem viel bekannteren Český Krumlov und das wiederum nahe der Grenze zu Österreich. Richard Györi, sein vormaliger Trainer und Mann an der Seite seiner Mutter, der den jungen Tischtennisspieler überall hin begleitete, knüpfte vor allem in Österreich Kontakte zur heimischen Szene. Immer öfter pendelte Petr Hodina dann auch zu Trainings nach Oberösterreich, wo die Trainer von seiner Hochklassigkeit angetan waren. Nach und nach wurde der Plan einer Übersiedlung geboren.

„Schon im vorigen Schuljahr war ich zuerst zwei, drei Tage in der Woche Gastschüler in Linz im Georg von Peuerbach-Gymnasium. Am Anfang war das schwierig, ich hab zwar auch in Tschechien in der Schule Deutsch, aber das waren nur so Grundkenntnisse.“

Während des ersten Lockdown samt entsprechenden Reisebegrenzungen besuchte Petr Hodina die Schule, samt Home-Schooling nur in seinem – ersten – Heimatland. Seit diesem Herbst lebt er von Montag bis Samstag mit Richard in Linz, Mittwoch spätnachmittags kommt auch seine Mutter, die die erste Wochenhälfte bei Petrs 15-jährigem Bruder in Tschechien lebt, Samstag nach dem Training fahren alle drei nach Tschechien, wo Petr Zeit mit seinem Bruder und den Großeltern verbringen kann.

Tägliches Training, aber auch Schule

Schon lange steht Tischtennis-Training täglich auf dem Plan – „drei Stunden jeden Tag außer Sonntag. Aber an erster Stelle muss die Schule, die Ausbildung stehen, auch wenn ich manchmal nicht so ganz will“, gesteht Petr den doch dringenden Wunsch seiner Mutter und von Richard. Schön langsam ist er in Österreich eingewöhnt, „je besser ich Deutsch kann, desto mehr Freunde habe ich.“

Vom Journalisten nach seinen Zielen gefragt, meint Petr Hodina: „Profi und in der Weltspitze spielen!“

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Erstveröffentlicht im Kinder-KURIER.

Kinder- und Jugendpodium: Felix Kaufmann, Johanna Schellnegger, Marlies Pernsteiner, Moderatorin Daniela Köck, Anton Jordan-Lichtenberger, Marie Saubart und Leo Bydlinski

Radwege sollen nicht im Nichts enden, mehr Öffis, Regionales und bewusste Ernährung

„Ich war damals so ungefähr fünf Jahre, wollte mit dem Rad in den Kindergarten fahren, ohne dass es gefährlich ist. Weil das nicht gegangen ist, wollt ich einen Brief an den Bürgermeister schreiben.“ Das nannte Johanna Schellnegger (heute 15 Jahre) aus dem steirischen Gleisdorf kürzlich als ihr erstes Engagement in Sachen Klimaschutz. Gemeinsam mit fünf anderen Kindern und Jugendliche saß sie in einer der Podiums-Runden der Konferenz „Kinderrechte als Chance und Auftrag im Klimaschutz“.

Die Tagung fand zwischen dem 34. Geburtstag der UN-Kinderrechtskonvention (20. November) und dem Auftakt der aktuelle laufenden 28. Weltklimakonferenz (30.November – 12. Dezember 2023) im Wiener Volkskundemuseum statt.

Neben Fachleuten unterschiedlichster Sparten, Aktivist:innen und Politiker:innen war eben eines der Podien – noch immer eine Seltenheit bei Konferenzen – Kindern und Jugendlichen gewidmet. Neben der schon Genannten sprachen Felix Kaufmann, Marlies Pernsteiner, Anton Jordan-Lichtenberger, Marie Saubart und Leo Bydlinski (zwischen 6 und 17 Jahren) – moderiert von Daniela Köck von der steierischen Mitbestimmungs-Initiative beteiligung.st.

Kinder- und Jugendpodium: Felix Kaufmann, Johanna Schellnegger, Marlies Pernsteiner, Moderatorin Daniela Köck, Anton Jordan-Lichtenberger, Marie Saubart und Leo Bydlinski
Kinder- und Jugendpodium: Felix Kaufmann, Johanna Schellnegger, Marlies Pernsteiner, Moderatorin Daniela Köck, Anton Jordan-Lichtenberger, Marie Saubart und Leo Bydlinski

Radwege ins Nichts

Weil sie damals natürlich noch nicht einen ganzen Brief schreiben konnte, „hab ich ihn meiner Mutter diktiert“, verrät Johanna Schellnegger Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… auf Nachfrage in der anschließenden Pause. Die weitere Frage beantwortet sie so: „Nein, ich hab nie eine Antwort bekommen.“

Im Podium selber berichtet sie: „Heute gibt es zwar schon mehr Radwege in Gleisdorf. Aber immer noch auch welche, die plötzlich aus sind und wo dann nur „Ende“ steht. Wäre das bei einer Straße so, dann würden sich sicher viele Leute aufregen.“ Eigentlich wäre es sogar ziemlich undenkbar. Außerdem sollte es beim Schulessen auch vegetarische und vegane Kost geben.

Die öffentlichen Verkehrsverbindungen hätten sich in den vergangenen Jahren zwar verbessert, aber noch sind nicht alle Busse barrierefrei, weist die 15-Jährige auf ein noch vorhandenes Manko hin. Außerdem wünscht sie sich mehr politische und Umweltbildung in den Schulen, um diese wichtigen Themen ausführlich zu behandeln.

Kinder- und Jugendpodium: Felix Kaufmann, Johanna Schellnegger, Marlies Pernsteiner, Moderatorin Daniela Köck, Anton Jordan-Lichtenberger, Marie Saubart und Leo Bydlinski
Kinder- und Jugendpodium: Felix Kaufmann, Johanna Schellnegger, Marlies Pernsteiner, Moderatorin Daniela Köck, Anton Jordan-Lichtenberger, Marie Saubart und Leo Bydlinski

Raaaaadfahren!

(Mehr) Radfahren war vor allem auch dem sechsjährigen Anton Jordan-Lichtenberger aus dem Burgenland, „in der Nähe von Eisenstadt“ ein großes Anliegen. Mindestens drei Mal wies er in der Podiumsrunde darauf hin. Für Umwelt und Natur habe er sich „so mit drei oder vier Jahren“ zu interessieren „begonnen als in Tier-Dokus angeschaut habe“.

Ernährung und billigere Zugreisen

„Das Internet is ned immer schlecht, bei mir hat das Interesse mit YouTube-Videos über Nachhaltigkeit angefangen, als ich ungefähr zehn war“, so die 17-jährige Marie Saubart. „Mir ist die Ernährung sehr wichtig. Aber vegetarisch oder vegan zu leben ist nicht immer einfach. In Gasthäusern gibt’s oft Viel Auswahl bei Speisen mit Fleisch; vegetarisch aber ganz wenig und vegan oft nur Pommes.“

Weiters wünscht sie sich „Züge attraktiver zu machen, vor allem preistechnisch. Wenn wir in der Familie über Urlaub reden und ich sage, na fahren wir doch mit dem Nachtzug, statt zu fliegen, sagen die Eltern: Viel zu teuer und zu lang.“

Marie Saubart, die in Hitzendorf, in der Nähe von Graz wohnt, nennt als Verbesserung zwar einen Busbahnhof, von dem „jede halbe Stunde ein Bus nach Graz fährt, aber die Verbindung zwischen den ländlichen Gemeinden ist noch nicht so besonders. Da musst du erst nach Graz und von dort dann in diesen Ort fahren.“

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eAutos für die Polizei

„Dass Zugreisen billiger sein sollen“, fordert auch die sechsjährige Marlies Pernsteiner aus Brunn (Niederösterreich). „Bei Autos soll es mehr mit E-Motor geben. Da könnte auch die Polizei zum Beispiel mit solchen fahren.“

Ganz nah – und öffentlich doch so fern

Felix Kaufmann (17) wohnt in Gerersdorf, einem 884-Einwohner:innen-Ort ganz nahe bei St. Pölten. Sein wichtigstes Anliegen ist eine brauchbare öffentliche Verkehrsverbindung. „Mit dem Auto ist es von uns nur ungefähr drei Minuten bis St. Pölten und trotzdem fährt zu uns der letzte Bus um 18 Uhr. Ich arbeite nach der Schule bis 18.30 Uhr. Am Wochenende fährt überhaupt nur ganz selten ein Bus zu uns oder von uns nach St. Pölten.“

Regionalität

Leo Bydlinski (17) aus Gratwein nördlich von Graz nennt als „mein wichtigstes Anliegen ist Regionalität – nicht nur bei Lebensmitteln, sondern auch bei anderen Produkten wie zum Beispiel Solaranliegen. Die sollten wir in Europa, am besten sogar in Österreich produzieren, um uns lange Wege aus Fernost und damit CO2-Ausstoß zu ersparen.“ Bei Lebensmitteln führt er obendrein noch an: „In vielen anderen Ländern gibt es ja auch weniger strenge Auflagen was gentechnische Veränderungen oder Einsatz von Pflanzenschutzmitteln betrifft.“

Und dann nennt er noch in Sachen Reisen: „Unsere Familie sucht auch in der näheren Umgebung schöne Strände, zum Beispiel in Albanien, da müssen wir dann nicht hinfliegen.“

Einige Artikel der Kinderrechts-Konvention

Bei dieser Konferenz „Kinderrechte als Chance und Auftrag im Klimaschutz“ wurde mehrfach auf einige Artikel der vor 34 von der UNO-Generalversammlung beschlossenen Kinderrechtskonvention hingewiesen, die den Zusammenhang zwischen beiden Materien beinhalten.

Zwar wurde in Österreich leider nicht die gesamte Kinderrechtskonvention in die Verfassung aufgenommen, aber wenigstens einige Artikel. In diesem Verfassungsgesetz über die Rechte der Kinder gibt es auch eine Präambel (Vorbemerkung). In der heißt es etwa im Artikel 1: „Jedes Kind hat Anspruch auf den Schutz und die Fürsorge, die für sein Wohlergehen notwendig sind, auf bestmögliche Entwicklung und Entfaltung sowie auf die Wahrung seiner Interessen auch unter dem Gesichtspunkt der Generationengerechtigkeit. Bei allen Kinder betreffenden Maßnahmen öffentlicher und privater Einrichtungen muss das Wohl des Kindes eine vorrangige Erwägung sein…“

16.000 Kinder und Jugendliche wirkten weltweit an Kommentaren mit

Verstärkt wurde nicht zuletzt das Recht von Kindern und Jugendlichen auf Schutz vor Umweltschäden, die ja unter den Folgen der Klimakrisen noch viel länger und mehr zu leiden haben/hätten, durch den „General Comment Nr. 26“ zu der Kinderrechtskonvention. In mehreren Jahren hatten insgesamt mehr als 16.000 Kinder und Jugendliche in 121 Staaten der Erde an diesen Kommentaren mitgewirkt.

Ingrid Pintaritsch von der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar und Sebastian Öhner von der Wiener Kinder- und Jugendanwaltschaft fassten die wichtigsten Punkte aus diesem neuen Allgemeinen Kommentar zur Kinderrechtskonvention zusammen:

Forderungen in Österreich

Aus den beiden obigen Absätzen leiten Österreichs Kinder- und Jugendanwaltschaften folgende Forderungen ab: Klimaschutzgesetz mit Schutz ökologischer Kinderrechte und verstärkte Einbeziehung von Kindern und Jugendlichen in Fragen von Klima- und Umweltschutz.

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Schriftliche Kinder- und Jugendstimmen

Weitere Konferenz-Fotos

Collage aus den Zeichnungen der Sieger:innen aller vier Altersgruppen beim Unicef-Ideenbewerb "Denk dir die Welt"

Unsere Welt ist kunterbunt – und so soll es sein!

„Unsere Welt ist kunterbunt
und jeder ist froh und gesund
im Körper und im Geiste.
Wir wissen auch das meiste.
Ein jeder hat den anderen gern,
egal ob Nachbar oder fern.
Ob dünn, ob dick, ob breit, ob schmal,
schwarz, weiß, rot, gelb ist ganz egal
.
Ob lesbisch, hetero oder schwul
wir finden wirklich jeden cool.
Nahrung ist für alle da:

Das ist doch wirklich wunderbar.
Das wäre unsere ideale Welt,
So wie sie uns sehr gut gefällt.“

Dieses Gedicht – handgeschrieben und jedes Wort in einem bunt umrandeten Feld, dazu noch gemalte Bilder der Weltkugel, eine Waage im Gleichgewicht, eines Kindes im Rollstuhl mit einem Teddybären in den Armen, einem fröhlich tanzenden einarmigen Mädchen und etlichen Hashtags, die für Gender-Gerechtigkeit, Menschenrechte, gegen Diskriminierung usw. stehen … – mit dieser Zeichnung plus Gedicht reihte sich die 13-jährige Cora in Lieste der Gewinner:innen der dritten Auflage des Kreativbewerbs „Denk dir die Welt“ der Österreich-Sektion des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen, Unicef, ein. Sie belegte den dritten Platz in der Altersgruppe der 11- bis 13-Jährigen.

„Ich wünsche mir Frieden – für immer und für alle. Manchmal bekomme ich Angst, wenn ich Nachrichten vom Krieg höre. Das muss aufhören!“
Corinna, 12 Jahre

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Grenzenlose Vielfalt

Buntheit und Vielfalt dominierten viele Bilder. Sabrina (16), die mit „Meine Welt“ den zweiten Platz in ihrer Altersgruppe (14 – 17) belegte, erklärte auf der Bühne ihr Anliegen so: „Mein Bild ist ein farbliches Durcheinander“ – auf die Zwischenbemerkung der Moderatorin „das macht nix“, meinte die Jugendliche aber „das ist ja genau der Sinn, weil unsere Gesellschaft ist eben ein gemischtes Durcheinander. Es ist eben jede und jeder anders…“ Außerdem habe sie bewusst keine Ländergrenzen auf ihrer Weltkarte eingezeichnet. Es sei eben eine Welt und mit ihrem Bild wolle sie bestärken, „dass wir alle zusammenhalten sollen“.

Werke der Gewinner:innen

Die Bilder aller jeweils fünf Gewinner:innen in den vier Altersgruppen – sowie Screenshots der jeweils vier Text- bzw. Video-Gewinner:innen sind hier auf dieser Seite in Bilder-Galerien veröffentlicht.

Jüngste Gewinner:innen

Beste Bilder der 9- bis 10-Jährigen

Top-Werke der 11- bis 13-Jährigen

Älteste Gewinner:innen (14 bis 17 Jahre)

Sonderpreis

Die besten Texte

Die vier von der Jury ausgezeichneten Texte hier als Fotos, den Text des Siegers, Sebastian Knap (14), darf Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… in voller Länge – leichter als hier unten lesbar – veröffentlichen; der Übersichtlichkeit wegen in einem eigenen Beitrag, der weiter unten verlinkt ist.

Hier geht’s zum besser lesbaren Text „Club der Außenseiter“ von Sebastian Knap (14)

Ideen-Katalog mit 126 Werken

Noch viel mehr als die prämierten Werke – wie immer fiel die Auswahl sehr schwer (KiJuKU war auch Teil der Jury) – gibt es im Ideen-Katalog von Unicef, nämlich 126 Bilder bzw. Texte. Die ersten gedruckten Exemplare wurden am Freitag (25. November 2023) bei der Gala in der Erste-Bank-Hall, wo die besten der jungen Kreativen ausgezeichnet wurden, überreicht. Und diesen Katalog mit … Arbeiten gibt es auch online – bei den Screenshots aus den Videos jeweils dabei ein QR-Code, der zum jeweiligen Video führt.

„Ich bin zu schüchtern, um meine Wünsche laut rauszuschreien. Durchs Zeichnen konnte ich zeigen, was mir wichtig ist. Es war sehr schön dabei sein zu können! Es ist gut, dass Erwachsene auch mal auf Kinder hören!“
Nico, 8 Jahre

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Kinder und Jugendliche in der Jury

In der Jury, die aus allen – analog und digital – eingesandten Arbeiten die Top-Werke aussuchte, waren übrigens erstmals Kinder und Jugendliche aus allen vier Alterskategorien: Nico (8), Jakob (11), Luisa (13) und Nusaiba (17). Diese vier hatten zuvor bei der zweiten Ausgabe des Bewerbs Top-Plätze belegt. Kinder und Jugendliche waren auch Teil der beiden Diskussionsrunden zu „Frieden & ein gutes Miteinander“ sowie über „Klima- und Umweltschutz“. In Letzterer, in der auch die Umweltministerin Leonore Gewessler saß, verlangten vor allem die beiden Jugend-Delegierten bei der diese Woche in Dubai beginnenden 28. Welt-Klimakonferenz (COP – Convention on Climate Change) Jasmin Lang und David Jablonski, dass auch Österreich im Umweltbereich „seine Hausaufgaben“ machen muss. Immerhin warten alle seit mehr als 1000 Tagen auf ein Klimaschutzgesetz.

„Dass keine Papas und Kinder in den Krieg ziehen müssen, und andere auch nicht. Keine Kriege mehr und, dass der Frieden zurückkehrt.“
Michael, 12 Jahre

Themen-Hitliste

Klima- und Umweltschutz waren auch die meisten der Einsendungen gewidmet, gefolgt von Frieden & gutem Miteinander; Freundschaft, Zusammenhalt, Familie und Solidarität. Viele der Werke – ob in Bildern, Texten oder Videos durchzog auch der Wunsch, dass alle Menschen gleichwertig behandelt, niemand diskriminiert und ausgegrenzt wird. Und dabei gehe es um Chancen-Gerechtigkeit und nicht (nur) Gleichheit. Am besten drückten das ein Vergleichsbild aus, für das Muhammed Amir, Ahmad und Ismael aus einer Flüchtlingsunterkunft des Roten Kreuzes Anleihe bei einem bekannten Cartoon genommen haben. Unterstützt vom Graffitikünstler Manuel Skirl malten sie auf dem rechten Bild drei unterschiedlich große Menschen auf gleich hohen Kisten, die über eine Bretterwand schauen wollen. Und die drei gleichen Menschen – der Größte braucht gar keine Kist, der kleinste Mensch steht dafür auf zwei Kisten und kann auch drüber schauen!

Zu diesem Thema meinte vor allem Lisa Wolfsegger von der asylkoordination, dass endlich in Österreich alle Kinder und Jugendlichen gleichbehandelt werden sollten – also auch jene, die hier ihre Zuflucht finden. Wofür es besonders starken Applaus gab.

Musikbeiträge

Kräftigen Beifall gab es auch für Yara-Lucia (9) und die gleichaltrige Amira, die ihre Songs aus ihren Videos live auf der Bühne performten. Musikalisch wurde übrigens auch eröffnet, von drei Sängerinnen mit dem Song „Past-Self“ aus dem Projekt „Demokratie, was geht?“

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Titelseite des neuen Denk-dir-die-Welt-Ideenkatalogs
Titelseite des neuen Denk-dir-die-Welt-Ideenkatalogs

unicef.at/ – Ideenkatalaog 2023

Mit VR-Brille Besuch in einem Labor, in dem mit dem Greifer auch Teile einer Maus bewegt werden können

Begreifen wollen, wie geht denn das!

Christian Bertsch hält eine viereckige Kartonröhre in die Kameras – links und rechts schauen weit oben rote Schnüre heraus, viel weitere unten tun dies blaue. Er zieht zunächst an einer der roten Enden und – es wird nicht nur diese Schnur auf der anderen Seite kürzer, auch bei den blauen Schnüren zeigt sich Bewegung!?

Wie geht das? Nein, aufmachen oder aufschneiden gilt nicht. Es gehe darum, erst Theorien zu entwickeln, zu diskutieren, wie der „Trick“ funktioniert. Idealerweise wird danach mit eigenen Kartonröhren und Schnüren ein Modell gebaut, das zum selben Ergebnis kommt.

Mit diesem einfachen und doch so anschaulichen Experiment demonstrierte der Bildungsexperte Mittwochmittag im Wiener MuseumsQuartier einen wichtigen Zugang zu Wissenschaft. Den will eine neue Abteilung mit eigenem Namen – VISTA – am ISTA (Institute of Science and Technology Austria, 1100 Mitarbeiter:innen, 78 Forschungsgruppen aus 80 Nationalitäten), der exzellenten Forschungseinrichtung in Klosterneuburg (nahe bei Wien), ab sofort verstärkt unternehmen.

Versuche im Park, Workshops in Schulen…

Bertsch, der Vista leitet und Gaia Novarino, selber Neurowissenschafterin am ISTA und dort Vizepräsidentin für Wissenschaftsbildung, stellten einige dieser Aktivitäten vor. Die reichen für mobile Vermittlung in Parks oder auch bei heurigen mit einem Elektro-Tuck-Tuck voller Experimentierboxen bis zu Workshops in Schulen bzw. für Kinder und Jugendliche am ISTA-Gelände. Dafür wird übrigens noch ein eigenes Gebäude (VISTA Science Experience Center) errichtet, das in zwei Jahren den Betreib aufnehmen soll und für das diese Woche noch der offizielle Spatenstich erfolgt.

Mehr Raum für Vorträge, Workshops, aber auch für Ausstellungen als Ergebnis von Kooperationen zwischen Wissenschaft und Kunst wird es dort geben. Zwölf Mitarbeiter:innen hat das neue VISTA – das V steht übrigens nicht als Abkürzung für irgendetwas.

Mit den genannten und noch vielen weiteren sowohl analogen als auch digitalen und virtuellen Aktivitäten – unter anderem knapp vor Weihnachten zwei gestreamten – auch nachzusehenden – Christmas Lectures für jüngere bzw. ältere Schüler:innen sollen viele, vor allem aber nicht nur, junge Menschen für Wissenschaft interessiert werden. Und zwar nicht nur für deren Ergebnisse, sondern vor allem die Methoden und Arbeitsweisen. Außerdem will VISTA – wie auch die Kinderunis – Forscher:innen und Kinder bzw. Jugendliche zusammenbringen, auch Vorbilder schaffen, nicht zuletzt weibliche. So waren bei dem Mediengespräch Plakate der Computerwissenschafterin Jen Iofinova, der Klimaforscherin Yi-Ling Hwong sowie der Zellbiologin Medina Korkut-Demirbaş als Anschauungsbeispiele dafür platziert.

Mögliche Vorbilder: Computerwissenschafterin Jen Iofinova, Zellbiologin Medina Korkut-Demirbaş und Klimaforscherin Yi-Ling Hwong
Mögliche Vorbilder: Computerwissenschafterin Jen Iofinova, Zellbiologin Medina Korkut-Demirbaş und Klimaforscherin Yi-Ling Hwong

Verstehen, wie Wissenschaft funktioniert

Prozessorientiertes Lernen und Forschen sind in Österreichs Schulen noch weit unterentwickelt, stellten die Wissenschafter:innen fest und verwiesen auf entsprechende Ergebnisse bei Pisa-Studien. Die Mission lautet: „Verstehen, wie Wissenschaft Wissen schafft!“

Mit VISTA solle keine Konkurrenz zu bereits existierenden ausgezeichneten Wissenschaftsvermittlungen wie Kinderunis, Sparkling Science, Science Center Netzwerk betreiben werden, sondern einfach zusätzliche Angebote.

Eine weitere Intention von VISTA ist, der in Österreich stark ausgeprägten Skepsis gegenüber Wissenschaft, die sich nicht zuletzt in der Corona-Pandemie gezeigt habe, entgegenzuwirken. Daher werden nicht nur auf Kinder, Jugendliche und Pädagog:innen angesprochen, das rollerartige Elektrofahrzeug mit Anhänger fahre mit Wissenschafter:innen immer wieder auch zu Heurigen, um dort Besucher:innen zu Experimenten einzuladen.

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vistascience

Louis Hofbauer gestaltete das Buch-Cover - und diese Illustration hatte wiederum Einfluss auf die Geschichte, so Autorin Lilly Axster zu KiJuKU

Ausbruchsversuche aus Normen und Gewalt

Irgendwann reichte es ihr. Nicht richtig wahrgenommen, oder zumindest fühlte es sich so an, beschloss die pubertierende Jugendliche, sich aus dem alltäglichen Hamsterrade möglichst zu verabschieden. Um den häufig gefühlten Zwischenzustand ebenso abzulegen, beschließt Jecinta ab nun ausschließlich J zu heißen.

So will sie auch angesprochen werden. Und sie deaktiviert sämtliche Social-Media-Apps. Nur mehr via SMS ist sie erreichbar bzw. neben Kommunikation von Angesicht zu Angesicht nutzt sie die schriftlichen Nachrichten über ihr Mobiltelefon. Dazugehören möchte sie ohnehin nirgends, vor allem in keine Schublade.

Gleichzeitig lässt Lilly Axster in ihrem neuen, jüngsten Werk „Ich sage Hallo und dann NICHTS“ vielschichtig, subtil, behutsam, oft in vielsagenden Andeutungen, immer wieder auch humorvoll tief in die Psyche (verletzter) Jugendlicher blicken. Da ist die schon genannte J, eine Jugendliche eher auf der Suche nach ihrem Platz in dieser Welt. In der Entscheidung bzw. dem folgenden Bemühen, „Nichts“ sein zu wollen, schwingt doch unausgesprochen zwischen den Zeilen mit: Ich bin doch wer und nehmt mich endlich wahr – so wie ich bin, sein bzw. gesehen werden will.

Dann taucht tatsächlich eine neue Mitschülerin auf, die J so nimmt wie sie es sich wünscht: Leonie, die sich selber Leo nennt, fallweise auch Mini- oder Checker-Leo oder noch wieder anders. Die beiden verstehen einander. Und doch ist es nicht so einfach, denn Leo, die in einer betreuten sozialtherapeutischen Wohngemeinschaft lebt, ist nicht nur eine Persönlichkeit, sie ist viele, eine ganze Wir-Gemeinschaft. Das macht’s für J und andere nicht leicht. Für sie selber natürlich noch weniger.

Lange Entstehungsgeschichte

Mit dieser Geschichte ging die aktuelle Christine-Nöstlinger-Preisträgerin fast zwei Jahrzehntelang schwanger – wie sie bei der Buchpräsentation schilderte. Immer wieder und vielfach hat sich der Ausgangsplot Pokerfache und Milchgesicht gewandelt. Und letztlich durch tragische Erfahrungen von Klient:innen von „Selbstlaut – Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen“, wo Axster arbeitet, zum jetzigen Roman.

Die Aufspaltung in Viele, vormals multiple Persönlichkeit, heute als dissoziative Identitäts-Struktur bezeichnet, ist eine Strategie (junger) Menschen (sehr) früh erlittene sexuelle Gewalt in organisierten, rituellen Gewaltstrukturen überhaupt psychisch überleben zu können. Diesen Hintergrund lässt Lilly Axster auf der vorletzten Seite im Buch direkt anklingen.

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Trotz dieses argen Backgrounds ist der Jugendroman an keiner Stelle deprimierend – und vor allem gar nicht darauf beschränkt. Er spricht sozusagen fast allen Jugendlichen irgendwie aus der Seele – Troubles mit dem Nicht-Wahrgenommen-Werden, Probleme mit Eltern, Suche nach sich und Auseinandersetzung mit dem Umfeld, Außenseiter:innen-Dasein, dazugehören wollen oder lieber nicht…

Katrin Feiner, Lektorin im Tyrolia Verlag, Autorin Lilly Axster und Sevil Eder, Mitarbeiterin in der Beratungsstelle
Katrin Feiner, Lektorin im Tyrolia Verlag, Autorin Lilly Axster und Sevil Eder, Mitarbeiterin in der Beratungsstelle „Selbstlaut“

Starker Überlebenswille

Die beiden – oder ist es überhaupt nur eine und die andere „nur“ eine der Persönlichkeit einer Wir-Gemeinschaft? – sind jenseits aller Schwierigkeiten, die sie an den Rand drängen zu Außenseiter:innen machen, starke Persönlichkeiten.

„Hörst du immer noch keine Stimmen? Im Kopf, meine ich“, fragt Leo. Ich nicke. „Wie ist das, wie fühlt sich das an?“
Normal, will ich sagen, aber ich weiß sowieso nicht, was normal ist. Und wenn ich es wüsste, würde ich es nicht sein wollen. NICHTS ist nicht normal, sonst wäre es Etwas und nicht Nichts…“

Natürlich lässt die Autorin noch weiteres Personal auftreten, ihr Text ist wie praktisch jeder von ihr auch gefüllt mit Sprachspielen – in diesem Fall auch mit verspielten, teils springenden, Schriftarten am Beginn der meisten der 48 Kapitel.

Witzige Dog-Stories

Besonders witzige sind die „Hunde“-Geschichten die J mit Zineb teilt, einer Freundin – schon bevor Leo auf der Bildfläche auftauchte. Zineb hat einen Hund namens Mimmi. Mit Storys über den kriegt Zineb immer wieder J dazu, doch weiter zu kommunizieren und aus dem Nichts aufzutauchen. Und mit erfundenen – durchgezählten – über das Buch verstreuten skurrilen bis absurden Miniaturen über bellende und andere Geräusche von sich gebenden Hunden – diese jeweils in durchgängiger Kleinschreibung.
„hund acht: es war einmal ein hund, der hieß prince robert. Er lebte in australien. Manchmal rief er andere hunde an und bellte, winselte und schanubte ihnen auf die mailbox, was er erlebt hatte. Noch nie hat einer der anderen hunde abgehoben. Prince robert wusste nicht, ob es daran lag, dass hunde in der regel nicht telefonieren oder ob sie speziell seine nummer automatisch auf die box laufen ließen.“

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Titelseite von Lilly Axsters neuem Jugendbuch
Titelseite von Lilly Axsters neuem Jugendbuch
Aus dem YouTube-Aftaktvideo der digitalen Bühne vom Dschungel Wien

Vielfältige Jugendliche: „Meine, deine, unsere Bühne!“

Mehr als 100 Jugendliche zeigten in der Ovalhalle und der Arena 21 Im Wiener MuseumsQuartier beim Festvial DWG – Demokratie, was sie draufhaben und ihnen wichtig ist, sie brachten ihre Gedanken, Wünsche, Forderungen, Themen zu Gehör – nicht zuletzt mit Plakaten, auf denen in verschiedenen Sprachen stand: jede Stimme braucht eine Bühne.

Ungefähr zu dem Zeitpunkt als dieses Festival endete, startete im Rahmen der Saisoneröffnung im wenige Meter entfernt gelegenen Theaterhaus für junges Publikum, dem Dschungel Wien, ergänzend und erweiternd zu dessen drei Bühnen, eine vierte, eine digitale.

Präsentation der digitalen Bühne auf der Dschungel-Wien-Homepage
Präsentation der digitalen Bühne auf der Dschungel-Wien-Homepage

Myassa Kraitt, Emily Chychy Joost und Mercy Mercedes, die für Konzept und Produktion verantwortlich sind, gaben den Startschuss für die vierte, die digitale Bühne des Dschungel Wien. Ab diesem Zeitpunkt war auf YouTube das knapp mehr als zwei Minuten, schnell geschnittene Video „GL!TCH4“ online.

Auf Deutsch und Englisch sagen darin Jugendliche unter anderem: „Jede:r braucht einen Raum, um gehört und gesehen zu werden, denn es gibt so viel zu erzählen, so viel zu verstehen… sie erzählen dir Märchen, dass du irgendwer wirst, dabei brauchst du nur Raum, wer du jetzt bist… Wir claimen den Space (beanspruchen den Raum) mit Geschichten von morgen… Meine Bühne, weil ich anders bin.. ich nehm dich mit und zeig dir, was mir wichtig ist…“

Die Bühne ist sozusagen angerichtet für die
Die Bühne ist sozusagen angerichtet für die „Voting Party“

Voting Party

Und diese digitale Bühne wird künftig weiter bespielt, wandert aber am zweiten Eröffnungswochenende auch in den analogen Raum, mit der „Voting Party“ am 30. September 2023 unter dem Titel „Wem gehört die Bühne?“. In der Ankündigung liest sich das unter anderem so: „Die Bühne 1 wird ein hybrider Ort, in dem wir durch Poetry, Tanz und Performance Wünsche und Forderungen junger Künstler:innen und Besucher:innen offenbaren. Dieser Abend widmet sich abwechselnd Spoken Word, Voguing, Comedy, Tanz und bietet Möglichkeit den eigenen Positionen, Wünschen und Träumen via Open Mic und dem tänzerischen Einnehmen der Bühne Ausdruck zu verleihen. Mit der Voting Party möchten wir Repräsentation, das Zurückreden und inhaltliches Mitspracherecht von jungen Menschen und mehrfach-marginalisierten Positionen Platz einräumen und gemeinsam laut werden. Zusammen auf der Bühne fragen wir: Was wollt ihr sehen? Wer soll bestimmen? Wem gehört die Bühne?

Alle, die kommen möchten, haben im Rahmen der Party die Möglichkeit, ihre Stimme abzugeben und somit aktiv mitzubestimmen, wie die Bühne der Zukunft aussehen soll.

Der letzte Höhepunkt des Abends werden die energetischen und tanzbaren Sounds eines Live DJ Sets von মm (sprich: mwo, wie aus dem bangla Alphabet) sein.“

EsRap bei der Saisoneröffnung im Dschungel Wien (September 2023)
EsRap bei der Saisoneröffnung im Dschungel Wien (September 2023)

Aus OTK – EsRap!

Übrigens: Eines, wenn nicht das mitreißende Highlight des ersten Wochenendes der Eröffnung der neuen Saison im Dschungel Wien war sicher der – wenn auch nur kurz aber intensive – Auftritt des Duos EsRap.

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Bildmontage aus Fotos aus Proben für das DWG-Festival im MQW und einem Screenshot der Homepage dieses Festivals "Demokratie, was geht?"

Jede Stimme braucht – und kriegt hier – eine Bühne…

Auf der Bühne im Ankersaal in der Brotfabrik proben BeatBoxer:innen für ihren Auftritt beim Festival „DWG – Demokratie, was geht?“. Danach zeigen Breakdancer:innen ihre tänzerisch-akrobatischen Moves. Gleichzeitig kommt die Bitte, die Lautsprecher abzudrehen, weil auf der großen freien Fläche des Saals – üblicherweise für Publikum gedacht – eine Fashion-Performance erstmals geprobt werden will.
Ein bissl ist schon angespannte Hektik zu spüren. Immerhin sind es nur mehr wenige Tage bis zu den Live-Auftritten vor Publikum.

Festival mit 100 jugendlichen Künstler:innen

Das Festival bei dem insgesamt mehr als 100 Jugendliche ihre unterschiedlichsten künstlerischen Statements mit Gedanken, Wünschen, Forderungen zu (mehr) Demokratie, Teilhabe, Partizipation zeigen und zu Gehör bringen steigt vom 21. bis 23. September im Wiener MuseumsQuartier (Details in der Infobox am Ende des Beitrages).

Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… durfte am Wochenende vor dem Festival im Kulturareal Brotfabrik in Wien-Favoriten ein paar Stunden bei Proben zuschauen und -hören; vier der jugendlichen Künstler:innen gaben auch kurze Interviews. Die Fashion-Performance ist eine ziemlich komplizierte. Leopold hat ein weißes kleidartiges Gewand an, aus dem fast ein Dutzend urlange Stoffrollen laaaangsam abgewickelt werden sollen/müssen. Wer gerade Hände frei hat und nicht anderweitig im Einsatz ist, greift sich eine der Rollen. Langsam und würdevoll schreitet Leopold vom hinteren Ende des Saals in Richtung Bühne.

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Auf dem Boden sind die Teile der Ovalhalle des MQ mit weißen Klebestreifen markiert. Die Rollen werden Drehung für Drehung abgewickelt, schwarze Schrift kommt zum Vorschein, verschiedene Alphabete – lateinisch, arabisch, kyrillisch – in vielen Sprachen. Auf Deutsch ist – sobald das Banner einigermaßen abgerollt ist u.a. zu lesen: „Mitreden, wenn ihr über uns redet“. Ähnliches bedeuten die Losungen und Forderungen auf Arabisch, Farsi, Ukrainisch, Türkisch… Viele dieser Jugendlichen dürfen, auch wenn sie schon 16 Jahre sind, nicht wie ihre Alterskolleg:innen wählen. Selbst solche nicht, die schon praktisch das ganze Leben hier verbringen, weil ihnen die österreichische Staatsbürgerschaft fehlt/verwehrt wird.

Plakate

In einer Ecke im Vorraum malt jemand ein weiteres Plakat, dahinter lehnt eines zum Trockenen auf dem steht: Jede Stimme braucht eine Bühne. Hinter einem Vorhang eines anderen Bereichs des Ankersaal-Vorraums ertönt afghanische Musik. Der Reporter darf Blicke dahinter werfen. Einige Jungs üben einen Tanz ein. Beim Festival werden sie selber einen Workshop anbieten, bei dem Besucher:innen, die Interesse haben, spielerisch die Grundschritte eines ihrer Volkstänze kennenlernen können. Solche Workshops wird es auch für serbische und jemenitische Tänze geben.

Die Jugendlichen, die ihre Kunst(werke) – von gemalten Bildern über Skulpturen bis zu Tänzen, Theaterstücken, Songs, und in anderen Performances (etwa Fashion) – vorstellen und vorführen, haben diese in den vergangenen Monaten in wöchentlichen – elf verschiedenen – Workshops entwickelt und erarbeitet. Kreativ-Mentor:innen und Jugendarbeiter:innen waren/sind die Coaches, die sie dabei unterstützten. Das Festival dient damit aber nicht nur der Präsentation dessen, was diese mehr als 100 Jugendlichen geschafft haben, sondern will auch jenen jungen Leuten, die zu Besuch kommen, sich die Kunst anschauen und -hören oder gar in Workshops mitmachen, in Talks mitdiskutieren, Mut machen, auch selber aktiv zu werden, sich auszudrücken, zu engagieren…

Über alles reden können

So manche der Jugendlichen sind erst hier in den Workshops draufgekommen, welche Talente in ihnen gesteckt haben. So schildert Kristina, mit 14 einer der Jüngsten, dass er zunächst über TikTok-Videos auf das Projekt aufmerksam geworden „bin und mir das dann bei einer Open Stage angeschaut und ich probiert habe, ein Lied zu covern. Da hab ich mich dabei wohlgefühlt, auf der Bühne gestrahlt.“ Als dann die Workshop-Leiter:innen sich von seinem Auftritt beeindruckt gezeigt haben, „bin ich beim Singen geblieben. Und als ich von meinem Traum erzählt habe, einmal eine Gitarre spielen zu lernen, wurde mir eine geborgt. Jetzt lern ich mit. YouTube- und tikTok-Videos Gitarre spielen!“

Ob er nicht bei seinem genannten allerersten Bühnenauftritt ein wenig Schiss hatte, will KiJuKU wissen: „Ein bisschen schon, aber ich hab’s gepackt und als mich dann alle gefeiert haben, war’s ein tolles Gefühl, das mich motiviert hat, weiterzumachen.“ Überhaupt fühle er sich in diesen Workshops hier sehr wohl, viel besser als in der Schule. „Hier kann man auch über alles reden, über Diskriminierungen oder dass eben alle gleichberechtigt sein sollen und können – egal welches Geschlecht, welche oder keine Religion und so weiter.“

Neu entdeckt

Auch die 23-jährige Ida entdeckte erst in diesen Workshops ihre Talente. „Ich hab vorher nie Theater gespielt und nie gebreackdanced“. Jetzt legte sie nicht nur akrobatische Tanz-Bewegungen aufs Parkett, sondern spielt auch in einem Theaterstück, „da bin ich eine toughe Immobilienmaklerin und kann meine böse Seite ausleben“, verrät sie dem Journalisten. Auf DWG ist sie zufällig gestoßen, „durch ein Insta-Reel vom Theater der Unterdrückten bin ich auf die Schnupperworkshops gestoßen“ – und wie zu sehen dabeigeblieben!

Evray im Interview
Evray im Interview

Vielsprachig

Evray zückt fast gleichzeitig mit dem Beginn des Gesprächs sein Handy, scrollt durch einige Musik-Clips, verbindet das SmartPhone via Bluetooth mit einer kleinen Lautsprecher-Box und beginnt zu singen – in dem Fall Arabisch. Der 22-jährige ist im syrischen Afrin erst mit Kurdisch, dann noch mit Arabisch aufgewachsen. Diese Stadt im autonom unter kurdischer Führung verwalteten Rojava wurde vor mehr als einem halben Jahrzehnt von türkischem Militär überfallen.

„Schon mit acht, neun Jahren hab ich zu schreiben begonnen, wollte dann auch singen. Aber meine Stimme find ich nicht so gut, darum hab ich mit Hip*Hop begonnen. Ich schreib Texte über das, was ich erlebt habe und erlebe – oder zum Beispiel darüber, dass ich meine Familie schon seit fünf Jahren nicht gesehen habe und sehr vermisse.“

Er selbst war schon vor der Besetzung Afrins in die Türkei geflüchtet, wo er in Istanbul jahrelang als Jugendlicher gearbeitet hat, „als Schneider und Kellner“. Seit knapp einem Jahr lebt er in Österreich. Deutsch ist seine zweite Fremdsprache, die er neben Englisch lernt, „Kurdisch, Arabisch und Türkisch kann ich wie Muttersprachen. Ich lern jetzt intensiv im Deutschkurs, dann will ich eine Ausbildung machen und am liebsten später mein eigenes Tonstudio gründen“, erzählt Evray, der mit eigenen Hip*Hop-Nummern beim DWG-Festival auftreten wird.

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„Kann Berge versetzen“

Kurz kommt auch Leopold – genau der in dem Gewand schreiten wird, dessen Schriftrollen schon oben geschildert wurden – zum Interview-Tisch: „Ich fühl mich sehr wohl dabei, auch wenn ich langsam und vorsichtig gehen muss“, sagt er zu Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… Und er freue sich schon auf den Auftritt im MuseumsQuartier.

„Wir sind immer wieder begeistert von der kreativen Energie junger Leute. Sie kann Berge versetzen und wir brauchen mehr davon, wenn wir uns ein harmonisches und vielfältiges Miteinander wünschen.“ Mit diesem Satz wird Mahir Yıldız, der Leiter und Erfinder des Projekts DWG – Demokratie, was geht?“ in der Presseaussendung zum Festival zitiert. Yıldız hat übrigens davor schon mit Jugendlichen vor allem partizipative Filmprojekte initiiert und geleitet wie „Echte Helden sind anders“ oder gemeinsam mit der Arbeiterkammer „Lockdown-Stories“ – die ihren Niederschlag in Berichterstattung auf KiJuKU.at gefunden haben.

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Alle Preisträger:innen mit Honoratior:innen: (von links nach rechts): Esra Özmen, Isabelle Baumgartner, Jasmin Jungwirth (Preisträgerinnen), Volker Edlinger (Mitgründer und damals – 1992 – Vorsitzender der Janusz-Korczak-Gesellschaft), Enes Özmen, Ahmed Raihan Abdul Rahimzai (Preisträger), Karl Garnitschnig (aktueller Vorsitzender der Janusz-Korczak-Gesellschaft), Andrei Christian Botez (Preisträger), Johannes Köhler (der stellvertretend für die Sozialpädagog:innen Wiens den Preis entgegennahm, Abteilungsleiter der MA 11), Mami und ihre Mutter Sephora Ngubi Nzimbu (Preisträgerin), Asefgul Kumargul (Preisträger)

Janusz-Award verleiht Vorbild-Jugendlichen Rückenwind

Auszeichnung für Kinder und Jugendliche, die’s nicht immer leicht hatten/haben, benannt nach dem „Vater“ der Kinderrechte, Janusz Korczak.

Zum achten Mal wurden die Janusz-Awards vergeben. Dieses Mal in Wien. Die – auch als Statue kreativ-künstlerisch ungewöhnliche Statue geht an Kinder und/oder Jugendliche. An solche, die es oft in ihrem bisherigen jungen Leben nicht leicht hatten – und trotz der schwierigen Ausgangslage großartig ihr Leben meistern. Schon in so jungen Jahren sind sie Vorbilder für Altersgenoss:innen in ihrem Umfeld. Und verdienen es, dafür ausgezeichnet zu werden – und mit der feierlichen Preisverleihung obendrein zum Role Model auch für ein breiteres Publikum zu werden.

Ach ja, bevor die Preisträger:innen vorgestellt werden, kurz noch die Erklärung für den Namensgeber: Janusz Korczak (ursprünglicher Name Henryk Goldsmit) war (Kinder-)Arzt, Pädagoge in Polen (1879 bis 1942). Er gründete in Warschau Waisenhäuser, legte Wert auf Mitsprache und Mitbestimmung der Kinder, schrieb dazu Bücher, machte Radiosendungen und verfasste etwas, das als Vorläufer der Kinderrechtskonvention bezeichnet werden kann.

Sodala, aber jetzt die ausgezeichneten – in dem Fall Jugendlichen – in der Reihenfolge, wie sie in feierlichem Rahmen im nicht ganz vollbesetzten (gut sechs Dutzend Besucher:innen) Wappensaal des Wiener Rathauses sozusagen vor den Vorhang gebeten worden sind. Zitiet wird aus den Laudationes (Lobreden), die Herbert Stadler, jahrzehntelanger Lehrer und … der Janusz-Korczak-Gesellschaft, hielt und am Ende jeweils ein passendes Janusz-Korczak-Zitat fand. Alle Preisträger:innen hatten sich im Vorfeld einen Lieblings-Song ausgesucht, der kurz angespielt wurde, bevor’s an die Würdigung gegangen war – ach und dazwischen trat das Duo EsRap – Esra und Enes Özmen – mit einigen ihrer berühmten Nummern auf, die zum – zumindest auf den Sitzen – mitschwingen einluden.

Durchhaltevermögen und Verantwortung

Jasmin Jungwirth (16) lebt seit elf Jahren in einer Wohngemeinschaft in Wien-Simmering. „Das Leben meinte es nicht immer gut mit Ihnen, doch egal wie schlimm es auch manchmal war, Sie gaben nie auf! Mit viel Fleiß und Ausdauer absolvierten Sie ihre Schulzeit und konnte im August eine Lehre zu ihrem Wunschberuf, Drogistin, beginnen.

Sie werden als sensibel, pflichtbewusst und zuverlässig beschrieben und besitzen große innere Stärke und ein beeindruckendes Durchhaltevermögen! Sie setzten sich mit aufkommenden Problemen intensiv auseinander und schaffen es, sich auch Unterstützung zu holen, was weder einfach noch selbstverständlich ist.

Für ihre Familie sind Sie immer da und manchmal übernehmen Sie mehr Verantwortung, als sie sollte. Doch so sind Sie: loyal und großzügig.

Janusz Korczak, dessen Preis Sie heute bekommen, meint: Wenn ich mich mit einem Kind beschäftige, so habe ich, zwei Empfindungen: Zuneigung für das, was es heute ist und Achtung vor dem, was es noch werden kann.“

Mutmacherin

Über Isabelle Baumgartner (15) sagte der Laudator – die Informationen über alle Preisträger:innen waren vor allem von den Sozialpädagog:innen gekommen, die die Ausgezeichneten nominiert hatten:  „Sie sind ein Vorbild für die anderen Kinder und tragen maßgeblich zu einem guten Klima in der WG bei.  Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft legen Sie an den Tag – zu allen Kindern – auch wenn diese manchmal anstrengend, laut und lästig sind.

Preisträgerin Isabelle Baumgartner (2. von rechts) mit Johannes Köhler (MA11), Karl Garnitschnig (ÖJKG) und Ingrid Pöschmann (MA 11 - Öffentlichkeitsarbeit)
Preisträgerin Isabelle Baumgartner (2. von rechts) mit Johannes Köhler (MA11), Karl Garnitschnig (ÖJKG) und Ingrid Pöschmann (MA 11 – Öffentlichkeitsarbeit)

Wir wissen, dass Sie sich häufig Sorgen um Ihre Familie machen – Ihre zwei Schwestern und Ihre Mama, die psychisch stark belastet sind! ALLE 3 brauchen Sie. Mit großer Stärke und Zuversicht machen Sie ihnen Mut. „Isa“ ist für alle da – Sie unterstützen Ihre Familie bewundernswert. Sie haben gerade Ihre Lehre als Köchin im Hotel Imperial gestartet! WOW!

Janusz Korczak hätte Ihnen ganz sicher in Ihr persönliches Entwicklungsbuch geschrieben: Nicht der Wind – sondern die Segel bestimmen den Kurs.“

Nach langer Flucht in null komma nix in der Regelklasse

Ahmed Raihan Abdul Rahimzai (14 Jahre) wurde in Afghanistan geboren. Als die Taliban vor zwei Jahren erneut die Macht im ganzen Land übernommen hatten musste er mit seiner Familie flüchten. Als einziger seiner Familie hat er es bis Österreich geschafft. Fast zwei Jahre war er auf der Flucht. Herbert Stadler nannte die Stationen der langen Flucht des Jugendlichen: Afghanistan, Belutschistan, Pakistan (2 Tage), Iran (rund 20 Tage), Türkei – wo er rund ein Jahr gearbeitet hat, Griechenland, Bulgarien, Serbien, Ungarn und schließlich Ankunft in Österreich.

„Zu deinen Stärken gehören Offenheit anderen Personen gegenüber und dein Wissensdrang in Hinblick auf Kultur, Sprache und deren Werte. Du bist empathisch, also einfühlsam und sehr reflexionsfähig, was heißt, dass du bereits über Vieles nachdenken kannst.
Deiner Intelligenz hast du es zu verdanken, dass du sehr rasch große Fortschritte in deinem Deutschkurs gemacht hast und schon nach ein paar Monaten eine Klasse überspringen konntest. Deine guten Sprachkompetenzen und dein Eifer führten dich zum Ziel: Du hast es in die 4. Klasse einer Mittelschule geschafft, und zwar in die Regelklasse!

Trotz der vielen sehr belastenden Lebenssituationen, die du meistern musstest, schaffst du es vor allem mit deiner positiven Einstellung und deinem Humor dem Leben die guten Seiten abzugewinnen.

Janusz Korczak hätte bei dir ganz sicher stolz festgestellt: Wer kämpft, kann verlieren – wer nicht kämpft – hat schon verloren.“

Flucht mit junger Tochter, Rückschlage, durchgestartet

Sephora Ngubi Nzimbu (bald 20 Jahre) flüchtete 2017 8da war sie 13) mit ihrer kleinen Tochter Mami (10 Monate) aus dem Kongo nach Österreich und wurde im April in der Mutter-Kind-Unterbringung, kurz MuKi, aufgenommen.

„Sie sprachen kein Wort Deutsch und waren, nachdem, was Sie alles für uns Unvorstellbare erlebt haben, schwer traumatisiert. Trotzdem schafften Sie es, sich liebevoll um ihre kleine Tochter zu kümmern und Deutsch zu lernen. Dass Ihr Asylantrag in 1. Instanz abgelehnt wurde, war ein herber Rückschlag für Sie und sorgte für viel Unsicherheit. Trotz der widrigen Umstände und Ihrer psychischen Belastung, schafften Sie vor drei Jahren Ihren Schulabschluss.
Nach dem positiven Asylbescheid im November 2020 sind Sie dann richtig durchgestartet: Sie begannen eine Kurzzeitlehre bei JobNavi als Einzelhandelskauffrau und zogen im Frühling 2021 mit ihrer Tochter Mami in das betreute Wohnen der MAG 11. Mittlerweile haben Sie ihre Ausbildung abgeschlossen und sind auf Arbeitssuche.
Ihre Tochter Mami gerät nach Ihnen, sie besucht die Volksschule und ist ein sehr wissbegieriges, lebensfrohes und liebenswertes Mädchen … und dafür, liebe Mami, bekommst du auch ein Applaus.

Sefora, Sie können stolz auf sich sein. Sie haben eine bald 7-jährige Tochter, eine Ausbildung abgeschlossen und verlässliche Beziehungen zu Menschen in Österreich aufgebaut. Sie sind eine sehr kreative und ambitionierte Frau, die ihr Leben selbst in die Hand nimmt. Sie schaffen vieles selbstständig und organisieren sich auch Hilfe, wenn sie diese benötigen. Der nächste Schritt ist für sich und Ihre Tochter ganz alleine Sorgen und das werden Sie auch schaffen.
Die berührende Aussage ihrer Betreuerinnen in der MuKi: „Uns ist es eine große Freude, diese außergewöhnlich starke junge Frau und ihre Tochter ein Stück ihres Weges begleiten zu dürfen.“

Und was würde Janusz Korczak sagen? Erziehe dich selbst, bevor du Kinder zu erziehen trachtest. Das trifft auf Sie ganz besonders zu, denn Sie sind auch ein Vorbild für Ihre Tochter!“

Flucht – leidenschaftlicher Radmechaniker

Asefgul Kumargul (21 Jahre) kam auch als Flüchtling – aus Afghanistan – nach Österreich. Er besuchte die Mittelschule Plankenmaisstraße und fing danach als Pflasterer in Niederösterreich zu arbeiten an. „Von Beginn an zeigten Sie trotz Ihrer schwierigen Lebenssituation, eine mitreißende Lebensfreude und eine Hilfsbereitschaft, die Sie so besonders macht. In der Wohngemeinschaft und in der Firma wurden Sie schnell ein wertvolles Mitglied. Sie waren auch kreativ und einfallsreich – so haben Sie zusätzlich einen Tag in der Woche als Fahrradmechaniker in der Seestadt zu arbeiten begonnen. Dabei ist Ihnen klar geworden, dass das Ihre Leidenschaft ist. So wurden Sie schließlich als Mechaniker bei United in Cycling tätig.

In der Zwischenzeit scheint Sie beinahe jede Person in der Seestadt zu kennen, jedenfalls sind Sie überall gern gesehen und werden liebevoll „Bürgermeister von der Seestadt“ genannt!
Über Ihr soziales Netzwerk, das Sie sich aufgebaut haben, sind Sie schließlich auch zu Ihrer eigenen Mietwohnung gekommen, die Sie mit dem Erreichen Ihrer Volljährigkeit bezogen haben.
Bis heute besuchen Sie gerne Ihre WG und unterstützen, wo Sie nur können. Sie sind für die Jugendlichen ein gutes Vorbild und können auch gut überzeugen, wenn Sie davon sprechen, wie wichtig der Zusammenhalt in einer Gemeinschaft ist. Die berührend wertschätzenden Aussagen ihrer Sozialpädagog:innen darf ich hier zitieren: „Wir sind alle sehr froh, dass Asef den Weg zu uns gefunden hat. Er bereichert unser Leben in der Wohngemeinschaft täglich neu, unterstützt uns und bringt uns stets zum Lachen. Danke Asef!“

Janusz Korczak meinte dazu: dass wir Erwachsenen immer glauben, auf die Kinder hinab-sehen zu müssen, aber es müsste wohl umgekehrt sein, wir müssten zu den Kindern hinauf-sehen! So wollen wir heute, auf Sie, lieber Herr Asef, mit großem Respekt „hinauf-sehen“, mit dem Wunsche, dass Sie weiterhin erfolgreich sind, und in eine Zukunft gehen, die Sie selber mit Lebensfreude gestalten!“

Allen Widernissen zum Trotz

Andrei Christian Botez (12 Jahre) kam 2012 mit seiner Mutter und zwei älteren Geschwistern aus Rumänien nach Österreich. „Zu dieser Zeit warst du erst ein Jahr alt. Deine Familie hat durch den Vater viel Gewalt erfahren und ist deshalb zu einer Tante nach Österreich geflohen. Der Neustart wurde aber durch die Krankheit deiner Mama sehr erschwert. Sie hat dann auch leider nach fünf Jahre den Kampf gegen den Krebs verloren – für einen 6jährigen ein großer Verlust.

Du wohnst nun seit 2017 gemeinsam mit deinem Bruder in einer sozialpädagogischen Wohngemeinschaft der Stadt Wien und bist mittlerweile zu einem ganz tollen jungen Burschen herangewachsen.
Was reden die Erwachsenen so über dich? Weißt du das? Du meisterst deinen Alltag einwandfrei und gehst gewissenhaft den anstehenden Aufgaben nach. Die Hausübung wird gemacht, du legst auf Körperpflege und ein ordentlich aufgeräumtes Zimmer wert und liebst dein Taekwondo-Training. Jetzt besitzt du bereits den grünen Gürtel! Du bist ehrlich, humorvoll und gehst sehr respektvoll mit deinen Mitmenschen um.
Seinen Weg machen … dankbar die Chancen nutzen – trotz schwieriger Startbedingungen – ein vorbildlicher Weg!  Andrei, du machst den Jüngeren in der WG Mut, dir nachzueifern!

Dazu ein passendes Zitat von Janusz Korczak: Und wieder einmal lehrte mich das Leben, dass manchmal gerade dort eine günstige Entwicklung einsetzt, wo wir (Erwachsenen) meinen, es habe uns eine Katastrophe betroffen!
Und deine WG meint stolz: Wir finden, dass Andrei es verdient hat, für seine liebevolle Art und sein großes Verantwortungsbewusstsein geehrt zu werden.“

Sonderpreise

Neben den hier ausführlich gewürdigten Preisträger:innen wurden in diesem Jahr zwei Sonderpreise vergeben:

Stellvertretend für die 600 Sozialpädagog:innen, die in Einrichtungen der Stadt Wien engagiert tätig sind, überreichte Belinda Mikosz (klinische und Gesundheitspsychologin und Initiatorin dieses Preises) einen Janusz an den Abteilungsleiter Johannes Köhler.
Einen weiteren Janusz bekam das Duo EsRap, immerhin hatte auch Esra es in ihrer Schul-Karriere nicht immer leicht, unter anderem meinte – in der 7. Klasse Gymnasium – eine wichtige Lehrerin: Die Matura schaffst du bei uns sicher nicht!“
Natürlich bestand sie die Matura – halt in einem anderen Gymnasium, studierte und arbeitet gerade an ihrer Masterarbeit – neben der erfolgreichen Rap-Karriere mit ihrem jüngeren Bruder.

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Kinder-KURIER -> janusz-korczak-recht-des-kindes-so-zu-sein-wie-es-ist

Kinder-KURIER -> janusz-korczak-ausstellung-ueber-den-vater-der-kinderrechte

Kinder-KURIER -> der-letzte-korczak-bub-mit-98-gestorben

Kinder-KURIER -> erste Janusz-Awards …

Foto aus "My Odyssey" von Asterion Hus

Eine – nein viele – Odysseen

So klein der Kreis des rundum sitzenden Publikums, so groß und weit die Perspektive, die Solo-Performerin/-tänzerin Tilde Knudsen in dieser Stunde eröffnet. Und das hängt nicht nur am Stoff, der schon die vielleicht längste seit mehr als 2 ½ Tausend Jahren weltberühmte Reise mehr als anklingen lässt. In „My Odyssey“ der dänischen Theatergruppe Asterions Hus spannt die tanzende, spielende, fast durch Raum und Zeit fliegende Performerin den Bogen noch viel weiter als die rund 20-jährige sprichwörtlich gewordene Odyssee – die von Homer in Verse gegossenen Abenteuer des griechischen Helden auf der Rückkehr nach dem Krieg gegen Troja. Gleich zu Beginn, über den sie mit dem Publikum im Zwie- und Gruppengespräch darüber philosophiert, wo diese, ja überhaupt eine oder vielmehr jede Geschichte wirklich startet, erweitert sie durch die gesummte, gebrummte Intonierung der auch sehr bekannt gewordenen Filmmelodie die Reise auf den Weltraum (der 1968 erschienene Science-Fiction Roman Arthur Clarkes und die Verfilmung Stanley Kubricks im selben Jahr: 2001 Odyssee im Weltraum).

Foto aus
Foto aus „My Odyssey“ von Asterion Hus

EU-Projektschiff

Auch wenn sie sich entlang der groben Storyline der Odyssee (Regie: Peter Kirk) durch die Stunde hantelt, so springt die fast artistisch in dem Rund, der fast einer Manege gleicht, assoziativ zu verwandten Themen. Ebenso wie zu Erfahrungen aus ihrem Leben. So spielt sie auf ein kreatives EU-Projekt an, in dem im Laufe von vier aufeinander folgenden Sommern (darstellende) Künstler:innen aus elf europäischen Ländern in einem eigens aus Holz gebauten Schiff von den baltischen Staaten bis Griechenland und Malta gereist sind. Voller hoffnungsvoller Erwartungen auf diesen künstlerischen Austausch – untereinander ebenso wie mit Publikum jeweils vor Ort. Samt großen Enttäuschungen, dass das Projekt voll nicht das gebracht hat, sondern sehr oft bei Fragen, „wer putzt nun das Klo an Bord“ hängen geblieben sind. Aber immerhin so manche Kontakte zwischen Beteiligten dauerhaft geblieben sind…

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Foto aus „My Odyssey“ von Asterion Hus

Theaterneid

Ebenso baut sie die Enttäuschung ihrer Theatergruppe ein, dass sie auf der dänischen Insel Møn, wo sie und ihr Mann ihre (künstlerische) Heimat gefunden haben, von dem seit Jahrzehnten hier etablierten Theater aus öffentlichen Subventionen gemobbt worden sind. Worauf sie sich nach wie vor auf Tour-Theater und das oft mit wenigstens Mitteln konzentrieren, „so dass wir mit unserem Campingbus anreisen und fast aus diesem und rund um diesen spielen können“, wie sie in einer Gesprächsrunde mit Teilnehmer:innen des Symposions „Bild & Ton & Bild“, das parallel zum internationalen Theaterfestival „Luaga & Losna“ in Feldkirch (Vorarlberg) läuft, berichten. Das diesjährige, 20. Symposion – das Festival feierte sein 35-Jahr-Jubiläum – steht übrigens unter dem Motto „Die abhanden gekommene Konzentration und ihre Rückgewinnung“.

Foto aus
Foto aus „My Odyssey“ von Asterion Hus

Konzentration (zurück) gewinnen

Tilden und Kirk schilderten, sie würden in Dänemark erleben, dass Kinder im Publikum mit abstrakten Performances heute weniger anfangen könnten als vor 20 Jahren, „sie brauchen heute viel mehr konkrete Geschichten, deren Sinn sie gleich verstehen“.

Beim Festival waren bei Tilde Knudsens doch streckenweise eher abstrakter, assoziativer „Alice im Wunderland“ aber doch auch recht viele sogar junge Kinder am Geschehen geblieben. Ihre „Odyssey“ verfolgten allerdings – obwohl ab 12 Jahren angegeben – ausschließlich und meist auch nicht ganz junge Erwachsene. Die sich doch auf ihr Spiel einlassen konnten, obwohl sie im Laufe der Stunde mehr oder minder fast jede Einzelne/ jeden Einzelnen im Publikum direkt in ihre Erzählung verstrickte.

Foto aus
Foto aus „My Odyssey“ von Asterion Hus

Hin und wieder wechselte Knudsen die Perspektive von Odysseus zu seiner zu Hause (Ithaka) – das in dieser Version in Dänemark liegt – wartenden Frau Penelope und dem heranwachsenden Sohn Telemachos, in der Odyssee vernachlässigte Charaktere. Und sie erzählte – wie recht oft sehr sprudelnd (englisch) einen angebliche ganze andere Interpretation: Penelope wäre eine Eizelle, Odysseus jenes Spermium, das es als einziges ans Ziel geschafft habe – Ergebnis: Telemachos, ihrer beider Sohn 😉

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Compliance-Hinweis: KiJuKU wurde von Luaga & Losna zur Berichterstattung nach Feldkirch (Vorarlberg) eingeladen.

Szenenfoto aus "Alice im Wunderland" von Asterions Hus

Wandelbare Leichtigkeit starrer geometrischer Objekte

Eine der 15 kleinen Tonnen die U-förmig die Spiel-/Tanzfläche begrenzen wird plötzlich zum Hinterteil des berühmten Kaninchens. Aus zwei aus einer anderen der Tonnen herausgezogenen lederpapierenen Dreiecken formt die schauspielende Tänzerin Tilde Knudsen im Nu die beiden Hasenohren. Eine ¾ Stunde lässt sie die (jungen) Zuschauer:innen in die Welt von „Alice im Wunderland“ eintauchen. Jene, die die berühmten Geschichten von Lewis Carroll vor und hinter den Spiegeln kennen, freuen sich über viele Aha-Momente. Mit fast ausschließlich drei- und viereckigen sowie runden, mitunter eingeschnittenen, Elementen zaubert die Solotänzerin, die auch für Choreografie und Dramaturgie verantwortlich zeichnet, etliche der bekanntesten Figuren von der Grinsekatze über Hutmacher bis zur Herzkönigin aus den Tonnen hervor. Zu Hilfe nimmt sie dabei weiße Stoffe, die kreisförmig mit Draht verstärkt sind.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Alice im Wunderland“ von Asterions Hus

Am Anfang waren die Kostüme

Die Kostüme von Susan Marshall waren auch – neben den schon beschriebenen geometrischen Figuren – der Ausgangspunkt für dieses Stück des dänischen Theaters Asterion Hus. Das erzählen die Performerin und der Regisseur Peter Kirk am Abend nach der Aufführung im Nachgespräch. Solche sind stets Teil des internationalen Theaterfestivals für junges Publikum „Luaga & Losna“, dessen Herbstteil stets in Feldkirch stattfindet.

Am Beginn des Entstehungsprozesses habe sie nur mit diesen Elementen gespielt und improvisiert. „Ich hab mich in diese Dinge sofort verliebt, nach zwei Wochen war’s plötzlich da: Das muss „Alice im Wunderland werden“, dazu haben wir dann noch diese Tonnen gefunden, die Futterbehälter auf einer Hühnerfarm waren“, so die Künstlerin.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Alice im Wunderland“ von Asterions Hus

Auch für Nicht-Alice-Kenner:innen

Die fast wortlose – von Musik unterstützte (Komposition: Klaus Risager) Performance – vermittelt aber auch jenen Zuschauer:innen, die die klassische Geschichte nicht kennen, die Grundstimmung der stets staunenden, sich aber in den unmöglichsten, chaotischen Situationen zurechtfindenden Alice. Aus (fast) Nichts lässt sie Wunderwelten entstehen, in denen sich Tilde Knudsen teilweise fast schwebend bewegt. Da sind in einer der Höhepunkt-Szenen selbst vier Tonnen an Armen und Beinen keine Hindernisse für die tänzerische Leichtigkeit Knudsens

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Compliance-Hinweis: KiJuKU wurde von Luaga & Losna zur Berichterstattung nach Feldkirch (Vorarlberg) eingeladen.

Figuren und Bühnchen des "Puppenspielplatzes"

Dreh dir deine eigenen Stück-Zutaten und spiel auf kleinsten Bühnen

Auftakt zum 35. Internationalen Theaterfestival für junges Publikum „Luaga & Losna“ im Vorarlberger Feldkirch mit „Puppenspielplatz“ aus Tschechien.

Vor dem Spielplatz im Übergang zum Wald ist für zwei Tage ein weiterer Spielplatz aufgebaut. „Puppenspielplatz“ ist die Übersetzung für das tschechische Loutkoviště das über dem größten der kleinen Bühnenbögen steht. Auftrittsmöglichkeit für alle, die etwas vor Publikum spielen wollen. Loutkoviště von Waxwing Theater aus Tschechien sorgen damit für den Auftakt des Herbstteils des 35. Internationalen Theaterfestivals für junges Publikum „Luaga & Losna“ (schauen und hören) im Vorarlberger Feldkirch (der Frühjahrsteil steigt vor allem im viel kleineren Nenzing). Der Puppenspielplatz vor dem Spielplatz liegt nur wenige Gehminuten von der Innenstadt entfernt über eine Fußgänger:innen und Radfahrer:innen-Brücke über die Ill. Hier in „Reichenfeld“ steht auch das „Pförtnerhaus“, in dem die meisten Aufführungen des Festivals stattfinden. Und er wartet auch noch am Mittwoch (6. September 2023) auf spielfreudige Besucher:innen (12 bis 17 Uhr)

Figuren und Bühnchen des
Figuren und Bühnchen des „Puppenspielplatzes“

Fünf Bühnchen

Die meisten spielen aber nicht vor dem gestreiften Vorhang mit der oben genannten Aufschrift, sondern auf den fünf viel kleineren, auf dem Boden stehenden bunt bemalten, hölzernen Bühnen. Hinter diesen – in einem Halbrund in der Wiese platzierten Bühnen finden die Besucher:innen – vor allem Kinder – Gestelle mit unterschiedlichsten hölzernen Menschen-, Tier- und Fantasie-Puppen. Die hängen an fixen Drähten, die am Ende Holzstäbe haben, an denen sie geführt werden. Die Holzfiguren verfügen – meist – über Beinchen an Schnüren. So können die Spielenden ihre Figuren auf den Bühnen gehen, tanzen oder auch in einem Zirkus-Ambiente über ein Seil balancieren lassen.

Der „Puppenspielplatz“ – zusammengesetzt aus Loutka (Puppe) + hriště (Spielplatz) = Loutkoviště ist eine Erfindung des Duos „Waxwing“-Theater aus dem tschechischen Sedlice („zwischen České Budějovice und Plzeň, Budweis und Pilsen, den Bierstädten“, wie Peter Gaffney vom Theater sagt). Er hat – mit seiner Ehefrau Zuzana Smolová (Konzept: Táňa Švehlová) die Bühnenbilder gebaut, sie auch all die 60 fantasievollen Figuren. Und obendrein ein noch gar nicht erwähntes Herzstück des Spielplatzes: Začátkovač. Die „Beginn-Maschine“ ist eine große hölzerne Trommel, die auf einem Gestell liegt und sich drehen lässt. Da drinnen rumpelts heftig. In ihrem Bauch liegen hölzerne Stäbe.

Wer und was?

Die Trommel hat zwei Türchen mit den Beschriftungen „wer“ und „was“. Nach einigen Drehrunden greifen die Kinder, animiert von Diana Khwaja die auch das System erklärt, der Reihe nach hinein und zeihen etwa die Kombinationen „Fee“ und „organisiert einen Wettbewerb“ oder „Hexe“ und „zieht einen Zahn“, „Prinz“ und „vergrabener Schatz“ und noch Dutzende andere Personen bzw. Handlungen heraus, um diese dann mit den schon oben beschriebenen Figuren auf einer der Kleinstbühnen zu spielen – andere begeben sich lieber in die Rolle der Zuschauer:innen, die auf Pölstern vor den Bühnchen in der Wiese Platz nehmen.

Žofka hat es am meisten eine aus vielen hölzernen Gliedern gebaute Schlange angetan, die doch glatt ihre Bühne verlassen und in den Händen der Vierjährigen quer über die Wiese „fliegen“ kann, worauf der Journalist rasch den Bojím se hadů – ich hab Angst vor Schlangen – lernt 😉

Übrigens beginnen Märchen im Tschechischen mit „Bylo ne bylo“ – was übersetzt heißt „es war, es war nicht“, was ja viel poetischer klingt und wirkt als „es war einmal“.

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Bildmontage aus Fotos von Stücken an den beiden Eröffnungswochenenden und im Hintergrund sehr blass Screenshot von der neuen DschungelWien-Homepage

Gemeinsames Suchen mit jungem Publikum

„Suchbewegung statt eines Spielzeitmottos“ – so nannte Anna Horn in einem längeren Gespräch mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… irgendwann das, was Kinder, Jugendliche und erwachsene Zuschauer:innen in der am vorletzten September-Wochenende startenden neuen Saison im Theaterhaus für junges Publikum im MuseumsQuartier erwartet. Seit 1. Juli leitet sie den Dschungel Wien – nach Gründungsdirektor Stephan Rabl (12 Jahre) und Corinne Eckenstein (sieben Jahre), die aber schon von Beginn hier viele Stücke inszenierte und im Oktober beim Puls-Festival „Kingx & Qweens“ mit ihrer neuen Gruppe „Unusual Beings“ präsentieren wird.

„Wir haben übrigens fix nur die erste halbe Spielzeit geplant, um schneller auf aktuelle Herausforderungen reagieren zu können. Und wir möchten viel mit sehr jungen und neuen Künstler:innen arbeiten. Dafür kooperieren wir unter anderem mit Ausbildungs-Einrichtungen. Die bisherige Dschungel-Akademie mit Studierenden der Theater-, Film- und Medienwissenschaften der Uni Wien wird fortgeführt, aber interaktiver ausgebaut. Und wir arbeiten neu mit der Universität für Angewandte Kunst – den Abteilungen Sprachkunst, Transmediale Kunst und Wissenstransfer – zusammen. Studierende können fächerübergreifend an eigenständigen Projekten arbeiten, die sie im Jänner präsentieren. Dabei können sie ausprobieren, ob sie in Sprache und Spiel ihr Zielpublikum gut erreichen. Es bleibt ihnen freigestellt, ob sie für Kinder oder für Jugendliche produzieren wollen.“

Foto einer früheren U20 Poetry-Slam-meisterschaft
Am ersten der beiden Eröffnungs-Wochenende findet auch die U20-Poetry-Meisterschaft wieder im Dschungel Wien statt: 23. September 2023, 17.30 bis 19.30 Uhr

Prozess-orientiert…

… ist auch ein weiteres Projekt: Magma in Zusammenarbeit mit dem Drama Forum Graz und MUK (Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien. Dabei sollen „Theatertexte und -formen für ein diverses und mehrsprachiges Publikum entwickelt“ werden. Einzelkünstler:innen aus den Bereichen Text und/oder Theater sollen einander kennenlernen, sich zu Teams zusammenfinden, von Profis als Mentor:innen unterstützt, Konzepte erarbeiten. Nach mehreren Monaten haben zehn Teams die Chance, ¼-Stunden-Teaser zu zeigen, die Hälfte davon soll begleitet werden, um an ihrem Ding weiterzuarbeiten und es als Projekt für Förderungen einzureichen. Ein Stück wird der Dschungel Wien aus Eigenmitteln mit dem jungen Team produzieren. Sozusagen eine Variation des bisherigen Nachwuchsbewerbs „Try-Out!“ an diesem Theaterhaus.

Sujefoto zu
Sujetfoto zu „Wind“ von makemake produktionen – zu sehen am ersten Eröffnungswochenende

Diversität

Diese Suche danach, was ein junges, diverses, mehrsprachiges Publikum interessiert – oder interessieren könnte – betont Anna Horn in dem Gespräch mehrfach; wobei Diversität auch schon bisher ein großes Anliegen im Dschungel Wien war. „Wir haben extra ein Team „Next Generation“ angestellt, die normal gezahlt werden und eigene Projekte entwickeln werden. Und wir wollen von Kindern und Jugendlichen, die (noch) nicht ins Theaterhaus kommen, wissen, was sie gerne sehen würden. Dafür werden wir gezielt in Schulklassen gehen und das erfragen.“

Foto zu
Foto zu „Obstacles in our Sky“ – zu sehen am ersten Eröffnungswochenende

Neue Bühne

Neben den drei bisherigen Bühnen kündigt die neue künstlerische Leiterin eine vierte an, „eine digitale Bühne“ (unterstützt aus den Mitteln der Digitalisierungsförderung). „Hier entstehen laufend neue Videoproduktionen und hybride Formate für unsere Zuseher:innen. Jährlich wird eine Produktion offline aufgeführt und somit eine Brücke ins Theater geschlagen. Die Verknüpfung von digitaler und physischer Realität, die Kinder und Jugendliche tagtäglich begleitet, wird Teil des Programms am Dschungel Wien“, heißt es dazu auf der – nach etlichen Wochen gänzlicher Abwesenheit – neuen, nun wieder erreichbaren Homepage. Diese schreit den User:innen stark entgegen, ihr Motto dürfte übrigens auch Suche sein –  aufgrund (noch?) geringer Übersichtlichkeit. Update: Drei Tage später taucht wenigstens die Übersicht – auch in lesbarerer Schrift – auf, auch wenn es noch für Verwirrung sorgt, wenn Stücke groß und fett von September bis April angekündigt werden, obwohl es zwar in diesem Zeitraum, aber nur zwei- bis höchstens drei Mal in Blöcken an wenigen Tagen gespielt wird..

Neue Festivals

Neben dem schon eingangs erwähnten Puls-Festival (10. bis 13. Oktober 2023) – im Rahmen des schon seit einigen Jahren laufenden EU-Projekts ConnectUp, wo fünf Koproduktionen von jeweils zwei Theatern aus verschiedenen Ländern gezeigt werden -, findet das internationale Roma-Festival „E Bistarde – vergiss mein nicht“ (1. bis 9. November 2023) heuer im Dschungel Wien statt (bisher Amerlinghaus). Eröffnet wird es mit dem Stück „Land ohne Land“ von Simonida Selimović. Dramaturgin ist Elif Bilici, die im Dschungel Wien nun in der Theatervermittlung tätig ist und – gemeinsam mit Armela Madreiter und Thomas Perle eine der fünf Werkstätten leiten wird, jene mit dem Titel „Auf der Suche“ (ab 14 Jahren). Jugendliche werden sich auf die Suche nach der Vielfalt in der Stadt machen, nicht zuletzt bei den (Enkel-)Kindern von Gastarbeiter:innen. Mehr zu den Werkstätten in der Info-Box am Ende des Beitrages.

Illustration aus dem Bilderbuch
Illustration aus dem Bilderbuch „Hören“ von Romana Romanyschyn und Andrij Lessiw

Im Zusammenhang mit Internationalität nennt Anna Horn als „ein besonderes Anliegen ein ukrainisches Sachbuchkino übers Hören“: Laut, leise, flüstern: голосно, тихо, пошепки. Das Bilderbuch Hören!/ чути von Romana Romanyschyn und Andrij Lessiw ist 2017 auf Ukrainisch und vier Jahre später auf Deutsch erschienen – Details in der Infobox. Dieses Bilderbuchduo ist übrigens auf KiJuKU schon vor einem halben Jahr mit seinem aktuelleren Buch „Als der Krieg nach Rondo kam“ erschienen.

Kunst als Kinderrecht

„Kinderrechte, Aktivismus und Theater als Kunst und Kultur für Kinder ist mir ein großes Anliegen, pädagogische Konzepte sind gut, aber Kunst kann mehr“, so Anna Horn im KiJuKU-Gespräch. „Und ich erlebe, die Stadt Wien hat auch ein offenes Ohr, dass Kinder und Jugendliche Kunst und Kultur erleben können, die mehr Mut und Freude machen.“

Eröffnungs-Wochenenden

Eröffnet wird die neue Saison an zwei Wochenenden 23./24. September bzw. 30.9./1.10. 2023 unter anderem mit „Wind“, einem neuen Stücke von makemake produktionen, der U20-Poetry-Slam-Meisterschaft, „Ostacles in our Sky“ (Johanna Heusser und Roxy Birsfelden, Schweiz), einer Party mit EsRap. Am Wochenende drauf spielt das Puppentheater „Das Helmi“ aus Deutschland „Der Schöne und die Biest“ (Kinder) und „Leon, der Profi“ (Jugendliche) sowie „Die komische Tür“ (Nils Strunk und Lukas Schrenk) sowie Samstagabend (30. 9.): „Voting Ball Wem gehört die Bühne?“. Details in der Info-Box am Ende des Beitrages.

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EsRap – auf dem Programm der Eröffnungsparty im Dschungel Wien
23. September 2023, ab 21 Uhr
Screenshot der neuen Dschungelwien-Homepage
Screenshot der neuen Dschungelwien-Homepage
Doppelseite aus "Pakt der Krähen"

Die Bande der „Guten“ im Stadtrand-Viertel

„Zachy, du verdammter Hund, lass mich hier raus!“ Oke schlug mit der Faust gegen die raue Wand des niedrigen Bunkers, so dass Staub auf ihn herabrieselte. Den Schmerz in seiner Hand bemerkte er nicht. „Soll ich hier bis in alle Ewigkeit verrotten oder was?“

Mit diesen ersten vier Sätzen erzeugt Brigitte Jünger schon ein spannungsgeladenes Szenario. Die beiden Typen sind Mitglied einer Gang, einer Bande, aber irgendwie einer guten. „Good for Good“ nennen die Crows ihr Motto. Sie helfen Menschen, schwere Taschen in den x-ten Stock zu tragen, sollte der Lift in einem der Hochhäuser in der Stadtrandsiedlung, (wieder) einmal nicht funktionieren. Oder was halt so anfällt. Und Geld das sie dafür kriegen, kommt in eine Gemeinschaftskassa. Das stärkt den Zusammenhalt, macht auch stolz, selbstbewusst(er) – was manche bitter nötig haben. Und tröstet vor allem Oke über den vermeintlichen Verrat Leos, seiner besten Freundin von Kindesbeinen an, hinweg.

Aber sie kundschaften auch so manche Geheimnisse und Schwächen der Bewohner:innen dieser Plattenbauten aus – und lassen diese das wissen – samt „Angebot“, nix zu sagen, wenn… So und auch auf so manch andere noch weniger schöne Art und Weise sammeln sie Scheine für ihr Konto.

Schlaue Vögel

Zachy, von dem die Idee stammte, rekrutierte nach Oke, Ida, Adil, Pat, Mo und noch einige andere für die „Crows“. So nannten sie sich, bzw. er erfand den Namen – Widerspruch konnte er schlecht vertragen. Womit auch bald der Titel des Buches, „Pakt der Krähen“ geklärt ist. Mehrmals im Buch schildert die Autorin, wie der eine oder andere fasziniert Krähen dabei beobachtete, wie sie sich Futter aus offenen Chips-Packungen usw. holten.

Und, das sei – im Gegensatz zu vielen spannenden Wendungen der Geschichte – schon hier verraten: Am Ende legt die Autorin einem Mädchen, das spät auftaucht, Sätze über Krähen in den Text eines Briefes, die angeblich aus einem Wikipedia-Eintrag stammen – was so nicht ganz stimmt, aber doch das Sozialverhalten und die Intelligenz dieser Rabenvögel hervorhebt.

Verschwunden und …

Also, es gibt offenkundig von Anfang des Buches an den Wickel zwischen Oke und Zachy. Der noch dazu, nachdem er Oke in einen Betonbunker im Wald eingesperrt hat, von der Bildfläche verschwunden ist. In Okes Erinnerungen als Rückblenden wird die Entstehung der Crows ebenso geschildert wie das eine oder andere Schlaglicht auf die Siedlung, in der die Nicht-Wohlhabenden leben, geworfen. Auch erfährst du in dem einen und anderen Kapitel, so manch krumme Tour, wie Krähen-Mitglieder zu Geld kommen. Und wie sie manchen Bewohner:innen auf die Schliche noch viel ärgerer Machenschaften kommen.

Und natürlich zuletzt auch, was Zachy wirklich plant – und in wessen Auftrag… Und trotz dieses spannenden Handlungsbogens sind die Blicke ins Innere einiger der jungen Protagonist:innen, wobei eigentlich nur einiger der männlichen sowie die sozialen Verhältnisse im Stadtrandviertel, mindestens genauso interessant.

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Titelseite des Jugendbuchs
Titelseite des Jugendbuchs „Pakt der Krähen“
Bildmontage aus einem Screenshot eines Videos und einer PowerPointPräsentation

Gemüse pflanzen und damit Hoffnung säen

In Arbeitsschuhen mit Gartenhandschuhen und einer Kiste Grünzeug steht ein junger Mann inmitten eines Gartens. Er und andere graben und setzen Pflanzen in die Erde. Weniger zur Zierde als zum Nutzen. Gemüse soll hier wachsen. Mit diesem nicht ganz einminütigen Video samt der Erklärung des Projekts gewann er einen der Plätze im internationalen Jugendcamp auf der Europaburg Forchtenstein im steirischen Neumarkt. 30 Jugendliche aus zwölf Ländern (siehe Info-Box), alles Kinder von Eltern, die in ihren Ländern in Versicherungen arbeiten die zum Konzern der Wr. Städtischen (VIG Versicherungsgruppe) gehören, konnten eine Woche in der Steiermark verbringen. – Über das Kinder-Camp samt Interviews mit elf Kindern aus fünf Ländern hat Kinder I Kultur I Und mehr… schon berichtet, Link hier unten

Auch die Jugendlichen mussten sich mit Ideen um die Teilnahme bewerben. Ihre Aufgabenstellung: „Wie meine Ideen die Welt verändern können“. Währen von den Kindern Fotos zu ihren Weltverbesserungsideen gefragt waren, stand es den 14- bis 17-Jährigen frei, wie sie ihre Gedanken und Vorschläge präsentieren. Angel Zahariev hatte das oben beschriebene 56-Sekunden eingereicht. In die Dokumentation über das Setzen der Gemüsepflanzen baute er noch – auf Englisch – Sprüche ein wie unter anderem: „Durch das Wachstum von frischem Essen in städtischen Räumen pflanzen wir Samen der Hoffnung, Nahrung und Zugehörigkeitsgefühl“ oder „Lasst uns gemeinsam eine nachhaltige Wirkung erzielen und eine hellere Zukunft für uns alle schaffen“

Grafische Drastellung einer ökologischen Kreislaufwirtschaft - aus der PowerPointPräsentation von Andreea Ramona und Ioana Parvulescu
Grafische Drastellung einer ökologischen Kreislaufwirtschaft – aus der PowerPointPräsentation von Andreea Ramona und Ioana Parvulescu

Freiwillige sollten großflächig kompostieren

Andreea Ramona und Ioana Parvulescu (14 und 17) lieferten eine umfangreiche PowerPointPräsentation ab mit einem ausgetüftelten Konzept für die Gründung einer Freiwilligen-Organisation. Deren Ziel unter anderem „Pflanzendünger aus überschüssigen Nahrungsmitteln zu gewinnen“: Die Umwandlung von Lebensmitteln in Düngemittel durch Kompostierung ist ein praktischer und umweltfreundlicher Ansatz, der die Herausforderungen der Abfallwirtschaft angeht und gleichzeitig eine nachhaltige Landwirtschaft und die Gesundheit des Ökosystems fördert. Indem wir diese Praxis in größerem Maßstab übernehmen, können wir zu einer nachhaltigeren und widerstandsfähigeren Welt für zukünftige Generationen beitragen.“ – so beschreiben sie zusammengefasst ihr Projekt.

Andreea Ramona und Ioana Parvulescu
Andreea Ramona und Ioana Parvulescu

Mental health

Bisera Jovanovska packte ihre Ideen in einen Aufsatz. In dem beschäftigte sie sich mit den – nicht zuletzt durch die Pandemie noch stärkeren – Beeinträchtigungen psychischer Gesundheit (mental health) Jugendlicher. Samt einer langen Liste von Ideen und Tipps für die Förderung psychischer Gesundheit, speziell für Jugendliche:

„Meine Idee zur Verbesserung der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen wäre die Einführung eines Sonderkurses zur psychischen Gesundheit als reguläres Fach im Lehrplan der Schülerinnen und Schüler. In solchen Kursen wird ihnen beigebracht, wie sie ihre geistige Gesundheit durch unterhaltsame, praktische und entspannte, aber sehr nützliche Aktivitäten und Ratschläge verbessern und erhalten können, wie zum Beispiel:

● Eine stärkere Bindung zwischen den SchülerInnen und das Lernen über das Leben des anderen außerhalb der Schule – Familie, Interessen, Hobbys, Träume, Identität, Religion, Bräuche und Probleme – dies wird die Verbindungen und das Zugehörigkeitsgefühl stärken.
● Ermutigen Sie die SchülerInnen, an ihren Interessen zu arbeiten, loben Sie ihre Leistungen, behandeln Sie Fehler als normalen Teil des Lernens, wertschätzen Sie die Ideen und Meinungen der Schüler zu verschiedenen Themen.
● Ermutigung der SchülerInnen, mit LehrerInnen, BeraterInnen und Eltern über ihre Probleme und Ängste zu sprechen.
● Den SchülerInnen Inklusion, Empathie und Respekt für Vielfalt beibringen.
● Den SchülerInnenn beibringen, Gleichaltrige und andere Menschen über ihr äußeres Erscheinungsbild, ihren Reichtum und ihren sozialen Status hinaus zu respektieren und wahrzunehmen.
● Den SchülerInnen beibringen, Mobbing zu erkennen, zu stoppen und zu verurteilen.
● Ermutigen Sie die SchülerInnen, ihren MitschülerInnen oder jüngeren SchülerInnen zu helfen, die möglicherweise Lernschwierigkeiten oder besondere Bedürfnisse haben.
● Organisieren und Einbeziehen von Studierenden in Freiwilligen- und Wohltätigkeitsprojekte, um Menschen in Not zu helfen.
● Ermutigen Sie die SchülerInnen, angemessene Schlafgewohnheiten und eine gesunde Ernährung zu entwickeln und die Zeit, die sie mit elektronischen Geräten, sozialen Medien oder Videospielen verbringen, zu reduzieren.
● Aufklärung der SchülerInnen über die mit sozialen Medien, Alkohol und Drogen verbundenen Risiken.
● Ermutigen Sie die SchülerInnen, mehr zu lesen, Kunstveranstaltungen wie Theater, Oper, Ballett oder Konzerte zu besuchen und eigene Theaterstücke zu inszenieren.
● Aktivitäten organisieren, die darauf abzielen, das Selbstwertgefühl, die Selbstliebe und das Selbstvertrauen der SchülerInnen zu stärken.
● Beteiligen Sie die SchülerInnen wann immer möglich an Sport, Übungen oder anderen interaktiven Spielen im Freien.
● Den SchülerInnen andere lebensnahe Fertigkeiten wie Kochen, Gartenarbeit, Ernährung, Ökologie, Erste Hilfe usw. beibringen.
● Lassen Sie die SchülerInnen sprechen, indem Sie weitere Teamprojekte mit gleichem Engagement und Interaktion aller Teammitglieder, Präsentationen, Meinungsäußerungen und Änderungsvorschlägen vorstellen – alles mit dem Ziel der Verbesserung ihrer sozialen Fähigkeiten, ihres Wachstums, des Aufbaus von Beziehungen und des Gemeinschaftsgefühls.
● Anmeldung solcher Aktivitäten im Rahmen von Sommercamps.
Die aufgeführten Aktivitäten werden zusammen mit der stärkeren Einbeziehung von LehrerInnen und Eltern in den emotionalen Zustand und das Verhalten der Kinder einen großen Beitrag zur Verbesserung der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen leisten.

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Screenshots aus dem Video von Angel Zahariev
Screenshots aus dem Video von Angel Zahariev
Szenenfoto aus "Cinderella" von teatro

Cinderella ist hier selber recht stark

„Cinderella“ ist die jüngste, flotte, junge, streckenweise mitreißende Musicalproduktion von „teatro“ im Mödlinger Stadttheater. Eine Woche nach der furiosen Premiere des hierzulande zu wenig bekannten Stoffes „Anne of Green Gables“ nun für das noch jüngere Publikum eine Adaption eines der bekanntesten Grimm’schen Märchens, das allerdings auch auf anderen Sammlungen beruht. Bei Grimm heißt es Aschenputtel, in älteren Versionen Aschenbrödel; es gibt – wie das umfangreiche, informative Programmheft (stets Teil von teatro-Produktionen) kundtut, auch die neapolitanische Sammlung Pentameron von Giambattista Basile (16. Jahrhundert) sowie Charles Perraults Cendrillon ou la Petite Pantoufle de verre (Aschenputtel oder der kleine Glasschuh).

Die reichlich anachronistisch Grundgeschichte – böse Stiefmutter samt ihren vielleicht noch bösartigeren Töchtern, die die Hauptfigur mobben, demütigen und die diesem Martyrium nur durch die Heirat mit dem Prinzen entkommt – wird hier doch ein bisschen moderner frisiert: Buch: Norbert Holoubek, Regie, Buch-Ergänzungen: Peter Faerber, Musik: Norberto Bertassi

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Cinderella“ von teatro: Die Konflikt-Parteien Cinderella und die „Böslinge“

Neu frisiert

Erstens ist das „böse“ Trio angeführt vom Hausdrachen Corinna Schaupp zur Karikatur überzeichnet, insbesondere die Stiefschwestern (Clarissa: Carolina Murg, Celestine: Sophie Rosenitsch) geben sich brillant ständig der Lächerlichkeit Preis. Zweitens ist Cinderella (Emily Fisher) nicht ganz allein, hat hier sieben starke Freund:innen und Helfer:innen – vier bunte Tauben (Konstantin Pichler, Anastasia Mila Krstić, Lydia Kodym und Leonhard Schwaiger) und drei groß(artig)e Mäuse (Cati Rachoner, Kaela Hitsch, Hanna Auerböck), die tragende Rollen mit eigenen unterschiedlichen Persönlichkeiten, spielen. Und drittens hat sich Cinderella selbst wenigstens ein bisschen Widerstandsgeist bewahrt. Die anonyme Begegnung mit dem Prinzen (David Mannhart) am Ball verleiht ihr zwar Auftrieb, gibt ihr aber „nur“ mehr Kraft im Kampf gegen die Tyrannei des Trios. Was vielleicht am treffendsten in einem der Dialoge gegen Ende gipfelt, als die Stiefmutter giftig fragt: „Was ist denn bloß in dich gefahren“ und Cinderella kontert: „Ich bin in mich gefahren!“

Szenenfoto aus
Aus 20 Meter Stoff „zauberte“ die Kostümbildnerin 180 Meter Saum – schwer, aber doch leicht zu drehen, so die Cinderella-Darstellerin

180 Meter

Eine besondere Erwähnung verdient – eigentlich bei jedem teatro-Stück – die Kostümbildnerin. Brigitte Huber tüftelt jeweils an einem Gesamtkonzept für alle Kleidungsstücke der Figuren im jeweiligen Stück und schafft darüber hinaus immer wieder auch totale Gustostückerln. So tanzt Emily Fisher als Cinderella auf dem Ball in einer himmelblauen Robe mit vielen Rüschenreihen. Aus den 20 Meter Stoff schneiderte die Kostümbildnerin so 180 (!) Meter Saum. Und sie bemerkte sofort, dass beim ersten Auftritt Fishers bei der Premiere, eine der Rüschen aufgegangen war, was durchaus Stolpergefahr beim Tanz bedeuten hätte können. Ruckzuck fixierte Brigitte Huber das im Bühnenhintergrund, bevor es auf zum Ball-Tanz ging. „Ein bisschen schwer ist das Kleid schon, aber es dreht wunderbar“, so Emily zu KiJuKU.at

Zu einem ausführlichen Interview mit ihr geht es hier unten:

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Cinderella“ von teatro im Stadttheater Mödling – das „böse“ Trio überzeugte durch viel Spielfreude

Böse zu spielen macht unheimlichen Spaß

Gegenspielerinnen Cinderellas (Emily Fisher – ein eigenes Interview mit ihr ist unten verlinkt) sind – gemeinsam mit ihrer autoritären Mutter (Corinna Schaupp) – die beiden Stiefschwestern Clarissa (Carolina Murg) und Celestine (Sophie Rosenitsch). Sie sind nicht nur – wie es das Märchen vorgibt böse und gemein, sondern auch mehr als tollpatschig., bereiten beim Ball dem Prinzen (David Mannhart) „schmerzhafte Begegnungen“ mit versuchten Tanzschritten mit denen sie ihm auf die Füße trampeln und noch hinpurzeln.

Letztere ist neu in der „teatro“-Familie, „fühl mich da aber von Anfang an sehr wohl. Ich hab mich beworben und diese Rolle macht mir viel Spaß, weil sie so witzig ist.“ Ihre „Schwester“ war schon in teatro-Produktionen („Peter Pan“ sowie „Anne Frank“) zu erleben und hatte genau so viel Freude daran, die Böse zu mimen. „Das Lustige ist, dass wir beide mit Emily (Cinderella) privat befreundet sind und ihr gleich als wir für diese Rollen eingeteilt waren, geschrieben haben, dass wir uns freuen, sie im Musical „ärgern“ zu dürfen!“, vertrauen sie Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … an.

Starke „Neben“figuren

Cinderella hat in dieser Musical-Versionen von teatro gleich mehr als zwei – hier bunt gefiederte – Tauben als Freund:innen und Helfer:innen und dazu noch drei Mäuse, jedes der „Tiere“ mit eigenem Namen und eigener persönlicher Note. Alle sieben verwandeln sich für die Fahrt zum und beim Ball in Lakaien (Diener:innen), der nun prächtig gewandeten Cinderella. Und dieses Septett spielt mehr als nur Nebenrollen, sie verleihen den insgesamt nicht ganz zwei Stunden (einschließlich einer längeren Pause) sehr humorvolle Würze und lassen die gemobbte Cinderella praktisch nie allein und im Stich.

Eine dieser Mäuse, die namens Stubs spielt Kaela Hitsch – „13, fast schon 14!“. Seit sieben Jahren ist sie bei „teatro“, „zuerst in der MAB – Musical Academy Brigittenau – und seit „Bambi“ (2021) bei den großen Sommerproduktionen. Ich mag mein Rolle sehr, obwohl’s im Mauskostüm schon sehr heiß ist. Als Lakai tanzen wir in der sicher schwierigsten Choreografie des ganzen Stücks am Ball, da müssen wir die drei Bösen von Cinderella und dem Prinzen fernhalten. Und in dieser Choreo haben wir auch Bocksprünge drinnen. Das ist wirklich cool.“ Wie viele andere ihrer Kolleg:innen, die schon lange, manche auch, die erst kurz dabei sind, „möchte ich Musical-Darstellerin werden.“ Sie besucht den Musikzweig des Wiener Gymnasiums Boerhaavegasse, spielt Geige und Klavier.

Dialekt, frech

Taube Ringel gespielt von Leonhard Schwaiger, findet „vor allem cool, dass wir als Tauben im Dialekt sprechen dürfen, das liebe ich auch an dieser Rolle“, sagt er in der Pause, schon im Lakaien-Kostüme, in dem die sieben Diener:innen am Beginn des zweiten Aktes zunächst Cinderella in der schon knapp davor zur Kutsche umgebauten Ofen (in Form eines riesigen Fasses) zum Schloss begleiten. „So richtig bin ich hier erst seit zwei Jahren, war aber schon vorher ungefähr zwei Jahre auf Bühnen und bei Workshops“, so der 12-Jährige zu Kinder I Jugend I Kultur I und mehr…
Auch er will „jedenfalls später was mit Musical machen“.

Schorschi ist der Figurenname der frechsten unter den vier Tauben. In diese Rolle schlüpft der 13-jährige Konstantin Pichler. Und hat sichtlich und hörbar auch außerhalb der Bühne große Freude damit. „Obwohl zu Hause bin ich nicht frech, sondern nur aufgeweckt, würde ich sagen“, meint er von KiJuKU darauf angesprochen, ob das auch seinem Naturell entspreche. „Seit ich acht bin, mach ich bei teatro mit, in Mödling auf der Stadttheaterbühne erst seit Bambi (2021), wo ich ein Streifenhörnchen war.“

Seit eben auch dieser Produktion ist Anastasia Mila Krstić mit dabei, „zwar erst das dritte Jahr, aber schon mein fünftes Stück“, so die Darstellerin der Taube Wickerl zum Reporter. „Ich mag diese Rolle und bin überhaupt dankbar, dass ich seit Bambi in jedem der Musicals – Bambi, Schneewittchen, heuer Cinderella und zwei Mal bei der Weihnachtsgeschichte – mitspielen, -singen und -tanzen durfte.“

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Demo junger Klima-Aktivist:innen mit rund einer Viertelmillion Teilnehmer:innen in New York – am 20. September 2019 – am selben Tag fanden Aktionen und Demonstrationen in 150 Städten der Welt statt.

New York – Simbabwe – Indien – und Österreich

Auch wenn – natürlich – die noch immer rekordverdächtig steigenden Preise die wichtigste Sorge Jugendlicher in Österreich ist, wie eine kürzlich vorgestellte Studie, ergab, so fand sich auch dort Klimawandel und Umweltschutz weiterhin im Spitzenfeld er Themen junger Menschen. Seit Monaten polarisieren manche Aktionen von Klima-Aktivist:innen. So manche politische Entscheidungsträger:innen versteigen sich angesichts Aufsehen erregender aber dennoch vollkommen friedlicher Aktionen zu Begriffen wie Terror zu greifen. Und gleichzeitig stöhnen und leiden Menschen unter den Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels.

Die Österreich-Sektion des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen, Unicef, veröffentlichte dieser Tage einen ausführlichen Blog-Beitrag, in dem u.a. auf die abgewiesene Klage von zwölf Kindern und Jugendlichen eingegangen wird.

Klage

„Franzi (17) und Smilla (15), zwei der engagierten Jugendlichen, fühlen sich von der Politik nicht ausreichend gehört und vertreten. Sie betonen die Unterrepräsentation von Kindern und Jugendlichen in der politischen Landschaft und fordern eine stärkere Berücksichtigung ihrer Meinungen und Beteiligung.

Die Klimakrise wird von ihnen als eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung betrachtet, bei der alle Generationen zusammenarbeiten müssen, um eine nachhaltige Zukunft zu gestalten. Ihr Aufruf zur Teilnahme am nächsten Klimastreik ist eine Einladung an alle, gemeinsam für den Klimaschutz einzutreten.“

Zum ausführlichen Interview von Unice-Österreich mit den beiden Jugendlichen geht es hier

Der 18-jährige Nkosilathi Nyath aus Simbabwe ist UNICEF-Jugend-Klimaaktivistin.
Der 18-jährige Nkosilathi Nyath aus Simbabwe ist UNICEF-Jugend-Klimaaktivistin.

Simbabwe

Nkosilathi Nyathi ist ein engagierter 18-jähriger UNICEF-Klimaaktivist in Simbabwe (Afrika). Vor allem will er unter Altersgenoss:innen das Bewusstsein für die dringende Notwendigkeit von Maßnahmen zur Verhinderung der globalen Erwärmung erhöhen.

Schüler:innen der ZP-Schule im Bezirk Phalghar in Maharashtra (Indien) präsentieren ihre Pflanzen, die sie im Rahmen von Umweltaktivitäten ihrer Schule gesät hatten.
Schüler:innen der ZP-Schule im Bezirk Phalghar in Maharashtra (Indien) präsentieren ihre Pflanzen, die sie im Rahmen von Umweltaktivitäten ihrer Schule gesät hatten.

Indien

Im Zuge von Umweltaktivitäten an der ZP-Schule in der Kolonie Taps im Bezirk Phalghar in Maharashtra (Indien), bewässern Kinder und Jugendliche Pflanzen in einem Schulgewächshaus. Dort haben sie eine kleine Baumschule eingerichtet, in der verschiedene Pflanzenarten gedeihen. Im Rahmen außerschulischer Aktivitäten säen sie Samen aus und pflegen Setzlinge liebevoll in der schuleigenen Baumschule heran.

Mehr zu jugendlichen Aktivitäten weltweit hier

Übrigens erinnert Unicef-Österreich daran, dass noch bis 31. Juli 2023 Kinder und Jugendliche beim Kreativwettbewerb „Denk dir die Welt“ mitmachen können – mehr dazu in diesem KiJuKU-Beitrag hier unten:

Szenenfoto aus "Anne of Green Gables"

Rote Haare und das Herz auf der Zunge

Das Musical „Anne of Green Gables“ unter der Regie von Norbert Holoubek entführt Alt und Jung in die turbulente Welt einer fantasievollen Außenseiterin. Mitte Juli 2023 bei der Voraufführung der „teatro“ Sommerproduktion im Stadttheater Mödling (Niederösterreich) zeichneten sich die jungen SchauspielerInnen durch Professionalität und vielseitige Talente aus.

Die diesjährige Produktion ist dem Kinderbuch der kanadischen Autorin „Lucy Maud Montgomery“ nachempfunden, das erstmals 1908 erschienen ist – mehr über den Inhalt in einem Bericht über Proben eine Woche vor der Premiere in dem Bericht hier unten:

Anfängliche Enttäuschung über das Mädchen

Zunächst ist das ältere Geschwisterpaar Cuthbert bei der Ankunft des Waisenkindes „Anne“, das von Lili Beetz gespielt wird, enttäuscht. Sie wollten einen Jungen, der ihnen auf dem Hof hilft. Auch anderen BewohnerInnen des Dorfes „Avonlea“ sind dem Mädchen, das durch seine roten Haare und die lyrischen Ausschmückungen in seiner Sprache auffällt, anfangs gegenüber skeptisch. Doch Anne lässt sich nicht unterkriegen und stellt sich allen Hürden, die auf sie zukommen. In der Mitschülerin „Diana Barry“ (Anna Fleischhacker) findet sie eine Seelenverwandte, im Geschwisterpaar Matthew Cuthbert (Norberto Bertassi) und Marilla Cuthbert (Katharina Lochmann) eine Familie und vom gutaussehenden Gilbert Blythe (Nicolas Vinzenz) wird sie angehimmelt. Aber weil er sie wegen ihrer roten Haare Karotte nennt, schwört sie ihm „ewige Feindschaft“. Nach und nach erobert das Mädchen die Herzen der DorfbewohnerInnen, die des Publikums noch früher.

Rundum gelungen

Die Projektionen von Moritz Mausser und das liebevoll gestaltete Kostümbild von Brigitte Huber versetzen einen in das Dorfleben „Avonleas“. Nicolas Vinzenz, der das Oberstufenrealgymnasium der Sängerknaben besucht hat, sorgt mit seiner feinen Stimme („Wir könnten Freunde doch sein“) für gefühlvolle Momente im Stück, während die erfrischenden Dialoge zwischen Norberto Bertassi und Lili Beetz in den Anfangsszenen einen zum Schmunzeln bringen. Lili Beetz stellt als „Anne“ eine große Bandbreite an Emotionen zur Schau und die Rolle der Minnie (Pauline Faerber) bleibt durch ihre prägnanten Szenen in Erinnerung. Die Tanzeinlagen (Choreografie: Katharina Strohmayer) verleihen dem Musical durchgängig hervorragende Bewegung und das Finale („Hinter der Biegung“) weist darauf hin, dass „alles Veränderung sei“, wie es in einer der Liedzeilen heißt. Die Geschichte der Anne beweist, wie wichtig Fantasie und der Mut, man selbst zu sein trotz aller Widerstände, sind.

Stefanie Kadlec, 17, die derzeit bei KiJuKU in den Journalismus hineinschnuppert.

Zu Interviews mit Norberto Bertassi und Pauline Faerber geht es hier unten:

Szenenfoto aus "krimi da Mur" der Musical Akademie Murtal

Diesmal durften wir uns Charaktere aussuchen

Von Fohnsdorf nach New York pendelt das im Untertitel als „Thriller“-Muscial angekündigte Stück „Krimi da Mur“ auf der Bühne im Arbeiterheim dieser einstigen Bergbaustadt hin und her. Und switcht szenenweise zwischen wirklicher Bühnen- und dortiger Traumwelt. Über weite Strecken doch recht verwirrend mit überraschendem Ende, spielen sich Kriminalgeschichten mit (verdeckten) Ermittlungen samt Verrat – in Reihen der Polizei sowie auch bei den Gangstern – ab.

Immer wieder wechselt die Geschichte recht abrupt zu Songs und/ oder Tänzen samt davor oft (kritischen) vor allem aber witzigen Diskursen um dieses Bühnen-Genre generell. Manches Mal spielen sich im Musical auch perfekt inszenierte und ausgeführte Proben-Szenen ab.

Örtliche Polizist:innen und US-Cops, Mafia, Nachtklub, Modedesinger:innen, eine Sushi-Laden-Chefin und nicht zuletzt immer wieder die Musical Akademie Murtal in Fohnsdorf selbst – eine Fülle von „Tatorten“ spielen auch eine Rolle. In dem rund zweistündigen Musical – mit einer laaaangen Pause – gab es zumindest bei der Premiere zu der Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… eingeladen worden war, immer wieder Szenen-Applaus fast nach jeder Nummer, die Anleihe bei verschiedenen bekannten Musicals nimmt.

Neben diesen internationalen Anspielungen erfolgen so manche auch auf örtliche Persönlichkeiten – und nicht zuletzt auch die Lehrenden der hier seit 16 Jahren existierenden von Gernot Kranner gegründeten und geleiteten Musical-Akademie. Das ganze Schuljahr über kommen an jeweils einem der Wochenendtage für je fünf Stunden rund 30 bis 40 Kinder Jugendliche hierher, um mit Profis Gesang, Tanz und Schauspiel zu er- und/oder  weiter zu lernen. Seit einigen Jahren besteht die Abschluss-Aufführung aus einem eigens dafür geschriebenen Musical – von Charlotte der Stern, die auch Regie führt.

Alle durften sich Charaktere aussuchen

„Krimi da Mur“ spielt einerseits mit dem bekannten steirischen Fluss und andererseits mit dem akustisch sehr ähnlichen d’Amour, also einem Liebenskrimi, und andererseits mit dem Pendeln zwischen Traum und Wirklichkeit. „Eigentlich war Krimi da Mur schon fürs Vorjahr geplant“, so die Autorin, Regisseurin und Schauspiellehrerin Charlotte derStern (Künstler:innen-Name), als erstes auf die Frage von Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr …, was ihr Ausgangspunkt für die Geschichte war. Wegen einiger Corona-Fälle musste die Show dann auf heuer vertagt werden.

„Im vorigen Jahr hätten wir ja mit 15 Jahren ein Jubiläum gehabt und dazu hab ich mir als Thema überlegt: „Lebe deinen Traum“. Dafür hab ich sämtliche Kids gefragt, welche Art von Rollen sie gerne spielen würden. Und dann kamen Vorschläge wie Psychopath:in, grantiger Polizist, Sushi-Bar-Betreiberin, die gut mit Reis umgehen kann, richtige ungute Typen. Elisa Gladik und Kerstin Haider, die bisher immer Gegenspieler:innen gespielt haben, wollten endlich einmal als Team spielen.

Und dann hab ich zwei Parallelwelten – Realität und Traum – geschaffen, wo es in ersterer darum geht, überhaupt draufzukommen, was der eigentliche eigene Traum ist. Die Lotti flüchtet ja richtig in die Traumwelt, um mit der Wirklichkeit zurecht zu kommen.“

Wollte einmal eine dümmliche Figur spielen

In der Pause bzw. nach der langanhaltenden, enthusiastisch bejubelten Premiere nutzt KiJuKU.at die Gelegenheit einige der Mitwirkenden auf der Bühne sowie den „Vater“ der MAM (Musical Akademie Murtal) zu befragen. Keine leichte Sache, denn in der Pause waren insbesondere die jungen Darsteller:innen mit dem Verkauf von Tombola-Losen im Einsatz und danach war’s für sie echt schon ziemlich spät.

Mit vier Jahren hat Judith Rarej begonnen Klavier zu spielen, in der 2. Klasse Volksschule kam Geige dazu und jetzt spielt sie noch Gitarre. Die 17-Jährige ist seit vielen Jahren Teil dieser Musical-Akademie. In „Krimi da Mur“ spielt die sehr schlanke Schülerin „Fat Andy“, einen der allesamt unterschiedlich dümmlichen vier Schergen des Mafiabosses Vito Corleone (gespielt von Andreas Gruber, einem der Absolvent:innen der Musical Akademie Murtal, der in seiner zweiten Rolle deren künstlerischen Leiter Gernot Kranner spielt). „Für dieses Musical durften wir uns alle ja Charaktere aussuchen und ich wollte endlich einmal eine sehr dümmliche Figur spielen.“

Von der Lehrerin motiviert, die selber mitspielt

„Eigentlich wollte ich schon länger mitspielen, motiviert hat mich meine Volksschullehrerin – die auch selber mitspielt (Kerstin Haider – Doppelrolle als gespaltene Persönlichkeit – Inspektor Lotti Leitner in der realen und Detective Mary Myders in der Traumwelt) aber ich bin erst das zweite Jahr bei der Musical-Akademie und darf schon eine der Dozentinnen spielen, die Schauspiellehrerin sowie Musical-Autorin und Regisseurin Charlotte“, freut sich Greta Schlapschy (13). „Eigentlich wollte ich schon länger, aber erst im Vorjahr war ich dann zum ersten Mal dabei. Ich fühle mich sehr geehrt, finde es großartig, dass ich so eine große Rolle bekommen habe, obwohl ich erst so kurz dabei bin. Es ist richtig toll und ich kann mich gut mit dieser Rolle identifizieren.“

Schon ihr halbes Leben

Diese von Greta Schlapschy genannte Lehrerin ist Kerstin Haider – jetzt in einer Volksschule in Zeltweg (Steiermark). Sie ist mittlerweile ihr halbes Leben Teil der Musical Akademie Murtal. Über ihre Schwester, eine Journalistin, hat sie als Jugendliche mit 16 davon erfahren. In den ersten Jahren seien die Abschluss-Aufführungen immer so eine Art „best-of“ aus verschiedenen Musicals gewesen, erst seit einigen Jahren schreibt Charlotte der Stern eigene Musicals für die Akademie. „Am Anfang hatte ich Neben-, später breitere Neben- oder kleinere Hauptrollen. Heuer ist das mein erstes Mal in einer wirklichen Hauptrolle.

Und für dieses Musical durften wir erstmals sehr viel mitbestimmen und sagen, welche Eigenschaften unsere Figur haben sollte. Weil ich bisher immer sehr klare Rollen hatte, Figuren, die wussten, was sie wollten, hab ich gesagt, ich würde gern eine Figur sein, die lange gar nicht weiß, was mit ihr passiert, die sich durch die ganze Geschichte treiben lässt.“ Und das ist die schlechte Polizistin Lotti Leitner, die deswegen von Bezirksinspektor Gschwendtner (Roland Giersing) in die Musical-Akademie geschickt wird, um dort verdeckt zu ermitteln. Das ist die eine der beiden Figuren, die die heutige Volksschullehrerin (seit zehn Jahren in ihrer nunmehr siebenten Schule) verkörpert. Die andere ist – in der sozusagen Traumebene des Stücks – Detective Mary Myers, die den Mafiaboss Vito Corleone zur Strecke bringen will.

Weite Anreise

Neben den aktuellen Kindern und Jugendlichen des Akademie-Jahres spielen eben immer auch „Absolvis“ – wie die eben zitierte Lehrerin – im jeweiligen Musical mit, also junge Erwachsene, die in ihren Kinder- und/oder Jugendjahren die regelmäßigen Ausbildungen in Schauspiel, Gesang und Tanz absolviert haben. Zusätzlich wirken Absolvent:innen einer eigenen Ü18-Erwachsenengruppe mit. Ein weiterer der „Absolvis“ ist Lukas Angermann (20), heute Sprachstudent – Französisch und Russisch – in Wien. Er kam erst spät zu dieser Musical-Akademie. Und hat nicht nur jetzt, sondern auch schon mit 17 Jahren beim ersten Mal eine jeweils längere Anreise, damals aus Tamsweg in Salzburg (mehr als eine Stunde). „Ich hab in unserer Schule schon so ab 14 Jahren Musical gespielt, dann zufällig von dieser Akademie erfahren, das hat mich sehr angesprochen, ich hab mir dann die Aufführung vom „Zauberer von Oz“ angeschaut und seither mach ich hier mit.“

Heuer spielt er zwei Axels, einmal das karikierende Ebenbild des Korrepetitors (für Krimi da Mur hat die Autorin und Regisseurin alle Dozent:innen der Akademie ins Stück geschrieben) und ein andermal einen gleichnamigen Barkeeper. „Für dieses Stück durften wir uns Rollen-Charaktere wünschen und ich hab angegeben, einen arroganten A… spielen zu wollen, weil ich selber eher schüchtern bin. Und so mal Schlimmes rauslassen konnte. Im ersten Jahr hab ich eh einen eher schüchternen Nerd in „Grease“ gespielt.“

Kurzfristig eingesprungen

Mit dickem Bauch, der das Original so gar nicht hat, spielt Mara Köck den musikalischen Leiter und Live-Pianisten Bernd. „Schwer ist der Polster nicht, aber nass ist’s drunter“, beantwortet die 20-Jährige die erste Frage nach dem Spiel mit ungewohntem „Rucksack“ im Bauchbereich. „Ich bin nur ganz spontan vor zwei Wochen eingesprungen, weil kurzfristig wer ausgefallen ist, aber ich hab vier, fünf Jahre bei der Musical-Akademie mitgemacht, darum war’s zu schaffen.“
Mit ungefähr vier Jahren stand Mara Köck das erste Mal auf einer Bühne, „da hab ich gesungen und gespielt. Hier bei den Musicals war ich unter anderem die Sandy in „Grease“.“
Heute studiert sie Medien und Kommunikationswissenschaften.

Eigene Musicals mit Geschwisterschar

Dajana Acra ist neun und eine sehr aufgeweckte Person – nicht nur auf der Bühne, wo sie die Sushi-Bar-Chefin Nakamura Takahasi spielt. Sushi-Laden-Betreiberin, die den Reis gut rollen kann war ihr Wunschtraum. Dass ihr die Autorin dann einen klischeehaften Text mit chinesischem Akzent, in dem jedes r durch ein l ersetzt wird, in die Rolle geschrieben hat, was andere Figuren dann wiederum kritisieren dürfen, „war am Anfang schon schwierig“, gesteht die redegewandte Jungdarstellerin, die zum zweiten Mal bei der Abschlussproduktion der MAM auf der Bühne spielt, singt und tanzt. „I mog Musicals, i hob a scho öfta söba wöche gmocht”, verrät sie dem Journalisten aus Wien – nur für zu Hause. Ihre fünf Geschwister und zwei Stiefschwestern schlüpften dann in die Rollen, die sich Dajana ausgedacht hatte, um sie den Eltern vorzuspielen. „Es geht immer um Kummer, Liebe und Leid“, erklärt sie auf die entsprechende KiJuKU-Nachfrage.

„I wü a!“

Immer dann wenn ihre Schwester Stella Tomaselli als eine der acht „Neuen“ und „Kleinen“, die Polizistinnen, Detektive und FBI-Agentinnen spielten, auf der Bühne auftauchte, war die sechsjährige Schwester Lina, die insgesamt die lange Aufführung sehr aktiv miterlebte, besonders aufgeregt. Nach der langen Pause, kurz bevor der zweite, rund halbstündige Teil startete, vertraute sie dem schräg vor ihr sitzenden Journalisten an: „I wü a auf die Bühne, vielleicht derf i nächst Joar scho mitmochn!“

Einmal „mitgeschleppt“ und schon hängen geblieben

Vanessa Steinwidder (13) spielte dieses Jahr Donna Karen, eine Mode-Designerin und ist das vierte Jahr dabei. Wie es dazu kam, schildert sie so: „Meine Mama hat mich damals in den Zauberer von Oz geschleppt und das hat mir so gefallen, dass ich ab da dann immer selber mitspielen wollte.“

Vor Jahrzehnten als Bub hier auf der Bühne

Gernot Kranner, der künstlerische Leiter und Erfinder der Musical Akademie Murtal sagt in seiner Begrüßung auf der Bühne im Arbeiterheim, dass er mit sechs Jahren (1968) schon auf dieser Bühne gestanden ist. Da will Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… natürlich später mehr wissen. Und so erzählt der mit eigenen kleinen Musik-Theatergeschichten durch Schulen und Kindergärten tourende aber auch in großen Musicals auf großen Bühnen auftretende Star, der in Fohnsdorf aufgewachsen ist, dass er damals beim Abschlusskonzert der Musikschule Blockflöte gespielt habe. Viel stolzer aber schildert er von seinen Ballett-Auftritten hier als er 13 war und den Prinzen im Schwanensee tanzte. Sein Bruder Reinwald, ebenso längst ein Musical-Star war der Mäusekönig.

Talenteförderung brachte auch bekannte Größen hervor

Vor 17 Jahren als er schon Star war und in seiner Heimat ein Konzert gab, habe ihn der Bürgermeister nach seinem Werdegang gefragt und „ob ich glaube, dass es auch heute (also damals) auch noch Talente geben würde. Und dann hab ich ihm vorgeschlagen, wir könnten’s ja ausprobieren. So kam’s zur Akademie, in der bis heute – selbst in der schwierigen Corona-Zeit mit allen Abstands und sonstigen Regeln – jedes Jahr 30 bis 40 Kinder und Jugendliche mitmachen und bei der Abschlussaufführung den Eltern und anderen Gästen ihr Talent zeigen. Wobei für mich der Weg eher das Ziel ist, die Workshops mit den Dozentinnen und Dozenten, in denen diese jungen Talente wachsen. Aber es sind auch schon heute bekannte Darstellerinnen und Darstellerin hier hervorgegangen, zum Beispiel Conny Mooswalder, Rebecca Richter, Lilly Rottensteiner.

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Compliance-Hinweis: Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … wurde zur Berichterstattung nach Fohnsdorf eingeladen.

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Bernhard Heinzlmaier und eines der Charts der aktuellen Jugendwertestudie 2023

Jugendliche: Teuerung und Krieg verdrängen Klimawandel

Die ständig steigenden Preise sind auch die größten Sorgen junger Menschen in Österreich zwischen 16 und 29 Jahren. Danach kommt die Angst vor Krieg und an vierter Stelle der Klimawandel. Das sind die zentralen Ergebnisse der aktuellen Jugendwertestudie unter der Leitung von Bernhard Heinzlmaier und Natali Gferer, die Ersterer diese Woche bei einem Mediengespräch vorstellte. Befragt wurden – online – 800 junge Menschen im Frühjahr 2023, gewichtet nach Geschlecht, Alter, Bildung – und auf Nachfrage von KiJuKU auch nach Migrationshintergrund.

Umwelt ist bei Jugend viel wichtiger

Bei den schon genannten – und weiteren – wichtigsten Zukunftssorgen zeigen sich mit Ausnahme von Teuerung, Inflation und Krieg schon in der Reihenfolge deutliche Unterschiede zwischen jungen und älteren Menschen. Während die Jugend (gilt in vielen Bereichen bis 30 Jahre) Klimawandel und Umweltkatastrophen als viertes bzw. sechstes Problem, das sie sorgt, nennen, rangieren diese Themen in der Gesamtbevölkerung auf Platz 8 und 9 unter den Top-10. Die Älteren sind über Zuwanderung und Flüchtlinge mehr besorgt, was bei den 16- bis 29-Jährigen eine untergeordnete Rolle spielt.

Zukunftswünsche Jugendlicher
Zukunftswünsche Jugendlicher

Psychische Gesundheit nannten die Älteren gar nicht als vorranging, während diese den Jüngeren Sorgen im Spitzenfeld bereiten – interessantes Detail: Fast doppelt so viele junge Frauen nannten mental health als großes Problemfeld. Übrigens auch den Klimawandel nannte fast die Hälfte der weiblichen Jugend als wichtige Sorgen, während es bei ihren männlichen Alterskollegen nur ein Drittel sind.

Heinzlmaier liest aus den vielen Zahlen der Studie einen Widerspruch zwischen Anspruch und realem Verhalten heraus, weil viele Jüngere zwar der Umwelt hohen Stellenwert beimessen, aber auf die Frage nach dem Fortbewegungsmittel für Urlaubsreisen mehr als sechs von zehn (61,2%) als wichtigste Entscheidungsgrundlage „preisgünstig“ nannten. Wenn aber die Teuerung die größte Sorge ist, weil immer mehr mit dem eigenen Einkommen nicht auskommen, dann liegt wohl diese Wahl auf der Hand.

Rangfolge der Freizeitbeschäftigungen
Rangfolge der Freizeitbeschäftigungen der 16- bis 29-Jährigen

Arbeitsklima wichtiger als Bezahlung, Wohnen unleistbarer

Neben den größten Sorgen erhebt die regelmäßige Jugendwertestudie die Einstellungen junger Menschen in etlichen Bereichen, so ist jungen Menschen ein gutes Arbeitsklima im Job wichtiger als gute Bezahlung, dass Lehre eine gute Berufsperspektive biete, glaubt hingegen nur ein Drittel, obwohl aufgrund des Fachkräftemangels die Chancen sicher gut stünden. Die Teuerung schlägt sich auch in den Antworten zu Fragen rund ums Wohnen nieder. Fast zwei Drittel der befragten 800 jungen Menschen meinen, dass es für sie „immer schwerer wird, eine eigene Wohnung oder ein eigenes Haus zu kaufen“ bzw. „für junge Familien wird es immer schwieriger, leistbaren Wohnraum zu finden“.

Bernhard Heinzlmaier und eines der Charts der aktuellen Jugendwertestudie 2023
Bernhard Heinzlmaier und das Chart über die Sorgen aus der aktuellen Jugendwertestudie 2023

„Medienrevolution“

Seit 30 Jahren forscht Bernhard Heinzlmaier im Bereich Jugend, das habe sich anfangs nach dem Studium rein zufällig ergeben, verrät er Kinder I Jugend I Kultur I und mehr… in einem kurzen Interview. Abseits der Zahlen der Jugendwertestudie die er als einen Hang junger Leute zu einem starken Pragmatismus interpretiert, wollten wir folgendes wissen:

KiJuKU: Was hat dich in diesen drei Jahrzehnten am meisten überrascht hat, wie sich Werte Jugendlicher verändert haben?
Bernhard Heinlzmaier (B.H.): „Wenn ich zurückblicke, ist eigentlich die massivste Veränderung die Medienrevolution. Am Anfang kamen auf die Frage, wer benutzt das Internet vielleicht 14 Prozent und jetzt ist es das wichtigste, das bestimmende Medium.
Fragen wie Elternbindung und andere schwanken in einem gewissen Korridor, aber der Medienkonsum ist natürlich ganz anders geworden.

KiJuKU: Da gab es ja anfangs die Hoffnung, dieses Medium könnte ein Weg zu viel mehr Demokratie sein – mit der Aufhebung zwischen Medienproduzent:innen und -Konsument:innen?
B.H.: Musste sich als Illusion erweisen, denn wer nimmt denn dann in Anspruch, selber zu produzieren. Das ist dann wiederum eine Elite, so ungefähr zehn Prozent, der Großteil konsumiert auch hier passiv. Da wurde das Potenzial der kreativen Menschen wie so oft überschätzt.  

KiJuKU: Naja, es gibt schon viele Jugendliche, die eigene YouTube- oder TikTok-Clips produzieren und ins Netz stellen.
B.H.: Sicher größer, weil es technisch einfacher und kostengünstiger geworden ist, aber nach wie vor eine Minderheit.

KiJuKu: Was wäre kurz gefasst aus der Jugendwertestudie dein Tipp an die Politik?
B.H.: Jetzt gibt’s ja diese große Diskussion um „normale“ Menschen was sicher ein unglücklicher Begriff ist, aber es ginge schon darum, sich mehr um die Probleme der gesellschaftlichen Mitte zu kümmern. Da spielen Teuerung, Inflation, Krieg, Armut eine große Rolle und auf das sollte man sich mehr ausrichten. Und das wird zu wenig gemacht und deswegen ist die Politikverdrossenheit groß.

Nutzung von zeitungen und Magazinen
Nutzung von Zeitungen und Magazinen – Vergleich Gesamtbevölkerung und Jugendliche

Medien-Nutzung

Weil im kurzen Interview Mediennutzung eine zentrale Rolle spielten hier auch noch einige Daten aus der Online-Umfrage unter den 16- bis 29-Jährigen:

Fast neun von zehn (87,9 %) gaben auf die Frage nach regelmäßigen Freizeitbeschäftigungen „im Internet surfen“ an, gefolgt von Musik hören (83,8 %). Fernsehen nannten immerhin noch fast sechs von zehn der befragten 800 jungen Menschen. Einige weitere ausgewählte Nennungen: Bücher lesen (31,5%), eBooks lesen (19,9%); Tageszeitungen las knapp ein Viertel online (23,3 Prozent), gedruckt nur 17,5 % was immerhin noch vor Hörbüchern (14,9 %) rangierte gefolgt von gedruckten Magazinen bzw. Zeitschriften (13,9%).

Präsentiert wurden aus der um rund 3000 Euro (ohne Mehrwertsteuer) erhältlichen Vollversion der Studie von T-Factory Trendagentur in Kooperation mit dem Institut für Jugendkulturforschung auch noch Zahlen zur Nutzung von Zeitungen und Magazinen – hier im Vergleich zwischen Gesamt- und junger Bevölkerung und bei letzterer aufgegliedert in mit niedriger/mittlerer bzw. höherer formaler Bildung (Abschlüsse). Während bei den über 30-Jährigen mehr als vier von zehn zur Kronenzeitung greifen, ist es bei der Generation Z nur ein Viertel, beim Standard fast ein Drittel (31,7% – bei höherer Bildung sogar 36,9%). Zu Profil und Falter greifen jeweils 16 bzw. 15,3 Prozent der 16- bis 29-Jährigen, wobei jeweils überraschenderweise ein bisschen mehr mit niedrigerem formalem Bildungsabschluss.

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Jugendwertestudie2023

jugendkulturforschung

Szenenfoto aus "Made in Austria"

Jugendliche stellen szenisch viele Fragen zur österreichischen Zeitgeschichte

Was ist Geschichte, noch dazu die Österreichs? Lernen Menschen aus der Geschichte? Wer macht sie…. Fragen, Fragen, Fragen schallen durch den kleinen Innenhof des Gebäudekomplexes der Österreichischen Nationalbibliothek aus dem hinauf eine späte, neugebaute Eisentreppe hinauf ins Haus der Geschichte Österreich (hdgö) führt. Die Fragen kommen aus Lautsprechern, sind voraufgenommen – von 13 Jugendlichen eines der Theater:Klubs vom Dschungel Wien.

Am – vielleicht geschichtsträchtigen Abend jenes Tages an dem die SPÖ in einer Kampfabstimmung ihren neuen Parteivorsitzenden in Linz gewählt hat-, stieg die Premiere von „Made in Austria“ nach dem Treppenaufstieg in verschiedenen Ecken des kleinen, dichten, vollgeräumten hdgö, das als Kooperationspartner fungierte. Erste Station im Museum jene Ecke, in der Besucher:innen auf gelben, grünen, pinken Post-Ist Antwortenafu die Frage „Wofür lohnt es sich zu kämpfen?“ hinterlassen können. Anknüpfend an die Hof-Szene, werfen auch hier die 13 Jugendlichen viele, viele Frage in den Raum – und sozusagen als Hausaufgabe ans Publikum.

Zentrale Themen

Die eineinhalb Geschichtsstunden in Performance-Sequenzen greifen einige (nicht nur den Jugendlichen) wichtige Fragen auf – von Heimat und ob die Stimmung im Lande allen hier Lebenden die Chance eröffnet Österreich als solche zu erleben, den Umgang mit Geflüchteten, Zugewanderten aber auch seit jeher ansäßigen Minderheiten etwa Roma über Meilensteine der Umweltbewegung – vom Atomkraftwerk Zwentendorf über die Hainburger Au bis zu Fridays For Future und Klimakleber – und nicht zuletzt die noch immer bestehende Ungerechtigkeit der Entlohnung von Frauen und Männern sowie die hohe Zahl an Femiziden – so ist Österreich das einzige EU-Land, in dem mehr Frauen als Männer ermordet werden…

In knackigen, teils berührenden gespielten Szenen verpacken Anais Andresen, Antonia Brandl, Nikolay Chulev, Lena Djebri, Lucia Dorner, Jakob Eder, Magdalena Frauenberger, Pauline Hagg, Flora Lasinger, Laurenz Lindtner, Lina Mairhofer, Emilia Mihellyes und Morty Schneider historische Fakten nicht als Aneinanderreihung von Jahreszahlen. Große Linien, Strukturen hinter Einzelereignissen, Fragen nach dem warum ebenso wie danach, ob und wie Geschichte „gemacht“ werden kann ziehen sich durch die eineinhalb Stunden, die unter Leitung von Jonathan Achtsnit gemeinsam im Theater:Klub erarbeitet worden sind. Und letztlich mit der Frage enden, was in der Zukunft wohl über die Gegenwart als Geschichte erzählt werden wird.

Leider müssen die Performances außerhalb der Öffnungszeiten – und damit auch weit jenseits von Schulstunden stattfinden, obwohl gerade so vielleicht mehr Interesse für Geschichte geweckt werden könnte.

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Die Award-Trophäe lässt sich auch umbauen

Flexible Statue zum neu Zusammenbauen

Die Treppen an die Spitze – was die seit dem Relaunch vor ein paar Jahren die neue Statue für die Preisträger:innen von Jugend Innovativ darstellt – sind flexibel. As orangefarbenen Legosteinen zusammengesetzt, passierte es passenderweise bei der Übergabe an die Sieger:innen der Kategorie Design – die Trophäe fiel auseinander – und wurde von den Schüler:innen vom BG/BRG Lienz (Osttirol) live auf der Bühne neu zusammengesetzt.

Nach den Berichten aus den Gesprächen mit allen 38 Finalteams und jenen beiden, die zusätzlich noch aus dem Halbfinale für den Special Award Vorarlberg in der Stage 3 in Wien-St. Marx ausgestellt haben, gibt’s hier nun als kleinen „Nachschlag“ Fotos der Preisverleihung, die launig und teils mit kleinen szenischen Einlagen gewürzt von Ana Ryue und Fabian Unger moderiert wurde. Als Überreicher der oben schon beschriebenen Statuen trat wieder „Mr. Cube“ in Erscheinung.

Design

1. Preis: „Was haben Fußbälle mit Nanotechnologie und Architektur zu tun?C –  BG/BRG Lienz (Ost-Tirol)
2. Preis ex-aequo:
Körper als Medium – die Graphische (Wien)
Ganzkörpersportgerät – HTBLVA St. Pölten (Niederösterreich)
Anerkennungspreise:
Konstruktion und Design eines Jetboards – HTBLVA St. Pölten (Niederösterreich)
„Der Topf rührt um? – Theorien zur Entstehung sozialer Bewegungen“- HTBLuVA Salzburg

Engineering I

1. Preis: „Research and development of a slat to improve the flight characteristic for a highperformance glider” – HTBLA Eisenstadt (Burgenland)
2. Preis: Lock N Ride – HTL Rennweg (Wien)
3. Preis: KEBA Spritzguss-Simulator – HTBLA Neufelden (Oberösterreich)
Anerkennungspreise:
„ModuStat – Das modulare Messstationen Mesh-Netzwerk“ – HTL Rennweg (Wien)
„Entwicklung eines Exoskeletts für gehbehinderte Menschen im Rahmen der Rehabilitation“ – HTBLuVA Salzburg

Engineering II

1. Preis: Automatischer Schikantenschleifer – HTL Mössingerstraße (Kärnten)
2. Preis: Bandsägewerk – HTBLA Eisenstadt (Burgenland)
3. Preis: LEVI – Levitating Scale   – HTBLuVA Salzburg
Anerkennungspreise:
Drone Landing and Maintenance System (DLMS) – HTL Mössingerstraße (Kärnten)
Blackout-Simulator  – HTL Mössingerstraße (Kärnten)
Smarth Agriculture Observation System  – HTL Mödling (Niederösterreich)

Entrepreneurship (unternehmerisches Denken)

1. Preis: RefurbMe   – HTBLVA Spengergasse   (Wien)
2. Preis: Coming Home Safe – HTL Wien West
3. Preis: KEYTAR – HTL Dornbirn (Vorarlberg)
Anerkennungspreise:
Growledge – HBLA Ursprung (Salzburg)
Felerfrei – Holztechnikum Kuchl (Salzburg)
Helpers – connect and help – HTL Dornbirn (Vorarlberg)

ICT & Digital

1. Preis: HeartChart – BHAK/BHAS Feldkirch (Vorarlberg)
2. Preis: MatchYourPet – In wenigen Swipes zum Wunschtier – BHAK/BHAS Waidhofen/Thaya (Niederösterreich)
3. Preis: Document Dataset Synthesizer – HTBLA Grieskirchen (Oberösterreich)
Anerkennungspreise:
Trailer Buddy – HTL Mössingerstraße (Kärnten)
Neurologie – TGM – Die Schule der Technik (Wien)
Coll.E.W – COLLECT E-WASTE  – TGM – Die Schule der Technik (Wien)

Science (Wissenschaft)

1. Preis: Hidden Agenda: TFA, die lauernde Gefahr in unserem Wasser – HLUW Yspertal (Niederösterreich)
2. Preis: Synthese und Analyse von Yttrium-Barium-Kupferoxid (YBCO) – Wiedner Gymnasium – Sir Karl Popper Schule (Wien)
3. Preis: Digital Tendon Scoring Tool – HTBLuVA Salzburg
Anerkennungspreise
A bogus fish  (veganer Lachsersatz) – HTL für Lebensmitteltechnologie Wels (Oberösterreich)
Auswirkung von verschiedenen Musikrichtungen auf das Wohlbefinden und die Legeleistung von Hühnern – BG Vöcklabruck (Oberösterreich)

Sustainability (Nachhaltigkeit)

1. Preis: ReCell – HTL Dornbirn (Vorarlberg)
2. Preis: Erhöhung der Effizienz von Photovoltaikzellen mittels fluoreszierender Beschichtung – HTL Dornbirn (Vorarlberg)
3. Preis: Schulübergreifendes Nachhaltigkeitsgremium – BHAK Bad Ischl, BG/BRG Bad Ischl und International School St. Gilgen (Oberösterreich)
Anerkennungspreise
Nachhaltiges Dämmmaterial aus Pilzen  – HTL Braunau (Oberösterreich)
Farbmittel aus Hapalopilus nidulans – HTL Braunau (Oberösterreich)

Publikumspreis

Coming Home Safe – HTL Wien West

Special Award Vorarlberg

1. Preis: Erhöhung der Effizienz von Photovoltaikzellen mittels fluoreszierender Beschichtung – HTL Dornbirn
2. Preis: ReCell – HTL Dornbirn
3. Preis: Ceres Plantory – HTBLVA Rankweil
Anerkennungspreis: Foody me – HTBLVA Rankweil

BeatBoxer

Obendrein gab es in diesem Jahr noch einen Show-Act, der weltweit erfolgreiche BeatBoxer FII, mit bürgerlichem Namen Michael Krappel, animierte die Festgäst:innen zum mittanzen – im Sitzen – und zu einem schrägen Mix, indem er aus zugerufenen Worten und Musikstilen eine mitreißende Performance bot: Leberkas – Bandsägewerk – Erhöhung der Effizienz von Photovoltaikzellen 😉

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Noch einige Schnappschüsse vom Finaltag

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Martina Maksimović, Valeria Maksimović, Angelina Bauer, Mathias Mähr und Philipp Schiemer mit ihren Solar-Batterien aus alten Akkus

Solarspeicherzellen aus alten Akkus, UV-Strahlen nutzen, „nachhaltige“ Schulvernetzung, Pilze zum Dämmen und Färben

Von 71 Anmeldungen in der Kategorie Sustainability (Nachhaltigkeit) schafften’s fünf ins Bundesfinale. Hier werden sie vorgestellt.

Platz 1: ReCell
HTL Dornbirn (Vorarlberg)

Neues Leben für alte Akkus – das war der Grundgedanke für das Projekt ReCell der sechs Schüler:innen Martina Maksimović, Valeria Maksimović, Angelina Bauer, Mathias Mähr und Philipp Schiemer aus der HTL im Vorarlberger Dornbirn. Aus Sicherheitsgründen müssen Akkus in Notbeleuchtungen ausgetauscht werden, auch wenn sie noch länger Strom geben (können). Oft sind sie sozusagen noch zu 90 % gefüllt. Vergleichbar ist dies mit Lebensmitteln, deren Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten aber noch länger genießbar sind. So erklären die Jugendlichen dem Reporter das Prinzip.

Und so sammelten sie solche Akkus, Unternehmen haben Tausende davon, die sie kriegen könn(t)en. Die Dornbirner Schüler:innen spannten mehrerer solcher Akkus zu einem Speicherelement für Solarenergie zusammen und mehrerer solcher „Batterien“ zu ganzen Laden und mehrerer solcher Laden zu einem ganzen Kastl. Dieses Ding nannten sie ReCell, das mehrere Kilowattstunden Sonnenstrom speichern kann.

Ihr Batteriemanagment-System ist so ausgetüftelt, dass sich die Zellen bei drohender Überhitzung abschalten und auch anzeigen, wenn einer der Akkus tatächlich am Ende angelangt ist. Dann reicht es, diesen einen Akku auszutauschen und schon kann das ganze Element wieder funktionieren.

„Wenn es klappt, gründen wir vielleicht eine Firma mit der wir diese Solarbatterien herstellen und vertreiben“, verraten die Jugendlichen noch am Ende des Interviews.

Platz 2: Erhöhung der Effizienz von Photovoltaikzellen mittels fluoreszierender Beschichtung
HTL Dornbirn (Vorarlberg)

Photovoltaikzellen können nur sichtbares Sonnenlicht in Energie umwandeln. Damit bleiben die ultravioletten Strahlen ungenutzt. Das war der Ausgangspunkt für das Projekt von Tobias Ritter und Paul Luschnig aus der HTL im Vorarlberger Dornbirn. „Allzuviel an Details wollen wir nicht verraten, weil wir uns überlegen, unsere Methode patentieren zu lassen“, warnen sie Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…

Aber so viel wie in den Beschreibungen können sie dann schon preisgeben. Ausgehend von Erkenntnissen textilchemischer Optimierungen experimentierte das Schüler-Duo mit fluoreszierenden Beschichtungen von Solarzellen.

Dafür probierten sie verschiedene Stoffe aus, die sie als flüssige Lösungen auftrugen. Was noch nicht sehr praktikabel ist, aber Ritter und Luschnig wollen ja dranbleiben. So könnten Photovoltaik-Zellen künftig eine höhere Ausbeute an Energie erzielen.

Platz 3: Schulübergreifendes Nachhaltigkeitsgremium
BHAK Bad Ischl (Oberösterreich)

Kein Produkt, aber viel mehr, schufen Schüler:innen – ausgehend von der Handelsakademie im oberösterreichischen Bad Ischl. Wie schon der Titel sagt, organisierten sie die Vernetzung mehrerer Schulen, um Aktivitäten in Sachen Nachhaltigkeit zu initiieren und durchzuführen – mit der Hoffnung, dass dieses „schulübergreifende Nachhaltigkeitsgremium“ auch dauerhaft bleibt und weitergeführt wird. Initiiert wurde diese Vernetzung schon im vorigen Schuljahr, sie selbst seien also schon die zweite Generation, sagen Ariane Tuppinger, Livia Sosa Acosta, Leona Berner, Julia Schörghofer, Selina Stogure, Freya Bristol und Lena Seiringer zu Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…

Neben der genannten Schule, an der noch Sahra Laimer, Christine Leitner und  Jennifer Plieseis nachhaltig netzwerk(t)en, sind Jugendliche aus dem Bad Ischler Realgymnasium sowie der International School St. Gilgen mit im Boot. Regelmäßig treffen sich Abordnungen der drei Schulen, um konkrete Vorhaben zu diskutieren, planen und organisieren. Dazu zählten bisher, wie sie aufzählen, ein Kleidertauschtag, für das sie das Motto „Let’s give new life to our clothes“ (Lasst uns unserer Kleidung ein neues Leben geben) wählten, waldpädagogische Tage, Workshops, die sie selber für andere Schüler:innen halten oder auch Tipps zur Papierreduktion an Lehrkräfte und Verwaltungspersonal der drei Schulen. Nicht zuletzt werden Bäume gepflanzt und angeregt noch mehr davon zu tun.

Anerkennungspreis: Nachhaltiges Dämmmaterial aus Pilzen
HTL Braunau (Oberösterreich)

Schwammerln statt Hartschaumstoff oder Mineral„wolle“ sozusagen. Das war der Plan und damit experimentierte Sofia Feichtenschlager aus der HTL Braunau (Oberösterreich). Sie widmete sich der Frage von Dämmstoff für Hauswände. Wobei neben den eingangs genannten weit verbreiteten Dämmmaterialien gibt es schon lange auch natürliche wie Schafwolle, Zellulose, Schilfrohr usw.

Doch die Schülerin wollte Neues erkunden, die „Schwammerln“, die sie verwendete sind vor allem Baumstammpilze der Gattung Lackporling, die lassen sich, so sagt sie zu Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… übrigens auch im Labor züchten. Womit sich die Menge rasch erhöhen ließe. Für dieses Projekt habe sie sich entschieden, „weil es gerade im Bauwesen noch nicht so umweltfreundlich zugehe“.

Verschiedene Arten des genannten Baumschwammes hat sie mit umweltfreundlichen Bindemitteln vermischt und zu Platten gepresst und dann getestet, ob sie feuerbeständig sind, wie sie Wärme/Kälte leiten oder eben dämmen, wie sie auf Feuchtigkeit reagieren – und bemerkt, dass sie dann glücklicherweise nicht schimmeln.

Obendrein will die Jugendliche dranbleiben, wie sie verrät und gemeinsam mit der Fachhochschule Kärnten weiterforschen.

Anerkennungspreis: Farbmittel aus Hapalopilus nidulans
HTL Braunau (Oberösterreich)

Gleich am Stand daneben präsentieren Schulkolleg:innen der Pliz-Dämmerin andere „Schwammerl“-Produkte. Eva Daglinger und Jakob Dornauer fanden heraus – die Anregung kam von einem Onkel der Schülerin -, dass der giftige Zimtfarbene Weichporling (Fachbezeichnung: Hapalopilus nidulans) besonders viel Farbstoff ergibt.

Die beiden halten dem Reporter Gläser in die Kamera. Das große Glas mit lila Flüssigkeit sei bloß aus ungefähr vier bis fünf Gramm dieses Pilzes gewonnen worden, nachdem diese in rund eine Woche in einer Lauge gelegen seien. Das rötlich-braune Gemisch ergab sich nachdem solche Pilze in Acteon schwammen.

Die beiden zeigten auch ein Glas mit gefärbter Wolle, die sich sofort färbt, wenn sie ins aus den Pilzen gewonnene Färbemittel eingetaucht werden. Die Färbung bleibt übrigens, haben die beiden ausgetestet – auch wenn sie gewaschen wird oder im Sonnenlicht liegt.

Giftig wirkt der Pilz übrigens nur beim Verzehr und nicht wenn die Haut mit ihm in Berührung kommt, beruhigen die beiden Jugendlichen den Journalisten auf dessen sich aufdrängende Frage.
„Außerdem“, so merkt der Schüler an, „ist dieses Färbemittel ein sehr schönes Molekül“, zeigt er eine schematische Darstellung der Verbindung der Atome.

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Tobias Ritter und Paul Luschnig holen mehr Energei aus Sonnenstrahlen

Zwei gewannen doppelt und dazu noch Auszeichnungen für vertikale Gärten und Lebensmittel-App

Zwei der Finalist:innen-Projekte und dazu zwei aus dem Halbfinale wurden ausgezeichnet. Für Platz 1 gab’s 2000 Euro, auf Platz 2 entfielen 1000 – siehe beide auch schon in der Kategorie Sustainability – sowie auf das Drittplatzierte Projekt 500 €, weiters gab es einen Anerkennungspreis in der Höhe von 500 Euro.

Platz 1: Erhöhung der Effizienz von Photovoltaikzellen mittels fluoreszierender Beschichtung
HTL Dornbirn

Photovoltaikzellen können nur sichtbares Sonnenlicht in Energie umwandeln. Damit bleiben die ultravioletten Strahlen ungenutzt. Das war der Ausgangspunkt für das Projekt von Tobias Ritter und Paul Luschnig aus der HTL im Vorarlberger Dornbirn. „Allzuviel an Details wollen wir nicht verraten, weil wir uns überlegen, unsere Methode patentieren zu lassen“, warnen sie Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…

Aber so viel wie in den Beschreibungen können sie dann schon preisgeben. Ausgehend von Erkenntnissen textilchemischer Optimierungen experimentierte das Schüler-Duo mit fluoreszierenden Beschichtungen von Solarzellen.

Dafür probierten sie verschiedene Stoffe aus, die sie als flüssige Lösungen auftrugen. Was noch nicht sehr praktikabel ist, aber Ritter und Luschnig wollen ja dranbleiben. So könnten Photovoltaik-Zellen künftig eine höhere Ausbeute an Energie erzielen.

Platz 2: ReCell
HTL Dornbirn (Vorarlberg)

Neues Leben für alte Akkus – das war der Grundgedanke für das Projekt ReCell der sechs Schüler:innen Martina Maksimović, Valeria Maksimović, Angelina Bauer, Mathias Mähr und Philipp Schiemer aus der HTL im Vorarlberger Dornbirn. Aus Sicherheitsgründen müssen Akkus in Notbeleuchtungen ausgetauscht werden, auch wenn sie noch länger Strom geben (können). Oft sind sie sozusagen noch zu 90 % gefüllt. Vergleichbar ist dies mit Lebensmitteln, deren Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten aber noch länger genießbar sind. So erklären die Jugendlichen dem Reporter das Prinzip.

Und so sammelten sie solche Akkus, Unternehmen haben Tausende davon, die sie kriegen könn(t)en. Die Dornbirner Schüler:innen spannten mehrerer solcher Akkus zu einem Speicherelement für Solarenergie zusammen und mehrerer solcher „Batterien“ zu ganzen Laden und mehrerer solcher Laden zu einem ganzen Kastl. Dieses Ding nannten sie ReCell, das mehrere Kilowattstunden Sonnenstrom speichern kann.

Ihr Batteriemanagment-System ist so ausgetüftelt, dass sich die Zellen bei drohender Überhitzung abschalten und auch anzeigen, wenn einer der Akkus tatächlich am Ende angelangt ist. Dann reicht es, diesen einen Akku auszutauschen und schon kann das ganze Element wieder funktionieren.

„Wenn es klappt, gründen wir vielleicht eine Firma mit der wir diese Solarbatterien herstellen und vertreiben“, verraten die Jugendlichen noch am Ende des Interviews.

Platz 3: Ceres Plantory
HTBLVA Rankweil

Im Projekt Ceres Plantory lassen Marie Schrotte, Angelina Rupp, Fabian Stitny und Jenny Lampert aus der Rankweiler HTL Pflanzen ohne Erde in „hängenden Gärten“ wachsen. „So beziehen die Wurzeln die Nährstoffe gleich direkt aus dem Wasser“, erklären die vier Schüler:innen das Prinzip ihrer Anbaumethode Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… Da die vier Jugendlichen ja eine technische Schule gewählt haben, „füttern“ sie die Pflanzen aber nicht nur mit nährstoffreichen flüssigen Lösungen, sondern verknüpfen ihre vertikale Farm mit High-Tech wie pH-, Licht- und Wassertemperatursensoren, diversen Aktoren und einem Mikrocontroller über den die „Fütterung“ und Beleuchtung gesteuert werden kann. Und diese Steuerung lassen sie wieder künstlich intelligent selbst lernen für das beste Wachstum der Pflanzen.

Noch ist der Prototyp ein Riesenungetüm, das die vier Schüler:innen unmöglich von Vorarlberg nach Wien zum Jugend-Innovativ-Bundesfinale mitnehmen hätten können, weshalb es „nur“ Bildschirmpräsentationen und Fotos gab. Ob sie selber an der weiteren Professionalisierung und Minimierung von Ceres Plantory arbeiten werden, ist noch offen.

Anerkennungspreis: Foody me
HTBLVA Rankweil (Vorarlberg)

Du stehst im Einkaufszentrum, Supermarkt, Lebensmittelgeschäft usw. und wenn du zu Hause bist, kommst du drauf: „Hach, Milch hätte ich eh noch gehabt, dies und das ebenfalls, dafür hätte ich …!?“ Und dann kommt’s in der Folge oft dazu, dass manches das zu viel ist, auch noch schlecht wird und im Müll landet. Letzteres passiert allzu oft. Um dem wenigstens ein bisschen entgegenzuwirken – und obendrein Geld zu sparen – haben Bastian Fleischer und Katharina Seeberger aus der höheren technischen Lehranstalt Rankweil – klar in Vorarlberg, handelt es sich hier ja um den Special Award von Österreichs westlichstem Bundesland – eine App entwickelt. In „Foody me“ scannst du die Strich-Codes der gekauften Lebensmittel – gibst am besten noch das Ablaufdatum ein, hältst die Liste aktuell und schon hast du beim Einkaufen stets einen Überblick – nicht nur beim Einkaufen. Du kannst der App auch „beibringen“, dass sie dich aufmerksam macht, dass dies oder jenes nur mehr zwei, drei Tage (mindestens) haltbar ist.

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Marlies Planegger und Katarina Schmidt untersuchten Wasserproben auf den "Sekundärschadstoff" TFA (TriFluorAcetat)

Heimliche Schadstoffe, Supra-Leiter, digitale Sehnen-Analysen, falscher Fisch und Hühner-Musik

Von 34 Anmeldungen in der Kategorie Science schafften’s fünf ins Bundesfinale. Hier werden sie vorgestellt.

Platz 1: Hidden Agenda: TFA, die lauernde Gefahr in unserem Wasser
HLUW Yspertal (Niederösterreich)
PLUS: Einladung zu EUCYS (European Contest for Young Scientists) im Herbst 2023 in Brüssel

Fast scheinen Schüler:innen aus der Höheren Lehranstalt für Umwelt und Wirtschaft im niederösterreichischen Yspertal auf den Gewinn der Wissenschaftskategorie abonniert zu sein – zum vierten Mal innerhalb der letzten fünf Ausgaben von Jugend Innovativ ging die Trophäe für Platz 1 an Jugendliche der HLUW. Bisher wenig bis (fast) gar nicht beachtete Schadstoffe im Wasser – um diese Themen kreisten die meisten der siegreichen Arbeiten. 2019 war es Mikroplastik im Süßwasser, speziell in der Ybbs, das Yasemin Gedik und Hannah Schatz, untersuchten (sie besuchten übrigens heuer das Bundesfinale). In diesem Schuljahr widmeten sich Marlies Planegger und Katarina Schmidt sogenannter versteckter Schadstoffe, Trifluoracetat (TFA).

Dabei handle es sich um einen „Sekundärschadstoff“, erklären die beiden Schülerin dem Reporter. Auf die achtet kaum jemand, sie werden kaum untersucht, weil sie „nur“ Abbauprodukt anderer Stoffe (Pestizide, Medikamente, Kühlmittel…) sind – und die Untersuchung kompliziert und teuer ist. Die beiden sind die ersten, die in aufwändigen Untersuchungen Wasserproben – aus dem Wiener Becken, weil das für die Wasserversorgung sehr wichtig ist – genommen und auf TFA untersucht. Dafür mussten sie Partnerinstitute suchen und fanden eines im deutschen Karlsruhe, das darauf spezialisiert ist (Technologiezentrum Wasser).

Wir haben dann Nährlosungen erstellt, um zu beobachten, wie Pflanzen geschädigt werden, wenn die Konzentration von TFA hoch ist. Zwei Schüsseln mit Wasser – einmal mit und einmal ohne diesem „verborgenen“ Schadstoff – standen auf dem Tisch vor dem Stand des Duos in der Jugend-Innovativ-Finalausstellung. Grün die einen, mit bräunlichen Rändern die anderen Wasserpflanzen.

Ein Drittel aller Proben aus der Science-Projekt-Untersuchung wies Konzentrationen von mehr als 1000 Nanogramm pro Liter auf, über 500 ng/l kamen sie alle ist auch der Info auf der JI-Homepage zu entnehmen.

Story über das Projekt der Siegerinnen aus 2019 -> damals noch im Kinder-KURIER

Platz 2: Synthese und Analyse von Yttrium-Barium-Kupferoxid (YBCO)
Wiedner Gymnasium, Sir-Karl-Popper-Schule (Wien)
PLUS: Einladung zum International Swiss Talent Forum 2024, Nottwil

Am ersten Tag des Jugend Innovativ-Finales hat es fallweise am Stand von Karoline Jahn immer wieder „geraucht“. Sie leerte aus einem Spezialbehälter flüssigen Stickstoff in ihre Versuchsanordnung, einem von Dämm-Material umgebenen kleinen Kreislauf. Minus 180,15 Grad Celsius oder 92 Grad Kelvin wie sie zunächst dem Reporter sagt und es dann gleich auf „handelsüblich“ umrechnet. Sinn und Zweck des flüssigen Gemischs, das natürlich bei Zimmertemperatur sofort gasförmig wird, den Nachweis eines Supraleiters, den sie selbst hergestellt hat, vorzuzeigen.

Supraleiter leiten Strom mit praktisch keinem Widerstand weiter und erzeugen damit auch keine Abwärme, Leitungen oder Geräte würden nicht heiß. Für ihre vorwissenschaftliche Arbeit an der Sir-Karl-Popper-Schule für Hochbegabte am Wiedner Gymnasium hat die Schülerin aus Yttrium-, Barium-, Kupfer-Nitrat und Sauerstoff sowie Zitronensäure und Ammonium-Hydroxid bei einem pH-Wert zwischen 6,5 und 7 das Gemisch langsam erhitzt. Im Weiteren musste das Gemisch zwei Mal je 41 Stunden erhitzt und das entstandene Pulver gepresst werden.

Diese dunkle „Tablette“ legte Jahn in den besagten Kreis – und siehe da, der Strom floss und der kleine Metallmagnet, der zuvor auf einem Podest in der Mitte des Ringes gelegen war, hob sich. „Meißner-Ochsenfeld-Effekt“ heiße dieser Test, der nachweist, ob dieses Teil, in dem Fall die „Tablette“ ein Supraleiter ist, erklärt die Jugendliche Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…

Auf die Frage, weshalb sie keine technische Schule gewählt habe, meint die Schülerin, „weil ich nicht nur an Physik und Chemie, sondern auch an Sprachen sehr interessiert bin“ und zählt ihre schulischen Sprachfächer auf: Deutsch, Englisch, Latein, Französisch und Spanisch.

Platz 3: Digital Tendon Scoring Tool
HTBLuVA Salzburg

Auch wenn der Riss der sogenannten Achilles-Sehne über den jeweiligen heftigen Schmerz hinaus sogar etwas Sprichwörtliches ist, werden – vielleicht mit Ausnahme dieser kräftigsten Körpersehne dessen „Kollegen“ bisher weniger beachtet. Zumindest ist es recht aufwändig und dauert lange, um (Sport-)Verletzungen von Sehnen zu untersuchen. Theres Resch, Dagmar Müller, Philipp Rolinek, Kathrin Pürstinger und Maria Franek von der Salzburger Höheren Technischen Bundeslehr- und Versuchsanstalt haben Pionierarbeit geleistet.

Die fünf Schüler:innen erdachten und entwickelten – auf Wunsch der Paracelsus Medizinische Privatuniversität (PMU) – ein Verfahren, um Sehnenverletzungen schneller zu finden, um sie danach behandeln zu können. Die Jugendlichen kamen darauf, eine Software zu programmieren, die Bilder von Sehen in Bruchteilen von Sekunden analysiert und deutlich sichtbar darstellt. So ist dann für Medizinier:innen leicht zu erkennen, ob alle Kollagenfasern schön gerade parallel verlaufen oder sich in deren Verlauf Biegungen, Knicke oder gar Risse finden.

„Digital Tendon Scoring Tool“ ist baut auf einer A oder KI auf (artificial oder künstliche intelligence/Intelligenz), die automatisch gescannte Gewebeschnitte analysiert. Noch ist das digitale Sehnen-Bewertungs-Werkzeug in einer frühen Probephase – mit Ratten-Sehnen. „Es muss sozusagen auf Herz und Nieren geprüft werden, wir wollen dranbleiben und es weiterentwickeln bis zur Marktreife“, sagen die Teammitglieder Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… und fügen gleich noch ein, „aber es soll jedenfalls open source (also eine allen zugängliche Software) sein“.

Anerkennungspreis: A bogus fish (veganer Lachsersatz)
HTL für Lebensmitteltechnologie Wels (Oberösterreich)

Vom Umstieg auf fleischliche oder fischige Ernährung auf vegetarische oder gar vegane Kost hilft vielen offenbar so etwas wie Ersatzprodukte – von der Form („Würstel“) oder dem Geschmack. Julia Neubauer und Anna Obermair von der höheren technischen Lehranstalt für Lebensmitteltechnologie im oberösterreichischen Wels haben getüftelt und einen Lachsersatz gefunden – den sie der Ehrlichkeit halber „A bogus fish“ (falscher oder gefälschter Fisch) nennen.

„Wir garen Karotten sous vide (lange bei niedrigen Temperaturen) und legen sie dann in eine Marinade ein aus Öl, einem speziellen Räuchersalz, das wir selber kreiert haben, und dazu noch Nori-Algen, Salz und Wasser“, schildert die Erstgenannte und holt mit einem Gäbelchen Kostproben aus einem Glas, das sie auf – natürlich vegane – Brotscheiben legt und Interessierten anbietet.

Das Ganze ist Teil der Produkte der Junior Company, die sie mit Klassenkolleg:innen gegründet haben. „Wir haben auch vegane Hanf-Protein-Cracker.“

Anerkennungspreis: Auswirkung von verschiedenen Musikrichtungen auf das Wohlbefinden und die Legeleistung von Hühnern
BG Vöcklabruck (Oberösterreich)

Ihre vorwissenschaftliche Arbeit im Vöcklabrucker Gymnasium (OÖ) brachte Sarah Auer ins Bundesfinale von Jugend Innovativ. Sie wächst mit ihrer Familie auf einem kleinen Bauernhof auf „und die Hühner waren am Anfang ganz hektisch, durcheinander. Ich beschäftige mich gern mit Tieren und hab mir gedacht, vielleicht kann Musik sie beruhigen.“ Gedacht – getan. Und genau beobachtet. Mikrophon und Wildtierkamera waren ihre Arbeitsgeräte. Und Systematik ihr Mittel zur Untersuchung. Jeweils zwei Wochen beschallte sie die zwölf Hühner zwischen 6 Uhr früh und 12 Uhr Mittag. Dann einige Tage nicht, um schließlich wieder mit Musikberieselung zu starten – dann mit einer anderen Stilrichtung: Klassische Musik von Anton Bruckner, Singer-Songwriterin Ina Regen sowie die Metal-Band „We Blame the Empire“ war die Auswahl an drei verschiedenen Musikrichtungen, die den Hühnern am Vormittag in den Stall gespielt wurde. „Die Klassik hat ihnen am meisten gutgetan“, fasst die Schülerin Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… das Ergebnis ihrer kleinen (vor)wissenschaftlichen  Arbeit zusammen.

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Do it Yourself-Anleitungen für Upcycling programmier(t)en Karim Jonas Gröller, Sascha Hren und Luka Furundžija

Geschäftsideen mit Recycling, Pflanzenwissen, Holz und Vernetzung

Von 56 Anmeldungen in der Kategorie Engineering II schafften’s sechs ins Bundesfinale. Hier werden sie vorgestellt.

Platz 1: RefurbMe
HTBLVA Spengergasse (Wien)

Eine Grünpflanze wächst aus einer Konservendose. Dieses symbolische Ding steht am Stand des Projekts RefurbMe Karim Jonas Gröller, Sascha Hren und Luka Furundžija aus der HTBLVA in der Wiener Spengergasse – neben einem Kunstwerk aus einem alten Buch mit Origami-artig gefalteten Seiten. „Wir wollen Do-it-Yourself-Anleitungen – und zwar Schritt für Schritt – in einer App zur Verfügung stellen, wie aus alten Dingen neues gemacht werden kann“, ist der Grundgedanke des Projekts. „Unsere App ist noch nicht fertig, das soll Ende des Jahres sein“, gestehen sie zunächst dem Journalisten.

Sie wollen die aber gar nicht alleine befüllen. RefurbMe soll community-orientiert sein – jede und jeder kann dann eigene Bastelanleitungen raufstellen – und natürlich alle verfügbaren verwenden. Aber, so das Trio, es sei auch daran gedacht, dass die App wie ein Marktplatz funktionieren kann. Wer will kann dann auch DiY-Anleitungen kostenpflichtig anbieten – 80 % der Einnahmen kommen an den Anbieter, 10 % ans Betreiber-Trio und die restlichen 10% an eine soziale Organisation – ausgewählt von den jeweiligen Anbieter:innen.

Das heißt, die drei Noch-Schüler werken weiter an RefurbMe und gehen „erst online, wenn wir wenigstens einen brauchbaren Pool an DiY-Anleitungen haben, das wird so gegen Ende des (Kalender-)Jahres sein.“

Platz 2: Coming Home Safe
HTL Wien West
Gewann auch den Publikumspreis

Schon einsatzbereit wäre eine App, die drei Schüler:innen der HTL Wien West (vormals Ottakring) programmiert haben. Und was für eine noch dazu! „Coming Home Safe“ will und soll insbesondere Frauen Sicherheit vermitteln, wenn sie auf dem Heimweg Angst haben.

Der gleichnamige Verein, der ein Heimwegtelefon angeboten hat, das mittlerweile vom Land Niederösterreich übernommen worden ist, persönliche Begleitung vermittelt, hatte die Idee für so eine App und wandte sich an diese Schule. Lukas Semler und Benjamin Stauf wollten die Programmierung einer solchen, über die Frauen sich sozusagen tracken lassen, chatten können, als Diplomprojekt übernehmen und holten sich als Expertin dazu eine Schülerin aus der vierten Klasse, Ena Zekić. Für sie, die leider einschlägige Erfarhung hatte, war es gleichsam ein ehrenamtliches Projekt – wie auch die Helfer:innen sozusagen am anderen Ende der Leitung ehrenamtlich arbeiten. Da der Verein noch nach Menschen oder Einrichtungen sucht, die diese Aufgabe übernehmen, kann die App zwar schon runtergeladen werden – https://www.cominghomesafe.at/heimwegapp/ – aber sie funktioniert noch nicht.

Die App ermöglicht nicht nur im Angstfall den Dauerkontakt via Tracking und Chat, sondern verfügt für den Notfall über einen Alarmbutton, der erstens einen lauten, schrillen Ton aus dem Smartphone erklingen lässt und zweitens rasch die Polizei zum Ort des Geschehens lotst

Lukas Hornich Jonas Fußenegger und Raphael Anderle erzählen, dass ihnen die soziale Komponente ihres Projekts noch wichtiger ist als die Produkte selber
Lukas Hornich Jonas Fußenegger und Raphael Anderle erzählen, dass ihnen die soziale Komponente ihres Projekts noch wichtiger ist als die Produkte selber

Platz 3: KEYTAR
HTL Dornbirn (Vorarlberg)

Plektren heißt diese kleinen – abgerundeten – dreieckigen Teile, mit denen viele Gitarrist:innen die Saiten schlagen oder zupfen. Viele Musiker:innen brauchen unbedingt ihr höchstpersönliches Plektron. Damit sie es immer bei sich tragen, haben sich drei Schüler der HTL Dornbirn (Vorarlberg) einen speziellen Schlüsselanhänger ausgedacht, der als Behälter dafür dient. Woraus sich die wortspielerische Mischung aus dem englischen Wort für Schlüssel (Key) und dem lautmalersich einer Guitar ähnlichen Keytar ergab.

Aber, so betonen Lukas Hornich Jonas Fußenegger und Raphael Anderle im Gespräch mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… „viel wichtiger noch als die Teile selbst war uns die Zusammenarbeit mit einer Werkstatt für Menschen mit Beeinträchtigungen.“ Und zwar wollten die drei Schüler einerseits, dass die Gegenstände von Menschen in der lokalen Werkstätte der Lebenshilfe hergestellt werden – aber nicht nur, „wir wollten sie auch einbeziehen in den Prozess der Gestaltung“, so die HTL-4.-Klass‘ler. „Die Leute haben uns gesagt, dass sie meistens nur irgendwas anfertigen müssen, was sonst niemand machen will und nichts mitzureden haben. Wir haben sie von Anfang an in die Ideenfindung eingebunden, wie die Dinge ausschauen sollen.“

Das Trio will übrigens im kommenden Schuljahr weitermachen – mit einer anderen Form von Schlüsselanhängern, die als Box für Kondome dienen können. Daraus könnte vielleicht sogar eine Junior Company werden.

Anerkennungspreis Felerfrei
Holztechnikum Kuchl (Salzburg)

Benedikt Wallner ist „leidenschaftlicher Handwerker“ wie er sich gegenüber Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… „outet“. Nicht zuletzt deswegen besucht(e) er das Holztechnikum Kuchl in Salzburg. Gemeinsam mit seiner Mitschülerin Anna Wieland stellte er das Projekt „Felerfrei“ – natürlich bewusst ohne h – auf die Beine. „Kein echtes Holz ist fehlerfrei“, so Wallner, aber es verbreitet immer angenehme Atmosphäre in einem Raum, ergänzt Wieland.

Holz aus alten Möbeln herrichten, schleifen, ölen zu neuen Einrichtungsgegenständen zusammenbauen usw. gehört zu ihrem Projekt – gleichzeitig eine Junior Company – ebenso dazu wie das schier unendlich erweiterbare Regalsystem Mark 7: Bretter mit Löchern an den Seiten, sodass über Metallstangen der nächste Stock oder auch Verbreiterungen möglich sind.
Und, „wir kaufen Möbel, die wir verkaufen, auch zurück, wenn Kund:innen sie nicht mehr wollen oder brauchen. Das ist uns lieber als wenn sie auf dem Müll landen. Dann richten wir sie erneut her.“ Und schon gehen sie wieder in den Wirtschaftskreislauf. Womit „felerfrei“ zu jenen der vielen Projekten bei Jugend Innovativ zählt, das so „nebenbei“ auch auf Nachhaltigkeit setzt.

Anerkennungspreis: Growledge
HBLA Ursprung (Salzburg)

Eine Holzbox, gefüllt mit Erde, eine der Wände ist aus durchsichtigem Plexiglas. Aus der Erde sprießt Kresse, daneben das oberflächliche Grünzeug von Radieschen und daneben Erbsenpflanzen. So zeigen Barbara Langwieder, Celine Kraus, Stefan Piereder und Adam Rainer von der HBLA Ursprung (Salzburg) Kinder I Jugend I Kultur I und mehr … ihr „Growledge“-Projekt.

So – oder ähnlich – könnte/sollte sie dann in Volksschulen ausschauen. Die vier – und dazu neun weitere Schüler:innen (Matthias Bacher, Johanna Gruber, Thomas Hofer, Lukas Hofer-Moser, Lukas Lusser, Lara Rohrmoser, Jakob Schlick, Jakob Thaller und Elisabeth Zauner) aus ihrer Klasse haben ausgetüftelt, wie sie jungen Kindern Landwirtschaft näher bringen können. Die Klassen kriegen die Kiste, Erde, Pflanzensamen und dazu jede Menge dazu passender Arbeitsblätter, Spiele und Rezepte für das Gemüse.

Übrigens die am ersten Tag im Jugend Innovativ-Finale nicht anwesenden Schüler:innen holten gleichzeitig beim Landesfinale des Junior-Company-Bewerb den Sieg und damit den Einzug ins Bundesfinale des Wettbewerbs der Schüler:innen-Firmen.

Die Aufgaben und Rätsel sollen/wollen Wissen rund um die Pflanzen und die Erde (in diesem Fall nährstoffreicher Kompost), das Wirken von Regenwürmern – nein, solche sind nicht dabei – vermitteln. Und dazu das sinnliche Erlebnis, den Pflanzen beim Wachsen in der Klasse zuschauen zu können – aber auch darauf zu achten, wie oft sie gegossen werden müssen usw.

Das „Growledge“-Pflanzenkistl ist ein praktisches Projekt aus dem Betriebswirtschaftsunterricht, die Jugendlichen haben dafür eine Junior Company gegründet und bereits 14 dieser Pflanz- und Lern-Kisten à 75 Euro an Schulklassen verkauft.

Anerkennungspreis: Helpers – connect and help
HTL Dornbirn (Vorarlberg)

„Hey ihr, ich bin grad einkaufen, braucht wer was, das ich mitnehmen kann?“ Oder umgekehrt: „Ach, die Milch ist sauer, ist wer grad beim Einkaufen und könnt mir eine frische mitbringen?“

So oder ähnlich könnten die Nachrichten in der „Helpers“-App lauten. Elias Purin, Noah Auer und Damian Schneider, Schüler der vierten Klasse in der HTL Dornbirn haben den Prototypen dafür innerhalb von 48 Stunden bei den Innovation Days in Vorarlberg entwickelt. Die App unter dem Motto „helpers – connect and help“, die sie weiterentwickeln und dann wirklich on air schicken wollen, soll einfach Communitys ermöglichen Einkaufslisten zu erstellen und zu teilen. Ein „Hinter“gedanke dabei: So könnten auch ganz schön viele Auto-Kilometer und damit CO2 gespart werden.
Angedacht sind Zusatzfunktionen wie ein Punktesystem mit Boni, Online-Bezahlung und die Einbindung von Handelsunternehmen, die in der „Unterwegs“-Phase schon einmal alles herrichten könnten.

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Alexander Pichler, David Geiler, Max Rohracher, Emma Tagger, Marie Rohracher, Tim Klinger und Johanna Keil mit ihren vielfältigen Fußbällen und Teilen dafür

Unendlich viele Formen für Fußball-Teile und Bewegungen, die Töpfe zum Kochen bringen

Von 50 Anmeldungen in der Kategorie Design schafften’s fünf ins Bundesfinale. Hier werden sie vorgestellt. Die Jury vergab in dieser Kategorie – nicht zum ersten Mal – zwei 2. Preise, weshalb damit der dritte Platz ausfiel. Alphabetisch – nach Projektname – sind sie hier vorgestellt.

Platz 1: Was haben Fußbälle mit Nanotechnologie und Architektur zu tun?
BG/BRG Lienz (Tirol)

Fußbälle bestehen meist aus 5- und 6-Eck-Flächen. Aber muss das sein? Nein, gar nicht, nicht einmal gerade Linien braucht’s um aus vielen Elementen einen runden Ball zusammen zu bauen. Das war am Stand der Jugendlichen aus dem Lienzer (Osttirol) Gymnasium und Realgymnasium zu sehen. Aus unterschiedlichsten – 3D-gedruckten Teilen bauen sie sozusagen als 3D-Puzzles runde Bälle zusammen, darunter ist auch ein Ball aus Teilen mit geschwungenen Linien, den sie „Schlangenball“ nennen.

Alexander Pichler, David Geiler, Max Rohracher, Emma Tagger, Marie Rohracher, Tim Klinger und Johanna Keil erzählen Kinder I Jugend I Kultur I und mehr… aber, dass sie darauf nicht bloß aus Spielerei gekommen sind, sondern sich dabei von den Formen der Kohlenstoff-Moleküle inspirieren haben lassen. Und aus den 8-, 6- und 4-eckigen Formen mit Kappen von Ecken bzw. Ersetzen gerade Linien durch Viertelkreise so darauf gestoßen sind, „dass es unendlich viele mögliche Formen gibt, aus denen einen Kugel zusammengesetzt werden kann“.

Somit verbanden die sieben Schüler:innen Wissen und Erkenntnisse aus Darstellender Geometrie, Nanotechnologie, die sich viel von kleinsten Atomen und Molekülen abschaut und Kunst, speziell den Bereich der Architektur miteinander. Was die Jury begeisterte.

Platz 2: Körper als Medium
die Graphische (Wien)

Helena Vancura, Schülerin der Grafik-Klasse in der berufsbildenden höheren Schule „die Graphische“ (Wien) ist zeitgenössische Tänzerin. Ihre beiden Schulkolleginnen Miriam Kandera und Ida Kieslinger aus der Foto-Klasse und sie präsentierten – nicht nur bei Jugend Innovativ im Finale – ihr Projekt „Körper als Medium“.

Dutzende künstlerische, durchkomponierte Fotoshootings – in freier Natur und indoor – verwob das Trio zu einem spannenden, interessanten Buchband. Der beinhaltet nicht nur die beeindruckenden Fotos, Kombinationen von Tanzbewegungen und der sogenannten Labanotation – dem grafischen Festhalten von Choregrafien, wie sie Rudolf Laban erfunden hat -, sondern auch so manch poetischen Text, Gedanken zu und rund um Tanz. So schreiben die Jugendlichen etwa im Abschnitt „tanzende Drachen im Wind“ eingangs: „Du musst einem Drachen vertrauen, dass er von selber ganz hinauf will… ohne dich existiert der Drache auch, er ist nur ein bunter Stofffetzen, der nicht fliegen kann. Es braucht Mut und Willenskraft, den Drachen in die Luft zu werfen, und er wird hoch hinauffliegen…“

Der Brandstätter Verlag hat 15 Exemplare für die drei Schülerinnen gedruckt – für ihre Präsentationen in der Schule und bei Bewerben. Vielleicht folgen – bei entsprechendem Interesse – ja eine richtige Auflage, die verkauft wird.

Platz 2: Ganzkörpersportgerät
HTBLuVA St. Pölten (Niederösterreich)

Ein Sportgerät für zu Hause, das mehr oder minder den ganzen Körper und (fast) all seine Muskeln beansprucht und trainiert aber obendrein gut ausschaut, eine Art Designerobjekt ist und nicht im letzten Winkel verräumt werden muss – das war die Idee, die Kilian Lampl, Philipp Neuwirth und Anton Mayr von der St. Pöltner (NÖ) höheren technischen Lehr- und Versuchsanstalt hatten.

Vorweg: Es gibt es noch nicht, „nur“ virtuell, aber voll ausgetüftelt, berechnet und sogar 3D-visualisiert via VR-Brille.

Bevor sie aber das Gerät entwickelten und am Computer konstruierten und designten, befasste sich das Trio ausführlich mit verschiedensten Sportarten – recherchierte dazu wissenschaftliche Grundlagen und im Vergleich entschieden sich die drei Schüler dann für eine Art Kajak-Rudermaschine. Die Bewegungen sollen geführt werden, damit die Trainierenden nichts falsch machen oder sich gar verletzen.

In der Folge begannen sie mit den digitalen Konstruktionszeichnungen. Das Ding lässt sich so einklappen, dass es sogar unter einen Tisch passt. Und schaut – sowohl in den auf Rollups gedruckten Detailzeichnungen als auch via VR-Brille elegant aus. „Nun wollen wir nach der Schule probieren, ein Star-Up zu gründen, um unsere Idee zu realisieren“, sagen sie zu Kinder I Jugend I Kultur I und mehr…

Anerkennungspreis: Konstruktion und Design eines Jetboards
HTBLuVA St. Pölten

Ja, Jetboards – auch solche mit E-Motor, also strombetrieben, gäbe es schon, so gestehen Florian Hofbauer und Paul Gradinger auf die erste Frage von Kinder I Jugend I Kultur I und mehr…, ob es sich bei ihrer Erfindung wirklich um was Neues handle. „Aber“, so das Duo aus der HTBLuVA St. Pölten (Niederösterreich) „wir wollen das Sportgerät optimieren – längere mögliche Jet-Zeit übers Wasser und trotzdem erträgliches Akku-Gewicht.

Noch haben die beiden keinen Prototypen gebaut, aber getüftelt – und in Kooperation mit einem Unternehmen, das bereits einen Jet-Ski produziert – ihr sozusagen strombetriebenes Surfbrett digital komplett durchkonstruiert und sich eine entsprechende Bauweise ausgedacht.  

Anerkennungspreis: Der Topf rührt um? – Theorien zur Entstehung sozialer Bewegungen
HTBLuVA Salzburg

Klingt/liest sich ungewöhnlich, aber die vier Schülerinnen beteuern, am Beginn ihres Projekts „Der Topf rührt um“ stand tatsächlich der Traum einer von ihnen, von Lena Eder. „Ja, ich schreib mir immer Träume auf“, so sagt sie zu Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … am Bundesfinal-Stand von Jugend Innovativ. „Nein, es war nicht das Projekt von dem ich geträumt habe oder auch die Graphic Novel, die wir gemacht haben, aber wirklich dieser Titel.“

Eder erzählte von dem Traum-Titel ihren Klassenkolleginnen Michaela Bzonek, Elisa Hirnsperger und Antonia Köhnlein. „Es ist eine gute Metapher“, waren sich alle vier schnell einig, was damit zusammenhing, dass wenige Tage vorher im Unterricht Stilmittel durchgenommen worden waren.

Metapher aber wofür – da drängte sich bei den vier Jugendlichen der HTBLuVA bald Fridays For Future und andere soziale Bewegungen auf. Andere Bewegungen fielen ihnen rasch ein, etwa Black Lives Matter. „Aber wir wollten mehr, nicht nur Bewegungen beschreiben, sondern haben auch zu Theorien über die Entstehung verschiedener sozialer Bewegungen und auch ihre Geschichte recherchiert.

Klar war den vier Schülerinnen bald, dass am Ende eine Graphic Novel stehen sollte, eine insbesondere bei Jugendlichen populäre Form des Darstellens und Lesens.

Und so teilten sie sich Epochen und Bewegungen auf: Souffragetten, Antisemitismus, Bürger:innenrechts-Bewegung/USA, 68er/Westdeutschland, Hongkong und damit Bewegung im Zeitalter der Digitalisierung. Zu der Darstellung der entsprechenden Theorien und realer Persönlichkeiten haben sich die Schülerinnen jeweils auch fiktive Protagonist:innen ausgedacht. Im Wesentlichen – sicher nicht zuletzt aus Kostengründen – ist das Buch schwarz-weiß gehalten, nur wenn die jeweilige Bewegung stark kocht, kommt orange als Signalfarbe ins Spiel.

Auf ihrer eigens zum Projekt eingerichteten Homepage – https://dtru.poseins.com -kann das Buch nicht nur bestellt werden, dort finden sich auch Hoch- und Tiefpunkte aus dem Schaffensprozess an der Graphic Novel bzw. dem Projekt insgesamt. Außerdem finden sich zwei Videos, die Abschnitte aus dem Buch als Animationen in Bewegtbildern an-teasern.

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Faruk Alıcı, Moritz Burtscher und Simon Köck mit ihrem kleinen, handlichen EKG-Messgerät

Kleines handliches EKG-Gerät und Tinder für Haustiere bzw. Elektro-Schrott

Zwei der Finalprojekte in der Kategorie ICT & Digital setzen darauf, das Internet und seine Mittel genau dafür einzusetzen, worauf viele mit seiner Erfindung schon gehofft haben: Auf Ver-Netz-ung. Von 94 Anmeldungen in der Kategorie ICT & Digital schafften’s sechs ins Bundesfinale. Hier werden sie vorgestellt.

Platz 1: HerartChart
BHAK/BHAS Feldkirch (Vorarlberg)
PLUS: Einladung zur Luxembourg International Science Expo – Young Scientist Festival 2023

Als Simon Köck mit Verdacht auf Herzmuskel-Entzündung mehrmals ein EKG vornehmen lassen musste und er im Krankenhaus stundelang darauf warten musste, war der Grundstein für sein Diplomprojekt gemeinsam mit Moritz Burtscher und Faruk Alıcı von der Feldkircher Handelsakademie (Vorarlberg) geboren. Wäre doch viel einfacher – nicht nur für ihn als Patienten – wenn er seine Herzströme zu Hause oder wo auch immer unterwegs messen und die Daten an Ärzt:innen übermitteln könnte – und erst bei Bedarf zur Befundbesprechung müsste.

Es gibt zwar sogar wie Fingerkuppen-Sensor und Smart-Watch diese Möglichkeit, „die ist aber nicht so genau, Sie müssen denken, zwischen Herz und Fingerkuppe liegt doch eine Wegstrecke ;)“, sagt das Trio als es sein kleines, handliches Kästchen vorstellt (Gehäuse aus dem 3D-Drucker). „HeartChart“, wie die Schüler ihre Entwicklung nennen zu der sie mittlerweile auch eine Homepage, ein Logo und Pins mit demselben haben, erfasst mittels Drei-Kanal-Kurzzeit-Ruhe-EKG – Abnehmer direkt auf der Brust – den Herzrhythmus der Person, die es trägt. Die Daten werden via Bluetooth ans Handy gesendet. Der HeartChart-Server wertet sie binnen zehn Sekunden aus, und können für behandelnde Ärzt:innen für deren Zugriff freigegeben werden.

Derzeit verfügbare kleine EKG-Geräte „haben keine Analyse integriert: d.h. es wird dem Benutzer/ der Benutzerin nur das EKG ohne Analyse angezeigt“, erklärt Simon Köck, „unser Produkt hat somit den Vorteil, dass auch medizinische Laien ein solches EKG auswerten lassen können.“

Die Stromversorgung erfolgt über einen Akku. Köck und Burtscher wollen einschlägig weiter studieren – an den Technischen Unis Graz bzw. Wien Biomedizintechnik oder ähnliches und möglicherweise würde eine Bachelor-Arbeit zur Weiterentwicklung bis zur Marktreife führen können. Der Dritte im Bunde, Alıcı, leistet zunächst einmal seinen Zivildienst und kann sich vorstellen, danach Medizin-Informatik zu studieren

Platz 2: MatchYourPet
BHAK Waidhofen/Thaya (Niederösterreich)

Nicht Dinge, sondern Tiere und Menschen wollen Carina Pöppl und Georg Schlager aus der Handelsakademie im Waldviertler Waidhofen an der Thaya zusammenbringen. Warum gerade aus Tierheimen?

Nun, nach Ende der Pandemie landete wieder viele Vierbeiner in solchen Unterkünften, aus denen sich so manche Menschen in den Lockdown-Phasen Tiere „als Rechtfertigung fürs Spazierengehen zugelegt hatten“. Und über diese Matching-Site sollen sich dauerhafte neue Tier-Begleiter:innen finden.

Ihr Diplomprojekt wollen die beiden über den Sommer noch praxistauglicher machen und – wie sie kijuku.at sagen – „im ersten Quartal des nächsten Jahres an den Start bringen und Investoren suchen, um ei eigenes Start Up zu gründen“.

Platz 3: Document Dataset Synthesizer
HTBLA Grieskirchen (Oberösterreich)

Tim Peko und Dominik Wernsdorfer aus der HTBLA im oberösterreichischen Grieskirchen entwickelten – gemeinsam mit ihrem Schulkollegen David Rathmair – für eine Linzer Datenfirma den „Document Dataset Synthesizer“. Die komplizierten Wörter erklären die beiden Erstgenannten dem Journalisten so: „Die Firma opta data macht unter anderem die Krankenkassa-Abrechnungen für medizinische Leistungen. Die kriegen von den Ärztinnen und Ärzten oder aus anderen Gesundheitseinrichtungen ausgefüllte Formulare und eine KI (Künstliche Intelligenz) soll die einlesen. Jetzt schaut aber zwar jedes Formular gleich aus, wird aber sicher immer verschieden ausgefüllt. Manche handschriftlich, andere computerausgefüllt, die Schriften sind unterschiedlich. Manchmal am Rand, dann in der Mitte der Felder und so weiter. Wir haben eine Software programmiert, die möglichst viele unterschiedliche Trainingsdaten erzeugt, damit die KI das auslesen lernen kann. Derzeit haben wir eine Million verschieden ausgefüllter Formulare.“

Die von dem Grieskirchner HTL-Trio programmierte Software kann auch Modifikationen solcher Formularfelder vornehmen.

Anerkennungspreis: Coll.E.W – Collect E-Waste
TGM – die Schule der Technik (Wien)

Aleksandar Latinović, Jan Langer, Paul Schadauer, Patrick Stadt und Johannes Wustinger aus der Schule der Technik, vormals Technologisches GewerbeMuseum von wo noch die Abkürzung stammt, wollen Menschen, die elektronischen Schrott – alte Handys, Laptops, Computer, digitale Kameras oder was auch immer – loswerden wollen, mit Unternehmen zusammenspannen, die genau diese Gegenstände zerlegen, wertvolle Teile und Materialien entnehmen und für Re- und Upcycling verwenden und verwerten wollen.

Die Website und die dazugehörige App sind in einer Prototypen-Version fertig, aber noch nicht on air. Einerseits wollen die fünf demnächst Maturanten noch Feinschliffe vornehmen und andererseits nicht zuletzt auch einige Partnerfirmen an Land ziehen, damit der Austausch auch von Anfang an funktionieren kann.

Das ist sozusagen ein Win-Win-Win-Projekt, denn gewinnen werden jene, die das Klumpert los werden wollen, jene, die die Rohstoffe und Teile verwerten können – und last but not least die Umwelt, weil weniger Müll entsteht.

Anerkennungspreis: Neurologie
TGM – Die Schule der Technik (Wien)

Wie hoch ist die Überlebens-Chance nach einem Schlaganfall – und zwar bei welcher Behandlungsmethode. Dafür interessierten sich Dominik Bosnić, Felix Kampas, Alexander Zmugg und Philip Damianik, der beim Finale nicht dabei sein konnte) vom Wiener TGM (Technologisches GewerbeMuseum, heute „Die Schule der Technik“) im Projekt „Neurologie“. „Wir haben echte Daten (natürlich anonymisiert) von der Österreichischen Schlaganfall-Gesellschaft bekommen, diese analysiert und daraus Überlebens-Wahrscheinlichkeiten berechnet“, erzählen die Schüler Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…

In Zusammenarbeit mit Neurolog:innen wurden für diese Berechnungen von rund 200 möglichen Parametern die elf wichtigsten herausgefiltert und das entsprechende Computerprogramm von den Jugendlichen entwickelt. Unser System wirft dann vier Varianten der Überlebens-Wahrscheinlichkeit aus – von geringer, wenn nichts getan wird bis zu drei verschiedenen bei unterschiedlichen Behandlungsmethoden.

Auch nach der Matura wollend die dann nicht mehr Schüler dran bleiben, um ihr System laufend zu verbessern wozu auch die Vergrößerung des Datenpools zählen würde.

Anerkennungspreis: Trailer-Buddy
HTL Mössingerstraße (Klagenfurt, Kärnten)

In der HTL Mössingerstraße (Klagenfurt, Kärnten), aus der es in diesem Jahr übrigens gleich vier Projekte ins Bundesfinale geschafft haben (drei in Engineering II) kommen Hannes Gietler und Paul Mikosch (der in der Finalwoche erkrankt war und daher nicht dabei sein konnte). Die beiden haben eine einfache Lösung für einen Einparkhilfe für PKW mit Anhänger geschaffen. Ein kleines Kastl, vielmehr in echt vier Stück hinten und seitlich mit Abstands-Sensoren werden per Magnet am Ende des Anhängers angebracht, per Funk und damit drahtlos werden die Daten an ein Anzeigenmodul übermittelt. Dieses stellt der Fahrer/die Fahrerin neben das Lenkrad, sieht und hört ständig, ob genügend Platz – seitlich und hinten – ist, ob’s geht bzw. noch zurückgefahren werden kann. Dieser „Trailer-Buddy“, den die beiden entwickelt haben, ist somit flexibel, „es ist ein Prototyp, der so rund 150 € kostet, im Vergleich zu einem Schaden, oft auch nur Kratzer, zahlt’s sich schon aus“, so Gietler zu Kinder I Jugend I Kultur I und mehr…

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Johann Markus Wernig, David Riedl und Michael Kotschnig stellen ihren automatischen Schikantenschleifer vor

Vom automatisches Schikantenschleifer bis zur schlauen Luft- und Bodenmess-Station

Von 80 Anmeldungen in der Kategorie Engineering II schafften’s sechs ins Bundesfinale. Hier werden sie vorgestellt.

Platz 1: Automatischer Schikantenschleifer
HTL Mössingerstraße (Klagenfurt, Kärnten)
PLUS: Einladung zu EUCYS (European Contest for Young Scientists) im Herbst 2023 in Brüssel

Johann Markus Wernig, David Riedl und Michael Kotschnig haben vor sich auf dem Tisch einen Schi liegen – in einer Halterung. Und darauf ruht ein mechanisches Teil. Ein „automatischer Kantenschleifer“ wie sie ihr Projekt nannten, mit dem sie die Klagenfurter (Kärnten) HTL Mössingerstraße – aus der es heuer vier ins Bundesfinale geschafft haben – abschließen.

„Du kannst deine Kanten entweder in einer riesengroßen Maschine in einem Sportgeschäft schleifen lassen oder es selber mit einer Feile machen – dazu brauchst du ziemlich viel Geschick und gleichmäßig wird’s fast nie“, schildern die drei leidenschaftlichen Skifahrer sozusagen den Ausgangspunkt für ihr Projekt. Und ergänzen: Dadurch dass immer mehr Pisten kunstbeschneit sind, der härter ist und leichter vereist, sind gute Kanten zunehmend wichtig.

So wie es jetzt da steht oder liegt, so gestehen die drei gerade noch Schüler, sei das Gerät, das gleichzeitig und damit gleichmäßig beide Kanten, noch nicht sehr praktikabel. Aber funktionstüchtig. Zwei gegenüberliegende Schleifscheiben werden durch kleine, akkubetriebene Elektromotoren auf einem mechanischen Gestänge angesteuert. Die Akkus lassen sich über ein kleines Solarpanel netzunabhängig aufladen. Angepasst an die Taillierung des Schis liegen die Scheiben immer perfekt ausgerichtet an den Kanten an. Ein Knickgelenk in der Mitte sorgt dafür, dass es auch um die Kurve gehen kann.

„Wir werden sicher auch nach der Matura privat daran weiterarbeiten, die Teile kleiner bekommen und Abdeckungen schaffen, sodass es wirklich gut transportabel wird, kündigt das Trio die Weiterentwicklung an.

Platz 2: Bandsägewerk
HTBLA Eisenstadt (Burgenland)

Neben dem Laptop und Flyern liegen drei Holzklötze auf dem Tisch der vier HTL-Schüler aus Eisenstadt. Ein heller, ein sehr dunkler und ein nicht ganz so dunkler Holzklotz symbolisieren drei Arbeitsschritte – hobeln, flämmen, bürsten. „Und diese Arbeitsschritte kann das von uns entwickelte Bandsägewerk in einem“ erklären Jakob Bauer, Luca Gruber, Manuel Medwenitsch und Manuel Milalkovits dem neugierigen Journalisten, der wissen wollte, was das Innovative an ihrem Sägewerk ist.

Außerdem ist ihr Sägewerk ein fast kleines, handliches, jedenfalls mobiles – dazu zeigen sie eine weitere Computergrafik in der das Gestell, auf dem Baumstämme bis zu einem Durchmesser von 65 Zentimetern und einer Länge von 4 Metern be- und verarbeitet werden können, noch Autoreifen drauf hat. Mit einer eigenen Vorrichtung kann es an einen LKW angehängt werden.

Platz 3: LEVI – Levitating Scale
HTBLuVA Salzburg

Aufs erste fällt das Besondere an dieser hängenden Waagschale gar nicht auf. Dazu steht die Vorrichtung ein bisschen zu tief, aber in die Hocke gehen – oder auf das Trickreiche warten, dass eine/einer aus dem Trio Thomas Greimel, Sophie Öttl und David Pollanz mit den Fingern oder einer bunten Spielfigur zwischen vermeintlicher Aufhängung und dem Querbalken durchfährt. Denn – die Waage schwebt.
Kein Zaubertrick, sondern einfach Physik: Mit Elektromagneten und Mikrocontrollern bleibt die Schale in der Luft.

Es ist aber mehr als eine physikalische Spielerei, erklärt das Trio aus der HTBLuVA Salzburg dem Journalisten. „Im Weltraum könnte man ohne so einer Waage gar kein Gewicht messen“, lautet die erste Erklärung. Und auf die Bemerkung, dass auf der Raumstation sicher nicht so oft etwas gewogen werden müsste, kommen aber auch irdische praktische Beispiele. Die herkömmliche daneben auf dem Tisch stehende Waage zeigt ganz leichte Dinge viel ungenauer an als die schwebende Waage aus deren englischer Bezeichnung die Schüler:innen das Kürzel LEVI genommen haben, „die ist viel empfindlicher“ sagen sie und die Anzeige gibt die geringe Grammanzahl samt zwei Kommastellen an.

Weil es in dieser Kategorie erstmals sechs Projekte ins Bundesfinale geschafft haben, gab es neben den drei Erstplatzierten noch drei – nicht gereihte – Anerkennungspreise, die hier nach alphabetischer (Projektname) Reihenfolge vorgestellt werden

Anerkennungspreis: Blackout-Simulator
HTL Mössingerstraße (Klagenfurt, Kärnten)

Was müsste alles passieren, damit der Strom komplett ausfällt, es zappenduster wird, kein Computer oder was auch immer funktioniert und so weiter wäre. Und wie könnten die Stromnetze wieder hochgefahren werden? Christian Gerold, Silvana Oberhauser und Dominik Mitterfellner zeigen Kinder I Jugend I Kultur I und mehr… den Blackout-Simulator, den sie an der HTL Mössingerstraße in der Kärntner Landeshauptstadt Klagenfurt gemeinsam mit ihrem Kollegen Florian Ortner programmiert und designt haben.

Natürlich haben die Verantwortlichen bei den österreichischen Netzbetreibern ähnliche Simulationen und Programme, die sicher bewusst geheim sind. Nach Recherchen bei der Austrian Power Grid, der Betreiberin des österreichischen Übertragungsnetzes, bauten die vier genannten Schüler:innn das Simulationsprogramm, bei dem versucht und gespielt werden kann, welche Abschaltungen welche Auswirkungen hätten. Es gibt aber auch eine Option den Mix der Energie-Erzeugung zu verändern, etwa mehr Sonnen- und Wind-Strom usw.

„Wir haben aber auch ein Hardware-Modul gebaut – Großer Touchscreen auf einer Stange und einem Untersatz auf Rädern – für den Einsatz in Schulen oder auf Messen. Da wir mit dem Zug angereist sind, war’s zu groß und schwer es hierher nach Wien zu bringen“, so die Blackout-Simulator-Entwickler:innen.

Das Trio beim JI-Finale in Wien träumt davon, „mehr solcher Teile produzieren zu lassen und zu verkaufen für Bildungszwecke.“

Anerkennungspreis: Drone Landing and Maintenance System (DLMS)
HTL Mössingerstraße (Klagenfurt, Kärnten)

Vor einem weiteren Projekt-Trio im 36. Bundesfinale von Jugend Innovativ liegt oder steht – was ist hier wohl angebracht? – eine Drohne.
Ach ja, und?
Natürlich darf sie hier in dieser Halle nicht fliegen, selbst davor nicht – dazu bräuchte es Sondergenehmigungen. „Aber für Klagenfurt haben wir die“, beteuern Jonas Granig, Gianna Mendoza und Maximilian Binder bevor sie zu schildern beginnen, was das Innovative an ihrer Drohne ist. Also nicht am Fluggerät selbst, sondern das von ihnen programmierte „Drone Landing Maintenance System“ (DLMS), das sie In Kooperation mit dem berühmten Halbleiter-Hersteller Infineon entwickelt haben. „Unsere Drohne wird ständig mit Telemetriedaten gefüttert und landet punktgenau. Etwas, das heute generell noch eine Schwierigkeit bei autonom fliegenden und nicht händisch gesteuerten Drohnen ein Problem ist.

Anerkennungspreis: Smarth Agriculture Observation System
HTL Mödling (Niederösterreich)

Das erste Wort im Projekttitel von Sebastian Anderseka, Elias Flammer und Josua Marth ist kein Tippfehler; du hast vielleicht anhand des zuletzt genannten Namens vielleicht schon erkannt, dass es sich um ein Wortspiel aus der englischen Bezeichnung für schlau und Josuas Nachnamen handelt. Seine Familie betreibt einen Bauernhof im Südburgenland. Er und seine beiden Kollegen haben an der HTL Mödling (Niederösterreich) ein umfassendes, robustes, dauerhaftes Mess-System für alle in Frage kommenden wichtigen Daten entwickelt und einen Prototyp gebaut.

In der rund 3,2 Meter langen Stange – „sie soll ja auch noch auf einem Maisfeld rausschauen“ – befinden sich die unterschiedlichsten Sensoren. Temperatur, Witterung, Bodenfeuchtigkeit, pH-Werte usw. werden täglich zwei Mal gemessen und automatisch übermittelt. „Und das langfristig. So kann auch leicht geschaut werden, wo sich welche Pflanzen am wohlsten fühlen und sie daher ge- oder gegebenenfalls versetzt werden, wo wann wieviel bewässert werden muss oder noch Dünger nötig ist …“

So müssen die Landwirt:innen nicht täglich zu ihren Feldern fahren, um Nachschau zu halten – spart „nebenbei“ Schadstoff-Ausstoss und Benzin/Diesel oder auch Strom bei einem E-Fahrzeug.

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Paul Gasselseder, Lukas Feuchtl, Philipp Grömer und Matthias Feitzinger mit ihrem "Vorflügel"-Modell

Vom Vorflügel bis zum Exo-Skelett

Von 72 Anmeldungen in der Kategorie Engineering I schafften’s fünf ins Bundesfinale. Hier werden sie vorgestellt.

Platz 1: Vorflügel für Segelflugzeuge
HTBLA Eisenstadt (Burgenland)

Den wohl längsten und kompliziertesten Titel aller 40 Projekte, die ihre Projekte im aktuellen Bundesfinale von Jugend Innovativ – 38 Finalist:innen plus zwei zusätzlich für den Sonderpreis Vorarlberg – vorstellten, wählten vier Schüler der höheren technischen Lehranstalt Eisenstadt. Hinter „Research and development of a slat to improve the flight characteristic for a highperformance glider” (Forschung und Entwicklung eines Vorflügels zur Verbesserung der Flugeigenschaften eines Hochleistungsseglers) steckt der Weg, Segelflugzeuge schneller, leichter und besser starten und landen lassen zu können.

Dafür forschten und vor allem berechneten Paul Gasselseder, Lukas Feuchtl, Philipp Grömer und Matthias Feitzinger in mathematischen Simulationen mehr als 4000 Varianten wie vor dem Flügel ein beweglicher Vorflügel und am Ende eine Wölbung dessen Eigenschaften verbessert. Die Ergebnisse ihrer Berechnungen „gossen“ die vier Schüler in drei verschiedene Modell-Flügel, die sie im Windkanal testeten und ein daraufhin – ausschließlich digital konstruiertes – Segelflugzug mit diesen neuartigen Flügeln konnten sie von einem Supercomputer des Vienna Scientific Cluster an der Wiener Technischen Uni durchtesten lassen.

„Unser Plan ist es, nun Firmen zu finden, mit denen wir kooperieren können und die unsere Erkenntnisse auch wirklich bauen“, sagen sie Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…

Ach ja, dieses Projekt brachte dem Quartett den Sieg in der Kategorie Engineering I ein.

Platz 2: Lock N Ride
HTL Rennweg (Wien)

Parndorf und Bruckneudorf – beide im Burgenland – sind die Heimatorte von Leon Mramor und Bruno Kattinger. Die beiden besuchen in Wien die HTL Rennweg. Den Weg von zu Hause zum Bahnhof – und am Abend retour legen sie mit Fahrrädern zurück. Auch ihr Kollege Lukas Bernhard nutzt das Fahrrad – für den Weg zur gemeinsamen Schule. Zwei des Trios hatten schon schlechte Erfahrung mit dem Diebstahl ihrer fahrbaren Untersätze.

Das war der Ausgangspunkt für ein ausgetüfteltes Fahrrad-Schloss-System. Am Bahnhof, in einer Schule, vor einem Unternehmen oder wo auch immer errichten die Betreiber:innen massive Säulen mit massiven Ketten, die dort einge-lockt werden. Öffnen und Schließen funktioniert über das „Hirn“ Hubmagnet, Leistungstransistor, Mikrocontroller, RFID-Lesegerät) der Radschloss-Säulen mittels eines Chips. Die Stromversorgung könnte – so ein Ergänzungsvorschlag des Trios – über ein Solarpaneel etwa an einem kleinen Dach über den Radabstellplätzen erfolgen.

Platz 3: KEBA Spritzguss-Simulator
HTBLA Neufelden (Oberösterreich)

Nein, Lego-Steine spuckt die große Maschine nicht aus vor der und rund um die Viktoria Mahringer, Tobias Mittermair, Thomas Rabeder und Elias Reisinger aus der HTL im oberösterreichischen Neufelden herumwuseln und den Wissbegierigen erklären, was sie wirklich kann. „Das ist die Simulation für eine Spritzgussmaschine“, beginnt die Erstgenannte dem Journalisten zu erklären. „Sie kann nichts produzieren, weil das hier – und dabei deutet sie auf eine Stelle an der eine Metallspirale zu sehen ist – nicht offen sein dürfte. Außerdem würde hier auch zu große Hitze entstehen. Die Maschine dient zu Schulungszwecken.“

„Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens Keba für das die Schüler:innen diesen Simulator entwickelt haben, können leichter und anschaulicher auf die Bedienung eingeschult werden als würde das nur in digitalen Zeichnungen erfolgen“, ergänzen die Kollegen aus dem Team. Und da Keba Zubehör für Spritzgussmaschinen herstellt, kann anhand des Simulators die Funktionsweise auch anschaulich den (potenziellen) Kund:innen vorgeführt werden.

Übrigens: Die Kunststoffteile des Simulators stammen aus dem 3D-Drucker.

Anerkennungspreis: ModuStat – Das modulare Messstationen-Mesh-Netzwerk
HTL Rennweg (Wien)

Runde Farbtürme haben Lukas Löschl, Kristof Katzenberger und Florian Wehse aus der HTL Rennweg (Wien) vor sich auf dem Tisch stehen. Wie ein großes Steck-Spielzeug sieht ihr ModuStat aus. Dabei handelt es sich um ein „modulares Messstationen-Mesh-Netzwerk“.

Die grüne Scheibe beinhaltet die Stromversorgung, die gelbe das „Hirn“ mit der Steuerung und die orangefarbenen können mit verschiedenen Sensoren bestückt werden – je nachdem was gemessen werden soll – von der Temperatur über die Luftfeuchtigkeit bis zum CO2-Gehalt der Luft. Das System kann „natürlich“ die Messdaten auf einem externen Display anzeigen und so ausgestattet werden, dass es bei bestimmten Grenzwerten ampelmäßig anzeigt ob gut, mittel oder gegebenenfalls auch Handlungsbedarf – etwa lüften müssen.

Anerkennungspreis: Entwicklung eines Exo-Skeletts für gehbehinderte Menschen im Rahmen der Rehabilitation
HTBLuVA Salzburg

Gleichsam Skelette außen gibt es – abgeschaut vom Tierreich – unter anderem bei der Unterstützung schwerer Arbeit zur Kraftunterstützung. „Unser Exoskelett für Menschen, die im Unter- aber nicht im Oberkörper gelähmt sind, das Gehen vollständig übernehmen“, erklären Ewan Rothenwänder, Stefan Schwab und Pascal Sturm Kinder I Jugend I Kultur I und mehr… Sie und Anabel Panitz, die nicht in Wien sein konnte, entwickelten – vorerst „nur“ die Idee und das ausgereifte ausgetüftelte Konzept für ein flexibles System eines solchen Geh-Apparats für 90 % betroffener Menschen (unter 2 Meter und höchstens 120 Kilo). Es lässt sich dann aber auch sehr leicht adaptieren.

Die Maschinenbauer:innen aus Salzburg tragen sich – wie übrigens in diesem Jahr besonders viele Projektteams – mit dem Gedanken dran zu bleiben – die Patentanmeldung ist bereits im Laufen, aber die Realisierung samt wirtschaflticher Verwertung steht auf dem – dann nicht mehr – Stunden-, sondern nur mehr Plan.

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Großgruppenfoto (fast) aller Finalist:innen von Jugend Innovativ 2023

Awards für Aktivist:innen der Zukunft

In einer alten Halle eines aus dem Boden sprießenden neuen Viertels bei St. Marx in Wien stellten vor dem pfingst-Wochenende (2023) 40 jugendliche Teams – mehr als in den meisten Jahren davor – ihre Finalprojekte von Jugend Innovativ vor – einander gegenseitig, der Öffentlichkeit und nicht zuletzt den Fach-Jurys. Denn am Ende wurden die besten dieser ohnehin schon besten der 450 im Herbst gestarteten Projekte mit Preisen belohnt – in Form von Geld – in Summe werden 45.000 Euro vergeben – und nicht zuletzt mit Reisen zu internationalen Bewerben und Messen.

Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… schaute sich wie (fast) jedes Jahr wo dies möglich war – wir wissen es gab dazwischen zwei reine Online-Jahre – unter allen Finalist:innen um. Allesamt sind es zukunftsweisende Projekte, viele auch mit einem sozialen Impetus und noch mehr in Richtung achtsamer, nachhaltiger Umgang mit unserer Umwelt. Insofern sind all die Jugendlichen, die an den Projekten mitgewirkt haben „Aktivist:innen der Zukunft“ wie es in einem Video in der Award-Show heißt.

Und damit’s nicht ganz unübersichtlich wird, werden hier die Projekte gegliedert in die Kategorien als eigene Beiträge vorgestellt.

Die Katgorien…

… sind – alphabetisch gereiht:
Design – mit 50 Anmeldungen und fünf Finalprojekten
Engineering I – 72 Anmeldugen/ 5 Finalprojekte
Engineering II – 80 Anmeldungen/ 6 Finalprojekte
Entrepreneuership (Unternehmerisches Denken, meist in Form von praxisnahen Projekten, oft Junior Companys /Schüler:innen-Firmen) – 56 Anmeldungen/ 6 Finalprojekte
ICT & Digital – 94 Anmeldungen/ 6 Finalprojekte
Science (Wissenschaft) – 34 Anmeldungen/ 5 Finalprojekte
Sustainability (Nachhaltigkeit) – 71 Anmeldungen/ 5 Finalprojekte
Und zum zweiten Mal gab’s einen Sonderpreis Vorarlberg – für Projekte aus diesem Bundesland, weshalb sich zu den 38 Finalprojekten der Kategorien – in die es auch Projekte aus dem „Ländle“ geschafft hatten, zwei weitere aus Gsi-berg gesellten, die neben zwei der Finalist:innen für diesen Spezialpreis nominiert waren.

Damit die Beiträge hier nicht zu unübersichtlich werden, veröffentlicht Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… von heute an in den folgenden Tagen die Projekte jeweils einer oder zwei Kategorien.

Heute sei mit den beiden Engineering-Kategorien begonnen, die von Maschinenbau bis Elektronik reichen. In den folgenden Tagen werden Berichter über die Projekte weiterer Kategorien hier veröffentlicht.

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Ballspiel nun von der Rückseite ;)

Kopf-Ball im wahrsten Sinn des Wortes

Efekan hält einen Fußball in Händen, spielt damit. Neben ihm auf der Couch in einem der Filmstudios des Medienzentrums von wienXtra sitzen Randy und Furkan. Vor ihnen steht eine Leinwand. Davor baut Udo, ein Mitarbeiter des Medienzentrums eine Kamera auf, daneben greift Regine vom Programm AFit Potenzial Jugend bei T.I.W. – Verein für Training, Integration & Weiterbildung – zum Handy und telefoniert mit Radmila. Die ist unterwegs, um einen leichten Ball zu kaufen, nachdem es – derzeit noch – keinen Wasserball in den umliegenden Geschäften gibt. In der Zwischenzeit kommt auch Olivera. „Ich schnupper heute nur und schau zu“, stellt sie sich vor und verrät, dass sie am liebsten in einer Hotelrezeption arbeiten würde.

Die Jugendlichen sind alle zwischen Schulabschluss und Suche nach ihren weiteren Bildungswegen. Randy wird eine weiterführende Schule für Tierpflege besuchen, die beiden anderen Jungs wollen Lehren im Bereich KFZ-Mechanik machen und Radmila würde lieber heute als morgen eine Lehrstelle als Bürokauffrau, vielleicht mit Buchhaltung, antreten. Neben Praktika in diversen Partnerfirmen des Vereins steht jedes Jahr für jene, die das wollen, auch die Produktion von (Trick-)Filmen im Medienzentrum auf dem Programm. Hier dreht es sich darum, die kreativen Potenziale ins Zentrum zu rücken.

Ideen-Findung

Für jenen Film, bei dessen Entstehung Kinder I Jugend I Kultur I und mehr… zuschauen und fotografieren darf, haben sich die genannten Jugendlichen eine Geschichte mit einem Ball ausgedacht. Grundsätzlich. Noch ist nicht (ganz) klar, was mit dem Ball wirklich passieren soll. Im Zimmer neben dem Studio, sozusagen dem Regie- und Ton-Raum, sitzen alle im Kreis, Ideen werden einge- und wieder verworfen. Bis eine sich verfestigt. Randy und Efekan schupfen den Ball hin und her. Irgendwann trifft der Ball auf Efakans Kopf. Der fliegt weg – der Kopf, nicht der Ball wohlgemerkt. Landet in Randys Händen. Die Idee mit „la lü la lü“ und Rettung wird gleich wieder beiseite geschoben. Nein, der Kopf wird wieder zurückgeworfen, landet auf Efekans Hals. Ende gut, alles gut! Nur mit Verblüffung, Erstaunen.

Umsetzung

Gesagt – nun geht’s um die Umsetzung in die Tat. Udo holt Kartons, Stifte und Messer, klebt den Karton an die Rückseite der Leinwand. Efekan stellt sich davor, Olivera und Regine zeichnen die Umrisse des Schattens, den sein Kopf auf den Karton wirft, nach und schneiden den Papier-Kopf danach aus. Udo, Furkan und Efekan kleben eine durchsichtige Anglerschnur an eine lange ausziehbare Teleskopstange und an den anderen Enden den Ball. Das Gleiche passiert mit dem ausgeschnittenen Karton-Profil.

Nun stellen sich Randy und Efekan hinter die Leinwand, das Saal-Licht wird ab- und dafür eine starke Lichtquelle hinter der Leinwand aufgedreht. Furkan und Regine halten an den Stange Ball bzw. Kopf. Udo gibt Tipps – auch für die eine oder andere Wiederholung mit Varianten. Vor der Leinwand nimmt Radmila hinter der Kamera Platz. Klick, klick, klick. Die ausgedachte und beschriebene Szene wird gespielt. Die Schatten fotografiert.

Vertonung

Eine halbe Stunde und 300 Fotos später sitzen alle im Regie-Raum, schauen einige der Bilder an – und überlegen gemeinsam, welche Geräusche und/oder Ausrufe zu welcher der Szenen passen würden. Mehr oder weniger mutig, stellen sich die Jugendlichen ans Mikro, um die Vertonung des Trickfilms vorzunehmen. Noch bleibt einiges zu tun, bevor der Trickfilm geschnitten werden kann – das steht beim nächsten Nachmittagstermin im Medienzentrum auf dem Programm. Einige der jährlich hier von diesen Jugendlichen gestalteten Filme werden übrigens für die Video- und Filmtage, die das Medienzentrum seit mehr als zwei Jahrzehnten ausrichtet – Einreichungen für Kinder und Jugendliche (bis 22 Jahre) bis zum 28. August; Festival 5. bis 9. Oktober 2023) gezeigt, andere im Sommer auf ORF III im Format „Kunstraum – Kurzfilmbühne für benachteiligte Jugendliche“ ausgestrahlt.

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ausbildungsfit-potenzial-jugend

videoundfilmtage 2023

Proben-Szenenfoto aus "Es zieht!", Theaterwild-Werkstatt "Wildwuchs" im Dschungel Wien

Plastikfutter und Luft-Spray

Schon im Hintergrund eine Art Schnürl-Vorhang – aus lauter aneinander geknüpften Plastikflaschen und an einem seitlichen Bühnenrand stehende aufblasbare Sitzmöbel deuten das Problem an, um das sich „Es zieht!“ drehen wird. 14 Kinder und junge Jugendliche bespielen – eingebettet in eine Geschichte rund um eine Party – das Thema Plastik(müll).

Die jungen Darsteller:innen haben mit ihrer Regisseurin die ganze Saison in einer der vier Theaterwild:Werkstätten – wie die anderen drei – das Stück gemeinsam erarbeitet. In dieser Werkstatt namens „Wildwuchs“ haben sie sogar für das Bühnenbild und die Requisiten gesammelt – die Flaschen – im Laufe der rund 50 Minuten werden fast Unmengen von solchen auf die Bühne rollen und fallen.

Party zum (Welt-)Untergang

Auswirkungen dieser Vermüllung auf die Welt(meere) spielen sie in verschiedenen Szenen, die – durch Blacks getrennt – ins Party-Spiel eingebaut sind. So schwimmen die meisten der jungen Theaterleute als Fische über die Bühne und beißen sich an Plastikstücken – von anderen gespielt – tot.

Aber auch die Party selbst – mit Freund- und Feindschafften, dem Auftreten unterschiedlichster Typ:innen – einer Hilfsbereiten ebenso wie zweier reicher Schwestern, die allen zeigen wollen, was sie sich alles leisten und sozusagen auch die Welt kaufen könnten – hat einen bitterbös-sarkastisch-witzigen Höhepunkt: Eine der Gäst:innen bietet Luft in Sprayflaschen an, dafür gibt’s kein Trinkwasser mehr und das regionale Bio-Buffet bleibt praktisch unangetastet.

(Spiel-)Witz

Trotz der Schwere der Themen ist „Es zieht!“ – der Titel klärt sich erst am Ende und soll hier natürlich nicht verraten werden – wird das Stück recht witzig werden – Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… durfte eine der letzten schon durchgängigen Proben sehen, weil zur Aufführungszeit nicht anwesend. Für den Humor sorgen einerseits der Spielwitz der jungen Darsteller:innen als auch die überspitzt präsentierten zugespitzten Auswirkungen menschlichen Handelns auf die Erde, von der es keinen Ersatz also keinen Planeten B gibt. Dass sich das Publikum aber nicht nur gedanklich damit auseinandersetzen soll, dafür sorgt ein aktionistisches Ende – das natürlich nicht gespoilert werden soll.

(Um-)Welt

Auch die anderen drei Theaterwild:Werkstätten im Theaterhaus für junges Publikum haben sich intensiv mit der Klimakrise auf Menschen und Natur auseinandergesetzt. Die szenischen Ergebnisse der monatelangen Workshops sind nun beim Festival – bis 12. Mai 2023 (manche aber nur bis 6. bzw. 9. Mai) zu erleben – siehe Info-Box.

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Großgruppenfoto mit allen Finalredner:innen samt dem u.a. für Bildung zuständigen Wiener Stadtrat und Vizebürgermeister

Engagierte junge Reden für Umweltschutz und gegen Diskriminierungen

Die Volkshalle des Wiener Rathauses, und einer der Nebenräume wurden Ende April zur Tribüne junger, starker Redner:innen, teils – in der Kategorie „Sprachrohr“ – mit Performance-Einlagen. Die Themenpalette der engagierten Jugendlichen, die es schon durch Spitzenplatzierungen in der Vorrunde ins Landesfinale hierher geschafft hatten, war breit. Umweltschutz und Kampf gegen den Klimawandel einschließlich eigener, „kleiner“ Dinge, die große Beiträge liefern können, spielte in vielen Beiträge eine große Rolle; andere Themen – genauso leidenschaftlich angesprochen – waren Bildung, Konsumwahn am Beispiel von Mode, Rassismus, Sexismus und die davon ausgehenden Diskriminierungen sowie Tierschutz. Übrigens: Die 19 Finalist:innen – und vier Gastredner:innen aus Budapest – hatten – entsprechend den Jury-Votings – schon gewonnen – in den Vorrunden, bei denen insgesamt fast 130 Jugendliche angetreten waren.

Mental Health

Ein anderes Thema, das viele Jugendliche bewegt, von Politik und Medien aber noch immer nicht ausreichend aufgegriffen wird, sprach – und das sehr persönlich und damit äußerst mutig – Chelsey Pils von der FachMittelSchule Wien West im 18. Bezirk an: Psychische Gesundheit und den großen Mangel an Versorgung in diesem Bereich, eklatant verschlimmert durch die Pandemie und ihre Folgen, u.a. erzwungener Vereinsamung. Die Jugendliche schilderte von ihrem Absturz, aber auch dem Glück im Unglück, unterstützende Eltern und Lehrer:innen – in einer neuen, der jetzigen, Schule – (gehabt) zu haben, die ihr mitgeholfen haben, aus der Krise heraus zu einem – wieder – glücklichen Leben gefunden zu haben. Nicht nur wegen ihres Mutes und der Kraft, sich zu einem Neu-Anfang durchgerungen zu haben, sondern wegen der Qualität ihrer Rede gewann sie die Kategorie „klassische Rede“ in ihrer Schul-Kategorie.

Nicht vollständig

Da die Reden in den beiden unterschiedlichen Räumlichkeiten gleichzeitig stattgefunden haben, konnte Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… als Ein-Personen-Blog/Website nicht alle Redner:innen verfolgen – alle Reden wird es, so die Ankündigung von wienXtra, das den Bewerb wie Hunderte andere Aktivitäten für die Stadt Wien veranstaltet, bald auf deren YouTube-Kanal zum nachsehen und -hören geben – Link in der Info-Box mit allen Ergebnissen des 70. Finales des Landesjugendrede-Wettbewerbs, dessen Sieger:innen – in den verschiedenen Kategorien – Anfang Juni auf die Kolleg:innen aus den anderen acht Bundesländern beim Bundesfinale, diesmal in Innsbruck, treffen.

Performance

Auf einige Beiträge wird hier aber schon noch extra eingegangen werden, ohne die Leistung anderer schmälern zu wollen, die besser abgeschnitten haben. In der Kategorie Sprachrohr ist mehr als „nur“ reden erlaubt und es können Themen auch in Teams zur Sprache gebracht werden. Dazu hatten sich unter anderem Constantin Gasser, Laurin Vierkens und Louis Kraft Kinz aus der Vienna European School entschlossen. Szenisch umgesetzt sprachen sie – in Reimform – über „Klima-Kleber-Chaos“. Der eine – nicht wirklich an den Rathausboden geklebt aber in dieser Position, ein anderer als wütender im Stau stehender Autofahrer, die Argumente sich gegenseitig an den Kopf werfend, zeigten sie die unterschiedlichen, nein gegensätzlichen Argumente auf.

Ähnlich agierten übrigens auch Alex Arok, Barnabas Legendi, Barbara Simon von der Europaschule Budapest, die in ihrem Gastbeitrag „Unsere Zukunft“ thematisierten. Die zuletzt Genannte in der Rolle der Pessimistin, ihre Kollegen als Optimist bzw. Realist – und entsprechend ganz in Schwarz bzw. in Weiß sowie Weiß und Schwarz gekleidet.

Apropos „aktionistisch“: Zwei Reden veranlassten kijuku.at dazu, in der Pause zwei Jugendliche zu einem kleinen Fotoshooting zu bitten, das vielleicht ein bisschen zum Nachdenken anregen könnte 😉

Kopftuch-Gedanken mal zwei

Doch bevor’s dazu geht, zuerst zu den Rednerinnen und ihren Inhalten: Elina Visanbieva von der Fachmittelschule in Wien-Donaustadt sprach über „Kopftuchgedanken“. Das Stück Stoff auf dem Kopf – das sie übrigens nicht trug -, verleite viele Menschen, Frauen und Mädchen die ihr Haar verhüllen, abzustempeln. Keine/r frage die Kopftuchträgerinnen danach, was sie im Kopf haben, schubladisieren sie aber und vielfach werden sie diskriminiert, ihre Chancen geschmälert…

Ela Hafaiedh aus der Berufsschule für Lebensmittel, Touristik und Zahntechnik sprach, wie schon in der Vorrunde, äußerst engagiert über „Rechte der Frauen im Iran und Islam“, über die seit Monaten andauernde Protestbewegung im Iran seit dem gewaltsamen Tod der jungen iranischen Kurdin Jîna Mahsa Amini nach ihrer Verhaftung im September 2022. Dabei kritisierte sie, dass viele im Westen nur darüber jubeln, dass sich protestierende Frauen Tücher vom Kopf reißen und/oder Haare abschneiden. Es gibt genauso Frauen mit Kopftuch, die gegen die Unterdrückung – nicht nur im Iran aufstehen. Jede sollte selber entscheiden dürfen, wie sie sich kleidet, weswegen Ela Hafaiedh gleichermaßen das Burkini-Verbot an französischen Stränden anprangerte und dass Kopftuch-Gegner:innen nicht dieses ebenso kritisieren.

Einmal mit und einmal ohne …

Und weil immer wieder sehr heftig über Mädchen und Frauen hergezogen wird, die ein Kopftuch tragen, sie auf dieses reduziert werden, bat Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… die bebrillte Rednerin Elina und ein Mädchen ohne Brille, die aufmerksam zugehört hatte, zu gemeinsamen Fotos auf der Bühne in der Volkshalle – siehe über dem Zwischentitel.

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Weitere Final-Redner:innen

Ehrung der Top-Redner:innen

Auftritt des Chores „Royal Voices“

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Schnappschüsse

Szenenfoto aus "Ein Sommernachtstraum" der 7 D, BORG Hegelgasse im Theater Arche (Wien)

Traumhafter „Sommernachtstraum“

Fast zwei Stunden durchwegs pure Spielfreude, ein kompletter – hin und wieder auch mit original-englischen Passagen – „Sommernachtstraum“ William Shakespeares – gespielt von Jugendlichen. Sie alle sind Schüler:innen der 7D des polyästhetischen Zweiges des BORG (BundesOberstufenRealGymnasiums) in der Wiener Hegelgasse 12 – wem das nun bekannt vorkommt, ja, genau, es gab hier auf dieser Site schon einen Probenbericht samt Interviews mit einigen der Jugendlichen – Link hier unten

Liebeswirren

Nun aber gehen die Aufführungen echt über die Bühne im Theater Arche (Wien-Mariahilf), mit dem sie auch in Kooperation erarbeitet worden sind. In nicht ganz zwei Stunden (eine Pause) erzählen, nein spielen, die fast zwei Dutzend Jugendlichen die ganze Geschichte mit ihren teils schon recht verwirrenden vom Elfenkönig Oberon (Yannic Schober) im Kampf gegen seine Ehefrau, Titania angezettelten Liebeswirren. Diese soll sich in das nächstbeste Wesen, am besten ein tierisches Monster, verlieben, wenn sie ihre Augen aufmacht, die Oberon mit Liebestropfen beträufeln lässt.

Puck- und Titania-Trio

Sein Gehilfe Puck wird in dieser Inszenierung (Regie: Co-Arche-Direktor Jakub Kavin, Schauspiel-Unterricht Lehrerin Ute Bauer) von drei Jugendlichen miteinander und gleichzeitig, manchmal synchron, aber immer mit unterschiedlichen individuellen Noten gespielt: Kieran Foglar-Deinhardstein, Theresa Gerstbach und Finja Sturm. Gleiches gilt übrigens auch für Titania, in deren Rolle Mia Aimet, Zoë Falkner und Amelie Strolz schlüpfen – und sich in den zum Esel verwandelten schauspielenden Handwerker Zettel verwandeln. Dessen Darsteller Christopher Rohlfing strotz nur so vor komödiantischem Talent.

Viele Lachmomente

Dies vor allem in einer der weiteren Ebenen des Shakespeare’schen Stückes. Zettel und die anderen Handwerker:innen – Nora Gaugg als Schlucker, Elena Feigl als Schnock, Lisa Mair als Flaut und Emily Valant als Schnauz (die jetzt genannten spielen auch Titanias Elfen wo sie noch um Alisya Fabian verstärkt werden) – sollen mit der Tragödie von „Pyramos und Thisbe“ für eine theatrale Einlage bei der Hochzeit von Theseus (Viktoria Ginzel) und Hippolyta (Daria Tayel) sorgen. Zettel will fast alle Rollen an sich reißen, spielt den Alleskönner und sorgt im „Probenprozess“ für die „Tragödie“ für kräftige Lacher fast auf dem laufenden Band.

Er liebt mich, er liebt mich nicht …

Eine weitre zentrale Ebene des Stücks sind die angerichteten Liebeswirren um das Paar Hermia und Lysander (Flora Oswald-Ulreich) einerseits. Und andererseits um Helena, die unsterblich in Demetrius (Elizabeth Dorner) verliebt ist, der aber von ihr genau gar nichts wissen will. Das soll durch die Liebestropfen geändert werden. Aber Schreck, „natürlich“ passiert auch hier dem Kobold, hier natürlich dem entsprechenden Trio, ein „Versehen“: Neben Demetrius, der übrigens nach einem adeligen Versprechen Hermia, die Tochter des Egeus (Linnea Paulnsteiner) heiraten soll, wird auch Lysander eingetropft – und beide sehen als Erstes jeweils Helena, verlieben sich in sie. Und die denkt und fühlt, sie würde von beiden verarscht. Als obendrein Hermia auszuckt, dass ihr Lysander sie nun verachtet, vermutet Helena gar ein Trio-Komplott, das sie an den Rand des Wahnsinns bringt.

Geteilte Rollen

Sowohl die Rolle der Helena als auch die der Hermia teilen sich jeweils zwei Schülerinnen – abwechselnd in verschiedenen der Vorstellungen. In jener, die Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… besuchte waren dies Lena Hergolitsch (in den anderen spielt Lelia-Sidonie Herbeck die Helena) und Vicencia Amon-Lavnick (die andere Hermia spielt Mirandolina Wissgott).

Und trotz großartiger Ensemble-Leistung muss einfach die genannte Hermia-Darstellerin extra erwähnt werden, die insbesondere in dieser heftigen Szene, da sie die entwürdigende Ablehnung durch ihren Liebsten, erlebt und ausflippt, spielt Vicencia Amon-Lavnick großartig auf, lässt den Atem der Zuschauer:innen stocken, wenn sie zu Boden geschleudert wird. Und bewahrt dennoch ihre Würde – insbesondere im Abgang, bei dem sie unabsichtlich gegen einen der Bäume – die zum Glück aus hängenden dünnen Stoffsäulen bestehen (Bühne: Johannes Hierzenberger und Martin Kaar) rennt und spontan reagiert als wär’s geplant.

Live-Musik und Tanz

Die Schüler:innen spielen aber nicht nur, zu Livemusik (einer der Lehrer: Florian Ehrlinger) gibt es immer wieder auch getanzte Szenen (Choreografie: Lehrerin Manuela Bayer). Und auch das beherrschen die Jugendlichen. Klar, sie besuchen einen Schulzweig, bei dem Theater und Kunst einen Schwerpunkt bilden. Doch mit dieser „Ein Sommernachtstraum“ können sie durchaus mit anderen professionellen Produktionen sehr gut mithalten.

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Kundgebung und Demonstration der Initiative "Change for the Youth" (Veränderungen für die Jugend

Jugendliche organisierte eigene Demo für mental health

„Warum müssen wir uns hier hinstellen und demonstrieren!?“, stellte Anna, eine der Redner:innen – (fast) allesamt Jugendliche oder ganz junge Erwachsene – rhetorisch die Frage an Demonstrierende und Passant:innen auf dem Wiener Christan-Broda-Platz – schräg gegenüber dem Westbahnhof. Unter dem Hashtag Change fort he Youth und mit dem entsprechenden Kürzel CFY (Veränderung für die Jugend) haben sich in den vergangenen Wochen junge Leute zusammengefunden, die zu „mental health“ mehr wollen und fordern als darüber reden und einige Therapie-Einheiten für viel zu wenige Betroffene locker zu machen.

Zehntausende Jugendliche leiden an den Folgen der Pandemie mit ihrer über mehr als zwei Jahre immer wieder für Wochen und Monate aufgezwungenen Blockade analoger, realer sozialer Kontakte einerseits und oberndrein durch die Umweltkrise andererseits ausgelösten Zukunftsängsten und Perspektivlosigkeit. Leiden im Sinne auch manifester Depressionen bis Suizidgefährdungen.

Die schon eingangs genannte Rednerin – Auszüge in einem der beiden Videos – berichtete zu Beginn ihres Beitrags von einer Bekannten, die das Gesundheitssystem „fallen gelassen hat. An diesem Tag hab ich mich entschieden, nicht mehr leise zu klagen, sondern aktiv etwas dazu beizutragen, unserer Stimme Gehör zu verschaffen.“

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Von dem LKW auf dem genannten Platz aus sprach auch Dr.in Monika Stark, psychotherapeutische Ärztin in Brunn am Gebirge (NÖ) und schilderte, dass sie genauso viele jugendliche Patient:innen mit Depressionen wie mit Grippesymptomen habe. Die Regierung hefte sich das Projekt „Gesund aus der Krise“ für das sie 30 Millionen Euro zur Verfügung stellt(e). Die reichen allerdings nur, damit rund 11.000 Jugendliche Therapien in Anspruch nehmen könnten, die Zahl der Betroffenen liege allerdings bei rund 700.000. Gleichzeitig bewunderte die Ärztin die Aktion der jugendlichen Initiator:innen dafür, dass sie sich selbst aus der Krise rausgerissen und aktiv geworden, also ins Handeln gekommen sind.

Das System macht krank

„Das System macht krank“ stand auf einem der wenigen handschriftlichen Plakate, die den massiven Regen überlebt hatten. Getragen auf dem anschließenden Demonstrationszug (bis zum Platz der Menschenrechte neben dem MuseumsQuartier) durch die Mariahilfer Straße von Anisha. Zu ihrer Losung sei sie gekommen, weil es viel zu wenige Therapieplätze gibt. Und weil das Problem viel zu wenig angesprochen wird. Sie selbst „war das Schlimmste damals, dass ich die Motivation für alles verloren habe und irgendwie nichts mehr wollte“, wie sie Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… schilderte. Auf die Frage, wie sie aus diesem Loch wieder rausgekommen sei, sagte die 14-Jährige: „Als die Schule wieder geöffnet war – und meine Mutter hat mich auch zum Rausgehen gedrängt.“

Kostenlos!

„Es gibt nicht nur zu wenige Therapieplätze, die müssten auch kostenlos sein“, erklärt die Ärztin noch dem Reporter, „denn auf Krankenschien, da müssen die Betroffenen erst recht wieder ungefähr die Hälfte der Kosten selber tragen und damit kommen Kinder von Menschen mit sehr wenig Geld gar nicht in den Genuss von Therapiestunden.

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Szenenfoto aus "Salome" der jungen Gruppe "Augentheater der Zukunft" im Dschungel Wien

Komm ich aus der Gewaltspirale dieser Familie raus?

Achtung! Vorsicht! Eine heftige Geschichte. Vielleicht noch heftiger gespielt. Von einem Ensemble theaterbegeisterter, spielfreudiger Nachwuchs-Schauspieler:innen – samt ebensolchem Team rund um und im Hintergrund. Reißt mit, lässt den Atem stocken. Und sogar am Ende zögern, ob gerade die letzte Szene applaudieren lässt oder wenigstens eine Pause brauch, um zu schnaufen, zu verdauen, wenngleich die Leistung der sehr jungen, leidenschaftlichen Gruppe „Augentheater der Zukunft“ natürlich nach kräftigem Beifall „schreit“.

Klingt, pardon liest sich, wohl ein wenig kryptisch. Wobei die Unterzeile ja schon verraten hat, worauf sich dieser erste Absatz bezieht. Dennoch sie – vor einer kurzen Beschreibung des Plots – genannt. Das Stück heißt „Salome“ – nach dem – im Original auf Französisch verfassten – gleichnamigen, zur Entstehungszeit umstrittene, teilweise zensurierte, Einakter von Oscar Wilde (1891), das wiederum die Basis für die ebenfalls so benannte Oper von Richard Strauss (1905) bildet. Die ist viel bekannter als Wildes Stück. Und wie so oft bei Opern oder auch bei Pop- und Rocksongs beispielsweise in englischer oder einer anderen Sprache geht der Text, der Inhalt (fast) unter.

Der Plot

Also Salome, Tochter der Herodias, ist Jugendliche an der Schwelle zur Erwachsenen. Ja, der Name täuscht nicht, ein unmittelbarer Vorfahre des Paares war der der berühmte biblische Massen-Kinder-Mörder, weil er Angst hat, seinen Thron an den Messias zu verlieren. Die Jugendliche beginnt sich gegen Ver- und Gebote aufzulehnen, eigene Wege gehen zu wollen. Außerdem ist ihre Mutter mit ihrem Onkel in zweiter Ehe verheiratet, der sie seinem Bruder noch dazu geraubt hat. Und die Stieftochter dauernd mehr als lüstern betrachtet. Sie entfernt sich vom königlichen Empfang und Fest, wandert im Freien – hier (Stückfassung und Inszenierung: Sebastian Kranner, Dramaturgie: Anna Blei) auf und rund um eine Kegel-Bahn (Ausstattung: Laura Hörmann, Anfertigung Bühnenbild: Katja Banović) – und entdeckt den in einen Brunnen eingesperrten Propheten Johanaan (der in anderen Erzählungen Johannes dem Täufer entspricht). Der äußert sich immer und immer wieder in Dauerschleife mehr als abfällig über die Herodias. Salome findet Gefallen an ihm, verspürt Lust nach seinem Körper, erfährt von ihm aber nur Ablehnung. Als ihr Stiefvater von ihr mehr verlangt als sie nur anzuglotzen, sondern für ihn zu „tanzen“ und auch das noch nicht alles ist, willigt sie widerwillig ein, aber nur wenn er sein Versprechen halte, ihr jeden Wunsch zu erfüllen. Nach vollzogenem sexuellem Missbrauch verlangt sie den Kopf des Propheten auf einem Silbertablett – um dessen Mund zu küssen. Wird das Opfer selber zur Täterin? Oder?

„Nur“ im Kopf?

Diese Inszenierung hat dann dabei noch eine heftige Überraschung parat, die hier nicht verraten sei. „Aber alles spielt sich nur in Salomes Kopf ab“, beruhigt der junge Regisseur im Gespräch mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… „Ich wollte genau dieses Stück machen, weil ich etwas gesucht habe, dass das Erwachsenwerden einer Jugendlichen, dem aufkommenden auch sexuellen Begehren, dem Nicht-Befolgen der elterlichen Regeln, der Reflexion des Erlebten und dem Versuch, eigenständig zu werden, zum Inhalt hat. Und Oscar Wildes Stück bietet so viele Möglichkeiten der Interpretation.“ Zwei Jahre der Vorbereitung, der Beschäftigung liegen zwischen der ersten Idee und der nunmehrigen Premiere (KiJuKU sah die Generalprobe) im Dschungel Wien – zu erleben bis 15. April 2023).

In anderen Welten

Für Salome – wie in einer eigenen Welt agierend Lea Witeschnik – hat diese Inszenierung noch eine Art Alter Ego/beste Freundin/Schutzengel erfunden. Hannah Rehrl ist noch vor Salome, die fast akrobatisch aus einer hochgelegenen Nische des Theatersaals auf die Spielfläche kommt, auf der Bühne – und verschwindet in dem Moment, als sich am Ende Salome von ihrer Mutter (Rebecca Richter), die sie zwar gegen den Stiefvater aufmuntert, aber dann doch nicht handelt, als er ihr Gewalt antut, befreit.

Apropos „Engel“: Auf der Anzeige der Kegelbahn erscheinen immer wieder sogenannte Engelszahlen: 333, 000, 555,666, 777, 999. Diese aus er esoterischen Numerologie kommenden 3-Ziffernfolgen stehen für Begriffe wie Gedanken & Gefühle, Potenziale, Veränderung, Reflexion usw., die zur jeweiligen Szene passen (sollen).

Noch stärker als Salome-Darstellerin Witeschnik ist Colin Johner in der Rolle als in einem Lichtkreis gefangener Prophet in einer anderen Sphäre, irgendwie ver-rückt. Den herrschsüchtigen, machtgeilen Onkel, der gleichzeitig nun Stiefvater ist, gibt Filipp Peraus recht beängstigend.

Live-Cam

Auf – und teilweise neben der Bühne agiert immer wieder auch Andrea Gabriel Video – mit einer Live-Kamera, in der sie Salome beispielsweise auf Gängen hinter der Bühne filmt, was groß auf die Rückwand der Bühne projiziert wird. Aber auch in Szenen auf der Bühne wird vor allem Salomes Gesicht damit riesig, detailreich sichtbar.

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Über „Fräulein Else“, ein früheres Stück dieser jungen Gruppe -> damals noch im Kinder-KURIER

Titelfoto zur Studie auf der Website von saferinternet.at

Erste Informationsquelle für Jugendliche: Social Media, aber unglaubwürdig

Selbst Websiten klassischer Medien werden von 11- bis 17-Jährigen nur halb so viel herangezogen wie Soziale Netzwerke (39 zu 80 Prozent der befragten 400 Jugendlichen in einer Studie zum Safer Internet Day 2023. Knapp hinter den Sozialen Netzwerken rangiert YouTube mit genannten 75 % an zweiter Stelle. Noch vor den genannten Websites holen sich die Jugendlichen – neben der Umfrage unter den 400 jungen Menschen arbeitete die Studie noch mit einigen Fokusgruppen intensiver – ihre Informationen von Influencer:innen (63 %) und Streamingplattformen (59 Prozent) sowie im Fernsehen (am TV-Gerät).

Wikipedia rules

Gleichauf mit den Homepages von Medienhäusern suchen/holen sich 11- bis 17-Jährige ihre Nachrichten und Wissenswertes von Wikipedia, knapp gefolgt von Radio (37 %), Podcast (24%), Gratis- (18%) sowie Tageszeitungen (17%) Bei Letzteren waren es fünf Jahre zuvor noch ein Viertel (25 Prozent), während die Nutzung als Informationsquelle bei Social Media von 59 auf 80 Prozent und bei YouTube von gar 27 auf 75 % in die Höhe geschnellt ist.

Zusammenfassende Grafik einiger der tudienergebnisse von Safer Internet.at
Zusammenfassende Grafik einiger der tudienergebnisse von Safer Internet.at

Die Häufigkeit der Nutzung geht aber auch mit einer gehörigen Portion (gesunder) Skepsis einher. Gefragt nach der Glaubwürdigkeit, geben die Befragten bei Sozialen Netzwerken 8, Influencer:innen p und YouTube 10 Prozent an, während sie Wkiipedia zu einem Viertel (25%), Radio, TV sowie den Webseiten klassischer Medien zu einem Fünftel (21 bzw. 20 bzw. 19 %) vertrauen.

Glaub ich nicht

Fast die Hälfte der Jugendlichen antwortete auf die Frage „Wie oft passiert es dir, dass du dir nicht sicher bist, ob Informationen, die du im Internet findest richtig/wahr sind?“ mit oft 8 ca. ein Drittel/34 %) bzw. sehr oft (15 Prozent), weitere rund 40 Prozent nannten: „manchmal“, für „nie blieb kein Zehntel der 11- bis 17-Jährigen.

Grafik zum 20. internationalen Safer-internet-Tag
Eine der Grafiken, mit denen auf den 20. internationalen Safer-Internet-Tag aufmerksam gemacht wird

Das Überprüfen von Falschinformationen habe jeweils rund ein Drittel der Jugendlichen in der Schule bzw. von Eltern erlernt. Als Überprüfungsmittel gaben mehr als die Hälfte (54 %) den Vergleich mehrerer Quellen an; ein Fünftel (22 %) kennen Fakten-Checker, die Hälfte davon (insgesamt 12 Prozent) nutzen sie. Fast sechs von zehn der Befragten (58%) gaben an: „würde gern mehr darüber wissen, wie man Informationen überprüft“.

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Saferinternet.at -> Studie zu Jugendliche und Mediennutzung

Foto vom Auftritt der Band "The VoiceBreakers" aus Salzburg

Die „Stimmbrecher“ rockten Jung-Literaturveranstaltung

Mehr als eine Umrahmung oder Untermalung lieferte in diesem Jahr beim Gala-Finale des Jung-Literaturbewerbs texte.wien die Band „The VoiceBrakers“ aus Salzburg. Dass zwei von ihnen mit Schlagzeug und Gitarre sozusagen einen Gong ersetzten, um nach jeweils nicht ganz zwei Minuten (1.50) den professionellen Vortrag von Auszügen aus den 25 Finaltexten zu stoppen, ist (auch) im Hauptartikel über den Bewerb zu lesen (Link am Ende dieses Beitrages).

Die vier Jungs, die sich aus dem Musischen Gymnasium Salzburg kennen, rockten mit ganzen Nummern mehrmals zwischendurch, vor allem aber am Ende – wo Zugabe-Rufe ihren Auftritt verlängerten. Außerdem gab es für das Publikum eine exklusive Vorab-Präsentation der neuesten Nummer, die dann erst um Mitternacht online released wurde – „Running out of Time“.

Die vier Musiker sind: Der erst 13-jährige Gustav Lepka am Schlagzeug, sein Bruder Lewin (16, Bass, E-Gitarre, Klavier und Vocals), Bernhard Zenker (16) sowie Zemmari Bloomfield (Gitarre und ebenfalls Stimme). Letzterer, zweisprachig (Englisch/Deutsch) aufgewachsen, hat die Schule mit einer Lehre als Veranstaltungstechniker gewechselt. „Ich bin im zweiten Lehrjahr in der Szene Salzburg“, womit er noch dazu recht nahe an seinem Metier als Musiker arbeiten kann.

Der junge Schlagzeuger spielt schon gut zwei Drittel seines Lebens die Drums. „ich hab mit fünf Jahren angefangen, da hab ich zum Geburtstag eine Cachon (hölzernes quaderförmiges Perkussionsinstrument) bekommen, weil ich schon vorher gesagt hab, dass ich Schlagzeug spielen will. Meine Eltern haben gemeint, ich solle erst ein Jahr Klavier lernen, dann hab ich eben die Cachon gekriegt und fast gleichzeitig auch mit dem Schlagzeugunterricht begonnen.“

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instagram -> the.voicebreakers

Für die Jury verlas Vanja König Auszüge aus den Begründungen für die drei Erstplatzierten UND eine Würdigung für alle (Final-)Texte; neben ihr die Moderatorin des Abends, Hannah Oppolzer

Talente im Frühstadium entdecken

Die Texte der jungen Literat:innen werden zweifach be- und gewertet – zum einen in einem offenen Online-Voting und zum anderen von einer Jury, Profis im schreibenden Gewerbe (Schriftsteller:innen, Journalist:innen) sowie aus der Pädagogik (Lehrer:innen) – siehe auch Infobox beim Hauptartikel zum diesjährigen Bewerb.

Für die Jury las Vanja König aus den Begründungen für die Preisvergabe:
„Mittlerweile findet der Preis zum 11. Mal statt und anhand der Anzahl an Texten, 825 Einreichungen waren es heuer insgesamt, kann man erkennen, dass dieser Talente fördernde Wettbewerb auch durchaus fordernd für uns als Jury ist. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen betrachtet die Jury diese durchaus fordernde Teilnahme an „Junge Texte“ als Privileg, da sie es uns ermöglicht, Texten junger Menschen zu begegnen, deren Talent im Frühstadium seiner Entfaltung zwischen schierer Begeisterung, sprachlicher Begabung und künstlerischem Ausdruckswillen steckt.

Platz 3 und 2

Der dritte Platz ging heuer an „Traumfängerbasteln“ – ein wundervoll geschriebener, malerischer Text über ein Enkelkind, welches sich zum ersten Mal mit dem Thema Tod und Sterben befasst und den Lesenden auf seine naive, und doch herzerwärmende gedankliche Reise mitnimmt.

Im Gegenzug dazu, der zweite Platz – Das Dilemma mit „die Lämmer“ – ein unglaublich witziger Text und dabei so vielschichtig, frisch und voller Sprachlust. Es war eine Freude diesen Text zu lesen, diesen Text immer wieder zu lesen, und dabei jedes Mal über etwas anderes zu schmunzeln.

Platz 1

Trotz dieser und anderer, ausgesprochen guter Beiträge auch im diesjährigen Finale, haben wir uns für „Transitkind“ entschieden, weil wir beim Lesen dieses Textes das Gefühl gehabt haben, ein bisschen was davon zu verstehen, was sein Protagonist, seine Protagonistin durchmacht. Wir wissen nicht, ob das Geschriebene auf Erlebtem basiert. Wir wissen nicht, ob hier aus dem Leben von jemandem berichtet wird. Aber das ist auch nicht wichtig, steckt doch in uns allen etwas vom drohenden Verlorengehen zwischen den Orten vermeintlicher Geborgenheit – genauso wie wir häufig daran scheitern, sie jemandem zu geben. Die Ich-Figur in „Transitkind“ schildert, wie mit ihr verfahren wird mit einer Gelassenheit, die uns an eine urtümliche Weisheit glauben lässt, die sich im Strudel „zivilisierten“ Lebens allmählich zurückbildet… Die Jury gratuliert herzlichst zu diesem tollen Text und zum wohlverdienten ersten Platz!“

Szenenfoto aus "Die Insel" der Company Two in One im Dschungel Wien

Tanz mit und um den Müll

Was wäre, wenn wir einen Tag lang den ganzen Mist den wir produzieren, eigentlich meistens „nur“ kaufen – als Verpackung von Lebensmitteln und Konsumgütern, nicht wegwerfen, sondern mit uns rumschleppen müssten? Dieses Gedankenexperiment setzte einst der US-amerikanische Aktivist für eine (klima-)gerechtere Welt Rob Greenfield (so heißt er wirklich!) in eine Aktion um. Er sammelte den Müll eines Monats, reinigte ihn und band ihn sich rund um seinen Körper. Damit wanderte er durch Städte, um die großen Mengen Abfall jeder und jedes Einzelnen innerhalb von 30 Tagen anschaulich zu machen.

Trashformer

Dieses Bild eines Trashman, Trashformer bringt die Tanz-Company Two in One auf die Bühne des Kinder- und Jugendtheaterhauses Dschungel Wien. In „Die Insel“, ausgedacht und inszeniert von Ákos Hargitay tanzt Łukasz Czapski in solch einem Müll-Anzug. Und das schaut ganz arg monströs aus, schränkt ihn auch kräftig in seiner Bewegungsfreiheit ein. Hin und wieder verliert er im Tanz, der fast an eine Art Roboter erinnert, das eine oder andere (gereinigte) Mist-Stück auf der Tanzfläche. Dass diese ausschließlich von seiner Tanzpartnerin Elda Gallo, die nicht so voluminös, sondern „nur“ aus umgeschneiderten Werbeanner gekleidet ist, eingesammelt werden…? Im besten Fall eine kritische Darstellung, dass (noch immer) oft Frauen für die Aufräumarbeiten hinter Männer-Mist zum Einsatz kommen.

Unsere verletzliche Heimat

Die Tanz-Passage in Re- und Upcyling-Kostümen (Norma Fülöp) ist der zentrale Teil des Stücks, das ansonsten noch so manches an Informationen – und Poetisch-Atmosphärischem (Musik, Klanginstallation: Gammon; Dramaturgie, Assistenz: Michaela Hargitay) umfasst. Da sind vor allem auch die beeindruckenden Foto- und Video-Einblendungen: Vom futzi-winzig kleinen blauen Punkt im großen Universum, der sich beim heran-Zoomen natürlich als unsere Heimat, der Planet Erde, entpuppt bis zu Blicken in ferne Galaxien, oder auf die erschreckende Temperatur-Anstiegs-Grafik. Oder ein Graffiti der berühmtesten Jugendlichen der Welt, Greta Thunberg – zu Zitaten von ihr.

Seien wir achtsam

Über Bilder – jene, die zu sehen sind aber auch die, die sich in den Köpfen der Zuschauer:innen ergeben – vermittelt die mehr als ¾-stündige Performance Wissen und Gefühl: Wir sollten dringend achtsam(er) mit der Welt umgehen. Da hätte es das Einleitungs-Video von Mastermind Ákos Hargitay – jedenfalls nicht in dieser Länge – gebraucht. In diesem sinniert er beim Nassrasieren (übrigens in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts in der Öl-Krise wieder populär geworden), dass in den Pandemie-bedingten Lockdowns ein Runterfahren von Vielem wie Fliegen, Verkehr usw. möglich wurde, und … Highlight in diesem Schwarz-Weiß-Video vor Spiegeln, in denen der Protagonist praktisch isoliert mit sich selbst redet ist allerdings die Selbstironie. Durch einen Anruf seiner Frau kommt er drauf, dass er schon Unmengen Wasser vergeudet hat, da er beim Rasieren die Leitung laufen hat lassen 😉

Ergänzt „Fridays for Future“ durch „Everyday for Future“ ist die Botschaft des – streckenweise auf Englisch gespielten Stücks – weitere Aufführungsserie im April 2022.

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Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Die Insel“ …